LESSER,
Gabrielle (2001): Mütter dürfen nicht
obdachlos werden (Warschau),
in: TAZ
v. 06.04.
RABEN, Mia (2006): Ein Leben wie ein Kartenhaus.
Familien in Polen,
in: Spiegel Online v. 22.05.
Spiegel Online setzt eine Serie fort, die
mit der Debatte um Eva HERMANN am 08.05.2005 begann. Weitere Folgen
befassten sich mit
Frankreich,
Spanien und
Israel.
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG-Serie: Projekt
Familie (Teil 2) Kinder, Krippen, Karriere.
SZ-Korrespondenten berichten, wie die Kinderbetreuung im Ausland
funktioniert. Die Unterschiede sind gewaltig |
URBAN, Thomas (2007): Schocktherapie.
Polen: Es gibt viele Krippenplätze - weil wenige Kinder geboren
werden,
in: Süddeutsche Zeitung v. 16.03.
KLINGHOLZ,
Reiner/KRÖHNERT, Steffen/HOßMANN, Iris (2008): Die
demografische Zukunft von Europa. Wie sich die Regionen
verändern, München: Deutscher Taschenbuch Verlag
MIX, Andreas (2008): Die polnische "Generation Nichts",
in:
Berliner Zeitung v.
06.11.
Andreas MIX stellt das Polen-Jahrbuch 2008 vor, in
dem die polnische Baby-Boom-Generation porträtiert wird.
URBAN, Thomas (2009): Ein Land in der Ehekrise.
Ehepartner ziehen zum Arbeiten getrennt ins Ausland, der moralische
Einfluss der katholischen Kirche sinkt: In Polen steigt die Zahl der
Scheidungen explosionsartig an,
in: Süddeutsche Zeitung v. 13.03.
SACKMANN, Reinhold/BARTL, Walter/JONDA, Bernadette/KOPYCKA,
Katarzyna/RADEMACHER, Christian (2015): Coping with
Demographic Change. A Comparative View on Education and Local
Government in Germany and Poland. Heidelberg, New York,
London: Springer Verlag
"Aus dem einführenden
Kapitel zur demographischen Entwicklung in Deutschland und
Polen (Kap.2) ist zu entnehmen, dass beide Auswahlländer
relativ ähnliche, d.h. ähnlich niedrige Geburtenraten sowie
einen ähnlichen Trend bei der Entwicklung der Sterblichkeit
aufweisen. Die Alterung der Gesellschaft ist in Polen im
Vergleich zu Deutschland jedoch weniger akzentuiert, weil die
polnische Gesellschaft insgesamt noch über einen höheren
Anteil an jüngeren Kohorten verfügt. Ein zentraler Unterschied
zwischen Deutschland und Polen besteht jedoch in der
Migrationsbilanz. Während Deutschland in den vergangenen
Jahrzehnten immer mehr zu einem Einwanderungsland geworden
ist, gilt Polen traditionell als ein Auswanderungsland mit
einem relativ niedrigen Anteil an Immigration. Dieser Trend
hat sich auch nach dem EU-Beitritt Polens im Jahr 2004 nicht
grundlegend verändert. Daher stellt die negative
Migrationsbilanz eine zentrale Herausforderung für die
demographische Entwicklung des Landes dar.
Gerade vor diesem Hintergrund ist es etwas zu bedauern, dass
dem Thema »Migration« in den empirischen Analysen keinerlei
Beachtung geschenkt wird",
meint Sebastian M. BÜTTNER
in seiner Rezension des Buchs in der Kölner Zeitschrift für
Soziologie und Sozialpsychologie vom September 2017.
OPIELKA, Jan (2016): Polen punktet mit
Sozialpolitik.
Konservative Regierung gibt
Millionen Euro für deutlich erhöhtes Kindergeld aus,
in:
Frankfurter Rundschau
v. 04.02.
"Die
Regierung erhofft sich (...) einen Schub bei der
Geburtenrate, die mit etwa 1,3 Kindern je Frau zu den
niedrigsten in Europa zählt", erklärt uns Jan OPIELKA.
HASSEL, Florian (2016): Leben mit Schwester und Schwager.
