Kommentierte Bibliografie (2017)
2017
KROHN, Philipp (2017): Niedrigere Verrentung für Allianz- und
Zurich-Kunden.
Der Niedrigzins zwingt Versicherer,
ihren Rentenfaktor zu senken. Das hat keine Folgen für die
Ersparnisse, aber für die monatliche Rente, die sich daraus ergibt,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung
v. 03.01.
Vollmundig erklärte man uns
vor der Teilprivatisierung der gesetzlichen
Rentenversicherung, dass die Altersvorsorge durch das
Kapitaldeckungsverfahren mehr Rendite als das Umlageverfahren
bringe. Wer auf Lebensversicherungen gesetzt hat, der wird
seit Jahren eines Besseren belehrt. In den letzten Jahren
versprachen uns die Medien, dass wer auf risikoreichere
fondsgebundene Policen setze, der ist besser dran als jene,
die mit dem Garantiezins auf Nummer sicher gehen wollen. Nun
wird auch diese Argumentation zur Makulatur:
"Allianz und Zurich haben
für ihre fondsgebundene Lebensversicherungen und weitere
kapitalmarktnahe Produkte einer bestimmten
Vertragsgeneration den Rentenfaktor gesenkt",
erklärt uns Philipp KROHN.
Die Altersvorsorge ist sicher? Das glauben nur Träumer. Sicher
sind nur die Profite der Versicherungswirtschaft! Wer bei
Vertragsabschluss nicht auf das Kleingedruckte geachtet hat,
der könnte nun sein blaues Wunder erleben:
"Mitte Januar sollen
(...) die etwa 700.000 Kunden unterrichtet werden, die
zwischen 2001 und Ende 2011 eine fondsgebundene
Rentenversicherung oder eine Police mit höherem Aktienanteil
nach dem Modell Indexselect abgeschlossen haben. Hier wird
künftig für die Umrechnung von Kapital in eine Monatsrente
nicht mehr der Rechnungszins von 2,75 oder 2,25 Prozent
zugrunde gelegt, sondern nur noch 1,75 Prozent."
Die Versicherer haben sich
eine Hintertür offengelassen und die Finanzaufsicht bzw. deren
beglaubigten Treuhänder als Anwälte der Versicherer, heißt
diese Praxis gut.
Anpassungen des Rentenwerts
sind zulässig, wenn sich die Lebenserwartung MERKLICH erhöhe
(ein sehr dehnbarer Begriff!) oder wenn der "Kapitalmarktzins
dauerhaft falle". Was dauerhaft ist, ist ebenfalls eine
Auslegungssache. Eine Angestellte des Finanzdienstleisters MLP
wird dahingehend zitiert, dass Versicherungen zwei Methoden
verwenden: zum einen einen bestimmten Prozentsatz des
Rentenfaktors und zum anderen den Vorbehalt, der nun als
Einfallstor zur Abwälzung der Risiken auf die Kunden benutzt
wird. Die Lobbyistin des Finanzdienstleisters wiegelt ab,
indem sie die Konsequenzen der Senkung verharmlost, während
der Bund der Versicherten darauf hinweist, dass die Senkung
auch Konsequenzen für die betriebliche Altersvorsorge haben
könnte:
"in der betrieblichen
Altersversorgung könnten Lücken entstehen, die von
Arbeitgebern gestopft werden müssten."
Die
Finanzdienstleisterlobbyistin sieht in der Senkung der
monatlichen Rente dagegen keinen Grund für die
Arbeitgeberhaftung:
"Die Nachschusspflicht
der Arbeitgeber wird auf die Ablaufleistung der Verträge
bezogen. Sie ändert sich aber nicht (...). Es sind also
keine unangenehmen Folgen für die Arbeitgeber zu erwarten."
Oder anders formuliert: Den
Schaden trägt der Arbeitnehmer.
Fazit: Die Risiken der
Altersvorsorge werden von Versicherungswirtschaft und
Arbeitgebern voll auf die Arbeitnehmer abgewälzt. Man darf
sicher sein, dass noch längst nicht alle Möglichkeiten der
Risikoabwälzung ausgeschöpft wurden. Wer immer noch
Lebensversicherungen für eine rentable Altersvorsorge hält,
der ist selber schuld!
FROMME, Herbert (2017): Plötzlich verkauft.
Kunden der Basler Lebensversicherung
landen beim chinesischen Konzern Fosun,
in: Süddeutsche
Zeitung
v. 07.01.
Herbert FROMME berichtet darüber, dass
die Abwicklung von 128.000 Kunden
der Basler Lebensversicherung nach 15 Monaten von der Finanzaufsicht
Bafin genehmigt wurde und nun der Kundenbestand auf die Frankfurter
Leben, eine Tochter des Fosun-Konzerns, übergeht. Während einige
Versicherer wie die Ergo Verträge selber abwickelt, so z.B. die
Hamburg-Mannheimer, wollen andere die Bestände von spezialisierten
Abwicklungsplattformen wie Viridium (früher: Heidelberger Leben),
Athene und MyLife abwickeln lassen. Solche Run-offs etablierten sich
zuerst in Großbritannien und den USA und haben dort ein schlechtes
Image. Pikant an der Sache mit der Basler Lebensversicherung ist, dass
der Bafin-Zuständige Frank GRUND vor seiner neuen Tätigkeit für den
Aufbau des Bestandes bei der Basler Lebensversicherung verantwortlich
war. Welche Folgen solche Run-Offs in Deutschland für die Kunden haben
werden, das wird die Zukunft zeigen. Die Praxis von
Lebensversicherungen zeigt jedenfalls, dass ihnen ihr eigenes Wohl
wichtiger ist als das der Kunden.
FROMME, Herbert (2017): Doppelt abkassiert.
Kunden des notleidenden
Lebensversicherers Prisma Life bezahlten Honorar und zusätzlich
Provisionen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 09.01.
Herbert FROMME berichtet über die
Machenschaften des Liechtensteiner Lebensversicherers Prisma Life,
dessen Kunden fast ausschließlich in Deutschland beheimatet sind.
Eigner des Lebensversicherers ist der Ostdeutsche Sören PATZIG, dem
gleichzeitig die Vertriebsgesellschaft AFA gehört, über den die
Mehrzahl der Policen vertrieben wurden. Warum die Machenschaften erst
jetzt aufgedeckt wurden, verrät uns FROMME jedoch nicht.
KROHN, Philipp (2017): Sichere Altersvorsorge?
Die Riester-Rente war im Prinzip
richtig. Die Beitragsgarantien müssen aber hinterfragt werden,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 10.01.
Philipp KROHN ist ein
Durchlauferhitzer für die Interessen von Arbeitgeber und
Finanzmarktakteure. Als Ziel formuliert KROHN die
"Altersvorsorge
gleichmäßiger auf die drei Säulen gesetzliche Rente,
betriebliche und private Vorsorge zu stellen".
Gleichmäßig würde bedeuten,
den Anteil der gesetzlichen Rente auf ein Drittel zu
reduzieren, während die Kapitaldeckung einen Anteil von zwei
Dritteln für sich beanspruchen könnte. Angeblich sei die
Kapitaldeckung weniger anfällig für "demographische Umbrüche",
was natürlich völliger Unsinn ist, vielmehr führt sie zu einer
dauerhaften Instabilität der Alterssicherung. Versicherte sind
dem Kapitalmarkt ausgeliefert, was nicht einmal der
Marktgläubige KROHN leugnen kann:
"Die deutsche
Versicherungswirtschaft hat die damalige Regierung zu diesen
Schritten ermutigt. Aus heutiger Sicht muss man sagen, dass
sie ihren Mund reichlich voll genommen hat, indem sie
garantierte Zahlungen bis zum Lebensende versprach. Dabei
lässt sich die Entwicklung der Kapitalmärkte noch nicht
einmal über ein Jahrzehnt vorhersagen."
Aus der Sicht der
Marktverherrlicher ist die Politik Schuld an dem Fiasko der
Kapitaldeckung, obgleich die USA zeigt, dass der deregulierte
Markt kein Garant für eine sichere Altersvorsorge ist:
"In den Jahren 2001/2002
und 2008/2009 stürzten die Börsenkurse regelrecht ab. Bilder
von amerikanischen Pensionären, die wieder arbeiten mussten,
verbreiteten sich."
Solche wiederkehrenden
Crashs sind jedoch zu schnell vergessen. Und anderes als die
neoliberale Propaganda, die schon seit den 1990er Jahren
mantraartig wiederholt wird, kennen Jüngere gar nicht mehr.
Ganz dreist wird es, wenn
KROHN uns verschweigt, dass es die Versicherungswirtschaft
selber war, die neue Kapitalregeln forderte, die nun als "hohe
Kapitalaufschläge" gegeißelt werden. Das kann man nur
in der SZ bei Herbert FROMME nachlesen:
"Die Bundesregierung hat
auf Anregung der Versicherer 2011 eine spezielle
Rückstellung eingeführt, mit der die Gesellschaften die
Verpflichtungen aus den hohen Zinsgarantien bedecken müssen.
(...). Fast die gesamte Summe haben die Kunden der
Lebensversicherer mit schlechteren Garantiezinsen
aufgebracht, nur in wenigen Fällen haben die Eigner Geld
eingeschossen."
KROHN lobt nun die
Tatsache, dass die Finanzmarkt- und Arbeitgeberlobby in der
Anhörung zum Betriebsrentenstärkungsgesetz ihre Interessen
erfolgreich durchsetzen konnten: Höhere Fördersätze und die
Enthaftung der Arbeitgeber nennt KROHN explizit.
Seit einiger Zeit mäkeln
nun die Lobbyisten der betriebsinternen Durchführungswege,
dass sie benachteiligt werden:
"Der Verzicht auf
Garantien soll den betriebsnäheren Varianten verwehrt
bleiben",
verkündet uns KROHN deren
Anliegen, wobei er nur die Direktzusage nennt.
Fazit: Obwohl also KROHN
die Abschaffung von Beitragsgarantien fordert, will er für die
betriebsnäheren Varianten die Garantien beibehalten, denn hier
sollen sie als Lockmittel dienen und nicht etwa zum Vorteil
der Arbeitnehmer.
FROMME, Herbert (2017): Verdi plant eigenes Versorgungswerk,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 12.01.
Herbert FROMME berichtet,
dass die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ein Versorgungswerk
nach dem Vorbild der Metallrente plant:
"Vorbild könnte die
Metallrente sein. Die Einrichtung wird seit 2001 von der IG
Metall und dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall betrieben und
verwaltet zurzeit 650 000 Betriebsrentenzusagen. Die
Metallrente arbeitet mit den Versicherern Allianz, Ergo, R+V
und Swisslife zusammen"
KROHN, Philipp (2017): Bundesregierung hört auf Versicherungsmakler.
Befürchtete Schlechterstellung wird
nicht kommen. Branchenvertreter wünschen sich weitere
Nachbesserungen,
in: Frankfurter
Allgemeine
Zeitung
v. 25.01.
"Versicherungsvertriebs-Richtlinie (IDD). (...). Bevor der
Gesetzentwurf aus dem Bundeswirtschaftsministerium ins
Kabinett ging, gab es einen lauten Aufschrei der
Versicherungsmakler und des Bundesverbands der
Sachverständigen für das Versicherungswesen",
behauptet Philipp KROHN.
Der laute Aufschrei bestand zumindest in der
Zeitungsöffentlichkeit aus einem einzigen FAZ-Artikel
von KROHN:
Versicherungsmakler laufen Sturm gegen neue Regeln.
Lobbyarbeit verläuft fast immer völlig geräuschlos. Erst wenn
dies nicht ausreicht, dringt etwas in die Öffentlichkeit Und
dabei geht es immer um die Abwehr von Maßnahmen, die die
Profite der Branche schmälern könnten, während die Interessen
der Verbraucher unberücksichtigt bleiben.
"Mit dem
Provisionsabgabeverbot, der Zulässigkeit von Provisionen und
der eingeschränkten Transparenz in der Offenlegung ihrer
Bezahlung habe der Verband schon viel erreicht",
zitiert KROHN die Erfolge
der Versicherungsmakler, die von dem Verband Deutscher
Versicherungsmakler (VDVM) und dem Bundesverband der Deutschen
Versicherungskaufleute (BVK) durchgesetzt wurden. Zuletzt wird
uns dargelegt, dass die beiden Verbände durchaus
unterschiedliche Interessen haben: Dabei geht es um die
Einschränkung von Wettbewerb, von der die Kunden profitieren
könnten.
Der Artikel von KROHN
erscheint
genau eine Woche, nachdem der
korrigierte Gesetzesentwurf vom Bundeskabinett beschlossen
wurde. Den ursprünglichen Referentenentwurf vom 21. November
2016 hat das Bundeswirtschaftsministerium inzwischen aus dem
Netz genommen. Die
Einwände des Bundes der Versicherten zum Gesetzesentwurf
waren dagegen keiner Zeitung überhaupt eine Erwähnung wert.
PFEIFFER, Hermannus (2017): Versicherer rechnen sich den Tod schön.
In den Sterbetafeln gehen die
Unternehmen von längerer Lebenserwartung aus- und lassen sich dies
bezahlen,
in:
Neues Deutschland
v. 25.01.
Hermannus PFEIFFER berichtet im Vorfeld einer Pressekonferenz des
Lobbyverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) über die
Problematik der Restlaufzeit von Verträgen, die bei
Rentenversicherungen eine zentrale Rolle spielen. Je nach
Sterbetafeln von Lebensversicherungen berechnen die Unternehmen
unterschiedliche Sicherheitsmargen. Versicherte werden zwar am
Risikoüberschuss der Versicherer beteiligt, dennoch geht das gemäß
Verbraucherschützer zu Lasten der Kunden.
"Der Unterschied der
Lebenserwartung zwischen der bei einer realistischen Tafel und
einer besonders extremen Ausprägung kann (...) durchaus 15 Jahre
betragen. Die angenommen Verrentungsdauer erhöht sich dadurch um
etwa 50 %. Je nachdem welche Tafel angesetzt wird, ergibt sich
dann eine deutlich geringere Rente",
(Ausschussdrucksache
18[11]903 vom 20.01.2016, S.18)
heißt es dazu in einer
Stellungnahme des Bundes der Versicherten in einer Anhörung zur
Alterssicherung am Montag.
FROMME, Herbert (2017): Im Klub der Großen.
Die Bank Intesa und die Allianz
haben offenbar Interesse am Versicherer Generali,
in: Süddeutsche
Zeitung
v. 25.01.
PILLER, Tobias (2017): Generali versucht Befreiungsschlag.
Der Versicherer kauft Aktien von
Intesa Sanpaolo und will so seine Übernahme durch die Bank verhindern,
in: Frankfurter
Allgemeine
Zeitung
v. 25.01.
SCHNELL, C. & R. KRIEGER (2017): Unerwünschte Avance.
Die italienische Großbank Intesa
Sanpaolo würde gerne den größten Versicherer des Landes Generali
kaufen. Wettbewerber wie Allianz oder Axa halten sich zurück. Zu groß
ist die Gefahr, in ein innenpolitisches Ränkespiel zu geraten,
in: Handelsblatt
v. 26.01.
KRIEGER, Regina (2017): Italienische Verhältnisse.
Finanzbranche in der Krise,
in: Handelsblatt
v. 26.01.
KRIEGER, Friederike & Patrick HAGEN
(2017): "Wir haben keine Ideen, aber Größe".
Axa-Chef Thomas Buberl möchte
lieber mit Start-ups kooperieren, anstatt große Übernahmen zu stemmen.
So kann der Versicherer von der Kreativität der jungen Gründer
profitieren. Interesse an der Generali hat er nicht,
in: Süddeutsche
Zeitung
v. 26.01.
KROHN, Philipp (2017): Baustellen in allen Versicherungssparten.
Die Geschäftszahlen der Branche
stagnieren. Noch ist nicht ausgemacht, dass sie den digitalen Wandel
und den Niedrigzins gut bewältigt,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung
v. 27.01.
Die GDV präsentiert uns folgende
Entwicklung der Verträge bei den Lebensversicherern:
Tabelle:
Entwicklung der
Verträge in der Lebensversicherungssparte
2014-2016 |
Jahr |
Anzahl
der Lebensversicherungsverträge inklusive Pensionskassen
und Pensionsfonds (in Millionen) |
Insgesamt |
Betriebliche
Altersvorsorge |
Private
Altersvorsorge |
2014 |
92,4 |
15,0 |
77,4 |
2015 |
91,0
(- 1,4) |
15,3
(+ 0,3) |
75,7
(- 1,7) |
2016 |
89,4
(- 1,6) |
15,5
(+ 0,2) |
73,9
(- 1,8) |
|
Quelle: gdv.de,
Entwicklung der Geschäftszahlen Tabelle Deutsche
Versicherungs-
wirtschaft (Stand: 27.01.2017); Eigene Darstellung und
Berechnungen |
Betrachtet man die Entwicklung
der Verträge in der Lebensversicherungssparte, dann sieht die Lage
ganz anders aus als jene Schönfärberei, die uns Philipp KROHN aus
Lobbyistensicht mitteilt.
KUNZ, Anne
(2017): Die Leiden der Assekuranz.
Lebensversicherungen verkaufen sich
nicht. Branche setzt auf Policen ohne Zinsgarantie,
in:
Welt
v. 27.01.
Anne KUNZ vermittelt uns
ebenfalls die Sicht des GDV zur Lage der Branche. Im Gegensatz zu
KROHN bringt sie auch die Kundenperspektive mit ein:
"Fast die Hälfte der Neukunden
unterzeichnet im vergangenen Jahr Verträge mit agbespeckten
Garantien oder fondsgebundenen Produkten - nach 37 Prozent im
Vorjahr. »Die Kunden sind in der Niedrigzinsphase offenbar bereit,
etwas mehr Risiko für ihre Altersvorsorge einzugehen«, deutet
Allianz-Leben-Chef Markus Faulhaber diese Entwicklung. Eine andere
Interpretation ist hingegen, dass die Kunden kaum eine andere Wahl
haben. Schließlich wollen die großen Anbieter so wenige klassische
Policen wie möglich verkaufen. Für die Verbraucher könnte das
tückisch sein, schließlich sinkt die Planbarkeit ihrer
Altersvorsorge und auch der Grundcharakter der Lebensversicherung
(...) nähert sich immer mehr klassischen Bankprodukten an."
KUNZ hebt auf den Garantiezins
als Alleinstellungsmerkmal von Lebensversicherungen ab. Dabei muss
jedoch unterschieden werden, ob es sich dabei lediglich um ein
Marketinginstrument der Versicherung handelt oder ob Kunden dadurch
tatsächlich einen Vorteil haben.
LANDGRAF/SCHNELL/HERZ
(2017): Eine Nummer größer.
Bisher kümmerte sich der
Allianz-Chef vornehmlich um den internen Umbau des Konzerns. Dabei
soll es nicht bleiben: Oliver Bäte prüft intensiv den Kauf des größten
australischen Versicherers QBE,
in: Handelsblatt
v. 30.01.
LANDGRAF/SCHNELL/HERZ/WÄLTERLIN
(2017): QBE reagiert spröde auf Avancen.
Allianz plant Übernahme: Der
australische Versicherer sucht nach einer guten Ausgangsposition für
mögliche Verhandlungen,
in: Handelsblatt
v. 31.01.
LANGENBERG, Britta
(2017): Wohin mit 60.000.000.000 Euro?
