2017
BÄCKER,
Gerhard (2017): Rückblick auf die Alterssicherungspolitik im
Jahr 2016,
in:
Zeitschrift für
Sozialreform, Heft 1, S.3-14
"Im Bundestagswahlkampf
2017 wird die Zukunft der Rente das zentrale innenpolitische
Thema sein. Obwohl Bundskanzlerin Angela Merkel die
Alterssicherungspolitik nicht zum Wahlkampfthema machen
will, wird sich dies nicht vermeiden lassen, da die Menschen
die Frage nach ihrer Absicherung im Alter sehr bewegt und
das sinkende Rentenniveau und die Angst vor einer
verbreiteten Altersarmut viel Besorgnis auslösen. Nicht
zuletzt wird auch die AfD die Rentenpolitik in den
Mittelpunkt ihrer sozialpolitischen Forderungen während des
Wahlkampfes stellen",
prophezeit Gerhard BÄCKER
zu Beginn seines Rückblicks auf das rentenpolitisch ereignis-
und diskussionsreiche Jahr 2016. Es werden die Debatten über
das Scheitern der Riester-Rente, die steigende Altersarmut,
die Abwehr der Grundsatzkritik durch Inaussichtstellung eines
Gesamtkonzeptes zur Alterssicherung sowie die Debatte um die
Erhöhung des Renteneintrittsalters nachgezeichnet und näher
auf die Gesetze (Flexirente) und Gesetzentwürfe
(Ostrentenangleichung und Betriebsrentenstärkungsgesetz)
eingegangen.
Beim
Betriebsrentenstärkungsgesetz wird auch auf die negativen
Auswirkungen der Entgeltumwandlung näher eingegangen. Anders
als Volker MEINHARDT im aktuellen
Heft der Zeitschrift Soziale Sicherheit wird die
Entgeltumwandlung in erster Linie hinsichtlich der
Bereitschaft zur Zahlung höherer Beiträge zur gesetzlichen
Rentenversicherung (GRV) diskutiert:
"Bei einer Ausweitung der
Entgeltumwandlung auf acht Prozent werden - vorausgesetzt,
dass viele Menschen davon Gebrauch machen - die verfügbaren
Einkommen belastet und damit die Akzeptanz, höhere Beiträge
für die GRV zu zahlen. Die Ausweitung der betrieblichen
Altersvorsorge wird also die Zahlungsbereitschaft in der
gesetzlichen Alterssicherung einschränken. Wenn mehr
Menschen die Entgeltumwandlung nutzen, wird sich dies auch
auf die Einnahmen in der gesetzlichen Rente auswirken. Nach
der Rentenanpassungsformel fallen entsprechend auch die
Rentenanpassungen geringer aus. Die Entgeltumwandlung in der
betrieblichen Altersvorsorge hat also immer das Problem,
dass sie sich negativ auf die finanzielle Situation der
gesetzlichen Rente auswirkt - und zwar auch auf jene
Versicherten, die keine betriebliche Altersvorsorge über
Entgeltumwandlung betreiben."
In dem Artikel von
MEINHARDT werden die Auswirkungen der Entgeltumwandlung auf
die unterschiedlichen Arbeitnehmergruppen und die anderen
Zweige der Sozialversicherung, die bei BÄCKER nicht zur
Sprache kommen, ausführlicher dargestellt.
Das
Betriebsrentenstärkungsgesetz wird von BAECKER als Versuch
gedeutet, die kapitalgedeckte Altersvorsorge zu retten. Die
Ostrentenangleichung wird als notwendig erachtet, deren
Problematik aber nicht erkannt, wenn es heißt:
"Inzwischen hat es eine
starke Lohnangleichung gegeben, allerdings keineswegs einen
Gleichstand. Auch der aktuelle Rentenwert Ost hat sich dem
aktuellen Rentenwert West bis auf 94 Prozent angenähert.
Gleichwohl würde eine Anhebung auf 100 Prozent sehr teuer,
da alle Renten im Osten höher ausfielen."
Dass das Gesetz die
Rentenwertangleichung bremsen statt fördern könnte, wird von
BÄCKER nicht gesehen, stattdessen wird nur auf die falsche
Finanzierung (Beiträge statt Steuermittel) abgehoben.
Die Flexi-Rente wird von
BÄCKER ambivalent beurteilt. Zum einen betont er die Gefahr,
dass ältere Menschen auf schlechtbezahlte Vollzeitstellen
abgedrängt werden, weil die Teilrente als Lohnsubventionierung
missbraucht wird, andererseits lobt er die vorgesehenen
Maßnahmen zur Prävention und Rehabilitation:
"Viele andere
Alterssicherungssysteme beinhalten keine
Rehabilitationsleistungen, auch nicht die betriebliche
Altersvorsorge oder die Riester-Rente, die daneben beide
keine Erwerbsminderungsrenten vorsehen."
Eine Erhöhung des
Renteneintrittsalter oder gar eine Kopplung an die
Lebenserwartung sieht BÄCKER wegen der großen
gruppenspezifischen Unterschiede bei der Lebenserwartung als
problematisch. Außerdem würde die Rahmenbedingungen wie
Arbeitsmarktlage und Entwicklungen beim Gesundheitszustand
vernachlässigt. Nicht zuletzt wird die postdemokratische
Tendenz der Kopplungsvariante kritisiert:
"Man kann dies als
Versuch werten, die hochpolitische Debatte um das
Renteneintrittsalter zu entpolitisieren und einer
demokratischen Entscheidungsfindung zu entziehen."
Mehr Transparenz z.B. durch
die Einführung des Produktblatts (PIB) bei der Riester-Rente
löst für BÄCKER nicht das grundsätzliche Problem der
kapitalgedeckten Altersvorsorge: die fehlende Vorhersehbarkeit
und damit fehlende Planungssicherheit für die Rentner.
Zu den künftigen Themen
zählt BÄCKER die nationalkonservativen Vorstellungen der AfD:
"Die Kinderlosen sollen
(...) höhere Beiträge zahlen. Damit wird, polemisch
gesprochen, eine Grenze zwischen selbstlosen Müttern und
selbstbezogenen Karrierefrauen gezogen. Ähnliche Äußerungen
stammen auch vom ehemaligen Sozialrichter Jürgen Borchert."
Hinsichtlich der
Selbständigen und der Digitalisierung der Arbeitswelt plädiert
BÄCKER für einen Absicherung der Selbständigen in der GRV
KLÖCKNER, Marcus (2017): Journalismus als Durchlauferhitzer.
Journalist und Buchautor
Stephan Hebel über etablierte und alternative Medien,
in:
Telepolis v. 01.01.
MICHLER, Inga
(2017): Freiheit mit 60.
Vorsorgelücke: Die meisten
Deutschen würden gerne früher in Rente gehen, mit 60,2 Jahren.
Bleibt nur die Frage: Woher soll das Geld dafür kommen?
in:
Welt am Sonntag kompakt
v. 01.01.
Wäre dies ein Schulaufsatz,
dann würde darunter Thema verfehlt stehen, denn ums Geld für
den vorzeitigen Ruhestand geht es in dem Artikel nicht,
sondern die Springer-Presse hat durch das angeschlagene
GfK-Konsumforschungsinstitut erfragen lassen, ob die
Propaganda der Mainstreammedien, die das Weiterarbeiten über
die Altersgrenze hinaus als Herzensangelegenheit predigen,
bereits Erfolg gezeitigt hat. Das hat sie jedoch nicht.
Entgegen allen Artikeln, die in den letzten Jahren den älteren
Spaßarbeiter zum Leitbild erhoben haben, interessiert das noch
nicht einmal die Bessergebildeten:
"Es sind nicht diejenigen
mit Abitur und Hochschulabschluss, die so gerne arbeiten,
dass sie möglichst spät damit aufhören wollen. Es sind
gerade die Menschen mit Hauptschulabschluss, die mit 60,3
Jahren eine etwas spätere Rente anstreben",
interpretiert MICHLER
Umfrageergebnisse, deren Original uns jedoch vorenthalten
werden. Offenbar sind sie nicht geeignet, das zu untermauern,
was MICHLER in sie hineininterpretiert. Denn sonst gäbe es
doch keinen Grund, uns die Ergebnisse vorzuenthalten? Uns wird
nur die Antwort von Altersgruppen zum gewünschten
Renteneintritt präsentiert und zwar ohne, dass dies auch von
ihnen finanziert werden können muss.
Vor diesem Hintergrund
belehrt uns MICHLER nun, dass unsere Wünsche aufgrund der
demografischen Entwicklung nicht finanzierbar seien. Dazu wird
uns das Jahresgutachten der "Wirtschaftsweisen", die uns als
"ökonomisches Gewissen der Nation" vorgestellt werden, obwohl
sie nur Lobbyisten der Arbeitgeber sind. Uns soll die
"Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung"
als alternativlos eingeredet werden. Dazu wird auch vor Lügen
nicht zurückgeschreckt:
"Ein besonderes Geschenk
bereitete die Große Koalition langjährig Versicherten wie
etwa Facharbeitern. Sie können seit 2014 ohne Abschläge
schon mit 63 Jahren in Rente gehen."
Dies ist falsch. Die
Deutsche Rentenversicherung schreibt dazu in ihrer
Pressemittelung v. 20.12.2016
auf ihrer Website:
"Bei der abschlagsfreien
Altersrente für besonders langjährig Versicherte ab 63
steigt die Altersgrenze auf 63 Jahre und vier Monate. Das
gilt für Versicherte, die 1954 geboren wurden und im
nächsten Jahr (Anm.d.V.: 2017) 63 werden. Für die folgenden
Geburtsjahrgänge erhöht sich das Eintrittsalter um je zwei
weitere Monate. 2029 ist dann die Altersgrenze von 65 Jahren
erreicht ist."
Wenn MICHLER hier schon so
schlampig ist, dann darf es uns auch nicht wundern, wenn sie
Fakten freizügig interpretiert.
"Laut GfK-Umfrage können
sich noch nicht einmal fünf Prozent der Befragten damit
anfreunden, erst ab 67 Jahren in Rente zu gehen. Mehr als 83
Prozent würden dagegen am liebsten noch vor ihrem 65.
Geburtstag aufhören zu arbeiten."
Damit solche Vorstellungen
nicht in die Tat umgesetzt werden, hat sich u.a. das Berliner
"Silver Workers Institute" gegründet. Dessen wohlklingende
Propaganda wird uns durch den Wirtschaftspsychologen Jürgen
DELLER nahe gebracht.
Die Flexi-Rente wird uns
von MICHLER auf die neoliberale Zielsetzung hin reduziert: das
Weiterarbeiten nach der Regelaltersgrenze. Ein Chor von
Fachkräftemangel-Propagandisten begleitet diese Sichtweise.
