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Die Geburtenentwicklung in Polen

 
       
   
Tabelle: Die Geburtenentwicklung in Polen 1990 - 2013
 

Jahr

1960 1970 1980 1990 1995 2000 2005 2010 2013
Geburtenrate (TFR) - - - 2,06 - 1,37 1,24 1,41 1,29
Quelle: Eurostat Online Jahrbücher
 
       
   

Polnische Singles und gesellschaftlicher Wandel in den Medien

 
       
   

LESSER, Gabrielle (2001): Mütter dürfen nicht obdachlos werden (Warschau),
in: TAZ v. 06.04.

SPIEGEL ONLINE-Serie: Doppelverdiener - Zwei Kinder

RABEN, Mia (2006): Ein Leben wie ein Kartenhaus.
Familien in Polen,
in: Spiegel Online v. 22.05.

Spiegel Online setzt eine Serie fort, die mit der Debatte um Eva HERMANN am 08.05.2005 begann. Weitere Folgen befassten sich mit Frankreich, Spanien und Israel.

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG-Serie: Projekt Familie (Teil 2) Kinder, Krippen, Karriere.
SZ-Korrespondenten berichten, wie die Kinderbetreuung im Ausland funktioniert. Die Unterschiede sind gewaltig

URBAN, Thomas (2007): Schocktherapie.
Polen: Es gibt viele Krippenplätze - weil wenige Kinder geboren werden,
in: Süddeutsche Zeitung v. 16.03.

KLINGHOLZ, Reiner/KRÖHNERT, Steffen/HOßMANN, Iris (2008): Die demografische Zukunft von Europa. Wie sich die Regionen verändern, München: Deutscher Taschenbuch Verlag

MIX, Andreas (2008): Die polnische "Generation Nichts",
in:
Berliner Zeitung v. 06.11.

Andreas MIX stellt das Polen-Jahrbuch 2008 vor, in dem die polnische Baby-Boom-Generation porträtiert wird.

URBAN, Thomas (2009): Ein Land in der Ehekrise.
Ehepartner ziehen zum Arbeiten getrennt ins Ausland, der moralische Einfluss der katholischen Kirche sinkt: In Polen steigt die Zahl der Scheidungen explosionsartig an,
in: Süddeutsche Zeitung
v. 13.03.

SACKMANN, Reinhold/BARTL, Walter/JONDA, Bernadette/KOPYCKA, Katarzyna/RADEMACHER, Christian (2015): Coping with Demographic Change. A Comparative View on Education and Local Government in Germany and Poland. Heidelberg, New York, London: Springer Verlag

"Aus dem einführenden Kapitel zur demographischen Entwicklung in Deutschland und Polen (Kap.2) ist zu entnehmen, dass beide Auswahlländer relativ ähnliche, d.h. ähnlich niedrige Geburtenraten sowie einen ähnlichen Trend bei der Entwicklung der Sterblichkeit aufweisen. Die Alterung der Gesellschaft ist in Polen im Vergleich zu Deutschland jedoch weniger akzentuiert, weil die polnische Gesellschaft insgesamt noch über einen höheren Anteil an jüngeren Kohorten verfügt. Ein zentraler Unterschied zwischen Deutschland und Polen besteht jedoch in der Migrationsbilanz. Während Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zu einem Einwanderungsland geworden ist, gilt Polen traditionell als ein Auswanderungsland mit einem relativ niedrigen Anteil an Immigration. Dieser Trend hat sich auch nach dem EU-Beitritt Polens im Jahr 2004 nicht grundlegend verändert. Daher stellt die negative Migrationsbilanz eine zentrale Herausforderung für die demographische Entwicklung des Landes dar.
Gerade vor diesem Hintergrund ist es etwas zu bedauern, dass dem Thema »Migration« in den empirischen Analysen keinerlei Beachtung geschenkt wird",

meint Sebastian M. BÜTTNER in seiner Rezension des Buchs in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie vom September 2017.

OPIELKA, Jan (2016): Polen punktet mit Sozialpolitik.
Konservative Regierung gibt Millionen Euro für deutlich erhöhtes Kindergeld aus,
in: Frankfurter Rundschau
v. 04.02.

