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Inhaltsverzeichnis
Einführung
Leipzig im
Überblick:
Tabelle:
Eingemeindungen in Leipzig 1990 - 2000
Tabelle:
Die Bevölkerungsentwicklung in Leipzig 1990 - 2000
Tabelle:
Vergleich der tatsächlichen Leipziger
Bevölkerungsentwicklung mit
Bevölkerungsvorausschätzungen der
Jahre 2007, 2009 und 2013
Tabelle:
Die Leipziger Stadtteile im Blickpunkt der medialen
Berichterstattung über die Wohnungsteilmärkte
Kommentierte Bibliografie (2019)
2019
LASCH,
Hendrik (2019): Mehr Augenmerk auf die Erststimme.
Sachsens Linke will bei der
Landtagswahl verstärkt um Direktmandate kämpfen, hält aber
nichts von Absprachen mit anderen Parteien,
in:
Neues Deutschland v.
04.01.
Hendrik LASCH berichtet über die Hoffnungen der Linkspartei auf
Direktmandate in Sachsen. 2004 war die damalige PDS bei der
Landtagswahl in zwei Wahlkreisen von Leipzig und in Hoyerswerda
und Chemnitz erfolgreich. Bei geschwächter CDU und erstarkter
AfD steigen die Chance als lachender Dritter hervorzugehen.
"Zwei der Direktmandate, das
von Zais und das von Dietmar Pellmann in Leipzig-Grünau, wurden
2009 verteidigt. 2014 beschloss die Regierung einen Neuzuschnitt
der Wahlkreise, der die Chemnitzer Linke-Hochburg zerschnitt.
Nagel indes gelang es, einen Wahlkampf zu führen, mit dem sie
sich in den linksalternativen Vierteln in Leipzigs Süden gegen
grüne Konkurrenz behauptete und zugleich in ländlichen Regionen
am Stadtrand die CDU in Schach hielt",
beschreibt LASCH eine der
Linkspartei genehme Sicht auf historische Landtagskämpfe. In
Sachsen haben Linke und Grüne den Vorteil, dass sie noch nie an
der Landesregierung beteiligt waren. Nach
derzeitigen Umfragenergebnissen kann die Linkspartei jedoch
- im Gegensatz zu den Grünen - nicht von der Schwäche der
Regierungsparteien profitieren.
SDIE. (2019):
Deutsche Innenstädte sind nur mäßig attraktiv.
Leipzig liegt in der Gunst der
Passanten vorne,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 24.01.
Bericht über die Studie Vitale
Innenstädte des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), in
der Passanten in 116 Städten befragt wurden:
"Bei den Städten mit mehr als
500.000 Einwohnern erzielt Leipzig das beste Ergebnis.
In den
kleineren Städten liegen Erfurt, Trier, Stralsund und Wismar vorne."
LASCH, Hendrik (2019): Rechtsextreme werden übermütig.
AfD fordert nach Wahlerfolg in
Sachsen "Unterordnung" der CDU - Linke gewinnt Leipzig,
in:
Neues Deutschland v. 28.05.
In Leipzig erhalten Linke und Grüne je 15 Sitze. Die
Linkspartei braucht sich also nichts darauf einzubilden, dass
sie dort stärkste Kraft wurde! Die CDU kommt auf 13 Sitze und
die AfD auf 11 Sitze (Insgesamt: 70 Sitze).
LOCKE, Stefan
(2019): Der Erste aus dem Osten.
Menschen & Wirtschaft: Den
Städtetag führt künftig der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung.
An Selbstbewusstsein fehlt es dem SPD-Politiker nicht: Seine Bilanz
sei eine Sensation,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 07.06.
Stefan LOCKE porträtiert den in
Nordrhein-Westfalen geborenen SPD-Politiker, der nach der Wende in den
Osten zog und seit 2006 Oberbürgermeister in Leipzig ist. Im letzten
Drittel zeichnet LOCKE ein Bild der Stadt Leipzig von der
"Armutshauptstadt Deutschlands" zur heutigen Schwarmstadt:
"Boom und Glanz überdecken freilich
die wirtschaftliche Schwäche, die Leipzig nach wie vor mit anderen
großen Städten Ostdeutschlands teilt."