Serie Wohnungsmarkt in den
Metropolen: In Polens Hauptstadt sind viele Unterkünfte klein,
veraltet und beherbergen oft mehrere Generationen. Das liegt vor allem
an den hohen Mieten oder Kosten. Wohnen in Warschau ist für die
Bewohner - gemessen am Einkommen - doppelt so teuer wie für die
Berliner,
in: Süddeutsche Zeitung v.
17.06.
BENZ, Matthias
(2016): Polens Regierung verrät die Jungen.
Senkung des Rentenalters,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 19.11.
Matthias BENZ kritisiert die
Rücknahme der neoliberalen Erhöhung des Renteneintrittsalter auf 67
durch die nationalkonservative Regierung in Polen:
"Das Parlament hat in erster
Instanz beschlossen, das Rentenalter wieder auf 65 Jahre für
Männer und 60 Jahre für Frauen zu senken."
Mehr als die üblichen
neoliberalen Standardsätze hat der Artikel nicht zu bieten. Über die
tatsächliche demografische Situation in Polen erfährt der Leser
nichts.
OSINSKI, Wojciech
(2016): Polen können früher in den Ruhestand gehen.
Nach der Senkung des gesetzlichen
Renteneintrittsalter warnen Wirtschaftsexperten vor höherer
Altersarmut,
in:
Neues Deutschland
v. 26.11.
Wojciech OSINSKI berichtet über die Rücknahme der 2012 erfolgten
Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre. Eine
nachvollziehbare Begründung der Kritik ist nicht möglich, da keine
Angaben über die demografische und ökonomische Entwicklung in
Polen gemacht werden. Es wird lediglich kritisiert, dass bei der
Erhöhung des Renteneintrittsalter keine flankierenden Maßnahmen
zur besseren Integration von Älteren in den Arbeitsmarkt
erfolgten.
Experten werden - außer
(ehemalige) Politiker - keine genannt. Das
"neue Gesetz (lässt) die
Altersversorgung auf ein Hungerniveau sinken (...)(wovon sie
zugegebenermaßen schon heute nicht weit entfernt ist",
berichtet OSINSKI über
Befürchtungen.
HASSEL, Florian (2017): Schwimmen gehen, Obst essen, ans Meer fahren.
Polens nationalkonservative Pis hat
mit einem großen Versprechen die Wahl gewonnen: Kindergeld. Nun zahlt
sie tatsächlich 115 Euro pro Junge oder Mädchen. Viele arme Familien
können sich nun etwas leisten, was für andere selbstverständlich ist,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 19.04.
Florian HASEL berichtet aus neoliberaler Perspektive über die
Kindergelderhöhung in Polen, die im April 2016 umgesetzt wurde. Zuvor
machte die nationalkonservative PIS-Partei mit dem Motto "Familie
500+" Wahlkampf.
"Was aber bringt 500+
gesellschaftlich? Die Regierung kostet das Kindergeldprogramm jährlich
umgerechnet gut fünf Milliarden Euro - nicht wenig bei einem
Staatshaushalt von umgerechnet gerade 83 Milliarden Euro. Familien-
und Arbeitsministerin Elzbieta Rafalska zufolge beziehen die Eltern
von 3,87 Millionen polnischen Kindern 500+ - gut die Hälfte aller
polnischen Kinder unter 18."
HASEL kritisiert - was wir aus
Deutschland in Sachen Hartz IV bereits kennen, dass Sozialmissbrauch
und "Arbeitsverweigerung" von Müttern durch das Kindergeld Vorschub
geleistet wird:
"Während 73,6 Prozent der deutschen
Frauen arbeiten gehen und gar 78 Prozent der Schwedinnen, haben nur
knapp 61 Prozent der Polinnen einen Job, so Zahlen der
EU-Statistikbehörde Eurostat",
erklärt uns HASEL. Merkwürdig nur,
dass in Deutschland ganz anders argumentiert wird, nämlich dass
deutsche Mütter zu wenig arbeiten. Bei den Zahlen wird unter den Tisch
gekehrt, dass sie nicht vergleichbar sind, weil die
Wochenarbeitszeiten von Müttern in den einzelnen EU-Ländern stark
differieren.
"Einmal an der Regierung strich die
Pis das Kindergeld für Ein-Kind-Familien mit wenigen Ausnahmen und
spart so jährlich einige Milliarden",
kritisiert HASEL, wenngleich auch
hierzulande gerne die Förderung der kinderreichen Familien gefordert
wird - aber eben nur für Akademikerinnen.
