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Kommentierte Bibliografie

 
       
   

Die Lebensversicherer als Akteur der Altersvorsorge

 
       
   

Deutschland: Von vollmundigen Versprechungen über die Teilprivatisierung der Alterssicherung zur Entledigung der Altlasten und Risikoabwälzung auf die Versicherten (Teil 3)  

 
       
   

Die Chronologie der Debatte

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Kommentierte Bibliografie (2017)

2017

KROHN, Philipp (2017): Niedrigere Verrentung für Allianz- und Zurich-Kunden.
Der Niedrigzins zwingt Versicherer, ihren Rentenfaktor zu senken. Das hat keine Folgen für die Ersparnisse, aber für die monatliche Rente, die sich daraus ergibt,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 03.01.

Vollmundig erklärte man uns vor der Teilprivatisierung der gesetzlichen Rentenversicherung, dass die Altersvorsorge durch das Kapitaldeckungsverfahren mehr Rendite als das Umlageverfahren bringe. Wer auf Lebensversicherungen gesetzt hat, der wird seit Jahren eines Besseren belehrt. In den letzten Jahren versprachen uns die Medien, dass wer auf risikoreichere fondsgebundene Policen setze, der ist besser dran als jene, die mit dem Garantiezins auf Nummer sicher gehen wollen. Nun wird auch diese Argumentation zur Makulatur:

"Allianz und Zurich haben für ihre fondsgebundene Lebensversicherungen und weitere kapitalmarktnahe Produkte einer bestimmten Vertragsgeneration den Rentenfaktor gesenkt",

erklärt uns Philipp KROHN. Die Altersvorsorge ist sicher? Das glauben nur Träumer. Sicher sind nur die Profite der Versicherungswirtschaft! Wer bei Vertragsabschluss nicht auf das Kleingedruckte geachtet hat, der könnte nun sein blaues Wunder erleben:

"Mitte Januar sollen (...) die etwa 700.000 Kunden unterrichtet werden, die zwischen 2001 und Ende 2011 eine fondsgebundene Rentenversicherung oder eine Police mit höherem Aktienanteil nach dem Modell Indexselect abgeschlossen haben. Hier wird künftig für die Umrechnung von Kapital in eine Monatsrente nicht mehr der Rechnungszins von 2,75 oder 2,25 Prozent zugrunde gelegt, sondern nur noch 1,75 Prozent."

Die Versicherer haben sich eine Hintertür offengelassen und die Finanzaufsicht bzw. deren beglaubigten Treuhänder als Anwälte der Versicherer, heißt diese Praxis gut.

Anpassungen des Rentenwerts sind zulässig, wenn sich die Lebenserwartung MERKLICH erhöhe (ein sehr dehnbarer Begriff!) oder wenn der "Kapitalmarktzins dauerhaft falle". Was dauerhaft ist, ist ebenfalls eine Auslegungssache. Eine Angestellte des Finanzdienstleisters MLP wird dahingehend zitiert, dass Versicherungen zwei Methoden verwenden: zum einen einen bestimmten Prozentsatz des Rentenfaktors und zum anderen den Vorbehalt, der nun als Einfallstor zur Abwälzung der Risiken auf die Kunden benutzt wird. Die Lobbyistin des Finanzdienstleisters wiegelt ab, indem sie die Konsequenzen der Senkung verharmlost, während der Bund der Versicherten darauf hinweist, dass die Senkung auch Konsequenzen für die betriebliche Altersvorsorge haben könnte:

"in der betrieblichen Altersversorgung könnten Lücken entstehen, die von Arbeitgebern gestopft werden müssten."

Die Finanzdienstleisterlobbyistin sieht in der Senkung der monatlichen Rente dagegen keinen Grund für die Arbeitgeberhaftung:

"Die Nachschusspflicht der Arbeitgeber wird auf die Ablaufleistung der Verträge bezogen. Sie ändert sich aber nicht (...). Es sind also keine unangenehmen Folgen für die Arbeitgeber zu erwarten."

Oder anders formuliert: Den Schaden trägt der Arbeitnehmer.

Fazit: Die Risiken der Altersvorsorge werden von Versicherungswirtschaft und Arbeitgebern voll auf die Arbeitnehmer abgewälzt. Man darf sicher sein, dass noch längst nicht alle Möglichkeiten der Risikoabwälzung ausgeschöpft wurden. Wer immer noch Lebensversicherungen für eine rentable Altersvorsorge hält, der ist selber schuld!

FROMME, Herbert (2017): Plötzlich verkauft.
Kunden der Basler Lebensversicherung landen beim chinesischen Konzern Fosun,
in: Süddeutsche Zeitung
v. 07.01.

Herbert FROMME berichtet darüber, dass die Abwicklung von 128.000 Kunden der Basler Lebensversicherung nach 15 Monaten von der Finanzaufsicht Bafin genehmigt wurde und nun der Kundenbestand auf die Frankfurter Leben, eine Tochter des Fosun-Konzerns, übergeht. Während einige Versicherer wie die Ergo Verträge selber abwickelt, so z.B. die Hamburg-Mannheimer, wollen andere die Bestände von spezialisierten Abwicklungsplattformen wie Viridium (früher: Heidelberger Leben), Athene und MyLife abwickeln lassen. Solche Run-offs etablierten sich zuerst in Großbritannien und den USA und haben dort ein schlechtes Image. Pikant an der Sache mit der Basler Lebensversicherung ist, dass der Bafin-Zuständige Frank GRUND vor seiner neuen Tätigkeit für den Aufbau des Bestandes bei der Basler Lebensversicherung verantwortlich war. Welche Folgen solche Run-Offs in Deutschland für die Kunden haben werden, das wird die Zukunft zeigen. Die Praxis von Lebensversicherungen zeigt jedenfalls, dass ihnen ihr eigenes Wohl wichtiger ist als das der Kunden.

FROMME, Herbert (2017): Doppelt abkassiert.
Kunden des notleidenden Lebensversicherers Prisma Life bezahlten Honorar und zusätzlich Provisionen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 09.01.

Herbert FROMME berichtet über die Machenschaften des Liechtensteiner Lebensversicherers Prisma Life, dessen Kunden fast ausschließlich in Deutschland beheimatet sind. Eigner des Lebensversicherers ist der Ostdeutsche Sören PATZIG, dem gleichzeitig die Vertriebsgesellschaft AFA gehört, über den die Mehrzahl der Policen vertrieben wurden. Warum die Machenschaften erst jetzt aufgedeckt wurden, verrät uns FROMME jedoch nicht.

KROHN, Philipp (2017): Sichere Altersvorsorge?
Die Riester-Rente war im Prinzip richtig. Die Beitragsgarantien müssen aber hinterfragt werden,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 10.01.

Philipp KROHN ist ein Durchlauferhitzer für die Interessen von Arbeitgeber und Finanzmarktakteure. Als Ziel formuliert KROHN die

"Altersvorsorge gleichmäßiger auf die drei Säulen gesetzliche Rente, betriebliche und private Vorsorge zu stellen".

Gleichmäßig würde bedeuten, den Anteil der gesetzlichen Rente auf ein Drittel zu reduzieren, während die Kapitaldeckung einen Anteil von zwei Dritteln für sich beanspruchen könnte. Angeblich sei die Kapitaldeckung weniger anfällig für "demographische Umbrüche", was natürlich völliger Unsinn ist, vielmehr führt sie zu einer dauerhaften Instabilität der Alterssicherung. Versicherte sind dem Kapitalmarkt ausgeliefert, was nicht einmal der Marktgläubige KROHN leugnen kann:

"Die deutsche Versicherungswirtschaft hat die damalige Regierung zu diesen Schritten ermutigt. Aus heutiger Sicht muss man sagen, dass sie ihren Mund reichlich voll genommen hat, indem sie garantierte Zahlungen bis zum Lebensende versprach. Dabei lässt sich die Entwicklung der Kapitalmärkte noch nicht einmal über ein Jahrzehnt vorhersagen."

Aus der Sicht der Marktverherrlicher ist die Politik Schuld an dem Fiasko der Kapitaldeckung, obgleich die USA zeigt, dass der deregulierte Markt kein Garant für eine sichere Altersvorsorge ist:

"In den Jahren 2001/2002 und 2008/2009 stürzten die Börsenkurse regelrecht ab. Bilder von amerikanischen Pensionären, die wieder arbeiten mussten, verbreiteten sich."

Solche wiederkehrenden Crashs sind jedoch zu schnell vergessen. Und anderes als die neoliberale Propaganda, die schon seit den 1990er Jahren mantraartig wiederholt wird, kennen Jüngere gar nicht mehr.

Ganz dreist wird es, wenn KROHN uns verschweigt, dass es die Versicherungswirtschaft selber war, die neue Kapitalregeln forderte, die nun als "hohe Kapitalaufschläge" gegeißelt werden. Das kann man nur in der SZ bei Herbert FROMME nachlesen:

"Die Bundesregierung hat auf Anregung der Versicherer 2011 eine spezielle Rückstellung eingeführt, mit der die Gesellschaften die Verpflichtungen aus den hohen Zinsgarantien bedecken müssen. (...). Fast die gesamte Summe haben die Kunden der Lebensversicherer mit schlechteren Garantiezinsen aufgebracht, nur in wenigen Fällen haben die Eigner Geld eingeschossen."

KROHN lobt nun die Tatsache, dass die Finanzmarkt- und Arbeitgeberlobby in der Anhörung zum Betriebsrentenstärkungsgesetz ihre Interessen erfolgreich durchsetzen konnten: Höhere Fördersätze und die Enthaftung der Arbeitgeber nennt KROHN explizit.

Seit einiger Zeit mäkeln nun die Lobbyisten der betriebsinternen Durchführungswege, dass sie benachteiligt werden:

"Der Verzicht auf Garantien soll den betriebsnäheren Varianten verwehrt bleiben",

verkündet uns KROHN deren Anliegen, wobei er nur die Direktzusage nennt.

Fazit: Obwohl also KROHN die Abschaffung von Beitragsgarantien fordert, will er für die betriebsnäheren Varianten die Garantien beibehalten, denn hier sollen sie als Lockmittel dienen und nicht etwa zum Vorteil der Arbeitnehmer.

FROMME, Herbert (2017): Verdi plant eigenes Versorgungswerk,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 12.01.

Herbert FROMME berichtet, dass die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ein Versorgungswerk nach dem Vorbild der Metallrente plant:

"Vorbild könnte die Metallrente sein. Die Einrichtung wird seit 2001 von der IG Metall und dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall betrieben und verwaltet zurzeit 650 000 Betriebsrentenzusagen. Die Metallrente arbeitet mit den Versicherern Allianz, Ergo, R+V und Swisslife zusammen"

KROHN, Philipp (2017): Bundesregierung hört auf Versicherungsmakler.
Befürchtete Schlechterstellung wird nicht kommen. Branchenvertreter wünschen sich weitere Nachbesserungen,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 25.01.

"Versicherungsvertriebs-Richtlinie (IDD). (...). Bevor der Gesetzentwurf aus dem Bundeswirtschaftsministerium ins Kabinett ging, gab es einen lauten Aufschrei der Versicherungsmakler und des Bundesverbands der Sachverständigen für das Versicherungswesen",

behauptet Philipp KROHN. Der laute Aufschrei bestand zumindest in der Zeitungsöffentlichkeit aus einem einzigen FAZ-Artikel von KROHN: Versicherungsmakler laufen Sturm gegen neue Regeln. Lobbyarbeit verläuft fast immer völlig geräuschlos. Erst wenn dies nicht ausreicht, dringt etwas in die Öffentlichkeit  Und dabei geht es immer um die Abwehr von Maßnahmen, die die Profite der Branche schmälern könnten, während die Interessen der Verbraucher unberücksichtigt bleiben.

"Mit dem Provisionsabgabeverbot, der Zulässigkeit von Provisionen und der eingeschränkten Transparenz in der Offenlegung ihrer Bezahlung habe der Verband schon viel erreicht",

zitiert KROHN die Erfolge der Versicherungsmakler, die von dem Verband Deutscher Versicherungsmakler (VDVM) und dem Bundesverband der Deutschen Versicherungskaufleute (BVK) durchgesetzt wurden. Zuletzt wird uns dargelegt, dass die beiden Verbände durchaus unterschiedliche Interessen haben: Dabei geht es um die Einschränkung von Wettbewerb, von der die Kunden profitieren könnten.

Der Artikel von KROHN erscheint genau eine Woche, nachdem der korrigierte Gesetzesentwurf vom Bundeskabinett beschlossen wurde. Den ursprünglichen Referentenentwurf vom 21. November 2016 hat das Bundeswirtschaftsministerium inzwischen aus dem Netz genommen. Die Einwände des Bundes der Versicherten zum Gesetzesentwurf waren dagegen keiner Zeitung überhaupt eine Erwähnung wert.

PFEIFFER, Hermannus (2017): Versicherer rechnen sich den Tod schön.
In den Sterbetafeln gehen die Unternehmen von längerer Lebenserwartung aus- und lassen sich dies bezahlen,
in:
Neues Deutschland v. 25.01.

Hermannus PFEIFFER berichtet im Vorfeld einer Pressekonferenz des Lobbyverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) über die Problematik der Restlaufzeit von Verträgen, die bei Rentenversicherungen eine zentrale Rolle spielen. Je nach Sterbetafeln von Lebensversicherungen berechnen die Unternehmen unterschiedliche Sicherheitsmargen. Versicherte werden zwar am Risikoüberschuss der Versicherer beteiligt, dennoch geht das gemäß Verbraucherschützer zu Lasten der Kunden.

"Der Unterschied der Lebenserwartung zwischen der bei einer realistischen Tafel und einer besonders extremen Ausprägung kann (...) durchaus 15 Jahre betragen. Die angenommen Verrentungsdauer erhöht sich dadurch um etwa 50 %. Je nachdem welche Tafel angesetzt wird, ergibt sich dann eine deutlich geringere Rente",
(Ausschussdrucksache 18[11]903 vom 20.01.2016, S.18)

heißt es dazu in einer Stellungnahme des Bundes der Versicherten in einer Anhörung zur Alterssicherung am Montag.

FROMME, Herbert (2017): Im Klub der Großen.
Die Bank Intesa und die Allianz haben offenbar Interesse am Versicherer Generali,
in: Süddeutsche Zeitung
v. 25.01.

PILLER, Tobias (2017): Generali versucht Befreiungsschlag.
Der Versicherer kauft Aktien von Intesa Sanpaolo und will so seine Übernahme durch die Bank verhindern,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 25.01.

SCHNELL, C. & R. KRIEGER (2017): Unerwünschte Avance.
Die italienische Großbank Intesa Sanpaolo würde gerne den größten Versicherer des Landes Generali kaufen. Wettbewerber wie Allianz oder Axa halten sich zurück. Zu groß ist die Gefahr, in ein innenpolitisches Ränkespiel zu geraten,
in: Handelsblatt
v. 26.01.

KRIEGER, Regina (2017): Italienische Verhältnisse.
Finanzbranche in der Krise,
in: Handelsblatt
v. 26.01.

KRIEGER, Friederike & Patrick HAGEN (2017): "Wir haben keine Ideen, aber Größe".
Axa-Chef Thomas Buberl möchte lieber mit Start-ups kooperieren, anstatt große Übernahmen zu stemmen. So kann der Versicherer von der Kreativität der jungen Gründer profitieren. Interesse an der Generali hat er nicht,
in: Süddeutsche Zeitung
v. 26.01.

KROHN, Philipp (2017): Baustellen in allen Versicherungssparten.
Die Geschäftszahlen der Branche stagnieren. Noch ist nicht ausgemacht, dass sie den digitalen Wandel und den Niedrigzins gut bewältigt,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 27.01.

Die GDV präsentiert uns folgende Entwicklung der Verträge bei den Lebensversicherern:

Tabelle: Entwicklung der Verträge in der Lebensversicherungssparte
2014-2016
Jahr Anzahl der Lebensversicherungsverträge inklusive Pensionskassen
und Pensionsfonds (in Millionen)
Insgesamt Betriebliche
Altersvorsorge
Private
Altersvorsorge
2014 92,4 15,0 77,4
2015 91,0
(- 1,4)
15,3
(+ 0,3)
75,7
(- 1,7)
2016 89,4
(- 1,6)
15,5
(+ 0,2)
73,9
(- 1,8)
Quelle: gdv.de, Entwicklung der Geschäftszahlen Tabelle Deutsche Versicherungs-
wirtschaft (Stand: 27.01.2017); Eigene Darstellung und Berechnungen

Betrachtet man die Entwicklung der Verträge in der Lebensversicherungssparte, dann sieht die Lage ganz anders aus als jene Schönfärberei, die uns Philipp KROHN aus Lobbyistensicht mitteilt.

KUNZ, Anne (2017): Die Leiden der Assekuranz.
Lebensversicherungen verkaufen sich nicht. Branche setzt auf Policen ohne Zinsgarantie,
in:
Welt v. 27.01.

Anne KUNZ vermittelt uns ebenfalls die Sicht des GDV zur Lage der Branche. Im Gegensatz zu KROHN bringt sie auch die Kundenperspektive mit ein:

"Fast die Hälfte der Neukunden unterzeichnet im vergangenen Jahr Verträge mit agbespeckten Garantien oder fondsgebundenen Produkten - nach 37 Prozent im Vorjahr. »Die Kunden sind in der Niedrigzinsphase offenbar bereit, etwas mehr Risiko für ihre Altersvorsorge einzugehen«, deutet Allianz-Leben-Chef Markus Faulhaber diese Entwicklung. Eine andere Interpretation ist hingegen, dass die Kunden kaum eine andere Wahl haben. Schließlich wollen die großen Anbieter so wenige klassische Policen wie möglich verkaufen. Für die Verbraucher könnte das tückisch sein, schließlich sinkt die Planbarkeit ihrer Altersvorsorge und auch der Grundcharakter der Lebensversicherung (...) nähert sich immer mehr klassischen Bankprodukten an."

KUNZ hebt auf den Garantiezins als Alleinstellungsmerkmal von Lebensversicherungen ab. Dabei muss jedoch unterschieden werden, ob es sich dabei lediglich um ein Marketinginstrument der Versicherung handelt oder ob Kunden dadurch tatsächlich einen Vorteil haben. 

LANDGRAF/SCHNELL/HERZ (2017): Eine Nummer größer.
Bisher kümmerte sich der Allianz-Chef vornehmlich um den internen Umbau des Konzerns. Dabei soll es nicht bleiben: Oliver Bäte prüft intensiv den Kauf des größten australischen Versicherers QBE,
in: Handelsblatt
v. 30.01.

