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Die Motive des Alleinreisens
Leichtes Glück
"War
es überhaupt nötig, zu verreisen? Sie war noch keineswegs
zusammengebrochen vor Überlastung, Erschöpfung, Verdruß.
Da wäre sie also plötzlich im Urlaub und fragte sich auf
einmal, warum? Sie war noch fit am Abgrund. Womöglich
betrieb sie nur Geldraushauen. Oder sie flog, weil es
Sitte geworden war, im Winter das Weite zu suchen? Wer
nicht flüchtete, galt als mittellos."
(2005, S.17) |
Die Urlaubsreise
gehört in der heutigen Gesellschaft sozusagen zum
Pflichtprogramm einer besser verdienenden
Angestellten. Es stellt sich dann jedoch die Frage
wohin?
Leichtes Glück
"Die Senioreninsel
hatte sie sich ausgesucht, um von allem zu entspannen.
Nur keine neue Affäre, kein Tamtam, Jubel, dann
Szenen, Tränen und ein beherrschtes Adieu. - Die
Impulse waren auf Null zurückzufahren. Für den inneren
Frieden, zum Segen der Beständigkeit des Ichs, als
verdiente Pause zwischen den Herausforderungen.
Eisbecher, Brandy, Planschen in der Bucht, ja!, mit
Wonne!, aber kein Aufruhr".
(2005, S.75) |
Es mag auf den
ersten Blick erstaunen, dass eine 42jährige
Karrierefrau sich eine Senioreninsel als
Urlaubsziel aussucht.
Exkurs: Urlaubsfischen
Im Gegensatz zur
öffentlichen Debatte um das Single-Dasein, handelt es
sich bei den Alleinlebenden im mittleren Lebensalter
nicht unbedingt um Partnersuchende, die keine
Gelegenheit auslassen, um den Mann fürs Leben zu
finden.
Und selbst jenen,
die im Grunde auf Partnersuche sind, ist nicht immer
nach "Urlaubsfischen" zumute.
Jeder Fisch ist schön, wenn er an der Angel hängt
"»Man muss nur mehr verreisen, Sonne, Strand
und Meer locken die Hormone ans Licht, da läuft alles viel
easier«, ist die Überzeugung von Marina, 23, aus München.
Im Urlaub ist für sie alles, was mit Kennenlernen zu tun
hat, kein Problem. Obwohl sie sich selbst als eher
schüchtern bezeichnet."
(2003, S. 74) |
Susanne FRÖHLICH &
Constanze KLEIS haben in ihrem Ratgeber Jeder Fisch
ist schön, wenn er an der Angel hängt auch das
Thema Urlaubsflirt behandelt. Dort finden sich
Tipps, was bei der Wahl des Urlaubsorts zu beachten
ist, damit man beim Urlaubsfischen nicht von
vorneherein auf verlorenem Posten steht.
Christine Perlacher
ist aber weder schüchtern, noch ist ihr Alleinleben
durch Männermangel gekennzeichnet. Im Gegenteil! Sie
hat gleich mehrere Männer zur Auswahl und im Roman
geht es deshalb u. a. auch darum, ob sich Christine
überhaupt binden möchte und wenn, welcher der Männer
der Richtige wäre. Ein Urlaubsflirt wäre für Christine
also kein "technisches" Problem.
Christines
Hauptmotiv ist jedoch das Abstandgewinnen, zum
einen vom beruflichen Alltag und zum anderen von ihren
privaten Affären.
Das Abstandgewinnen
wurde in der Bestandsaufnahme Die Alleinreisenden zum Glück des
Alleinreisens gezählt.
Heutzutage gilt
zwar das Alleinreisen bei vielen nur als zweite Wahl,
aber in Zeiten von Reisepartnervermittlungen
ist das Alleinreisen auch für Alleinlebende nicht mehr
zwingend notwendig, sondern eine bewusste
Entscheidung für eine Reiseform.
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