"Erste Zahlen aus
Wöchnerinnenstationen deuten an, dass das Programm in Polen auch die
Geburtenrate - bisher eine der niedrigsten in Europa - steigen lässt."
SMECHOWSKI, Emilia (2017): Durch ein gespaltenes Land.
Polen: Musterknabe der EU? Das war
einmal. Polens PiS-Regierung führt das Land in Richtung Nationalismus.
Viele finden das gut...,
in: Geo, Juni
"Ich habe Polen 1988 mit meinen
Eltern verlassen, Richtung Westen. Ich war fast fünf Jahre alt (...).
Dann brach der Sozialismus zusammen, und Polen entwickelte sich zum
Musterknaben der EU, politisch und zunehmend auch ökonomisch. (...).
Mehr als zwei Jahrzehnte lang bewegte sich mein Heimatland scheinbar
unaufhaltsam in Richtung Westen, in Richtung Moderne und Liberalität.
Dachte ich. Doch dann wählte das Volk im Oktober 2015 mit absoluter
Mehrheit die nationalkonservative Partei »Recht und Gerechtigkeit«
(PIS)",
stellt sich Emialia SMECHOWSKI und
ihre Vorstellung von Polen vor. Ihre Reise aus ihrer neuen Heimat
Berlin zurück nach Polen führt sie zuerst nach Koblylin-Borzymy an der
Grenze nach Weißrussland, wo die PiS 85 Prozent der Wählerstimmen
erhielt. Ein Milchbauer und der Gemeindevorstehen werden uns als
typische Vertreter der nationalkonservativen Parteimitglieder und der
Wählerschaft vorgestellt:
"Sie vergleichen ihr Leben nicht
mehr mit dem im Kommunismus oder im Rest Osteuropas. Sie vergleichen
ihr Leben mit dem Westen, mit dem Rest der EU: Was haben die, was wir
nicht haben?
Diese Sehnsucht hat die PiS erkannt",
erklärt uns SMECHOWSKI als Grund
für den Umschwung in Polen.
"Kein anderes Land in der EU hat
von Subventionen so stark profitiert wie Polen. Bis zum Jahr 2020 wird
es aus Brüssel mehr als 150 Milliarden Euro erhalten haben. Das
entspricht, umgerechnet in heutige Kaufkraft, mehr als dem Zehnfachen
dessen, was Westdeutschland nach dem Krieg im Marshallplan als
Darlehen bekam. Polen ist asphaltiert mit neuen Straßen, die es
EU-Fördergeldern zu verdanken hat",
entrüstet sich SMECHOWSKI über die
Vorstellung, Polen bekäme zu wenig Geld von der EU.
"Wir wollen die Werte des Westens
nicht. Keine Ehe für Homosexuelle, kein Adoptionsrecht für Schwule,
keine Abtreibung. (...). Früher bekamen die Frauen zehn Kinder. Heute
wollen sie arbeiten und Spaß haben. Plötzlich interessieren sich alle
für Frauenrechte in Polen",
zitiert den nationalkonservativen
Gemeindevorsteher. Wenn Meinhard MIEGEL König von Deutschland wäre,
dann sähe es in Deutschland nicht besser aus, denn der populäre Ökonom
geißelt bereits seit Jahrzehnten diese Kultur des Individualismus als
Ursache für den Untergang des Abendlandes. Und er ist wahrlich nicht
der Einzigste, der nationalkonservativem Gedankengut anhängt. Die
Frage ist also eher, wann kommt in Deutschland und anderen
europäischen Ländern der nationalkonservative Rollback?
Die Kirche ist SMECHOWSKI zu
mächtig im Osten und die Solidarnosc zu bedeutungslos, was auch daran
liegen mag, dass die Verkehrsinfrastruktur im West Polens besser
ausgebaut ist als im Osten. Polen ist wie Deutschland ein geteiltes
Land und diese Spaltung geht durch alle kapitalistischen Länder,
weshalb die Problematiken überall im Herzen der Industriestaaten
aufbrechen.