Am Jahresende wurden die ersten
Lebensversicherungen aus dem furiosen Schlussverkauf 2004 fällt. Die
Deutschen kassierten 2016 mehr Geld denn je - und wissen jetzt nicht,
was sie damit machen sollen. Zehn Ideen,
in:
Capital, Februar
Britta LANGENBERG präsentiert uns 5 Anlagetipps für jene, die sich das
leisten können:
1) Freiwillige Einzahlungen in die Rentenversicherung, um die
monatliche Rente zu erhöhen. Denn Totgesagte leben bekanntlich länger
und die Rendite übertrifft jene der Kapitalmärkte. Das genaue
Gegenteil dessen ist also eingetroffen als das, was uns die Verfechter
der kapitalgedeckten Altersvorsorge prophezeit haben!
2) Die eigene Immobilie
3) Professioneller Finanzplan
4) Einmalzahlung in deine private Pflegerente
5) Indexfonds
KROHN, Philipp (2017): Nachhilfe in Sachen Lebensversicherung.
Eine Untersuchung zeigt, dass Kunden
für den Kauf einer Altersvorsorge immer mehr wissen müssen. Produkte
sind komplex und kaum vergleichbar,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung
v. 01.02.
Nachhilfe
in Sachen Lebensversicherung leistet Philipp KROHN leider
nicht, sondern er spielt lieber den Durchlauferhitzer für die
Interessen der Versicherungswirtschaft. Dazu wird uns eine
Marktstudie der Assekurata zu Überschussbeteiligungen und
Garantien vorgestellt und zudem die Zinszusatzreserve aus
Sicht der Versicherer erklärt.
PHILIPP KROHN ist ein
Gegner von Zinsgarantien, aber gleichsam ein Befürworter der
Kapitaldeckung. Die Lebensversicherer haben in der letzten
Zeit massiv gegen Zinsgarantien und für die Überlegenheit von
Angeboten ohne Zinsgarantien geworben. Aber ihre neuen
Angebote, die von der Assekurata schon schönfärberisch als
"neue Klassik" umschrieben werden, wobei Indexpolicen eine
separate Produktkategorie bilden, und den klassischen Policen
gegenübergestellt werden.
Die Studie ist
nicht-repräsentativ, weil zum einen nicht alle Versicherer
Daten geliefert haben und zum anderen die Versicherer auch
nicht nach definierten Kriterien typisiert wurden. Hinzu
kommt, dass offenbar Auskünfte über Kundenbestände auf
internen wie externen Run-off-Plattformen außen vor bleiben.
Eine Diskussion über dadurch entstehende Verzerrungen findet
bei KROHN nicht statt. Stattdessen schwafelt er über die
"strategische Notlage" der Versicherer und lenkt damit die
Aufmerksamkeit auf die Profitinteressen der
Versicherungswirtschaft.
Die Versicherungswirtschaft
will die Zinszusatzreserve über eine Änderung des Mechanismus
Referenzzins zu ihren Gunsten ändern. Eine solche Änderung
würde den Versicherern helfen, aber nicht unbedingt den
Kunden. Diese würden davon nur profitieren, wenn die
Überschussbeteiligung genau festgelegt würde. Darum geht es
den Versicherern aber nicht, sondern nur um eine Erhöhung der
Eigenmittel. Dies dient risikoreicheren Investments, deren
Risiken dann allein die Kunden tragen sollen.
KROHN dagegen will uns
weismachen, dass davon die Kunden profitieren würden, was er
als den Vorteil des im Kollektivsparens verklärt. Diesem
neoliberalen Wunschdenken ist sein Kommentar geschuldet.
KROHN, Philipp (2017): Fragwürdiger Weg.
Kommentar,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung
v. 01.02.
"Lebensversicherungen
sind ein attraktives Anlagemodell. Ihr Mechanismus erlaubt
es, erwirtschaftete Gewinne in Reserven zu legen und in
späteren Zeiten auszuzahlen. Dadurch fallen einzelne
Verlustjahre nicht so schwer ins Gewicht. Indem Anleger im
Kollektiv sparen, profitieren sie von Kapitalerträgen, die
aus der Vergangenheit herrühren",
erklärt uns Philipp KROHN
das neoliberale Wunschdenken, mit dem wir Kunden verdummt
werden. Uns soll weisgemacht werden, dass die Kapitaldeckung
der Umlagefinanzierung überlegen sei. Die Realität zeigt
jedoch das Gegenteil: Auch Versicherungen gleichen nicht über
die Zeit, sondern nur zwischen unterschiedlichen Produkt- und
Personengruppen aus. "Kundengenerationen" ist ein
schönfärberisches Konstrukt, das die Realität verdecken soll.
Die Schweizer und Briten
sollen es angeblich besser haben, weil sie keine Zinsgarantien
bieten. Auch das ist nur Ideologie, denn die Risiken werden
dort voll auf die Versicherten abgewälzt, was zur Folge hat,
dass in Zeiten der Kapitalmarktkrisen der Ruhestand in immer
weitere Ferne rückt. Das ist das wahre Ziel: Wir sollen länger
arbeiten, um die Profite der Finanzdienstleister zu sichern
bzw. noch zu erhöhen - auf unsere Kosten!
FROMME, Herbert & Friederike KRIEGER (2017): Ohne Garantie.
Die Lebensversicherer geben immer
weniger Zinsgarantien für ihre Kunden. Stattdessen bieten sie Wetten
auf den Verlauf der Kapitalmärkte,
in: Süddeutsche
Zeitung
v. 01.02.
FROMME & KRIEGER verknüpfen
die Vorstellung der Marktstudie von Assekurata mit einer
Polemik gegen die Doppelmoral der Versicherungswirtschaft.
Deren Verband GDV würde sich zwar gegen ein Verbot von
Garantiezinsen wehren, während die Versicherungswirtschaft von
ihnen nichts wissen will. Die SZ-Journalisten sind wie KROHN
Gegner von Garantiezinsen. Im Gegensatz zu KROHN geben sie
sich jedoch als Verbraucherschützer:
"»Das Garantieniveau geht
nach unten«, sagt Assekurata-Experte Lars Heermann. Damit
sparen die Versicherer Kapital und können die Kundengelder
offensiver anlegen. Aber die Kunden haben wenig davon. Denn
die Versicherer schreiben bei Verträgen mit abgesenkten oder
nicht vorhandenen Garantien für 2017 oft weniger Zinsen gut
als bei klassischen Policen."
Die Versicherer geben also
die Vorteile nicht weiter, sondern im Gegenteil: die
Versicherten zahlen in jedem Fall die Zeche. Bei Indexpolicen
werden die Überschüsse gar zu "Wetten auf einen Index"
verwendet. Nicht einmal der Beitragserhalt wird von allen
Versicherern garantiert, d.h. im schlimmsten Fall erhalten die
Versicherten vielleicht nur 80 oder gar 60 Prozent ihrer
Beiträge ausgezahlt. Wie dumm muss man also als Kunde sein, um
solche Verträge abzuschließen?
ENZ, Werner (2017): Umfeld für Lebensversicherer ist hart.
Gesättigte Schweizer Märkte
und Standortnachteile wegen strikter Kapitalvorschriften,
in:
Neue Zürcher Zeitung
v. 04.02.
ENZ, Werner (2017): Zur BVG-Versicherung Sorge tragen.
Kommentar: Kapitalvorschriften
und Legal Quote,
in:
Neue Zürcher Zeitung
v. 04.02.
KROHN,
Philipp (2017): Den Versicherern wird auf die Finger geschaut.
Mit dem Marktwächter Finanzen haben
Verbraucherzentralen ein starkes Schwert in der Hand. Sie prangern
Fehlentwicklungen an. Das kann den Versicherern richtig weh tun,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung
v. 04.02.
Philipp
KROHN betrachtet durch seine Finanzdienstleisterlobby
argwöhnisch das Gebaren des Verbraucherschutzes, das den
Finanzdienstleistern natürlich ein Dorn im Auge ist. KROHN
stellt uns das
Marktwächterteam der
Verbraucherzentrale in Hamburg vor, das mit nur 5 Mitarbeitern
das ganze Finanzdienstleisterspektrum abdecken muss. Aus Sicht
der Versicherten ist das eine krasse Unterbesetzung, die auch
durch eine bundeseinheitliche Datenbank nicht kompensiert
werden kann. KROHN stellt jedoch nur die Verbesserungen seit
2015 in den Vordergrund.
Einziger Erfolg der
Marktwächter war 2016 die Abmahnung der Praxis des
Versicherers Neue Leben, der Versicherten mit lukrativen
Altverträgen die Kündigung schmackhaft machte: Zum Vorteil des
Versicherers und zum Nachteil der Versicherten.
Neben der Datenbank haben
die Marktwächter neben den üblichen Instrumenten Abmahnung und
Musterklagen nur die Möglichkeit Marktwächtermahnungen
auszusprechen. Selbst das geht den Finanzdienstleistern zu
weit. Weder die Bafin, noch das Verbraucherschutzministerium
haben bislang regulatorisch effektiv zu Gunsten der
Versicherten eingegriffen. Stattdessen bleibt es bei harmlosen
Vorschlägen, die keine rechtliche Bindung haben. Beispielhaft
werden die Standmitteilungen genannt:
"Im vergangenen Jahr
haben die Marktwächter unter anderem untersucht, wie
Lebensversicherer die Kunden mit Standmitteilungen über ihr
gebildetes Vermögen informieren - nicht immer transparent.
Das hat die Bafin in die Lage versetzt, klarere
Anforderungen an die Unternehmen zu stellen. Das
Bundesverbraucherministerium könnte dazu auch gesetzlich
eingreifen."
Das Wörtchen "könnte"
bedeutet nichts anderes als dass die Behörden dem Treiben
tatenlos zuschauen. Obwohl also die Marktwächter ein relativ
zahnloser Papiertiger ist, droht KROHN damit, dass ihre
Tätigkeit bald beendet sein könnte:
"Ob es mit dem Projekt
nach der Bundestagswahl weitergeht, wird sich allerdings
zeigen müssen."
Eine gelb-schwarze
Regierung würde dem Projekt gerne den Garaus machen!
FROMME, Herbert (2017): Planspiele der Allianz.
Der Versicherer will Konkurrenten
übernehmen. Ein Grund: Er muss Anleger überzeugen,
in: Süddeutsche
Zeitung
v. 07.02.
10 Tage
bevor der Allianz-Chef seinen Geschäftsbericht für das Jahr
2016 vorlegen muss, erklärt uns Herbert FROMME die Optionen
der Allianz: Großübernahme oder Aktienrückkauf, denn:
"2015 machte Bäte den
Investoren ein folgenschweres Versprechen: Von 2016 bis 2018
soll der Gewinn pro Aktie jährlich um fünf Prozent wachsen."
Pikant dabei: Die
Versicherten sind lediglich Spielball bei diesen
Unternehmensinteressen, die einzig mögliche Anleger im Fokus
haben. Auch bei den Gründen für Zusammenschlüsse und
Übernahmen spielen für FROMME die Interessen der Versicherten
keinerlei Rolle. Denn dazu nennt er uns nur:
- Eigenkapitalregeln von Solvency II,
- digitaler Umbau,
- Wünsche von global agierenden Großkunden, die eine globale
Präsenz für Aufträge voraussetzen,
- Konkurrenz durch große Internetkonzerne.
Verbraucherinteressen?
Fehlanzeige! Die Kunden gelten FROMME implizit als Möglichkeit
auf ihrem Rücken die Risiken abzuwälzen, um die Profite zu
steigern.
"Damit die Anleger
überhaupt der Branche gewogen bleiben, müssen alle großen
Versicherer sie mit hohen Dividendenzahlungen und
Aktienrückkäufen bei Laune halten. (...). Eine Großübernahme
könnte das erleichtern, wenn sie unmittelbar gewinnbringend
wäre",
spekuliert FROMME und hält
deshalb eine Großübernahme der Allianz für wahrscheinlich.
Fazit: Wer seine
Altersvorsorge Versicherungskonzernen überlässt, der muss
damit rechnen, dass seine Interessen bei Großkonzernen an
letzter Stelle rangieren.
TAUBER, Jonas (2017): "Erfolgsaussichten gering".
Warum Kunden Ablaufleistungen von
Lebensversicherern kaum überprüfen können,
in: Süddeutsche
Zeitung
v. 09.02.
"Von den 20.827 (Vorjahr:
19.897) im Berichtsjahr eingegangenen Beschwerden betrafen
18.943 (17.965) die Kategorie Unternehmensbeschwerden, was einem
Zuwachs von 5,4 Prozent entspricht. Damit setzte sich im
langjährigen Vergleich der Anstieg dieser Beschwerden fort (nach
einem Plus von 8,9 Prozent im Jahr 2013 und 0,2 Prozent im
Vorjahr). (...).
19.100 (17.588) Beschwerden gegen Versicherungsunternehmen
wurden im Berichtsjahr beendet. In 635 (654) Fällen haben die
Beschwerdeführer ihr Anliegen nicht weiterverfolgt. (...).
13.922 Verfahren (12.429) wurden als zulässig beendet. Davon
konnten 384 (278) nicht in der Sache entschieden werden, da die
endgültige Bewertung von Fragen abhing, für deren Klärung sich
das vereinfachte Ombudsmannverfahren nicht eignet (§ 8 VomVO).
(...).
Von den übrigen 13.538 (12.151) Verfahren beendete der
Ombudsmann 8.637 (7.940) Fälle mit einer Entscheidung oder
Empfehlung. In 3.256 (2.704) Verfahren half das
Versicherungsunternehmen ab. Das bedeutet, der Versicherer
rückte von der vom Beschwerdeführer beanstandeten Entscheidung
ganz oder teilweise ab. Bezogen auf den Anteil der Abhilfen an
allen zulässigen beendeten Beschwerden stellt das eine
Steigerung von 1,6 Prozent dar. Ein beiderseitiges
Entgegenkommen, also ein Vergleich, kam in 748 (702) Fällen
zustande. In 897 (805) Verfahren zog der Beschwerdeführer seine
Beschwerde zurück.
In 4.543 (4.505) Fällen musste der Ombudsmann die Befassung mit
der Beschwerde ablehnen. Die Zulässigkeitsfrage ist nach der
hierfür geltenden Verfahrensordnung (VomVO) zu entscheiden.
(...).
Im Berichtsjahr hatten 44,3 (42,1) Prozent der Beschwerden
Erfolg, sofern sie nicht die Lebensversicherung betrafen"
heißt es in dem
Jahresbericht 2015, der bereits im Mai letzten Jahres
veröffentlicht wurde. In Sachen Lebensversicherungen haben Kunden
wesentlich schlechtere Karten als in anderen Versicherungssparten:
"Beschwerden aus der
Lebensversicherung haben zwangsläufig vergleichsweise geringere
Erfolgsaussichten. Sie richten sich oft gegen Standmitteilungen,
die Höhe der Überschüsse oder gegen die Ablaufleistungen. Der
Ombudsmann kann diesbezügliche Anliegen der Beschwerdeführer
durchaus nachvollziehen, denn die Darstellungen sind für
Verbraucher oft unklar oder missverständlich. Auch können die
mitgeteilten Werte enttäuschen, wenn sie unter den Erwartungen
liegen. Sie sind jedoch in der Regel weder hinsichtlich der
Berechnung noch unter rechtlichen Gesichtspunkten zu
beanstanden. Die Erfolgsquote in der Lebensversicherung bewegte
sich bis einschließlich 2011 unter 20 Prozent. 2012 lag sie mit
23,3 Prozent erstmals darüber und erreichte 2013 den Höchststand
von 34,0 Prozent. Dieser Anstieg beruht maßgeblich auf der
Entwicklung der Rechtsprechung sowie deren Umsetzung durch die
Unternehmen und wurde im Bericht 2013 an gleicher Stelle
kommentiert. Nachdem sie im Vorjahr bereits wieder auf 28,3
Prozent gesunken war, ist im Berichtsjahr mit 24,1 Prozent eine
weitere Reduzierung zu verzeichnen" (S.103f.),
heißt es dazu. Der Bericht geht
von einem weiten Begriff der Lebensversicherungen aus, der
folgendermaßen beschrieben wird:
"Im Jahr 2015 erhielt der
Ombudsmann 3.640 (Vorjahr: 3.738) zulässige Beschwerden zur
Lebensversicherung, das entspricht 26,3 (29,2) Prozent am
Gesamteingang aller zulässigen Eingaben. Unter dem Begriff
»Lebensversicherung« wird eine Vielzahl von Vertragsarten
zusammengefasst. Die aus Beschwerdesicht häufigsten sind
konventionelle kapitalbildende Lebens- bzw.
Rentenversicherungen, danach kommen fondsgebundene
Versicherungen sowie Riesterrentenversicherungen und Verträge
zur betrieblichen Altersversorgung (bAV), gefolgt von
Sterbegeld-, Basisrenten- und Restschuldversicherungen." (S.26)
Aus der folgenden Tabelle lässt
sich die Entwicklung der zulässigen Beschwerden für die
Gesamtsparte und die Teilsparte Lebensversicherung ersehen:
Jahr |
Versicherungswirtschaft |
Lebensversicherung |
|
Anzahl zulässiger
Beschwerden |
Anzahl zulässiger
Beschwerden |
Prozentanteil an
Beschwerden |
2014 |
12.815 |
3.738 |
29,2 % |
2015 |
13.805 |
3.640 |
26,4 % |
Eine Bewertung dieser
Entwicklung wäre nur in Verbindung mit der Situation bei der
Lebensversicherung im Vergleich mit der Versicherungswirtschaft
möglich, was in dem Bericht unterlassen wird.
Ob der Rückgang der zulässigen
Beschwerden bzw. der Erfolgsquote eine positive Entwicklung
darstellt, ist aus diesen Zahlen nicht zu erschließen. Eine
niedrige Erfolgsquote könnte genauso auf eine Verschlechterung der
Lage für Versicherte gegenüber der Lebensversicherung hindeuten.
Ein Hinweis darauf ist die Tatsache, dass die Darstellungen der
Versicherungswirtschaft für Kunden "oft unklar oder
missverständlich" sind wie es im Bericht heißt.
Hinzu kommt, dass eine Vielzahl
von Beschwerden einfach mit Hinweis auf Absichtsbekundungen eines
Versicherers durch den Ombudsmann unterschlagen werden konnten,
sodass ein Vergleich der Anzahl zulässiger Beschwerden durch
solche Sondereffekte ein verzerrtes Bild hinterlässt. So führt der
Bericht den Fall eines Computerfehlers bei einem großen
Versicherer an, der abseits der Beschwerdenstatistik behandelt
wurde:
"Im Juli 2015 berichteten die
Medien, dass ein großer Versicherer aufgrund fehlerhafter
Computerprogramme über Jahre hinweg in hunderttausenden von
Fällen sowohl zum Nachteil als auch zum Vorteil der Kunden die
Erträge und Gutschriften von Lebensversicherungen falsch
berechnet hat. Der Versicherer hatte dies selbst eingeräumt und
eine Nachzahlung bei zu geringen Leistungen angekündigt; zu viel
ausgezahlte Beträge wurden nicht zurückgefordert. Teilweise
wurde die Vermutung geäußert, dass es auch bei anderen
Versicherern derartige systemische Fehler gebe.
