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SICILIA, Regina Gaya
(1999): Familienpolitik in Spanien - aktueller Stand und neue
Initiativen. In: Christian Leipert (Hrsg.) Aufwertung der
Erziehungsarbeit Europäische Perspektiven einer Strukturreform der
Familien- und Gesellschaftspolitik, Opladen: Leske + Budrich,
S.59-66
"Die Geburtenrate in
Spanien lag 1996 bei 1,23 Kindern. Weltweit hat nur Hongkong mit 1,21
eine noch geringere Quote", klagt Regina Gaya SICILIA über die
Geburtenentwicklung in Spanien.
WDR (2001): Spaniens neue Single-Frauen.
in: Funkhaus Europa. Sendung des WDR 5 v. 02.03.
VEIEL, Axel (2001): Stiller
Streik gegen Machos.
Das katholische Spanien liegt bei den Geburten hinten,
in: Frankfurter Rundschau v.
27.04.
"Heute hat Spanien immer noch ein viel niedrigeres
Pro-Kopf-Einkommen als Deutschland, eine schwächere
Sozialversicherung und Renten, die den Namen kaum verdienen (...).
Übrigens wird es das Land mit einer galoppierenden Überalterung zu
tun bekommen, Folge der gesunden mediterranen Ernährung, einer der
niedrigsten Geburtenraten und der höchsten Lebenserwartung in
Europa.
(...).
Es ist doch
merkwürdig: Viele Länder, darunter auch Spanien, hätten Anlaß zu
denselben gesellschaftspolitischen Diskussionen, wie sie die
Berliner Republik bewegen, aber zu besorgten Talkshows, geschweige
denn zu defätistischen Quaken aus dem Mund der Berufspessimisten
führt das" nicht, schreibt Paul INGENDAAY
über die spanische Mentalität.
SCHULZE, Ralph (2006): Hochburg der
Nesthocker.
Im "Hotel Mama". Zwei Drittel der Spanier zwischen 20 und 34
leben noch bei ihren Eltern,
in: Die Presse v. 03.01.
BURGHARDT, Peter (2006): Karawane der Liebe.
Ein spanisches Dorf lädt Frauen zu einem Massenrendezvous ein,
in: Süddeutsche Zeitung v. 06.05.
SCHULZE, Ralph (2006): Spanien.
Die "Karawane der Liebe" kam per Bus ins Dorf der Junggesellen,
in: Die Presse v. 10.05.
HEIM, Susanna (2007): Ihre Eizelle, mein Kind.
In Spanien floriert das Geschäft mit der künstlichen Fortpflanzung.
Neuster Trend ist die Eizellenspende, die einer unfruchtbaren Frau zum
Mutterglück verhelfen kann. Immer häufiger lassen sich auch
Schweizerinnen behandeln,
in: Neue Zürcher am Sonntag v. 22.04.
DAHMS, Martin (2007): Spanien braucht mehr Kinder.
Der Staat entdeckt die Familienpolitik,
in: Frankfurter Rundschau v. 11.08.
"Nach
dem Tod des Diktators Franco und dem Ende seines
»national-katholischen« Regimes sank die Geburtenrate von
durchschnittlich 2,8 Kindern pro Frau 1976 auf 1,16 Kinder im Jahr
1996 - eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt. Mittlerweile ist
der Wert auf 1,37 (etwa so hoch wie in Deutschland). Das liegt vor
allem an den Immigrantinnen",
berichtet DAHMS über die demografischen Wandel in Spanien.
RHEINISCHER MERKUR-Spezial:
"Die neue Angst -
Arm im Alter.
Gerät unser
Rentensystem in die Krise oder sind kritische Prognosen nur
Panikmache? Walter Riester verteidigt die private Vorsorge.
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BADING, Günther (2008):
Der Süden schockt.
Wohnen II:
Spanien ist für deutsche Ruheständler schon lange nicht mehr das
billige Paradies,
in: Rheinischer Merkur Nr.5 v. 31.01.