In Warschau trifft sich SMECHOWSKI
mit einer Heroin, die zu einem bekannten Gesicht gegen ein geplantes
Abtreibungsverbot wurde. Breslau steht dagegen wie Justyna HELCYK für
die Gegenmoderne: die neofaschistische ONR in Niederschlesien. Zuletzt
geht es in die Ostkarpaten in die Nähe der Slowakei. Dort wohnt der in
Deutschland durch Suhrkamp bekanntgewordene Schriftsteller Andrej
STASIUK, den die Reporterin nach Katowice in Schlesien begleitet.
"Wenn man behauptet, durch Polen
gehe ein Riss, dann steht Stasiuk auf keiner Seite. Der Riss geht
durch ihn selbst",
beschreibt SMECHOWSKI den
Schriftsteller und damit möglicherweise ganz allgemein die Ambivalenz
unserer europäischen Gesellschaften. Und vielleicht kann nur eine
polnische Migrantin ein solch patriotisches Europaverständnis
verbreiten, in dem westliche Werte wie Monolithen wirken, obgleich der
Konsens darüber was das sei, mehr als brüchig ist.
MATTERN, Jens (2017): Allergisch gegen
Einmischung von außen.
StZ-Serie Leben in
Europa (7): Banken vor der Pleite, Staaten vor dem Bankrott: Die
Krise, die 2007 begann, hat die EU und das Leben der Menschen
verändert. Die Folgen sind noch immer zu spüren. Unsere Serie
beleuchtet den Alltag. Heute: Familie Zalewski in Polen,
in:
Stuttgarter Zeitung v. 26.08.
Polen wird uns aus der Sicht einer
typischen polnischen, urbanen Akademikerfamilie mit untypischen 3
Kindern (2015:
1,32 Kinder pro Frau) - und damit aus der Perspektive der
Globalisierungsgewinner - beschrieben. Soziale Probleme werden daher
ausgeblendet. Diese gehören angeblich der Vergangenheit an.
FELDGES, Dominik (2017): Eine "abgehängte" Stadt meldet sich zurück.
Die polnische Grosstadt Lodz wurde
vom Niedergang ihrer Textilindustrie schwer getroffen. Doch seit
einigen Jahren macht sie einen eindrücklichen Wandel durch. Einst
vergammelte Altbauten werden renoviert, junge Leute finden es wieder
chic, in Lodz zu wohnen,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 20.11.
"Lodz hat
jahrzehntelang mit Abwanderung gekämpft. Auf dem Höhepunkt
Ende der 1970er Jahre lebten noch 870 000 Menschen in der
Stadt – fast ein Viertel mehr als heute. Vor allem in den
Jahren nach dem EU-Beitritt Polens im Jahr 2004 verliessen
Tausende von Lodzern ihre Heimat Richtung Deutschland und
noch mehr Richtung Grossbritannien, wo Einwanderer aus den
neuen Mitgliedsländern im Osten der EU umgehend von der
Personenfreizügigkeit profitierten",
erklärt uns Dominik
FELDGES. Tatsächlich kann nicht von einer Trendwende
gesprochen werden, weshalb auch keine konkreten Zahlen zur
Bevölkerungsentwicklung von Lodz genannt werden. Das wenig
informative EUROSTAT bietet zu Lodz keinerlei Daten zur
Bevölkerungsentwicklung an. Im September 2017 erschienenen
Regionenhandbuch wird Lodz lediglich beim
Durchschnittsalter der Bevölkerung erwähnt. Für EUROSTAT
sind nur die 20 größten Städte in Europa von Interesse. Die
Urbistat-Website präsentiert Lodz als schrumpfende Stadt
(Stand 2015). Auch auf anderen Websites finden sich entweder
veraltete Daten oder zumindest keine Daten, die eine
Trendwende unterstützen würden.
Um den Eindruck einer
Trendwende zu erwecken, greift man sich deshalb eine
Altersgruppe heraus, die passend ist:
"Die schnelle Expansion
dieser jungen Branche (Anm.: gemeint sind Tätigkeiten im
Back Office-Bereich), die für polnische Verhältnisse gut
bezahlte Arbeitsstellen anbietet, gilt als einer der
Hauptgründe, warum die Abwanderung aus Lodz inzwischen
weitgehend gestoppt werden konnte. Wie die
Stadtpräsidentin Hanna Zdanowska betont, verzeichnet man
in der Bevölkerungsgruppe der 18- bis 32-Jährigen
neuerdings sogar einen positiven Wanderungssaldo."
Fazit: Der Artikel ist zu
erst einmal nur Stadtmarketing im Investoreninteresse.