Weil aber alle diese
Argumente zu fadenscheinig sind - schließlich muss die frühe
Rente ja finanziert werden, d.h. das Weiterarbeiten ist für
viele Menschen zukünftig Zwang und nicht Spaß - wird uns die
Rente als Krankmacher eingeredet. Tatsächlich gibt es
Menschen, denen die Rente nicht gut tut, nur werden diese uns
pauschal als Negativbeispiel dargestellt. Wen also Neoliberale
schon nicht davon abhalten können, frühzeitig in Rente zu
gehen, denen machen sie zumindest ein schlechtes Gewissen. Als
Ablasshandel wurde deshalb das Ehrenamt entwickelt. Viel
sinnvoller wäre es jedoch das Ehrenamt als bezahlte Arbeit
anzubieten. Hier könnten genügend sinnvolle Arbeitsplätze für
Ältere geschaffen werden. Das aber widerspricht jedoch den
Profitinteressen der Wirtschaft. Alternativ könnten auch die
Arbeitsbedingungen für ältere Menschen verbessert werden. Aber
auch das ist nicht im Sinne der Wirtschaft, die ältere
Menschen entweder durch die Teilrente subventiert gegen
jüngere Arbeitswillige ausspielen möchte oder zumindest als
Reservearmee benötigt, um die Lohnentwicklung zu bremsen.
ENGARTNER,
Tim (2016): Rendite statt Rente - oder: Die Privatisierung der
Altersvorsorge,
in:
Gesellschaft - Wirtschaft - Politik,
Heft 4, S.419-426
Tim
ENGARTNER, Verfasser des vor kurzem erschienenen Buchs
Staat im Ausverkauf, kritisiert die Teilprivatisierung der
Rentenversicherung.
"Selbst in weiten Teilen
der SPD, der Gewerkschaften und der Kirchen formierte sich
kein (wirksamer) Widerstand gegen die »Verschlankung« des
gesetzlichen Rentenversicherungssystems" (2016, S.419),
nennt ENGARTNER jene, die
eigentlich energisch Widerstand hätten leisten müssen, aber
entweder wie die Gewerkschaften zu lange auf die
Durchsetzbarkeit eigener Interessen hofften, oder sich der
Marktgläubigkeit unterordneten. ENGARTNER beschreibt die
Vorteile des Umlageverfahrens und stellt es den Nachteilen der
Kapitaldeckung mit seinen Unsicherheiten und Risiken
gegenüber.
ENGARTNER weist auf die
Nachteile der Entgeltumwandlung bei der betrieblichen
Altersvorsorge hin, die derzeit selbst von den Gewerkschaften
forciert wird:
"Begleitet wurde die
Reform der gesetzlichen Rentenversicherungssysteme durch die
sogenannte Entgeltumwandlung von Gehaltsteilen, sodass nun
Teile des Gehalts in eine betriebliche Altersvorsorge oder
Direktversicherung fließen können. Damit profitieren
Gutverdiener zu Lasten der Geringverdiener, weil das dann
niedriger Durchschnittsentgelt das allgemeine gesetzliche
Rentenniveau senkt. Zugleich fließt weniger Geld in die
Kranken- und Pflegeversicherung, die Arbeitgeber hingegen
können einen Teil der Sozialabgaben sparen." (2016, S.423)
KREMER, Dennis
(2017): Das Zeitalter der ETF.
Indexfonds (ETF) sind populär
wie nie. Weil sie einfach und günstig sind. Ihr Siegeszug
markiert eine Zeitenwende an den Finanzmärkten,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
v. 01.01.
SOMMER, Ulf (2017): Auf lange Sicht immer
erfolgreich.
Leidartikel: Hinter Aktien
steckt mehr als heiße Luft,
in:
Handelsblatt
v. 03.01.
Ulf
SOMMER ist nichts anderes als ein
Durchlauferhitzer für das Deutsche Aktieninstitut, dessen
Propaganda SOMMER nachplappert und sogar noch falsch:
"Wer ganz sichergehen
will, muss mindestens 15 Jahre lang investiert bleiben, denn
über so einen langen Zeitraum entstand noch nie ein Minus -
egal, wie ungünstig ein Einstieg auch war."
Das widerspricht der
aktuellen DAI-Broschüre
Lebensstandard im Alter sichern – Rentenlücke mit Aktien
schließen:
"Bei historischen
DAX-Sparplänen von 15 Jahren betrug (...) der Verlust für
die schlechteste 15-Jahres-Periode (...) noch -0,4 Prozent."
(2016, S.21)"
Aber Ulf SOMMER ist mit
seiner Propaganda In guter Gesellschaft (mehr
hier und
hier),
ÖCHSNER, Thomas (2017): Früher Vogel
fängt den Wurm.
Auch Frührentner können mit
freiwilligen Zusatzbeiträgen ihr Altersgeld aufstocken,
in:
Süddeutsche Zeitung
v. 05.01.
Thomas
ÖCHSNER berichtet über mögliche freiwillige Einzahlungen in
die Rentenkasse, mit denen Abschläge beim vorzeitigen
Renteneintritt vermieden werden können. Anlass ist das
Inkrafttreten des Flexirentengesetzes. Daneben macht er
Werbung für Rentenbeitragszahlungen von Minijobbern, die sich
meist befreien lassen.
MUßLER, Hanno (2017): Vermögensverwalter
senken Aktienquote.
Nach dem Aufschwung am
Aktienmarkt scheuen Vermögensverwalter oft vor mehr Aktien
zurück. Wie eine Umfrage zum richtigen Vermögensmix für 2017
zeigt, lenken sie freie Mittel eher in Anleihen und Gold,
in:
Frankfurter
Allgemeine Zeitung v.
05.01.
Privatanlegern wird seit
geraumer Zeit die Aktie als Königsweg der Altersvorsorge
angepriesen.
Daniel MOHR und andere werden nicht müde mit hohen
Renditenversprechen als
Durchlauferhitzer
des DAI, der Lobbyorganisation der Aktie, zu fungieren (mehr
auch hier). Dabei werden Kosten
und Risiken von Aktien verharmlost.
Besonders für
Schlechterverdienende, die keine oder nur geringe
Möglichkeiten der Diversifikation besitzen, besteht die große
Gefahr ihre Altersvorsorge durch Falschanlage aufs Spiel zu
setzen. Gewinner sind auf alle Fälle die Finanzdienstleister,
die beim Erfinden von Hintertürchen der Risikoabwälzung auf
die Kunden clever genug sind.
BRANDSTETTER, Barbara
(2017): Mit freiwilligen Beiträgen die Rente aufbessern.
Die Vermögensfrage:
Freiwillige Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung
rechnen sich vor allem für Leute ab 55 Jahren. Aber auch
Jüngeren steht die Möglichkeit offen. Allerdings sind die fetten
Jahre in der gesetzlichen Rentenversicherung aller Voraussicht
bald vorbei,
in:
Frankfurter
Allgemeine Zeitung v.
07.01.
Bereits
Mitte August predigte Barbara BRANDSTETTER die
freiwilligen Zuschussbeiträge als lukrative Möglichkeit zur
Aufbesserung der Rente. Die fetten Jahre sind gemäß
Rentenversicherungsbericht 2016 erst 2023 vorbei, wenn die
derzeit niedrigen Beiträge steigen sollten und das
Rentenniveau sinkt.
"Besonders lukrativ sind
Ausgleichszahlungen derzeit für rentennahe Ostdeutsche. Die
Angleichung der Ost- an den West-Rentenwert ist beschlossen
und soll 2025 finalisiert sein. Daher können Ostdeutsche
aktuell die Möglichkeit nutzen, vergleichsweise günstig
Entgeltpunkte zu erwerben. So liegt der Wert eines
Entgeltpunktes im Osten derzeit bei 28,66 Euro, im Westen
sind es 30,45 Euro. Bei einer weiteren Angleichung des
aktuellen Rentenwerts (Ost) an den aktuellen Rentenwert
steigt auch der aus einer geringeren Beitragszahlung
resultierende Betrag der Rente",
berichtet BRANDSTETTER.
Die Differenz des Rentenwertes liegt 2016 aber nur noch bei
1,79 Euro. 2015 wären es noch 2,16 Euro gewesen. Wer also
länger wartet, der könnte zu spät kommen, weil die Differenz
mit jedem Jahr weiter abnimmt. Inwieweit das Gesetz die
Lukrativität von Einzahlungen erhöht hängt auch von Faktoren
ab, die nichts mit dem Gesetz zu tun haben, z.B. mit der
Lohnentwicklung in Ost und West, von der der Rentenwert
abhängig ist.
PAPON, Kerstin
(2017): Neues Rekordjahr für Indexfonds.
Inzwischen sind gut 3,4
Billionen Dollar in den kostengünstigen ETF investiert. Doch die
Branche wandelt sich: 2016 kauften Anleger erstmals mehr Fonds
auf Anleihen als auf Aktien,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 12.01.
ZYDRA, Markus (2017): Haus schlägt Aktie.
Die meisten Geldprofis gehen
bis heute davon aus, dass Aktien die lukrativste Geldanlage
sind. Eine Untersuchung beweist nun, dass Immobilien mehr
bringen. Sollte also jeder ein Haus kaufen? So einfach ist es
nicht,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
12.01.
Markus
ZYDRA liefert einen einseitigen Bericht ab, der nur auf
Sensation aus ist, aber nicht die
unrealistischen Annahmen
der noch unveröffentlichten Studie von Moritz SCHULARICK
nennt. Ausführlicher und weniger reißerisch hat das
Handelsblatt schon
im November über die Studie berichtet.
BEEGER, Britta (2017): Bloß nicht dran denken!
Viele junge Menschen sind
durch die Rentendebatte verunsichert. Sie glauben, mehr privat
für das Alter vorsorgen zu müssen - und tun es trotzdem nur
selten. Ein Blick in die Gefühlslage,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 14.01.
BMAS (2017): Verbreitung der Altersvorsorge 2015 (AV 2015) -
End- und Methodenbericht,
in: Bundesministerium für
Arbeit und Soziales
v. 16.01.
MJJ (2017): Betriebsrente dominiert private Altersvorsorge.
Finanzen: Nur 20 Prozent
verfügen über eine Betriebs- und Riester-Rente,
in:
ihre-vorsorge.de v.
19.01.
CREUTZBURG,
Dietrich (2017): Pensionäre erhalten durchschnittlich 3.000 Euro
Ruhegeld.
Versorgungsbericht der
Regierung liefert neue Zahlen. Innenministerium gegen direkte
Vergleiche mit Rentnern,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 21.01.
Der
Sechste Versorgungsbericht der Bundesregierung
(S.13) bildet die Systematik des Alterssicherungssystems in
Deutschland folgendermaßen ab:
Sicherungsfunktion |
Arbeitnehmer/in |
Beamte / Richter /
Berufssoldaten |
Privatwirtschaft |
Öffentlicher Dienst |
Regelsicherung
(1. Säule) |
Rente aus der
gesetzlichen Rentenversicherung |
Beamten- und
Soldatenversorgung |
Zusatzversicherung
(2. Säule) |
Betriebsrente |
Zusatzversorgung/
Betriebsrente
(VBL / kommunale Zusatzversogrungskassen |
Private
Altersvorsorge
(3. Säule |
Eigenverantwortliche Altersvorsorge |
Ein Vergleich von
gesetzlicher Rente mit der Beamtenversorgung ist nach dieser
Sicht unzulässig, denn die Beamtenversorgung entspricht nach
dieser Systematik der erste und zweiten Säule der
Alterssicherung. Hinzu kommt, dass sich die Sozialstruktur von
Beamten und Nicht-Beamten dahingehend unterscheidet, dass sie
gebildeter sind als jene in der gesetzlichen
Rentenversicherung.