"Massive
demografische Auswirkungen hat die veränderte Einstellung zur Familie:
1974 verzeichnete Spanien mit 2,9 Kindern je Frau europaweit noch die
zweithöchste Fertilitätsrate nach
Irland. (...) Bis 1995 fiel die
durchschnittliche Kinderzahl je Frau auf 1,17 - stärker als in allen
anderen europäischen Ländern. Anschließend stieg der Wert - auch durch
geburtenfreudige Zuwanderer - wieder leicht an, gehört aber
gegenwärtig mit etwa 1,4 Kindern je Frau (2006) noch immer zu den
niedrigeren Werten des Kontinents.
Dabei ist der Geburteneinbruch in Spanien weniger als in
Deutschland
oder Italien auf die Zunahme kinderloser Frauen oder den Anstieg des
durchschnittlichen Erstgeburtsalters zurückzuführen, sondern auf das
abrupte Verschwinden der Großfamilie: Von den 1940 geborenen
Spanierinnen hatten noch 61 Prozent drei oder mehr Kinder. Bei den im
Jahr 1960 Geborenen war das nur noch bei 17 Prozent der Fall. Der
Anteil von Frauen mit nur einem Kind stieg hingegen von acht auf 26
Prozent und damit auf einen der höchsten Werte Europas. Kinderlos
blieben von den 1960 geborenen Frauen aber nur zehn Prozent - nicht
mehr als im relativ kinderreichen
Dänemark oder in
Schweden. Kinder
haben also in Spanien nach wie vor einen hohen Stellenwert -
allerdings trauen sich die Paare immer seltener mehr als ein
Einzelkind zu",
berichten die Autoren über das
generative Verhalten der Spanier. Spanien belegt im Demografieranking
des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung Platz 15 von 30
europäischen Nationen.
"Nicht nur muss man als erwachsene Frau ohne
verfügbare Kinder in Südspanien offenbar demütigende Rituale über
sich ergehen lassen, die man überwunden glaubte, als man aufhörte,
Diskotheken mit Türstehern zu besuchen. Noch dazu wird man
gezwungen, sich als Strafe für Kinderlosigkeit auf Foltergerät der
Moderne die Seele aus dem Leib zu kotzen. Eine perfide Strategie der
katholischen Kirche?" fragt sich Karin CEBALLOS BETANCOUR.
KRAMER, Brigitte (2010): Zurück zu den Eltern.
Ein Sommer der Resignation – nach dem Rausch der Boomjahre erlebt
die spanische Gesellschaft einen jähen Absturz,
in: Neue Zürcher Zeitung v.
26.07.
INGENDAAY, Paul (2012): Ich bin bereit, bei null zu beginnen.
Jugendarbeitslosigkeit in Spanien,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 19.06.
SOBOTKA, Tomáš (2012): Kein Kindersegen für Europa.
Neue
Berechnungsmethode zeigt, dass der jüngste Anstieg der Geburtenzahlen
gar keiner war,
in:
Demografisches Forschung aus erster Hand, Ausgabe 2, Juli
"Die konventionelle,
zusammengefasste Geburtenziffer (TFR) zeigt (...) für die vergangenen
Jahrzehnte vielerorts eine sehr wechselhafte Entwicklung:
So lag sie etwa in Spanien 1980
bei 2,2, sank bis 1998 auf 1,16 und erreichte 2008 wieder einen Wert
von 1,46 Kindern pro Frau.
Doch warum bekamen Frauen in Spanien 1998 durchschnittlich gerade
einmal halb so viele Kinder wie 1980? Oftmals werden solche Zahlen,
die in ähnlicher Form in fast allen europäischen Ländern zu beobachten
sind, als wichtigster Indikator für die Entwicklung der Fertilität in
einem Land interpretiert. Doch tatsächlich wird die konventionelle
Geburtenrate durch verschiedene Faktoren verzerrt. An erster Stelle
ist hier der so genannte Tempoeffekt zu nennen (...): Steigt das
Alter, in dem Frauen ihre Kinder bekommen, immer stärker an, so nimmt
die Geburtenrate in dieser Zeit ab. Das ist auch dann der Fall, wenn
die Frauen in ihrem gesamten Leben nicht weniger Kinder bekommen als
vorangegangene Jahrgänge. Bongaarts und Sobotka verweisen in diesem
Zusammenhang darauf, dass europäische Frauen vor circa 40 Jahren bei
der ersten Geburt 22 bis 25 Jahre alt waren. Bis 2008 stieg das
Gebäralter fast überall auf 27 bis 29 Jahre an", heißt es in dem
Newsletter über ein Studie von John BONGAARTS &
Tomáš
SOBOTKA ("A demographic explanation for the recent rise in European
fertility", Zeitschrift Population and Development Review Heft
1, 2012, S. 83-120)
taz-Wochenendthema:
Gegen alle Umstände.
