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Autistische Gesellschaft

 
       
   
     
 
Der Begriff autistische Gesellschaft wurde von dem Schweizer Soziologen HANS-Joachim HOFFMANN-NOWOTNY (1) (2) geprägt. Er prognostizierte Anfang der 1980er Jahre einen Trend zur Gesellschaft der Einzelgänger. Der deutsche Soziologe Ulrich BECK ersetzte Mitte der 1980er Jahre den altmodischen Begriff Einzelgänger und sprach eingängiger vom Trend zur Single-Gesellschaft (3).

Autistische Gesellschaft und Gesellschaft der Einzelgänger sind für HOFFMANN-NOWOTNY Synonyme. Der Begriff autistisch stammt aus der Klinischen Psychologie und bezieht sich auf das Krankheitsbild des Autismus. Wenn HOFFMANN-NOWOTNY diesen Begriff übernimmt, um damit einen sozialen Zustand zu beschreiben, dann provoziert er damit, dass dem Single-Dasein pathologische Züge zugeschrieben werden. Obwohl er sich im Anmerkungsapparat eines Beitrags von diesem möglichen Missverständnis distanziert, macht er doch keinen Hehl daraus, dass er das Single-Dasein in allen seinen Formen ablehnt. Eine Psychologie, die das zeitlich beschränkte Alleinleben als Entwicklungschance begreift, ist für ihn nur eine Stabilisierung "krankmachender sozialer Verhältnisse" (1).

Mit Autismus bezeichnet HOFFMANN-NOWOTNY "ein vornehmlich auf sich selbst bezogenes Denken und Handeln". Diese Selbstbezogenheit ist für ihn ein charakteristisches Merkmal der Singles. Für eine autistische Gesellschaft sind Bindungs- und Kinderlosigkeit das zentrale Problem, das letztlich zur Selbstauflösung dieser Gesellschaften führt. HOFFMANN-NOWOTNY gehört mit dieser Vision zu den frühen Apokalyptikern. In letzter Zeit ist es vor allem Meinhard MIEGEL, der den Untergang der "individualistischen Kulturen" prophezeit (4).
 
weiterführende Literatur:
(3) BECK, Ulrich (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt a/M: Suhrkamp
(2) HOFFMANN-NOWOTTNY, Hans-Joachim (1984): Auf dem Wege zu einer Gesellschaft von Einzelgängern?, in: Neue Zürcher Zeitung v. 07.07.1984
(4) MIEGEL, Meinhard & Stefanie WAHL (1993): Das Ende des Individualismus. Die Kultur des Westens zerstört sich selbst, München/Landsberg am Lech: Verlag Bonn aktuell
 
weiterführende wissenschaftliche Literatur:
(1) HOFFMANN-NOWOTTNY, Hans-Joachim (1980): Auf dem Wege zur autistischen Gesellschaft?, in: S. Rupp/K. Schwarz/M. Wingen (Hrsg.) Eheschliessung und Familienbildung heute, Deutsche Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft, Wiesbaden: Selbstverlag, S. 161-186
     
 
       
   

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Bernd Kittlaus
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Stand: 03. Februar 2019