REBMANN, Sophie
(2017): Stiller Schmerz.
Abtreibung: Wer in Polen ungewollt
schwanger wird kann kaum auf Hilfe hoffen. Oft bleibt nur das
Sorgentelefon,
in:
Freitag Nr.49 v. 07.12.
Passend zur
heutigen Meldung
2,0 % mehr Schwangerschaftsabbrüche im 3. Quartal 2017 als im
Vorjahr des Statistischen
Bundesamtes berichtet Sophie REBMANN über die Warschauer Federacja,
eine polnische Organisation für Frauen- und Reproduktionsrechte, die
Ende 1991 gegründet wurde.
"1.098 Schwangerschaftsabbrüche gab
es 2016 offiziell. Federacja geht von jährlich 100.000 bis 150.000
Eingriffen aus. Das größte Meinungsforschungsinstitut Polens, CBOS,
gibt an, dass 25 - 35 Prozent aller Polinnen schon mal abgetrieben
haben. 400 bis 500 Euro kostet der Eingriff in deutschen,
tschechischen oder slowakischen Krankenhäusern. Wer sich die
verhältnismäßig hohen Kosten nicht leisten kann, bestellt übers
Internet Tabletten",
berichtet REBMANN aus Polen, wo
Abtreibungen noch restriktiver gehandhabt werden als in Deutschland.
Nur kurz geht REBMANN darauf ein, dass auch in Deutschland Frauen
Informationen vorenthalten werden.
FRITZ, Philipp & Canset ICPINAR
(2017): Vermehrt euch!
Gute Bürger*Innen verhüten nicht -
denn autoritäre Staaten brauchen viele neue Babys. Mindestens drei,
noch besser fünf Kinder pro Frau. Dei polnische PIS-Regierung und
Erdogans AKP machen deshalb Sexpolitik. Über Häschen-Videos und
islamische Aufklärung,
in:
TAZ v. 12.12.
Es ist
fast 15 Jahre her, da war die taz rot-grünes
Regierungsorgan und klagte, dass unserer Nation die Kinder ausgehen.
Und in 5 oder 10 Jahre könnte in Deutschland die nationalkonservative
Strömung ebenfalls dominieren. Die taz aber blickt lieber ins
Ausland, statt diese Tendenzen in Deutschland wahrzunehmen. Die AfD
wird als völkisches Problem begriffen, aber nicht als
nationalkonservative Partei, die fest im Mitte-Bürgertum verankert
ist.
"Eine niedrige Geburtenzahl, aber
auch Abwanderung haben Polen lange zugesetzt.
1,32 Kinder pro Frau werden im Durchschnitt zwischen Danzig und Krakau
geboren, in der EU sind es 1,57. Dagegen soll etwas getan werden",
erklärt uns Philipp FRITZ zur
Geburtenlage in Polen.
In Deutschland lag die Geburtenrate 1992 - 1996 auf diesem Niveau.
Über die tatsächliche Geburtenlage sagt diese zusammengesetzte
Geburtenziffer wenig aus. Entscheidend ist die Entwicklung der
endgültigen Kinderzahl der Frauenjahrgänge. Darüber erfährt der Leser
jedoch nichts.
WELT-Themenausgabe: Die Würde des Alters |
FRITZ,
Philipp
(2018): Die alten Deutschen von Zabelkow.
In Polen spezialisieren sich
Altenheime auf deutsche Bewohner. Sie locken mit guter Betreuung zu
Preisen, von denen man in Deutschland nur träumt,
in: Welt v.
10.08.
"Grundsätzlich können
diejenigen, die sich im EU-Ausland oder in der Schweiz
pflegen lassen, Pflegegeld aus Deutschland beziehen.
Trotzdem steht dem eine Mehrheit der Deutschen immer noch
skeptisch gegenüber, sie würden ihre Angehörigen zum
Pflegen nicht ins Ausland bringen",
lautet as Problem, dem
Philipp FRITZ mit seinem Artikel begegnen möchte, weshalb
uns eine Seniorenresidenz in dem 800 Einwohner zählenden
polnischen Zabelkow vorgestellt werden, in dem 76 deutsche
Rentner ihrem sozialverträglichen Ableben entgegenleben:
"Ein Einzelzimmer in
der Rezydencja kostet 1.400 Euro im Monat inklusive aller
Pflegeleistungen. In Deutschland kann das schnell mal
4.000 Euro kosten: ein großer Unterschied. (...). Die
meisten Polen übrigens können sich die Pflege in
Rezydencja nicht leisten, polnische Renten sind in der
Regel zu niedrig."