"Die Regierung erhofft sich (...) einen Schub bei der Geburtenrate, die mit etwa 1,3 Kindern je Frau zu den niedrigsten in Europa zählt", erklärt uns Jan OPIELKA.

HASSEL, Florian (2016): Leben mit Schwester und Schwager.
Serie Wohnungsmarkt in den Metropolen: In Polens Hauptstadt sind viele Unterkünfte klein, veraltet und beherbergen oft mehrere Generationen. Das liegt vor allem an den hohen Mieten oder Kosten. Wohnen in Warschau ist für die Bewohner - gemessen am Einkommen - doppelt so teuer wie für die Berliner,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 17.06.

BENZ, Matthias (2016): Polens Regierung verrät die Jungen.
Senkung des Rentenalters,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 19.11.

Matthias BENZ kritisiert die Rücknahme der neoliberalen Erhöhung des Renteneintrittsalter auf 67 durch die nationalkonservative Regierung in Polen:

"Das Parlament hat in erster Instanz beschlossen, das Rentenalter wieder auf 65 Jahre für Männer und 60 Jahre für Frauen zu senken."

Mehr als die üblichen neoliberalen Standardsätze hat der Artikel nicht zu bieten. Über die tatsächliche demografische Situation in Polen erfährt der Leser nichts.

OSINSKI, Wojciech (2016): Polen können früher in den Ruhestand gehen.
Nach der Senkung des gesetzlichen Renteneintrittsalter warnen Wirtschaftsexperten vor höherer Altersarmut,
in:
Neues Deutschland v. 26.11.

Wojciech OSINSKI berichtet über die Rücknahme der 2012 erfolgten Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre. Eine nachvollziehbare Begründung der Kritik ist nicht möglich, da keine Angaben über die demografische und ökonomische Entwicklung in Polen gemacht werden. Es wird lediglich kritisiert, dass bei der Erhöhung des Renteneintrittsalter keine flankierenden Maßnahmen zur besseren Integration von Älteren in den Arbeitsmarkt erfolgten.

Experten werden - außer (ehemalige) Politiker - keine genannt. Das

"neue Gesetz (lässt) die Altersversorgung auf ein Hungerniveau sinken (...)(wovon sie zugegebenermaßen schon heute nicht weit entfernt ist",

berichtet OSINSKI über Befürchtungen.

HASSEL, Florian (2017): Schwimmen gehen, Obst essen, ans Meer fahren.
Polens nationalkonservative Pis hat mit einem großen Versprechen die Wahl gewonnen: Kindergeld. Nun zahlt sie tatsächlich 115 Euro pro Junge oder Mädchen. Viele arme Familien können sich nun etwas leisten, was für andere selbstverständlich ist,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 19.04.

Florian HASEL berichtet aus neoliberaler Perspektive über die Kindergelderhöhung in Polen, die im April 2016 umgesetzt wurde. Zuvor machte die nationalkonservative PIS-Partei mit dem Motto "Familie 500+" Wahlkampf.

"Was aber bringt 500+ gesellschaftlich? Die Regierung kostet das Kindergeldprogramm jährlich umgerechnet gut fünf Milliarden Euro - nicht wenig bei einem Staatshaushalt von umgerechnet gerade 83 Milliarden Euro. Familien- und Arbeitsministerin Elzbieta Rafalska zufolge beziehen die Eltern von 3,87 Millionen polnischen Kindern 500+ - gut die Hälfte aller polnischen Kinder unter 18."

HASEL kritisiert - was wir aus Deutschland in Sachen Hartz IV bereits kennen, dass Sozialmissbrauch und "Arbeitsverweigerung" von Müttern durch das Kindergeld Vorschub geleistet wird:

"Während 73,6 Prozent der deutschen Frauen arbeiten gehen und gar 78 Prozent der Schwedinnen, haben nur knapp 61 Prozent der Polinnen einen Job, so Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat",

erklärt uns HASEL. Merkwürdig nur, dass in Deutschland ganz anders argumentiert wird, nämlich dass deutsche Mütter zu wenig arbeiten. Bei den Zahlen wird unter den Tisch gekehrt, dass sie nicht vergleichbar sind, weil die Wochenarbeitszeiten von Müttern in den einzelnen EU-Ländern stark differieren. 

