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Rezension

 
       
   

50 einfache Dinge, die Sie über das Kinderkriegen wissen sollten

 
       
   

Frank Louwen klärt kompetent über das Kinderkriegen auf

 
       
     
       
   
     
 

Einführung

Frank LOUWEN möchte mit seinem Buch 50 einfach Dinge, die Sie über das Kinderkriegen wissen sollten all jene ansprechen, die vielleicht schon ein Kind haben, aber keine weitere Geburt erleben möchten, obgleich die zweite oder dritte Geburt häufig schmerzfreier und unkomplizierter ist. Und natürlich auch Frauen, die ihrer ersten Geburt entgegen sehen, möchte LOUWEN erreichen.

Es geht in dem Buch also nicht um die Frage, ob ich ein Kind haben möchte oder nicht. Solche Fragen wurden in den letzten Jahren leider des Öfteren hoch emotional verhandelt - nicht immer zum Besten derjenigen Frauen oder Männer, die vor dieser entscheidenden Frage der Familiengründung standen . Das Buch ist wohltuend unaufgeregt und informativ. Es ist in 50 Kapitel unterteilt, die mit der Feststellung der Schwangerschaft beginnen und mit dem Verlassen des Wochenbettes bzw. dem Ende der Stillzeit enden.

Bin ich schwanger?

Für Frauen, die sich für die Kinderlosigkeit entschieden haben, ist dies eine angstbesetzte Frage. Für Frauen, die ungewollt kinderlos sind, und sich nichts sehnlicher als ein Kind wünschen ebenfalls. Um beides geht es LOUWEN aber nicht. Er klärt stattdessen darüber auf, wie sicher die Methoden der Schwangerschaftsfeststellung heutzutage sind und von welchen Symptomen man auf eine Schwangerschaft schließen kann. Manches kennt man von Filmen (Erbrechen), anderes hat man vielleicht noch nicht gewusst. Man bekommt erklärt, wie man den Geburtstermin berechnet, um dann zu erfahren, dass dies lediglich bei ca. 4 % der Schwangeren tatsächlich so sein wird - man muss sich also keine unnötigen Sorgen machen, sondern bekommt mit Eckwerten Anhaltspunkte für normale Abweichungen geliefert. Wofür man einen Mutterpass braucht und warum man noch lange keine Risikoschwangerschaft zu befürchten hat, wenn einige der belastenden Umstände auf einem zutreffen, das wird sachlich erklärt. So kann man Kapitel für Kapitel des Buches durchlesen, um sich auf das Kommende vorzubereiten.

Was passiert da mit meinem Körper? Ist das gefährlich oder gar Grund zur Freude?

Der Körper verändert sich bei einer Schwangerschaft und wer weiß, was im Körper vorgeht, der muss sich weniger Sorgen machen. LOUWEN erklärt was es mit dem größten menschlichen Muskel auf sich hat, welche Organe in welcher Phase besonderen Belastungen ausgesetzt sind und erläutert mit welchen Anfälligkeiten man zu rechnen hat. Wer z.B. unter besonderen Erkrankungen leidet, der kann sich dadurch rechtzeitig auf diese Belastungen vorbereiten. Wichtige Aspekte werden durch einen dunkleren Hintergrund hervorgehoben und enthalten meistens noch nützliche Empfehlungen oder Hinweise auf Gefahren.

Die Psyche stellt sich auf das Ereignis der Geburt ein

LOUWEN lässt die Psyche natürlich nicht außen vor, sondern geht darauf ein, wenn es sich um Begleitumstände handelt. Entwicklungspsychologen sprechen von "kritischen Lebensereignissen", LOUWEN verwendet dagegen den Begriff "Lebenskrise". Beides ist nicht negativ, sondern positiv im Sinne einer Herausforderung zu verstehen. Eine Schwangerschaft will psychisch verarbeitet werden, selbst wenn sie nicht ungewollt ist. Die Geburt eines Kindes verändert das Leben. Beim ersten Kind ist das meist gravierender als beim zweiten. LOUWEN geht z.B. darauf ein, inwiefern eine Ultraschalldiagnostik die Bindung zum Kind fördern kann bzw. ob Screeningtests eher verunsichern als beruhigen.

Die richtige Ernährung ist wichtig

LOUWEN gibt Ernährungstipps, damit das Kind während der Schwangerschaft richtig versorgt wird. Auch für die Mutter ist eine gesunde Ernährung wichtig. Es wird ausführlich erläutert welche Nahrungsmittel der Körper braucht und was Vegetarier beachten sollten. Sollte man auf Genussmittel verzichten und wie sieht es mit Drogen aus? Wie viel Sport und Bewegung ist gesund?

Darf ich während der Schwangerschaft verreisen?

Wenn notwendig, geht LOUWEN auch auf Dinge ein, an die man vielleicht im ersten Moment gar nicht denkt und die nicht unbedingt medizinische Gründe haben. Oder hätten Sie daran gedacht darauf zu achten, ob eine Fluglinie Hochschwangere überhaupt mitnimmt? 