Die Veröffentlichung löste Beschwerden gegen diesen, aber auch
gegen andere Versicherer aus. Die Beschwerdeführer wollten
Gewissheit, ob ihre Verträge Berechnungsfehler enthielten. Der
Ombudsmann erwartete zunächst von dem betreffenden Versicherer,
dass er sich zur Richtigkeit der jeweiligen Berechnungen äußert.
Es waren zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht alle Prüfungen
abgeschlossen, so dass nicht immer feststand, ob der Vertrag vom
Computerfehler betroffen gewesen sein konnte oder nicht. Da das
Unternehmen jedoch zusagte, auf die Einrede der Verjährung zu
verzichten und eine etwaige Nachzahlung ab Fälligkeit zu
verzinsen, konnte der Ombudsmann diese Beschwerden abschließen.
Schließlich war der Versicherer auch damit einverstanden, die
Beschwerdeführer zu informieren, sobald die Überprüfung des
Vertrages abgeschlossen war." (S.21f.)
Unter Punkt 2.7 wird ab Seite
21 ausführlich auf die Probleme im Bereich der
Lebensversicherungen eingegangen. Sowohl Gerichtsurteile als auch
Gesetzesänderungen führen immer wieder zur Konkretisierung oder
gar Verschlechterungen zu Lasten der Kunden. Ein Beispiel für
Gesetzesänderungen, die im Berichtszeitraum zu Beschwerden führte,
wird folgendermaßen erörtert:
"Nicht wenige Beschwerden zu
den Bewertungsreserven waren auf das zum 7. August 2014 in Kraft
getretene Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) zurückzuführen.
Durch die Neuregelung wurden festverzinsliche Wertpapiere des
Versicherers von der Beteiligung an den Bewertungsreserven
teilweise ausgenommen. Der Gesetzgeber hat mit dieser Regelung
entschieden, dass im Grundsatz die Erfüllung der garantierten
Leistungen aller Versicherten Vorrang hat." (S.30f.)
Fehlinformationen von Medien zu
Gesetzesänderungen führen nicht selten zu unberechtigten
Beschwerden. Der Bericht gibt zumindest einen Überblick über die
erfolgten Beschwerden und zeigt die Defizite im Bereich der
Lebensversicherungen auf..
Der Bericht von Jonas TAUBER
weckt außerdem Zweifel an der Stärke des Verbraucherschutzes im
System der Unternehmensinteressen:
"Ob die ausgezahlten Summen -
die sogenannten Ablaufleistungen - wirklich korrekt sind, können
die Marktwächter ebenso wenig überprüfen wie die
Verbraucherzentralen oder der Bund der Versicherten. Der Grund:
Sie haben keinen Zugriff auf die dafür nötigen Informationen,
die Versicherer müssen sie nicht an die Kunden und deren Berater
herausrücken."
Lediglich der Ombudsmann für
Versicherungen besitzt die nötigen Informationen, aber nicht den
dafür erforderlichen Sachverstand. Der Ombudsmann prüft nur die
Rechtmäßigkeit, d.h. die juristische Einwandfreiheit, nicht aber
ob die Berechnungen der Versicherungsunternehmen ökonomisch bzw.
sozial gerechtfertigt sind.
"Das Problem sind die
nicht-garantierten Überschüsse, die vom Geschäftserfolg des
Unternehmens abhängig sind und zum Teil jährlich gutgeschrieben
werden, zum Teil zum Ablauf des Vertrags. Wie die Versicherer
diese Beiträge kalkulieren, bleibt ihr Geheimnis",
erklärt uns TAUBER. Oder anders
formuliert: Die Versicherungsunternehmen besitzen einen großen
Spielraum, um sich Profite auf Kosten der Versicherten zu
generieren.
HERZ, Carsten & Christian SCHNELL
(2017): Gute Police, schlechte Police.
Versicherer prüfen die Auslagerung
von zu teuer gewordenen Verträgen. Der Kauf des Basler-Bestandes durch
die Frankfurter Leben könnte nur der Anfang sein. Spezialplattformen
hoffen auf das große Geschäft,
in:
Handelsblatt v. 13.02.
Anlässlich der Genehmigung der Bestandsabwicklung durch die Bafin
hofft nun die Versicherungswirtschaft auf profitable weitere
Geschäfte. HERZ & SCHNELL berichten über Pläne der Frankfurter Leben
zur Übernahme von Beständen der Düsseldorfer Arag. Auch die Viridium
Gruppe plant weitere Übernahmen. Ausländische Investoren sehen in
Deutschland einen großen, profitablen Markt. Das einzige Argument der
Abwicklungsgesellschaften ist deren Behauptung, dass sie effizienter
seien als die traditionellen Lebensversicherer. Den Kunden, die von
der Übernahme betroffen sind, wird eingeredet, dass sie dadurch nicht
schlechter gestellt würden. Aber wer soll das prüfen? Und wer bestimmt
die Kriterien? Kein Artikel geht auf diese Problematik bisher ein,
sondern die Artikel dienen primär der Generierung eines positiven
Images.
HERZ, Carsten
(2017): "Die Plattformen arbeiten effizienter".
Michael Klüttgens: Der
Branchenexperte über die Abwicklung von Lebensversicherungen und
Kundeninteressen,
in:
Handelsblatt v. 13.02.
Carsten HERZ gibt dem Versicherungswirtschaftslobbyisten Michael
KLÜTTGENS von Willis Towers Watson Deutschland Raum für PR. Zum
Konzern gehört u.a. der britische Versicherungsmakler Willis Re,
sodass von objektivem Expertentum in Sachen Run-Off-Plattformen keine
Rede sein kann.
VOTSMEIER, Volker (2017):
Versprochen - gebrochen.
Der Versicherer Generali kappte bei
Tausenden Ruheständlern die Betriebsrente. Das Resultat: eine
Klagewelle,
in: Handelsblatt
v. 14.02.
Vollmundig erklären uns die
Befürworter der Kapitaldeckung, dass bei diesem Verfahren
Generationengerechtigkeit kein Problem sei. Der Fall Generali
zeigt, dass die Altersvorsorge (ob betrieblich oder privat)
der Willkür der Unternehmen ausgeliefert ist. Obwohl der
italienische Versicherungskonzern Milliardengewinne macht,
will er bei den Betriebsrentnern Kosten einsparen. Dagegen
helfen zwar Klagen, aber die können sich in die Länge ziehen.
Volker VOTSMEIER berichtet
über Rentenkürzungen bei ehemaligen Mitarbeitern der
Volksfürsorge, die bereits 1988 von der Aachener und Münchener
Versicherung übernommen wurde und 2009 im italienischen
Generali-Konzern aufgegangen ist. Versuche Altlasten zu
entsorgen und dadurch die Profite zu steigern gehören zum
Alltag jedes Lebensversicherers, ob es sich nun um
Betriebsrentner oder Kunden handelt.
GENTRUP, Anna (2017): Die
große Abwicklung.
Der Verkauf von
Versicherungsbeständen wird immer beliebter,
in: Süddeutsche
Zeitung
v. 15.02.
Anna
GENTRUP macht Werbung für Abwicklungsplattformen, mit denen
sollen sich Lebensversicherer zu Lasten der Kunden sanieren:
"Bei der Digitalisierung,
die Versicherern hohe Millionensummen kostet, setzt die
Abspaltung von unrentablem Altgeschäft dringend benötigtes
Kapital frei",
heißt es dazu verschleiern
bei GENTRUP. Anders formuliert: Um die Riesterreform Anfang
der Nuller Jahre durchzusetzen, haben uns die
Lebensversicherer mit hohen Renditen geködert. Nun wollen sie
davon nichts mehr wissen. Vielmehr wollen sie die damaligen
Versprechen mittels Verkauf an spezielle Run-off-Plattformen
entsorgen. Warum aber sollen die Kunden die Kosten der
Digitalisierung tragen und nicht z.B. die Investoren? Diese
naheliegende Frage wird von GENTRUP als Lobbyistin der
Versicherungswirtschaft ausgeblendet. Sie geht stattdessen
noch weiter, um die Risiken der Kunden zu verharmlosen:
"Geht ein Versicherer an
seinen Altlasten zugrunde, sind es in erster Linie die
Kunden, die darunter leiden. Die europäische Aufsicht Eiopa
hat nichts gegen den Bestandsverkauf einzuwenden - sofern
die Kunden dadurch nicht schlechter gestellt werden."
Wer bitte entscheidet, wann
Kunden nicht schlechter gestellt werden? Die Versicherer und
auch nicht die Aufsicht sind Interessenorganisationen der
Kunden. Wer also sorgt dann dafür, dass Kunden nicht
schlechter gestellt werden? Offensichtlich fehlt hier eine
starke Instanz der Verbraucher. Die Lobbyisten der
Versicherungswirtschaft, die über die EU den Verbraucherschutz
auszuhebeln versuchen, wollen die Kunden den
Abwicklungsgesellschaften in die Arme treiben:
"Beispielsweise soll
geklärt werden, ob die Aufsicht das Recht bekommen soll, bei
schwächelnden Versicherern einzugreifen und sie zur
Bestandsabgabe zu verpflichten."
Der Begriff "schwächelnd"
ist ein sehr dehnbarer Begriff, der zu Lasten der Kunden
ausgelegt werden kann und sicher auch wird. Geht es um die
Profite der Lebensversicherer, dann stehen die
Kundeninteressen ganz am Ende!
FROMME, Herbert (2017): Versicherer Ergo kürzt in
Nürnberg.
Eigene Angebote einer Tochter werden
eingestellt. Der Standort soll ein digitales Betreuungszentrum werden,
in: Süddeutsche
Zeitung
v. 16.02.
FROMME, Herbert (2017): Zu viel versprochen.
Lebensversicherer: Jedes Jahr werden
immer noch sieben Milliarden Kundengelder für Provisionen ausgegeben,
in: Süddeutsche
Zeitung
v. 23.02.
Auf
dieser Website wurde bereits am 1. Februar und 3. Februar auf
die Erfolge der Versicherungslobby auf Bundesratsebene
hingewiesen. Nun berichtet Herbert FROMME über Kritik an der
Aufweichung des Garantieverbots. Manfred BRÜSS meldet dagegen
heute auf
versicherungsjournal.de, dass die Bundesregierung
einer solchen Aufweichung eine Absage erteilt hat:
"Das Bundeskabinett hat
gestern die von den zuständigen Ressorts vorbereitete
Gegenäußerung zur Stellungnahme des Bundesrates zum Entwurf
des Betriebsrenten-Stärkungsgesetzes (BRSG) beschlossen.
Dabei wurde Änderungen an der Doppelverbeitragung von
Betriebsrenten, einer Zulassung von Garantien bei der neuen
Betriebsrentenform sowie einer Dynamisierung der
Riester-Zulagen eindeutig eine Absage erteilt. Allerdings
folgte die Bundesregierung einigen vom Bundesrat angeregten
Prüfbitten wie etwa hinsichtlich der Anhebung des
Sonderabgabenabzugs bei Riester."
FROMME kritisiert die
Lebensversicherer, weil sie "aus reinen Marketinggründen" hohe
Garantien versprochen hätten und auch jetzt noch nicht davon
abweichen wollen. Er lobt Anbieter, die ihre Risiken
stattdessen auf die Kunden abwälzen und wie die Allianz
angeblich lukrativere Produkte ("Fondssparen im
Versicherungsmantel") anbieten. FROMME sieht die Versicherer
derzeit nur auf dem Felde der Todesfallabsicherung und
Absicherung der Berufsunfähigkeit als unverzichtbar.
Sparpotenzial sieht FROMME in erster Linie beim
Vertriebspersonal. Dort sollen seiner Meinung nach die
"aufgeblähten Vertriebe auf ein verträgliches Maß"
zurechtgestutzt werden, denn angesichts von nur 87 Milliarden
Euro an Beiträgen seien rund 7 Milliarden Euro für Provisionen
und Abschlusskosten, sowie 2 Milliarden Euro
Verwaltungsaufwand, den die Kunden bezahlen müssten, viel zu
hoch. FROMME droht den Versicherern mit gesetzlichen
Maßnahmen:
"Im Jahr 2014 hat der
Bundestag die Versicherer in einem Reformgesetz angehalten,
die Abschlusskosten zu senken. (...). Die Branche muss
befürchten, dass der Bundestag bei der Überprüfung des
Reformgesetzes, die in diesem Jahr beginnt, auch für die
Lebensversicherung eine harte Obergrenze für Provisionen
festsetzt."
FROMME fordert von den
Versicherern ein
"einfaches,
preisgünstiges Sparangebot (...), das tatsächlich als ein
wirksames Instrument gegen die Altersarmut taugt."
Es darf bezweifelt werden,
dass die Kapitaldeckung ein geeignetes Mittel gegen
Altersarmut sein kann - und schon gar nicht die
Versicherungswirtschaft. Diese muss in erster Linie Profite
erwirtschaften, um die Investoren und Eigner zu befriedigen.
Davon liest man bei FROMME leider nichts!
KUCHENBECKER,
T. & Carsten HERZ (2017): Axa Jagt die Allianz.
Der Branchenzweite in Europa
steigert den Gewinn leicht und winkt bei Generali ab,
in:
Handelsblatt
v. 24.02.
KROHN, Philipp (2017): Versicherungsmakler sind keine
Spitzenverdiener.
Eine Umfrage räumt mit einigen
vorherrschenden Klischees in der Versicherungsbranche auf,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 24.02.
Zuletzt
hat Herbert FROMME in der gestrigen
SZ die üppigen Vertriebe von Versicherungen als
Kostenfaktor kritisiert. Philipp KROHN kommt uns nun mit einer
nicht-repräsentativen Umfrage, um das Image aufzupolieren.
Dumm nur, dass dies nicht gelingt, denn tatsächlich haben
Vertreter von Versicherungsunternehmen weit
überdurchschnittliche Verdienste. Wer zudem für verschiedene
Versicherungen arbeitet, kassiert ebenfalls gut. KROHN dagegen
stilisiert Versicherungsmakler zum typischen
Versicherungsvertreter, die am wenigsten verdienen.
Der Artikel basiert auf der
Pressemeldung
So viel verdienen Angestellte im Versicherungsvertrieb
des Versicherungsjournals und gibt diese teilweise
falsch wieder. Man liest deshalb besser das Original!
FRÜHAUF,
Markus & Philipp KROHN (2017): Versicherer sind keine Bausparkassen.
Manch ein Manager aus der
Assekuranz dürfte neidisch auf das Urteil zu Bausparverträgen blicken.
Dass Versicherer Lebens- und Rentenpolicen kündigen, ist
ausgeschlossen,
in: Frankfurter
Allgemeine
Zeitung
v. 28.02.
FRÜHAUF & KROHN berichten,
dass vom BGH-Urteil zugunsten der Bausparkassen keine Gefahr
für die Verträge von Lebensversicherungen ausginge. Dennoch
gibt es Möglichkeiten, bei denen Garantieversprechen gemindert
werden könnten, z.B. wenn Insolvenz droht.
Der Versuch der Versicherer
Neue Leben oder der Gothaer für Versicherte lukrative
Altkunden loszuwerden zeigt jedoch, dass Versicherer jede sich
bietende Gesetzeslücke nutzen werden, um Garantien zu mindern.
Eine Gefahr könnte z.B. von der neuen Praxis bei Bausparkassen
ausgehen, die sich auf eine Störung der Geschäftsgrundlage
berufen.
Fazit: Lebensversicherer
haben nicht in erster Linie die Interessen der Versicherten im
Auge, sondern ihre Profitinteressen. Wenn sich Gesetzeslücken
auftun, dann werden sie diese nutzen und ausbauen.
FROMME, Herbert (2017): Streit bei der Generali.
Der Finanzchef verlässt die
Versicherung,
in:
Süddeutsch Zeitung v. 04.03.
Herbert FROMME berichtet
darüber, dass der Lebensversicherer Generali weitere
Vertriebsmitarbeiter aus dem Konzern auslagern will:
"Die DVAG ist bereits der
einzige Vertrieb der Aachen Münchener und Central. (...).
Wenn aber die Generali die Vermittler vollständig an die
DVAG abgeben sollte, hätte sie künftig keinen eigenen
Außendienst mehr. Die Hauptvertriebswege wären dann die
Pohl-Vertreter und die erfolgreiche Online-Konzerntochter
CosmosDirect.
Mit dem Übergang müssten auch große Versicherungsbestände
von den Generali-Versicherungen an die Aachen Münchener
gehen."
FROMME, der seit längerem
in der SZ die Vertriebe als unnötige Kostentreiber in
Sachen Lebensversicherungsverträge ansieht, sieht in der
Auslagerung eine Möglichkeit zur Restrukturierung und
Kostensenkung beim Vertrieb.
Ob die Kunden jedoch von
solchen Maßnahmen profitieren werden, oder nur die Profite im
Interesse der Eigner/Investoren gesteigert werden, bleibt
jedoch abzuwarten.
ENZ, Werner
(2017): Swiss Life geht diszipliniert ans Werk.
Gewichtsverlagerungen und
Zurückhaltung mit Garantien wegen Zinslage,
in:
Neue Zürcher Zeitung
v. 06.03.
ENZ, Werner
(2017): Heute das Geld, morgen die Verluste.
Kommentar: Lebensversicherer
im Zinstief,
in:
Neue Zürcher Zeitung
v. 06.03.
WOLFF, Volker (2017): Irreführende Bezeichnungen.
Die Vermögensfrage: Immer weniger
Garantien, immer größere Risiken und kaum bessere Zinsen bieten die
Lebensversicherer mit ihren neuen Tarifen. Andere Sparformen sind
klarer und rentabler,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 11.03.
KROHN, Philipp (2017): Versicherungsrisiko Zinswende.
Kommentar: Es ist
erschreckend, wie sehr die bevorzugte Form der Altersvorsorge in
Deutschland leidet,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 14.03.
"Hohe
Milliardengewinne der großen börsennotierten Gesellschaften
passen (...) nur schwerlich zu ihrem nun laut angestimmten
Wehklagen",
meint
Philipp KROHN, der das Niedrigzinsniveau
nun als geringere Gefahr als eine Zinswende für die
Lebensversicherer einschätzt:
"Der Niedrigzins hat die
Kurse festverzinslicher Wertpapiere nach oben getrieben und
für ein großes Volumen an Bewertungsreserven in den
Versicherungsbilanzen gesorgt. Das gipfelte in der
Auseinandersetzung, ob diese auch auf gekündigte oder
auslaufende Verträge angerechnet werden sollen. Diesen
Streit hat der Gesetzgeber mit dem
Lebensversicherungsreformgesetz 2014 beendet. Seither dürfen
Versicherer Bewertungsreserven einbehalten, um ihre
Kollektive zu stärken.
Am Horizont scheint für die Versicherer aber nun eine ganz
andere Gefahr auf, die eine womöglich noch größere
Herausforderung mit sich brächte: ein abrupter Zinsanstieg."
Fazit: KROHN bereitet uns
auf einen bevorstehenden Wandel des Wehklagens bei den
Lebensversicherern vor. Daraus folgt: egal was auch immer
geschieht: Die Lebensversicherer sind immer die Opfer, nie die
Täter!
KROHN, Philipp (2017): Mehr Übersicht über die Rente.
Versicherer befürworten
einheitliche Darstellung,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 14.03.
PFEIFFER, Hermannus
(2017): Das Geschäft mit der Rente.
Fintechs versuchen, Kapital aus der
Vorsorgedebatte zu schlagen. Doch die Anlageformen sind riskant,
in:
Neues Deutschland v. 15.03.