Wer sich auch das nicht
leisten kann, dem bleiben die noch günstigeren Pflegeheime,
die sich selbst Polen leisten können. Es besteht also
keinerlei Grund - nur wegen der Pflege dem üppigen deutschen
Wohlfahrtsstaat jenseits der privaten Pflegeversicherung -
unnötig auf der Tasche zu liegen. Die erwähnte Schweiz
dürfte sich dagegen nur die betuchte Welt-Klientel
leisten können.
SRODA-MURAWSKA, Stefania/GRZELAK-KOSTULSKA, Elzbieta/SWIACZNY,
Frank (2018): Polens demografischer Wandel.
Entwicklungen im dritten
Jahrzehnt des postsozialistischen Wandels,
in:
Geographische Rundschau, September
Die Beschreibung der
Bevölkerungsentwicklung in Polen bleibt oberflächlich, weil
keine aussagekräftigen Indikatoren für die
Geburtenentwicklung genannt werden, sondern lediglich auf
die Entwicklung der zusammengefassten Geburtenziffer (TFR),
statt auf die endgültigen Kinderzahlen der Frauen (CFR)
verwiesen wird:
"Zu Beginn der
1990er-Jahre lag die zusammengefasste Geburtenziffer (...)
noch bei über 2 und damit knapp unter dem
Bestandserhaltungsniveau. Bis 2003 war die TFR auf 1,2
gefallen, womit Polen die niedrigste Fertilität in Europa
aufwies. Bis 2009 erholte sie sich auf rund 1,4 und bewegt
sich in den letzten Jahren um den Wert von 1,3"
2015 lag die Geburtenrate
bei 1,32 und ist 2016 auf 1,39 gestiegen. Wichtiger als
dieser Indikator, der durch Tempoeffekte verzerrt werden
kann, ist die endgültige Kinderzahl. Doch darüber fehlen die
Informationen. SRODA-MURAWSKA/GRZELAK-KOSTULSK/SWIACZNY
präsentieren zudem veraltete Bevölkerungsprognose, die den
aktuellen Anstieg der Geburtenrate nicht widerspiegeln. Der
Höchststand der Bevölkerungszahl von 38,7 Millionen
Einwohnern im Jahr 1998 wird seitdem nicht mehr erreicht.
Abwanderung und
Binnenwanderung sorgen in Polen für regionale
Ungleichheiten, die folgendermaßen beschrieben werden:
"Die regionalen
Unterschiede des demografischen Wandels hängen eng mit der
Binnenwanderung der vergangenen Jahre zusammen. Diese war
vor allem in einige der größten Städte Polens gerichtet,
d.h. Warschau, Breslau, Posen und die Dreistadt Trojmiasto
(Danzig, Zoppot, Gdingen). Um diese haben sich Regionen
entwickelt, die gegenwärtig durch Suburbanisierung (...)
mit hohen Binnenwanderungssalden gekennzeichnet sind.
Durch den Zuzug von überwiegend jungen Menschen ist hier
auch die Fertilität überdurchschnittlich hoch. Die
Außenwanderung trägt (...) zur regionalen Differenzierung
nur sehr gering bei. Zu den Gewinnern gehört u.a. die
Region von Warschau. Verluste durch Auswanderung
konzentrieren sich z.B. in traditionellen
Abwanderungsregionen wie Opole, in denen etablierte
Wanderungsverbindungen nach Deutschland eine wichtige
Rolle spielen."
Fazit: Der Artikel von
SRODA-MURAWSKA/GRZELAK-KOSTULSK/SWIACZNY ist insgesamt sehr
oberflächlich und präsentiert Prognosen, deren Verfallsdatum
bereits überschritten scheint. Die isolierte Betrachtung von
Bevölkerungsvorgängen ist kaum geeignet, um daraus
Auswirkungen auf die zukünftige gesellschaftliche
Entwicklung in Polen abzuleiten. Mehr als Kaffeesatzleserei
sind Bevölkerungsvorausberechnungen bis 2050 nicht.