"Einmal an der Regierung strich die Pis das Kindergeld für Ein-Kind-Familien mit wenigen Ausnahmen und spart so jährlich einige Milliarden",

kritisiert HASEL, wenngleich auch hierzulande gerne die Förderung der kinderreichen Familien gefordert wird - aber eben nur für Akademikerinnen.

"Erste Zahlen aus Wöchnerinnenstationen deuten an, dass das Programm in Polen auch die Geburtenrate - bisher eine der niedrigsten in Europa - steigen lässt."  

SMECHOWSKI, Emilia (2017): Durch ein gespaltenes Land.
Polen: Musterknabe der EU? Das war einmal. Polens PiS-Regierung führt das Land in Richtung Nationalismus. Viele finden das gut...,
in: Geo, Juni

"Ich habe Polen 1988 mit meinen Eltern verlassen, Richtung Westen. Ich war fast fünf Jahre alt (...). Dann brach der Sozialismus zusammen, und Polen entwickelte sich zum Musterknaben der EU, politisch und zunehmend auch ökonomisch. (...).
Mehr als zwei Jahrzehnte lang bewegte sich mein Heimatland scheinbar unaufhaltsam in Richtung Westen, in Richtung Moderne und Liberalität. Dachte ich. Doch dann wählte das Volk im Oktober 2015 mit absoluter Mehrheit die nationalkonservative Partei »Recht und Gerechtigkeit« (PIS)",

stellt sich Emialia SMECHOWSKI und ihre Vorstellung von Polen vor. Ihre Reise aus ihrer neuen Heimat Berlin zurück nach Polen führt sie zuerst nach Koblylin-Borzymy an der Grenze nach Weißrussland, wo die PiS 85 Prozent der Wählerstimmen erhielt. Ein Milchbauer und der Gemeindevorstehen werden uns als typische Vertreter der nationalkonservativen Parteimitglieder und der Wählerschaft vorgestellt:

"Sie vergleichen ihr Leben nicht mehr mit dem im Kommunismus oder im Rest Osteuropas. Sie vergleichen ihr Leben mit dem Westen, mit dem Rest der EU: Was haben die, was wir nicht haben?
Diese Sehnsucht hat die PiS erkannt",

erklärt uns SMECHOWSKI als Grund für den Umschwung in Polen.

"Kein anderes Land in der EU hat von Subventionen so stark profitiert wie Polen. Bis zum Jahr 2020 wird es aus Brüssel mehr als 150 Milliarden Euro erhalten haben. Das entspricht, umgerechnet in heutige Kaufkraft, mehr als dem Zehnfachen dessen, was Westdeutschland nach dem Krieg im Marshallplan als Darlehen bekam. Polen ist asphaltiert mit neuen Straßen, die es EU-Fördergeldern zu verdanken hat",

entrüstet sich SMECHOWSKI über die Vorstellung, Polen bekäme zu wenig Geld von der EU.

"Wir wollen die Werte des Westens nicht. Keine Ehe für Homosexuelle, kein Adoptionsrecht für Schwule, keine Abtreibung. (...). Früher bekamen die Frauen zehn Kinder. Heute wollen sie arbeiten und Spaß haben. Plötzlich interessieren sich alle für Frauenrechte in Polen",

zitiert den nationalkonservativen Gemeindevorsteher. Wenn Meinhard MIEGEL König von Deutschland wäre, dann sähe es in Deutschland nicht besser aus, denn der populäre Ökonom geißelt bereits seit Jahrzehnten diese Kultur des Individualismus als Ursache für den Untergang des Abendlandes. Und er ist wahrlich nicht der Einzigste, der nationalkonservativem Gedankengut anhängt. Die Frage ist also eher, wann kommt in Deutschland und anderen europäischen Ländern der nationalkonservative Rollback?

Die Kirche ist SMECHOWSKI zu mächtig im Osten und die Solidarnosc zu bedeutungslos, was auch daran liegen mag, dass die Verkehrsinfrastruktur im West Polens besser ausgebaut ist als im Osten. Polen ist wie Deutschland ein geteiltes Land und diese Spaltung geht durch alle kapitalistischen Länder, weshalb die Problematiken überall im Herzen der Industriestaaten aufbrechen.