SIEMER, Pia (2019): Leipzigs AfD-Hochburg: Auf Spurensuche in
Liebertwolkwitz.
Im Leipziger Ortsteil
Liebertwolkwitz hat die Alternative für Deutschland (AfD) ihr
bestes Ergebnis bei den Leipziger Stadtratswahlen eingefahren.
Auch die Bewohner suchen nach den Gründen.,
in:
Leipziger Volkszeitung Online
v. 08.06.
"Rein statistisch gesehen, ist
Liebertwolkwitz unter den 14 Leipziger Ortschaften eher unauffällig.
Laut dem Leipziger Amt für Statistik und Wahlen liegt das persönliche
Nettoeinkommen mit 1504 Euro etwa 200 Euro über dem Leipziger
Durchschnitt, die Arbeitslosigkeit ist mit fünf Prozent gering, mehr
als die Hälfe der Bewohner verfügt über eine abgeschlossene
Berufsausbildung. Wie in vielen Außenbezirken sind die Menschen hier
im Schnitt etwas älter als in den Innenstadtbezirken. Hier im
südöstlichsten Zipfel der Messestadt scheint auf den ersten Blick
alles in Ordnung zu sein, Einfamilienhäuser säumen die Straßen, das
zitronengelbe Rathaus leuchtet in der Sonne auf dem hübsch sanierten
Markt. Die Einwohner nennen den Ort liebevoll »Wolks«. Doch es gibt
eine weitere Statistik, die heraussticht: In dem 5400-Einwohner-Ort
hat die AfD bei den Leipziger Stadtratswahlen ihr höchstes Ergebnis
erzielt. Über 28 Prozent der Wählerinnen und Wähler haben, bei einer
Wahlbeteiligung von 58 Prozent, für die AfD gestimmt",
beschreibt Pia SIEMER den Leipziger
Ortsteil
Liebertwolkwitz, der bis 1999 eine eigenständige Gemeinde war.
LASCH, Hendrik
(2019): (K)eine rote Insel im schwarz-blauen Meer.
In Leipzig wurde die Linke bei der
Stadtratswahl stärkste Kraft - nicht nur dank "Latte-Macchiato-Linker",
in:
Neues Deutschland
v. 11.06.
"Zwar erzielte die Partei im
Szeneviertel Connewitz mit 40,6 Prozent ihr Rekordergebnis.
Insgesamt seien aber »sowohl unsere alternativen als auch unsere
traditionellen Milieus angesprochen« worden, so im Plattenbauviertel
Grünau. Während in vergleichbaren Quartieren in Dresden und Chemnitz
die AfD stärkste Kraft wurde, lag in Grünau die Linke mit 30 Prozent
vorn.
(...).
In Paunsdorf etwa, einem Viertel, das mit Grünau vergleichbar ist,
lag das Ergebnis unter 20 Prozent, in dörflichen Randbezirken noch
deutlich darunter. Der Vorteil Leipzigs sei, räumt Bednarsky ein:
»Wir können das anderswo kompensieren«",
erklärt uns Hendrik LASCH, der
uns die Sicht der Linken-Politiker präsentiert. Der Leipziger
Linken-Chef Adam BEDNARSKY tritt bei der kommenden Landtagswahl in
Grünau an und will dort verhindern, dass die AfD ein Direktmandat
gewinnt.
Der
Wahlkreis 29 Leipzig 3, wo BEDNARSKY antritt, umfasst jedoch
weit mehr als das Plattenbauviertel Grünau, nämlich: Großzschocher,
Burghausen-Rückmarsdorf, Grünau-Mitte, Grünau-Nord, Grünau-Ost,
Grünau-Siedlung, Hartmannsdorf-Knautnaundorf, Kleinzschocher,
Knautkleeberg-Knauthain, Lausen-Grünau, Miltitz und Schönau.
SCHILK, Felix & Konstantin NOWOTNY (2019): Der Genosse mit dem
Punk.
Sachsen: Im Freistaat kommt die
Linkspartei mit ihren inneren Gegensätzen gut klar. Aber jetzt
stehen Wahlen an,
in:
Freitag Nr.28 v. 11.07.