Hermannus PFEIFFER berichtet über die
Finanzdienstleistungsfirma My Pension des ehemaligen
Goldman-Sachs-Bankers Rogier MINDERHOUT, der mit
Internetkostenvorteilen bei Vertriebspersonal und Verwaltung gegenüber
den traditionellen Lebensversichern und Fondsanbietern punkten will.
HERZ, Carsten (2017): "Versicherer müssen über neue
Ideen nachdenken".
Marcus Severin: Der
Blackrock-Manager über das Ende der klassischen Lebensversicherung und
den Anfang einer Fusionswelle,
in:
Handelsblatt v. 16.03.
CREUTZBURG, Dietrich &
Philipp KROHN (2017): Später Widerstand gegen Nahles' Zielrente.
Ein Garantieverbot für
Betriebsrenten würde den Markt fundamental verändern - Opposition und
Versicherer wollen den Plan kippen,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 16.03.
CREUTZBURG
& KROHN wollen die Linkspartei als Verbündete der
Versicherungswirtschaft darstellen. Dazu reißen sie eine
Passage aus der
Rede von Martin W. BIRKWALD vor dem Bundestag am 10. März
aus ihrem Kontext heraus und unterschlagen, dass es ihm in
erster Linie um die Stärkung der gesetzlichen Rente geht,
während die Konditionen des Betriebsrentenstärkungsgesetzes
für ihn zu Lasten der Arbeitnehmer gehen:
"Union und SPD sagen den
Menschen mit diesem Gesetz: Gib den Versicherungskonzernen
und den Versorgungswerken noch mehr von deinem Lohn, und
lass uns dann mal sehen, was die Aktienmärkte in Zukunft
hergeben. Wenn es gut läuft: okay. Wenn es schiefläuft: Pech
gehabt. (...).
»Zielrente« nennen Sie das. Sagen Sie »Pokerrente«. Das wäre
ehrlicher.
Wozu verpflichten Sie die Arbeitgeber? Frau Nahles hat es
gesagt: zu 15 Prozent. 15 Prozent des Gehalts muss die
Chefin oder der Chef zukünftig für die betriebliche
Altersvorsorge der Beschäftigten dazubezahlen. Frau Nahles,
auf meine Frage, wie viel der Arbeitgeber oder die
Arbeitgeberin an Sozialversicherungsbeiträgen wirklich
spart, wenn die Beschäftigten eine Entgeltumwandlung
vornehmen, also ihre Betriebsrente überwiegend selbst
finanzieren, haben Sie geantwortet: insgesamt 20,7 Prozent.
Wir Linken sagen: Die Arbeitgeber dürfen keinen einzigen
Cent an der betrieblichen Altersvorsorge ihrer Beschäftigten
verdienen."
Die Risiken für
Arbeitnehmer leugnen CREUTZBURG & KROHN im Interesse der
Profite von Arbeitgebern und Finanzdienstleistern. Wichtiger
ist ihnen der Wegfall von Haftungsrisiken für Arbeitgeber.
Bekanntlich ist die FAZ kein Freund von
Lebensversicherungen, denen an einer Beibehaltung von
Garantien gelegen ist:
"Die R+V ist der
zweitgrößte deutsche Anbieter für Betriebsrenten und
betreibt als alleiniger Versicherungspartner das
Chemie-Versorgungswerk",
umreißen sie ihr Feindbild.
Frank-Henning FLORIAN von der R+V wird mit seinem
Befürchtungen zitiert:
"Im Markt könnten sich
Fondsgesellschaften überbieten, um mit einer riskanteren
Anlage Versicherungen herauszudrängen."
Als Negativbeispiel bringt
er die Pensionäre des US-Energiekonzerns Enron und das
Beispiel der Karstadt-Kaufhauskette vor:
"Ansprüche der
Betriebsrentner von Karstadt werden heute vom
Pensionssicherungsverein bedient, weil die im Wert
verfallenden Gebäude der Kaufhauskette als Sicherheit in ein
»Contracual Trust Arrangement« eingebracht wurden."
Solche Probleme wischen
CREUTZBURG
& KROHN jedoch mit der Unternehmensberatung EY und einem
Fondsgesellschaftslobbyisten von Fidelity International
schnell beiseite.
ENZ, Werner (2017): Eine weitere Fessel in der BVG-Vorsorge.
Rentenreform und Lebensversicherer,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 25.03.
KROHN, Philipp (2017): Beerdigt.
Uwe Laue war nie ein Mann für
Experimente. Deshalb wurde er Versicherungsmanager.
Lebensversicherungen verkaufte er besonders gern. Jetzt muss er sie zu
Grabe tragen. Es ist das Ende der liebsten deutschen Altersvorsorge,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 31.03.
Philipp KROHN erzählt uns
die Geschichte der klassischen Lebensversicherung mit
Garantiezinsen als Krankengeschichte am Beispiel der Debeka,
einem Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Im Mittelpunkt
der Geschichte steht der Vorstandsvorsitzende Uwe LAUE, der
seit 1998 zum Vorstand gehört und Präsidiumsmitglied des
Lobbyverbandes der Versicherungsindustrie (GDV) ist.
KROHN interpretiert nun die
Geschichte der Lebensversicherungswirtschaft angesichts des
Betriebsrentenstärkungsgesetzes um zur Niedergangsgeschichte:
"In den neunziger Jahren
stehen die Zinsen weiterhin günstig. Für einige Jahre heben
die Versicherer ihre jährlich versprochene Verzinsung sogar
auf 4 Prozent. Laues Unternehmen hebt sogar die Garantie für
niedriger verzinste Altverträge auf dieses Niveau. Eine
Großzügigkeit, die Laue zwei Jahrzehnte später zum Äußersten
zwingen wird.
Anfang des Jahrtausends beginnt es eng zu werden: Die
Bundesregierung schränkt die Steuerprivilegien für
Lebensversicherungen ein. Immer mehr Gesellschaften
verkaufen nun private Rentenversicherungen, die zu den
Plänen der rot-grünen Koalition passen, das Rentenniveau zu
senken und das durch mehr private Vorsorge auszugleichen
(»Riester«). Statt dreißig Jahre garantieren sie ihren
Kunden die Zinsen nun sieben oder gar acht Jahrzehnte - bis
zum Lebensende, so wie die staatliche Rentenversicherung."
Der Vergleich von
Rentenversicherungen der Lebensversicherungen mit der
staatlichen Rente ist natürlich an den Haaren herbeigezogen,
denn die gesetzliche Rente bietet wesentlich mehr als nur eine
Rentenversicherung. Da sind zum einen die Rentenanpassungen,
während die Privatrente von Jahr zu Jahr weniger Wert ist. Da
ist die Erwerbsminderungsrente und die Grundsicherung im Alter
sowie die Anerkennung von Erziehungszeiten. Bei der
Privatrente gibt es dagegen keine Ausgleichsmechanismen,
sondern es regiert allein das Matthäusprinzip: wer hat, dem
wird noch mehr gegeben!
Als weitere Problemfelder
werden von KROHN Solvency II und die Zinszusatzreserve
genannt. Letztere wird von KROHN folgendermaßen definiert:
"Instrument, mit dem die
staatlichen Aufseher in Deutschland seit sechs Jahren
Versicherer zwingen, zusätzliche Sicherheiten einzubehalten,
um die einst versprochenen Garantien auch wirklich decken zu
können."
Die Versicherungswirtschaft
wird bis dahin von KROHN als Opfer der Politik beschrieben.
Aber als Gegner von Zinsgarantien gibt KROHN der Geschichte
dann eine Wende:
"Die Debeka ist eine
Zinswette eingegangen und hat verloren. Laue hat sich
verspekuliert."
Dann bietet KROHN zwei
Deutungen an:
1) Die EZB hat die deutsche
Altersvorsorge getötet
2) Die deutschen Lebensversicherer haben auf das falsche
Geschäftsmodell gesetzt
KROHN neigt als Gegner von
Zinsgarantien zur zweiten Deutung und stilisiert die Jungen
zudem zu den Opfern dieser falschen Weichenstellung:
"Noch viele Jahre lang
wird er durch seine Großzügigkeit der Vergangenheit
gezwungen sein, Kapitalerträge jungen Kunden vorzuenthalten,
weil die Gewinne in die Zinszusatzreserve und das
Eigenkapital statt in die Ausschüttung fließen muss. Von
einem Rohüberschuss von 1.100 Millionen Euro wurden im
vergangenen Jahr 900 Millionen direkt in die Reserve
geleitet. Das ist der Preis für Kundenfreundlichkeit."
Von Kundenfreundlichkeit zu
sprechen ist reiner Zynismus! Umso mehr da viele
Lebensversicherer als Aktiengesellschaften hohe Dividenden
ausschütten statt die Versicherten zu bedienen.
Die Debaka gehört zu jenen,
die ihr
Neugeschäft bei den klassischen Lebensversicherungen
eingestellt hat und nun auf die Risikoabwälzung auf den
Kunden setzt. Bei KROHN liest sich das dann euphemistisch
folgendermaßen:
"Für neue Kunden hat der
Versicherer nun eine andere Variante im Angebot: Die
Garantie ist niedriger als erlaubt wäre. Im Gegenzug kann
ein etwas größerer Teil des Spargeldes in kostengünstige
Indexfonds angelegt werden."
KROHN, Philipp (2017): Alte Leipziger setzt Wettbewerb unter
Druck,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 07.04.
"Andere haben klassische
Garantien abgeschafft, die Alte Leipziger hält daran fest",
berichtet Philipp KROHN,
der ein Gegner dieser Garantien ist.
Die Alte Leipziger zeigt, dass es (noch?) Alternativen zur
Beerdigung der klassischen Lebensversicherung gibt: Statt
die Eigenmittel durch Ausschüttungen zu schmälern, setzt die
Lebensversicherung auf die Stärkung der Eigenkapitalquote, die
mit 4,26 % mehr als doppelt so hoch ist wie der
Branchendurchschnitt. Mit lukrativen Garantieprodukten spricht
sie zudem unabhängige Versicherungsmakler an und kann sich im
Bereich der betrieblichen Altersvorsorge gegen Konkurrenten
behaupten:
"Vor allem in der
betrieblichen Altersversorgung, wo die Alte Leipziger auf
einen Marktanteil von 8 Prozent kommt, hilft das, auch
größere Ausschreibungen von Arbeitgebern für sich zu
entscheiden. Die Bruttobeträge in der Lebensversicherung
steigerten sich um 0,7 Prozent auf 2,36 Milliarden Euro",
erläutert KROHN. Die Alte
Leipziger kann deshalb kein Interesse an einem Garantieverbot
haben, wie es das Betriebsrentenstärkungsgesetz der
Bundesregierung vorsieht. Dazu schreibt KROHN jedoch nichts.
KROHN, Philipp (2017): Aufsicht Eiopa verärgert Europas
Versicherer,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 07.04.
Philipp KROHN zählt einige
europäische Lobbyorganisationen der Versicherungswirtschaft auf,
die gegen die Senkung der Ultimate Forward Rate von 4,2 auf 4,05
Prozent ab Januar 2018 aufbegehren. Die Versicherungswirtschaft
befürchtet nun, dass sie ihre "aufsichtsrechtlich geforderte
Eigenmittelausstattung" verfehlen könnte.
KROHN, Philipp (2017): Die Tücken der alternativen Garantieformen.
Versicherer preisen die neuen
Garantiemodelle in der Altersvorsorge. Sie sind aufwendiger gebaut als
traditionelle Varianten. Doch auch sie kosten Rendite,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 08.04.
Philipp
KROHN, Gegner von Garantien jeder Art huldigt dem Fetisch
Rendite. Als Gegner werden Aufsichtsregeln und der
Verbraucherschutz ausgemacht, die die Kapitalmarktakteure und
ihre Profitgier gängeln. KROHN stellt uns alternative
Garantieprodukte von Ergo, Axa, Standard Life und Canada Life
vor, um am Ende für den Wegfall von Garantien zu plädieren,
denn dies sei sozusagen der einzige Weg zur angemessenen
Rendite.
Außen vor bleiben
klassische Produkte, die z.B. immer noch erfolgreich von der
Alten Leipziger vertrieben werden
und die gesetzliche Rentenversicherung, deren Produkt immer
noch unschlagbar ist, aber den Interessen der
Finanzmarktakteure ein Dorn im Auge ist.
DPA
(2017): Kryptische Briefe der Assekuranz.
Lebensversicherer lassen Kunden im
Unklarheit,
in:
Frankfurter Rundschau v. 10.04.
Die Agenturmeldung befasst
sich mit den so genannten Standmitteilungen von
Lebensversicherern, die Aufschluss über den Stand der privaten
Altersvorsorge geben soll. Dass die Kritik an den
Standmitteilungen vor allem von Konkurrenten im Geschäft mit
den Lebensversicherern kommt, ist ein Armutszeugnis für den
deutschen Verbraucherschutz. So kritisiert der
Versicherungsmathematiker Henning KÜHL von Policen
Direkt-Gruppe:
"Das Unternehmen, das
Policen ankauft, hat nach eigenen Angaben in diesem Jahr
bisher 2.500 Mitteilungen von Renten- und
Kapitallebensversicherungen unter die Lupe genommen. Das
Ergebnis: Um zu ermitteln, wie viel eine Lebensversicherung
wert ist, fehlten häufig wichtige Informationen. Dazu
gehörten etwa der Rückkaufwert, die Leistung im Todesfall
oder die Summe der bisher eingezahlten Beträge."
Die genannten Angaben
würden vor allem das Geschäft dieser Zweitverwerter
profitabler machen. Es ist deshalb schon eine Ironie, wenn
Konkurrenten zu Verbündeten der Versicherer werden müssen, um
den Verbraucherschutz vor sich her zu treiben.
Die Finanzmarktwächter der
Verbraucherzentralen haben dagegen gerade einmal 68
Standmitteilungen unter die Lupe genommen und auch nur
klassische Kapitallebensversicherung. Dieses Segment wird
jedoch von immer weniger Lebensversicherungen bedient, weil
diese ihre Garantien loswerden wollen und stattdessen das
Risiko auf die Versicherten abwälzen.
Fazit: Kündigung oder
Beitragsfreistellung werden uns als die beiden Optionen von
Versicherten beschrieben, bei denen Standmitteilungen eine
Hilfe sein sollten, aber dank ineffizientem Verbraucherschutz
nicht sind!
DPA (2017): Nichts wie weg -
Lebensversicherungen suchen nach Auswegen.
Anbieter leiden unter niedrigen
Zinsen und wollen schnell teuere Altverträge loswerden. Kritiker sehen
aber Risiken für die Kunden,
in:
Welt v. 19.04.
Agenturmeldung, die mehr oder weniger reine PR der
Versicherungswirtschaft ist: Es werden uns 6 Vertreter der
Versicherungswirtschaft vorgestellt: Ein Zweitvermarkter, ein
Betreiber einer Abwicklungsplattform, ein freier
Versicherungsmathematiker, zwei Vertreter der Beratungsbranche und ein
Vertreter der Lebensversicherungsbranche. Die einzige Kritik richtet
sich gegen zu geringe Überschussbeteiligungen abgewickelter
Versicherungskunden, was durch den Aufbau des Artikels verharmlos
wird. Kritik an dem System der Altersvorsorge bleibt dagegen ganz
außen vor.
HAGEN, Patrick (2017):
Milliarden für Abwickler.
Firma will in großem Stil
Lebensversicherungen aufkaufen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 20.04.
Patrick
HAGEN berichtet darüber wie ausländische Investoren sich den
Lebensversicherungskuchen in Deutschland unter den Nagel
reißen wollen.
"Das Unternehmen Athene
mit Sitz auf Bermuda hat sich jetzt 2,2 Milliarden Euro an
frischem Kapital gesichert, um über seine Wiesbadener
Tochter in Deutschland und Europa
Lebensversicherungsbestände zu kaufen. (...). Das
Unternehmen hat 2015 bereits die deutsche Tochter des
niederländischen Lebensversicherers Delta Lloyd übernommen."
Athene ist nur eines von
vielen Run-off-Plattformen, die in den Besitzern klassischer
Rentenversicherungen mit Garantien, ein lukratives Geschäft
wittern. HAGEN nennt Viridium (britischer Investor Cinven),
die Frankfurter Leben (chinesischer Investor Fosun) und My
Life (Luxemburger Augur Capital) als weitere Abwickler.
Die Abwickler warten
darauf, dass das Geschäft jetzt in Deutschland richtig los
geht. Die Politik spielt ihnen gewissermaßen mit dem
Betriebsrentenstärkungsgesetz und seinem geplanten
Garantieverbot in die Hände.
Der schlechte Ruf der
Abwicklungsplattformen sei Vergangenheit, erklärt uns HAGEN.
Das seien lediglich Anlaufprobleme in Großbritannien gewesen.
So ganz kann das jedoch nicht stimmen, denn:
"Die Abwickler hoffen
jetzt darauf, dass die Nöte der Lebensversicherer bald so
groß sind, dass der Verkauf von Policenbeständen zu einem
normalen Vorgang wird."
Bei diesem Geschäft
verlieren in erster Linien die Versicherten. Auf diese werden
immer mehr Risiken abgewälzt. Ob die versprochenen
Effizienzvorteile der Abwickler überhaupt entstehen und ob
diese dann auch den Kunden zugute kommen, das steht auf einem
ganz anderen Blatt.
SIEDENBIEDEL,
Christian (2017): Neuer Chef setzt R+V-Versicherung ehrgeizige Ziele,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 26.04.
Christian
SIEDENBIEDEL berichtet, dass die R+V im Bereich der
klassischen Lebensversicherungen mit Garantien - durch den
Rückzug anderer Anbieter - ihren Marktanteil steigern konnte.
"Die
Brutto-Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung im Inland
seien daher 2016 in einem schrumpfenden Markt um 1,8 Prozent
gestiegen. Der Marktanteil im Neugeschäft mit
Lebensversicherungen und Pensionen sei von 12,2 auf 13,1
Prozent ausgebaut worden. Jeder achte Euro auf diesem Gebiet
in Deutschland fließe mittlerweile zur R+V."
REZMER, Anke & Peter THELEN
(2017): In der Rentenfalle.
Die Deutschen verlieren das
Vertrauen in die private Altersvorsorge. Obwohl eine Mehrheit der
arbeitenden Bevölkerung eine schlechtere Lebensqualität im Alter
fürchtet, sparen sie weniger. Die Politik scheint machtlos,
in:
Handelsblatt v. 27.04.
REZMER & THELEN bereichten über eine Meinungsumfrage im Auftrag des
Lebensversicherers Axa und lassen die Ergebnisse auch gleich von deren
Vorstand interpretieren. Wer den Bock zum Gärtner macht, sollte sich
über den Vertrauensverlust nicht wundern! Natürlich sparen die
Deutschen aus Sicht der Lebensversicherer zu wenig - alles andere wäre
ja gegen ihre eigenen Geschäftsinteressen.
REZMER, Anke
(2017): "Die Verunsicherung der Verbraucher ist angebracht".
Dorothea Mohn: Die Finanzexpertin der Verbraucherzentrale
Bundesverband über politische Fehlentscheidungen, überflüssige
Vorsorgeprodukte und den Segen des frühen Sparens,
in:
Handelsblatt v. 27.04.
Die Verbraucherschutzzentrale vertritt ihre
bekannte Position.
HERZ, Carsten (2017): "Kein
Anlass für Entwarnung".