In Warschau trifft sich SMECHOWSKI mit einer Heroin, die zu einem bekannten Gesicht gegen ein geplantes Abtreibungsverbot wurde. Breslau steht dagegen wie Justyna HELCYK für die Gegenmoderne: die neofaschistische ONR in Niederschlesien. Zuletzt geht es in die Ostkarpaten in die Nähe der Slowakei. Dort wohnt der in Deutschland durch Suhrkamp bekanntgewordene Schriftsteller Andrej STASIUK, den die Reporterin nach Katowice in Schlesien begleitet.

"Wenn man behauptet, durch Polen gehe ein Riss, dann steht Stasiuk auf keiner Seite. Der Riss geht durch ihn selbst",

beschreibt SMECHOWSKI den Schriftsteller und damit möglicherweise ganz allgemein die Ambivalenz unserer europäischen Gesellschaften. Und vielleicht kann nur eine polnische Migrantin ein solch patriotisches Europaverständnis verbreiten, in dem westliche Werte wie Monolithen wirken, obgleich der Konsens darüber was das sei, mehr als brüchig ist.

MATTERN, Jens (2017): Allergisch gegen Einmischung von außen.
StZ-Serie Leben in Europa (7): Banken vor der Pleite, Staaten vor dem Bankrott: Die Krise, die 2007 begann, hat die EU und das Leben der Menschen verändert. Die Folgen sind noch immer zu spüren. Unsere Serie beleuchtet den Alltag. Heute: Familie Zalewski in Polen,
in:
Stuttgarter Zeitung v. 26.08.

Polen wird uns aus der Sicht einer typischen polnischen, urbanen Akademikerfamilie mit untypischen 3 Kindern (2015: 1,32 Kinder pro Frau) - und damit aus der Perspektive der Globalisierungsgewinner - beschrieben. Soziale Probleme werden daher ausgeblendet. Diese gehören angeblich der Vergangenheit an.

FELDGES, Dominik (2017): Eine "abgehängte" Stadt meldet sich zurück.
Die polnische Grosstadt Lodz wurde vom Niedergang ihrer Textilindustrie schwer getroffen. Doch seit einigen Jahren macht sie einen eindrücklichen Wandel durch. Einst vergammelte Altbauten werden renoviert, junge Leute finden es wieder chic, in Lodz zu wohnen,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 20.11.

"Lodz hat jahrzehntelang mit Abwanderung gekämpft. Auf dem Höhepunkt Ende der 1970er Jahre lebten noch 870 000 Menschen in der Stadt – fast ein Viertel mehr als heute. Vor allem in den Jahren nach dem EU-Beitritt Polens im Jahr 2004 verliessen Tausende von Lodzern ihre Heimat Richtung Deutschland und noch mehr Richtung Grossbritannien, wo Einwanderer aus den neuen Mitgliedsländern im Osten der EU umgehend von der Personenfreizügigkeit profitierten",

erklärt uns Dominik FELDGES. Tatsächlich kann nicht von einer Trendwende gesprochen werden, weshalb auch keine konkreten Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung von Lodz genannt werden. Das wenig informative EUROSTAT bietet zu Lodz keinerlei Daten zur Bevölkerungsentwicklung an. Im September 2017 erschienenen Regionenhandbuch wird Lodz lediglich beim Durchschnittsalter der Bevölkerung erwähnt. Für EUROSTAT sind nur die 20 größten Städte in Europa von Interesse. Die Urbistat-Website präsentiert Lodz als schrumpfende Stadt (Stand 2015). Auch auf anderen Websites finden sich entweder veraltete Daten oder zumindest keine Daten, die eine Trendwende unterstützen würden.

Um den Eindruck einer Trendwende zu erwecken, greift man sich deshalb eine Altersgruppe heraus, die passend ist:

"Die schnelle Expansion dieser jungen Branche (Anm.: gemeint sind Tätigkeiten im Back Office-Bereich), die für polnische Verhältnisse gut bezahlte Arbeitsstellen anbietet, gilt als einer der Hauptgründe, warum die Abwanderung aus Lodz inzwischen weitgehend gestoppt werden konnte. Wie die Stadtpräsidentin Hanna Zdanowska betont, verzeichnet man in der Bevölkerungsgruppe der 18- bis 32-Jährigen neuerdings sogar einen positiven Wanderungssaldo."