"Beamte (haben) im
Durchschnitt eine höhere Berufsqualifikation (...) als der
durchschnittliche Arbeitnehmer. So kommen 70 Prozent der
Pensionäre des Bundes aus dem gehobenen oder höheren Dienst,
wofür in der Regel eine akademische Bildung erforderlich
ist. Unter den mehr als 30 Millionen Arbeitnehmern haben
dagegen weniger als 40 Prozent Abitur oder
Fachhochschulreife erreicht, hätten also die Voraussetzungen
für eine solche Laufbahn",
berichtet Dietrich
CREUTZBURG. Nicht berichtet wird dagegen, dass Bundesbeamte im
Vergleich zu Arbeitnehmern eine sehr kleine Gruppe sind:
"Die Zahl der Beamtinnen
und Beamten, Richterinnen und Richter, Berufssoldatinnen
Berufssoldaten im unmittelbaren Bundesbereich (nachfolgend
Bundesbedienstete) belief sich im Jahr 2014 auf rund
177.900. Das ist der niedrigste Stand seit 1992."
Landes- und Kommunalbeamte
fehlen im Versorgungsbericht, sodass der Bericht keinen
Gesamtüberblick über die Beamtenversorgung in Deutschland
ermöglicht.
KREMER, Dennis
(2017): Der Urvater aller Indexfonds.
John Bogle hat die Geldanlage
revolutioniert: Vor 40 Jahren erfand er den ersten Indexfonds (ETF).
Heute kopieren alle seine Idee,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
v. 22.01.
MOHR,
Daniel
(2017): Mehr Altersvorsorge in Fonds.
Privatanleger jedoch
zurückhaltend. Mischfonds gefragt,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 24.01.
Neoliberale berichten lieber über Erfolgsmeldungen
in Sachen Kapitaldeckung. Statt die gesetzliche Rente zu
fördern, sollen die Profite der Finanzmarktakteure durch
Subventionen gesichert werden. Die Propaganda der Lobbyisten
war erfolgreich: Garantien sind kein Thema mehr. Die Risiken
werden inzwischen voll auf die Kunden abgewälzt. Diese hoffen
jedoch, dass nur die dummen Anderen Fehlinvestitionen tätigen:
"Garantiefonds (...)
schließen reihenweise und verzeichneten 2016 Abflüsse von
mehr als 4,5 Milliarden Euro."
BOEHRINGER, S. & J. WILLMROTH (2017):
Risiko, was ist das?
Die Europäer wissen wenig
über finanzielle Zusammenhange,
in:
Süddeutsche Zeitung
v. 28.01.
Die Finanzdienstleister
möchten uns gerne schon in der Schule so bilden, dass sie
davon profitieren, weshalb wir von Studien in ihrem Auftrag
regelmäßig zu finanziellen Analphabeten erklärt werden. So
auch wieder durch eine Auftragsstudie des Allianz-Konzerns in
10 europäischen Ländern. Dazu werden uns Fragen gestellt, die
für den Finanzmarktalltag wenig tauglich sind. Nützt es
jemanden etwas über Renditen zu wissen, der kein Geld fürs
Sparen übrig hat? Ich könnte z.B. alle Fragen richtig
beantworten und dennoch der Meinung sein, dass z.B. die
Kapitaldeckung gegenüber der Umlagefinanzierung die
schlechtere Lösung ist. Das aber wollen solche Umfragen gar
nicht wissen! Sie schreiben unsere Zurückhaltung lieber
unserer ungenügenden Finanzbildung zu.
SCHERFF,
Dyrk (2017): Früh spart, wer reich werden will.
Mäusekonten, Hipp Baby
Sparbücher oder Biene-Maya-Schutzbriefe sollen Eltern zum Sparen
für ihre Kinder verführen. Doch der Zins darauf ist nicht der
Rede wert. Es gibt bessere Möglichkeiten,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
v. 29.01.
SCHERFF,
Dyrk (2017): Aktien sind unschlagbar.
Der Dow Jones ist der
berühmteste Börsenindex der Welt. Sein jüngster Rekord beweist:
Wer etwas Zeit mitbringt, macht mit Aktien Gewinn,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
v. 29.01.
SIEDENBIEDEL, Christian (2017): Die Inflation ist nicht leicht
zu schlagen.
Die Inflationsrate ist im
Januar auf 1,9 Prozent gestiegen. Wo gibt es noch so hohe Zinsen
fürs Ersparte, dass dieser Kaufkraftverlust ausgeglichen wird?
in:
Frankfurter
Allgemeine Zeitung v.
31.01.
ÖCHSNER,
Thomas (2017): Frauen holen bei der Rente auf.
Männer erwerben in Zukunft
geringere Ansprüche, zeigt eine neue Studie des DIW,
in:
Süddeutsche Zeitung
v. 02.02.
Bericht über den
DIW-Wochenbericht
Gender Pension Gap.
BRANDSTETTER, Barbara (2017):
Sicher fürs Alter vorsorgen.
Die Vermögensfrage:
Selbständige, Freiberufler und Mütter können sich mit
freiwilligen Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung
eine Leibrente aufbauen. Das rechnet sich insbesondere für Leute
von 55 Jahren an,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 04.02.
Barbara BRANDSTETTER berichtet ausführlich darüber wie
sich Spitzenverdiener durch freiwillige Einzahlungen in die
gesetzliche Rentenversicherung ihre üppigen Alterseinkommen
auf Kosten der Schlechterverdiener noch erhöhen können. Dazu
gehören z.B. Anwälte oder Ärzte, die über eigene
Versorgungswerke versorgt sind, genauso wie Mütter mit einem
Spitzenverdiener an ihrer Seite oder hohe Beamte.
Grundsätzlich steht diese Möglichkeit natürlich auch
Schlechterverdienern zu, aber deren Möglichkeiten sind durch
fehlendes Vermögen und mangelhafte Ausnutzung steuerlicher
Vorteile sehr eingeschränkt. Als Experten werden der
Fachanwalt für Sozialrecht Christian WAGNER, der
Finanzmathematiker Werner SIEPE und der Finanztest-Mitarbeiter
Theodor PISCHKE zitiert.
KREMER,
Dennis (2017): Schöne Kurve, schöne Gewinne.
Indexfonds (ETF) sind bliebt
wie nie. Das können Anleger nutzer. Sie brauchen nur die Aktie
der Firma MSCI kaufen, die für die wichtigsten Börsenindizes der
Welt verantwortlich ist,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
v. 05.02.
SCHICKENTANZ, Chris-Oliver (2017):
Mehr Rendite im Alter.
Profi-Anlageempfehlung,
in:
Handelsblatt
v. 09.02.
Der
Artikel zeigt, dass beim Handelsblatt PR und
Journalismus vermischt werden: Ein Commerzbank-Mitarbeiter
kann hier kostenlos Werbung für einen Themen-ETF machen. Dass
diese Werbung, die als "Anlageempfehlung" geadelt wird, im
Gewande eines "informativen Artikels" präsentiert wird, wirft
ein schlechtes Licht auf den Journalismus.
KELNBERGER,
Josef (2017): Sparsam ist relativ.
Die Abgeordneten in
Baden-Württemberg sollen wieder staatlich fürs Alter vorsorgen
können,
in:
Süddeutsche Zeitung
v. 09.02.
Erst 2008
setzten Baden-Württembergs Landtagsabgeordnete mit einer
Reform auf die private Altersvorsorge. Nun haben sie ihren
kurzen Ausflug in die raue Welt der privaten Altersvorsorge
wieder beendet. Wir können dagegen nicht wählen, ob wir der
privaten Altersvorsorge den Rücken kehren wollen. Wir werden
von der Bundesregierung zur Subvention der Finanzdienstleister
gezwungen, weil die gesetzliche Rentenversicherung nicht mehr
lebensstandardsichernd ist.
WAGSTAFF, Chris (2017): Behavioral
Finance für die Altersvorsorge.
Standpunkt,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 11.02.
Chris
WAGSTAFF will statt Belehrung den Nachahmungseffekt ausnutzen,
um die Bevölkerung in die Arme der Finanzwirtschaft zu
treiben:
"Menschen (...) neigen
(dazu), sich der sozialen Norm anzupassen. Solange die
öffentliche Debatte den Eindruck vermittelt, unzureichende
Altersvorsorge sei die soziale Norm, dürften Menschen wenig
Anlass sehen, ihre Einstellung zu ändern. Positivbeispiele
können mehr bewirken als Negativbeispiele, die bislang die
Debatte bestimmen.
Die Finanzindustrie solle
zudem Spielfilme und Talkshows mit dem
Altersvorsorgegedankengut infiltrieren, als ob das nicht
bereits der Fall wäre!
Die Altersvorsorge ist eine
Wette auf die Zukunft. Pikanterweise will WAGSTAFF dieses
Glücksspiel zusätzlich noch durch Gewinnspiele attraktiver
machen. Je mehr gespart wird, desto höher sollen die
Gewinnchancen sein.
KREMER, Dennis
(2017): Häuser lohnen sich mehr als Aktien.
Immobilien sind die beste
Geldanlage, sagt Wirtschaftshistoriker Moritz Schularick. Er hat
die Hauspreise seit dem Jahr 1870 erforscht,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
v. 12.02.
STIEBER, Benno (2017): Unverblümte
parlamentarische Selbstbedienung.
Baden-Württemberg: Der
Landtag genehmigt sich eine üppige Altersvorsorge. Doch das
könnte gekippt werden - durch einen Volksbeteiligung, die das
Parlament 2016 beschlossen hatte,
in:
TAZ v. 14.02.
Benno
STIEBER berichtet über die
Selbstbedienungsmentalität der Baden-Württembergischen
Landtagsabgeordneten, denen ein Volksantrag droht. Dazu
wären nur 40.000 Unterschriften nötig (O,5 Prozent der
Wahlberechtigten):
"Allein die Drohung, dass
die Bevölkerung die Abgeordneten via Volksantrag zum Rapport
zwingen könnte, zeigt erste Wirkung".
MOHR, Daniel (2017): Mehr Jüngere kaufen
Aktien,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 15.02.