Schwangerschaft: Die Eizellspende ist für manche Paare oft der
einzige Weg, sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen. In Deutschland
ist das Verfahren verboten. Ärzte, die Frauen dennoch helfen,
müssen mit Strafen rechnen. Wie es gelingen kann, illegal ein
legales Kind zu bekommen |
WANDLER, Reiner (2013): Den Körper zu Markte tragen.
Not: Arme Frauen lassen sich in
Spanien auf die risikoreiche Eizellspende ein - die Wirtschaftskrise
befördert das. Denn obwohl das Gesetz untersagt, dass für Eizellen
Geld fließt, tut es dies doch,
in:
TAZ v. 12.10.
SCHUMACHER, Juliane
(2014): "Kein Land für Alte".
Costa Brava: "Die erste Rentnergeneration geht zurück", sagt der
Chefredakteur der "Costa Blanca Nachrichten", Thomas Liebelt,
in: TAZ v. 15.02.
Anfang des Jahrtausends wurde im Zeichen der
Agenda 2010 das Bild des rüstigen Rentners, der seine
Lebensabend im Ausland verbringt, gezeichnet. 10 Jahre später sieht
die Realität anders aus:
"Gehen die Deutschen zurück,
wenn sie älter werden?
Natürlich. Spanien ist kein Land für alte Leute, die kein Spanisch
sprechen. Die Verständigung mit spanischen Ärzten, die
Verständigung im Pflegefall ist sehr, sehr schwierig. Hinzu kommt,
dass deutsche Patienten hier aus der deutschen Pflegeversicherung
zwar Geldleistungen, aber keine Sachleistungen bekommen. Also
keine Krücken, keinen Rollstuhl. Auch die ambulante und stationäre
Pflege wird nicht bezahlt."
DAHMS, Martin (2016): Aus der Krise mit erhobenem Kopf.
In
Spanien haben Zehntausende ihre Wohnung verloren, die neuen linken
Stadtregierungen suchen Lösungen,
in:
Frankfurter Rundschau v. 27.04.
WIELAND, Leo (2016): Tote Seelen unter Spaniens Rentnern.
Die
Lebenserwartung steigt, die
Rentenbezugsdauer hat sich verdoppelt. Modellrechnung leuchtet
Folgen aus,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 25.07.
MÜLLER,
Ute (2016): Totes Kapital und eingefrorene Finger.
Ein Drittel aller spanischen
Haushalte lebt von Renten. 30.000 Haushalte begingen 2014
Sozialbetrug, in dem sie Pensionen verstorbener Angehöriger
kassierten,
in:
Welt v. 30.07.
Ute MÜLLER missbraucht Spekulationen des Madrider Rechnungshofes, um
neoliberale Lobbyisten eine Plattform für Forderungen nach einer
Reform des spanischen Rentensystems zu geben.
Zu Beginn wird uns ein
spektakulärer Einzelfall geschildert, der dann mit Hinweis auf den
spanischen Rechnungshof zum Teil eines umfassenden Sozialbetrugs
stilisiert wird.
"So etwas kannte man bisher nur
aus Griechenland, wo im Jahr 2013 aufflog, dass die Familien von
4.500 verstorbenen Staatsdienern munter Pensionen bezogen",
lügt uns MÜLLER an. Warum wird
uns Griechenland in diesem Zusammenhang präsentiert und nicht z.B.
Japan? Bereits 2010 kursierten dort Gerüchte über Hunderttausende
Hundertjährige, die längst verstorben seien.
Erst letztes Jahr berichtete Spiegel online über einen
spektakulären Fall aus Japan, gegen den der von MÜLLER beschriebene
Fall eher harmlos erscheint:
"Eine 86 Jahre alte Japanerin
soll rund 50 Jahre lang die Rente ihrer verstorbenen Eltern
kassiert haben. Sie habe in dieser Zeit umgerechnet 376.000 Euro
bezogen, teilte die Polizei mit."