Fazit: Der Artikel ist zu erst einmal nur Stadtmarketing im Investoreninteresse.

REBMANN, Sophie (2017): Stiller Schmerz.
Abtreibung: Wer in Polen ungewollt schwanger wird kann kaum auf Hilfe hoffen. Oft bleibt nur das Sorgentelefon,
in:
Freitag Nr.49 v. 07.12.

Passend zur heutigen Meldung 2,0 % mehr Schwangerschaftsabbrüche im 3. Quartal 2017 als im Vorjahr des Statistischen Bundesamtes berichtet Sophie REBMANN über die Warschauer Federacja, eine polnische Organisation für Frauen- und Reproduktionsrechte, die Ende 1991 gegründet wurde.

"1.098 Schwangerschaftsabbrüche gab es 2016 offiziell. Federacja geht von jährlich 100.000 bis 150.000 Eingriffen aus. Das größte Meinungsforschungsinstitut Polens, CBOS, gibt an, dass 25 - 35 Prozent aller Polinnen schon mal abgetrieben haben. 400 bis 500 Euro kostet der Eingriff in deutschen, tschechischen oder slowakischen Krankenhäusern. Wer sich die verhältnismäßig hohen Kosten nicht leisten kann, bestellt übers Internet Tabletten",

berichtet REBMANN aus Polen, wo Abtreibungen noch restriktiver gehandhabt werden als in Deutschland. Nur kurz geht REBMANN darauf ein, dass auch in Deutschland Frauen Informationen vorenthalten werden.  

FRITZ, Philipp & Canset ICPINAR (2017): Vermehrt euch!
Gute Bürger*Innen verhüten nicht - denn autoritäre Staaten brauchen viele neue Babys. Mindestens drei, noch besser fünf Kinder pro Frau. Dei polnische PIS-Regierung und Erdogans AKP machen deshalb Sexpolitik. Über Häschen-Videos und islamische Aufklärung,
in:
TAZ v. 12.12.

Es ist fast 15 Jahre her, da war die taz rot-grünes Regierungsorgan und klagte, dass unserer Nation die Kinder ausgehen. Und in 5 oder 10 Jahre könnte in Deutschland die nationalkonservative Strömung ebenfalls dominieren. Die taz aber blickt lieber ins Ausland, statt diese Tendenzen in Deutschland wahrzunehmen. Die AfD wird als völkisches Problem begriffen, aber nicht als nationalkonservative Partei, die fest im Mitte-Bürgertum verankert ist.

"Eine niedrige Geburtenzahl, aber auch Abwanderung haben Polen lange zugesetzt. 1,32 Kinder pro Frau werden im Durchschnitt zwischen Danzig und Krakau geboren, in der EU sind es 1,57. Dagegen soll etwas getan werden",

erklärt uns Philipp FRITZ zur Geburtenlage in Polen. In Deutschland lag die Geburtenrate 1992 - 1996 auf diesem Niveau. Über die tatsächliche Geburtenlage sagt diese zusammengesetzte Geburtenziffer wenig aus. Entscheidend ist die Entwicklung der endgültigen Kinderzahl der Frauenjahrgänge. Darüber erfährt der Leser jedoch nichts.

WELT-Themenausgabe: Die Würde des Alters

FRITZ, Philipp (2018): Die alten Deutschen von Zabelkow.
In Polen spezialisieren sich Altenheime auf deutsche Bewohner. Sie locken mit guter Betreuung zu Preisen, von denen man in Deutschland nur träumt,
in: Welt v. 10.08.

"Grundsätzlich können diejenigen, die sich im EU-Ausland oder in der Schweiz pflegen lassen, Pflegegeld aus Deutschland beziehen. Trotzdem steht dem eine Mehrheit der Deutschen immer noch skeptisch gegenüber, sie würden ihre Angehörigen zum Pflegen nicht ins Ausland bringen",

lautet as Problem, dem Philipp FRITZ mit seinem Artikel begegnen möchte, weshalb uns eine Seniorenresidenz in dem 800 Einwohner zählenden polnischen Zabelkow vorgestellt werden, in dem 76 deutsche Rentner ihrem sozialverträglichen Ableben entgegenleben:

"Ein Einzelzimmer in der Rezydencja kostet 1.400 Euro im Monat inklusive aller Pflegeleistungen. In Deutschland kann das schnell mal 4.000 Euro kosten: ein großer Unterschied. (...). Die meisten Polen übrigens können sich die Pflege in Rezydencja nicht leisten, polnische Renten sind in der Regel zu niedrig."