Daniel
MOHR füttert uns mit der
am Dienstag veröffentlichten PR des Deutschen Aktieninstituts
- ohne uns jedoch die ganze Wahrheit zu den geschönten Zahlen
zur "Zusatzrente" zu präsentieren, denn dazu müsste man die
12seitige Broschüre zu den Aktionärszahlen 2016 lesen:
"Annahmen: Ansparphase
über 30 Jahre mit 50 Euro Anlage pro Monat, Anlage jeweils
zum Stand des DAX oder REXP am Monatsende, keine
Berücksichtigung von Steuern und Transaktionskosten:
Zeitraum der Berechnung, 1967-2016" (S.9)
In der Printausgabe wird
uns sogar nur der höchstmögliche Durchschnittswert
präsentiert:
"Wer in der Vergangenheit
30 Jahre lang monatlich einen Sparbetrag von 50 Euro in
Aktien investiert habe, konnte damit im Durchschnitt eine
Zusatzrente von 870 Euro im Monat erzielen, die 20 Jahre
lang gezahlt wird."
Online wird dagegen zumindest darauf hingewiesen, dass man
auch Pech haben konnte:
"Selbst im Falle einer
ungünstigeren Entwicklung der Aktienmärkte waren es immer
noch 360 Euro."
Nur bezieht sich das eben
nicht auf Aktien, sondern nur auf einen Indexfonds und ohne
die Kosten zu berücksichtigen. Uns wird also ein nicht
erreichbares Ideal präsentiert. Aufklärung sieht anders aus!
Und ob in Zukunft solch hohe Renditen wie in der Vergangenheit
noch möglich sind, weiß niemand.
SOLDT, Rüdiger
(2017): Vertrauensspeck aufgebraucht.
Das Scheitern der Neuregelung
der Altersversorgung im Südwesten schadet auch der Koalition,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 17.02.
KOUFEN, Sebastian & Christiane LOOS (2017):
Rentenbezugsmitteilungen als neue Datenquelle,
in:
WISTA, Heft 1, S.82-94
MOHR, Daniel (2017): Deutsche Fonds verwalten 2,8 Billionen
Euro.
Die Bedeutung von Fonds für
die Altersvorsorge wächst stetig. Systemrelevant will die
Branche aber keinesfalls sein,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 22.02.
Daniel MOHR nervt mit dem
Gejammer des Lobbyverbandes BVI, das er uns filterlos
vorsetzt. Dass der Verband gegen einen Deutschland-Fonds als
Konkurrenzprodukt ist und Regulierung ablehnt (höchstens sie
trifft die Wettbewerber) ist selbstverständlich.
"Die Bundesbank weist ein
Geldvermögen der Deutschen von gut 5,5 Billionen Euro aus.
Vereinfacht gesagt, steckt damit jeder zweite Euro der
Deutschen direkt oder indirekt über Versorgungswerke,
Betriebsrenten und Versicherungen in Fonds",
erläutert MOHR, dennoch
wirft er uns mit dem BVI-Blick vor, dass wir nicht genug in
"renditestarke" Aktien (also risikoreich) investieren:
"In den Vereinigten
Staaten haben 52 Prozent der Menschen Aktien und hierzulande
nur 14 Prozent und das (...), weil es eine steuerlich
geförderte private Altersvorsorge gibt".
Regulierung: nein,
Subventionen: nehmen wir sofort! WILLMROTH zitiert dagegen
ganz anders:
"»Im europäischen
Vergleich stehen wir gar nicht schlecht da.« Denn im
europäischen Ausland besitzen die Bürger auch nicht mehr
Aktien, sei es über Fonds oder als direkte Beteiligung. In
Österreich sind neun Prozent der Bürger Aktionäre, in
Frankreich nur sieben. In Deutschland sind es 14 Prozent."
Anders als MOHR weist
WILLMROTH auf die Interessen des Verbandes hin:
"Pross ist Präsident des
Verbands BVI, des politischen Arms der deutschen
Fondsgesellschaften. Denen geht es gut: 2016 war für die
Branche ein weiteres Rekordjahr. (...). Dem BVI ist daran
gelegen, diesen Anteil weiter zu erhöhen".
Bei MOHR erscheint das
Rekordergebnis dagegen unbefriedigend:
"Vor allem Privatanleger
hielten sich zurück und legten unter dem Strich nur 6,5
Milliarden Euro in Fonds an nach außergewöhnlich hohen 72
Milliarden Euro im Vorjahr".
NARAT, Ingo
& Anke REZMER (2017): Die große Ernüchterung.
Privatanleger haben deutlich
weniger neues Kapital in Publikumsfonds angelegt als im Jahr
zuvor. Mischfonds bleiben ihre Favoriten,
in:
Handelsblatt
v. 23.02.
NARAT &
REZMER spielen wie MOHR lediglich den Durchlauferhitzer für
den Lobbyverband BVI. Zusätzlich machen sie indirekt Werbung
für Indexfonds, indem sie uns PR der Ratingagentur Scop
Analysis präsentieren, bei denen Mischfonds schlechter
aussehen.
KÖHLER,
Peter & Robert LANDGRAF (2017): Druck auf Megafonds.
Beteiligungskapital: Die
Finanzinvestoren zahlen im Wettbewerb um lukrative Deals immer
höhere Preise. Grund ist der hohe Anlagedruck der
Kapitalverwalter,
in:
Handelsblatt v. 27.02.
"Der
riesige Geldüberhang im Markt führt (...) dazu, dass die
Finanzinvestoren riskanter wirtschaften. Daran sind aber
auch die Finanzierer der Beteiligungsfonds
- Versorgungswerke, Pensionskassen und Stiftungen - nicht
ganz unschuldig",
schreiben KÖHLER &
LANDGRAF. Steht also die betriebliche Altersvorsorge bald vor
dem Abgrund? Was passiert, wenn sich die Renditeerwartungen
als Luftnummer erweisen?
"Finanzinvestoren wie
Advent kaufen Unternehmen, trimmen diese auf Effizienz und
verkaufen sie dann weiter oder bringen sie an die Börse",
beschreiben KÖHLER &
LANDGRAF das Geschäft der Private-Equity-Unternehmen. Was
diese Beschreibung für die Arbeitnehmer der Unternehmen
bedeutet, steht dagegen auf einem ganz anderen Blatt.
FERBER, Michael (2017):
Führt die demografische Entwicklung zu Inflation oder zu
Deflation?
Ein "asset meltdown" als
Folge der Alterung in Industrieländern gilt als wenig
wahrscheinlich,
in:
Neue Zürcher Zeitung
v. 28.02.
Welche
Auswirkungen
hat die demografische Entwicklung auf die Geldanlage? Fördert
sie die Inflation oder die Deflation? Das ist offenbar eine
Frage des jeweiligen Zeitgeistes. In Zeiten des TRUMP-Hypes
werden nun die pessimistischen Annahmen einer "säkularen
Stagnation" entsorgt wie uns Michael FERBER mit Verweis auf
etliche Studien erklärt. Warten wir also ab, was passiert,
wenn sich der TRUMP-Hype in Wohlgefallen aufgelöst hat.
FRÜHAUF,
Markus (2017): Blackrock will sich stärker einmischen.
Aufsichtsratchef Friedrich
Merz hält Gehaltsexzesse für gefährlich. Der Vermögensverwalter
will künftig in Einzelfällen mehr mitreden,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 09.03.
Die
großen Vermögensverwalter wie Blackrock sind in die Kritik
geraten. Nun bietet die FAZ dem ehemaligen
CDU-Abgeordneten Friedrich MERZ, der Blackrock in Deutschland
mehr Macht verschaffen soll, eine Plattform, um sich als Robin
Hood aufzuspielen. Der Wahlkampf von Martin SCHULZ lässt
grüßen!
HANDELSBLATT-Titelthema:
Gefährliches Spiel mit der Rente.
Mehr als 100 Milliarden Euro
kostet nach exklusiven Berechnungen die neue Rentenpolitik der
Regierung. Doch damit nicht genug: Die Wahlkämpfer versprechen
bereits weitere Wohltaten. Bezahlen müssen das Arbeitnehmer und
Unternehmen |
THELEN, Peter (2017): Die Kosten der schwarz-roten
Rentenpolitik.
Wahlkampf um die Rente: Neue
Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft belegen:
Schon die Rentenpolitik in dieser Legislatur belastet künftige
Generationen mit einem dreistelligen Milliardenbetrag. Dabei hat
der der Rentenwahlkampf noch gar nicht begonnen,
in:
Handelsblatt v. 14.03.
Weil sich
der SPD-Kanzlerkandidat Martin SCHULZ bislang zur Rentenpolitik
nicht konkret geäußert hat, bläst das Handelsblatt nun
Berechnungen der Arbeitgeberlobby IW Köln zu den angeblichen
Kosten des Rentenpakets 2014 zum Titelthema auf. Basis ist das
IW Policy-Paper
Kosten der schwarz-roten Rentenpolitik – eine Heuristik
von Jochen PIMPERTZ.
KROHN, Philipp (2017): Mehr Übersicht über die Rente.
Versicherer befürworten
einheitliche Darstellung,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 14.03.
Philipp
KROHN stellt eine nicht-repräsentative Studie vor, wonach sich
die Lebensversicherer für eine säulenübergreifende Darstellung
ihrer Rentenansprüche auf einer Renteninformation aussprechen.
OBERHUBER,
Nadine (2017): Der Mythos vom Haus.
FAS-Serie Geldirrtümer (22):
Eine Immobilie ist eine Geldanlage, die nie an Wert verliert.
Das ist ein Irrtum, der Hausbesitzer teuer zu stehen kommen
kann,
in:
Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung v. 19.03.
SCHERFF,
Dyrk (2017): Warum steigen die Kurse immer weiter?
Eine Börsenregel besagt:
Steigende Zinsen sind Gift für Aktien. Jetzt erhöht Amerika den
Leitzins, und trotzdem legen die Kurse zu. Zeit zum Umdenken,
in:
Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung v. 19.03.
KREMER,
Dennis (2017): Wo gibt's die besten Fonds?
Die Deutschen haben so viel
Geld in Fonds investiert wie nie. Höchste Zeit zu prüfen, ob sie
auch die richtigen Fonds gekauft haben,
in:
Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung v. 19.03.
BMAS (2017): Gute Löhne, gute Rente: Gesetzliche Altersbezüge
steigen zum 1. Juli,
in:
Pressemitteilung des
Bundesarbeitsministeriums v. 22.03.
"Nach den nun vorliegenden
Daten des Statistischen Bundesamtes und der Deutschen
Rentenversicherung Bund steht die
Rentenanpassung zum 1. Juli 2017 fest:
In Westdeutschland steigt die Rente um 1,90 Prozent, in den
neuen Ländern um 3,59 Prozent. Damit beträgt der aktuelle
Rentenwert (Ost) nun 95,7 Prozent des aktuellen Rentenwerts
West (bisher: 94,1 Prozent)", meldet das
Bundesarbeitsministerium.
HOFFMANN,
Catherine (2017): Mehr Netto.
Die Reallöhne in Deutschland
sind 2016 das dritte Jahr in Folge gestiegen - weil die
Inflation so gering ist,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
23.03.