BOLLMANN, Ralph (2019):
Hipster, ab aufs Land!
Die Bundesregierung will
benachteiligten Regionen helfen: mit Geld und schnellem Internet.
Dabei wäre etwas anderes viel wichtiger,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 14.07.
Ralph BOLLMANN hält die Vermittlung eines Lebensgefühls für wichtiger
als Geld und Infrastruktur, obwohl beides miteinander zusammen hängt.
Der US-amerikanische Guru Richard FLORIDA hat diese kosmopolitische
Sichtweise mit seinem Bestseller The Rise of the Creative Class
im Jahr 2002 popularisiert. Die "Schwarmstadt" Leipzig gilt BOLLMANN
als Beispiel für die Richtigkeit dieser Sichtweise. Im Gegensatz zu
FLORIDA macht BOLLMANN nicht in erster Linie die Wichtigkeit der
Kreativen Klasse ("Akademiker"), sondern den demografischen Wandel für
die angebliche Umkehr des Kräfteverhältnisses zwischen Wirtschaft und
Arbeitskräften verantwortlich:
"(D)er demographische Wandel hat
die Verhältnisse umgekehrt. Nicht die Jobs sind es in erster Linie,
die vielerorts fehlen, sondern die Menschen."
Der demografische Wandel ist für
BOLLMANN jedoch kein unabwendbares Schicksal, sondern Auswuchs des
Lebensgefühls der Arbeitskräfte:
"Viele Berufsanfänger akzeptieren
sogar geringere Gehälter, um in der Stadt ihrer Träume leben zu
können, und sie nehmen dafür höhere Lebenshaltungskosten als auf dem
platten Land in Kauf.
Inzwischen geht der Trend eher dahin, dass die Jobs den Arbeitskräften
hinterherziehen und nicht umgekehrt."
Fakten hat BOLLMANN hierzu jedoch
nicht zu bieten. In den 1980er Jahren gab es den Begriff "privileged
Poor", der Selbstausbeutungsverhältnisse umschrieb, die darauf
gründeten, coole Jobs in coolen Städten anzunehmen. Man zog dorthin,
wo es coole Arbeit gab. Nun also soll das Flair einer Stadt, d.h.
kulturelle Freizeitangebote wichtiger sein als coole Jobs. Man darf
das sehr bezweifeln. BOLLMANN behauptet, dass es für den Zuzug nach
Leipzig keine rationalen Argumente gibt:
"Das Leipziger Gehaltsniveau liegt
noch immer deutlich unter dem deutschen Durchschnitt, kein einziger
Dax-Konzern hat seinen Sitz in der Stadt. Die Universität bietet in
vielen Fächern bestenfalls Mittelmaß, der Flughafen ist zwar wein
wichtiges Fracht-Drehkreuz, aber ohne wirklich relevante
Passagierverbindungen.
Beim Leipzig-Boom geht es nicht um Geld, sondern um ein Lebensgefühl."
Tatsächlich findet BOLLMANN dann
jedoch ganz "rationale" Argumente, die dem kosmopolitischen Milieu
entspringen:
"Sogar die Pendlerströme kehren
sich teilweise um. Finden Jungakademiker im Dreiländereck von Sachsen,
Thüringen und Sachsen-Anhalt eine Arbeitsstelle in einer schrumpfenden
Kommune, in der womöglich ein Drittel der Mitbürger die AfD wählt:
Dann nehmen sie ihren Wohnsitz bisweilen lieber in Leipzig und reisen
jeden Tag von dort an, weil das oft wunderschöne Stadtbild allein die
Kleinstädte nicht attraktiv genug macht."
Leipzig ist ein gutes Beispiel für
die Verlogenheit des Kosmopolitismus, denn die Stadt ist sozial
gespalten. Wissenschaftler sprechen von "sozialer Segregation".