50 einfache Dinge, die Sie über das Kinderkriegen wissen sollten

"In den letzten Wochen der Schwangerschaft sollten Sie vor Flugantritt bei der Fluglinie anfragen, ob es besondere Beschränkungen für Schwangere gibt oder gar ein ärztliches Attest verlangt wird, das die Unbedenklichkeit der Reise bescheinigt. Einige Fluggesellschaften nehmen Schwangere ab der 34. bis 36. Schwangerschaftswoche nicht mehr mit, da sie das Risiko einer vorzeitigen Geburt an Bord vermeiden möchten."
(2008, S.52)

Okay, der eine oder andere hätte das gewusst, weil er Vielflieger ist oder gerade jemand unter den Bekannten wegen solch einer Geschichte nicht an Bord gehen durfte. Da in bestimmten Milieus jedoch Schwangere eher die Ausnahme statt die Regel sind, ist solch  alltagspraktisches Wissen nicht immer vorhanden.

Für einen guten Schwangerschaftsverlauf

Mit 35 gilt heutzutage eine Frau als Spätgebärende, das weiß man inzwischen zur Genüge aus den Medien. Meist geht das mit unangenehmem Alarmismus einher. Dies muss nicht sein, wie man bei LOUWEN dankbar merken wird. Es wird sachlich erläutert, warum es zu bestimmten Risiken kommt. Die Altersgrenze 35 ist im übrigen willkürlich und folgt nicht unbedingt medizinischen Gesichtspunkten. Es ist eher eine Konvention, die mit historisch Gewachsenem zu tun hat. So galten z.B. bis zum Jahr 2005 bereits 40Jährige als lebenslang kinderlos. Erst eine öffentliche Debatte um die Akademikerinnenkinderlosigkeit brachte ans Licht, dass Frauen mit Universitätsabschluss und einem Beruf mit langer Ausbildung und langwieriger Etablierungsphase - wie es z.B. für Wissenschaftlerinnen üblich ist - auch jenseits der 40 noch das erste Kind zur Welt bringen. Mit einem Für und Wider Reproduktionsmedizin muss sich LOUWEN auch nicht aufhalten, was nicht heißt, dass nicht deren Erfolge zwangsläufig Thema sind, z. B. unter dem Stichwort Risikoschwangerschaften. Aber auch Moden wie die gestiegene Kaiserschnittrate gehören dazu. LOUWEN gehört nicht zu jenen, die zu einem Kaiserschnitt raten, wenn es nicht medizinisch notwendig ist. In dieser Angelegenheit bezieht er im Buch auch deutlich Stellung.

50 einfache Dinge, die Sie über das Kinderkriegen wissen sollten

"Schwangerschaften nach Hormonbehandlung führen vermehrt zu Zwillingen, Drillingen und Vierlingen. Mehrlingsschwangerschaften wiederum haben ihre ganz spezifischen Risiken während der Schwangerschaft und Geburt (...).
Schließlich verursacht beispielsweise auch die deutlich gestiegene Kaiserschnittrate bei nachfolgenden Schwangerschaften Komplikationen.
Es gibt also eine ganze Reihe Faktoren, die aus einer Schwangerschaft eine Risikoschwangerschaft machen. Risikoschwangerschaft bedeutet in diesem Zusammenhang aber nicht, dass die Schwangerschaft oder Geburt besonders komplikationsreich verlaufen müssen. Vielmehr soll das Erkennen spezieller Risiken dazu beitragen, durch bestmögliche Aufklärung, ausführliche Beratung und, wenn nötig, frühzeitige Behandlung einen optimalen Schwangerschafts- und Geburtsverlauf zu gewährleisten.
(2008, S.81)

Wem dieser Stil zu sachlich ist und wer sich lieber mit Pro- und Contrapositionen politischer Couleur auseinandersetzen möchte, der muss zu anderen Büchern greifen.

Der schwangere Mann

Der schwangere Mann ist kein anatomisches Wunder wie eine alte Doris Day-Komödie witzelt. Es handelt sich auch nicht um Thomas Beatie, der nach einer Geschlechtsumwandlung als Mann schwanger wurde. Sondern LOUWEN klärt in diesem Kapitel darüber auf, dass sich beim Mann während der Schwangerschaft der Hormonspiegel ändert. Nicht immer sind Männer bei der Geburt eine wirkliche Hilfe für ihre Frau, wie die nachfolgende Passage deutlich macht.

50 einfache Dinge, die Sie über das Kinderkriegen wissen sollten

"Viele Partner bereiten sich heute ebenfalls auf die Geburt vor, und nahezu alle Geburten werden heute vom Vater miterlebt. Es ist für ihn emotional ein ebenso großartiges Ereignis wie für seine Partnerin. Und dennoch verhält sich der werdende Vater während der Geburt oft völlig anders, als er es sich vorgenommen hatte. Seine Aufmerksamkeit ist deutlich gesteigert, und Unruhe und Besorgnis sind gepaart mit einem Gefühl der Machtlosigkeit.
          
