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Partnerlose

 
       
   
     
 
"Partnerlose ('Alleinstehende') - das sind alle, die keinen festen Partner haben (sie müssen deshalb nicht alleine wohnen). So charakterisiert der Soziologe Günter BURKART (1) diese Personengruppe, die von der amtlichen Statistik der Bundesrepublik Deutschland nicht erfasst wird und deshalb Anlass zu wilden Spekulationen bezüglich des Ausmaßes der Partnerlosigkeit bietet. Es wird zwar viel über Partnerlosigkeit geschrieben, aber eine sozialwissenschaftliche Erforschung der Partnerlosigkeit, die den Beziehungsaspekt ernst nimmt, steht noch am Beginn. Mit dem Familiensurvey des Deutschen Jugendinstituts (2) (3) (4) stehen erstmals repräsentative Daten zur Verfügung, die eine solche Forschung möglich machen.

Die Begriffsverwirrung, die durch die Single-Debatte seit den 1990er Jahren ausgelöst wurde, resultiert aus der Tatsache, dass der Single-Begriff zum einen Alleinlebende und zum anderen Partnerlose unabhängig von der Wohnform bezeichnet (1). Diese Bedeutungsunterschiede werden jedoch von vielen Autoren ignoriert oder sogar durcheinander gebracht.

Dies führt einerseits dazu, dass vielfach nur über alleinwohnende Partnerlose geredet wird. Es wird dann vielfach übersehen, dass Alleinerziehende und Personen in Mehrpersonenhaushalten ebenfalls Partnerlose sein können. Und andererseits wird das Alleinleben gar mit Partnerlosigkeit gleichgesetzt. Übersehen wird dann, dass viele Alleinlebende in einer festen Partnerschaft leben, die man als Living apart together oder als Liebe auf Distanz bezeichnet.

In einer Lebensverlaufsperspektive ist außerdem zu beachten, dass in der ersten Phase einer Partnerschaft die beiden Partner meist noch nicht zusammen wohnen und sie statistisch gesehen zwar z.B. als zwei Alleinlebende gezählt werden, aber sich in ihrer Selbstwahrnehmung durchaus als Paar sehen können.
 
Wann ein Paar zum Paar wird ist deshalb eine zentrale sozialwissenschaftliche Frage, die Einfluss auf die Größenordnung der Partnerlosigkeit hat. Die amtliche Statistik überschätzt das Ausmaß der Partnerlosigkeit, da Paare nur dann als Paar gelten, wenn sie bei der Erhebung angeben, einen gemeinsamen Haushalt zu führen.

Ob es eine Zunahme von Singles im Sinne von Partnerlosen gegeben hat, lässt sich mit Hilfe der amtlichen Statistik nicht endgültig klären. Die Zunahme von Einpersonenhaushalten ist nicht zu verwechseln mit der Zunahme von Partnerlosen. Es könnte sogar sein, dass die Zahl der Partnerlosen im Laufe der letzten Jahrzehnte abgenommen hat.

Wenn von den Partnersuchenden die Rede ist, dann müsste vom Begriff des Partnerlosen und nicht vom statistischen Begriff des Einpersonenhaushalts ausgegangen werden. Partnersuchende wären dann eine Untergruppe der Partnerlosen. Dies wäre zwar auch keine umfassende Herangehensweise an das Phänomen, weil letztlich auch Personen, die in einer Partnerschaft leben, Partnersuchende sein können (letzte Phase einer Partnerschaft vor der Trennung). Es wäre jedoch ein Fortschritt gegenüber der derzeitigen Situation.
 
weiterführende wissenschaftliche Literatur:
BACHMANN, Ronald (1992): Singles. Zum Selbstverständnis von 30- bis 40jährigen partnerlos alleinlebenden Männern und Frauen, (Diss.), Frankfurt a/M u.a.: Lang
(2) BERTRAM, Hans (Hrsg.)(1995): Das Individuum und seine Familie. Lebensformen, Familienbeziehungen und Lebensereignisse im Erwachsenenalter, DJI Familiensurvey Bd. 4, Opladen: Leske und Budrich
(3) BIEN, Walter/BENDER, Donald (1995): Was sind Singles? Ein alltagstheoretischer Zugang zur Problematik, in: Bertram, H. (Hrsg.) Das Individuum und seine Familie. Lebensformen, Familienbeziehungen und Lebensereignisse im Erwachsenenalter. DJI Familiensurvey Bd. 4, Opladen: Leske und Budrich, S. 61-89
(4) BIEN, Walter (Hrsg.)(1996) Familie an der Schwelle zum neuen Jahrtausend. Wandel und Entwicklung familialer Lebensformen, DJI Familiensurvey Bd. 6, Opladen: Leske und Budrich
(1) BURKART, Günter (1997): Lebensphasen - Liebesphasen. Vom Paar zur Ehe, zum Single und zurück?, Opladen: Leske und Budrich
STEIN, Peter J. (1976): Single, Englewood Cliffs (New Jersey): Prentice-Hall
     
 
       
   

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Update: 03. Februar 2019