Catherine
HOFFMANN berichtet über die Pressemitteilung
Reallöhne im Jahr 2016 um 1,8 % gestiegen
des
Statistischen Bundesamts. Sie geht mit dem DIW davon aus, dass
dieses Jahr die Reallöhne und damit die Kaufkraft sinken
könnten
SCHWENN, Kerstin & Maja
BRANKOVIC
(2017): Spürbarer Rentenaufschlag in Ost und West.
Die Reallöhne sind im dritten
Jahr in Folge gestiegen. Das merken auch Ruheständler auf ihrem
Konto,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 23.03.
GÖBEL,
Heike (2017): Teilhabe im Alter.
Kommentar,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 23.03.
SAUER, Stefan
(2017): Der Osten holt auf bei der Rente.
Erhöhung fällt deutlicher aus
als im Westen,
in:
Frankfurter Rundschau
v. 23.03.
ÖCHSNER,
Thomas (2017): Gute Löhne, gute Renten.
Die Altersbezüge steigen
dieses Jahr vor allem in Ostdeutschland spürbar,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
23.03.
MEINHARDT, Volker
(2017): Die Auswirkungen der Entgeltumwandlung auf die
gesetzliche Rente.
Alterssicherung:
Betriebsrente versus gesetzliche Rente?
in:
Soziale Sicherheit,
Heft 4
Volker MEINHARDT zeigt die
Auswirkungen einer forcierten Entgeltumwandlung auf, wie sie
durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz geplant ist. Dabei
unterscheidet MEINHARDT drei Personengruppen, die von der
Entgeltumwandlung unterschiedlich betroffen sind:
1) Arbeitnehmer, die
Entgelte unterhalt der Beitragsbemessungsgrenze (BBG)
umwandeln
2) Arbeitnehmer, die Entgelte oberhalb der
Beitragsbemessungsgrenze (BBG) umwandeln
3) Arbeitnehmer, die auf die gesetzliche Rente angewiesen sind
und nicht an der Entgeltumwandlung teilnehmen
Die Entgeltumwandlung hat
für diese drei Gruppen und die Entwicklung der gesetzlichen
Rente unterschiedliche Auswirkungen. Die meisten Arbeitnehmer
wandeln Entgelte unterhalb der BBG um und schmälern damit ihre
Anwartschaften bei der gesetzlichen Rente. Diese Schmälerung
müsste erst kompensiert werden, bevor sie von der
Betriebsrente profitieren. Die Spitzenverdiener der oberen
Mittelschicht, deren Entgelte auch nach der Umwandlung über
der BBG liegen, müssen dagegen keine Schmälerung ihrer
Rentenanwartschaften hinnehmen.
Über die Rentenformel hat
die Entgeltumwandlung zudem Auswirkungen auf alle Arbeitnehmer
in der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV). Dies betrifft
zum einen direkt den Rentenwert und zum anderen indirekt über
die Beitragsausfälle den Nachhaltigkeitsfaktor und damit
letzten Endes auch die Beitragssatzentwicklung. Die
Beitragsausfälle beschränken sich jedoch nicht auf die GRV,
sondern wirken sich auf alle Zweige der Sozialversicherung
aus:
"Werden Teile des
Arbeitsentgelts umgewandelt und somit keine Beiträge für
diese Teile geleistet, dann vermindern sich für die
betroffenen Arbeitnehmer auch die Ansprüche auf die
beitragsabhängigen - und damit einkommensbezogenen -
Leistungen. Dies gilt für alle Geldleistungen wie
Arbeitslosengeld, Krankengeld und Rentenleistungen. (...).
Aber bei Leistungen, die unabhängig von der Höhe der
individuellen Beitragsleistung von den Trägern gewährt
werden - dies betrifft vor allem die Sachleistungen im
Bereich der Kranken- und Pflegeversicherung - führen die
Beitragsmindereinnahmen ceteris paribus zu einer Dämpfung
der Ausgaben oder einer Finanzierungslücke, die durch
Beitragssatzanhebungen ausgeglichen werden muss. Dies gilt
auch für die Rehabilitationsleistungen der
Rentenversicherung."
Das Ausmaß der Minderung
von Rentenanwartschaften kann sich für den einzelnen
Arbeitnehmer mit einer Entgeltumwandlung unterhalb der BBG auf
über 100 Euro der Monatsrente belaufen, die erst einmal
kompensiert werden müssten, bevor er von einer Betriebsrente
profitieren könnte.
Bei der heutigen
Verbreitung der Entgeltumwandlung unterhalb der BBG schätzt
MEINHARDT eine Minderung des Rentenwertes um 23 Cent, die sich
bei 40 Jahren auf 9,20 Euro summieren würden. Bei einer
Verdreifachung der Entgeltumwandlung von 22 auf 70 % der
Beschäftigten würde sich das auf 27,60 Euro belaufen, um die
jede Rente eines Arbeitnehmers geschmälert würde, wobei hier
die Wirkungen des Nachhaltigkeitsfaktors unberücksichtig
bleiben. Die Bundesregierung verharmlost diesen Aspekt der
Entgeltumwandlung. MEINHARDT kommt jedoch zu einem anderen
Schluss:
"Die Individualisierung
der Alterssicherung über eine Teil- oder Nichtteilnahme an
der Entgeltumwandlung unterminiert den solidarischen Aspekt
der GRV. Die Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung
und der Ausbau der betrieblichen Alterssicherung über eine
Entgeltumwandlung stehen im Widerspruch zueinander."
Fazit: Die Gewerkschaften,
die sich an einer Forcierung des Ausbaus betrieblicher
Versorgungssysteme aktiv beteiligen, sind an der Schwächung
der gesetzlichen Rentenversicherung aktiv beteiligt. Die
DGB-Rentenkampagne wird dadurch letztlich zur Farce.
BRANDSTETTER, Barbara
(2017): Abrechnen, bitte!
Für immer mehr Ruhständler
wird das Finanzamt zum lebenslangen Begleiter. Allein durch die
Rentenerhöhung 2016 sind rund 160.000 Rentner in die
Steuerpflicht gerutscht,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 01.04.
WOLFF,
Volker (2017): Langes Halten lohnt sich nicht.
Die Vermögensfrage: Steigen
die Zinsen, sinken die Kurse der Anleihen und ihrer Fonds. Mit
Short-ETF kann man an diesem Kursverfall verdienen. Das Problem
dabei: Short-ETF sind unberechenbar,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 08.04.
DYER,
John
(2017): Fondsmanager haben ausgedient.
BlackRock ersetzt im
Aktiengeschäft zunehmend Menschen durch Algorithmen,
in:
Neues Deutschland v.
10.04.
BlackRock
vewaltet ca. 5.000 Milliarden Dollar berichtet Hermannus
PFEIFFER in seinem Artikel Die unbekannte Börsenmacht.
Da nehmen sich die 30 Milliarden Dollar (weniger als 1 %),
die von aktiv auf passiv gemanagte Fonds umgestellt werden und
im Artikel von John DYER zum Aufhänger des Tagesthema werden,
mehr als mickrig aus. Entscheidender ist hier wohl der
Siegeszug von ETF-Indexfonds, der insbesondere von der
kapitalgedeckten Altersvorsorge getrieben wird.
DPA (2017):
Jedes Jahr 2 Prozent mehr Rente.
Rentenpräsidentin Roßbach
zuversichtlich. Bsirske warnt,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 18.04.
ND/Agenturen
(2017): Im
Schnitt gibt es mehr.
Rentenversicherung verbreitet
Optimismus, doch der kommt nicht so richtig an,
in:
Neues Deutschland v.
18.04.
DRIBBUSCH,
Barbara (2017): Bloß keine Modernisierung.
Alter: Die Renten steigen
weiter. Doch ihr Verhältnis zum Lohnniveau verschlechtert sich.
Höhere Wohnkosten und der Tod des Partners sind
Verarmungsrisiken,
in:
TAZ v. 18.04.
Barbara
DRIBBUSCH setzt der Warnung vor Altersarmut von Frank BSIRSKE
die Zahlen zum Rückgang der Altersarmut im Jahr 2016 entgegen
und suggeriert, dass die Zunahme von Doppelverdienerhaushalte
ein Beitrag zur Verringerung der Altersarmut wäre:
"Eine boomende Wirtschaft
und viele Doppelverdienerhaushalte beispielsweise steigern
die Zahl der Erwerbstätigen - und damit die Renten."
Das ist aber keineswegs
sicher, denn in der Rentenformel zählt keineswegs die Zahl der
Beitragszahler und Rentner, sondern die
Zahl der Äquivalenzrentner und -beitragszahler, d.h. die
Zunahme der Geringverdiener - trotz boomender Wirtschaft -
führt nicht zu Rentensteigerungen. Die Spannbreite der
prognostizierten Altersarmut gibt DRIBBUSCH mit 6 - 10 Prozent
an, wobei jedoch eine Jahresangabe fehlt!
MOHN,
Dorothea
(2017): Mehr Geld im Alter.
Gastwirtschaft:
Non-Profit-Produkte bringen mehr Ertrag,
in:
Frankfurter Rundschau
v. 19.04.
Dorothea MOHN von der
staatlich finanzierten Verbraucherzentrale plädiert für eine
staatliche subventionierte Unterstützung der
Finanzdienstleister, denn nichts anderes ist das angebliche "Non-Profit-Produkt".
Den Fondsgedanken kennen wir schon vom schwarz-grünen Projekt
Deutschlandsrente. Nach den Vorstellungen von MOHN soll der
Staat die Kostenstruktur der Altersvorsorge verbessern, damit
dann "private Gesellschaften die Gelder effizient" anlegen
können. Die Finanzdienstleister sparen sich dadurch teure
Vertriebs- und Marketingkosten.
Warum also nicht gleich die
Finanzbranche außen vor lassen, d.h. die gesetzliche
Rentenversicherung stärken? Dies wäre die kostengünstigste
Lösung. Dass die Finanzbranche das Geld effizient anlegt, kann
niemand garantieren, sondern ist eine Art Lotto mit
staatlicher Unterstützung. Geködert werden sollen wir mit
angeblich höherer Rendite. Man darf sich ruhig an die
Teilprivatisierung des Rentensystems Anfang des Jahrtausends
erinnert fühlen, als wir mit vollmundigen
Renditeversprechungen geködert wurden,
denen sich die Versicherungswirtschaft nun gerne auf Kosten
der Versicherten entledigen würde.
REZMER,
Anke & Peter THELEN
(2017): In der Rentenfalle.
Die Deutschen verlieren das
Vertrauen in die private Altersvorsorge. Obwohl eine Mehrheit
der arbeitenden Bevölkerung eine schlechtere Lebensqualität im
Alter fürchtet, sparen sie weniger. Die Politik scheint
machtlos,
in:
Handelsblatt v. 27.04.
REZMER & THELEN berichten
über eine Meinungsumfrage im Auftrag des Lebensversicherers Axa
und lassen die Ergebnisse auch gleich von deren Vorstand
interpretieren. Wer den Bock zum Gärtner macht, sollte sich über
den Vertrauensverlust nicht wundern! Natürlich sparen die
Deutschen aus Sicht der Lebensversicherer zu wenig - alles
andere wäre ja gegen ihre eigenen Geschäftsinteressen.