Leipzig gehört zu den 12
Städten, in denen diese Spaltung zwischen 2014 und 2017 am stärksten
gestiegen ist, obwohl das Niveau vorher bereits hoch war. Die
Kosmopoliten leben dort (noch) auf ihrer Wohlfühlinsel, während die
AfD ringsherum zugewinnt. Die AfD kam in Leipzig bei der diesjährigen
Europawahl immerhin auf 25,2 % - ein Stimmenzuwachs um mehr als die
Hälfte (+16,2 %). Zur Kommunalwahl 2019 heißt es in der Leipziger
Volkszeitung:
"Die AfD gewann in zehn Ortsteilen.
In Liebertwolkwitz holte keine Partei mehr Stimmen. Die AfD verbuchte
im südöstlichen Zipfel der Stadt 28,3 Prozent der Stimmen. Das
bedeutete für die Partei gleichzeitig den Bestwert in Leipzig." (27.05.2019)
Die Schmuddelkinder wohnen also nur
in anderen Stadtteilen, aber in der selben Stadt. Und offenbar ist die
Europagegnerschaft in Leipzig wesentlich größer als das der Begriff "Kosmopolitismus"
ausdrückt, denn während die AfD bei der Kommunalwahl nur auf 14,9 %
kam, waren es bei der Europawahl über 10 % mehr. Was aber, wenn die
Kluft geringer wird?
BOLLMANN hat uns dagegen nur simple
Lösungen anzubieten:
"(D)ie Verfassung zwingt den Staat
nicht dazu, den Zuzug in die Metropolen auch noch zu fördern. Die
Erfahrung zeigt: Wenn das Leben dort nicht nur teurer, sondern auch
unattraktiver wird, weichen die Leute womöglich aus. So erklärt sich
der Erfolg von Leipzig auch aus den hohen Mieten in Berlin. Wer weiß:
Wenn es auch dort zu teuer geworden ist, zieht der Schwarm vielleicht
irgendwann weiter."
Leipzig unattraktiver machen, damit
die Provinz attraktiver erscheint? Der AfD könnte das helfen, um auch
in den Großstädten mit hoher Segregation noch erfolgreicher zu werden.
PEIKERT, Linda (2019):
Juliane Nagel ist für Rechte und Sachsens CDU ein rotes Tuch.
Unter Leuten: 8,7 Millionen
Menschen leben in Brandenburg, Thüringen und Sachsen. Hier ist eine
von ihnen,
in:
TAZ v. 24.07.
Die taz übt sich in
Heldenverehrung und einem Personenkult, der fatal an jenen um Björn
HÖCKE erinnert. Juliane NAGEL, die 2014 - also zu einem Zeitpunkt als
die AfD sich gerade formierte - den Wahlkreis Leipzig-Connewitz für
die Linkspartei dem CDU-Kandidaten Robert CLEMEN abspenstig machte,
wird zur unerreichbar erfolgreichen Ikone der Antifa stilisiert.
NAGEL hat 2014 den einzigen von
60 Wahlkreisen gewonnen, die restlichen waren noch allesamt in den
Händen der CDU.
Es war zugleich ein einziger von 7 Leipziger Wahlkreisen (27-33).
"Juliane Nagel (...). Bei der
Kommunalwahl im Mai bekam sie in Leipzig mit großem Abstand das beste
Ergebnis aller zur Kommunalwahl angetretenen 649 Kandidaten",
heißt es in der taz-Jubelprosa.
Bei der Landtagswahl 2014 erhielt NAGEL im Wahlkreis 28 Leipzig 2
(Wahlbeteiligung: 50,3 %) gerade einmal 28,3 %, ein Vorsprung
von 3,3 %. Die AfD kam damals nur auf 6,4 % in Sachsen. Zum Wahlkreis
28 gehören folgende Stadtteile: Probstheida, Connewitz, Dölitz-Dösen,
Liebertwolkwitz, Lößnig, Marienbrunn, Meusdorf und Südvorstadt.
Bei der Kommunalwahl 2019 ist
die Wahlkreiseinteilung völlig anders, d.h. die für NAGEL
problematischen Stadtteile fehlten dort. Der Landtagswahlkreis 28
entspricht bei der Kommunalwahl den Wahlkreisen 3 und 4 (Südvorstadt,
Connewitz, Marienbrunn, Lößnig, Dölitz-Dösen). So fehlten Probstheida,
Meusdorf und Liebertwolkwitz, die zum Wahlkreis 3 gehören. Die AfD kam
dort auf 14,5 % der Stimmen.