 Darüber hinaus sind Männer sehr bemüht, ihre Frauen während der Geburt zu stützen und zu unterstützen. Doch oftmals bleiben sie in einer gewissen Hilflosigkeit befangen, während die Partnerin sehr deutlich spürt, was ihr während der Geburt guttut oder welche Position für sie gerade die bequemste ist."
(2008, S.90)

Inzwischen gibt es ja reihenweise Väterliteratur, mit der man sich auch auf solche Situationen vorbereiten kann.

Geburtsvorbereitung - aber richtig!

In diesem Buchabschnitt erklärt LOUWEN, was es sich mit einem harten Bauch auf sich hat, ob Geburtsvorbereitungskurse sinnvoll sind und worauf man bei der Wahl eines Geburtsortes achten sollte. Wann ist eine stationäre Entbindung angebracht? Und wann ist eine ambulante Entbindung ausreichend? Hier wird auch erklärt, was die Zertifizierung Babyfreundliches Krankenhaus bedeutet. Nützlich ist es auch zu wissen was in den so genannten Klinikkoffer gehört. Wenn Sie noch nichts vom Blasensprung gehört haben, werden Sie auch darüber aufgeklärt.

Wehen und was wir alles dafür halten

Was Wehen sind, das meint jeder zu kennen, der schon mal eine Geburt in einem Spielfilm gesehen hat. LOUWEN nimmt sich ganze 3 Seiten Platz, um die Unterschiede zwischen normalen Wehen und Wehen, die zur Geburt führen, deutlich zu machen. Ein Märchen ist, dass Wehen schmerzhaft sein müssen. Und was ist, wenn sie ausbleiben? Im Kapitel 30 sind wir mit LOUWEN endlich im Kreißsaal angekommen. Wie lange dauert eine "normale" Geburt? Und wovon hängt die Dauer ab? Der Angst vor Schmerzen widmet sich LOUWEN ein ganzes Kapitel. Welche Wirkungen haben Entspannungstechniken, Aromatherapie, Massagen oder andere Methoden? Sehr ausführlich geht LOUWEN auf das ein, was im Kreißsaal gemacht werden kann, damit die Geburt ein positives Erlebnis wird. Wichtige Themen sind auch, wann ein Kaiserschnitt medizinisch notwendig ist, was eine Beckenendlage bedeutet oder wann eine Zangenentbindung oder eine Saugglocke erforderlich ist. Mit Kapitel 44 ist das Baby dann da.

Die ersten Tage und Wochen nach der Geburt

Mit der Geburt sind wir bei LOUWEN aber noch längst nicht entlassen. Die Geburt ist zwar das wichtigste Ereignis, aber damit ist noch nicht unbedingt alles überstanden. Es wird nicht verschwiegen, dass es "Baby Blues" oder "Heultage" gibt, was aber nicht gleichbedeutend mit einer Wochenbettdepression ist. Auch Besuche können in den ersten Tagen anstrengend sein. Und auch Gymnastik und Training stehen auf dem Programm, um wieder in Form zu kommen. Wissenswertes rund ums Stillen wird ausführlich erläutert. Das ist LOUWEN besonders wichtig.

Wem das Buch nicht genügt, der findet im Anhang wichtige Adressen und Internetseiten. Dabei handelt es sich meist um Angebote von Institutionen wie dem deutschen Hebammenbund, Frauenärzte im Netz oder Seiten, die hochwertige Informationen bereitstellen. Einige bieten auch Foren und Chats rund ums Thema an. Das ist eine gute Ausgangsbasis um Fragen beantwortet zu bekommen, die sehr speziell sind.

Fazit: Das Buch klärt kompetent über das Wichtigste rund um Schwangerschaft und Geburt auf

Wer die Entscheidung für ein Kind hinter sich hat und schwanger ist, der gehört zu jenen, die LOUWEN mit seinem Buch 50 einfache Dinge, die Sie über das Kinderkriegen wissen sollten, ansprechen will. Das Buch richtet sich an Frauen, die Aufklärung zum Thema Kinderkriegen suchen (aber Männer dürfen ruhig auch darin lesen). Manche werden vielleicht ein paar auflockernde Zeichnungen oder Humoriges vermissen. Wer das bevorzugt wird enttäuscht, aber auf diesem Gebiet wird man sicher auf dem Buchmarkt leichter fündig. Die Aufklärung über medizinische Sachverhalte stehen bei dem erfahrenen Geburtshelfer und Pränatalmediziner zwar im Vordergrund, aber wo es angebracht ist, wird auch auf die Psyche oder alltagspraktische Aspekte eingegangen. Gerade angesichts unserer Kultur des Zweifels ist ein solches Buch besonders wertvoll.

 
     
 
   

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© 2002 - 2018
Bernd Kittlaus
webmaster@single-generation.de Erstellt: 15. Februar 2009
Update: 26. November 2018