RÜRUP, Bert (2017): Abgabenbescheide für
Roboter.
Die Sozialkassen brauchen
eine neue Finanzierungsquelle,
in:
Handelsblatt v. 02.05.
"Für sich genommen sinkt
in einer alternden Gesellschaft die individuelle
Arbeitsproduktivität. Dies lässt sich aber durch höheren
Kapitaleinsatz kompensieren. Alterung muss daher keineswegs
zu Wachstums- und Produktivitätspessimismus führen, wie ihn
jüngst die Bundesbank an den Tag legte",
entgegnet Bert RÜRUP.
Demografiepessismus sind die Gemeinsamkeiten von
Neoliberalismus und Nationalkonservatismus - eine Melange wie
sie typischerweise von Hans-Werner SINN verkörpert wird.
MOHR,
Daniel
(2017): Altersvorsorge im Blindflug.
Das Gelddrucken der
Versicherer auf Kosten der Sparer muss ein Ende haben,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 03.05.
Daniel MOHR will die
Profite der Finanzdienstleister retten und plädiert deshalb
für eine Aufhübschung der privaten Altersvorsorge, die 3
schwarz-grüne Minister wegen der mauen Geschäftslage wieder
einmal ins Spiel gebracht haben. Unter dem Begriff
Deutschland-Rente firmiert nun eine revidierte Wiederbelebung
der privaten Altersvorsorge, die fatal an die Versprechungen
Anfang des Jahrtausends erinnern. Wieder sollen wir mit
sagenhaften Renditen geködert werden:
"Wer 30 Jahre einzahlte,
bekam in der Vergangenheit im schlechtesten Fall eine
jährliche Rendite von 6 Prozent, im besten Fall von 13,6
Prozent",
behauptet nun Daniel MOHR.
Dies ist natürlich gelogen. Nicht einmal das Deutsche
Aktieninstitut, die Lobbyorganisation der Aktie, lässt solchen
Unsinn verlautbaren. Und Volker LOOMAN, der die Millionäre
unter den FAZ-Lesern bedient, geht davon aus, dass
nicht einmal 6 Prozent Rendite erreichbar sind.
"Teure Versicherer und
Fondsgesellschaften werden ihre Pfründe ebenso verteidigen
wie die Finanzvertriebe",
glaubt MOHR, um uns
weiszumachen, die Finanzdienstleisterbranche würde etwas gegen
die Reanimation der privaten Altersvorsorge haben. Niemand
garantiert uns jedoch, dass die versprochenen Renditen
gehalten werden:
"Und was ist bei
Verlusten? Wer haftet dann? Die Antwort muss heißen: Der
Anleger".
Oder anders formuliert: Die
Finanzdienstleistungsbranche gewinnt immer. Das Risiko trägt
auch nicht MOHR, sondern jeder einzelne, der auf diesen
Marketingtrick hereinfällt. Einzig die Stärkung der
gesetzlichen Rente sorgt dafür, dass Altersarmut kein
Massenphänomen wird.
HERZ/KÖHLER/LANDGRAF (2017): Aufstand der
Aktionäre.
Der Versicherer Munich Re
bekam es als Erster zu spüren: Die Investoren sind nicht länger
bereit, den Konzernen einen großzügigen Kapitalrahmen zu
gewähren. Diese Erfahrung werden auch andere Dax-Unternehmen
machen,
in:
Handelsblatt v. 03.05.
Wer bei der Altersvorsorge
auf ETF-Indexfonds setzt, der stärkt damit die großen
Fondsgesellschaften, z.B. Blackrock. Diese interessiert nicht
das Wohl der Beschäftigten oder der Arbeitsplatzerhalt, sondern
lediglich die Rendite und die ist am einfachsten mit
Massenentlassungen zu erreichen. Am Ende wird sich die
Mittelschicht den Ast absägen, auf dem sie mit ihrer
Altersvorsorge zu sitzen gedenkt!
WOLFF,
Volker (2017): Peinliche Renditen.
Die Vermögensfrage: Zahllose
Fonds, die den Anlegern Geld für Managementleistungen abnehmen
und dann doch nur Indizes abbilden. Da sind ETFs die günstigere
Lösung,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 06.05.
MIHM,
Andreas
(2017): Strafzinsen kosten die Sozialversicherung Millionen.
Steigende Kosten durch die
Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 08.05.
Andreas
MIHM berichtet über Strafzinsen, die in erster Linie den
Gesundheitsfonds betreffen. Statt jedoch
Kapitaldeckungsprinzipien als Problem auszumachen, soll an den
Symptomen gedreht werden Die Rentenversicherung ist aufgrund
des Umlageverfahrens weit weniger stark betroffen und konnte
2016 sogar ein positives Zinsergebnis erreichen. Auch hier zeigt
sich die Überlegenheit der Rentenversicherung gegenüber den
stark betroffenen Kapitaldeckungsverfahren.
BRAUNBERGER, Gerald (2017): Die
Demografie drückt den Zins erheblich.
Auch der Anstieg der
Häuserpreise wird durch die Alterung stark beeinflusst,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 12.05.
Der
Babyboomer Gerald BRAUNBERGER, Jahrgang 1960, berichtet über
einen britischen Bankbericht, der Munition für Neoliberale gegen
den Sozialstaat gesammelt hat. Der Artikel liefert deshalb auch
lediglich Ergebnisse, aber keine Belege für diese Aussagen.
ZSCHÄPITZ, Holger (2017): 400 Billionen: Es droht die
Renten-Krise.
WEF prophezeit riesige globale
Pensionslücke,
in:
Welt v. 27.05.
Neoliberale präsentieren
gerne hohe Summen, die abschreckend wirken sollen. Die
Renten-Krise wird seit Jahrzehnten tagtäglich ausgerufen, nur
eintreffen tut sie nie, bzw. immer erst in ein paar
Jahrzehnten, z.B. ist nun 2050 oder 2060 en vogue:
"Allein in den Kassen der
sechs Länder mit den größten Pensionssystemen der Welt
dürfte im Jahr 2050 eine Lücke von 224 Billionen Dollar
klaffen. Rechnet man noch das voraussichtliche Rentendefizit
der bevölkerungsreichsten Staaten Indien und China hinzu,
beträgt die Summe der ungedeckten Pensionsforderungen 400
Billionen Dollar",
rechnet uns Holger
ZSCHÄPITZ anlässlich des
WEF-Report
We’ll Live to 100 – How Can We Afford It?
vor. Schlagwörter wie "tickende Zeitbombe" und "globale
Rentenkrise" nehmen Demagogen schon lange in den Mund. Gemäß
dem Apokalyptiker Frank SCHIRRMACHER müssten wir längst
untergegangen sein, denn die wir müssten eigentlich schon
mitten in dieser globalen Rentenkrise stecken, wenn das
Pamphlet Das Methusalem-Komplott, das vor 13 Jahren die
Bestseller-Listen mit kräftiger Unterstützung der
Mainstreammedien stürmte. Jetzt sollen wir noch über 30 Jahre
darauf warten müssen, obwohl sich doch schon viele Menschen
darauf gefreut haben, dass das Ende der Welt naht. ZSCHÄPITZ
weiß schon gar nicht mehr, wie er uns auf diesen Big Bang
vorbereiten soll, denn er fasst alle Krisen zusammen, damit
wir auch wirklich glauben, dass wir es mit einem Super-GAU zu
tun haben.
Und dann das:
"Deutschland gehört wegen
der staatlichen umlagefinanzierten Rente nicht zu den
Ländern mit den größten Pensionssystemen."
Da macht uns ZSCHÄPITZ erst
große Angst und dann sind wir gar nicht gemeint!
BETZELT, Sigrid & Ingo BODE
(2017): Fatal funktional?
Angstmobilisierung im
liberalisierten Wohlfahrtskapitalismus,
in:
Leviathan, Heft 2,
Juni
"In diesem Beitrag wird
argumentiert, dass in einer Gesellschaftsformation, die sich
als liberalisierter Wohlfahrtskapitalismus
etikettieren lässt, die Mobilisierung von Ängsten als »formationsstabilisierender«,
aber zugleich riskanter Katalysator entsichernder
Reformpolitiken begriffen werden kann" (S.193),
schreiben BETZELT & BODE.
Am Beispiel der Arbeitsmarktreform und der Teilprivatisierung
des Rentensystems beschreiben die Autoren die Gefahren einer
Angstmobilisierung. Zur Rentenproblematik heißt es:
"Besonders für
Beschäftigte aus dem Niedriglohnsektor sowie Personen mit
Unterbrechungen in der Erwerbsbiografie ist Altersarmut ein
realistisches Szenario. In der besser gestellten Mitte
werden Einschränkungen des Lebensstandards im Alter - also
sozialer Abstieg - vorstellbar, sofern jenseits von selbst
genutztem Wohneigentum kein größeres Vermögen nutzbar ist."
(S.209)
In dem "Narrativ
demografischer Lasten" und der "These von der Untragbarkeit
erhöhter Sozialabgaben" sehen die Wissenschaftler eine
Angstmobilisierung, die in Richtung Aktivierung (private
Altersvorsorge) zielt. Dies hat unterschiedliche
Reaktionsformen zur Folge:
"Eine erste Option
scheint hier die Flucht nach vorn: in die explizite Betonung
individueller Selbstverantwortung. (...). Es finden sich
auch Konstellationen, in denen die Aktivierung folgenlos
bleibt (weil auf Vorsorge verzichtet wird). (...).
In anderen Fällen misslingt die Aktivierung »aufgrund vieler
Meinungen und Diskussionen und einer (...) Grundunsicherheit
(...)«. Man bleibt inaktiv, Angst hat hier eine lähmende
Funktion. Besonders interessant ist eine vierte Form der
Verarbeitung (...): Hier greift eine spezifische Verknüpfung
von internalisiertem Aktivierungsdruck und diffusen
Ohnmachtgefühlen."(S.210)
Für BETZELT & BODE führt
der vom Finanzkapitalismus gestützte Aktivierungsdiskurs bei
unklaren Anreizstrukturen und Ohnmachtgefühlen zur "Lethargie
oder meist achselzuckende Risikoakzeptanz". Die
Angstmobilisierung erfolgt dabei institutionell, diskursiv und
auf der subjektiven Ebene.
"Offensichtlich ist, dass
mit drohenden Wohlstandsverlusten argumentiert wurde, um
Reformen durchzusetzen, so wie auch Verkäufer privater
Rentensparpläne regelmäßig bedrohliche Szenario einer
Versorgungslücke im Alter an die Wand malen." (S.211),
meinen BETZELT & BODE.
