Eine empirische Widerlegung der
Individualisierungsthese von Ulrich Beck
Anhand
einer Sekundäranalyse des repräsentativen
Familiensurveys vom Deutschen Jugendinstitut
(DJI) versucht Thomas KLEIN eine empirische
Widerlegung der BECKschen
Individualisierungsthese.
Das ganz normale Chaos der Liebe
"Wenn
»Gleichheit« im Sinne der Durchsetzung der
Arbeitsmarktgesellschaft für alle gedeutet und betrieben
wird, dann wird - implizit - mit der Gleichstellung
letztlich die vollmobile Single-Gesellschaft geschaffen.
Die Grundfigur der durchgesetzten Moderne
ist - zu Ende gedacht - der oder die Alleinstehende (Lerke
Gravenhorst).
(...). Daß dies nicht nur ein Gedankenexperiment ist,
zeigen die sprunghaft ansteigenden Zahlen für
Einpersonenhaushalte".
(Ulrich Beck & Elisabeth Beck-Gernsheim 1990, S. 190) |
Partnerlose statt Alleinlebende als
Untersuchungseinheit
Ulrich BECK hatte
seine These von der
Single-Gesellschaft mit Daten
der amtlichen Statistik belegt. Die amtliche
Statistik kennt aber nur
Alleinlebende und keine
Singles im Sinne von Partnerlosen. KLEIN greift
dagegen auf Daten zurück, die nicht den
Haushaltsaspekt, sondern den Beziehungsaspekt von
Lebensformen in den Mittelpunkt der Analyse
rücken. Dies ist insofern richtig, weil BECK aus
der gestiegenen Zahl von Einpersonenhaushalten
auf eine zunehmende Beziehungs- bzw.
Bindungslosigkeit in der
Gesamtgesellschaft schließt.
KLEIN
unterscheidet vier Partnerschaftsformen:
die traditionelle Ehe, zusammenwohnende Paare,
Paare ohne gemeinsamen Haushalt und Partnerlose.
Die Wohnverhältnisse der Partnerlosen bleiben
hierbei jedoch unberücksichtigt.
Der Zeitraum der Untersuchung
Der Zeitraum
der Untersuchung umfasst die Jahre 1968 - 1988,
in denen sich nach BECK ein
Individualisierungsschub vollzogen haben soll.
Ein Nachteil der Sekundäranalyse ist jedoch,
dass der Autor sich auf die 18 - 35jährigen
beschränken muss, da die Datenlage anderes nicht
zulässt. Der Autor behauptet zwar, dass dies die
Altersgruppe sei, auf die letztlich die
Individualisierungsthese abstellt, dies ist
jedoch unzutreffend. In der Debatte um
die Single-Gesellschaft geht es vor
allem um die Altersgruppe der 25 - 45-Jährigen.
Auch BECK (1986) hat sich nirgends auf die von
KLEIN genannte Altersgruppe beschränkt.
Der Anteil der Partnerlosen ist - trotz
des Anstiegs der Einpersonenhaushalte - konstant geblieben
Wenn man
berücksichtigt, dass KLEIN von 18 - 35jährigen
Partnerlosen spricht, egal ob sie bei den Eltern
wohnen oder allein, dann sind die Ergebnisse der
Sekundäranalyse aufschlussreich:
Pluralisierung versus Umstrukturierung am Beispiel
partnerschaftlicher Lebensformen
"Während
der Anteil der Alleinlebenden in dem hier
betrachteten 20-Jahreszeitraum in der Tat
angestiegen ist, ist der Anteil der Personen, die
ohne feste Partnerschaft leben, schlichtweg
konstant geblieben."
(1999) |
Es lässt sich daraus
ableiten, dass die statistische Kategorie
"Alleinlebender" bei Aussagen über
Partnerschaftsverhältnisse wenig weiterführend
ist
.
Forschungsdefizit: Partnerschaften ohne
gemeinsamen Haushalt
Die Aussagen
von KLEIN zu den Partnerschaften ohne gemeinsamen
Haushalt sind dagegen dürftig. Dies liegt vor
allem an der mangelhaften Datenlage, die dazu
führt, dass diese Partnerschaften nur als
Vorstufe zur (nicht-) ehelichen Partnerschaft mit
gemeinsamem Haushalt gesehen werden können. Als
neuartiges Phänomen, das erst in den 1990er Jahren
- aufgrund
zunehmender Mobilitätszwänge
auf dem Arbeitsmarkt - größere
Verbreitung gefunden hat, kommt es erst gar nicht
in den Blick
.
Die Single-Lüge - Das Buch zur Debatte
Die
Single-Debatte ist längst in eine Sackgasse geraten. Dies
wird in diesem Buch u.a. der Individualisierungsthese des
Münchner Soziologen Ulrich Beck angelastet.
Das Buch
sollte als Beitrag zur Versachlichung der Debatte
verstanden werden und liefert deshalb Argumente für eine
neue Sichtweise auf das Single-Dasein im Zeitalter der
Demografiepolitik. |
|