Warum also wird Griechenland
erwähnt, aber nicht Japan? Offenbar eignet sich Griechenland besser
für neoliberale Propaganda, weil es ebenfalls zu den südeuropäischen
Schuldenländern gehört und deswegen ständig eher negativ in den
Schlagzeilen ist.
Auch in Japan wurde 2010 mit weit
überhöhten Zahlen operiert, während inzwischen nichts mehr davon zu
hören ist. Spiegel online erklärt dazu lapidar:
"Für Aufsehen sorgte vor fünf
Jahren der Fall einer Familie in Tokio, die 30 Jahre lang die
mumifizierte Leiche eines Angehörigen zu Hause aufbewahrt und
dessen Rente kassiert hatte - später gab sie an, der Verstorbene
wollte ein lebender Buddha werden.
Seitdem überprüfen die Behörden regelmäßig, ob auffallend alte
Rentner tatsächlich noch leben. Bei 1700 Rentnern mit unbekanntem
Aufenthaltsort wurden die Zahlungen inzwischen eingestellt."
Das spanische Rentensystem steht
heute genauso unter Beschuss neoliberaler Propaganda wie Anfang des
Jahrtausends das deutsche Rentensystem. Profitiert haben davon in
erster Linie die Finanzdienstleistungsbranche, die durch
Risikoverlagerung auf die Versicherten und staatliche Förderung als
Krisengewinner gelten können.
"Spaniens Rentensystem befindet
sich vor allem wegen der demografischen Entwicklung in einer
bedrohlichen Schieflage. Zu Beginn der Krise 2008 gab es 7,6
Millionen Rentner, mittlerweile sind es gut 8,5 Millionen. Und im
kommenden Jahr 2017 stoßen weitere 800.000 hinzu. Auf 2,5
Arbeitnehmer kommt mittlerweile ein Rentner, bis 2050 wird sich
das Verhältnis auf 1:1 einpendeln. Nur in einem Land, in Japan,
sieht es noch düsterer aus",
erzählt uns MÜLLER die
neoliberale Version. Dass erst die Spekulationsblasen der
Finanzbranche Spanien in die Wirtschaftskrise getrieben hat, davon
lesen wir nichts. Demografie statt Profitgier lautet das neoliberale
Motto. Ganz zum Schluss wird noch auf die steigende Lebenserwartung
hingewiesen:
"Als die Rentenkassen Anfang
des 20. Jahrhunderts gegründet wurden, hatten nur 30 Prozent der
Bürger eine Lebenserwartung, die über 65 Jahre hinausging. Heute
werden fast 90 Prozent älter als 65 Jahre. Tatsächlich ist Spanien
in der EU das Land mit der höchsten Lebenserwartung."
In der
FAZ relativiert Leo WIELAND das Problem des
Sozialbetrugs, wenn er schreibt:
"Offenbar gibt es (...) eine
Dunkelziffer, weil in Spanien – anders als etwa in Deutschland –
von den Pensionsempfängern keine jährlichen Lebensbescheinigungen
verlangt werden. So kann es zumindest zu Überschneidungen und
überzogenen Fristen kommen.
Der Rechnungshof empfiehlt nun schärfere Kontrollen, während
Vertreter des Statistikamtes davor warnen, die 1,2 Millionen
Rentner über 85 Jahre und ihre Familien unter »Generalverdacht« zu
stellen."
Fazit: Angeblich
großmaßstäblicher Sozialbetrug, der an spektakulären Einzelfällen
dargestellt wird, die suggerieren, das dies typische Beispiele für
den Sozialbetrug seien, wird bei MÜLLER missbraucht, um neoliberale
Propaganda gegen das gesetzliche Rentensystem zu betreiben. Dass die
kapitalgedeckte Altersvorsorge besser ist, ist einer der Mythen, die
uns damit untergejubelt werden soll.
URBAN, Thomas (2016): Im Minus.
Spanien,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 11.08.