Bislang, so die Autoren, sei die Angstmobilisierung noch
funktional:
"Angstmobilisierung ist
integraler Bestandteil (re-kommodifizierender)
Entsicherungspolitik im heutigen liberalisierten
Wohlfahrtskapitalismus. (...). Eine wahrscheinliche Reaktion
bei den Adressaten ist die Unterwerfung unter die
Aktivierungsagenda - auch im Modus lethargischer Hinnahme,
Angstmobilisierung hat somit katalysatorische Effekte, die
sich für die Systemintegration des liberalisierten
Wohlfahrtskapitalismus als funktional erweisen.
(...).
Die mit der Entsicherungspolitik verknüpfte
Angstmobilisierung erzeugt allerdings mitunter gravierende
Kontrollverluste (...). Die durch die Aktivierungsagenden
angereizten Verhaltensoptionen erscheinen ebenso alternativ-
wie erfolglos; der Perspektive auf einen statusgefährdenden
oder armutsgeprägten Ruhestand und der Konfrontation mit der
Eventualität eines stigmatisierten Lebens in der
»Grundsicherung« können jedenfalls viele nicht entrinnen.
Die offensichtliche Enttäuschung von Sicherheitserwartungen
an den Wohlfahrtskapitalismus strapaziert so dessen
Legitimationshaushalt nachhaltig", (S.212f.)
resümieren BETZELT & BODE,
die deshalb für die Zukunft Gefahren der Funktionsstörungen
befürchten:
"Möglicherweise sind wir
nicht mehr weit entfernt von einem Punkt, an dem die
Funktionalität der Angstmobilisierung umschlägt in
Funktionsstörungen, die auch auf die wirtschaftliche Dynamik
(...) durchschlagen, also die Systemintegration
angreifen." (S.213)
Ob sich die politischen und
wirtschaftlichen Eliten davon beeindrucken lassen, steht auf
einem anderen Blatt. Bislang sieht es eher nach einem
unbeirrten "Weiter-So" aus.
LANGENBERG, Britta
(2017): Endspurt.
Mit Anfang 50, auf der
Zielgeraden des Arbeitslebens, taucht für viele plötzlich eine
Frage auf: Was tun, wenn für einen angenehmen Ruhestand noch
1.000 Euro Rente im Monat fehlen? Eine Anleitung,
in:
Capital, Juni
Britta LANGENBERG geht von
einem unrealistischen Beispiel aus, nämlich einem 1965
geborenen Akademiker (52 Jahre alt), der bereits 25 Jahre in
die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat. Mit 67
Jahren und dann 40 Beitragsjahren soll dieser eine Rente von
2.500 Euro erhalten. Aufgrund der Beitragsbemessungsgrenze
ergibt sich ein jährlicher Höchstwert von ca. 2
Entgeltpunkten. Bei einem Rentenwert von rund 31 Euro sind das
bei 40 Beitragsjahren eine Rente von ca. 2.480 Euro, und auch
nur dann, wenn er die ganze Zeit einen durchschnittlichen
Verdienst in Höhe von 6.350 Euro hätte.
Schon die Ausgangssituation
ist also völlig absurd. Realistischer wäre dagegen, dass der
Akademiker neben seiner gesetzlichen Rente eine betriebliche
Altersvorsorge abgeschlossen hat und dadurch zusammen mit
seiner gesetzlichen Rente auf die 2.500 Euro kommt. Aber auch
dann gehört er zu den glücklichen ca. 5,5 % der Bevölkerung,
die mit ihrem Einkommen über der Beitragsbemessungsgrenze
liegen.
Dass dieser Akademiker dann
noch innerhalb der verbleibenden 15 Jahre eine Extrarente von
1.000 Euro zusammensparen kann, das erscheint dann nach der
Lektüre des Artikels mehr als unwahrscheinlich. Angenommen
wird ein Sterbealter von 90 Jahren und eine Rentenbezugsdauer
von 23 Jahren, d.h. bei der Lebenserwartung wird nicht von
einem Akademiker, sondern von einer Akademikerin ausgegangen,
der Lebenserwartung höher ist.
Nach der
aktuellen Sterbetafel 2013/2015 hat ein 50-jähriger Mann
eine durchschnittliche Lebenserwartung von 29,97 Jahren, d.h.
von annähernd 80 Jahren (2017, S.13). Es ist also ziemlich
optimistisch von 90 Jahren auszugehen. Eine 50-jährige Frau
könnte im Vergleich zu einem Mann von ca. 3,4 weiteren Jahren
ausgehen. Die Angaben von LANGENBERG sind also mehr als
optimistisch.
"Weniger als 20
Rentenjahre sollte man aber nicht einkalkulieren. Nach den
offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes leben
bereits heute 67-Jährige weitere 16 bis 19 Jahre - Tendenz
steigend",
wird uns erklärt. Dumm nur,
wenn man gar nicht erst 67 Jahre alt wird. Wer auch noch
Steuerlast und Kaufkraftverlust durch die Inflation
mitberücksichtigt, der wird schnell entmutigt, weshalb es eher
darauf hinausläuft die Ansprüche zu reduzieren, statt auf ein
hohes Alter zu hoffen, in dem man das gesparte Geld dann auch
noch sinnvoll ausgeben kann.
MAHLER, Armin
(2017): Nichtstun ist keine Lösung.
Geld: Wer seine Ersparnisse
mehren will, hat es in Zeiten von Niedrigzinsen schwer. Die
Anbieter von Indexfonds und sogenannte Robo-Advisor
versprechen Abhilfe. Sieht so die Zukunft der privaten
Altersvorsorge aus?
in:
Spiegel Nr.23 v.
03.06.
Armin MAHLER macht sich zum
Sprachrohr von Andreas HACKETHAL, der uns als "Finanzprofessor
an der Uni Frankfurt" vorgestellt wird.
Verschwiegen wird uns dagegen, dass er politisch gut vernetzt
ist. Wikipedia erklärt uns, dass er "seit Ende 2011
Mitglied der Börsensachverständigenkommission beim
Bundesministerium für Finanzen". Das ist sehr irreführend,
denn keineswegs ist die Börsensachverständigenkommission (BSK)
eine Kommission des Finanzministeriums, sondern eine
Lobbyorganisation der Deutschen Börse. Auf
boerse.de heißt es:
"Die
Börsensachverständigenkommission wurde 1968 gegründet und
ist eine Initative der Gruppe Deutsche Börse. Die BSK berät
in Fragen der Kapitalmarktpolitik die gesamte
Bundesregierung und das Bundesministerium für Finanzen (BMF).
Das Sekretariat der Börsensachverständigenkommission ist bei
der Deutsche Börse AG angesiedelt."
Bei
Wikipedia heißt es:
"Die BSK wurde 1968
erstmals vom Bundesminister für Wirtschaft einberufen. Die
erste Sitzung fand am 15. Juni 1968 statt. Die BSK besteht
aktuell aus 14 Mitgliedern. Die Mitglieder werden vom
Bundesministerium der Finanzen berufen."
Auf den Seiten des
Bundesfinanzministerium findet sich jedoch nirgends ein
Hinweis auf diese BSK oder gar Hinweise auf eine Berufung der
Mitglieder. Bei der
Deutschen Börse heißt es dagegen:
"Die seit 1968 bestehende
Börsensachverständigenkommission (BSK) berät das
Bundesministerium der Finanzen in Fragen der
Kapitalmarktpolitik. Der BSK gehören an: Vertreter der
Anlegerschutzverbände, Kreditinstitute, Versicherungen,
Investmentgesellschaften, Börsen, Industrie, Deutschen
Bundesbank, Wissenschaft und des Länderarbeitskreises
Börsen. Das Sekretariat der BSK ist bei Patrick Arora,
Deutsche Börse AG, angesiedelt."
Die Lobbyorganisation der
Finanzwirtschaft wird also bei Wikipedia geadelt, indem der
Anschein erweckt wird, dass die BSK eine Kommission im Range
anderer Sachverständigenkommissionen wäre. Die Organisation
ist ziemlich öffentlichkeitsscheu, d.h. sie sucht keine
Publizität und ist deshalb eher skeptisch zu betrachten. Dass
HACKETHAL zu diesem "Geheimbund" gehört, spricht nicht für
ihn.
Aus Untersuchungen zu
Anlagen bei Onlinebanken leitet der Finanzwissenschaftler ab,
dass
"aktive Kleinanleger
(...) im Schnitt »vier Prozent Rendite pro Jahr auf der
Straße liegen«"
lassen. Wer aber möchte
sich das schon bescheinigen lassen? Der Artikel reiht sich ein
in die Vielzahl derer, die Lobbyismus in Sachen Aktien als
Königsweg der Altersvorsorge machen.
"Ein ETF auf den Dax
hätte in den vergangenen zehn Jahren, trotz des Börsencrashs
infolge der Finanzkrise, eine durchschnittliche Rendite von
über fünf Prozent im Jahr erzielt",
werden wir geködert.
Immerhin versprachen andere in den letzten Jahren sogar acht
Prozent Rendite, d.h. der Artikel ist skeptischer als die
meisten anderen.
Als Beispiel für die
Digitalisierung der Finanzwelt wird uns einzig die Firma
Scalable Capital vorgestellt, deren großmäulige Ankündigungen
unkritisch wiedergegeben werden:
"Ende 2014 starteten sie
(...) Scalable Capital. Inzwischen verwalten sie rund 250
Millionen Euro Anlegergelder, das klingt viel, ist aber
wenig im Vergleich zu den ehrgeizigen Zielen, die sie sich
gesetzt haben: Sie wollen Europas größter digitaler
Vermögensverwalter werden, der größte in Deutschland sind
sie schon.
Wer bei Scalable Kunde werden will, muss mindestens 10.000
Euro anlegen, der durchschnittliche Anlagebetrag liegt bei
40.000 Euro."
Marketinggag der Firma ist
der Begriff "risikoadjustierte Rendite", was nichts anderes
heißt, dass unterschiedliche Anlegertypen - entsprechend ihrem
Risikoverhalten - berücksichtigt werden, also etwas was
selbstverständlich sein sollte!
Als weitere Firmen werden
Fintego, Quirion und Vaamo genannt. Bei letzterer sitzt
HACKETHAL im Aufsichtsrat. Lange hält sich der Artikel aber
nicht mit diesen digitalen Firmen auf, sondern widmet sich den
ETF-Fonds:
"Der Siegeszug der
passiven Fonds, der erst vor gut 25 Jahren begann, ist noch
lange nicht zu Ende. Er wird begleitet von den
Jubelmeldungen der Branche, die bislang schon 3,9 Billionen
Dollar eingesammelt hat und ständig neue Rekorde verkündet.
Und von Auswüchsen, die dem Grundgedanken der ETF-Anlage -
Transparenz und geringe Kosten - widersprechen."
Mit den Auswüchsen hält
sich MAHLER jedoch nicht lange auf, sondern uns wird die PR
des Vermögensverwalters Blackrock vermittelt, der mittlerweile
aufgrund mannigfacher Kritik, auf Imagepflege bedacht ist. Der
Artikel, der die Einwände gegen ETF-Fonds schnell wegwischt,
endet mit einer Empfehlung von HACKETHAL, der den MSCI World
propagiert:
"Dieser Weltindex enthält
mehr als 1.600 Aktien aus 23 Ländern in unterschiedlichen
Währungen, das Risiko ist somit breit gestreut".