In der Leipziger Volkszeitung
heißt es dazu:
"Die AfD gewann in zehn
Ortsteilen. In Liebertwolkwitz holte keine Partei mehr
Stimmen. Die AfD verbuchte im südöstlichen Zipfel der Stadt
28,3 Prozent der Stimmen. Das bedeutete für die Partei
gleichzeitig den Bestwert in Leipzig." (27.05.2019)
Im Wahlkreis 58 Görlitz 2 trat
damals der jetzige Oberbürgermeister Octavian URSU an und gewann mit
37,1 % das Direktmandat.
Fazit: Die taz tut sich
mit ihrer Jubelprosa keinen Gefallen, sondern vermittelt ein
verzerrtes Bild, das letztlich nur schadet und die AfD stärkt.
LASCH, Hendrik
(2019): Taktik schadet der AfD nicht mehr.
Landtagswahl in Sachsen: Nach Urteil des Verfassungsgerichts
bleiben vermutlich keine Mandate mehr unbesetzt,
in:
Neues Deutschland
v. 31.07.
Hendrik LASCH berichtet darüber, dass z.B. die grüne Direktkandidatin
Paula PIECHOTTA (Wahlkreis 28 Leipzig 2) das
Verfassungsgerichtsurteil bedauert und für eine taktische Wahl
plädiert, um die AfD-Fraktion in Sachsen klein zu halten. Wenn die
Politik unserer etablierten Parteien sich in der Verhinderung der AfD
erschöpft, dann ist das kein gutes Zeichen für eine Demokratie. LASCH
wendet sich gegen solche Wahltaktik, die in erster Linie die CDU
stärkt. Was aber, wenn die CDU - trotz aller gegenteiliger
Beteuerungen - mit der AfD koaliert?
LOCKE, Stefan & Markus WEHNER (2019):
Schwester Agnes und der Ostfaktor.
In
Brandenburg
weiß die Linke nicht, ob sie noch mal regieren will. In Sachsen wird
sie nicht mehr stärkste Oppositionspartei,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 22.08.
Die Linkspartei ist inzwischen wie
die Grünen zur Großstadtpartei geworden:
"Vor allem in den Großstädten
gewinnt sie junge Leute. In Leipzig gewann sie schon vor fünf Jahren
ein Direktmandat - die anderen 59 holte wie stets die CDU. Diesmal
sieht die Partei Chancen, in Leipzig, Chemnitz und Dresden mehrere
Wahlkreise direkt zu gewinnen. Für eine Koalition mit SPD und Grünen
aber würde es nicht reichen",
meinen LOCKE & WEHNER. Die Analysen
von election.de und wahlkreisprognose.de sehen dagegen nur in
folgenden Wahlkreisen Chancen der Linkspartei auf ein Direktmandat:
WINTER, Steffen (2019): Der Ost-Komplex.
Landtagswahlen: Nirgendwo sonst im Land ist die AfD so stark wie im
Osten, nirgendwo sonst fühlen sich die Menschen so benachteiligt und
abgehängt - dabei geht es den meisten besser denn je. Ein Blick in die
ostdeutsche Seele,
in: Spiegel
Nr.35
v. 24.08.
"Leipzig ist der Senkrechtstarter unter den Städten in den neuen
Ländern. Einst grau und am Tagebaurand gelegen, die
Gründerzeitfassaden verfallen, wuchs sie seit 2010 um gut 15 Prozent.
In Leipzig leben jetzt fast 600.000 Menschen, mehr als in Essen. Hier
produzieren BMW und Porsche, hier ist die Innenstadt ein
Schmuckkästchen, das die Touristen aus aller Welt anlockt.