LANDGRAF/SCHNELL/HERZ/WÄLTERLIN (2017): QBE reagiert spröde auf Avancen.
Allianz plant Übernahme: Der australische Versicherer sucht nach einer guten Ausgangsposition für mögliche Verhandlungen,
in: Handelsblatt
v. 31.01.

LANGENBERG, Britta (2017): Wohin mit 60.000.000.000 Euro?
Am Jahresende wurden die ersten Lebensversicherungen aus dem furiosen Schlussverkauf 2004 fällt. Die Deutschen kassierten 2016 mehr Geld denn je - und wissen jetzt nicht, was sie damit machen sollen. Zehn Ideen,
in:
Capital, Februar

Britta LANGENBERG präsentiert uns 5 Anlagetipps für jene, die sich das leisten können:
1) Freiwillige Einzahlungen in die Rentenversicherung, um die monatliche Rente zu erhöhen. Denn Totgesagte leben bekanntlich länger und die Rendite übertrifft jene der Kapitalmärkte. Das genaue Gegenteil dessen ist also eingetroffen als das, was uns die Verfechter der kapitalgedeckten Altersvorsorge prophezeit haben!
2) Die eigene Immobilie
3) Professioneller Finanzplan
4) Einmalzahlung in deine private Pflegerente
5) Indexfonds

KROHN, Philipp (2017): Nachhilfe in Sachen Lebensversicherung.
Eine Untersuchung zeigt, dass Kunden für den Kauf einer Altersvorsorge immer mehr wissen müssen. Produkte sind komplex und kaum vergleichbar,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 01.02.

Nachhilfe in Sachen Lebensversicherung leistet Philipp KROHN leider nicht, sondern er spielt lieber den Durchlauferhitzer für die Interessen der Versicherungswirtschaft. Dazu wird uns eine Marktstudie der Assekurata zu Überschussbeteiligungen und Garantien vorgestellt und zudem die Zinszusatzreserve aus Sicht der Versicherer erklärt.

PHILIPP KROHN ist ein Gegner von Zinsgarantien, aber gleichsam ein Befürworter der Kapitaldeckung. Die Lebensversicherer haben in der letzten Zeit massiv gegen Zinsgarantien und für die Überlegenheit von Angeboten ohne Zinsgarantien geworben. Aber ihre neuen Angebote, die von der Assekurata schon schönfärberisch als "neue Klassik" umschrieben werden, wobei Indexpolicen eine separate Produktkategorie bilden, und den klassischen Policen gegenübergestellt werden.

Die Studie ist nicht-repräsentativ, weil zum einen nicht alle Versicherer Daten geliefert haben und zum anderen die Versicherer auch nicht nach definierten Kriterien typisiert wurden. Hinzu kommt, dass offenbar Auskünfte über Kundenbestände auf internen wie externen Run-off-Plattformen außen vor bleiben. Eine Diskussion über dadurch entstehende Verzerrungen findet bei KROHN nicht statt. Stattdessen schwafelt er über die "strategische Notlage" der Versicherer und lenkt damit die Aufmerksamkeit auf die Profitinteressen der Versicherungswirtschaft.

Die Versicherungswirtschaft will die Zinszusatzreserve über eine Änderung des Mechanismus Referenzzins zu ihren Gunsten ändern. Eine solche Änderung würde den Versicherern helfen, aber nicht unbedingt den Kunden. Diese würden davon nur profitieren, wenn die Überschussbeteiligung genau festgelegt würde. Darum geht es den Versicherern aber nicht, sondern nur um eine Erhöhung der Eigenmittel. Dies dient risikoreicheren Investments, deren Risiken dann allein die Kunden tragen sollen.

KROHN dagegen will uns weismachen, dass davon die Kunden profitieren würden, was er als den Vorteil des im Kollektivsparens verklärt. Diesem neoliberalen Wunschdenken ist sein Kommentar geschuldet.

KROHN, Philipp (2017): Fragwürdiger Weg.
Kommentar,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 01.02.

"Lebensversicherungen sind ein attraktives Anlagemodell. Ihr Mechanismus erlaubt es, erwirtschaftete Gewinne in Reserven zu legen und in späteren Zeiten auszuzahlen. Dadurch fallen einzelne Verlustjahre nicht so schwer ins Gewicht. Indem Anleger im Kollektiv sparen, profitieren sie von Kapitalerträgen, die aus der Vergangenheit herrühren",

erklärt uns Philipp KROHN das neoliberale Wunschdenken, mit dem wir Kunden verdummt werden. Uns soll weisgemacht werden, dass die Kapitaldeckung der Umlagefinanzierung überlegen sei. Die Realität zeigt jedoch das Gegenteil: Auch Versicherungen gleichen nicht über die Zeit, sondern nur zwischen unterschiedlichen Produkt- und Personengruppen aus. "Kundengenerationen" ist ein schönfärberisches Konstrukt, das die Realität verdecken soll.

Die Schweizer und Briten sollen es angeblich besser haben, weil sie keine Zinsgarantien bieten. Auch das ist nur Ideologie, denn die Risiken werden dort voll auf die Versicherten abgewälzt, was zur Folge hat, dass in Zeiten der Kapitalmarktkrisen der Ruhestand in immer weitere Ferne rückt. Das ist das wahre Ziel: Wir sollen länger arbeiten, um die Profite der Finanzdienstleister zu sichern bzw. noch zu erhöhen - auf unsere Kosten!

FROMME, Herbert & Friederike KRIEGER (2017): Ohne Garantie.
Die Lebensversicherer geben immer weniger Zinsgarantien für ihre Kunden. Stattdessen bieten sie Wetten auf den Verlauf der Kapitalmärkte,
in: Süddeutsche Zeitung
v. 01.02.

FROMME & KRIEGER verknüpfen die Vorstellung der Marktstudie von Assekurata mit einer Polemik gegen die Doppelmoral der Versicherungswirtschaft. Deren Verband GDV würde sich zwar gegen ein Verbot von Garantiezinsen wehren, während die Versicherungswirtschaft von ihnen nichts wissen will. Die SZ-Journalisten sind wie KROHN Gegner von Garantiezinsen. Im Gegensatz zu KROHN geben sie sich jedoch als Verbraucherschützer:

"»Das Garantieniveau geht nach unten«, sagt Assekurata-Experte Lars Heermann. Damit sparen die Versicherer Kapital und können die Kundengelder offensiver anlegen. Aber die Kunden haben wenig davon. Denn die Versicherer schreiben bei Verträgen mit abgesenkten oder nicht vorhandenen Garantien für 2017 oft weniger Zinsen gut als bei klassischen Policen."

Die Versicherer geben also die Vorteile nicht weiter, sondern im Gegenteil: die Versicherten zahlen in jedem Fall die Zeche. Bei Indexpolicen werden die Überschüsse gar zu "Wetten auf einen Index" verwendet. Nicht einmal der Beitragserhalt wird von allen Versicherern garantiert, d.h. im schlimmsten Fall erhalten die Versicherten vielleicht nur 80 oder gar 60 Prozent ihrer Beiträge ausgezahlt. Wie dumm muss man also als Kunde sein, um solche Verträge abzuschließen?

ENZ, Werner (2017): Umfeld für Lebensversicherer ist hart.
Gesättigte Schweizer Märkte und Standortnachteile wegen strikter Kapitalvorschriften,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 04.02.

ENZ, Werner (2017): Zur BVG-Versicherung Sorge tragen.
Kommentar: Kapitalvorschriften und Legal Quote,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 04.02.

KROHN, Philipp (2017): Den Versicherern wird auf die Finger geschaut.
Mit dem Marktwächter Finanzen haben Verbraucherzentralen ein starkes Schwert in der Hand. Sie prangern Fehlentwicklungen an. Das kann den Versicherern richtig weh tun,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 04.02.

Philipp KROHN betrachtet durch seine Finanzdienstleisterlobby argwöhnisch das Gebaren des Verbraucherschutzes, das den Finanzdienstleistern natürlich ein Dorn im Auge ist. KROHN stellt uns das Marktwächterteam der Verbraucherzentrale in Hamburg vor, das mit nur 5 Mitarbeitern das ganze Finanzdienstleisterspektrum abdecken muss. Aus Sicht der Versicherten ist das eine krasse Unterbesetzung, die auch durch eine bundeseinheitliche Datenbank nicht kompensiert werden kann. KROHN stellt jedoch nur die Verbesserungen seit 2015 in den Vordergrund.

Einziger Erfolg der Marktwächter war  2016 die Abmahnung der Praxis des Versicherers Neue Leben, der Versicherten mit lukrativen Altverträgen die Kündigung schmackhaft machte: Zum Vorteil des Versicherers und zum Nachteil der Versicherten.

Neben der Datenbank haben die Marktwächter neben den üblichen Instrumenten Abmahnung und Musterklagen nur die Möglichkeit Marktwächtermahnungen auszusprechen. Selbst das geht den Finanzdienstleistern zu weit. Weder die Bafin, noch das Verbraucherschutzministerium haben bislang regulatorisch effektiv zu Gunsten der Versicherten eingegriffen. Stattdessen bleibt es bei harmlosen Vorschlägen, die keine rechtliche Bindung haben. Beispielhaft werden die Standmitteilungen genannt:

"Im vergangenen Jahr haben die Marktwächter unter anderem untersucht, wie Lebensversicherer die Kunden mit Standmitteilungen über ihr gebildetes Vermögen informieren - nicht immer transparent. Das hat die Bafin in die Lage versetzt, klarere Anforderungen an die Unternehmen zu stellen. Das Bundesverbraucherministerium könnte dazu auch gesetzlich eingreifen."

Das Wörtchen "könnte" bedeutet nichts anderes als dass die Behörden dem Treiben tatenlos zuschauen. Obwohl also die Marktwächter ein relativ zahnloser Papiertiger ist, droht KROHN damit, dass ihre Tätigkeit bald beendet sein könnte:

"Ob es mit dem Projekt nach der Bundestagswahl weitergeht, wird sich allerdings zeigen müssen."

Eine gelb-schwarze Regierung würde dem Projekt gerne den Garaus machen!

FROMME, Herbert (2017): Planspiele der Allianz.
Der Versicherer will Konkurrenten übernehmen. Ein Grund: Er muss Anleger überzeugen,
in: Süddeutsche Zeitung
v. 07.02.

10 Tage bevor der Allianz-Chef seinen Geschäftsbericht für das Jahr 2016 vorlegen muss, erklärt uns Herbert FROMME die Optionen der Allianz: Großübernahme oder Aktienrückkauf, denn:

"2015 machte Bäte den Investoren ein folgenschweres Versprechen: Von 2016 bis 2018 soll der Gewinn pro Aktie jährlich um fünf Prozent wachsen."

Pikant dabei: Die Versicherten sind lediglich Spielball bei diesen Unternehmensinteressen, die einzig mögliche Anleger im Fokus haben. Auch bei den Gründen für Zusammenschlüsse und Übernahmen spielen für FROMME die Interessen der Versicherten keinerlei Rolle. Denn dazu nennt er uns nur:
- Eigenkapitalregeln von Solvency II,
- digitaler Umbau,
- Wünsche von global agierenden Großkunden, die eine globale Präsenz für Aufträge voraussetzen,
- Konkurrenz durch große Internetkonzerne.

Verbraucherinteressen? Fehlanzeige! Die Kunden gelten FROMME implizit als Möglichkeit auf ihrem Rücken die Risiken abzuwälzen, um die Profite zu steigern.

"Damit die Anleger überhaupt der Branche gewogen bleiben, müssen alle großen Versicherer sie mit hohen Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufen bei Laune halten. (...). Eine Großübernahme könnte das erleichtern, wenn sie unmittelbar gewinnbringend wäre",

spekuliert FROMME und hält deshalb eine Großübernahme der Allianz für wahrscheinlich.

Fazit: Wer seine Altersvorsorge Versicherungskonzernen überlässt, der muss damit rechnen, dass seine Interessen bei Großkonzernen an letzter Stelle rangieren.

TAUBER, Jonas (2017): "Erfolgsaussichten gering".
Warum Kunden Ablaufleistungen von Lebensversicherern kaum überprüfen können,
in: Süddeutsche Zeitung
v. 09.02.

"Von den 20.827 (Vorjahr: 19.897) im Berichtsjahr eingegangenen Beschwerden betrafen 18.943 (17.965) die Kategorie Unternehmensbeschwerden, was einem Zuwachs von 5,4 Prozent entspricht. Damit setzte sich im langjährigen Vergleich der Anstieg dieser Beschwerden fort (nach einem Plus von 8,9 Prozent im Jahr 2013 und 0,2 Prozent im Vorjahr). (...).
19.100 (17.588) Beschwerden gegen Versicherungsunternehmen wurden im Berichtsjahr beendet. In 635 (654) Fällen haben die Beschwerdeführer ihr Anliegen nicht weiterverfolgt. (...).
13.922 Verfahren (12.429) wurden als zulässig beendet. Davon konnten 384 (278) nicht in der Sache entschieden werden, da die endgültige Bewertung von Fragen abhing, für deren Klärung sich das vereinfachte Ombudsmannverfahren nicht eignet (§ 8 VomVO). (...).
Von den übrigen 13.538 (12.151) Verfahren beendete der Ombudsmann 8.637 (7.940) Fälle mit einer Entscheidung oder Empfehlung. In 3.256 (2.704) Verfahren half das Versicherungsunternehmen ab. Das bedeutet, der Versicherer rückte von der vom Beschwerdeführer beanstandeten Entscheidung ganz oder teilweise ab. Bezogen auf den Anteil der Abhilfen an allen zulässigen beendeten Beschwerden stellt das eine Steigerung von 1,6 Prozent dar. Ein beiderseitiges Entgegenkommen, also ein Vergleich, kam in 748 (702) Fällen zustande. In 897 (805) Verfahren zog der Beschwerdeführer seine Beschwerde zurück.
In 4.543 (4.505) Fällen musste der Ombudsmann die Befassung mit der Beschwerde ablehnen. Die Zulässigkeitsfrage ist nach der hierfür geltenden Verfahrensordnung (VomVO) zu entscheiden. (...).
Im Berichtsjahr hatten 44,3 (42,1) Prozent der Beschwerden Erfolg, sofern sie nicht die Lebensversicherung betrafen"

heißt es in dem Jahresbericht 2015, der bereits im Mai letzten Jahres veröffentlicht wurde. In Sachen Lebensversicherungen haben Kunden wesentlich schlechtere Karten als in anderen Versicherungssparten:

"Beschwerden aus der Lebensversicherung haben zwangsläufig vergleichsweise geringere Erfolgsaussichten. Sie richten sich oft gegen Standmitteilungen, die Höhe der Überschüsse oder gegen die Ablaufleistungen. Der Ombudsmann kann diesbezügliche Anliegen der Beschwerdeführer durchaus nachvollziehen, denn die Darstellungen sind für Verbraucher oft unklar oder missverständlich. Auch können die mitgeteilten Werte enttäuschen, wenn sie unter den Erwartungen liegen. Sie sind jedoch in der Regel weder hinsichtlich der Berechnung noch unter rechtlichen Gesichtspunkten zu beanstanden. Die Erfolgsquote in der Lebensversicherung bewegte sich bis einschließlich 2011 unter 20 Prozent. 2012 lag sie mit 23,3 Prozent erstmals darüber und erreichte 2013 den Höchststand von 34,0 Prozent. Dieser Anstieg beruht maßgeblich auf der Entwicklung der Rechtsprechung sowie deren Umsetzung durch die Unternehmen und wurde im Bericht 2013 an gleicher Stelle kommentiert. Nachdem sie im Vorjahr bereits wieder auf 28,3 Prozent gesunken war, ist im Berichtsjahr mit 24,1 Prozent eine weitere Reduzierung zu verzeichnen" (S.103f.),

heißt es dazu. Der Bericht geht von einem weiten Begriff der Lebensversicherungen aus, der folgendermaßen beschrieben wird:

"Im Jahr 2015 erhielt der Ombudsmann 3.640 (Vorjahr: 3.738) zulässige Beschwerden zur Lebensversicherung, das entspricht 26,3 (29,2) Prozent am Gesamteingang aller zulässigen Eingaben. Unter dem Begriff »Lebensversicherung« wird eine Vielzahl von Vertragsarten zusammengefasst. Die aus Beschwerdesicht häufigsten sind konventionelle kapitalbildende Lebens- bzw. Rentenversicherungen, danach kommen fondsgebundene Versicherungen sowie Riesterrentenversicherungen und Verträge zur betrieblichen Altersversorgung (bAV), gefolgt von Sterbegeld-, Basisrenten- und Restschuldversicherungen." (S.26)

Aus der folgenden Tabelle lässt sich die Entwicklung der zulässigen Beschwerden für die Gesamtsparte und die Teilsparte Lebensversicherung ersehen:

Jahr Versicherungswirtschaft Lebensversicherung
  Anzahl zulässiger Beschwerden Anzahl zulässiger Beschwerden Prozentanteil an Beschwerden
2014 12.815 3.738 29,2 %
2015 13.805 3.640 26,4 %

Eine Bewertung dieser Entwicklung wäre nur in Verbindung mit der Situation bei der Lebensversicherung im Vergleich mit der Versicherungswirtschaft möglich, was in dem Bericht unterlassen wird.

Ob der Rückgang der zulässigen Beschwerden bzw. der Erfolgsquote eine positive Entwicklung darstellt, ist aus diesen Zahlen nicht zu erschließen. Eine niedrige Erfolgsquote könnte genauso auf eine Verschlechterung der Lage für Versicherte gegenüber der Lebensversicherung hindeuten. Ein Hinweis darauf ist die Tatsache, dass die Darstellungen der Versicherungswirtschaft für Kunden "oft unklar oder missverständlich" sind wie es im Bericht heißt.

Hinzu kommt, dass eine Vielzahl von Beschwerden einfach mit Hinweis auf Absichtsbekundungen eines Versicherers durch den Ombudsmann unterschlagen werden konnten, sodass ein Vergleich der Anzahl zulässiger Beschwerden durch solche Sondereffekte ein verzerrtes Bild hinterlässt. So führt der Bericht den Fall eines Computerfehlers bei einem großen Versicherer an, der abseits der Beschwerdenstatistik behandelt wurde:

"Im Juli 2015 berichteten die Medien, dass ein großer Versicherer aufgrund fehlerhafter Computerprogramme über Jahre hinweg in hunderttausenden von Fällen sowohl zum Nachteil als auch zum Vorteil der Kunden die Erträge und Gutschriften von Lebensversicherungen falsch berechnet hat. Der Versicherer hatte dies selbst eingeräumt und eine Nachzahlung bei zu geringen Leistungen angekündigt; zu viel ausgezahlte Beträge wurden nicht zurückgefordert. Teilweise wurde die Vermutung geäußert, dass es auch bei anderen Versicherern derartige systemische Fehler gebe.
Die Veröffentlichung löste Beschwerden gegen diesen, aber auch gegen andere Versicherer aus. Die Beschwerdeführer wollten Gewissheit, ob ihre Verträge Berechnungsfehler enthielten. Der Ombudsmann erwartete zunächst von dem betreffenden Versicherer, dass er sich zur Richtigkeit der jeweiligen Berechnungen äußert. Es waren zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht alle Prüfungen abgeschlossen, so dass nicht immer feststand, ob der Vertrag vom Computerfehler betroffen gewesen sein konnte oder nicht. Da das Unternehmen jedoch zusagte, auf die Einrede der Verjährung zu verzichten und eine etwaige Nachzahlung ab Fälligkeit zu verzinsen, konnte der Ombudsmann diese Beschwerden abschließen. Schließlich war der Versicherer auch damit einverstanden, die Beschwerdeführer zu informieren, sobald die Überprüfung des Vertrages abgeschlossen war." (S.21f.)

