Wenn die Kritik der Single-Ästhetik im
Gewande der Single-Rhetorik daher kommt
"Wir
brauchen ein neues bürgerliches Zeitalter"
"In manchen Großstädten
wohnen 50 Prozent der Menschen in sogenannten
Einpersonenhaushalten"
(Udo Di Fabio im Spiegel Nr.44 v. 31.10.2005)
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erwidert Udo DI FABIO auf
den Einwand, dass Großstadt-Singles nur eine kleine Schicht der
Gesellschaft repräsentieren. Wir
werden DI FABIO als Lügner bezeichnen müssen, wenn er
diese Behauptung im Spiegel-Interview nicht öffentlich
richtig stellt. Es kann nicht
angehen, dass eine hochrangige Persönlichkeit dieser Republik,
die eine bedeutsame Institution wie das Bundesverfassungsgericht
repräsentiert, das in den letzten Jahren zunehmend Urteile
fällt, von denen Singles in besonderer Weise betroffen sind,
unwidersprochen Sachverhalte verfälschen darf.
Dies ist
umso notwendiger, wenn diese Person in dem Buch Die Kultur
der Freiheit mit Blick auf das NS-Regime schreibt, dass
damals "mit allen Mitteln moderner Propaganda verführt und
belogen worden" ist. Wenn wir uns also nicht erneut schuldig
machen wollen, dann müssen wir verhindern, dass in Deutschland
Singles so etwas wie die neuen Juden des 21. Jahrhunderts
werden.
Es gilt
deshalb bereits jetzt der verlogenen Single-Rhetorik unserer
neuen Werteelite entschieden entgegen zu treten, zumal wenn
sie vordergründig als Kritik der Single-Ästhetik
(GASCHKE) daher kommt.
Die Single-Lüge des Udo Di Fabio
Der eingangs zitierte Satz
ist für einen Soziologen eine Unerträglichkeit, denn er enthält
mindestens drei Verfälschungen:
1) Alleinlebende
müssen nicht allein wohnen
Der statistische Begriff
Einpersonenhaushalt, wie er vom Statistischen Bundesamt in
Wiesbaden verwendet wird, zielt in erster Linie auf das Merkmal
der Wirtschaftsgemeinschaft. Wer allein wirtschaftet, der
führt einen Einpersonenhaushalt.
Wer jedoch wie DI
FABIO behauptet, dass in manchen Großstädten 50 Prozent der
Menschen in einem Einpersonenhaushalt WOHNEN, der unterstellt,
dass ALLE Menschen, die einen Einpersonenhaushalt führen, auch
ALLEINE WOHNEN. Das ist falsch!
Alleinwirtschaftende Menschen können mit anderen Menschen
ZUSAMMEN WOHNEN und sie tun dies auch. Nicht erst seit der
Missbrauchsdebatte um Hartz IV müsste dies bekannt sein.
2) In
Deutschland gibt es keine einzige Großstadt, in der 50 Prozent
der Menschen allein leben
Von Udo DI FABIO werden
Haushaltsebene und Personenebene in unzulässiger Weise vermischt,
um auf die eingangs zitierte Horrorzahl zu kommen.
Es stimmt zwar,
dass in Großstädten der Anteil der Einpersonenhaushalten an den
PRIVATHAUSHALTEN 50 % betragen kann. Es ist jedoch falsch, dass
dann 50 Prozent der Menschen dieser Großstadt - wie Udo DI FABIO
behauptet - allein leben.
Zum einen werden
weder Obdachlose noch Bewohner von Heimen
mitgezählt, noch wird berücksichtigt, dass in einem
Einpersonenhaushalt nur eine Person lebt, während in
Mehrpersonenhaushalten - wie der Begriff es schon nahe legt
- mehr als eine Person lebt.
Aus diesem Grunde
leben in deutschen Großstädten lediglich ca. 30 - 35 % der
Menschen allein (Obdachlose und Heimbewohner, wie gesagt, nicht
einmal mitberücksichtigt).
Auch wenn Herrn DI
FABIO diese Zahlenverhältnisse sozusagen schnurzegal sein mögen: 15 - 20 % daneben zu liegen, das sind keine Peanuts!
Dies gilt umso
mehr, wenn - wie z. B beim Pflegeurteil vom April 2001 -
Zahlenverhältnisse eine entscheidende argumentative Rolle
spielen.