Die Eisenbahnstraße liegt auch in Leipzig, sie befindet sich in einem
der wenigen migrantisch geprägten Viertel in Ostdeutschland. Die 1,5
Kilometer lange Meile ähnelt der Sonnenallee in Berlin-Neukölln. Auch
hier gibt es Restaurants für Falafel und Döner, Shishabars,
Spielotheken, Dealer, Frauen mit Kopftüchern. 2017 registrierte die
Polizei im Viertel 2.311 Straftaten. Drogenhändler wickeln ihre
Geschäfte ab, Passanten werden beraubt. Seit November ist um die
Straße eine Waffenverbotszone errichtet worden",
beschreibt WINTER ein Leipziger
Viertel, das gentrifiziert werden soll und deshalb dem üblichen
medialen Drehbuch folgt. Das aber ist nicht das Thema von WINTER, der
in dem Viertel den "Gegenentwurf des besorgten Bürgers" entdeckt hat:
einen Ladenbesitzer, der grün wählen will, denn:
"Es gibt weltoffene, tolerante,
großstädtische Milieus, die auch in den wenigen anderen Großstädten im
Osten existieren. Und es gibt die, die mit den Umbrüchen ihren Frieden
gemacht haben. Die sehen, was besser geworden ist und was nicht, und
für sich das Beste daraus ziehen."
So stellt sich unsere
kosmopolitisches Elite ihre Bürger vor, die sie in Ruhe - und ohne
Störung - regieren kann. Verhältnisse wie in autokratischen Staaten,
nur noch besser, d.h. selbstoptimiert.
HÄHNIG, Anne (2019):
Wer ist eigentlich mein Vermieter?
Unsere Autorin hat den Besitzer ihrer Leipziger Wohnung noch nie
gesehen, denn der kommt wie so viele Vermieter hier, aus
Westdeutschland. Wie kam es dazu, dass so viel in den Städten des
Ostens dem Westen gehört?
in:
Die Zeit Nr.36 v. 29.08.
"Es sind oft Westdeutsche, die die Wohnungen besitzen, in
denen die Leute in Leipzig, in Potsdam, in Jena, in Dresden leben. Die
Ostdeutschen zahlen die Miete dafür. Das ist, so glaube ich, der Grund
für manchen Verdruss in meiner Heimat.
(...). Auf dem Immobilienmarkt Ostdeutschlands haben sich von 1989 an
dann die wildesten, absurdesten Geschichten abgespielt. Mehr oder
weniger Wohlhabende strömten damals hierher, um ihr Geld anzulegen. Es
war eine Win-win-Situation: Nur mit dem Geld aus dem Westen konnten
die Städte des Ostens saniert werden. Leipzig sah vor 30 Jahren aus,
als wäre der Krieg gerade zu Ende gegangen. Heute könnte man glauben,
meine Stadt wäre die reichste Stadt der Republik, sie ist
herausgeputzt und topsaniert. Das haben wir im Wesentlichen
Westdeutschen zu verdanken",
meint
Anne HÄHNIG, die sich offenbar nie außerhalb der gentrifizierten Zonen
Leipzigs aufgehalten hat. HÄHNIG wartet mit teils längst überholten
Zahlen zur Vermietungslage auf.
"Im
Ostsee-Badeort Binz sind westdeutsche Eigentümer in der Mehrheit:
Wie der MDR vor vier Jahren berichtete, besitzen Menschen aus den
alten Ländern dort 52 Prozent der Flurstücke. Wenn Ostdeutsche
Immobilien besitzen, dann eher dort, wo sie wenig wert sind: auf dem
Dorf, in den Kleinstädten, in den Randlagen",
berichtet
HÄHNIG. Den Vermieter ihres Leipziger Hauses beschreibt sie als
Oberschicht-Angehöriger und "Selfmade-Millionär", der Immobilien
weltweit erwarb. Den Osten bzw. Leipzig ließ er links liegen bis zur
Einführung der "Sonderabschreibung Ost", die es Steuervermeidern
ermöglichte die Hälfte des Kaufpreises von der Steuer abzusetzen. Die
Wohnung von HÄHNIG liegt in der beliebten Leipziger Südvorstadt, wo
die Linkspartei ihr einziges
Direktmandat holte.