Unter Punkt 2.7 wird ab Seite 21 ausführlich auf die Probleme im Bereich der Lebensversicherungen eingegangen. Sowohl Gerichtsurteile als auch Gesetzesänderungen führen immer wieder zur Konkretisierung oder gar Verschlechterungen zu Lasten der Kunden. Ein Beispiel für Gesetzesänderungen, die im Berichtszeitraum zu Beschwerden führte, wird folgendermaßen erörtert:

"Nicht wenige Beschwerden zu den Bewertungsreserven waren auf das zum 7. August 2014 in Kraft getretene Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) zurückzuführen. Durch die Neuregelung wurden festverzinsliche Wertpapiere des Versicherers von der Beteiligung an den Bewertungsreserven teilweise ausgenommen. Der Gesetzgeber hat mit dieser Regelung entschieden, dass im Grundsatz die Erfüllung der garantierten Leistungen aller Versicherten Vorrang hat." (S.30f.)

Fehlinformationen von Medien zu Gesetzesänderungen führen nicht selten zu unberechtigten Beschwerden. Der Bericht gibt zumindest einen Überblick über die erfolgten Beschwerden und zeigt die Defizite im Bereich der Lebensversicherungen auf..

Der Bericht von Jonas TAUBER weckt außerdem Zweifel an der Stärke des Verbraucherschutzes im System der Unternehmensinteressen:

"Ob die ausgezahlten Summen - die sogenannten Ablaufleistungen - wirklich korrekt sind, können die Marktwächter ebenso wenig überprüfen wie die  Verbraucherzentralen oder der Bund der Versicherten. Der Grund: Sie haben keinen Zugriff auf die dafür nötigen Informationen, die Versicherer müssen sie nicht an die Kunden und deren Berater herausrücken."

Lediglich der Ombudsmann für Versicherungen besitzt die nötigen Informationen, aber nicht den dafür erforderlichen Sachverstand. Der Ombudsmann prüft nur die Rechtmäßigkeit, d.h. die juristische Einwandfreiheit, nicht aber ob die Berechnungen der Versicherungsunternehmen ökonomisch bzw. sozial gerechtfertigt sind.

"Das Problem sind die nicht-garantierten Überschüsse, die vom Geschäftserfolg des Unternehmens abhängig sind und zum Teil jährlich gutgeschrieben werden, zum Teil zum Ablauf des Vertrags. Wie die Versicherer diese Beiträge kalkulieren, bleibt ihr Geheimnis",

erklärt uns TAUBER. Oder anders formuliert: Die Versicherungsunternehmen besitzen einen großen Spielraum, um sich Profite auf Kosten der Versicherten zu generieren.

HERZ, Carsten & Christian SCHNELL (2017): Gute Police, schlechte Police.
Versicherer prüfen die Auslagerung von zu teuer gewordenen Verträgen. Der Kauf des Basler-Bestandes durch die Frankfurter Leben könnte nur der Anfang sein. Spezialplattformen hoffen auf das große Geschäft,
in:
Handelsblatt v. 13.02.

Anlässlich der Genehmigung der Bestandsabwicklung durch die Bafin hofft nun die Versicherungswirtschaft auf profitable weitere Geschäfte. HERZ & SCHNELL berichten über Pläne der Frankfurter Leben zur Übernahme von Beständen der Düsseldorfer Arag. Auch die Viridium Gruppe plant weitere Übernahmen. Ausländische Investoren sehen in Deutschland einen großen, profitablen Markt. Das einzige Argument der Abwicklungsgesellschaften ist deren Behauptung, dass sie effizienter seien als die traditionellen Lebensversicherer. Den Kunden, die von der Übernahme betroffen sind, wird eingeredet, dass sie dadurch nicht schlechter gestellt würden. Aber wer soll das prüfen? Und wer bestimmt die Kriterien? Kein Artikel geht auf diese Problematik bisher ein, sondern die Artikel dienen primär der Generierung eines positiven Images.

HERZ, Carsten (2017): "Die Plattformen arbeiten effizienter".
Michael Klüttgens: Der Branchenexperte über die Abwicklung von Lebensversicherungen und Kundeninteressen,
in:
Handelsblatt v. 13.02.

Carsten HERZ gibt dem Versicherungswirtschaftslobbyisten Michael KLÜTTGENS von Willis Towers Watson Deutschland Raum für PR. Zum Konzern gehört u.a. der britische Versicherungsmakler Willis Re, sodass von objektivem Expertentum in Sachen Run-Off-Plattformen keine Rede sein kann.

VOTSMEIER, Volker (2017): Versprochen - gebrochen.
Der Versicherer Generali kappte bei Tausenden Ruheständlern die Betriebsrente. Das Resultat: eine Klagewelle,
in: Handelsblatt
v. 14.02.

Vollmundig erklären uns die Befürworter der Kapitaldeckung, dass bei diesem Verfahren Generationengerechtigkeit kein Problem sei. Der Fall Generali zeigt, dass die Altersvorsorge (ob betrieblich oder privat) der Willkür der Unternehmen ausgeliefert ist. Obwohl der italienische Versicherungskonzern Milliardengewinne macht, will er bei den Betriebsrentnern Kosten einsparen. Dagegen helfen zwar Klagen, aber die können sich in die Länge ziehen.

Volker VOTSMEIER berichtet über Rentenkürzungen bei ehemaligen Mitarbeitern der Volksfürsorge, die bereits 1988 von der Aachener und Münchener Versicherung übernommen wurde und 2009 im italienischen Generali-Konzern aufgegangen ist. Versuche Altlasten zu entsorgen und dadurch die Profite zu steigern gehören zum Alltag jedes Lebensversicherers, ob es sich nun um Betriebsrentner oder Kunden handelt.

GENTRUP, Anna (2017): Die große Abwicklung.
Der Verkauf von Versicherungsbeständen wird immer beliebter,
in: Süddeutsche Zeitung
v. 15.02.

Anna GENTRUP macht Werbung für Abwicklungsplattformen, mit denen sollen sich Lebensversicherer zu Lasten der Kunden sanieren:

"Bei der Digitalisierung, die Versicherern hohe Millionensummen kostet, setzt die Abspaltung von unrentablem Altgeschäft dringend benötigtes Kapital frei",

heißt es dazu verschleiern bei GENTRUP. Anders formuliert: Um die Riesterreform Anfang der Nuller Jahre durchzusetzen, haben uns die Lebensversicherer mit hohen Renditen geködert. Nun wollen sie davon nichts mehr wissen. Vielmehr wollen sie die damaligen Versprechen mittels Verkauf an spezielle Run-off-Plattformen entsorgen. Warum aber sollen die Kunden die Kosten der Digitalisierung tragen und nicht z.B. die Investoren? Diese naheliegende Frage wird von GENTRUP als Lobbyistin der Versicherungswirtschaft ausgeblendet. Sie geht stattdessen noch weiter, um die Risiken der Kunden zu verharmlosen:

"Geht ein Versicherer an seinen Altlasten zugrunde, sind es in erster Linie die Kunden, die darunter leiden. Die europäische Aufsicht Eiopa hat nichts gegen den Bestandsverkauf einzuwenden - sofern die Kunden dadurch nicht schlechter gestellt werden."

Wer bitte entscheidet, wann Kunden nicht schlechter gestellt werden? Die Versicherer und auch nicht die Aufsicht sind Interessenorganisationen der Kunden. Wer also sorgt dann dafür, dass Kunden nicht schlechter gestellt werden? Offensichtlich fehlt hier eine starke Instanz der Verbraucher. Die Lobbyisten der Versicherungswirtschaft, die über die EU den Verbraucherschutz auszuhebeln versuchen, wollen die Kunden den Abwicklungsgesellschaften in die Arme treiben:

"Beispielsweise soll geklärt werden, ob die Aufsicht das Recht bekommen soll, bei schwächelnden Versicherern einzugreifen und sie zur Bestandsabgabe zu verpflichten."

Der Begriff "schwächelnd" ist ein sehr dehnbarer Begriff, der zu Lasten der Kunden ausgelegt werden kann und sicher auch wird. Geht es um die Profite der Lebensversicherer, dann stehen die Kundeninteressen ganz am Ende!

FROMME, Herbert (2017): Versicherer Ergo kürzt in Nürnberg.
Eigene Angebote einer Tochter werden eingestellt. Der Standort soll ein digitales Betreuungszentrum werden,
in: Süddeutsche Zeitung
v. 16.02.

FROMME, Herbert (2017): Zu viel versprochen.
Lebensversicherer: Jedes Jahr werden immer noch sieben Milliarden Kundengelder für Provisionen ausgegeben,
in: Süddeutsche Zeitung
v. 23.02.

Auf dieser Website wurde bereits am 1. Februar und 3. Februar auf die Erfolge der Versicherungslobby auf Bundesratsebene hingewiesen. Nun berichtet Herbert FROMME über Kritik an der Aufweichung des Garantieverbots. Manfred BRÜSS meldet dagegen heute auf versicherungsjournal.de, dass die Bundesregierung einer solchen Aufweichung eine Absage erteilt hat:

"Das Bundeskabinett hat gestern die von den zuständigen Ressorts vorbereitete Gegenäußerung zur Stellungnahme des Bundesrates zum Entwurf des Betriebsrenten-Stärkungsgesetzes (BRSG) beschlossen. Dabei wurde Änderungen an der Doppelverbeitragung von Betriebsrenten, einer Zulassung von Garantien bei der neuen Betriebsrentenform sowie einer Dynamisierung der Riester-Zulagen eindeutig eine Absage erteilt. Allerdings folgte die Bundesregierung einigen vom Bundesrat angeregten Prüfbitten wie etwa hinsichtlich der Anhebung des Sonderabgabenabzugs bei Riester."

FROMME kritisiert die Lebensversicherer, weil sie "aus reinen Marketinggründen" hohe Garantien versprochen hätten und auch jetzt noch nicht davon abweichen wollen. Er lobt Anbieter, die ihre Risiken stattdessen auf die Kunden abwälzen und wie die Allianz angeblich lukrativere Produkte ("Fondssparen im Versicherungsmantel") anbieten. FROMME sieht die Versicherer derzeit nur auf dem Felde der Todesfallabsicherung und Absicherung der Berufsunfähigkeit als unverzichtbar. Sparpotenzial sieht FROMME in erster Linie beim Vertriebspersonal. Dort sollen seiner Meinung nach die "aufgeblähten Vertriebe auf ein verträgliches Maß" zurechtgestutzt werden, denn angesichts von nur 87 Milliarden Euro an Beiträgen seien rund 7 Milliarden Euro für Provisionen und Abschlusskosten, sowie 2 Milliarden Euro Verwaltungsaufwand, den die Kunden bezahlen müssten, viel zu hoch. FROMME droht den Versicherern mit gesetzlichen Maßnahmen:

"Im Jahr 2014 hat der Bundestag die Versicherer in einem Reformgesetz angehalten, die Abschlusskosten zu senken. (...). Die Branche muss befürchten, dass der Bundestag bei der Überprüfung des Reformgesetzes, die in diesem Jahr beginnt, auch für die Lebensversicherung eine harte Obergrenze für Provisionen festsetzt."

FROMME fordert von den Versicherern ein

"einfaches, preisgünstiges Sparangebot (...), das tatsächlich als ein wirksames Instrument gegen die Altersarmut taugt."

Es darf bezweifelt werden, dass die Kapitaldeckung ein geeignetes Mittel gegen Altersarmut sein kann - und schon gar nicht die Versicherungswirtschaft. Diese muss in erster Linie Profite erwirtschaften, um die Investoren und Eigner zu befriedigen. Davon liest man bei FROMME leider nichts!

KUCHENBECKER, T. & Carsten HERZ (2017): Axa Jagt die Allianz.
Der Branchenzweite in Europa steigert den Gewinn leicht und winkt bei Generali ab,
in: Handelsblatt
v. 24.02.

KROHN, Philipp (2017): Versicherungsmakler sind keine Spitzenverdiener.
Eine Umfrage räumt mit einigen vorherrschenden Klischees in der Versicherungsbranche auf,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 24.02.

Zuletzt hat Herbert FROMME in der gestrigen SZ die üppigen Vertriebe von Versicherungen als Kostenfaktor kritisiert. Philipp KROHN kommt uns nun mit einer nicht-repräsentativen Umfrage, um das Image aufzupolieren. Dumm nur, dass dies nicht gelingt, denn tatsächlich haben Vertreter von Versicherungsunternehmen weit überdurchschnittliche Verdienste. Wer zudem für verschiedene Versicherungen arbeitet, kassiert ebenfalls gut. KROHN dagegen stilisiert Versicherungsmakler zum typischen Versicherungsvertreter, die am wenigsten verdienen.

Der Artikel basiert auf der Pressemeldung So viel verdienen Angestellte im Versicherungsvertrieb des Versicherungsjournals und gibt diese teilweise falsch wieder. Man liest deshalb besser das Original!

FRÜHAUF, Markus & Philipp KROHN (2017): Versicherer sind keine Bausparkassen.
Manch ein Manager aus der Assekuranz dürfte neidisch auf das Urteil zu Bausparverträgen blicken. Dass Versicherer Lebens- und Rentenpolicen kündigen, ist ausgeschlossen,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 28.02.

FRÜHAUF & KROHN berichten, dass vom BGH-Urteil zugunsten der Bausparkassen keine Gefahr für die Verträge von Lebensversicherungen ausginge. Dennoch gibt es Möglichkeiten, bei denen Garantieversprechen gemindert werden könnten, z.B. wenn Insolvenz droht.

Der Versuch der Versicherer Neue Leben oder der Gothaer für Versicherte lukrative Altkunden loszuwerden zeigt jedoch, dass Versicherer jede sich bietende Gesetzeslücke nutzen werden, um Garantien zu mindern. Eine Gefahr könnte z.B. von der neuen Praxis bei Bausparkassen ausgehen, die sich auf eine Störung der Geschäftsgrundlage berufen.

Fazit: Lebensversicherer haben nicht in erster Linie die Interessen der Versicherten im Auge, sondern ihre Profitinteressen. Wenn sich Gesetzeslücken auftun, dann werden sie diese nutzen und ausbauen.

FROMME, Herbert (2017): Streit bei der Generali.
Der Finanzchef verlässt die Versicherung,
in:
Süddeutsch Zeitung v. 04.03.

Herbert FROMME berichtet darüber, dass der Lebensversicherer Generali weitere Vertriebsmitarbeiter aus dem Konzern auslagern will:

"Die DVAG ist bereits der einzige Vertrieb der Aachen Münchener und Central. (...).
Wenn aber die Generali die Vermittler vollständig an die DVAG abgeben sollte, hätte sie künftig keinen eigenen Außendienst mehr. Die Hauptvertriebswege wären dann die Pohl-Vertreter und die erfolgreiche Online-Konzerntochter CosmosDirect.
Mit dem Übergang müssten auch große Versicherungsbestände von den Generali-Versicherungen an die Aachen Münchener gehen."

FROMME, der seit längerem in der SZ die Vertriebe als unnötige Kostentreiber in Sachen Lebensversicherungsverträge ansieht, sieht in der Auslagerung eine Möglichkeit zur Restrukturierung und Kostensenkung beim Vertrieb.

Ob die Kunden jedoch von solchen Maßnahmen profitieren werden, oder nur die Profite im Interesse der Eigner/Investoren gesteigert werden, bleibt jedoch abzuwarten.

ENZ, Werner (2017): Swiss Life geht diszipliniert ans Werk.
Gewichtsverlagerungen und Zurückhaltung mit Garantien wegen Zinslage,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 06.03.

ENZ, Werner (2017): Heute das Geld, morgen die Verluste.
Kommentar: Lebensversicherer im Zinstief,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 06.03.

WOLFF, Volker (2017): Irreführende Bezeichnungen.
Die Vermögensfrage: Immer weniger Garantien, immer größere Risiken und kaum bessere Zinsen bieten die Lebensversicherer mit ihren neuen Tarifen. Andere Sparformen sind klarer und rentabler,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 11.03.

KROHN, Philipp (2017): Versicherungsrisiko Zinswende.
Kommentar: Es ist erschreckend, wie sehr die bevorzugte Form der Altersvorsorge in Deutschland leidet,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 14.03.

"Hohe Milliardengewinne der großen börsennotierten Gesellschaften passen (...) nur schwerlich zu ihrem nun laut angestimmten Wehklagen",

meint Philipp KROHN, der das Niedrigzinsniveau nun als geringere Gefahr als eine Zinswende für die Lebensversicherer einschätzt:

"Der Niedrigzins hat die Kurse festverzinslicher Wertpapiere nach oben getrieben und für ein großes Volumen an Bewertungsreserven in den Versicherungsbilanzen gesorgt. Das gipfelte in der Auseinandersetzung, ob diese auch auf gekündigte oder auslaufende Verträge angerechnet werden sollen. Diesen Streit hat der Gesetzgeber mit dem Lebensversicherungsreformgesetz 2014 beendet. Seither dürfen Versicherer Bewertungsreserven einbehalten, um ihre Kollektive zu stärken.
Am Horizont scheint für die Versicherer aber nun eine ganz andere Gefahr auf, die eine womöglich noch größere Herausforderung mit sich brächte: ein abrupter Zinsanstieg."

Fazit: KROHN bereitet uns auf einen bevorstehenden Wandel des Wehklagens bei den Lebensversicherern vor. Daraus folgt: egal was auch immer geschieht: Die Lebensversicherer sind immer die Opfer, nie die Täter!  

KROHN, Philipp (2017): Mehr Übersicht über die Rente.
Versicherer befürworten einheitliche Darstellung,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 14.03.

PFEIFFER, Hermannus (2017): Das Geschäft mit der Rente.
Fintechs versuchen, Kapital aus der Vorsorgedebatte zu schlagen. Doch die Anlageformen sind riskant,
in:
Neues Deutschland v. 15.03.