Beim spanischen System wird vor
allem die Mindesteinzahldauer und die Kopplung der Rentenleistungen
an diese hervorgehoben. Außerdem werden in Spanien bestimmte
Berufsgruppen mit schwerer oder gefährlicher Arbeit bevorzugt
behandelt. Mit Hinweis auf das "gigantische Defizit", das drohe,
wird dem Leser nahe gelegt dies als negativ zu bewerten.
URBAN, Thomas
(2016): Sorgen im Süden.
SZ-Wirtschaftsthema: Vor fünf Jahren wurden Spanien und
Portugal von der EU gerettet. Sie waren schon auf einem guten Weg,
ihre Wirtschaft erholte sich. Doch zuletzt gerieten die Reformen
wieder ins Stocken,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 30.08.
Die Welt ist bei Thomas URBAN
schlicht: In Portugal und Spanien gibt es danach zwei Politiken:
die gute neoliberale Austeritätspolitik der Konservativen bzw.
Rechten und die böse Obstruktionspolitik der Linken oder gar
Separatisten. Jenseits von Austeritätspolitik gibt es allenfalls
noch Wahlgeschenke für die gehassten Rentner oder den öffentlichen
Dienst.
URBAN, Thomas
(2016): Müllverträge und Nesthocker.
SZ-Wirtschaftsthema: Die junge Generation in Spanien
leidet nach wie vor unter einer hohen Arbeitslosigkeit: Ihre
Ausbildung passt nicht mit den Bedürfnissen der Unternehmer
zusammen,
in: Süddeutsche
Zeitung v. 30.08.
Die andere Seite des
Neoliberalismus zeigt sich bei der Jugend in Spanien. Der
Generation 1.000 Euro im Dienstleistungssektor wie z.B. der
Tourismusbranche, steht eine hohe Jugendarbeitslosigkeit und
Überflüssige in der Altersgruppe der 16 bis 24-Jährigen gegenüber.
Einzige Lösung der Neoliberalen: Deregulierung der Arbeitsmärkte.
Ansonsten haben die Jugendlichen die falsche (Hochschul)Ausbildung:
nichtsnutzige Geistes- oder Sozialwissenschaftler statt innovative
Arbeitsbienen, die z.B. unsere deutsche duale Ausbildung am
Fließband produzieren würde. Wäre das irgendwann endlich so weit,
dann könnten uns Deutschen die Spanier und Portugiesen als die
besseren Deutschen präsentiert werden. Das könnte man dann
neoliberale Kreislaufwirtschaft nennen!
MARTELL, Conrad Lluis (2017): Ein Job ist ein Job.
Spanien: Wer unter 35 Jahre alt
ist, lebt häufig in prekären Verhältnissen und muss mit
einem 800-Euro-Gehalt glücklich und zufrieden sein,
in:
Freitag v. 04.05.
Conrad Lluis MARTELL hält sich nicht lange mit den "wirklich Armen"
in Spanien auf, sondern widmet sich den Klagen der jungen
Erwachsenen in der Mittelschicht, deren Lebensstilvorstellungen mit
jenen unserer Akademikerjugend in Deutschland identisch ist. Und wie
in Deutschland wird ein Generationenkrieg inszeniert:
"Als die Blase platzte und die
Krise einsetzte, waren die großen Leidtragenden nicht die
Babyboomer (die heute 50- bis 70-Jährigen), die das überkommende
Modell mitverantwortet und davon profitiert hatten, sondern ihre
Söhne und Töchter."
Diese wollen nichts anderes als
so leben wie ihre Eltern früher. Wie in Deutschland wird auch in
Spanien das Aufstiegsversprechen als gebrochen angesehen:
"Ein Neoliberalismus ohne
Aufstiegsversprechen, das ist Spaniens Arbeitsmarkt für eine
Mehrheit der Bevölkerung. Entzug von Anerkennung,
Alternativlosigkeit und Angst sind seine Markenzeichen. (...)
Den Jungen wurde schlichtweg der Gesellschaftsvertrag
aufgekündigt. Die 20- und 30-Jährigen wuchsen mit dem Versprechen
auf, dass nach Studium, dem Erwerb von Sprachen, Auslandserfahrung
und Praktika, - nach all diesen Anstrengungen irgendwann eine
würdevolle Arbeit käme, die der Qualifikation entspricht. Das
Versprechen wird inzwischen nicht mehr eingelöst,"
behauptet MARTELL bleibt aber
jegliche Belege schuldig, denn schließlich geht es ihr nur um die
Akademikerjugend, die kaum weniger privilegiert ist wie hierzulande.