Großinvestoren
mit den notwendigen finanziellen Ressourcen waren die Gewinner dieser
westdeutschen Wohnungsbaupolitik, während Kleinanleger sich oftmals
verzockten, da die blühenden Landschaften lange ausblieben. HÄHNIG
verteidigt diese Politik, denn schließlich profitierten in erster
Linie Zuwanderer wie HÄHNIG:
"In
Leipzig konnte man lange in den schönsten Altbauwohnungen leben - zu
Mietpreisen, für die man in Frankfurt (Main) höchstens ein finsteres
WG-Zimmer bekommen hätte."
LASCH, Hendrik (2019): Charmeoffensive
am Klapptisch.
Landtagswahl in Sachsen: Wie Kandidaten der Linken in Sachsen
darum kämpfen, dass ihre Partei im Landtag nicht an Bedeutung
verliert,
in:
Neues Deutschland
v. 29.08.
Hendrik LASCH stellt uns eine
chancenlose Direktkandidatin der Linkspartei im Wahlkreis 57 Görlitz 1
und einen chancenreichen Direktkandidaten im Wahlkreis 29 Leipzig 3 vor:
"(A)uf einen zweiten Platz
verdrängt wurde die CDU in Bednarskys Wahlkreis in Leipzigs Westen
bereits mehrfach. Im Jahr 2004 holte der Sozialpolitiker Dietmar
Pellmann hier eines von damals vier Direktmandaten der PDS - ein
absolutes Novum im Freistaat (...). Fünf Jahre später verteidigte er
den Wahlkreis mit 1,2 Punkten Vorsprung. 2014 wurde dieser neu
zugeschnitten und um einige konservative Gebiete am Stadtrand ergänzt.
Folge: Die CDU lag mit 360 Stimmen vorn. Bei der Bundestagswahl 2017
allerdings gewann Pellmanns Sohn Sören den Wahlkreis, in dem auch
Grünau liegt, für die Linke.
Diesmal, ist Bednarsky überzeugt, gibt es kein Duell mit der CDU
(...). Im Wahlkreis 29 aber geht es nach Ansicht von Bednarsky um die
Frage, ob Grünau rot bleibt oder blau wird - und die AfD das
Direktmandat holt."
Fataler Irrtum! Nicht die AfD
gewann den
Wahlkreis 29, sondern die CDU (28,3 %) vor der AfD (26,4 %),
während die Linkspartei mit 20,7 % abgeschlagen auf Platz landete. Der
Anti-AfD-Kampf führte zur Selbstverzwergung und stärkte nur die CDU.
Da helfen auch keine Narrative über Leipzig wie jenes von LASCH:
"Zwar gilt Leipzig als
linksliberale Hochburg in Sachsen; bei der Stadtratswahl im Mai wurde
die Linke hier stärkste Kraft; gemeinsam mit Grünen und SPD stellt sie
die Mehrheit der Stadträte. Anders als in der Landeshauptstadt
Dresden, wo Pegida auch im fünften Jahr seines Bestehens noch Woche
für Woche 1000 Menschen anzieht, ist der Leipziger Ableger Legida
längst Geschichte (...). Zugleich aber finden die Parolen der AfD auch
in Leipzig großen Zuspruch; in den Wahlbezirken, die zum
Landtagswahlkreis 29 gehören, wurde sie bei der Wahl des Stadtrats
stärkste Kraft - wenn auch nur mit 77 Stimmen Vorsprung, sagt
Bednarsky. In Grünau kam sie auf 24,8 Prozent. Auch die langjährige
rote Hochburg also ist kein leichtes Pflaster mehr. Weil in der
Boomstadt mit ihren steigenden Mieten die soziale Entmischung
voranschreitet, konzentrieren sich jene Teil der Bevölkerung, die
nicht vom Aufschwung profitieren, in wenigen Bezirken, etwa Grünau.
Zudem sind bürgerliche Hochburgen am Stadtrand teils nach rechts
gerückt.