Hermannus PFEIFFER berichtet über die Finanzdienstleistungsfirma My Pension des ehemaligen Goldman-Sachs-Bankers Rogier MINDERHOUT, der mit Internetkostenvorteilen bei Vertriebspersonal und Verwaltung gegenüber den traditionellen Lebensversichern und Fondsanbietern punkten will.

HERZ, Carsten (2017): "Versicherer müssen über neue Ideen nachdenken".
Marcus Severin: Der Blackrock-Manager über das Ende der klassischen Lebensversicherung und den Anfang einer Fusionswelle,
in:
Handelsblatt v. 16.03.

CREUTZBURG, Dietrich & Philipp KROHN (2017): Später Widerstand gegen Nahles' Zielrente.
Ein Garantieverbot für Betriebsrenten würde den Markt fundamental verändern - Opposition und Versicherer wollen den Plan kippen,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 16.03.

CREUTZBURG & KROHN wollen die Linkspartei als Verbündete der Versicherungswirtschaft darstellen. Dazu reißen sie eine Passage aus der Rede von Martin W. BIRKWALD vor dem Bundestag am 10. März aus ihrem Kontext heraus und unterschlagen, dass es ihm in erster Linie um die Stärkung der gesetzlichen Rente geht, während die Konditionen des Betriebsrentenstärkungsgesetzes für ihn zu Lasten der Arbeitnehmer gehen:

"Union und SPD sagen den Menschen mit diesem Gesetz: Gib den Versicherungskonzernen und den Versorgungswerken noch mehr von deinem Lohn, und lass uns dann mal sehen, was die Aktienmärkte in Zukunft hergeben. Wenn es gut läuft: okay. Wenn es schiefläuft: Pech gehabt. (...).
»Zielrente« nennen Sie das. Sagen Sie »Pokerrente«. Das wäre ehrlicher.
Wozu verpflichten Sie die Arbeitgeber? Frau Nahles hat es gesagt: zu 15 Prozent. 15 Prozent des Gehalts muss die Chefin oder der Chef zukünftig für die betriebliche Altersvorsorge der Beschäftigten dazubezahlen. Frau Nahles, auf meine Frage, wie viel der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin an Sozialversicherungsbeiträgen wirklich spart, wenn die Beschäftigten eine Entgeltumwandlung vornehmen, also ihre Betriebsrente überwiegend selbst finanzieren, haben Sie geantwortet: insgesamt 20,7 Prozent. Wir Linken sagen: Die Arbeitgeber dürfen keinen einzigen Cent an der betrieblichen Altersvorsorge ihrer Beschäftigten verdienen."

Die Risiken für Arbeitnehmer leugnen CREUTZBURG & KROHN im Interesse der Profite von Arbeitgebern und Finanzdienstleistern. Wichtiger ist ihnen der Wegfall von Haftungsrisiken für Arbeitgeber. Bekanntlich ist die FAZ kein Freund von Lebensversicherungen, denen an einer Beibehaltung von Garantien gelegen ist:

"Die R+V ist der zweitgrößte deutsche Anbieter für Betriebsrenten und betreibt als alleiniger Versicherungspartner das Chemie-Versorgungswerk",

umreißen sie ihr Feindbild. Frank-Henning FLORIAN von der R+V wird mit seinem Befürchtungen zitiert:

"Im Markt könnten sich Fondsgesellschaften überbieten, um mit einer riskanteren Anlage Versicherungen herauszudrängen."

Als Negativbeispiel bringt er die Pensionäre des US-Energiekonzerns Enron und das Beispiel der Karstadt-Kaufhauskette vor:

"Ansprüche der Betriebsrentner von Karstadt werden heute vom Pensionssicherungsverein bedient, weil die im Wert verfallenden Gebäude der Kaufhauskette als Sicherheit in ein »Contracual Trust Arrangement« eingebracht wurden."

Solche Probleme wischen CREUTZBURG & KROHN jedoch mit der Unternehmensberatung EY und einem Fondsgesellschaftslobbyisten von Fidelity International schnell beiseite.

ENZ, Werner (2017): Eine weitere Fessel in der BVG-Vorsorge.
Rentenreform und Lebensversicherer,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 25.03.

KROHN, Philipp (2017): Beerdigt.
Uwe Laue war nie ein Mann für Experimente. Deshalb wurde er Versicherungsmanager. Lebensversicherungen verkaufte er besonders gern. Jetzt muss er sie zu Grabe tragen. Es ist das Ende der liebsten deutschen Altersvorsorge,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 31.03.

Philipp KROHN erzählt uns die Geschichte der klassischen Lebensversicherung mit Garantiezinsen als Krankengeschichte am Beispiel der Debeka, einem Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Vorstandsvorsitzende Uwe LAUE, der seit 1998 zum Vorstand gehört und Präsidiumsmitglied des Lobbyverbandes der Versicherungsindustrie (GDV) ist.

KROHN interpretiert nun die Geschichte der Lebensversicherungswirtschaft angesichts des Betriebsrentenstärkungsgesetzes um zur Niedergangsgeschichte:

"In den neunziger Jahren stehen die Zinsen weiterhin günstig. Für einige Jahre heben die Versicherer ihre jährlich versprochene Verzinsung sogar auf 4 Prozent. Laues Unternehmen hebt sogar die Garantie für niedriger verzinste Altverträge auf dieses Niveau. Eine Großzügigkeit, die Laue zwei Jahrzehnte später zum Äußersten zwingen wird.
Anfang des Jahrtausends beginnt es eng zu werden: Die Bundesregierung schränkt die Steuerprivilegien für Lebensversicherungen ein. Immer mehr Gesellschaften verkaufen nun private Rentenversicherungen, die zu den Plänen der rot-grünen Koalition passen, das Rentenniveau zu senken und das durch mehr private Vorsorge auszugleichen (»Riester«). Statt dreißig Jahre garantieren sie ihren Kunden die Zinsen nun sieben oder gar acht Jahrzehnte - bis zum Lebensende, so wie die staatliche Rentenversicherung."

Der Vergleich von Rentenversicherungen der Lebensversicherungen mit der staatlichen Rente ist natürlich an den Haaren herbeigezogen, denn die gesetzliche Rente bietet wesentlich mehr als nur eine Rentenversicherung. Da sind zum einen die Rentenanpassungen, während die Privatrente von Jahr zu Jahr weniger Wert ist. Da ist die Erwerbsminderungsrente und die Grundsicherung im Alter sowie die Anerkennung von Erziehungszeiten. Bei der Privatrente gibt es dagegen keine Ausgleichsmechanismen, sondern es regiert allein das Matthäusprinzip: wer hat, dem wird noch mehr gegeben!

Als weitere Problemfelder werden von KROHN Solvency II und die Zinszusatzreserve genannt. Letztere wird von KROHN folgendermaßen definiert:

"Instrument, mit dem die staatlichen Aufseher in Deutschland seit sechs Jahren Versicherer zwingen, zusätzliche Sicherheiten einzubehalten, um die einst versprochenen Garantien auch wirklich decken zu können."

Die Versicherungswirtschaft wird bis dahin von KROHN als Opfer der Politik beschrieben. Aber als Gegner von Zinsgarantien gibt KROHN der Geschichte dann eine Wende:

"Die Debeka ist eine Zinswette eingegangen und hat verloren. Laue hat sich verspekuliert."

Dann bietet KROHN zwei Deutungen an:

1) Die EZB hat die deutsche Altersvorsorge getötet
2) Die deutschen Lebensversicherer haben auf das falsche Geschäftsmodell gesetzt

KROHN neigt als Gegner von Zinsgarantien zur zweiten Deutung und stilisiert die Jungen zudem zu den Opfern dieser falschen Weichenstellung:

"Noch viele Jahre lang wird er durch seine Großzügigkeit der Vergangenheit gezwungen sein, Kapitalerträge jungen Kunden vorzuenthalten, weil die Gewinne in die Zinszusatzreserve und das Eigenkapital statt in die Ausschüttung fließen muss. Von einem Rohüberschuss von 1.100 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr 900 Millionen direkt in die Reserve geleitet. Das ist der Preis für Kundenfreundlichkeit."

Von Kundenfreundlichkeit zu sprechen ist reiner Zynismus! Umso mehr da viele Lebensversicherer als Aktiengesellschaften hohe Dividenden ausschütten statt die Versicherten zu bedienen.

Die Debaka gehört zu jenen, die ihr Neugeschäft bei den klassischen Lebensversicherungen eingestellt hat und nun auf die Risikoabwälzung auf den Kunden setzt. Bei KROHN liest sich das dann euphemistisch folgendermaßen:

"Für neue Kunden hat der Versicherer nun eine andere Variante im Angebot: Die Garantie ist niedriger als erlaubt wäre. Im Gegenzug kann ein etwas größerer Teil  des Spargeldes in kostengünstige Indexfonds angelegt werden."

KROHN, Philipp (2017): Alte Leipziger setzt Wettbewerb unter Druck,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 07.04.

"Andere haben klassische Garantien abgeschafft, die Alte Leipziger hält daran fest",

berichtet Philipp KROHN, der ein Gegner dieser Garantien ist. Die Alte Leipziger zeigt, dass es (noch?) Alternativen zur Beerdigung der klassischen Lebensversicherung gibt: Statt die Eigenmittel durch Ausschüttungen zu schmälern, setzt die Lebensversicherung auf die Stärkung der Eigenkapitalquote, die mit 4,26 % mehr als doppelt so hoch ist wie der Branchendurchschnitt. Mit lukrativen Garantieprodukten spricht sie zudem unabhängige Versicherungsmakler an und kann sich im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge gegen Konkurrenten behaupten:

"Vor allem in der betrieblichen Altersversorgung, wo die Alte Leipziger auf einen Marktanteil von 8 Prozent kommt, hilft das, auch größere Ausschreibungen von Arbeitgebern für sich zu entscheiden. Die Bruttobeträge in der Lebensversicherung steigerten sich um 0,7 Prozent auf 2,36 Milliarden Euro",

erläutert KROHN. Die Alte Leipziger kann deshalb kein Interesse an einem Garantieverbot haben, wie es das Betriebsrentenstärkungsgesetz der Bundesregierung vorsieht. Dazu schreibt KROHN jedoch nichts.

KROHN, Philipp (2017): Aufsicht Eiopa verärgert Europas Versicherer,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 07.04.

Philipp KROHN zählt einige europäische Lobbyorganisationen der Versicherungswirtschaft auf, die gegen die Senkung der Ultimate Forward Rate von 4,2 auf 4,05 Prozent ab Januar 2018 aufbegehren. Die Versicherungswirtschaft befürchtet nun, dass sie ihre "aufsichtsrechtlich geforderte Eigenmittelausstattung" verfehlen könnte.

KROHN, Philipp (2017): Die Tücken der alternativen Garantieformen.
Versicherer preisen die neuen Garantiemodelle in der Altersvorsorge. Sie sind aufwendiger gebaut als traditionelle Varianten. Doch auch sie kosten Rendite,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 08.04.

Philipp KROHN, Gegner von Garantien jeder Art huldigt dem Fetisch Rendite. Als Gegner werden Aufsichtsregeln und der Verbraucherschutz ausgemacht, die die Kapitalmarktakteure und ihre Profitgier gängeln. KROHN stellt uns alternative Garantieprodukte von Ergo, Axa, Standard Life und Canada Life vor, um am Ende für den Wegfall von Garantien zu plädieren, denn dies sei sozusagen der einzige Weg zur angemessenen Rendite.

Außen vor bleiben klassische Produkte, die z.B. immer noch erfolgreich von der Alten Leipziger vertrieben werden und die gesetzliche Rentenversicherung, deren Produkt immer noch unschlagbar ist, aber den Interessen der Finanzmarktakteure ein Dorn im Auge ist.

DPA (2017): Kryptische Briefe der Assekuranz.
Lebensversicherer lassen Kunden im Unklarheit,
in:
Frankfurter Rundschau v. 10.04.

Die Agenturmeldung befasst sich mit den so genannten Standmitteilungen von Lebensversicherern, die Aufschluss über den Stand der privaten Altersvorsorge geben soll. Dass die Kritik an den Standmitteilungen vor allem von Konkurrenten im Geschäft mit den Lebensversicherern kommt, ist ein Armutszeugnis für den deutschen Verbraucherschutz. So kritisiert der Versicherungsmathematiker Henning KÜHL von Policen Direkt-Gruppe:

"Das Unternehmen, das Policen ankauft, hat nach eigenen Angaben in diesem Jahr bisher 2.500 Mitteilungen von Renten- und Kapitallebensversicherungen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Um zu ermitteln, wie viel eine Lebensversicherung wert ist, fehlten häufig wichtige Informationen. Dazu gehörten etwa der Rückkaufwert, die Leistung im Todesfall oder die Summe der bisher eingezahlten Beträge."

Die genannten Angaben würden vor allem das Geschäft dieser Zweitverwerter profitabler machen. Es ist deshalb schon eine Ironie, wenn Konkurrenten zu Verbündeten der Versicherer werden müssen, um den Verbraucherschutz vor sich her zu treiben.

Die Finanzmarktwächter der Verbraucherzentralen haben dagegen gerade einmal 68 Standmitteilungen unter die Lupe genommen und auch nur klassische Kapitallebensversicherung. Dieses Segment wird jedoch von immer weniger Lebensversicherungen bedient, weil diese ihre Garantien loswerden wollen und stattdessen das Risiko auf die Versicherten abwälzen.

Fazit: Kündigung oder Beitragsfreistellung werden uns als die beiden Optionen von Versicherten beschrieben, bei denen Standmitteilungen eine Hilfe sein sollten, aber dank ineffizientem Verbraucherschutz nicht sind!  

DPA (2017): Nichts wie weg - Lebensversicherungen suchen nach Auswegen.
Anbieter leiden unter niedrigen Zinsen und wollen schnell teuere Altverträge loswerden. Kritiker sehen aber Risiken für die Kunden,
in:
Welt v. 19.04.

Agenturmeldung, die mehr oder weniger reine PR der Versicherungswirtschaft ist: Es werden uns  6 Vertreter der Versicherungswirtschaft vorgestellt: Ein Zweitvermarkter, ein Betreiber einer Abwicklungsplattform, ein freier Versicherungsmathematiker, zwei Vertreter der Beratungsbranche und ein Vertreter der Lebensversicherungsbranche. Die einzige Kritik richtet sich gegen zu geringe Überschussbeteiligungen abgewickelter Versicherungskunden, was durch den Aufbau des Artikels verharmlos wird. Kritik an dem System der Altersvorsorge bleibt dagegen ganz außen vor. 

HAGEN, Patrick (2017): Milliarden für Abwickler.
Firma will in großem Stil Lebensversicherungen aufkaufen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 20.04.

Patrick HAGEN berichtet darüber wie ausländische Investoren sich den Lebensversicherungskuchen in Deutschland unter den Nagel reißen wollen.

"Das Unternehmen Athene mit Sitz auf Bermuda hat sich jetzt 2,2 Milliarden Euro an frischem Kapital gesichert, um über seine Wiesbadener Tochter in Deutschland und Europa Lebensversicherungsbestände zu kaufen. (...). Das Unternehmen hat 2015 bereits die deutsche Tochter des niederländischen Lebensversicherers Delta Lloyd übernommen."

Athene ist nur eines von vielen Run-off-Plattformen, die in den Besitzern klassischer Rentenversicherungen mit Garantien, ein lukratives Geschäft wittern. HAGEN nennt Viridium (britischer Investor Cinven), die Frankfurter Leben (chinesischer Investor Fosun) und My Life (Luxemburger Augur Capital) als weitere Abwickler.

Die Abwickler warten darauf, dass das Geschäft jetzt in Deutschland richtig los geht. Die Politik spielt ihnen gewissermaßen mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz und seinem geplanten Garantieverbot in die Hände.

Der schlechte Ruf der Abwicklungsplattformen sei Vergangenheit, erklärt uns HAGEN. Das seien lediglich Anlaufprobleme in Großbritannien gewesen. So ganz kann das jedoch nicht stimmen, denn:

"Die Abwickler hoffen jetzt darauf, dass die Nöte der Lebensversicherer bald so groß sind, dass der Verkauf von Policenbeständen zu einem normalen Vorgang wird."

Bei diesem Geschäft verlieren in erster Linien die Versicherten. Auf diese werden immer mehr Risiken abgewälzt. Ob die versprochenen Effizienzvorteile der Abwickler überhaupt entstehen und ob diese dann auch den Kunden zugute kommen, das steht auf einem ganz anderen Blatt.   

SIEDENBIEDEL, Christian (2017): Neuer Chef setzt R+V-Versicherung ehrgeizige Ziele,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 26.04.

Christian SIEDENBIEDEL berichtet, dass die R+V im Bereich der klassischen Lebensversicherungen mit Garantien - durch den Rückzug anderer Anbieter -  ihren Marktanteil steigern konnte.

"Die Brutto-Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung im Inland seien daher 2016 in einem schrumpfenden Markt um 1,8 Prozent gestiegen. Der Marktanteil im Neugeschäft mit Lebensversicherungen und Pensionen sei von 12,2 auf 13,1 Prozent ausgebaut worden. Jeder achte Euro auf diesem Gebiet in Deutschland fließe mittlerweile zur R+V."  

REZMER, Anke & Peter THELEN (2017): In der Rentenfalle.
Die Deutschen verlieren das Vertrauen in die private Altersvorsorge. Obwohl eine Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung eine schlechtere Lebensqualität im Alter fürchtet, sparen sie weniger. Die Politik scheint machtlos,
in:
Handelsblatt v. 27.04.

REZMER & THELEN bereichten über eine Meinungsumfrage im Auftrag des Lebensversicherers Axa und lassen die Ergebnisse auch gleich von deren Vorstand interpretieren. Wer den Bock zum Gärtner macht, sollte sich über den Vertrauensverlust nicht wundern! Natürlich sparen die Deutschen aus Sicht der Lebensversicherer zu wenig - alles andere wäre ja gegen ihre eigenen Geschäftsinteressen.

REZMER, Anke (2017): "Die Verunsicherung der Verbraucher ist angebracht".
Dorothea Mohn: Die Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Bundesverband über politische Fehlentscheidungen, überflüssige Vorsorgeprodukte und den Segen des frühen Sparens,
in:
Handelsblatt v. 27.04.

Die Verbraucherschutzzentrale vertritt ihre bekannte Position.

HERZ, Carsten (2017): "Kein Anlass für Entwarnung".
Frank Grund: Der oberste deutsche Versicherungsaufseher spricht über die Schwierigkeiten der Branche, das Interesse ausländischer Konkurrenten und die Frage, was Manager vom Reitsport lernen können,
in:
Handelsblatt v. 05.05.