Wer sich auch das nicht leisten kann, dem bleiben die noch günstigeren Pflegeheime, die sich selbst Polen leisten können. Es besteht also keinerlei Grund - nur wegen der Pflege dem üppigen deutschen Wohlfahrtsstaat jenseits der privaten Pflegeversicherung - unnötig auf der Tasche zu liegen. Die erwähnte Schweiz dürfte sich dagegen nur die betuchte Welt-Klientel leisten können.

SRODA-MURAWSKA, Stefania/GRZELAK-KOSTULSKA, Elzbieta/SWIACZNY, Frank (2018): Polens demografischer Wandel.
Entwicklungen im dritten Jahrzehnt des postsozialistischen Wandels,
in: Geographische Rundschau, September

Die Beschreibung der Bevölkerungsentwicklung in Polen bleibt oberflächlich, weil keine aussagekräftigen Indikatoren für die Geburtenentwicklung genannt werden, sondern lediglich auf die Entwicklung der zusammengefassten Geburtenziffer (TFR), statt auf die endgültigen Kinderzahlen der Frauen (CFR) verwiesen wird:

"Zu Beginn der 1990er-Jahre lag die zusammengefasste Geburtenziffer (...) noch bei über 2 und damit knapp unter dem Bestandserhaltungsniveau. Bis 2003 war die TFR auf 1,2 gefallen, womit Polen die niedrigste Fertilität in Europa aufwies. Bis 2009 erholte sie sich auf rund 1,4 und bewegt sich in den letzten Jahren um den Wert von 1,3"

2015 lag die Geburtenrate bei 1,32 und ist 2016 auf 1,39 gestiegen. Wichtiger als dieser Indikator, der durch Tempoeffekte verzerrt werden kann, ist die endgültige Kinderzahl. Doch darüber fehlen die Informationen. SRODA-MURAWSKA/GRZELAK-KOSTULSK/SWIACZNY präsentieren zudem veraltete Bevölkerungsprognose, die den aktuellen Anstieg der Geburtenrate nicht widerspiegeln. Der Höchststand der Bevölkerungszahl von 38,7 Millionen Einwohnern im Jahr 1998 wird seitdem nicht mehr erreicht.

Abwanderung und Binnenwanderung sorgen in Polen für regionale Ungleichheiten, die folgendermaßen beschrieben werden:

"Die regionalen Unterschiede des demografischen Wandels hängen eng mit der Binnenwanderung der vergangenen Jahre zusammen. Diese war vor allem in einige der größten Städte Polens gerichtet, d.h. Warschau, Breslau, Posen und die Dreistadt Trojmiasto (Danzig, Zoppot, Gdingen). Um diese haben sich Regionen entwickelt, die gegenwärtig durch Suburbanisierung (...) mit hohen Binnenwanderungssalden gekennzeichnet sind. Durch den Zuzug von überwiegend jungen Menschen ist hier auch die Fertilität überdurchschnittlich hoch. Die Außenwanderung trägt (...) zur regionalen Differenzierung nur sehr gering bei. Zu den Gewinnern gehört u.a. die Region von Warschau. Verluste durch Auswanderung konzentrieren sich z.B. in traditionellen Abwanderungsregionen wie Opole, in denen etablierte Wanderungsverbindungen nach Deutschland eine wichtige Rolle spielen."

Fazit: Der Artikel von SRODA-MURAWSKA/GRZELAK-KOSTULSK/SWIACZNY ist insgesamt sehr oberflächlich und präsentiert Prognosen, deren Verfallsdatum bereits überschritten scheint. Die isolierte Betrachtung von Bevölkerungsvorgängen ist kaum geeignet, um daraus Auswirkungen auf die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung in Polen abzuleiten. Mehr als Kaffeesatzleserei sind Bevölkerungsvorausberechnungen bis 2050 nicht.

 
       
   

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© 2002-2019
Bernd Kittlaus
webmaster@single-generation.de Erstellt am: 13. Februar 2016
Update am: 10. Februar 2019