Frank Grund: Der oberste deutsche
Versicherungsaufseher spricht über die Schwierigkeiten der Branche,
das Interesse ausländischer Konkurrenten und die Frage, was Manager
vom Reitsport lernen können,
in:
Handelsblatt v. 05.05.
Frank GRUND von der
Finanzaufsicht Bafin wiegelt hinsichtlich der Bedeutung der
Solvenzquote ab, die bis 20. Mai von den 84
Lebensversicherungen veröffentlicht werden muss. GRUND geht
davon aus, dass sich die Zinszusatzreserve 2017 bis ca. 64
Milliarden Euro erhöhen wird.
"Ich glaube, dass es
sinnvoll ist, ab 2018 über eine Veränderung im Sinne eines
moderateren Aufbaus nachzudenken. Es ist aber eine
Entscheidung des Gesetzgebers",
äußert GRUND zur weiteren
Entwicklung der Zinszusatzreserve.
COUWENDBERGH, P. & Herbert FROMME (2017): Versicherer gesucht.
Chinesische Investoren kaufen gerne
Gesellschaften in Europa,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 05.05.
"Europa gilt als stabiler
Markt mit hohen Digitalisierungspotenzial une einem starken
Bruttosozialprodukt",
begründen COUWENDBERGH &
FROMME das Interesse des chinesischen Investors Fossun an
europäischen Versicherern. Anlass ist die zum 1. Januar 2017
genehmigte Übernahme von 128.000 Lebensversicherungen der
Basler Lebensversicherung durch die Abwicklungsplattform
Frankfurter Leben, einstmals Uelzener Leben, die im August
2015 von Fossun übernommen wurde. Daneben kaufte sich der
Investor auch in Spanien und den Niederlanden groß ein. Welche
Konsequenzen dies für die Versicherten haben wird, wird sich
erst in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zeigen, denn die
Altersvorsorge ist ein Langfristunternehmen deren Auswirkungen
sich möglicherweise erst dann zeigen, wenn es zu spät ist.
THELEN, Peter
(2017): Versicherer warnen vor dem Garantieverbot.
Betriebliche Altersversorgung: Hohe
Renditen trotz Niedrigzins soll der Verzicht auf Garantien bei
tariflich vereinbarten Betriebsrenten bringen. Ein Spiel mit dem
Feuer, warnt R+V-Vorstand Frank-Henning Florian,
in:
Handelsblatt v. 09.05.
Dass die R+V-Versicherung Sturm gegen das Garantieverbot läuft, ist
kaum verwunderlich, da die klassische Lebensversicherung ihnen 2016
steigende Marktanteile gesichert hat. FLORIAN weist nun darauf
hin, dass mit "Fantasierenditen" seriöse Anbieter aus dem Markt
gedrängt werden könnten. Fantasierenditen in der Altersvorsorge werden
jedoch seit eh und je - selbst in den Mainstreamzeitungen wie der
FAZ/FAS versprochen. Karstadt/Arcandor und Enron müssen nun dafür
herhalten. Für was? Für das Marketingversprechen von Garantien?
Pleiten auf Kosten der Versicherten sind ein Problem jeglicher
Altersvorsorge, die sich auf den Kapitalmarkt stützt und sprechen
deshalb gegen jegliche Form der kapitalgedeckten Altersvorsorge.
FROMME, Herbert (2017): Aufsicht will Hilfe für Versicherer.
Die Niedrigzinsen stellen die
Branche vor große Probleme,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 10.05.
Was Frank GRUND bereits vor 5 Tagen im
Handelsblatt-Interview zur Zinszusatzreserve erzählte, das wird
nun von Herbert FROMME aufgegriffen und näher ausgeführt.
SCHICK, Gerhard (2017): Die
unfaire Rettung der Versicherer.
Standpunkt: Die
Versicherungskonzerne haben zu wenig Eigenkapital. In der Krise droht
die Pleite. Doch die Politik hilft den Konzernen zuverlässig aus der
Patsche,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 14.05.
Der
finanzpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen,
Gerhard SCHICK, erklärt uns, mit welchen Gesetzesmaßnahmen der
Versicherungswirtschaft - meist unter Ausschluss der
Öffentlichkeit - geholfen wurde. Das reicht vom
Jahressteuergesetz 2010, mit dem zeitlich limitierte
Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen erlaubt wurden
(Die Limitationen wurden seither zweimal erweitert: durch das
Amtshilferichtlinie-Umsetzungsgesetz 2013 und das
Steueränderungsgesetz 2015), über die Einführung der
Zinszusatzreserve (ZZR) mittels Verordnung aus dem Jahr 2011
bis zum Begleitgesetz zum europäischen Zahlungsverkehr (SEPA)
aus dem Jahr 2012. Die Versicherungswirtschaft konnte sich
dadurch auf Kosten der Kunden sanieren. Lediglich mit dem
Lebensversicheungsreformgesetz aus dem Jahr 2013 wurden der
Versicherungswirtschaft und ihren Eigentümern Lasten
zugemutet.
SCHICK
kritisiert, dass es keine Regeln zur Eigentümerhaftung gibt,
die Kunden vor Vermögensverlusten schützen. Er fordert deshalb
mehr Transparenz im Lebensversicherungssektor. Dass
Lebensversicherer hohe Dividenden ausschütten, statt ihr
Kapital aufzustocken und Kosten bei Vertrieb und Verwaltung zu
sparen, findet SCHICK unfair. Und nicht zuletzt fordert er
eine angemessene Regulierung, damit mehr
"echtes Eigenkapital,
transparente Produkte und eine unabhängige Beratung für die
Kunden".
SCHARRENBROCH,
Christine (2017): Weg von der Lebensversicherung, hin zu
Cyber-Versicherungen.
Vorstandschef Markus Rieß muss den
Ergo-Konzern für die Zukunft fit machen. Dazu zählt ein schmerzhafter
Stellenabbau,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 15.05.
Christine SCHARRENBROCH berichtet über den
drittgrößten Erstversicherer Ergo auf dem deutschen Markt. Mit
Stellenabbau, Verkauf des Tafelssilbers und der Abwicklung klassischer
Lebensversicherungen will das Konzerngebilde, das zum Rückversicherer
Munich Re gehört, wieder Gewinne einfahren.
SIEDENBIEDEL,
Christian (2017): So krisenfest sind Deutschlands Versicherer.
Bis Montag müssen die 350
Versicherer in Deutschland zum ersten Mal ihre Quoten nach "Solvency
II" offenlegen. Was heißt das - und was lernen Kunden daraus?
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 18.05.
Was die Solvenzquote ("Verhältnis der Eigenmittel
eines Versicherers zu den Kapitalanforderung") für die Kunden
bedeutet, das erfährt man in diesem Artikel von Christian SIEDENBIEDEL
nicht, nur dass die Regulierung es mit der Transparenz nicht so genau
nimmt, d.h. die Regeln zur Berechnung der Solvenzquote liegt im
Gutdünken der Versicherer. Im Kommentar heißt es deshalb, dass die
Verbraucher anhand der Kennzahl nicht ermessen können, wie es um ihren
Versicherer steht.
SIEDENBIEDEL, Christian (2017): Mehr Licht.
Kommentar,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 18.05.
SCHNELL,
Christian (2017): Deutsche Versicherer zeigen sich standfest.
Solvency II: Branche meldet
solide Finanzpuffer - mit begrenzter Aussagekraft,
in:
Handelsblatt v. 22.05.
SCHÄFER,
Daniel (2017): "Es gibt viel Gerede im Markt".
Dieter Wemmer: Der
Finanzvorstand der Allianz erläutert, warum die deutschen
Versicherer unter besonderer Beobachtung stehen,
in:
Handelsblatt v. 22.05.
FROMME, Herbert (2017): Bedingt krisenfest.
Versicherer: Jetzt ist die
Gelegenheit, das Geschäftsmodell endlich transparenter zu
machen,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
22.05.
Herbert FROMME ärgert sich
über den Branchenverband der Versicherungswirtschaft (GDV),
der Verbraucherschützern und der Presse empfiehlt die
Solvenzquoten nicht zu kommunizieren. FROMME findet das
angesichts der Praktiken der Lebensversicherer heuchlerisch:
"Denn es sind vor allem
die Versicherer mit guten Werten, die schon heute damit im
Wettbewerb arbeiten und die schwächere Konkurrenz
schlechtreden."
Zu Recht kritisiert FROMME
die Finanzaufsicht (Bafin), die sich mehr um die Versicherer
als um die Verbraucher kümmert:
"Von der Bafin wünscht
man sich, dass sie mehr über die Probleme der Branche
unterrichtet statt die Solvenzzahlen klein zu reden. Die
Aufsicht hat eine Heidenangst davor, dass schlechte Werte
einige ohnehin angeschlagene Unternehmen vollends in die
Krise stürzen."
Aber auch FROMME verhält
sich nicht anders als die Bafin, denn schließlich sind die
Solvenzquoten öffentlich zugänglich. Warum also werden sie
nicht von der Presse kommuniziert, stattdessen werden
einseitig nur die gut dastehenden Lebensversicherer genannt.
Aufklärung sieht anders aus!
FROMME, Herbert (2017): Sicher ist sicher.
Europäische Versicherer müssen
ab sofort eine neue Kennziffer für die finanzielle Stabilität
veröffentlichen. Die Anbieter nutzen das Instrument sehr
unterschiedlich. Kunden müssen den Gebrauch noch lernen,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
23.05.
KRIEGER,
Friederike (2017): Der Marktführer lobt sich selbst.
Die Allianz sieht ihre
Strategie bestätigt,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
23.05.
"Jede Gesellschaft muss
einen Bericht zur Solvenz- und Finanzlage veröffentlichen,
der meistens auf der Webseite steht. Nach dem englischen »Solvency
and Financial Conditions Report« heißen die Berichte
SFCR-Reports, mit dem Suchbegriff sind sie in der Regel zu
finden. Allerdings verstecken manche Gesellschaften die
wichtigen Zahlen darin in einem Wust von Daten (...).
Offenbar wollen sie Nutzer der Berichte abschrecken",
erläutert Herbert FROMME
die Probleme, die Verbraucher erwarten, sollten sie auf eigene
Faust recherchieren.
"Ohne Übergangsmaßnahmen
wäre eine Reihe von Gesellschaften pleite oder müsste von
ihren Eignern frisches Kapital erhalten. Ein Beispiel ist
der kleine Lebensversicherer Familienfürsorge, der zur HUK
Coburg gehört: Er kommt ohne Übergangsmaßnahmen nur auf 56
Prozent des benötigten Kapitals, mit ihnen aber auf 261
Prozent - das reicht aus",
berichtet FROMME. Daneben
wird die Ergo Leben (100 Prozent) und die HUK-Coburg Leben mit
125 Prozent - ohne Übergangsregeln - genannt. Deutsche
Lebensversicherer würden aber im Vergleich zu Großbritannien
gut dastehen. So würden Aviva mit 57 Prozent und Legal &
General mit 7 Prozent schlecht dastehen.
FROMME weist darauf hin,
dass der Bund der Versicherten zusammen mit Carsten ZIELKE die
Berichte durchleuchten wolle, um den Kunden bessere
Vergleichsmöglichkeiten zu eröffnen. Gemäß FROMME müssten
Makler haften, wenn sie künftig eine schlecht ausgestattete
Gesellschaft empfehlen und diese dann Pleite ginge.
"Wer sich bei einem
Versicherer mit einer Quote um 100 Prozent versichert, ist
selbst schuld, wenn er nach dessen Pleite kein Geld sieht",
meint FROMME.
JAHBERG, Heike (2017): Versicherer im
Krisencheck.
Unternehmen müssen sagen, wie
dick ihre Kapitalpuffer sind. Die Zahlen sehen gut aus, doch
viele haben sie schöngerechnet,
in:
Tagesspiegel v. 23.05.
Heike JAHBERG nennt mit der Ergo Leben (100
Prozent) und HUK Leben (109 Prozent) nur zwei Lebensversicherer die -
ohne Übergangsregelungen - im kritischen Bereich lägen. Am Ende macht
sicht JAHBERG für mildere Regeln für Lebensversicherer bei der
Zinszusatzreserve stark, indem sie sich auf die Bafin und den Bund der
Versicherten beruft.
OLS. & Christian SIEDENBIEDEL
(2017): Lebensversicherer mit hinlänglichen Solvenzquoten,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 23.05.
"Ohne die Nutzung von Übergangsregeln wären 29 von 84
Lebensversicherern in den kritischen Bereich geraten berichtet die
Nachrichtenagentur Reuters. So seien alle über die Schwelle von 100
Prozent gekommen", heißt es in der FAZ zu den Solvenzquoten.
LOOMAN, Volker
(2017): Nepper, Schlepper, Bauernfänger,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 23.05.
Volker LOOMAN kritisiert, dass in den Produktinformationen von
Lebensversicherern bei fondsgebundenen Rentenversicherungen die
Kosten, die bei den Fondsgesellschaften anfallen, nicht aufgeführt
werden müssen. LOOMAN kommt auf 28 Prozent des Anlagebetrages, den die
Anteile von Bank, Versicherung und Fondsgesellschaft bei
fondsgebundenen Rentenversicherungen ausmachen würden, weshalb er zu
ETF-Indexfonds und Anleihen als die bessere Geldanlage zur
Altersvorsorge rät, wobei er bei Indexfonds von einer Rendite von 5
Prozent ausgeht, wobei einmalige und jährliche Kosten hinzukämen, die
jedoch weit geringer seien als bei fondsgebundenen
Rentenversicherungen.
ENZ, Werner (2017): Sorge tragen zur privaten Altersvorsorge.
Kommentar zu Schweizer
Lebensversicherer,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 27.05.
PFEIFFER, Hermannus
(2017): Die ganz Großen machen das Geschäft.
Die Betriebliche Altersvorsorge gilt in
der angeschlagenen Branche der Lebensversicherer als Hoffnungsträger,
in:
Neues Deutschland v. 30.05.
Hermannus PFEIFFER referiert die bekannten Klagen
der Lobbyisten der Versicherungswirtschaft.
GERTH, Martin (2017): Reform
mit Fehlern.
Betriebsrente: Ein neues Gesetz soll
Betriebsrenten bei Arbeitgebern und Beschäftigten beliebter machen.
Die Anreize dafür sind jedoch zu schwach,
in:
Wirtschaftswoche Nr.23 v. 02.06.
Martin
GERTH klagt, dass das Betriebsrentenstärkungsgesetz nicht die
Unternehmen, sondern vor allem die Lebensversicherer entlaste,
"die
Betriebsrentenbeiträge in betrieblichen
Lebensversicherungen, Pensionsfonds und Pensionskassen
anlegen. Bei allen drei Varianten, die 42 Prozent des
gesamten Marktes abdecken, liegt das Anlagerisiko beim
Versicherer. Im Mittelstand sind sogar zwei Drittel der
Betriebsrenten über Lebensversicherungen abgedeckt."
Bei den Direktzusagen und
den Unterstützungskassen seien dagegen heute schon 85 Prozent
aller neuen Betriebsrenten nur noch in Höhe der eingezahlten
Beiträge garantiert. Er beruft sich dabei auf Willis Towers
Watson, die ihr Geschäftsfeld durch die Reform nicht gestärkt
sieht.
Wenn nun von
Geringverdienern die Rede ist, werden gerne jene gemeint, die
bis zu 2.200 Euro Brutto im Monat verdienen, obwohl
Beschäftigten mit 2.000 Euro Brutto schon der unteren
Mittelschicht zugerechnet werden können.
GERTH jedoch geht es um die
Besser- und Spitzenverdiener:
"Schließlich wollen
Arbeitgeber mit der Betriebsrente vor allem hoch
qualifizierte Fachkräfte und nicht ausgerechnet
Geringverdiener ans Unternehmen binden".
Die Betriebsrente soll also
in erster Linie als Instrument der Personalrekrutierung und
nicht als Altersvorsorge dienen. Diese Sicht entspricht der
CDU, während die SPD die Betriebsrente als Bekämpfung der
Altersarmut verkauft.
THELEN, Peter
(2017): Versicherer gründen
Rentenwerk.
Sozialpartnermodell: Fünf
Traditionsversicherer treten an, die gerade verabschiedete und
umstrittene Reform der Betriebsrenten in die Tat umzusetzen,
in:
Handelsblatt v. 02.06.
Peter THELEN teilt die Lebensversicherer in zwei
Gruppen ein: jene Marktführer der betrieblichen Altersvorsorge wie die
Allianz und die R+V Versicherung, die das Sozialpartnermodell bekämpft
haben und jene Lebensversicherer, die nun die Chancen nutzen wollen
wie die Barmenia, Debeka, Gothaer, Huk-Coburg und die Stuttgarter
Lebensversicherung, die sich zu einem "Rentenwerk" zusammenschließen
wollen. Die Allianz, Ergo, Swiss Liefe und R+V haben sich bislang die
lukrativen Pfründe bei der Metall-Rente und dem Chemie-Pensionsfonds
gesichert. THELEN liefert dazu auch Stimmen von Uwe LAUE (Debeka) und
Henriette MEISSNER (Stuttgarter Leben).
FROMME, Herbert (2017): Gemeinsam gegen die Allianz.
Fünf Versicherer tun sich bei der
Betriebsrente zusammen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 02.06.
Herbert FROMME erläutert,
dass die Debeka unter den fünf Lebensversicherern des
geplanten Rentenwerks mit 3,6 Mrd. Prämieneinnahme der Riese
im Konsortium wäre. Die Gothaer kommt auf einen 7
Prozent-Anteil bei der betrieblichen Altersvorsorge (BAV),
während die Allianz mit 20 Mrd. Euro die BAV dominiert. Die
R+V kommt mit nur 8,5 Prozent auf Platz 2. Wenn das Rentenwerk
jedoch nur Platz 3 belegen würde, erscheinen die Zahlen von
FROMME nicht stimmig, denn wenn die Gothaer allein schon auf 7
Prozent Marktanteil kommt, dürften die anderen 4
Lebensversicherer zusammen nur auf einen Marktanteil von unter
1,5 Prozent kommen.
FROMME bezweifelt, dass die
Lebensversicherer beim Sozialpartnermodell Geld verdienen
können. Er sieht deshalb die Gründe für das Engagement zum
einen als Möglichkeit den Mitarbeitern weitere lukrativere
Policen aufzuschwatzen und zum anderen soll das neue
Geschäftsfeld mögliche Einbrüche bei der privaten
Altersvorsorge kompensieren.
SIEDENBIEDEL, Christian
(2017): Bafin: Deutsche Versicherer haben genug Krisenpuffer,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 10.06.
Christian SIEDENBIEDEL
berichtet über eine
Pressemitteilung der Bafin, in der mitgeteilt wurde, dass
von den 84 Lebensversicherern alle die Insolvenzquoten erfüllt
hätten - wenngleich manche die laxeren Übergangsregeln in
Anspruch genommen haben, um besser dazustehen. Zu den
Lebensversicherern schreibt die Bafin:
"Zum Stichtag 31.12.2016
standen 84 Lebensversicherungsunternehmen unter Aufsicht der
Bafin. Für die Berechnung der
Solvabilitätskapitalanforderungen (SCR) haben 73
Lebensversicherer die Standardformel und elf Unternehmen ein
(partielles) Internes Modell verwendet.