Frank GRUND von der Finanzaufsicht Bafin wiegelt hinsichtlich der Bedeutung der Solvenzquote ab, die bis 20. Mai von den 84 Lebensversicherungen veröffentlicht werden muss. GRUND geht davon aus, dass sich die Zinszusatzreserve 2017 bis ca. 64 Milliarden Euro erhöhen wird.

"Ich glaube, dass es sinnvoll ist, ab 2018 über eine Veränderung im Sinne eines moderateren Aufbaus nachzudenken. Es ist aber eine Entscheidung des Gesetzgebers",

äußert GRUND zur weiteren Entwicklung der Zinszusatzreserve.

COUWENDBERGH, P. & Herbert FROMME (2017): Versicherer gesucht.
Chinesische Investoren kaufen gerne Gesellschaften in Europa,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 05.05.

"Europa gilt als stabiler Markt mit hohen Digitalisierungspotenzial une einem starken Bruttosozialprodukt",

begründen COUWENDBERGH & FROMME das Interesse des chinesischen Investors Fossun an europäischen Versicherern. Anlass ist die zum 1. Januar 2017 genehmigte Übernahme von 128.000 Lebensversicherungen der Basler Lebensversicherung durch die Abwicklungsplattform Frankfurter Leben, einstmals Uelzener Leben, die im August 2015 von Fossun übernommen wurde. Daneben kaufte sich der Investor auch in Spanien und den Niederlanden groß ein. Welche Konsequenzen dies für die Versicherten haben wird, wird sich erst in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zeigen, denn die Altersvorsorge ist ein Langfristunternehmen deren Auswirkungen sich möglicherweise erst dann zeigen, wenn es zu spät ist.

THELEN, Peter (2017): Versicherer warnen vor dem Garantieverbot.
Betriebliche Altersversorgung: Hohe Renditen trotz Niedrigzins soll der Verzicht auf Garantien bei tariflich vereinbarten Betriebsrenten bringen. Ein Spiel mit dem Feuer, warnt R+V-Vorstand Frank-Henning Florian,
in:
Handelsblatt v. 09.05.

Dass die R+V-Versicherung Sturm gegen das Garantieverbot läuft, ist kaum verwunderlich, da die klassische Lebensversicherung ihnen 2016 steigende Marktanteile gesichert hat. FLORIAN weist nun darauf hin, dass mit "Fantasierenditen" seriöse Anbieter aus dem Markt gedrängt werden könnten. Fantasierenditen in der Altersvorsorge werden jedoch seit eh und je - selbst in den Mainstreamzeitungen wie der FAZ/FAS versprochen. Karstadt/Arcandor und Enron müssen nun dafür herhalten. Für was? Für das Marketingversprechen von Garantien? Pleiten auf Kosten der Versicherten sind ein Problem jeglicher Altersvorsorge, die sich auf den Kapitalmarkt stützt und sprechen deshalb gegen jegliche Form der kapitalgedeckten Altersvorsorge.

FROMME, Herbert (2017): Aufsicht will Hilfe für Versicherer.
Die Niedrigzinsen stellen die Branche vor große Probleme,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 10.05.

Was Frank GRUND bereits vor 5 Tagen im Handelsblatt-Interview zur Zinszusatzreserve erzählte, das wird nun von Herbert FROMME aufgegriffen und näher ausgeführt. 

SCHICK, Gerhard (2017): Die unfaire Rettung der Versicherer.
Standpunkt: Die Versicherungskonzerne haben zu wenig Eigenkapital. In der Krise droht die Pleite. Doch die Politik hilft den Konzernen zuverlässig aus der Patsche,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 14.05.

Der finanzpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen, Gerhard SCHICK, erklärt uns, mit welchen Gesetzesmaßnahmen der Versicherungswirtschaft - meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit - geholfen wurde. Das reicht vom Jahressteuergesetz 2010, mit dem zeitlich limitierte Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen erlaubt wurden (Die Limitationen wurden seither zweimal erweitert: durch das Amtshilferichtlinie-Umsetzungsgesetz 2013 und das Steueränderungsgesetz 2015), über die Einführung der Zinszusatzreserve (ZZR) mittels Verordnung aus dem Jahr 2011 bis zum Begleitgesetz zum europäischen  Zahlungsverkehr (SEPA) aus dem Jahr 2012. Die Versicherungswirtschaft konnte sich dadurch auf Kosten der Kunden sanieren. Lediglich mit dem Lebensversicheungsreformgesetz aus dem Jahr 2013 wurden der Versicherungswirtschaft und ihren Eigentümern Lasten zugemutet.

SCHICK kritisiert, dass es keine Regeln zur Eigentümerhaftung gibt, die Kunden vor Vermögensverlusten schützen. Er fordert deshalb mehr Transparenz im Lebensversicherungssektor. Dass Lebensversicherer hohe Dividenden ausschütten, statt ihr Kapital aufzustocken und Kosten bei Vertrieb und Verwaltung zu sparen, findet SCHICK unfair. Und nicht zuletzt fordert er eine angemessene Regulierung, damit mehr

"echtes Eigenkapital, transparente Produkte und eine unabhängige Beratung für die Kunden".   

SCHARRENBROCH, Christine (2017): Weg von der Lebensversicherung, hin zu Cyber-Versicherungen.
Vorstandschef Markus Rieß muss den Ergo-Konzern für die Zukunft fit machen. Dazu zählt ein schmerzhafter Stellenabbau,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 15.05.

Christine SCHARRENBROCH berichtet über den drittgrößten Erstversicherer Ergo auf dem deutschen Markt. Mit Stellenabbau, Verkauf des Tafelssilbers und der Abwicklung klassischer Lebensversicherungen will das Konzerngebilde, das zum Rückversicherer Munich Re gehört, wieder Gewinne einfahren.

SIEDENBIEDEL, Christian (2017): So krisenfest sind Deutschlands Versicherer.
Bis Montag müssen die 350 Versicherer in Deutschland zum ersten Mal ihre Quoten nach "Solvency II" offenlegen. Was heißt das - und was lernen Kunden daraus?
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 18.05.

Was die Solvenzquote ("Verhältnis der Eigenmittel eines Versicherers zu den Kapitalanforderung") für die Kunden bedeutet, das erfährt man in diesem Artikel von Christian SIEDENBIEDEL nicht, nur dass die Regulierung es mit der Transparenz nicht so genau nimmt, d.h. die Regeln zur Berechnung der Solvenzquote liegt im Gutdünken der Versicherer. Im Kommentar heißt es deshalb, dass die Verbraucher anhand der Kennzahl nicht ermessen können, wie es um ihren Versicherer steht.

SIEDENBIEDEL, Christian (2017): Mehr Licht.
Kommentar,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 18.05.

SCHNELL, Christian (2017): Deutsche Versicherer zeigen sich standfest.
Solvency II: Branche meldet solide Finanzpuffer - mit begrenzter Aussagekraft,
in:
Handelsblatt v. 22.05.

SCHÄFER, Daniel (2017): "Es gibt viel Gerede im Markt".
Dieter Wemmer: Der Finanzvorstand der Allianz erläutert, warum die deutschen Versicherer unter besonderer Beobachtung stehen,
in:
Handelsblatt v. 22.05.

FROMME, Herbert (2017): Bedingt krisenfest.
Versicherer: Jetzt ist die Gelegenheit, das Geschäftsmodell endlich transparenter zu machen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 22.05.

Herbert FROMME ärgert sich über den Branchenverband der Versicherungswirtschaft (GDV), der Verbraucherschützern und der Presse empfiehlt die Solvenzquoten nicht zu kommunizieren. FROMME findet das angesichts der Praktiken der Lebensversicherer heuchlerisch:

"Denn es sind vor allem die Versicherer mit guten Werten, die schon heute damit im Wettbewerb arbeiten und die schwächere Konkurrenz schlechtreden."

Zu Recht kritisiert FROMME die Finanzaufsicht (Bafin), die sich mehr um die Versicherer als um die Verbraucher kümmert:

"Von der Bafin wünscht man sich, dass sie mehr über die Probleme der Branche unterrichtet statt die Solvenzzahlen klein zu reden. Die Aufsicht hat eine Heidenangst davor, dass schlechte Werte einige ohnehin angeschlagene Unternehmen vollends in die Krise stürzen."

Aber auch FROMME verhält sich nicht anders als die Bafin, denn schließlich sind die Solvenzquoten öffentlich zugänglich. Warum also werden sie nicht von der Presse kommuniziert, stattdessen werden einseitig nur die gut dastehenden Lebensversicherer genannt. Aufklärung sieht anders aus! 

FROMME, Herbert (2017): Sicher ist sicher.
Europäische Versicherer müssen ab sofort eine neue Kennziffer für die finanzielle Stabilität veröffentlichen. Die Anbieter nutzen das Instrument sehr unterschiedlich. Kunden müssen den Gebrauch noch lernen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 23.05.

KRIEGER, Friederike (2017): Der Marktführer lobt sich selbst.
Die Allianz sieht ihre Strategie bestätigt,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 23.05.

"Jede Gesellschaft muss einen Bericht zur Solvenz- und Finanzlage veröffentlichen, der meistens auf der Webseite steht. Nach dem englischen »Solvency and Financial Conditions Report« heißen die Berichte SFCR-Reports, mit dem Suchbegriff sind sie in der Regel zu finden. Allerdings verstecken manche Gesellschaften die wichtigen Zahlen darin in einem Wust von Daten (...). Offenbar wollen sie Nutzer der Berichte abschrecken",

erläutert Herbert FROMME die Probleme, die Verbraucher erwarten, sollten sie auf eigene Faust recherchieren.

"Ohne Übergangsmaßnahmen wäre eine Reihe von Gesellschaften pleite oder müsste von ihren Eignern frisches Kapital erhalten. Ein Beispiel ist der kleine Lebensversicherer Familienfürsorge, der zur HUK Coburg gehört: Er kommt ohne Übergangsmaßnahmen nur auf 56 Prozent des benötigten Kapitals, mit ihnen aber auf 261 Prozent - das reicht aus",

berichtet FROMME. Daneben wird die Ergo Leben (100 Prozent) und die HUK-Coburg Leben mit 125 Prozent - ohne Übergangsregeln - genannt. Deutsche Lebensversicherer würden aber im Vergleich zu Großbritannien gut dastehen. So würden Aviva mit 57 Prozent und Legal & General mit 7 Prozent schlecht dastehen.

FROMME weist darauf hin, dass der Bund der Versicherten zusammen mit Carsten ZIELKE die Berichte durchleuchten wolle, um den Kunden bessere Vergleichsmöglichkeiten zu eröffnen. Gemäß FROMME müssten Makler haften, wenn sie künftig eine schlecht ausgestattete Gesellschaft empfehlen und diese dann Pleite ginge.

"Wer sich bei einem Versicherer mit einer Quote um 100 Prozent versichert, ist selbst schuld, wenn er nach dessen Pleite kein Geld sieht",

meint FROMME.

JAHBERG, Heike (2017): Versicherer im Krisencheck.
Unternehmen müssen sagen, wie dick ihre Kapitalpuffer sind. Die Zahlen sehen gut aus, doch viele haben sie schöngerechnet,
in:
Tagesspiegel v. 23.05.

Heike JAHBERG nennt mit der Ergo Leben (100 Prozent) und HUK Leben (109 Prozent) nur zwei Lebensversicherer die - ohne Übergangsregelungen - im kritischen Bereich lägen. Am Ende macht sicht JAHBERG für mildere Regeln für Lebensversicherer bei der Zinszusatzreserve stark, indem sie sich auf die Bafin und den Bund der Versicherten beruft.

OLS. & Christian SIEDENBIEDEL (2017): Lebensversicherer mit hinlänglichen Solvenzquoten,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 23.05.

"Ohne die Nutzung von Übergangsregeln wären 29 von 84 Lebensversicherern in den kritischen Bereich geraten berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. So seien alle über die Schwelle von 100 Prozent gekommen", heißt es in der FAZ zu den Solvenzquoten.

LOOMAN, Volker (2017): Nepper, Schlepper, Bauernfänger,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 23.05.

Volker LOOMAN kritisiert, dass in den Produktinformationen von Lebensversicherern bei fondsgebundenen Rentenversicherungen die Kosten, die bei den Fondsgesellschaften anfallen, nicht aufgeführt werden müssen. LOOMAN kommt auf 28 Prozent des Anlagebetrages, den die Anteile von Bank, Versicherung und Fondsgesellschaft bei fondsgebundenen Rentenversicherungen ausmachen würden, weshalb er zu ETF-Indexfonds und Anleihen als die bessere Geldanlage zur Altersvorsorge rät, wobei er bei Indexfonds von einer Rendite von 5 Prozent ausgeht, wobei einmalige und jährliche Kosten hinzukämen, die jedoch weit geringer seien als bei fondsgebundenen Rentenversicherungen.

ENZ, Werner (2017): Sorge tragen zur privaten Altersvorsorge.
Kommentar zu Schweizer Lebensversicherer,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 27.05.

NEUES DEUTSCHLAND-Tagesthema: Reform der Betriebsrenten

PFEIFFER, Hermannus (2017): Die ganz Großen machen das Geschäft.
Die Betriebliche Altersvorsorge gilt in der angeschlagenen Branche der Lebensversicherer als Hoffnungsträger,
in:
Neues Deutschland v. 30.05.

Hermannus PFEIFFER referiert die bekannten Klagen der Lobbyisten der Versicherungswirtschaft.

GERTH, Martin (2017): Reform mit Fehlern.
Betriebsrente: Ein neues Gesetz soll Betriebsrenten bei Arbeitgebern und Beschäftigten beliebter machen. Die Anreize dafür sind jedoch zu schwach,
in:
Wirtschaftswoche Nr.23 v. 02.06.

Martin GERTH klagt, dass das Betriebsrentenstärkungsgesetz nicht die Unternehmen, sondern vor allem die Lebensversicherer entlaste,

"die Betriebsrentenbeiträge in betrieblichen Lebensversicherungen, Pensionsfonds und Pensionskassen anlegen. Bei allen drei Varianten, die 42 Prozent des gesamten Marktes abdecken, liegt das Anlagerisiko beim Versicherer. Im Mittelstand sind sogar zwei Drittel der Betriebsrenten über Lebensversicherungen abgedeckt."

Bei den Direktzusagen und den Unterstützungskassen seien dagegen heute schon 85 Prozent aller neuen Betriebsrenten nur noch in Höhe der eingezahlten Beiträge garantiert. Er beruft sich dabei auf Willis Towers Watson, die ihr Geschäftsfeld durch die Reform nicht gestärkt sieht.

Wenn nun von Geringverdienern die Rede ist, werden gerne jene gemeint, die bis zu 2.200 Euro Brutto im Monat verdienen, obwohl Beschäftigten mit 2.000 Euro Brutto schon der unteren Mittelschicht zugerechnet werden können.

GERTH jedoch geht es um die Besser- und Spitzenverdiener:

"Schließlich wollen Arbeitgeber mit der Betriebsrente vor allem hoch qualifizierte Fachkräfte und nicht ausgerechnet Geringverdiener ans Unternehmen binden".

Die Betriebsrente soll also in erster Linie als Instrument der Personalrekrutierung und nicht als Altersvorsorge dienen. Diese Sicht entspricht der CDU, während die SPD die Betriebsrente als Bekämpfung der Altersarmut verkauft. 

THELEN, Peter (2017): Versicherer gründen Rentenwerk.
Sozialpartnermodell: Fünf Traditionsversicherer treten an, die gerade verabschiedete und umstrittene Reform der Betriebsrenten in die Tat umzusetzen,
in:
Handelsblatt v. 02.06.

Peter THELEN teilt die Lebensversicherer in zwei Gruppen ein: jene Marktführer der betrieblichen Altersvorsorge wie die Allianz und die R+V Versicherung, die das Sozialpartnermodell bekämpft haben und jene Lebensversicherer, die nun die Chancen nutzen wollen wie die Barmenia, Debeka, Gothaer, Huk-Coburg und die Stuttgarter Lebensversicherung, die sich zu einem "Rentenwerk" zusammenschließen wollen. Die Allianz, Ergo, Swiss Liefe und R+V haben sich bislang die lukrativen Pfründe bei der Metall-Rente und dem Chemie-Pensionsfonds gesichert. THELEN liefert dazu auch Stimmen von Uwe LAUE (Debeka) und Henriette MEISSNER (Stuttgarter Leben). 

FROMME, Herbert (2017): Gemeinsam gegen die Allianz.
Fünf Versicherer tun sich bei der Betriebsrente zusammen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 02.06.

Herbert FROMME erläutert, dass die Debeka unter den fünf Lebensversicherern des geplanten Rentenwerks mit 3,6 Mrd. Prämieneinnahme der Riese im Konsortium wäre. Die Gothaer kommt auf einen 7 Prozent-Anteil bei der betrieblichen Altersvorsorge (BAV), während die Allianz mit 20 Mrd. Euro die BAV dominiert. Die R+V kommt mit nur 8,5 Prozent auf Platz 2. Wenn das Rentenwerk jedoch nur Platz 3 belegen würde, erscheinen die Zahlen von FROMME nicht stimmig, denn wenn die Gothaer allein schon auf 7 Prozent Marktanteil kommt, dürften die anderen 4 Lebensversicherer zusammen nur auf einen Marktanteil von unter 1,5 Prozent kommen.

FROMME bezweifelt, dass die Lebensversicherer beim Sozialpartnermodell Geld verdienen können. Er sieht deshalb die Gründe für das Engagement zum einen als Möglichkeit den Mitarbeitern weitere lukrativere Policen aufzuschwatzen und zum anderen soll das neue Geschäftsfeld mögliche Einbrüche bei der privaten Altersvorsorge kompensieren.

SIEDENBIEDEL, Christian (2017): Bafin: Deutsche Versicherer haben genug Krisenpuffer,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 10.06.

Christian SIEDENBIEDEL berichtet über eine Pressemitteilung der Bafin, in der mitgeteilt wurde, dass von den 84 Lebensversicherern alle die Insolvenzquoten erfüllt hätten - wenngleich manche die laxeren Übergangsregeln in Anspruch genommen haben, um besser dazustehen. Zu den Lebensversicherern schreibt die Bafin:

"Zum Stichtag 31.12.2016 standen 84 Lebensversicherungsunternehmen unter Aufsicht der Bafin. Für die Berechnung der Solvabilitätskapitalanforderungen (SCR) haben 73 Lebensversicherer die Standardformel und elf Unternehmen ein (partielles) Internes Modell verwendet. Unternehmensspezifische Parameter wurden von keinem Unternehmen genutzt. Von den 84 Lebensversicherern wenden 47 die Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen gemäß § 352 VAG und die Volatilitätsanpassung nach § 82 VAG an. 13 Lebensversicherer nutzen ausschließlich die Übergangsmaßnahme für versicherungstechnische Rückstellungen, während acht Unternehmen als einzige Maßnahme die Volatilitätsanpassung anwenden. Die Übergangsmaßnahme für risikofreie Zinssätze gemäß § 351 VAG wird von einem Unternehmen in Kombination mit der Volatilitätsanpassung angewendet. In Summe wenden somit 56 Lebensversicherer die Volatilitätsanpassung, 60 Lebensversicherer die Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen und ein Lebensversicherer die Übergangsmaßnahme für risikofreie Zinssätze an." (Bafin, Websiteabruf vom 10.06.2017)

TAUBER, Jonas (2017): Erst zum Schlichter.
Wer sich über seine Versicherung ärgert, sollte zum Ombudsmann gehen, statt vor Gericht zu ziehen. Der hilft oft weiter, und kostet nichts,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 12.06.