Die "wirklich Armen" werden von MARTELL missbraucht, um diese
Unterschiede zu verwischen.
Fazit: Es ist diese Art von
unsachlicher Mainstreamjournalismus, der verhindert, dass die
soziale Frage wirklich den Sprengstoff entfaltet, der ihn ihr liegt.
Wir blicken nicht nach Spanien, sondern immer nur in unseren eigenen
Akademikerabgrund.
RÖßLER, Hans-Christian
(2017): Lebensabend ohne Krankenversicherung.
In Spanien leben viele britische
Rentner - sie plagen Zukunftssorgen,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 24.06.
Hans-Christian RÖßLER sorgt sich um die nicht einmal 109.000
britischen Rentner in Spanien, der Kaufkraft seit dem Brexit um 25
Prozent gesunken sei. Das sind jedoch eher Luxussorgen im
Vergleich zu den Millionen Rentnern innerhalb von Großbritannien,
die uns Deutsche jedoch nicht zu interessieren haben, denn
schließlich wird nur über die negativen Folgen des Brexits
berichtet, nicht aber über die Probleme, die auch ohne Brexit
bestehen würden. Der deutsche Blick ist ein Blick der
kosmopolitischen Eliten.
KRIEGER, Heinz
(2017): Arbeiten - egal was.
In Spanien sinkt die
Erwerbslosenquote, doch jüngere haben nach wie vor kaum Chancen,
in:
Neues Deutschland v. 10.07.
"Die Arbeitslosigkeit unter den
Jungen ist hoch, bei den unter 20-Jährigen liegt sie bei über 50
Prozent, in der Altersgruppe bis 25 Jahren bei 41,5 Prozent. Bezieht
man die bis 29 Jahre alten Arbeitssuchenden mit ein, sind 39 Prozent
ohne Arbeitsstelle. (...).
39 Prozent tragen sich mit Auswanderungsplänen - aber nur 21 Prozent
setzen das auch um. (...).
Mit Auswanderung ist übrigens nicht immer eine Arbeit außerhalb der
spanischen Grenzen gemeint. Oft wird darunter auch der Umzug in eine
andere Autonome Region verstanden, etwa von Valencia nach Aragon. Von
denen, die tatsächlich Spanien verlassen haben, sind 38 Prozent nach
Großbritannien gegangen. Darunter sind viele Krankenschwestern, die
dort willkommen sind, weil sie in Spanien eine Universitätsausbildung
abschließen müssen und deshalb mit ihren Kenntnisse oft durchaus an
die der Ärzte heranreichen. Zwölf Prozent der jungen Auswanderer auf
der Suche nach einem Job sind übrigens nach Irland gegangen",
berichtet Heinz KRIEGER über
Spanien, wobei weder immer die Quellen der Daten noch die Definition
des Begriffs "Arbeitslosigkeit" klar wird.
DAHMS, Martin (2017): Die Zeit des Zitterns ist vorbei.
StZ-Serie Leben in
Europa (6): Banken vor der Pleite, Staaten vor dem Bankrott: Die
Krise, die 2007 begann, hat die EU und das Leben der Menschen
verändert. Die Folgen sind noch immer zu spüren. Unsere Serie
beleuchtet den Alltag. Heute: Familie Vinas Saiz in Spanien,
in:
Stuttgarter Zeitung v. 22.08.
Martin DAHMS porträtiert eine
Familie mit zwei Kindern, die sich kurz vor der Finanzkrise eine Haus
in Quijorna, einer 3.200 Einwohner zählenden Gemeinde im Speckgürtel
von Madrid gekauft hat. Im Mittelpunkt steht die Immobilienkrise, die
Arbeitslosigkeit und die Bankenrettung.
"Wenn es ganz eng wurde, sprangen
Martas Eltern ein und halfen mit ihrer Pension aus, wie in so vielen
spanischen Familien",
beschreibt DAHMS den privaten
Generationenvertrag als Alternative zur "sozialen Hängematte".
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