Unternehmensspezifische Parameter wurden von keinem
Unternehmen genutzt. Von den 84 Lebensversicherern wenden 47
die Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische
Rückstellungen gemäß § 352 VAG und die Volatilitätsanpassung
nach § 82 VAG an. 13 Lebensversicherer nutzen ausschließlich
die Übergangsmaßnahme für versicherungstechnische
Rückstellungen, während acht Unternehmen als einzige
Maßnahme die Volatilitätsanpassung anwenden. Die
Übergangsmaßnahme für risikofreie Zinssätze gemäß § 351 VAG
wird von einem Unternehmen in Kombination mit der
Volatilitätsanpassung angewendet. In Summe wenden somit 56
Lebensversicherer die Volatilitätsanpassung, 60
Lebensversicherer die Übergangsmaßnahmen für
versicherungstechnische Rückstellungen und ein
Lebensversicherer die Übergangsmaßnahme für risikofreie
Zinssätze an." (Bafin,
Websiteabruf vom 10.06.2017)
TAUBER, Jonas (2017): Erst
zum Schlichter.
Wer sich über seine Versicherung
ärgert, sollte zum Ombudsmann gehen, statt vor Gericht zu ziehen. Der
hilft oft weiter, und kostet nichts,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 12.06.
Gegen Lebensversicherer
kommen Versicherte besonders schlecht an, denn deren
Interessen sind gut abgesichert:
"2016 lag die
Erfolgsquote in der Lebensversicherung demnach bei 23
Prozent der beendeten zulässigen Beschwerden gegenüber 47
Prozent der Eingaben in anderen Bereichen",
berichtet Jonas TAUBER. Die
niedrige Erfolgsquote ist durch die mangelnde Transparenz auf
dem Gebiet der Altersvorsorge begründet, "weil die Verträge
oft unklar und missverständlich seien". Zudem kann der
Versicherungsombudsmann nur Entscheidungen im Streitwert bis
zu 10.000 Euro treffen. Ganz ärgerlich wird es, dass der
Ombudsmann bei Beschwerden gegen Vermittler, die mit 25
Prozent nur wenig erfolgreicher sind, nur unverbindliche
Empfehlungen aussprechen kann.
Fazit: Dem Ombudsmann sind
in vielen Fällen bei den Lebensversicherern die Hände
gebunden, was ein Beleg dafür ist, dass die Interessen der
Lebensversicherer besonders durch den Staat geschützt werden.
Auch Institutionen wie die Finanzaufsicht oder die
Verbraucherzentralen ändern daran nichts.
LANDGRAF, Anton (2017): Zum Wohle der Aktie.
Versicherer wie Allianz und Munich
Re wollen mit Aktienrückkäufen den Kurs treiben. Anleger schätzen dies
als Dividendenersatz,
in:
Freitag Nr.24 v. 14.06.
SIEDENBIEDEL,
Christian (2017): Weniger Provision für Vertreter.
Abschlussvergütungen für
Lebensversicherer sinken,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 21.06.
Das
Lebensversicherungsreformgesetz wirkt, soll eine Befragung von
Matthias BEENKEN & Michael RATKE belegen. Tatsächlich sind die
einmaligen Abschlussprovisionen zurückgegangen, was jedoch
nicht heißt, dass die Kunden die Profiteure sind. Ganz im
Gegenteil: Die Kosten wurden nur an andere Stellen verschoben:
"Häufiger als vor zwei
Jahren finden sich in der aktuellen Erhebung (...) auf die
Laufzeit verteilte Abschlussprovisionen."
RTR (2017): Arag Leben wird abgewickelt.
Frankfurter Leben übernimmt zweiten
Bestand. Schon fünf deutsche Lebensversicherung in Abwicklung,
in:
Frankfurter Rundschau v. 23.06.
BERSCHENS, Ruth (2017):
EU will private Altersvorsorge harmonisieren.
Kapitalmarkt: Die Europäische
Kommission schlägt einen Eu-Rechtsrahmen für Sparpläne vor. Die
deutsche Versicherungswirtschaft lehnt das Vorhaben strikt ab,
in:
Handelsblatt v. 29.06.
"Lebensversicherungen in
Deutschland, Pensionsfonds in Frankreich, Betriebsrenten in
den Niederlanden: Die kapitalgedeckte Altersvorsorge ist in
jedem EU-Staat anders organisiert. (...).
Die EU-Kommission will das jetzt ändern und einen
EU-Rechtsrahmen für private Alterssparpläne einführen",
berichtet Ruth BERSCHENS.
Der Lobbyverband der Versicherungswirtschaft sieht darin eine
Gefahr für die eigene Branche, die in Deutschland zwar
lauthals jammert, nichtsdestotrotz wie die Made im Speck auf
Kosten der Kunden lebt.
SAUER, Stefan
(2017): Hauptsache, gut versichert?
Analyse: Das Vertriebsgesetz, das
Versicherungskunden vor Falschberatung schützen soll, fällt schwach
aus. Die Makler haben ganze Lobbyarbeit geleistet,
in:
Frankfurter Rundschau v. 01.07.
Stefan SAUER berichtet nur
über
Einwände der Grünen gegen das am Donnerstag vom Bundestag
verabschiedete Versicherungsvertriebsgesetz, das wie alle
anderen schon von den Versicherungslobbyisten verwässerten
Gesetze, den Kunden keine wirkliche Verbesserungen bringen
werden. Die deutschen Lebensversicherer leben immer noch wie
die Made im Speck, denn lautes Jammern hilft immer!
Noch am 31. Mai gab es eine
Anhörung im Bundestagsausschuss. Den Stellungnahmen der 9
Verbände und Lobbyisten der Versicherungswirtschaft stand
lediglich die Verbraucherzentrale als vom Staat gesponserte
Versichertenanwältin gegenüber (alle Stellungnahmen und der
Gesetzesentwurf vom März 2017 sind
hier dokumentiert). Allein diese Übermacht zeigt die
Absurdität, mit der das Kapital den Kunden gegenübertreten
kann.
Die Änderungen zugunsten der Versicherungswirtschaft wurden
von CDU/CSU/SPD durchgesetzt.
FROMME, Herbert (2017): Generali kürzt Privatrenten.
Tausende Kunden des Versicherers
bekommen weniger Geld,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 03.07.
GDV
(2017): Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2017. Eine
Information der deutschen Lebensversicherer
Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft listet in der Broschüre
Ergebnisse für das Jahr 2016 auf, wobei neben den Lebensversicherungen
auch Pensionskassen und Pensionsfonds mitgezählt werden. Zum
Engagement der Lebensversicherer schreibt der GDV:
"Die Lebensversicherer (...) engagieren sich in allen fünf
Durchführungswegen – sei es direkt als Anbieter eines
Durchführungswegs oder indirekt über die Rückdeckung von
Versorgungszusagen. Insgesamt waren 2016 über 15,5 Millionen Verträge
der betrieblichen Altersversorgung zuzuordnen (plus 1,4 Prozent); sie
hielt damit einen Anteil von 17,4 Prozent an allen Verträgen der
Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds. Gemessen an den
Bestandsbeiträgen lag der Anteil sogar bei 22,7 Prozent." (2017, S,32)
20
überbetriebliche Pensionskassen und 16 Pensionsfonds werden den
Lebensversicherern zugeschrieben. Die BaFin listet in ihrer
Statistik für Erstversicherungsunternehmen und Pensionsfonds für
2016 138 Pensionskassen auf. Ein Jahr zuvor waren es noch 150. 29
Pensionsfonds führt die BaFin außerdem auf.
SCHÄFERS, Manfred
(2017): 63.163 Euro schrumpfen zu 35.881 Euro,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 06.07.
Manfred SCHÄFERS stellt zwei Berechnungen des Bundes der Versicherten
vor: die eine für das Jahr 1997 und die andere für das Jahr 2007.
Damit will SCHÄFERS die Probleme der Lebensversicherer belegen, eher
aber zeigen die Beispiele auf, wie Lebensversicherer ihre Probleme auf
die Versicherten abwälzen dürfen. Der Artikel muss im Zusammenhang mit
den Bestrebungen der Versicherungen gesehen werden, sich weitere
Entlastungen zu verschaffen.
MAJEWSKI, Ina
(2017): Generali
wegen Sofortrente vor Gericht,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 13.07.
MAJEWSKI, Ina
(2017): Keine höhere Auszahlung an Versicherte,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 14.07.
Die deutschen
Lebensversicherer leben wie die Made im Speck, denn besitzen
eine starke Lobby:
"Seit der Reform des
Lebensversicherungsgesetzes ist eine Kappung der
Ausschüttungen zulasten der Kunden möglich",
erklärt Ina MAJEWSKI. Seit
der Krise des Finanzkapitalismus wälzt die
Versicherungswirtschaft ihre Lasten auf die Versicherten ab.
Die Mainstreammedien applaudieren dazu kräftig. der
Verbraucherschutz ist hierzulande ein Hohn: Die
Verbraucherzentralen hängen am Staatstropf und bescheiden sich
deshalb. Wie stark die Lobby ist, zeigt sich daran, dass nur
sehr selten und sehr spärlich über die Kämpfe hinter den
verschlossenen Türen berichtet wird.
Die Verhinderung von
Transparenz bei gleichzeitiger Beschwörung derselben ist ein
Merkmal für die Macht der Lebensversicherer zu Lasten der
Verbraucher.
"Ohne Kürzung bestünde
die konkrete Gefahr, dass einige Lebensversicherer ihre
zugesagten Garantiezinsen nicht mehr hätten erwirtschaften
können",
heißt es in der Begründung,
als ob Gerichte dies beurteilen könnten. Fakt ist, dass die
Bafin erst vor kurzem allen Lebensversicherungen ein gutes
Zeugnis ausgestellt hatten. Vor diesem Hintergrund ist das
Urteil also völlig unverständlich.
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG-Wirtschaftsthema:
Altersvorsorge.
Wer privat
für den Ruhestand spart, zahlt dafür oft einen hohen Preis |
FROMME, Herbert (2017): Die Renten sind nicht sicher.
Anbieter von privaten
Rentenversicherungen kürzen immer öfter ihre Zusagen oder sogar
laufende Renten. An die hohen Vertriebskosten gehen die Versicherer
dagegen nur zögernd heran. Das wird sich bald ändern,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 20.07.
Die Allianz senkt den
Rentenwert von 44 Euro auf 38 Euro pro 10.000 Euro angespartem
Geld, berichtet Herbert FROMME, der wieder sein Steckenpferd
reitet:
"Im vergangenen Jahr
gaben die Gesellschaften sieben Milliarden Euro für
Vertriebskosten aus, das meiste davon für Provisionen.
Aufgebracht werden diese Mittel allein von den Kunden."
Ausgeblendet wird dabei
jedoch, dass insbesondere die Allianz hohe Dividenden zahlt
auf Kosten der Versicherten bezahlt. Statt also die Kunden zu
bedienen, wirft - nicht nur - die Allianz den Aktionären das
Geld in den Rachen. Davon aber lesen wir nichts.
Auch darüber wie die
Versicherungslobbyisten Reformen erfolgreich verweigert haben,
lesen wir so gut wie nichts.
"2016 trat das
Lebensversicherungsreformgesetz in Kraft. Die
Lebensversicherer drängten damals auf Veränderungen bei der
Überschussbeteiligung, die ihrer Ansicht nach ausscheidende
Kunden bevorzugten. Der Bundestag änderte die Regeln."
Statt die Provisionen zu
deckeln, wurden Grenzwerte definiert, die die
Versicherungswirtschaft ignorieren konnte und das obwohl der
Staat die Altersvorsorge mit hohen Summen subventioniert.
Davon sehen die Kunden nichts, sondern das steigert lediglich
die Profite der Versicherungen.
FROMME macht den
Versicherten nun Hoffnung, dass mit Erleichterungen bei der
Zinszusatzreserve Verbesserungen für die Kunden durchgesetzt
werden könnten. Das ist nichts als Illusion wie die
Verwässerung der EU-Richtlinie für die
Versicherungsvermittlung zeigt:
"Zwar haben sich die
Befürworter eines EU-weiten Verbots der Provisionen für
Lebensversicherungen nicht durchgesetzt, wie es schon in
Großbritannien, den Niederlanden und den nordischen Ländern
in Kraft ist. Zu stark war der gerade von Deutschland
geführte Widerstand."
Nichtsdestotrotz behauptet
FROMME, dass dies nichts mache, weil die Bafin ja noch da sei.
Die Bafin ist jedoch keine Verbraucherschutzorganisation,
sondern vertritt die Interessen der Versicherungswirtschaft.
Wer auf die Bafin setzt ist blauäugig. Und auch die
Verbraucherzentrale ist nicht wirklich ein Anwalt der Kunden,
weil sie von den staatlichen Mitteln abhängig ist - und
bekanntlich soll die private Altersvorsorge - koste es was es
wolle - ausgebaut werden.
TAUBER, Jonas
(2017): Mehr Honorar statt
Provision.
In Deutschland werden fast
alle Versicherungsverträge gegen Provision verkauft. Das ist
intransparent, monieren Kritiker. Ein Gesetz könnte die Wende bringen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 20.07.
Der Artikel von Jonas
TAUBER ist auch nicht hilfreich, denn das Gesetz zum
Versicherungsvertrieb, das im Februar 2018 in Kraft tritt,
wurde von den Versicherungslobbyisten bis zur Unkenntlichkeit
verwässert und bedient nun vor allem die Interessen der
Vermittlerbranche. Ob sie sich nun Makler, Vertreter oder
Berater nennen, ist für den Kunden egal, denn er zahlt auf
alle Fälle, denn die Lebensversicherer sind nicht dazu
gezwungen Netto-Tarife anzubieten, sondern sie haben sich
erfolgreich dagegen wehren können.
"Damit Berater (...) mit
Vermittlern konkurrieren können, erlaubt das Gesetz ihnen
die Vermittlung von Verträgen mit Provision. Dann fließt das
Geld aber nicht an den Berater, sondern zu 80 Prozent an den
Kunden, 20 Prozent bleiben beim Versicherer."
Oder anders formuliert: Der
Kunde sorgt weiterhin für die Profite der Lebensversicherer,
die in Deutschland immer noch wie die Made im Speck leben.
Jammern hilft!
HERZ, Carsten
(2017): Amerikanischer
Schnäppchenjäger.
Lebensversicherungen: Das
US-Unternehmen Athene will Lebensversicherern unliebsame Altverträge
abkaufen und damit zur Nummer eins im Markt werden.
Verbraucherschützer sind skeptisch,
in:
Handelsblatt v. 25.07.
Carsten HERZ berichtet über
den Einstieg des deutschen Ablegers Athene Lebensversicherung
des siebtgrößten US-Lebensversicherers in das Geschäft der
Run-off-Plattformen, d.h. der Abwicklungsplattformen, die sich
durch den Aufkauf von Versicherungsbeständen ein lukratives
Geschäft erwarten. Deutschland gilt als Eldorado, weil es hier
um besonders große Versichertenbestände geht.
"Wir brauchen keinen
Vertrieb, wir brauchen keine Produktentwicklung und wir
schleppen keine alte IT mit uns herum",
wird die Vorstandschefin
der Athene Lebensversicherung zu den Vorteilen des
Geschäftszweigs zitiert. Ob die Versicherten davon profitieren
ist jedoch eine ganz andere Frage. HERZ stellt die Generali
Leben als lukrativen Bestand für eine Übernahme durch die
konkurrierenden Abwicklungsplattformen dar:
"Das Portfolio wäre mit
mehr als 44 Milliarden Euro Kapitalanlagen der bisher größte
Bestand an Lebensversicherungen, der in Deutschland auf den
Markt käme."
Die Marktmacht der
Verbraucher wird von den Abwicklungsgesellschaften darin
gesehen, dass sie ihre Policen kündigen könnten. Bekanntlich
wird jedoch Versicherten selbst von
Verbraucherschutzorganisationen die Kündigung nur als
allerletzte Option gepredigt, weil sie mit hohen Verlusten
verbunden ist. Mit der Marktmacht der Verbraucher ist es also
nicht weit her!
FINANZTEST
(2017):
Widerspruch kann lohnen.
Lebensversicherung: Auch lange nach
dem Vertragsende sind oft noch Tausende Euro Nachschlag dring. Zwei
Beispiele zeigen, wie das geht,
in:
Finanztest, August
RITZER, Uwe (2017): Brisante Klage.
Eine der erfolgreichsten Vertreterin
der Allianz verklagt den Versicherungskonzern. Ihr Vorwurf: Die Firma
bringt sie und viele Kollegen um Teile ihrer Altersvorsorge. Der Fall
könnte Vorstandschef Bäte in Erklärungsnot bringen,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 11.08.
"Die Klageschrift und
Allianz-interne Unterlagen, die der SZ vorliegen, zeigen
Vorgänge, die nicht zum Bild eines Versicherers passen, der
bei der Kundschaft mit Seriosität und Korrektheit wirbt",
schreibt Uwe RITZER zum
Fall einer Leiterin einer Allianz-Generalvertretung in einer
süddeutschen Großstadt, sie bereits seit 9 Jahren
Unregelmäßigkeiten bei der Berechnung ihrer Rente beim
konzerneigenen Versorgungswerk festgestellt hat.
Ist einem großen
Lebensversicherer wie der Allianz zu trauen, der nicht einmal
bei den eigenen Mitarbeitern korrekt die Altersvorsorge
berechnet? Sollte es stimmen, dass es sich nicht nur um einen
Einzelfall handelt, dann würde die Allianz einen Imageschaden
davontragen. Die Glaubwürdigkeit der Branche ist nicht erst
durch die Finanzkrise erschüttert, die höchstens die Probleme
der privaten Altersvorsorge für allzu naive Gemüter sichtbar
werden ließ. Die Probleme liegen tiefer: Die kapitalgedeckte
Altersvorsorge ist nicht in der Lage die Lücke zu schließen,
die die Teilprivatisierung und Schwächung der gesetzlichen
Rente durch die neoliberalen Koalitionen seit Anfang der
Jahrtausendwende gerissen hat.
SCHNELL, Christian
(2017): Komplexe
Altersvorsorge.
Allianz: Der Versicherer hat die
Ansprüche einer Vertreterin falsch berechnet. Ein Präzedenzfall für
alle ist unwahrscheinlich,
in:
Handelsblatt v. 14.08.
Christian SCHNELL positioniert sich gegen die SZ, in der Uwe
RITZER den Fall von Falschberechnungen vor
drei Tagen als allgemeines Problem darstellte. Dagegen stellt sich
SCHNELL auf die Seite des Lebensversicherers, der von einem Einzelfall
spricht. Zudem wird ein Fachanwalt zitiert, der keine Gefahr für die
Allianz sieht, weil nur ein Urteil des Bundesgerichtshofs einen
Präzedenzfall schaffen könnte, das aber würde Jahre dauern. Dies passt
zum Bild der Lebensversicherungsbranche in Deutschland, in der Kunden
nur selten Ansprüche gegen die Versicherer durchsetzen können.
Insbesondere bei der Altersvorsorge sind die Belange der Versicherer
gut geschützt.
REZMER, Anke (2017): Gefragte Policen.
Bei fondsgebundenen
Rentenversicherungen bilden die Fonds den Kern des Vertrags. Die
Versicherungs-Ratingagentur Assekurata stellt in einer Auswertung für
das Handelsblatt deutliche Unterschiede fest,
in:
Handelsblatt v. 17.08.
SCHNELL, Christian (2017): "Nicht mehr erste
Wahl".