Gegen Lebensversicherer kommen Versicherte besonders schlecht an, denn deren Interessen sind gut abgesichert:

"2016 lag die Erfolgsquote in der Lebensversicherung demnach bei 23 Prozent der beendeten zulässigen Beschwerden gegenüber 47 Prozent der Eingaben in anderen Bereichen",

berichtet Jonas TAUBER. Die niedrige Erfolgsquote ist durch die mangelnde Transparenz auf dem Gebiet der Altersvorsorge begründet, "weil die Verträge oft unklar und missverständlich seien". Zudem kann der Versicherungsombudsmann nur Entscheidungen im Streitwert bis zu 10.000 Euro treffen. Ganz ärgerlich wird es, dass der Ombudsmann bei Beschwerden gegen Vermittler, die mit 25 Prozent nur wenig erfolgreicher sind, nur unverbindliche Empfehlungen aussprechen kann.

Fazit: Dem Ombudsmann sind in vielen Fällen bei den Lebensversicherern die Hände gebunden, was ein Beleg dafür ist, dass die Interessen der Lebensversicherer besonders durch den Staat geschützt werden. Auch Institutionen wie die Finanzaufsicht oder die Verbraucherzentralen ändern daran nichts.

LANDGRAF, Anton (2017): Zum Wohle der Aktie.
Versicherer wie Allianz und Munich Re wollen mit Aktienrückkäufen den Kurs treiben. Anleger schätzen dies als Dividendenersatz,
in:
Freitag Nr.24 v. 14.06.

SIEDENBIEDEL, Christian (2017): Weniger Provision für Vertreter.
Abschlussvergütungen für Lebensversicherer sinken,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 21.06.

Das Lebensversicherungsreformgesetz wirkt, soll eine Befragung von Matthias BEENKEN & Michael RATKE belegen. Tatsächlich sind die einmaligen Abschlussprovisionen zurückgegangen, was jedoch nicht heißt, dass die Kunden die Profiteure sind. Ganz im Gegenteil: Die Kosten wurden nur an andere Stellen verschoben:

"Häufiger als vor zwei Jahren finden sich in der aktuellen Erhebung (...) auf die Laufzeit verteilte Abschlussprovisionen."

RTR (2017): Arag Leben wird abgewickelt.
Frankfurter Leben übernimmt zweiten Bestand. Schon fünf deutsche Lebensversicherung in Abwicklung,
in:
Frankfurter Rundschau v. 23.06.

BERSCHENS, Ruth (2017): EU will private Altersvorsorge harmonisieren.
Kapitalmarkt: Die Europäische Kommission schlägt einen Eu-Rechtsrahmen für Sparpläne vor. Die deutsche Versicherungswirtschaft lehnt das Vorhaben strikt ab,
in:
Handelsblatt v. 29.06.

"Lebensversicherungen in Deutschland, Pensionsfonds in Frankreich, Betriebsrenten in den Niederlanden: Die kapitalgedeckte Altersvorsorge ist in jedem EU-Staat anders organisiert. (...).
Die EU-Kommission will das jetzt ändern und einen EU-Rechtsrahmen für private Alterssparpläne einführen",

berichtet Ruth BERSCHENS. Der Lobbyverband der Versicherungswirtschaft sieht darin eine Gefahr für die eigene Branche, die in Deutschland zwar lauthals jammert, nichtsdestotrotz wie die Made im Speck auf Kosten der Kunden lebt.

SAUER, Stefan (2017): Hauptsache, gut versichert?
Analyse: Das Vertriebsgesetz, das Versicherungskunden vor Falschberatung schützen soll, fällt schwach aus. Die Makler haben ganze Lobbyarbeit geleistet,
in:
Frankfurter Rundschau v. 01.07.

Stefan SAUER berichtet nur über Einwände der Grünen gegen das am Donnerstag vom Bundestag verabschiedete Versicherungsvertriebsgesetz, das wie alle anderen schon von den Versicherungslobbyisten verwässerten Gesetze, den Kunden keine wirkliche Verbesserungen bringen werden. Die deutschen Lebensversicherer leben immer noch wie die Made im Speck, denn lautes Jammern hilft immer!

Noch am 31. Mai gab es eine Anhörung im Bundestagsausschuss. Den Stellungnahmen der 9 Verbände und Lobbyisten der Versicherungswirtschaft stand lediglich die Verbraucherzentrale als vom Staat gesponserte Versichertenanwältin gegenüber (alle Stellungnahmen und der Gesetzesentwurf vom März 2017 sind hier dokumentiert). Allein diese Übermacht zeigt die Absurdität, mit der das Kapital den Kunden gegenübertreten kann. Die Änderungen zugunsten der Versicherungswirtschaft wurden von CDU/CSU/SPD durchgesetzt.

FROMME, Herbert (2017): Generali kürzt Privatrenten.
Tausende Kunden des Versicherers bekommen weniger Geld,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 03.07.

GDV (2017): Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2017. Eine Information der deutschen Lebensversicherer

Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft listet in der Broschüre Ergebnisse für das Jahr 2016 auf, wobei neben den Lebensversicherungen auch Pensionskassen und Pensionsfonds mitgezählt werden. Zum Engagement der Lebensversicherer schreibt der GDV:

"Die Lebensversicherer (...) engagieren sich in allen fünf Durchführungswegen – sei es direkt als Anbieter eines Durchführungswegs oder indirekt über die Rückdeckung von Versorgungszusagen. Insgesamt waren 2016 über 15,5 Millionen Verträge der betrieblichen Altersversorgung zuzuordnen (plus 1,4 Prozent); sie hielt damit einen Anteil von 17,4 Prozent an allen Verträgen der Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds. Gemessen an den Bestandsbeiträgen lag der Anteil sogar bei 22,7 Prozent." (2017, S,32)

20 überbetriebliche Pensionskassen und 16 Pensionsfonds werden den Lebensversicherern zugeschrieben. Die BaFin listet in ihrer Statistik für Erstversicherungsunternehmen und Pensionsfonds für 2016 138 Pensionskassen auf. Ein Jahr zuvor waren es noch 150. 29 Pensionsfonds führt die BaFin außerdem auf.

SCHÄFERS, Manfred (2017): 63.163 Euro schrumpfen zu 35.881 Euro,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 06.07.

Manfred SCHÄFERS stellt zwei Berechnungen des Bundes der Versicherten vor: die eine für das Jahr 1997 und die andere für das Jahr 2007. Damit will SCHÄFERS die Probleme der Lebensversicherer belegen, eher aber zeigen die Beispiele auf, wie Lebensversicherer ihre Probleme auf die Versicherten abwälzen dürfen. Der Artikel muss im Zusammenhang mit den Bestrebungen der Versicherungen gesehen werden, sich weitere Entlastungen zu verschaffen.

MAJEWSKI, Ina (2017): Generali wegen Sofortrente vor Gericht,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 13.07.

MAJEWSKI, Ina (2017): Keine höhere Auszahlung an Versicherte,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 14.07.

Die deutschen Lebensversicherer leben wie die Made im Speck, denn besitzen eine starke Lobby:

"Seit der Reform des Lebensversicherungsgesetzes ist eine Kappung der Ausschüttungen zulasten der Kunden möglich",

erklärt Ina MAJEWSKI. Seit der Krise des Finanzkapitalismus wälzt die Versicherungswirtschaft ihre Lasten auf die Versicherten ab. Die Mainstreammedien applaudieren dazu kräftig. der Verbraucherschutz ist hierzulande ein Hohn: Die Verbraucherzentralen hängen am Staatstropf und bescheiden sich deshalb. Wie stark die Lobby ist, zeigt sich daran, dass nur sehr selten und sehr spärlich über die Kämpfe hinter den verschlossenen Türen berichtet wird.

Die Verhinderung von Transparenz bei gleichzeitiger Beschwörung derselben ist ein Merkmal für die Macht der Lebensversicherer zu Lasten der Verbraucher.

"Ohne Kürzung bestünde die konkrete Gefahr, dass einige Lebensversicherer ihre zugesagten Garantiezinsen nicht mehr hätten erwirtschaften können",

heißt es in der Begründung, als ob Gerichte dies beurteilen könnten. Fakt ist, dass die Bafin erst vor kurzem allen Lebensversicherungen ein gutes Zeugnis ausgestellt hatten. Vor diesem Hintergrund ist das Urteil also völlig unverständlich.

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG-Wirtschaftsthema: Altersvorsorge.
Wer privat für den Ruhestand spart, zahlt dafür oft einen hohen Preis

FROMME, Herbert (2017): Die Renten sind nicht sicher.
Anbieter von privaten Rentenversicherungen kürzen immer öfter ihre Zusagen oder sogar laufende Renten. An die hohen Vertriebskosten gehen die Versicherer dagegen nur zögernd heran. Das wird sich bald ändern,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 20.07.

Die Allianz senkt den Rentenwert von 44 Euro auf 38 Euro pro 10.000 Euro angespartem Geld, berichtet Herbert FROMME, der wieder sein Steckenpferd reitet:

"Im vergangenen Jahr gaben die Gesellschaften sieben Milliarden Euro für Vertriebskosten aus, das meiste davon für Provisionen. Aufgebracht werden diese Mittel allein von den Kunden."

Ausgeblendet wird dabei jedoch, dass insbesondere die Allianz hohe Dividenden zahlt auf Kosten der Versicherten bezahlt. Statt also die Kunden zu bedienen, wirft - nicht nur - die Allianz den Aktionären das Geld in den Rachen. Davon aber lesen wir nichts.

Auch darüber wie die Versicherungslobbyisten Reformen erfolgreich verweigert haben, lesen wir so gut wie nichts.

"2016 trat das Lebensversicherungsreformgesetz in Kraft. Die Lebensversicherer drängten damals auf Veränderungen bei der Überschussbeteiligung, die ihrer Ansicht nach ausscheidende Kunden bevorzugten. Der Bundestag änderte die Regeln."

Statt die Provisionen zu deckeln, wurden Grenzwerte definiert, die die Versicherungswirtschaft ignorieren konnte und das obwohl der Staat die Altersvorsorge mit hohen Summen subventioniert. Davon sehen die Kunden nichts, sondern das steigert lediglich die Profite der Versicherungen.

FROMME macht den Versicherten nun Hoffnung, dass mit Erleichterungen bei der Zinszusatzreserve Verbesserungen für die Kunden durchgesetzt werden könnten. Das ist nichts als Illusion wie die Verwässerung der EU-Richtlinie für die Versicherungsvermittlung zeigt:

"Zwar haben sich die Befürworter eines EU-weiten Verbots der Provisionen für Lebensversicherungen nicht durchgesetzt, wie es schon in Großbritannien, den Niederlanden und den nordischen Ländern in Kraft ist. Zu stark war der gerade von Deutschland geführte Widerstand."

Nichtsdestotrotz behauptet FROMME, dass dies nichts mache, weil die Bafin ja noch da sei. Die Bafin ist jedoch keine Verbraucherschutzorganisation, sondern vertritt die Interessen der Versicherungswirtschaft. Wer auf die Bafin setzt ist blauäugig. Und auch die Verbraucherzentrale ist nicht wirklich ein Anwalt der Kunden, weil sie von den staatlichen Mitteln abhängig ist - und bekanntlich soll die private Altersvorsorge - koste es was es wolle - ausgebaut werden.

TAUBER, Jonas (2017): Mehr Honorar statt Provision.
In Deutschland werden fast alle Versicherungsverträge gegen Provision verkauft. Das ist intransparent, monieren Kritiker. Ein Gesetz könnte die Wende bringen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 20.07.

Der Artikel von Jonas TAUBER ist auch nicht hilfreich, denn das Gesetz zum Versicherungsvertrieb, das im Februar 2018 in Kraft tritt, wurde von den Versicherungslobbyisten bis zur Unkenntlichkeit verwässert und bedient nun vor allem die Interessen der Vermittlerbranche. Ob sie sich nun Makler, Vertreter oder Berater nennen, ist für den Kunden egal, denn er zahlt auf alle Fälle, denn die Lebensversicherer sind nicht dazu gezwungen Netto-Tarife anzubieten, sondern sie haben sich erfolgreich dagegen wehren können.

"Damit Berater (...) mit Vermittlern konkurrieren können, erlaubt das Gesetz ihnen die Vermittlung von Verträgen mit Provision. Dann fließt das Geld aber nicht an den Berater, sondern zu 80 Prozent an den Kunden, 20 Prozent bleiben beim Versicherer."

Oder anders formuliert: Der Kunde sorgt weiterhin für die Profite der Lebensversicherer, die in Deutschland immer noch wie die Made im Speck leben. Jammern hilft!

HERZ, Carsten (2017): Amerikanischer Schnäppchenjäger.
Lebensversicherungen: Das US-Unternehmen Athene will Lebensversicherern unliebsame Altverträge abkaufen und damit zur Nummer eins im Markt werden. Verbraucherschützer sind skeptisch,
in:
Handelsblatt v. 25.07.

Carsten HERZ berichtet über den Einstieg des deutschen Ablegers Athene Lebensversicherung des siebtgrößten US-Lebensversicherers in das Geschäft der Run-off-Plattformen, d.h. der Abwicklungsplattformen, die sich durch den Aufkauf von Versicherungsbeständen ein lukratives Geschäft erwarten. Deutschland gilt als Eldorado, weil es hier um besonders große Versichertenbestände geht.

"Wir brauchen keinen Vertrieb, wir brauchen keine Produktentwicklung und wir schleppen keine alte IT mit uns herum",

wird die Vorstandschefin der Athene Lebensversicherung zu den Vorteilen des Geschäftszweigs zitiert. Ob die Versicherten davon profitieren ist jedoch eine ganz andere Frage. HERZ stellt die Generali Leben als lukrativen Bestand für eine Übernahme durch die konkurrierenden Abwicklungsplattformen dar:

"Das Portfolio wäre mit mehr als 44 Milliarden Euro Kapitalanlagen der bisher größte Bestand an Lebensversicherungen, der in Deutschland auf den Markt käme."

Die Marktmacht der Verbraucher wird von den Abwicklungsgesellschaften darin gesehen, dass sie ihre Policen kündigen könnten. Bekanntlich wird jedoch Versicherten selbst von Verbraucherschutzorganisationen die Kündigung nur als allerletzte Option gepredigt, weil sie mit hohen Verlusten verbunden ist. Mit der Marktmacht der Verbraucher ist es also nicht weit her! 

FINANZTEST (2017): Widerspruch kann lohnen.
Lebensversicherung: Auch lange nach dem Vertragsende sind oft noch Tausende Euro Nachschlag dring. Zwei Beispiele zeigen, wie das geht,
in:
Finanztest, August

RITZER, Uwe (2017): Brisante Klage.
Eine der erfolgreichsten Vertreterin der Allianz verklagt den Versicherungskonzern. Ihr Vorwurf: Die Firma bringt sie und viele Kollegen um Teile ihrer Altersvorsorge. Der Fall könnte Vorstandschef Bäte in Erklärungsnot bringen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 11.08.

"Die Klageschrift und Allianz-interne Unterlagen, die der SZ vorliegen, zeigen Vorgänge, die nicht zum Bild eines Versicherers passen, der bei der Kundschaft mit Seriosität und Korrektheit wirbt",

schreibt Uwe RITZER zum Fall einer Leiterin einer Allianz-Generalvertretung in einer süddeutschen Großstadt, sie bereits seit 9 Jahren Unregelmäßigkeiten bei der Berechnung ihrer Rente beim konzerneigenen Versorgungswerk festgestellt hat.

Ist einem großen Lebensversicherer wie der Allianz zu trauen, der nicht einmal bei den eigenen Mitarbeitern korrekt die Altersvorsorge berechnet? Sollte es stimmen, dass es sich nicht nur um einen Einzelfall handelt, dann würde die Allianz einen Imageschaden davontragen. Die Glaubwürdigkeit der Branche ist nicht erst durch die Finanzkrise erschüttert, die höchstens die Probleme der privaten Altersvorsorge für allzu naive Gemüter sichtbar werden ließ. Die Probleme liegen tiefer: Die kapitalgedeckte Altersvorsorge ist nicht in der Lage die Lücke zu schließen, die die Teilprivatisierung und Schwächung der gesetzlichen Rente durch die neoliberalen Koalitionen seit Anfang der Jahrtausendwende gerissen hat.

SCHNELL, Christian (2017): Komplexe Altersvorsorge.
Allianz: Der Versicherer hat die Ansprüche einer Vertreterin falsch berechnet. Ein Präzedenzfall für alle ist unwahrscheinlich,
in:
Handelsblatt v. 14.08.

Christian SCHNELL positioniert sich gegen die SZ, in der Uwe RITZER den Fall von Falschberechnungen vor drei Tagen als allgemeines Problem darstellte. Dagegen stellt sich SCHNELL auf die Seite des Lebensversicherers, der von einem Einzelfall spricht. Zudem wird ein Fachanwalt zitiert, der keine Gefahr für die Allianz sieht, weil nur ein Urteil des Bundesgerichtshofs einen Präzedenzfall schaffen könnte, das aber würde Jahre dauern. Dies passt zum Bild der Lebensversicherungsbranche in Deutschland, in der Kunden nur selten Ansprüche gegen die Versicherer durchsetzen können. Insbesondere bei der Altersvorsorge sind die Belange der Versicherer gut geschützt. 

REZMER, Anke (2017): Gefragte Policen.
Bei fondsgebundenen Rentenversicherungen bilden die Fonds den Kern des Vertrags. Die Versicherungs-Ratingagentur Assekurata stellt in einer Auswertung für das Handelsblatt deutliche Unterschiede fest,
in:
Handelsblatt v. 17.08.

SCHNELL, Christian (2017): "Nicht mehr erste Wahl".
Der Vorstand der Allianz Leben über sinkendes Interesse an klassischen Lebensversicherungen, Vorteile der Riester-Rente und alternative Anlagen,
in:
Handelsblatt v. 22.08.

