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  • Kinderlose
 
       
   
     
 
Der Begriff Kinderlose ist ein Schlüsselbegriff in der Kontroverse Familien contra Singles. Obwohl es ein zentraler Begriff ist, zeichnet er sich durch ein besonders hohes Maß an Unschärfe aus.
 
ZIEBELL/SCHMERL/QUEISSER (1) schreiben hierzu 1992: "In den Nachschlagewerken - auch den feministischen - fehlt der Begriff Kinderlosigkeit völlig. Weder im Brockhaus und Duden noch in soziologischen und psychologischen Handbüchern ist Kinderlosigkeit definiert. Frauen und Männer, die bewußt keine Kinder haben wollen, tauchen auch explizit in keiner Statistik auf (...). Mediziner, wie auch Statistiker, erfassen die Kinderlosigkeit nur bei Ehepaaren." Dieses Defizit ist umso erstaunlicher, da seit Mitte der 1970er Jahre die bevölkerungspolitische Debatte um dieses Thema kreist.
 
Die differenzierteste Bestandsaufnahme der Kinderlosigkeit in Deutschland stammt von BIEN/BAYER/BAUEREIß/DANNENBECK (2). Sie unterscheiden 1996 bei den Haushalten ohne Kinder drei grundsätzliche Formen der Kinderlosigkeit: "Kinderlose findet man in der Phase vor der Elternschaft, ein Zusammenleben ohne Kinder im Haushalt gibt es in der Phase nach dem Auszug des letzten Kindes aus dem elterlichen Haushalt und es gibt auch dauerhafte Kinderlose." In der öffentlichen Debatte werden die Noch-Kinderlosen, Eltern ohne Kinder im Haushalt und dauerhaft bzw. lebenslang Kinderlosen nur selten auseinander gehalten.
 
Die Autoren unterscheiden des weiteren zwischen zwei Formen der Elternschaft, die zur weiteren Differenzierung der Kinderlosigkeit führen: "»Biologische Kinderlosigkeit«, d.h. niemals ein Kind geboren oder gezeugt zu haben, muß von »sozialer Kinderlosigkeit«, d.h. niemals mit einem Kinder unter 18 Jahren in einer Haushaltsgemeinschaft gelebt oder niemals ein Kind erzogen zu haben, getrennt werden. In diesem Sinne könnte man von dauerhafter Kinderlosigkeit eigentlich auch erst sprechen, wenn jemand gestorben ist."
 
Die Unterscheidung von biologischer und sozialer Kinderlosigkeit berücksichtigt die Tatsache, dass es gesellschaftlich erwünscht ist, dass beide Formen der Kinderlosigkeit zusammenfallen. In der Realität treten beide Formen jedoch oft getrennt voneinander auf. Der Begriff Zahlvater weist z.B. darauf hin, dass ein Mann zwar biologischer Vater sein kann, aber dennoch haushaltsmäßig als sozialer Kinderloser gezählt wird, solange er nicht mit einer neuen Partnerin mit Kind zusammenlebt. Bei der sozialen Kinderlosigkeit gibt es durch das gemeinsame Sorgerecht viele mögliche Abstufungen, die im Rahmen der Haushaltsstatistik nicht erfassbar sind.
 
Viele Autoren unterscheiden auch nach den Motiven der Kinderlosigkeit. Eine weit verbreitete Klassifizierung unterscheidet grob zwischen ungewollter und gewollter Kinderlosigkeit. Wenn solche motivationalen Annahmen in die Definition der Kinderlosigkeit eingehen, führt dies zu großen Unterschieden bei der geschätzten Verbreitung der Kinderlosigkeit.
 
Sachbuch:
CARL, Christine (2002): Leben ohne Kinder. Wenn Frauen keine Mütter sein wollen, Reinbek: Rowohlt
SAFER, Jeanne (1998): Kinderlos glücklich. Wenn Frauen keine Mütter sind, München: Deutscher Taschenbuch Verlag
SCHMITZ-KÖSTER, Dorothee (1987): Frauen ohne Kinder, Reinbek: Rowohlt
 
weiterführende wissenschaftliche Literatur:
(2) BIEN, Walter/BAYER, Hiltrud/BAUEREIß, Renate/DANNENBECK, Clemens (1996): Die soziale Lage von Kinderlosen, in: Bien, W. (Hg.) Familie an der Schwelle zum neuen Jahrtausend. Wandel und Entwicklung familialer Lebensformen, DJI Familiensurvey Bd. 6, Opladen: Leske und Budrich, S. 97-104
(1) ZIEBELL, Lindy/SCHMERL, Christiane/QUEISSER, Hannelore (1992): Lebensplanung ohne Kinder. Perspektiven eines bewußten Verzichts, Frankfurt a/M: Fischer
KONIETZKA, Dirk & Michaela KREYENFELD (2007) (Hg.): Ein Leben ohne Kinder. Kinderlosigkeit in Deutschland, Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften
     
 
       
   

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Bernd Kittlaus
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Update: 03. Februar 2019