Der fahrlässige
Umgang mit Zahlen darf deshalb in diesem Fall nicht geduldet
werden. So genannte Singles sollten sich das nicht gefallen
lassen, sondern unsere Single-Rhetoriker zur Rede stellen.
Später könnte zu spät sein!
3) Das
Leben im Single-Haushalt ist nicht gleichbedeutend mit einem
Leben ohne Kinder
Herr DI FABIO verteidigt
im Spiegel-Interview scheinbar Kinderlose gegen ihre
Verächter, wenn er sagt:
"Wir
brauchen ein neues bürgerliches Zeitalter"
"Wir sollten nicht auf ein
vormodernes Niveau zurückfallen und sagen, jemand kann nur das
glaubhaft verkünden, was er selbst lebt. Selbstverständlich kann
zum Beispiel jemand, der keine Kinder hat, eine wunderbare
Familienpolitik machen. Kinderlosigkeit ist ja auch keineswegs
immer eine Lebensstil-Entscheidung, sie kann biologische Gründe
haben und ein schweres Schicksal sein."
(Udo Di Fabio im Spiegel Nr.44 v. 31.10.2005)
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Die Single-Rhetorik des
Udo DI FABIO entlarvt diese Verteidigung als heuchlerisch! Unter Punkt 1
haben wir bereits dargelegt, dass ALLEINWIRTSCHAFTEN und
ZUSAMMENWOHNEN sich keineswegs ausschließen.
Alleinleben wird
in den Medien gerne als LEBEN OHNE KINDER beschrieben. Das ist
jedoch falsch! Alleinlebende
können z.B. mit Alleinerziehenden ZUSAMMENWOHNEN und sie tun
dies auch, wie die Studie Wie leben die Deutschen? von
Norbert F. SCHNEIDER u.a. aus dem Jahr 2000 eindrucksvoll
bewiesen hat.
Die Autoren
kritisieren die Tatsache, dass das traditionale Familienkonzept
des Mikrozensus, auf den sich auch DI FABIO mit seiner
Behauptung beziehen muss - nicht in der Lage ist,
moderne Familienverhältnisse abzubilden:
Wie leben
die Deutschen?
"Mit der Abkehr vom
gegenwärtigen Familienkonzept hin zu einem modifizierten
Lebensformkonzept könnten in Zukunft Probleme verringert werden,
die vermutlich zu einer systematischen Überschätzung von
Alleinerziehenden und Alleinlebenden zu Lasten von
nichtehelichen Lebensgemeinschaften mit und ohne Kinder führen.
Es ist familiensoziologisch nicht sinnvoll, eine nichteheliche
Lebensgemeinschaft mit gemeinsamen Kindern statistisch als zwei
Haushalte, einen Alleinerziehendenhaushalt und einen
Einpersonenhaushalt, auszuweisen."
(2000, S.105)
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Der Begriff
Einpersonenhaushalt ist also nicht dazu geeignet KINDERLOSE und
ELTERN sauber auseinander zu dividieren.
Weder biologische,
noch soziale Elternschaft können ausgeschlossen werden.
In dem Buch
Alleinerziehen - Vielfalt und Dynamik einer Lebensform
(2001) geben Norbert F. SCHNEIDER u.a. einen Einblick in die
Verfälschungen durch die amtliche Statistik.
Demnach leben mehr
als ein Drittel der Alleinerziehenden in einer Partnerschaft
ohne Haushaltsgemeinschaft. Hier verbergen sich u. a.
Personen, die einen Einpersonenhaushalt führen. SCHNEIDER u.a.
schreiben dazu:
Alleinerziehen - Vielfalt und Dynamik einer Lebensform
"Besteht eine neue
Partnerschaft, hat diese Person für das Kind in 73 % der Fälle
eine nennenswerte bis sehr wichtige Rolle als Erziehungsperson,
d.h. bei 24 % aller Alleinerziehenden."
(2001)
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Wir halten also fest: die
amtliche Statistik lässt uns im Stich, wenn es um das
Verhältnis von Alleinlebenden zu Kindern geht.
Alleinlebende
können entweder mit Alleinerziehenden zusammenwohnen oder als
Partner ohne Haushaltsgemeinschaft eine wichtige Rolle als
Erziehungsperson (soziale Elternschaft) wahrnehmen.