Der Vorstand der Allianz Leben über
sinkendes Interesse an klassischen Lebensversicherungen, Vorteile der
Riester-Rente und alternative Anlagen,
in:
Handelsblatt v. 22.08.
Christian SCHNELL hofiert einen Allianz-Vorstand, dem er brav die
Stichworte für seine PR liefert.
GENTRUP, Anna (2017): Knapp bei Kasse.
Können Versicherte ihre Beiträge
nicht bezahlen, sollten sie nicht überstürzt handeln,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 24.08.
Was passiert, wenn jemand
sich eine private Altersvorsorge nicht mehr leisten kann, weil
ein finanzieller Engpass besteht? Die neoliberale Strategie
ist klar: Zuerst alle anderen Optionen ausschöpfen, bevor auf
die Altersvorsorge zugegriffen werden soll. Die
Lebensversicherer seien kulant und helfen aus der Patsche
verspricht Anna GENTRUP. Die Hilfe ist jedoch teuer, denn
Lebensversicherer sind keine Samariter, sondern ziehen auch
aus den Notlagen ihre Profite.
Wer kündigt steht im
deutschen Recht auf verlorenen Posten, denn das schützt nicht
die Verbraucher, sondern die Lebensversicherer. Die
Alternative sind Zweitverwerter, die Policen zurückkaufen.
Diese kalkulieren so, dass minimale Anreize gegenüber der
Kündigung bestehen, sie dennoch noch gute Profite machen.
Fazit: Wer sich die private
Altersvorsorge wegen finanzieller Probleme nicht leisten kann,
wird doppelt abgezockt. Die Finanzdienstleister stehen immer
auf der Gewinnerseite!
FROMME, Herbert (2017): Generali? Aachen Münchener? Oder beides?.
Der italienische Versicherer
Generali ringt um seinen künftigen Auftritt im wichtigen deutschen
Markt. Die Marke Aachen Münchener steht auf dem Prüfstand. Der
verschachtelte Konzern will seine Struktur bereinigen. Offen ist,
unter welcher Flagge er dann segeln wird,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 24.08.
LANGENBERG, Britta
(2017): Innere
Werte.
Die Lebensversicherer müssen
neuerdings ihre Krisenfestigkeit beweisen - und detailliert Zahlen
offenlegen. Eine Studie benennt solvente Anbieter und solche, die
nachsitzen müssen,
in: Capital,
September
HERZ, Carsten (2017): Die neue
Unübersichtlichkeit.
Versicherer: Die klassische
Lebensversicherung läuft aus. Neue, variable Produkte sollen sie
beerben. Nicht jeder Kunde behält dabei den Überblick,
in:
Handelsblatt v. 01.09.
Die klassischen Lebensversicherungen bescheren den Versicherern zu
wenig Profit, weswegen viele nur noch teuere Produkte ohne
Garantiezins anbieten. Dem Kunden soll die für die
Lebensversicherungswirtschaft lukrativeren Produkte als
"renditeträchtiger" vermittelt werden. Verbraucherschützer raten
dagegen gleich zu günstigeren Indexfonds.
ENZ, Werner (2017): Entlastung und neue Schikanen.
Was die Rentenreform 2020 den
Lebensversicherern und ihren Kunden bringt,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 04.09.
HERZ, Carsten (2017): Verraten und verkauft?
Immer mehr Lebensversicherer haben
es auf ein ganz spezielles Geschäftsfeld abgesehen - die Abwicklung
von Altbeständen an Versicherungspolicen. Viele Kunden sind
beunruhigt,
in:
Handelsblatt v. 06.09.
Carsten HERZ betätigt sich als Imageaufpolierer für
Run-off-Plattformen. Das Prinzip dieser Imagekampagnen ist simpel:
Ständig die gleichen Argumente in immer wieder ähnlichen Berichten wiederholen. Damit wird aus
dem Außergewöhnlichen mit der Zeit eine Selbstverständlichkeit!
ENZ, Werner (2017):
Umverteilungen im BVG-System.
Die schwierigen Anlage- und
Rahmenbedingungen setzen den Lebensversicherern zu,
in:
Neue Zürcher Zeitung
v. 11.09.
ENZ, Werner (2017): Mehr riskieren und weniger verdienen.
Kommentar: BVG-Bilanz der
Lebensversicherer,
in:
Neue Zürcher Zeitung
v. 11.09.
FROMME, Herbert
(2017): Die Lebensverunsicherer.
Die Munich Re will ihre
stillgelegten Lebensversicherer verkaufen. Der einstige Liebling wird
immer mehr zur Belastung,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 27.09.
Herbert FROMME berichtet
über den geplanten Verkauf von rund 6 Millionen
Lebensversicherungsverträgen der Ergo Leben an eine
Abwicklungsgesellschaft. Dass deren mieser Ruf in Deutschland
nicht zum Problem wird, dafür soll die Bafin sorgen:
"Britische Zeitungen
nennen stillgelegte Gesellschaften gerne »Zombie Insurers«,
die untoten Versicherer. Diese wandelnden Leichen in
Großbritannien haben dem Run-off weltweit einen schlechten
Ruf eingebracht: Die Kunden wurden schäbig behandelt, sie
wurden gedrängt, ihre Verträge zu miesen Konditionen
aufzulösen, und sie mussten teuer für Fehler bezahlen.
In Deutschland soll das ganz anders laufen, sagt jedenfalls
die Finanzaufsicht Bafin."
KROHN, Philipp (2017): Versicherer streiten sich mit Vermittlern.
Bald wird der Gesetzgeber das Gesetz
zur Reform der Lebensversicherung überprüfen. In der Branche wächst
die Nervosität,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 28.09.
SIEVERS, Markus (2017): Schlag für die
Altersvorsorge.
Verbraucherschützer warnen: Die
Flucht der Unternehmen aus der Lebensversicherung gefährdet die
Ansprüche der Sparer,
in:
Frankfurter Rundschau v. 04.10.
Markus SIEVERS berichtet über die Kritik von Axel KLEINLEIN vom Bund
der Versicherten, der Einbußen der Versicherten bei der Übertragung
von Versicherungsbeständen an so genannte Abwicklungsgesellschaften
sieht. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen, der vom Staat
gesponsert wird und deshalb nicht unbedingt Verbraucherinteressen
vertritt, wiegelt dagegen ab - genauso wie SIEVERS im Kommentar.
SIEVERS, Markus (2017): Kein
Grund zur Panik.
Kommentar,
in:
Frankfurter Rundschau
v. 04.10.
HERZ, Carsten & Peter KÖHLER
(2017): Die Versicherer verlässt der Mut.
Anlagen: In den vergangenen
Jahren gingen die Anbieter mehr Risiken ein, um überhaupt noch
Renditen zu erzielen. Jetzt steht die nächste Trendwende bevor,
in:
Handelsblatt v. 04.10.
FROMME,
Herbert (2017): Versichert und verkauft.
Altersvorsorge: Die Konzerne
haben ihren Kunden die Treue versprochen, nun drücken sie sich,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
09.10.
"Durch die Ankündigung,
große Tochtergesellschaften mit zehn Millionen Verträgen an
Finanzinvestoren verkaufen zu wollen, haben Ergo und
Generali der Branche in Deutschland ein Desaster ungeahnten
Ausmaßes beschert",
erklärt uns Herbert FROMME.
Bereits gestern trötete die Welt am Sonntag lautstark
Die Altersversorgung von Millionen ist in Gefahr und
versprach bereits auf dem Titel. Nur mal kurz Ihr Geld retten.
FROMME hat jedoch
nichtsdestotrotz nur ein neues warmes Plätzchen für die
Lebensversicherer auf dem deutschen Altersvorsorgemarkt im
Sinn:
"Für die private
Altersvorsorge der Zukunft müssen Regierung und Versicherer
ernstzunehmende Alternativen prüfen. Dazu gehört der weitere
Ausbau der betrieblichen Altersversorgung. Außerdem wird die
Deutschlandrente eine Rolle spielen (...). Schließlich wurde
sie von drei Ministern in der hessischen schwarz-grünen
Koalition entwickelt."
Wer wie FROMME für den
weiteren Ausbau der betrieblichen Altersversorgung plädiert,
der hat nicht die Interessen der Rentner, sondern die
Interessen der Lebensversicherer im Sinn, die im Bunde mit
Arbeitgeberlobbyisten und Gewerkschaften ihre Profite auf
einem anderen Markt finden sollen. Dort können sie ihre
"Verträge auf Fondsbasis oder ohne Garantien" kostengünstig an
den Mann bringen.
Fazit: Es ist eine
grandiose Heuchelei, wenn FROMME nun das Gebaren, Altverträge
an Abwicklungsgesellschaften zu verkaufen, kritisiert, was er
ja bislang keineswegs als großes Problem ansah, weil die
Finanzaufsicht Bafin hohe Hürden für den Verkauf anlegt. Die
jetzige Entwicklung beschrieb FROMME bereits
im Januar.
Es ist eher so, dass
angesichts der anstehenden Koalitionsverhandlungen die
geräuschlose Praktik der Lebensversicherer instrumentalisiert
wird, um die gesetzliche Rente weiter schwächen zu können,
indem ganz auf den Ausbau der kapitalgedeckten Altersvorsorge
umgesteuert wird.
SCHNELL,
Christian (2017): Aufruhr bei den Versicherten.
Auf die Ankündigung großer
Unternehmen wie Ergo, Axa oder Generali, ihre alten
Lebensversicherungen verkaufen zu wollen, reagieren Kunden besorgt.
Grund zur Panik gibt es aber nicht,
in:
Handelsblatt v. 11.10.
Christian SCHNELL folgt dem
Tenor der Verbraucherzentrale, die angesichts des Abstoßens
von unlukrativen Altbeständen großer Lebensversicherer,
abwiegelt (siehe auch
FR vom 04.10.).
"Wer mit der Entwicklung
seiner Lebensversicherung (...) unzufrieden ist, könne
überlegen, ob er fortfährt wie bisher. Oder ob er seinen
Vertrag stilllegt, kündigt oder verkauft. Diese Varianten
stehen dem Kunden offen",
lautet das Motto bei der
Verbraucherzentrale. Für SCHNELL steht die Debatte erst am
Anfang.
SCHNELL,
Christian (2017): "Auf Punkt und Komma".
Heinz-Peter Roß: Der Chef der
Viridium-Gruppe verspricht Vertragstreue bis zum Ende der Laufzeit,
in:
Handelsblatt v. 11.10.
Christian SCHNELL lässt noch
einen Manager der Abwicklungsplattform Viridium zu Wort kommen, der
nichts anderes macht als die Unternehmensinteressen zu vertreten.
Das müsste eigentlich als Werbung deklariert werden, aber nicht als
Aufklärung!
SCHNELL,
Christian (2017): Branche am Wendepunkt.
Kommentar: Der Verkauf von
Lebensversicherungen muss so sorgsam erfolgen wie bisher,
in:
Handelsblatt v. 11.10.
"Die Branche steht (...) an einem
ganz entscheidenden Punkt. Ab sofort blicken Politik,
Verbraucherverbände und letztlich die breite Öffentlichkeit ganz
genau hin. Läuft eine Übernahme schief, (...) dann ist das
Geschäftsmodell Run-off ganz schnell eine Gefahr für das
Massenprodukt Lebensversicherung", meint Christian SCHNELL.
SCHNELL, Christian (2017): Was
tun mit der Police?
Kündigen, stillegen, verkaufen
oder beleihen? Wer mit seiner Lebensversicherung nicht mehr
zufrieden ist, hat unterschiedliche Möglichkeiten,
in:
Handelsblatt v. 13.10.
Christian SCHNELL knüpft an
seinen Artikel von vorgestern
an, in dem er die Verbraucherzentrale angesichts des drohenden
Verkaufs von Altbeständen an Abwicklungsplattformen,
folgendermaßen zitierte:
"Wer mit der Entwicklung
seiner Lebensversicherung (...) unzufrieden ist, könne
überlegen, ob er fortfährt wie bisher. Oder ob er seinen
Vertrag stilllegt, kündigt oder verkauft. Diese Varianten
stehen dem Kunden offen".
SCHNELL fügt dem nur eine
weitere Variante hinzu: Die Beleihung, was zu dem Thema nicht
unbedingt passend ist.
KROHN,
Philipp (2017): Die neue Lebensversicherungswelt ist intransparent.
Mit neuen Garantiekonzepten
fordert die Branche Kunden heraus. Oft wird aber weiterhin im
Kollektiv gespart,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 14.10.
"Doch bei allen schönen
Namen und neuen Konzepte bleiben alle Produkte, die eine
Garantie beinhalten - also zum Beispiel einen
Bruttobeitragserhalt oder eine Auszahlung von 80 Prozent
aller Beiträge - , zum Teil Lebensversicherungen mit einem
traditionellen Deckungsstock. Das bedeutet, dass Geld der
Versicherten in einem Topf angelegt wird, der dem Kollektiv
gehört und in dem Kapitalmarktschwankungen über die Zeit
ausgeglichen werden können",
erzählt uns Philipp KROHN.
Aus diesem Grund seien die jährlichen Informationsblätter der
Versicherer wichtig. Der
aktuelle Vorsorgeatlas 2017 zeigt jedoch: Die private
Altersvorsorge der Schicht 2, zu denen diese Produkte gehören,
ist in der Krise. Da hilft keine Schönfärberei wie sie KROHN
versucht!
HOCK, Martin (2017): Preisbrecher
bei Rentenversicherung mit Fonds.
Fondsgebundene
Rentenversicherungen gelten als zu teuer für die Altersvorsorge.
Doch mittlerweile gibt es konkurrenzfähige Angebote,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 14.10.
FROMME,
Herbert (2017): Jetzt kommt die superflexible Lebensversicherung.
Die Berliner Ideal will den
Vorsorgeklassiker neu erfinden: Kunden können Geld entnehmen,
Zusatzverträge draufsatteln und ständig ins Konto sehen,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
23.10.
Die private Altersvorsorge
hält nicht, was sie versprochen hat. Ein
Vergleich des Vorsorgeatlas 2013 mit 2017 zeigt, dass die
gesetzliche Rentenversicherung der privaten Altersvorsorge
deutlich überlegen ist. In nur 4 Jahren hat sich die
Bruttorenditenentwicklung deutlich verschlechtert, während die
gesetzliche Rentenversicherung deutlich zugelegt hat. Vor
diesem Hintergrund ist die "superflexible Lebensversicherung"
nur der Versuch von der Misere der privaten Altersvorsorge
abzulenken.
Transparenz soll das
Hauptproblem sein. Stattdessen ist Intransparenz eine logische
Strategie von kapitalistischen Unternehmen, die besonders gut
bei Produkten funktioniert, die eine Lebensentscheidung
darstellen, also langlebige Produkte sind. Bei solchen
Produkten ist der Kunde erst am Ende wirklich schlauer, also
dann, wenn es zu spät ist. Die vielen Beschwerden über
Lebensversicherungen, die beim Ombudsmann eingehen, aber nicht
zu Konsequenzen führen, sind ein Beleg dafür, dass bei
Lebensversicherungen etwas ganz gravierend schief läuft.
Man kann sich die ersten
zwei Drittel des Artikels sparen, denn das ist in erster Linie
Marketing des Unternehmens. Erst im letzten Drittel kommt
FROMME zu den Problemen des Geschäftsmodells des super
flexiblen Lebensversicherers: die mangelnde Rendite und das
hohe Risiko.
HERZ, Carsten (2017): Geld oder
Liebe.
Versicherer: Ergo will noch im
November erste Offerten für ihre Tochterfirmen Victoria und Ergo
Leben prüfen,
in:
Handelsblatt v. 30.10.
LANGENBERG, Britta (2017): Das
Leben ist eine Baustelle.
Mit 70 Millionen Verträgen ist
die Lebensversicherung immer noch die wichtigste Säule der privaten
Altersvorsorge. Doch immer mehr Anbieter wollen ihr Geschäft
loswerden. Die Kunden sind beunruhigt - Capital erklärt, was sie tun
können,
in:
Capital, November
KROHN,
Philipp (2017): Versagen in der Altersvorsorge.
Das Vorgehen der großen
Lebensversicherer, ihre Portfolios zu veräußern, ist äußerst
fragwürdig,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 02.11.
"Doch bei allen schönen
Namen und neuen Konzepte bleiben alle Produkte, die eine
Garantie beinhalten - also zum Beispiel einen
Bruttobeitragserhalt oder eine Auszahlung von 80 Prozent
aller Beiträge - , zum Teil Lebensversicherungen mit einem
traditionellen Deckungsstock. Das bedeutet, dass Geld der
Versicherten in einem Topf angelegt wird, der dem Kollektiv
gehört und in dem Kapitalmarktschwankungen über die Zeit
ausgeglichen werden können",
erzählt uns Philipp KROHN.
Aus diesem Grund seien die jährlichen Informationsblätter der
Versicherer wichtig. Der
aktuelle Vorsorgeatlas 2017 zeigt jedoch: Die private
Altersvorsorge der Schicht 2, zu denen diese Produkte gehören,
ist in der Krise. Da hilft keine Schönfärberei wie sie KROHN
versucht!
PFEIFFER, Hermannus (2017): Policen vor dem Ausverkauf.
Versicherer wollen 20 Millionen
Lebensversicherungen entsorgen,
in:
Neues Deutschland v.
02.11.
HOYER,
Niklas (2017): Halbe-halbe mit der Heuschrecke.
Lebensversicherung: Ergo und
Generali wollen zehn Millionen Verträge verkaufen. Investoren werden
prächtig verdienen - und die Kunden trotzdem nicht leiden,
in:
Wirtschaftswoche Nr.46 v.
03.11.
Niklas HOYER bügelt die Bedenken
der Verbraucherschützer gegenüber Abwickler mithilfe des
Unternehmensberaters und Versicherungsmathematikers
Bernd
HEISTERMANN ab. Da dieser für Lebensversicherer tätig ist,
vertritt er deren Interessen, schließlich will er auch in Zukunft
für sie tätig sein. Eine Abhandlung von HEISTERMANN zu
Abwicklungsplattformen findet sich
hier.
HAERDER,
Max (2017): Operation Giraffe.
Harald Christ: Der Topmanager
verlässt seinen Konzernposten, um sich der Politik und seiner SPD zu
widmen. Er müsste das nicht. Was treibt ihn an?
in:
Wirtschaftswoche Nr.46 v.
03.11.
Max HAERDER zeichnet ein
wohlwollendes Porträt des rechten SPDlers Harald CHRIST. Sein
Abgang soll nicht wie ein Abstieg aussehen. Doch sieht es ganz
so aus, dass CHRIST das sinkende Schiff verlässt, und die SPD
als Auffangbecken sieht. CHRIST ist bei der Ergo für den
Vertrieb zuständig, dessen Zukunft mehr als ungewiss ist, da
Ergo seine Lebensversicherungsaltbestände an eine
Abwicklungsgesellschaft verkaufen will. Schon seit Wochen ist
das ein Dauerthema.
Der 1972 geborene
Multimillionär CHRIST, also Angehöriger der
angeblich verlorenen Generation Golf, der sich erfolgreich
in der Finanzwirtschaft durchsetzte, kommt gemäß HAERDER aus
"bescheidenen
Verhältnissen. Die Mutter Hausfrau, sein Vater bei Opel im
Presswerk in Rüsselsheim. Kein Abitur, kein Studium, dafür
Ehrgeiz."