Christian SCHNELL hofiert einen Allianz-Vorstand, dem er brav die Stichworte für seine PR liefert.

GENTRUP, Anna (2017): Knapp bei Kasse.
Können Versicherte ihre Beiträge nicht bezahlen, sollten sie nicht überstürzt handeln,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 24.08.

Was passiert, wenn jemand sich eine private Altersvorsorge nicht mehr leisten kann, weil ein finanzieller Engpass besteht? Die neoliberale Strategie ist klar: Zuerst alle anderen Optionen ausschöpfen, bevor auf die Altersvorsorge zugegriffen werden soll. Die Lebensversicherer seien kulant und helfen aus der Patsche verspricht Anna GENTRUP. Die Hilfe ist jedoch teuer, denn Lebensversicherer sind keine Samariter, sondern ziehen auch aus den Notlagen ihre Profite.

Wer kündigt steht im deutschen Recht auf verlorenen Posten, denn das schützt nicht die Verbraucher, sondern die Lebensversicherer. Die Alternative sind Zweitverwerter, die Policen zurückkaufen. Diese kalkulieren so, dass minimale Anreize gegenüber der Kündigung bestehen, sie dennoch noch gute Profite machen.

Fazit: Wer sich die private Altersvorsorge wegen finanzieller Probleme nicht leisten kann, wird doppelt abgezockt. Die Finanzdienstleister stehen immer auf der Gewinnerseite!

FROMME, Herbert (2017): Generali? Aachen Münchener? Oder beides?.
Der italienische Versicherer Generali ringt um seinen künftigen Auftritt im wichtigen deutschen Markt. Die Marke Aachen Münchener steht auf dem Prüfstand. Der verschachtelte Konzern will seine Struktur bereinigen. Offen ist, unter welcher Flagge er dann segeln wird,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 24.08.

LANGENBERG, Britta (2017): Innere Werte.
Die Lebensversicherer müssen neuerdings ihre Krisenfestigkeit beweisen - und detailliert Zahlen offenlegen. Eine Studie benennt solvente Anbieter und solche, die nachsitzen müssen,
in: Capital,
September

HERZ, Carsten (2017): Die neue Unübersichtlichkeit.
Versicherer: Die klassische Lebensversicherung läuft aus. Neue, variable Produkte sollen sie beerben. Nicht jeder Kunde behält dabei den Überblick,
in:
Handelsblatt v. 01.09.

Die klassischen Lebensversicherungen bescheren den Versicherern zu wenig Profit, weswegen viele nur noch teuere Produkte ohne Garantiezins anbieten. Dem Kunden soll die für die Lebensversicherungswirtschaft lukrativeren Produkte als "renditeträchtiger" vermittelt werden. Verbraucherschützer raten dagegen gleich zu günstigeren Indexfonds. 

ENZ, Werner (2017): Entlastung und neue Schikanen.
Was die Rentenreform 2020 den Lebensversicherern und ihren Kunden bringt,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 04.09.

HERZ, Carsten (2017): Verraten und verkauft?
Immer mehr Lebensversicherer haben es auf ein ganz spezielles Geschäftsfeld abgesehen - die Abwicklung von Altbeständen an Versicherungspolicen. Viele Kunden sind beunruhigt,
in:
Handelsblatt v. 06.09.

Carsten HERZ betätigt sich als Imageaufpolierer für Run-off-Plattformen. Das Prinzip dieser Imagekampagnen ist simpel: Ständig die gleichen Argumente in immer wieder ähnlichen Berichten wiederholen. Damit wird aus dem Außergewöhnlichen mit der Zeit eine Selbstverständlichkeit! 

ENZ, Werner (2017): Umverteilungen im BVG-System.
Die schwierigen Anlage- und Rahmenbedingungen setzen den Lebensversicherern zu,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 11.09.

ENZ, Werner (2017): Mehr riskieren und weniger verdienen.
Kommentar: BVG-Bilanz der Lebensversicherer,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 11.09.

FROMME, Herbert (2017): Die Lebensverunsicherer.
Die Munich Re will ihre stillgelegten Lebensversicherer verkaufen. Der einstige Liebling wird immer mehr zur Belastung,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 27.09.

Herbert FROMME berichtet über den geplanten Verkauf von rund 6 Millionen Lebensversicherungsverträgen der Ergo Leben an eine Abwicklungsgesellschaft. Dass deren mieser Ruf in Deutschland nicht zum Problem wird, dafür soll die Bafin sorgen:

"Britische Zeitungen nennen stillgelegte Gesellschaften gerne »Zombie Insurers«, die untoten Versicherer. Diese wandelnden Leichen in Großbritannien haben dem Run-off weltweit einen schlechten Ruf eingebracht: Die Kunden wurden schäbig behandelt, sie wurden gedrängt, ihre Verträge zu miesen Konditionen aufzulösen, und sie mussten teuer für Fehler bezahlen.
In Deutschland soll das ganz anders laufen, sagt jedenfalls die Finanzaufsicht Bafin."

KROHN, Philipp (2017): Versicherer streiten sich mit Vermittlern.
Bald wird der Gesetzgeber das Gesetz zur Reform der Lebensversicherung überprüfen. In der Branche wächst die Nervosität,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 28.09.

SIEVERS, Markus (2017): Schlag für die Altersvorsorge.
Verbraucherschützer warnen: Die Flucht der Unternehmen aus der Lebensversicherung gefährdet die Ansprüche der Sparer,
in:
Frankfurter Rundschau v. 04.10.

Markus SIEVERS berichtet über die Kritik von Axel KLEINLEIN vom Bund der Versicherten, der Einbußen der Versicherten bei der Übertragung von Versicherungsbeständen an so genannte Abwicklungsgesellschaften sieht. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen, der vom Staat gesponsert wird und deshalb nicht unbedingt Verbraucherinteressen vertritt, wiegelt dagegen ab - genauso wie SIEVERS im Kommentar.

SIEVERS, Markus (2017): Kein Grund zur Panik.
Kommentar,
in:
Frankfurter Rundschau v. 04.10.

HERZ, Carsten & Peter KÖHLER (2017): Die Versicherer verlässt der Mut.
Anlagen: In den vergangenen Jahren gingen die Anbieter mehr Risiken ein, um überhaupt noch Renditen zu erzielen. Jetzt steht die nächste Trendwende bevor,
in:
Handelsblatt v. 04.10.

FROMME, Herbert (2017): Versichert und verkauft.
Altersvorsorge: Die Konzerne haben ihren Kunden die Treue versprochen, nun drücken sie sich,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 09.10.

"Durch die Ankündigung, große Tochtergesellschaften mit zehn Millionen Verträgen an Finanzinvestoren verkaufen zu wollen, haben Ergo und Generali der Branche in Deutschland ein Desaster ungeahnten Ausmaßes beschert",

erklärt uns Herbert FROMME. Bereits gestern trötete die Welt am Sonntag lautstark Die Altersversorgung von Millionen ist in Gefahr und versprach bereits auf dem Titel. Nur mal kurz Ihr Geld retten.

FROMME hat jedoch nichtsdestotrotz nur ein neues warmes Plätzchen für die Lebensversicherer auf dem deutschen Altersvorsorgemarkt im Sinn:

"Für die private Altersvorsorge der Zukunft müssen Regierung und Versicherer ernstzunehmende Alternativen prüfen. Dazu gehört der weitere Ausbau der betrieblichen Altersversorgung. Außerdem wird die Deutschlandrente eine Rolle spielen (...). Schließlich wurde sie von drei Ministern in der hessischen schwarz-grünen Koalition entwickelt."

Wer wie FROMME für den weiteren Ausbau der betrieblichen Altersversorgung plädiert, der hat nicht die Interessen der Rentner, sondern die Interessen der Lebensversicherer im Sinn, die im Bunde mit Arbeitgeberlobbyisten und Gewerkschaften ihre Profite auf einem anderen Markt finden sollen. Dort können sie ihre "Verträge auf Fondsbasis oder ohne Garantien" kostengünstig an den Mann bringen.

Fazit: Es ist eine grandiose Heuchelei, wenn FROMME nun das Gebaren, Altverträge an Abwicklungsgesellschaften zu verkaufen, kritisiert, was er ja bislang keineswegs als großes Problem ansah, weil die Finanzaufsicht Bafin hohe Hürden für den Verkauf anlegt. Die jetzige Entwicklung beschrieb FROMME bereits im Januar.

Es ist eher so, dass angesichts der anstehenden Koalitionsverhandlungen die geräuschlose Praktik der Lebensversicherer instrumentalisiert wird, um die gesetzliche Rente weiter schwächen zu können, indem ganz auf den Ausbau der kapitalgedeckten Altersvorsorge umgesteuert wird.

SCHNELL, Christian (2017): Aufruhr bei den Versicherten.
Auf die Ankündigung großer Unternehmen wie Ergo, Axa oder Generali, ihre alten Lebensversicherungen verkaufen zu wollen, reagieren Kunden besorgt. Grund zur Panik gibt es aber nicht,
in:
Handelsblatt v. 11.10.

Christian SCHNELL folgt dem Tenor der Verbraucherzentrale, die angesichts des Abstoßens von unlukrativen Altbeständen großer Lebensversicherer, abwiegelt (siehe auch FR vom 04.10.).

"Wer mit der Entwicklung seiner Lebensversicherung (...) unzufrieden ist, könne überlegen, ob er fortfährt wie bisher. Oder ob er seinen Vertrag stilllegt, kündigt oder verkauft. Diese Varianten stehen dem Kunden offen",

lautet das Motto bei der Verbraucherzentrale. Für SCHNELL steht die Debatte erst am Anfang.

SCHNELL, Christian (2017): "Auf Punkt und Komma".
Heinz-Peter Roß: Der Chef der Viridium-Gruppe verspricht Vertragstreue bis zum Ende der Laufzeit,
in:
Handelsblatt v. 11.10.

Christian SCHNELL lässt noch einen Manager der Abwicklungsplattform Viridium zu Wort kommen, der nichts anderes macht als die Unternehmensinteressen zu vertreten. Das müsste eigentlich als Werbung deklariert werden, aber nicht als Aufklärung!

SCHNELL, Christian (2017): Branche am Wendepunkt.
Kommentar: Der Verkauf von Lebensversicherungen muss so sorgsam erfolgen wie bisher,
in:
Handelsblatt v. 11.10.

"Die Branche steht (...) an einem ganz entscheidenden Punkt. Ab sofort blicken Politik, Verbraucherverbände und letztlich die breite Öffentlichkeit ganz genau hin. Läuft eine Übernahme schief, (...) dann ist das Geschäftsmodell Run-off ganz schnell eine Gefahr für das Massenprodukt Lebensversicherung", meint Christian SCHNELL.

SCHNELL, Christian (2017): Was tun mit der Police?
Kündigen, stillegen, verkaufen oder beleihen? Wer mit seiner Lebensversicherung nicht mehr zufrieden ist, hat unterschiedliche Möglichkeiten,
in:
Handelsblatt v. 13.10.

Christian SCHNELL knüpft an seinen Artikel von vorgestern an, in dem er die Verbraucherzentrale angesichts des drohenden Verkaufs von Altbeständen an Abwicklungsplattformen, folgendermaßen zitierte:

"Wer mit der Entwicklung seiner Lebensversicherung (...) unzufrieden ist, könne überlegen, ob er fortfährt wie bisher. Oder ob er seinen Vertrag stilllegt, kündigt oder verkauft. Diese Varianten stehen dem Kunden offen".

SCHNELL fügt dem nur eine weitere Variante hinzu: Die Beleihung, was zu dem Thema nicht unbedingt passend ist.

KROHN, Philipp (2017): Die neue Lebensversicherungswelt ist intransparent.
Mit neuen Garantiekonzepten fordert die Branche Kunden heraus. Oft wird aber weiterhin im Kollektiv gespart,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 14.10.

"Doch bei allen schönen Namen und neuen Konzepte bleiben alle Produkte, die eine Garantie beinhalten - also zum Beispiel einen Bruttobeitragserhalt oder eine Auszahlung von 80 Prozent aller Beiträge - , zum Teil Lebensversicherungen mit einem traditionellen Deckungsstock. Das bedeutet, dass Geld der Versicherten in einem Topf angelegt wird, der dem Kollektiv gehört und in dem Kapitalmarktschwankungen über die Zeit ausgeglichen werden können",

erzählt uns Philipp KROHN. Aus diesem Grund seien die jährlichen Informationsblätter der Versicherer wichtig. Der aktuelle Vorsorgeatlas 2017 zeigt jedoch: Die private Altersvorsorge der Schicht 2, zu denen diese Produkte gehören, ist in der Krise. Da hilft keine Schönfärberei wie sie KROHN versucht!

HOCK, Martin (2017): Preisbrecher bei Rentenversicherung mit Fonds.
Fondsgebundene Rentenversicherungen gelten als zu teuer für die Altersvorsorge. Doch mittlerweile gibt es konkurrenzfähige Angebote,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 14.10.

FROMME, Herbert (2017): Jetzt kommt die superflexible Lebensversicherung.
Die Berliner Ideal will den Vorsorgeklassiker neu erfinden: Kunden können Geld entnehmen, Zusatzverträge draufsatteln und ständig ins Konto sehen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 23.10.

Die private Altersvorsorge hält nicht, was sie versprochen hat. Ein Vergleich des Vorsorgeatlas 2013 mit 2017 zeigt, dass die gesetzliche Rentenversicherung der privaten Altersvorsorge deutlich überlegen ist. In nur 4 Jahren hat sich die Bruttorenditenentwicklung deutlich verschlechtert, während die gesetzliche Rentenversicherung deutlich zugelegt hat. Vor diesem Hintergrund ist die "superflexible Lebensversicherung" nur der Versuch von der Misere der privaten Altersvorsorge abzulenken.

Transparenz soll das Hauptproblem sein. Stattdessen ist Intransparenz eine logische Strategie von kapitalistischen Unternehmen, die besonders gut bei Produkten funktioniert, die eine Lebensentscheidung darstellen, also langlebige Produkte sind. Bei solchen Produkten ist der Kunde erst am Ende wirklich schlauer, also dann, wenn es zu spät ist. Die vielen Beschwerden über Lebensversicherungen, die beim Ombudsmann eingehen, aber nicht zu Konsequenzen führen, sind ein Beleg dafür, dass bei Lebensversicherungen etwas ganz gravierend schief läuft.

Man kann sich die ersten zwei Drittel des Artikels sparen, denn das ist in erster Linie Marketing des Unternehmens. Erst im letzten Drittel kommt FROMME zu den Problemen des Geschäftsmodells des super flexiblen Lebensversicherers: die mangelnde Rendite und das hohe Risiko.

HERZ, Carsten (2017): Geld oder Liebe.
Versicherer: Ergo will noch im November erste Offerten für ihre Tochterfirmen Victoria und Ergo Leben prüfen,
in:
Handelsblatt v. 30.10.

LANGENBERG, Britta (2017): Das Leben ist eine Baustelle.
Mit 70 Millionen Verträgen ist die Lebensversicherung immer noch die wichtigste Säule der privaten Altersvorsorge. Doch immer mehr Anbieter wollen ihr Geschäft loswerden. Die Kunden sind beunruhigt - Capital erklärt, was sie tun können,
in:
Capital, November

KROHN, Philipp (2017): Versagen in der Altersvorsorge.
Das Vorgehen der großen Lebensversicherer, ihre Portfolios zu veräußern, ist äußerst fragwürdig,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 02.11.

"Doch bei allen schönen Namen und neuen Konzepte bleiben alle Produkte, die eine Garantie beinhalten - also zum Beispiel einen Bruttobeitragserhalt oder eine Auszahlung von 80 Prozent aller Beiträge - , zum Teil Lebensversicherungen mit einem traditionellen Deckungsstock. Das bedeutet, dass Geld der Versicherten in einem Topf angelegt wird, der dem Kollektiv gehört und in dem Kapitalmarktschwankungen über die Zeit ausgeglichen werden können",

erzählt uns Philipp KROHN. Aus diesem Grund seien die jährlichen Informationsblätter der Versicherer wichtig. Der aktuelle Vorsorgeatlas 2017 zeigt jedoch: Die private Altersvorsorge der Schicht 2, zu denen diese Produkte gehören, ist in der Krise. Da hilft keine Schönfärberei wie sie KROHN versucht!

PFEIFFER, Hermannus (2017): Policen vor dem Ausverkauf.
Versicherer wollen 20 Millionen Lebensversicherungen entsorgen,
in:
Neues Deutschland v. 02.11.

HOYER, Niklas (2017): Halbe-halbe mit der Heuschrecke.
Lebensversicherung: Ergo und Generali wollen zehn Millionen Verträge verkaufen. Investoren werden prächtig verdienen - und die Kunden trotzdem nicht leiden,
in:
Wirtschaftswoche Nr.46 v. 03.11.

Niklas HOYER bügelt die Bedenken der Verbraucherschützer gegenüber Abwickler mithilfe des Unternehmensberaters und Versicherungsmathematikers Bernd HEISTERMANN ab. Da dieser für Lebensversicherer tätig ist, vertritt er deren Interessen, schließlich will er auch in Zukunft für sie tätig sein. Eine Abhandlung von HEISTERMANN zu Abwicklungsplattformen findet sich hier.

HAERDER, Max (2017): Operation Giraffe.
Harald Christ: Der Topmanager verlässt seinen Konzernposten, um sich der Politik und seiner SPD zu widmen. Er müsste das nicht. Was treibt ihn an?
in:
Wirtschaftswoche Nr.46 v. 03.11.

Max HAERDER zeichnet ein wohlwollendes Porträt des rechten SPDlers Harald CHRIST. Sein Abgang soll nicht wie ein Abstieg aussehen. Doch sieht es ganz so aus, dass CHRIST das sinkende Schiff verlässt, und die SPD als Auffangbecken sieht. CHRIST ist bei der Ergo für den Vertrieb zuständig, dessen Zukunft mehr als ungewiss ist, da Ergo seine Lebensversicherungsaltbestände an eine Abwicklungsgesellschaft verkaufen will. Schon seit Wochen ist das ein Dauerthema.

Der 1972 geborene Multimillionär CHRIST, also Angehöriger der angeblich verlorenen Generation Golf, der sich erfolgreich in der Finanzwirtschaft durchsetzte, kommt gemäß HAERDER aus

"bescheidenen Verhältnissen. Die Mutter Hausfrau, sein Vater bei Opel im Presswerk in Rüsselsheim. Kein Abitur, kein Studium, dafür Ehrgeiz."

Dass der SPDler CHRIST 1999 - 2002 Leiter des Geschäftsbereichs Versichern und Vorsorgen bei der Deutschen Bank war - also genau in dem Zeitraum, in den die Teilprivatisierung der Alterssicherung und die Durchsetzung der Riester-Rente fällt, bleibt bei HAERDER unerwähnt.