Bei allen Schwierigkeiten aber sind in Grünau die Voraussetzungen noch
gut, der AfD Paroli zu bieten. Die Partei war in dem Stadtteil stets
präsent: mit Abgeordnetenbüros von Pellmann senior und junior sowie
der scheidenden Landtagsabgeordneten Cornelia Falken; mit
Veranstaltungen und Sprechstunden. Grünau wurde »gehegt und gepflegt«,
sagt Bednarsky, anders als Paunsdorf, ein vergleichbares Viertel im
Leipziger Osten, wo es kaum noch eine Verankerung gebe und die
Wahlergebnisse entsprechend ausfielen. Der Politikwissenschaftler
(...) ist - anders als seine Genossen in anderen aussichtsreichen
Leipziger Wahlkreisen - nicht über die Liste abgesichert. Für ihn
gilt: Direktmandat gewinnen oder draußen bleiben. Für die Partei,
warnt er, hätte das einen »weiteren Rückzug aus der Fläche« zur
Folge."
Adam BEDNARSKY wird nun draußen
bleiben und die Linkspartei wird damit
in Leipzig weiter an Boden
verlieren.
LANDESWAHLLEITERIN
(2019): Landtagswahl 2019: Vorläufiges Ergebnis der Wahl.
in:
wahlen.sachen.de
v. 02.09.
Die Linkspartei hat in Leipzig
erfolgreich an ihrer Selbstverzwergung gearbeitet. In den
7 Leipziger
Wahlkreisen konnte sie nur ein einziges Direktmandat halten. Aus der
folgenden Tabelle sind die Ergebnisse der Direktmandate ersichtlich:
Parteiplatzierungen |
WK 27
Leipzig 1 |
WK 28
Leipzig 2 |
WK 29
Leipzig 3 |
WK 30
Leipzig 4 |
WK 31
Leipzig 5 |
WK 32
Leipzig 6 |
WK 33
Leipzig 7 |
Wahlkreissieger |
CDU (31,1 %) |
Linke (27,4 %) |
CDU
(28,3 %) |
Grüne
(26,9 %) |
Grüne (29,0 %) |
CDU
(27,1 %) |
CDU
(26,3 %) |
Zweitplatzierter |
AfD
(21,8 %) |
CDU
(21,1 %) |
AfD (26,3 %) |
Linke
(24,4 %) |
CDU
(20,6 %) |
AfD
(19,7 %) |
AfD
(22,2 %) |
Drittplatzierter |
Grüne
(14,9 % |
Grüne
(18,9 %) |
Linke
(20,7 %) |
CDU (20,0 %) |
Linke
(18,4 %) |
Linke
(16,7 %) |
Linke
(21,5 %) |
Viertplatzierter |
Linke (13,3 %) |
AfD
(13,2 %) |
Grüne (8,4 %) |
AfD
(14,3 %) |
SPD
(10,7 %) |
Grüne
(14,6 %) |
Grüne
(12,6 %) |
In Leipzig hat die CDU vier der 7
Wahlkreise gewonnen, die Grünen zwei und die Linke einen einzigen. In
vier Wahlkreisen blieb die Linkspartei hinter der AfD zurück, die zwar
keinen Wahlkreis gewinnen konnte, aber in vier Wahlkreisen Platz zwei
belegte. Im Wahlkreis 29 Leipzig 3 holte die AfD mit 26,3 % ihr
höchstes Ergebnis in Leipzig.
Bei den Zweitstimmen wurde die AfD
drittstärkste Kraft (17,3 %) vor der Linkspartei (15,9 %). Die AfD
wurde in 9 Wahlbezirken stärkste Kraft vor der Linkspartei, die nur in
6 Wahlbezirken stärkste Kraft wurde.
Die grüne Direktkandidatin Paula
PIECHOTTA, die im Wahlkreis 28
Leipzig 2 antrat, hatte zur taktischen Wahl aufgerufen. Die
Linkspartei gewann dort zwar das einzige Direktmandat, aber den Wähler
der Grünen hat sie den Sieg nicht zu verdanken. Der Erststimmenanteil
der Linken lag dort um 7,4 % über dem Zweitstimmenanteil. Die
Differenz bei den Grünen lag jedoch nur bei 2,6 %, d.h. bei den
eigenen Wählern stieß der Aufruf meist auf taube Ohren. Selbst bei der
CDU wählten 1,8 % nicht den eigenen Direktkandidaten. Die AfD
profitierte nur bei 0,2 % der Erststimmen von Wählern, die eine andere
Partei gewählt hatten. Von der NPD kann davon nur die Hälfte stammen.
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