Dass der SPDler CHRIST 1999
- 2002 Leiter des Geschäftsbereichs Versichern und Vorsorgen
bei der Deutschen Bank war - also genau in dem Zeitraum, in
den die Teilprivatisierung der Alterssicherung und die
Durchsetzung der Riester-Rente fällt, bleibt bei HAERDER
unerwähnt.
HERZ,
Carsten (2017): Mangelnde Transparenz.
Jedes Jahr erhalten Millionen von
Deutschen eine Mitteilung über den Stand ihrer Lebensversicherung.
Eine neue Analyse belegt, dass es mit der Übersichtlichkeit immer
noch nicht weit her ist - doch 2018 wird sich dies ändern müssen,
in:
Handelsblatt v. 08.11.
Carsten HERZ berichtet über
eine Transparenz-Analyse von 64 deutschen Lebensversicherern
eines Zweitverwerters von Lebensversicherungen. Dessen
Interessen an Standmitteilungen sind nicht unbedingt
deckungsgleich mit denen der Kunden. Während es Versicherten
vor allem auf Gewissheit in Bezug auf die Auszahlungshöhe am
Ende und hohe Flexibilität angesichts
unsicherer Lebenssituationen ankommt, geht es den
Zweitverwertern um den genauen Mindestwert einer Versicherung
zum aktuellen Zeitpunkt. Transparenz kann Ungewissheit nicht
schmälern, sondern hilft vor allem Finanzdienstleistern zu
Kalkulationszwecken.
Wie unwichtig den Anbietern
die Versicherten sind, das lässt sich bereits daran ablesen,
dass sie mit ihren jährlichen Standmitteilungen nicht einmal
die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen. Vor allem der
Marktführer Allianz macht sich keine Sorgen um sein Renommee.
Schiere Größe ersetzt für ihn Kundenfreundlichkeit. Selbst der
"transparenteste Versicherer" erfüllt noch nicht einmal 75 %
der erforderlichen Angaben, wobei HERZ nicht darüber
informiert, nach welchen Kriterien der Zweitverwerter die
Angaben beurteilt.
"Vor allem die bereits
garantierte Ablaufleistung werde verschwiegen und
stattdessen die Versicherungssumme genannt",
zitiert HERZ die Kritik des
Zweitverwerters und zeigt damit sogleich auf, wo das
Eigeninteresse des Zweitverwerters liegt.
Im Februar 2018 soll mit
der in Kraft tretenden Vermittlerrichtlinie IDD die
Transparenz steigen:
"Das neue Gesetz (...)
verlangt auch Informationen zu eingezahlten Beiträgen,
Rückkaufwerten und Ablaufleistungen bei Beitragsfreistellung
zuzüglich Überschussbeteiligung auszuweisen, die bisher
nicht genannt werden müssen".
Dem Branchenverband geht es
um möglichst wenige Informationen, die angeblich mehr Klarheit
schaffen sollen.
Den Versicherten wäre mehr
damit gedient, wenn die Versicherer den Unsicherheitsgrad
ihrer Berechnungen mitteilen müssten, denn dann wäre
offensichtlich, dass Transparenz kaum mehr Klarheit über den
Stand der privaten Altersvorsorge bringt, weil sie von den
Entwicklungen auf dem Kapitalmarkt abhängt. Diese
Entwicklungen könnten schmerzhafter sein als bei der
gesetzlichen Rentenversicherung.
HERZ, Carsten (2017): Bitte mehr
Licht.
Kommentar: Versicherer sollten
aus Eigeninteresse transparenter in der Information werden,
in:
Handelsblatt v. 08.11.
HERZ,
Carsten (2017): Viele Angebote für Ergo-Policen.
Der geplante Verkauf von rund
sechs Millionen Lebensversicherungs-Policen des Versicherers wird
konkreter. Mehrere Interessenten haben unverbindliche Angebote
abgegeben,
in:
Handelsblatt v. 09.11.
"Laut Insidern haben
sowohl die Swiss Re als auch die Resolution Group, die in
Großbritannien seit 15 Jahren Lebensversicherungen ohne
Neugeschäft abwickelt, vorgefühlt",
berichtet Carsten HERZ.
Wichtig sind dem Lebensversicherer einzig die möglichen
Einwände der "Stakeholder" (wobei man sicherlich von einer
engen Bedeutungsverwendung dieses vagen Begriffs ausgehen
darf).
BAG/DRI/SIG/SOM/FSP (2017):
Weitsicht statt Kurspflege.
Politiker, Gewerkschafter und
Ökonomen kritisieren Aktienrückkäufe, wie sie etwa die Allianz
finanziert,
in:
Handelsblatt v. 13.11.
HERZ,
Carsten (2017): "Eine herausfordernde Zeit".
Achim Kassow: Der Vorstandschef
der Ergo-Deutschland spricht über einen möglichen Verkauf von Ergo
Leben und Victoria, die Sorgen der Kunden und wie viele
Lebensversicherungs-Policen er selbst besitzt,
in:
Handelsblatt v. 17.11.
"Natürlich werden wir den
Interessen von Kunden, Eigentümern, Mitarbeitern und
Vertriebspartnern bestmögliche bei unserer Entscheidung
Rechnung tragen",
verspricht der
Ergo-Manager. Nicht jedes Interesse der Betroffenen steht
jedoch auf der Prioritätenliste ganz oben. Ganz oben steht das
Renditeinteresse. Das Kapital der Lebensversicherer könnte
rentabler eingesetzt werden, d.h. die früheren Versprechungen
an die Kunden sind eine Last geworden. Der Kunde steht bei den
Überlegungen des Konzerns am Ende. Bei ihm geht es lediglich
um zweierlei: erstens ist er ein Störfaktor, denn ihm muss die
Entscheidung plausibel vermittelt werden. Für KASSOW ist das
lediglich ein Kommunikationsproblem. Zum zweiten darf die
Reputation nicht leiden. Auch das ist lediglich ein
Imageproblem. Das Interview dient letztlich dazu, das Image
von Run-off-Plattformen in Deutschland zu verbessern. Die
Mitarbeiter sind das übliche Problem, mit dem es Manager zu
tun haben, wenn Jobabbau droht. Wichtig ist hier nur, die
Arbeitnehmervertreter auf die eigene Seite zu bringen.
Der Vorteil von
Run-off-Plattformen wird wie üblich in der Größe und damit
verbundenen Synergieeffekten gesehen. Dieses Argument soll
beruhigen, denn es handelt sich um eingeführte
Argumentationsmuster, die durch ständige Wiederholung zur
Selbstverständlichkeit werden. Ob die Argumentation
stichhaltig ist, ist dann nur sekundär.
KROHN, Philipp (2017):
Ertragspuffer der Lebensversicherer werden dünner.
Anbieter sind zunehmend auf
andere Gewinnquellen als die Kapitalerträge angewiesen,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 21.11.
GRÖGER, Anne-Christin (2017):
Ruhe bewahren.
SZ-Wirtschaftsthema
Altersvorsorge: Zwei große Lebensversicherer wollen sich von ihren
Altverträgen trennen. Das sorgt für Unsicherheit bei vielen
Verbrauchern: Kündigen oder behalten? Experten raten zur
Besonnenheit,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
23.11.
Das Geschäft mit der Unsicherheit
in Sachen Altersvorsorge ist äußerst lukrativ. So verweist z.B. die
vom Staat gesponserte Verbraucherzentrale darauf, dass zur
Entscheidung darüber, welche Option die Beste sei, unabhängige
Versicherungsmakler oder -berater konsultiert werden sollen. Aber
wie unabhängig können diese sein, vor dem Hintergrund, dass das
Gesetz von den Lobbyisten auf den letzten Metern noch aufgeweicht
wurde? Die Kosten für die Beratung trägt auf alle Fälle der Kunde.
Die Finanzdienstleisterbranche gewinnt immer. Die Dummen sind die
Geringverdiener, denn Beratung - ob sinnvoll oder nicht - kostet und
schmälert dadurch auf alle Fälle die Altersvorsorgerendite.
FROMME,
Herbert (2017): Kampf an vielen Fronten.
Für die Lebensversicherer sind die goldenen Zeiten
vorbei,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
23.11.
Ob die goldenen Zeiten für
Lebensversicherer vorbei sind, das wird die Zukunft zeigen.
Bislang haben die Lebensversicherer noch jedes Problem durch
Lobbyismus zu ihren Gunsten gelöst. Einerseits werden sie ihre
unlukrativ gewordenen Altbestände an Run-Off-Gesellschaften
abschieben und anderseits sind sie dabei die Lasten der
Zinszusatzreserve abzuwerfen:
"Die Versicherer haben
den Bundestag um Entschärfung gebeten. Wegen der
Verzögerungen bei der Regierungsbildung wird das dauern",
meint Herbert FROMME. Eine
goldene Nase versprechen sich die Lebensversicherer von der
betrieblichen Altersvorsorge.
KROHN, Philipp (2017):
Alte Leipziger beichtet als erster.
Lebensversicherte erhalten
sinkende Überschussbeteiligung,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 28.11.
Die Umverteilung der
Risiken von den Lebensversicherern auf die Versicherten ist im
vollen Gange. Kunden werden durch virtuelle
Renditemöglichkeiten geködert, um die Altlasten zu verringern,
die sich die Lebensversicherer mit großmäuligen Versprechungen
Anfang des Jahrtausends aufgebürdet haben und nun nicht mehr
bedienen wollen.
Um die klassischen Policen
unattraktiver zu machen, gehen Lebensversicherer nun dazu
über, die Überschussbeteiligungen für risikoreichere Produkte
zu erhöhen. Die Alte Leipziger verkauft klassische Policen nur
noch in Form der betrieblichen Altersvorsorge - wohl auch nur,
um überhaupt gegenüber anderen Finanzdienstleistern
konkurrenzfähig zu sein.
HERZ,
Carsten & Christian SCHNELL (2017): Lästige Policen.
Der
Verkauf der klassischen Lebensversicherungen der Ergo ist
gescheitert. Jetzt muss die Munich-Re-Tochter ihre Bestände selbst
verwalten - und dafür einen Technologie-Partner finden,
in:
Handelsblatt v. 30.11.
HERZ & SCHNELL sehen die
Verlierer des geplatzten Deals auf beiden Seiten. Die Kluft der
jeweiligen Preisvorstellungen sollen die Ursache gewesen sein. Ergo
wollte doppelt so viel für seine Altbestände als die
Run-off-Betreiber zu bieten hatten. Nun will Ergo die Alt-Bestände
in eigener Regie verwalten und selber ins Run-off-Geschäft
einsteigen - so jedenfalls die Selbstdarstellung. Dazu muss jedoch
die IT-Software erneuert werden - ein Unterfangen das sicherlich
nicht einfach werden dürfte. Und am Ende könnte dann eine erneute
Kehrtwende stehen, falls der Mutter die Gewinne nicht hoch genug
sind. Im Kommentar spricht HERZ von einem Imageschaden. Kunden sind
sicherlich gut beraten, wenn sie in Ergo einen unsicheren
Kantonisten sehen.
HERZ, Carsten (2017): Zurück
auf Anfang.
Kommentar: Mit dem Abbruch der Verkaufssondierung für die
Altbestände der Lebensversicherung sorgt Ergo intern für Ruhe.
Dennoch werfen Details Fragen auf,
in:
Handelsblatt v. 30.11.
SCHARRENBROCH, Christine &
Henning PEITSMEIER (2017): Ergo macht Rückzieher beim Verkauf
der Lebensversicherer.
Die Angebote waren zu
niedrig, der öffentliche Widerstand zu groß,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 30.11.
SCHARRENBROCH, Christine (2017):
Neues Geschäftsmodell.
Kommentar,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 30.11.
Christine SCHARRENBROCH hebt vor
allem darauf ab, dass Ergo nun selber Abwicklungsdienste anbieten
möchte. Dabei lässt sie mögliche Bedenken außen vor. Was aber wenn
die erhofften Synergieeffekte ausbleiben und andere
Lebensversicherer das Ergo-Angebot ignorieren? Und vor allem, was,
wenn der Mutterkonzern die Geduld verliert? Axel KLEINLEIN
jedenfalls hegt Zweifel, dass Ergo seinen jetzigen Kurs durchhält.
ENZ, Werner
(2017):
Lebensversicherer erfinden sich
neu.
Strategien zum Überleben in einer
langen Niedrigzinsphase,
in:
Neue Zürcher Zeitung v.
02.12.
Werner ENZ berichtet über keine
einzige neue Strategie der Lebensversicherer, sondern fasst die
üblichen Praktiken zusammen. Dazu gehört insbesondere die
Umverteilung der Risiken auf die Kunden, die mit Renditeversprechen
geködert werden.
HERZ,
Carsten & Christian SCHNELL (2017):
Eine zweifelhafte alte Liebe.
Besitzer der einst so beliebten
Lebensversicherungen müssen sich auch 2018 auf weniger Rendite
einstellen. Doch Marktführer Allianz setzt mit stabilen Prognosen
seine Rivalen unter Druck,
in:
Handelsblatt v. 05.12.
HERZ & SCHNELL hofieren den
Lebensversicherer Allianz, dessen Neugeschäft die Risiken der
Altersvorsorge fast vollständig auf die Kunden verlagert hat. Von
daher ist die Stabilität bei der laufenden Verzinsung eher
Augenwischerei. Denn entscheidend ist nicht die laufende Verzinsung
in einem einzigen Jahr, sondern was am Ende der Laufzeit für den
Kunden herauskommt.
MAGENHEIM, Thomas
(2017): Allianz hält Rendite von Lebenspolicen stabil.
Die Zinsflaute macht den
Versicherern zu schaffen. Doch nun setzt der Marktführer ein
Zeichen,
in:
Frankfurter Rundschau v.
05.12.
Der Artikel von Thomas
MAGENHEIM ist noch weniger informativ als der heutige
Handelsblatt-Artikel. Vor allem macht er sich zum Kumpanen der
Markteting-Abteilung der Allianz, wenn er schriebt:
"Die Allianz (...)
garantiert (...), dass (...) Altverträge nicht an
professionelle Abwickler verkauft (werden), wie das
Konkurrenten immer häufiger planen.'"
Was eine solche Garantie
tatsächlich Wert ist, außer der Tatsache, dass es ein simpler
Marketinggag ist, das wir die Zukunft zeigen. Auch die
Aussage, dass die Allianz
"bei einem Zinsniveau von
dauerhaft null Prozent in der Lage (ist), die
Verpflichtungen auch aus Hochzinszeiten sicherzustellen",
ist in erster Linie
Marketing. Wer wie die Allianz die Risiken der Altersvorsorge
drastisch auf die Kunden umlegt, der hat gut prahlen. Ob der
Kunde damit jedoch besser fährt, das ist eine ganz andere
Sache.
KROHN,
Philipp (2017): Allianz hält die Verzinsung in schwieriger Zeit
stabil.
Der Marktführer in der
Lebensversicherung will ein Signal an Kunden und Wettbewerber
aussenden. Größe kann im Niedrigzinsumfeld ein Vorteil sein,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 05.12.
Philipp KROHN berichtet am
ausführlichsten und versucht gleichzeitig die Allianz in ein
mildes Licht zu rücken. So ist die Allianz bei den
Verpflichtungen durch die Zinszusatzreserve keineswegs
Spitzenreiter, sondern belegt lediglich Platz 8. Die
Risikoverlagerung auf den Kunden hat indes die Allianz
vorangetrieben, die sich über das neue
Betriebsrentenstärkungskonzept besonders freuen kann, weil es
ihr in die Hände spielt. Im Bereich der betrieblichen
Altersvorsorge ist die Allianz gemäß KROHN noch am ehesten bei
den klassischen Policen im Geschäft (ca. 25 Prozent statt ca.
10 Prozent bei der privaten Altersvorsorge)
KROHN sieht in der Bafin
einen Helfer der Lebensversicherer, was die Belastungen durch
die Zinszusatzreserve betrifft. Die Kunden liegen der Bafin
dagegen weniger am Herzen.
KRIEGER,
Friederike (2017): Gutschrift bleibt stabil.
Allianz nennt
Überschussbeteiligung für Lebensversicherungen,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
05.12.
Friederike KRIEGER verschweigt,
dass die Allianz die Verzinsung nicht nur letztes Jahr, sondern
bereits die letzten drei Jahre gesenkt hat, bevor sie nun die
weitere Absenkung gestoppt hat. KRIEGER weist jedoch darauf hin,
dass die Allianz mit besseren Konditionen für die risikoreichen
Produkte Kunden ködert.
ENZ, Werner
(2017): Allianz demonstriert erstaunliche Stärke.
Kommentar: Deutsche
Lebensversicherer,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 05.12.
Werner ENZ sieht die Lage der
Allianz nicht so rosig wie die deutschen Journalisten und weist auf
die Unwägbarkeiten des Kapitalmarktes und der Politik hin.
KROHN, Philipp
(2017): Ergo bringt mehr Flexibilität in die Lebensversicherung.
Kunden können über Anlageformen
entscheiden. Mit neuen Modellen strebt der Konzern höhere
Marktanteile an,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 16.12.
SPIEGEL (2017): Eine Frage des Vertrauens.
Altersvorsorge: Lebensversicherer
leiden unter hoch verzinsten Verträgen - und verkaufen sie deshalb
an Investoren. Was bedeutet das für die Kunden?
in:
Spiegel Nr.51 v. 16.12.
MÜNCH, Peter (2017):
Projekt sorgenfrei.
Steuererleichterungen,
Bürokratieabbau, Bekenntnis zu Europa - unter dem Motto "Österreich
kann's besser" verspricht Sebastian Kurz dem Land eine "neue Zeit".
Gegenüber Flüchtlingen zeigt die ÖVP/FPÖ-Koalition Härte,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
18.12.
Österreich wird in den nächsten Jahren von
einer Mitte-Rechts-Regierung regiert. Finanzminister wird
Hartwig LÖGER (ÖVP) war bislang Chef des Versicherungskonzern
Uniqa, dessen Anteil am Lebensversicherungsmarkt gemäß
Jahresbericht 2016 des österreichischen Verbandes der
Versicherungswirtschaft durch Fusion vom Rang 7
(Marktanteil 5,17 %) auf Rang 1 (Marktanteil 18,07 %) im Jahr
2016 aufgestiegen ist. Mit LÖGER sitzt ein Lobbyist ersten
Ranges der privaten Altersvorsorge nun an den Schalthebeln der
Macht.
Das Regierungsprogramm in Sachen
Alterssicherung (S.108-111) ist in erster Linie Schönfärberei.
Zwischen den Zeilen ist jedoch zu erkennen, dass in Österreich
ein Paradigmenwechsel geplant ist, denn die private bzw.
betriebliche Altersvorsorge soll gestärkt werden. Bislang ist
in Österreich noch die gesetzliche Rente für die
Lebensstandardsicherung zuständig, weshalb
Österreich den Gegnern der privaten Altersvorsorge ein Vorbild
ist. Dies könnte sich unter der neuen Regierung ändern,
bei der nun die Lobbyisten der Finanzdienstleister das
Finanzministerium beherrschen. In Deutschland fand der
Paradigmenwechsel 2001 statt. Zuvor waren wichtige Lobbyisten
der Finanzindustrie in der Politik installiert worden. In
dieser Phase befindet sich nun auch Österreich. Man darf also
gespannt sein, ob die neue Mitte-Rechts-Regierung ebenfalls
erfolgreich das System Richtung Neoliberalismus und
Kapitaldeckung verändern kann oder ob sich in Österreich der
Widerstand durchsetzen kann.