HERZ, Carsten (2017): Mangelnde Transparenz.
Jedes Jahr erhalten Millionen von Deutschen eine Mitteilung über den Stand ihrer Lebensversicherung. Eine neue Analyse belegt, dass es mit der Übersichtlichkeit immer noch nicht weit her ist - doch 2018 wird sich dies ändern müssen,
in:
Handelsblatt v. 08.11.

Carsten HERZ berichtet über eine Transparenz-Analyse von 64 deutschen Lebensversicherern eines Zweitverwerters von Lebensversicherungen. Dessen Interessen an Standmitteilungen sind nicht unbedingt deckungsgleich mit denen der Kunden. Während es Versicherten vor allem auf Gewissheit in Bezug auf die Auszahlungshöhe am Ende und hohe Flexibilität angesichts unsicherer Lebenssituationen ankommt, geht es den Zweitverwertern um den genauen Mindestwert einer Versicherung zum aktuellen Zeitpunkt. Transparenz kann Ungewissheit nicht schmälern, sondern hilft vor allem Finanzdienstleistern zu Kalkulationszwecken.

Wie unwichtig den Anbietern die Versicherten sind, das lässt sich bereits daran ablesen, dass sie mit ihren jährlichen Standmitteilungen nicht einmal die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen. Vor allem der Marktführer Allianz macht sich keine Sorgen um sein Renommee. Schiere Größe ersetzt für ihn Kundenfreundlichkeit. Selbst der "transparenteste Versicherer" erfüllt noch nicht einmal 75 % der erforderlichen Angaben, wobei HERZ nicht darüber informiert, nach welchen Kriterien der Zweitverwerter die Angaben beurteilt.

"Vor allem die bereits garantierte Ablaufleistung werde verschwiegen und stattdessen die Versicherungssumme genannt",

zitiert HERZ die Kritik des Zweitverwerters und zeigt damit sogleich auf, wo das Eigeninteresse des Zweitverwerters liegt.

Im Februar 2018 soll mit der in Kraft tretenden Vermittlerrichtlinie IDD die Transparenz steigen:

"Das neue Gesetz (...) verlangt auch Informationen zu eingezahlten Beiträgen, Rückkaufwerten und Ablaufleistungen bei Beitragsfreistellung zuzüglich Überschussbeteiligung auszuweisen, die bisher nicht genannt werden müssen".

Dem Branchenverband geht es um möglichst wenige Informationen, die angeblich mehr Klarheit schaffen sollen.

Den Versicherten wäre mehr damit gedient, wenn die Versicherer den Unsicherheitsgrad ihrer Berechnungen mitteilen müssten, denn dann wäre offensichtlich, dass Transparenz kaum mehr Klarheit über den Stand der privaten Altersvorsorge bringt, weil sie von den Entwicklungen auf dem Kapitalmarkt abhängt. Diese Entwicklungen könnten schmerzhafter sein als bei der gesetzlichen Rentenversicherung.

HERZ, Carsten (2017): Bitte mehr Licht.
Kommentar: Versicherer sollten aus Eigeninteresse transparenter in der Information werden,
in:
Handelsblatt v. 08.11.

HERZ, Carsten (2017): Viele Angebote für Ergo-Policen.
Der geplante Verkauf von rund sechs Millionen Lebensversicherungs-Policen des Versicherers wird konkreter. Mehrere Interessenten haben unverbindliche Angebote abgegeben,
in:
Handelsblatt v. 09.11.

"Laut Insidern haben sowohl die Swiss Re als auch die Resolution Group, die in Großbritannien seit 15 Jahren Lebensversicherungen ohne Neugeschäft abwickelt, vorgefühlt",

berichtet Carsten HERZ. Wichtig sind dem Lebensversicherer einzig die möglichen Einwände der "Stakeholder" (wobei man sicherlich von einer engen Bedeutungsverwendung dieses vagen Begriffs ausgehen darf).

BAG/DRI/SIG/SOM/FSP (2017): Weitsicht statt Kurspflege.
Politiker, Gewerkschafter und Ökonomen kritisieren Aktienrückkäufe, wie sie etwa die Allianz finanziert,
in:
Handelsblatt v. 13.11.

HERZ, Carsten (2017): "Eine herausfordernde Zeit".
Achim Kassow: Der Vorstandschef der Ergo-Deutschland spricht über einen möglichen Verkauf von Ergo Leben und Victoria, die Sorgen der Kunden und wie viele Lebensversicherungs-Policen er selbst besitzt,
in:
Handelsblatt v. 17.11.

"Natürlich werden wir den Interessen von Kunden, Eigentümern, Mitarbeitern und Vertriebspartnern bestmögliche bei unserer Entscheidung Rechnung tragen",

verspricht der Ergo-Manager. Nicht jedes Interesse der Betroffenen steht jedoch auf der Prioritätenliste ganz oben. Ganz oben steht das Renditeinteresse. Das Kapital der Lebensversicherer könnte rentabler eingesetzt werden, d.h. die früheren Versprechungen an die Kunden sind eine Last geworden. Der Kunde steht bei den Überlegungen des Konzerns am Ende. Bei ihm geht es lediglich um zweierlei: erstens ist er ein Störfaktor, denn ihm muss die Entscheidung plausibel vermittelt werden. Für KASSOW ist das lediglich ein Kommunikationsproblem. Zum zweiten darf die Reputation nicht leiden. Auch das ist lediglich ein Imageproblem. Das Interview dient letztlich dazu, das Image von Run-off-Plattformen in Deutschland zu verbessern. Die Mitarbeiter sind das übliche Problem, mit dem es Manager zu tun haben, wenn Jobabbau droht. Wichtig ist hier nur, die Arbeitnehmervertreter auf die eigene Seite zu bringen.

Der Vorteil von Run-off-Plattformen wird wie üblich in der Größe und damit verbundenen Synergieeffekten gesehen. Dieses Argument soll beruhigen, denn es handelt sich um eingeführte Argumentationsmuster, die durch ständige Wiederholung zur Selbstverständlichkeit werden. Ob die Argumentation stichhaltig ist, ist dann nur sekundär.   

KROHN, Philipp  (2017): Ertragspuffer der Lebensversicherer werden dünner.
Anbieter sind zunehmend auf andere Gewinnquellen als die Kapitalerträge angewiesen,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 21.11.

GRÖGER, Anne-Christin (2017): Ruhe bewahren.
SZ-Wirtschaftsthema Altersvorsorge: Zwei große Lebensversicherer wollen sich von ihren Altverträgen trennen. Das sorgt für Unsicherheit bei vielen Verbrauchern: Kündigen oder behalten? Experten raten zur Besonnenheit,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 23.11.

Das Geschäft mit der Unsicherheit in Sachen Altersvorsorge ist äußerst lukrativ. So verweist z.B. die vom Staat gesponserte Verbraucherzentrale darauf, dass zur Entscheidung darüber, welche Option die Beste sei, unabhängige Versicherungsmakler oder -berater konsultiert werden sollen. Aber wie unabhängig können diese sein, vor dem Hintergrund, dass das Gesetz von den Lobbyisten auf den letzten Metern noch aufgeweicht wurde? Die Kosten für die Beratung trägt auf alle Fälle der Kunde. Die Finanzdienstleisterbranche gewinnt immer. Die Dummen sind die Geringverdiener, denn Beratung - ob sinnvoll oder nicht - kostet und schmälert dadurch auf alle Fälle die Altersvorsorgerendite.

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG-Wirtschaftsthema: Altersvorsorge

FROMME, Herbert (2017): Kampf an vielen Fronten.
Für die Lebensversicherer sind die goldenen Zeiten vorbei,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 23.11.

Ob die goldenen Zeiten für Lebensversicherer vorbei sind, das wird die Zukunft zeigen. Bislang haben die Lebensversicherer noch jedes Problem durch Lobbyismus zu ihren Gunsten gelöst. Einerseits werden sie ihre unlukrativ gewordenen Altbestände an Run-Off-Gesellschaften abschieben und anderseits sind sie dabei die Lasten der Zinszusatzreserve abzuwerfen:

"Die Versicherer haben den Bundestag um Entschärfung gebeten. Wegen der Verzögerungen bei der Regierungsbildung wird das dauern",

meint Herbert FROMME. Eine goldene Nase versprechen sich die Lebensversicherer von der betrieblichen Altersvorsorge.

KROHN, Philipp (2017): Alte Leipziger beichtet als erster.
Lebensversicherte erhalten sinkende Überschussbeteiligung,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 28.11.

Die Umverteilung der Risiken von den Lebensversicherern auf die Versicherten ist im vollen Gange. Kunden werden durch virtuelle Renditemöglichkeiten geködert, um die Altlasten zu verringern, die sich die Lebensversicherer mit großmäuligen Versprechungen Anfang des Jahrtausends aufgebürdet haben und nun nicht mehr bedienen wollen.

Um die klassischen Policen unattraktiver zu machen, gehen Lebensversicherer nun dazu über, die Überschussbeteiligungen für risikoreichere Produkte zu erhöhen. Die Alte Leipziger verkauft klassische Policen nur noch in Form der betrieblichen Altersvorsorge - wohl auch nur, um überhaupt gegenüber anderen Finanzdienstleistern konkurrenzfähig zu sein.

HERZ, Carsten & Christian SCHNELL (2017): Lästige Policen.
Der Verkauf der klassischen Lebensversicherungen der Ergo ist gescheitert. Jetzt muss die Munich-Re-Tochter ihre Bestände selbst verwalten - und dafür einen Technologie-Partner finden,
in:
Handelsblatt v. 30.11.

HERZ & SCHNELL sehen die Verlierer des geplatzten Deals auf beiden Seiten. Die Kluft der jeweiligen Preisvorstellungen sollen die Ursache gewesen sein. Ergo wollte doppelt so viel für seine Altbestände als die Run-off-Betreiber zu bieten hatten. Nun will Ergo die Alt-Bestände in eigener Regie verwalten und selber ins Run-off-Geschäft einsteigen - so jedenfalls die Selbstdarstellung. Dazu muss jedoch die IT-Software erneuert werden - ein Unterfangen das sicherlich nicht einfach werden dürfte. Und am Ende könnte dann eine erneute Kehrtwende stehen, falls der Mutter die Gewinne nicht hoch genug sind. Im Kommentar spricht HERZ von einem Imageschaden. Kunden sind sicherlich gut beraten, wenn sie in Ergo einen unsicheren Kantonisten sehen.

HERZ, Carsten (2017): Zurück auf Anfang.
Kommentar: Mit dem Abbruch der Verkaufssondierung für die Altbestände der Lebensversicherung sorgt Ergo intern für Ruhe. Dennoch werfen Details Fragen auf,
in:
Handelsblatt v. 30.11.

SCHARRENBROCH, Christine & Henning PEITSMEIER (2017): Ergo macht Rückzieher beim Verkauf der Lebensversicherer.
Die Angebote waren zu niedrig, der öffentliche Widerstand zu groß,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 30.11.

SCHARRENBROCH, Christine (2017): Neues Geschäftsmodell.
Kommentar,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 30.11.

Christine SCHARRENBROCH hebt vor allem darauf ab, dass Ergo nun selber Abwicklungsdienste anbieten möchte. Dabei lässt sie mögliche Bedenken außen vor.  Was aber wenn die erhofften Synergieeffekte ausbleiben und andere Lebensversicherer das Ergo-Angebot ignorieren? Und vor allem, was, wenn der Mutterkonzern die Geduld verliert? Axel KLEINLEIN jedenfalls hegt Zweifel, dass Ergo seinen jetzigen Kurs durchhält.

ENZ, Werner (2017): Lebensversicherer erfinden sich neu.
Strategien zum Überleben in einer langen Niedrigzinsphase,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 02.12.

Werner ENZ berichtet über keine einzige neue Strategie der Lebensversicherer, sondern fasst die üblichen Praktiken zusammen. Dazu gehört insbesondere die Umverteilung der Risiken auf die Kunden, die mit Renditeversprechen geködert werden.

HERZ, Carsten & Christian SCHNELL (2017): Eine zweifelhafte alte Liebe.
Besitzer der einst so beliebten Lebensversicherungen müssen sich auch 2018 auf weniger Rendite einstellen. Doch Marktführer Allianz setzt mit stabilen Prognosen seine Rivalen unter Druck,
in:
Handelsblatt v. 05.12.

HERZ & SCHNELL hofieren den Lebensversicherer Allianz, dessen Neugeschäft die Risiken der Altersvorsorge fast vollständig auf die Kunden verlagert hat. Von daher ist die Stabilität bei der laufenden Verzinsung eher Augenwischerei. Denn entscheidend ist nicht die laufende Verzinsung in einem einzigen Jahr, sondern was am Ende der Laufzeit für den Kunden herauskommt.

MAGENHEIM, Thomas (2017): Allianz hält Rendite von Lebenspolicen stabil.
Die Zinsflaute macht den Versicherern zu schaffen. Doch nun setzt der Marktführer ein Zeichen,
in:
Frankfurter Rundschau v. 05.12.

Der Artikel von Thomas MAGENHEIM ist noch weniger informativ als der heutige Handelsblatt-Artikel. Vor allem macht er sich zum Kumpanen der Markteting-Abteilung der Allianz, wenn er schriebt:

"Die Allianz (...) garantiert (...), dass (...) Altverträge nicht an professionelle Abwickler verkauft (werden), wie das Konkurrenten immer häufiger planen.'"

Was eine solche Garantie tatsächlich Wert ist, außer der Tatsache, dass es ein simpler Marketinggag ist, das wir die Zukunft zeigen. Auch die Aussage, dass die Allianz

"bei einem Zinsniveau von dauerhaft null Prozent in der Lage (ist), die Verpflichtungen auch aus Hochzinszeiten sicherzustellen",

ist in erster Linie Marketing. Wer wie die Allianz die Risiken der Altersvorsorge drastisch auf die Kunden umlegt, der hat gut prahlen. Ob der Kunde damit jedoch besser fährt, das ist eine ganz andere Sache.

KROHN, Philipp (2017): Allianz hält die Verzinsung in schwieriger Zeit stabil.
Der Marktführer in der Lebensversicherung will ein Signal an Kunden und Wettbewerber aussenden. Größe kann im Niedrigzinsumfeld ein Vorteil sein,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 05.12.

Philipp KROHN berichtet am ausführlichsten und versucht gleichzeitig die Allianz in ein mildes Licht zu rücken. So ist die Allianz bei den Verpflichtungen durch die Zinszusatzreserve keineswegs Spitzenreiter, sondern belegt lediglich Platz 8. Die Risikoverlagerung auf den Kunden hat indes die Allianz vorangetrieben, die sich über das neue Betriebsrentenstärkungskonzept besonders freuen kann, weil es ihr in die Hände spielt. Im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge ist die Allianz gemäß KROHN noch am ehesten bei den klassischen Policen im Geschäft (ca. 25 Prozent statt ca. 10 Prozent bei der privaten Altersvorsorge)

KROHN sieht in der Bafin einen Helfer der Lebensversicherer, was die Belastungen durch die Zinszusatzreserve betrifft. Die Kunden liegen der Bafin dagegen weniger am Herzen.

KRIEGER, Friederike (2017): Gutschrift bleibt stabil.
Allianz nennt Überschussbeteiligung für Lebensversicherungen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 05.12.

Friederike KRIEGER verschweigt, dass die Allianz die Verzinsung nicht nur letztes Jahr, sondern bereits die letzten drei Jahre gesenkt hat, bevor sie nun die weitere Absenkung gestoppt hat. KRIEGER weist jedoch darauf hin, dass die Allianz mit besseren Konditionen für die risikoreichen Produkte Kunden ködert.

ENZ, Werner (2017): Allianz demonstriert erstaunliche Stärke.
Kommentar: Deutsche Lebensversicherer,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 05.12.

Werner ENZ sieht die Lage der Allianz nicht so rosig wie die deutschen Journalisten und weist auf die Unwägbarkeiten des Kapitalmarktes und der Politik hin.

KROHN, Philipp (2017): Ergo bringt mehr Flexibilität in die Lebensversicherung.
Kunden können über Anlageformen entscheiden. Mit neuen Modellen strebt der Konzern höhere Marktanteile an,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 16.12.

SPIEGEL (2017): Eine Frage des Vertrauens.
Altersvorsorge: Lebensversicherer leiden unter hoch verzinsten Verträgen - und verkaufen sie deshalb an Investoren. Was bedeutet das für die Kunden?
in:
Spiegel Nr.51 v. 16.12.

MÜNCH, Peter (2017): Projekt sorgenfrei.
Steuererleichterungen, Bürokratieabbau, Bekenntnis zu Europa - unter dem Motto "Österreich kann's besser" verspricht Sebastian Kurz dem Land eine "neue Zeit". Gegenüber Flüchtlingen zeigt die ÖVP/FPÖ-Koalition Härte,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 18.12. 

Österreich wird in den nächsten Jahren von einer Mitte-Rechts-Regierung regiert. Finanzminister wird Hartwig LÖGER (ÖVP) war bislang Chef des Versicherungskonzern Uniqa, dessen Anteil am Lebensversicherungsmarkt gemäß Jahresbericht 2016 des österreichischen Verbandes der Versicherungswirtschaft durch Fusion vom Rang 7 (Marktanteil 5,17 %) auf Rang 1 (Marktanteil 18,07 %) im Jahr 2016 aufgestiegen ist. Mit LÖGER sitzt ein Lobbyist ersten Ranges der privaten Altersvorsorge nun an den Schalthebeln der Macht.

Das Regierungsprogramm in Sachen Alterssicherung (S.108-111) ist in erster Linie Schönfärberei. Zwischen den Zeilen ist jedoch zu erkennen, dass in Österreich ein Paradigmenwechsel geplant ist, denn die private bzw. betriebliche Altersvorsorge soll gestärkt werden. Bislang ist in Österreich noch die gesetzliche Rente für die Lebensstandardsicherung zuständig, weshalb Österreich den Gegnern der privaten Altersvorsorge ein Vorbild ist. Dies könnte sich unter der neuen Regierung ändern, bei der nun die Lobbyisten der Finanzdienstleister das Finanzministerium beherrschen. In Deutschland fand der Paradigmenwechsel 2001 statt. Zuvor waren wichtige Lobbyisten der Finanzindustrie in der Politik installiert worden. In dieser Phase befindet sich nun auch Österreich. Man darf also gespannt sein, ob die neue Mitte-Rechts-Regierung ebenfalls erfolgreich das System Richtung Neoliberalismus und Kapitaldeckung verändern kann oder ob sich in Österreich der Widerstand durchsetzen kann.

 
     
 
       
   

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Update: 09. Februar 2019