Wenn dies stimmt,
dann ist die Aussage von DI FABIO:
"Wir
brauchen ein neues bürgerliches Zeitalter"
"Wir brauchen ein neues
bürgerliches Zeitalter, ohne die Enge des alten, jedenfalls mehr
Respekt für die Familien"
(Udo Di Fabio im Spiegel Nr.44 v. 31.10.2005)
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nichts als eine wertlose
Phrase.
DI FABIO
polemisiert gegen ALLE FAMILIENFORMEN jenseits der
traditionellen bürgerlichen Familie.
MODERNE
FAMILIENVERHÄLTNISSE liegen oftmals quer zu den Begriffen der
Haushaltsstatistik. Die moderne Familie wird sozusagen
HAUSHALTSÜBERGREIFEND gelebt.
Der
Familiensoziologe Hans BERTRAM hat den Begriff der
multilokalen Mehrgenerationen-Familie geprägt, der teilweise
auch auf die hier beschriebenen modernen Familienverhältnisse
angewendet werden kann.
Die vordergründige
Kritik von DI FABIO an der Single-Ästhetik, wonach in
Werbung, Film und Fernsehen das Single-Dasein zur
gesellschaftlichen Norm erhoben wird, entpuppt sich bei näherer
Betrachtung der Single-Rhetorik des Udo DI FABIO als
reaktionär.
Die Feigheit unserer neuen Werteelite
Man mag die neuen
Familienverhältnisse missbilligen, dann sollte man jedoch auch
so redlich sein und dies OFFEN tun. DI FABIO versteckt sich
jedoch hinter einer FEIGEN SINGLE-RHETORIK.
Wer traditionellen
Werten zum Durchbruch verhelfen möchte, sich jedoch einer
VERLOGENEN SINGLE-RHETORIK bedient, der sollte nicht ernst
genommen werden. Hier gilt: Schluss mit lustig!
Auf dieser Website
wird dieser VERLOGENHEIT entschieden entgegen getreten, weil
dieser Kulturkampf zweier elitärer Milieus zu Lasten
derjenigen geht, die aus den unterschiedlichsten Gründen
jenseits der so genannten Mitte leben müssen.
Wer wie DI FABIO
Werte wie Anstand und Aufrichtigkeit betont, der macht
sich unglaubwürdig, wenn er sich zu deren Durchsetzung einer
Hinterhältigen SINGLE-RHETORIK bedient.
Wenn schon
Kulturkampf, Herr DI FABIO, dann bitte offen und ehrlich und
nicht hinterhältig und feige!
Der Vorwurf der Verantwortungslosigkeit gilt
nicht nur den Singles, sondern auch den modernen Familienformen
Im Spiegel-Interview
wirft DI FABIO implizit allen Eltern, die nicht zusammen in
einer
Wirtschaftsgemeinschaft leben, Verantwortungslosigkeit vor.
Zu dieser Gruppe
gehören Alleinerziehende im Sinne des Statistischen
Bundesamtes und Mitglieder von Patchwork-Familien (diesen
Begriff kennt das Statistische Bundesamt erst gar nicht).
Es gehören aber
auch Alleinlebende dazu, die mit Kindern zwar
zusammenwohnen, aber keine Haushaltsgemeinschaft führen.
Außerdem
Alleinlebende, die eine Partnerschaft mit einer bzw. einem
Alleinerziehenden führen, aber nicht mit diesem Partner
zusammenwohnen. Man darf diesen
Menschen Verantwortungslosigkeit vorwerfen, aber wenn man dies
tut, dann sollte man dies auch offen aussprechen und nicht durch
eine feige Single-Rhetorik verschleiern!
Wir verlangen eine öffentliche
Richtigstellung
Wir gehen hier davon aus,
dass Sie, Herr DI FABIO, jene eingangs zitierte Äußerung, die wir
hier wörtlich genommen haben, nicht so gemeint haben, wie sie im
Spiegel zu lesen ist. Auch wenn diese
Äußerung nur der Schlampigkeit bzw. Lässigkeit der Spiegel-Sprache
geschuldet sein sollte, kann diese Äußerung nicht in dieser Form
stehen bleiben.
Wir erwarten
deshalb eine öffentliche Richtigstellung. So lange bleibt
hier der Vorwurf der Single-Lüge bestehen.
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