Die breite Streuung
verringert sich jedoch enorm, da über
59 % der vertretenen Aktien aus den USA stammen. 82
Prozent der Aktien kommen aus nur 6 Ländern. Die restlichen 17
Länder kommen zusammen auf gerade einmal 18 Prozent. Sollte
der Aktienmarkt in den USA zusammenbrechen, so zieht dieser
den Index mit in die Tiefe!
THELEN, Peter
(2017): "Ohne private Vorsorge wird es nicht gehen".
Bert Rürup: Der frühere
Chef der Wirtschaftsweisen ist sicher: Das Rentenversprechen
der SPD hält nur für begrenzte Zeit,
in:
Handelsblatt v.
08.06.
Peter
THELEN befragt das hauseigene Handelsblatt-Orakel. Bert
RÜRUP spricht von einer "Begünstigung der rentennahen
Jahrgänge und der Bestandsrentner" und interpretiert den
Hinweis auf die Aushandlung eines neuen Generationenvertrages
(ein Wort, das den Sachverhalt nicht trifft, weil es um einen
Gesellschaftsvertrag geht) dahingehend, dass es für Jüngere
nach 2030 zu einer spürbaren Absenkung bei höheren Beiträgen
kommen wird.
RÜRUP geht zudem für die
Jahre nach 2030 von einem stark ansteigenden Altenquotienten
aus, was keineswegs sicher ist, weil die gegenwärtigen
Bevölkerungsvorausberechnungen den Geburtenanstieg in
Deutschland immer noch unterschätzen.
PIPER, Nikolaus
(2017): Die Last der Jungen.
Leidartikel: Rente,
in:
Süddeutsche Zeitung
v. 09.06.
Der Linkspartei wirft PIPER
vor, dass diese die Beitragsbemessungsgrenze (BBG) abschaffen
und damit "die Besserverdienenden (nicht nur die Reichen)
unter den Jungen" stärker heranziehen will. Damit ist auch
eine immanente Definition der Besserverdienenden verbunden,
denn im Umkehrschluss sieht PIPER die gerade einmal
5,4 % der westdeutschen Beschäftigten und der 2,8 Prozent im
Osten (Stand 2014), die mit ihrem Einkommen über die BBG
kommen, als Besserverdienende an. Wer aber sind dann die
Spitzenverdiener? Die Verachtung PIPERs trifft also die
restlichen 94,6 % der westdeutschen Beschäftigten und die 97,2
% im Osten, die nicht zum elitären Kreis derer gehören, die
PIPER in der SZ vertritt.
RÜRUP, Bert
(2017): Sozialstaat contra Megabytes.
Chefökonom: Das Sozialrecht
muss sich auf die Digitalisierung vorbereiten,
in:
Handelsblatt v.
12.06.
Wenn es um die
Globalisierung geht, dann wird uns die Wirtschaft als
Nullsummenspiel erklärt, wenngleich sich ansonsten die
neoliberalen Besitzstandswahrer mit Händen und Füßen gegen
eine solche Sicht wehren, wenn es um die Verhältnisse im
eigenen Land geht.
Bert RÜRUP baut in diesem
Sinne die Digitalisierung als Drohkulisse auf, die dem
Sozialstaat die Beitragseinnahmen entzieht. Forderte RÜRUP
Anfang Mai noch eine
Robotersteuer, so plädiert er nun dafür Selbständige entweder
in die Rentenversicherung einbeziehen oder in Analogie zur
Künstlersozialkasse eine "neue Sozialkasse für Clickworker"
aufzubauen. Außerdem sieht er in einer "Wertschöpfungsabgabe"
(eine Art Oberbegriff, unter die man auch die Robotersteuer
subsumieren könnte) einen Weg zu neuen Finanzierungsquellen.
CREUTZBURG, Dietrich (2017): Ein
Drittel der Rente trägt der Steuerzahler.
Der Bundeszuschuss zur
gesetzlichen Rente nähert sich 100 Milliarden Euro. Auch ohne
neue Reform steigen die Rentenausgaben bis 2030 um 60 Prozent,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 14.06.
Dietrich
CREUTZBURG arbeitet sich weiter am Rentenkonzept der SPD ab
und polemisiert gegen steigende Kosten. Dazu werden uns
Horrorzahlen präsentiert, die sich bei näherer Betrachtung
jedoch in fadenscheinige Argumentationen auflösen.
Wer ist der Steuerzahler
wäre da zuerst zu fragen, denn immer mehr Rentner tragen mit
ihren Alterseinkünften zum Steueraufkommen bei, d.h. die
Rentenlast wird aufgrund des Alterseinkünftegesetzes
reduziert. Eine verlogene Argumentation wie die von CREUTZBURG
berücksichtigt diese Verschiebung nicht, sondern der Rentner
erscheint nur als Last, nicht aber als Steuerzahler. Die
Kosten für die Nicht-Rentner wären also um diesen Betrag zu
reduzieren. Diese Rechnung wird uns jedoch nicht präsentiert,
sondern es wird suggeriert, dass andere durch die "steigende
Rentenlast" bezahlen müssten.
Unter dem Bundeszuschuss
subsumiert CREUTZBURG zudem Kosten, die gar nicht Teil der
beiden Bundeszuschüsse sind.
"Diese Zuschüsse
summieren sich 2017 auf knapp 68 Milliarden Euro; 44
Milliarden für den Hauptzuschuss und 24 Milliarden für den
zusätzlichen".
Nur der Bundeszuschuss an
die allgemeine Rentenversicherung (Hauptzuschuss) und der
"zusätzliche Zuschuss", der als Pauschalbetrag zur Abdeckung
der so genannten versicherungsfremden Leistungen gedacht war,
aber diesen Zweck keineswegs erfüllt hat, gehören hierher.
Die 23 Milliarden, die
CREUTZBURG dagegen zu den Bundeszuschüssen dazugeschmuggelt
hat, sind zweckgebundene Mittel, die zum einen für die
Anerkennung von Erziehungszeiten und zum anderen als Zuschuss
für die knappschaftliche Rentenversicherung derjenigen, die
früher als Bergleute arbeiteten, gedacht war. Diese Mittel
reichen jedoch nicht aus, sondern die 2014 beschlossene
Mütterrente wurde den Beitragszahlern aufgebürdet - eine
krasse Fehlentscheidung, die der CDU/CSU anzulasten ist.
Die von CREUTZBURG
zitierten Milliarden, die auf uns bis 2030 zukommen sollen,
stammen zudem aus einer fragwürdigen Berechnung des
Bundesfinanzministerium, mit dem im März die Belastungen des
Finanzhaushaltes derart überschätzt wurden, damit jegliche
Begehrlichkeiten abgeschmettert werden sollten. Dumm nur, dass
dann die Steuereinnahmen weitaus höher ausfielen, wie in den
Prognosen.
Da der Hauptzuschuss an die
Entwicklung der Löhne und Beitragssätze gekoppelt ist, steigen
die Ausgaben lediglich im gleichen Verhältnis wie die
Einnahmen. Auch der zusätzliche Zuschuss ist an die Steigerung
der Einnahmen aus der Mehrwertsteuer gekoppelt. Durch die Wahl
des Bezugspunktes versucht CREUTZBURG horrende
Steigerungsraten zu suggerieren. Es ist aber schlicht Nonsens,
wenn die Ausgaben der Rentenversicherung und nicht die
Entwicklung des Bruttosozialprodukts zum Bezugspunkt gemacht
wird. Aber dann sähe die Sache eben nicht nach Horror aus,
sondern als normale Entwicklung über immerhin 13 Jahre.
Fazit: CREUTZBURG verdummt
uns mit seinem einseitigen Blick auf den Bundeszuschuss, der
zudem weder die Gewinner, noch die Verlierer nennt. Seriöse
Bilanzierungen sehen anders aus.
STIEBER, Benno (2017): Teurer Rat für
überflüssige Reform.
Baden-Württemberg: Die
Stuttgarter Landtagspräsidentin Aras bekommt die Debatte über
die Altersversorgung der Abgeordneten nicht in den Griff.
Jetzt gibt es streit über den Vorsitzenden der eingesetzten
Expertenrunde,
in:
TAZ v. 22.06.
Die
grün-schwarzen Abgeordneten wollen von der privaten
Altersvorsorge selber nichts wissen, die sie den anderen
Bürgern jedoch gerne verordnen. In diesem Schmierentheater ist
nun der nächste Akt eröffnet: eine Expertenkommission soll
dafür sorgen, dass die geplante Selbstbedienung nicht wieder
zum Skandal wird. Dazu wollte man sich einen berüchtigten
PR-Berater und einen teuren Kommissionsvorsitzenden gönnen.
Man gönnt sich ja sonst nichts!
Fazit: Wer selber nicht
will, was er seinen Bürger verordnet, der sollte die
Konsequenzen ziehen und die kapitalgedekte Altersvorsorge für
alle auf den Müll werfen!
SAUER, Stefan
(2017): Verdi schlägt Alarm.
Studie,
in:
Frankfurter Rundschau
v. 17.06.
Stefan SAUER stellt die
Ergebnisse der Untersuchung
Rentenerwartungen aus sozialversicherungspflichtiger
Beschäftigung
des Pestel-Instituts vor.
MOHR, Daniel (2017): Wo die
Deutschen irren.
Aktien sind langfristig
immer gestiegen. Warum vertrauen so wenige den Unternehmen?
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 24.06.
Daniel
MOHR preist wieder einmal Aktien wie Sauerbier an. Wenn Aktien
wirklich der Königsweg für Normalos zum Reichtum wären, dann
hätte sich das längst rumgesprochen. Uns werden die
Top-durch-die-Deckengeher-Aktien präsentiert. Im Rückblick ist
das eine simple Sache. Das Problem ist das im Voraus zu
wissen. Da liegt der Haken. MOHR weist selber darauf hin, dass
der FAZ-Aktienindex am Anfang von Bergbauunternehmen
geprägt war. Wer also auf diese Aktien gesetzt hat, der ist
mit ihnen untergegangen, wenn er nicht rechtzeitig
abgesprungen ist, sondern - wie heutzutage allseits bei der
Altersvorsorge empfohlen - die Talsohlen einfach auszusitzen.
Manchmal brechen Unternehmen aber einfach weg und die Aktie
ist nichts mehr Wert. MOHR muss auch nicht für die Verluste
aufkommen, wenn ihm jemand auf den Leim geht. Für Normalos
steht mehr auf dem Spiel, nämlich die Existenz. Reiche können
sich den Luxus erlauben auch einmal daneben zu liegen.
"Politik. Hätte sie mehr
Zutrauen in die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft,
würde sie sich leichter tun, den demographischen
Herausforderungen des Rentensystems auch mit Hilfe des
Kapitalsmarkts zu begegnen und den zweifelnden Menschen
einen kleinen Schubs in Richtung Aktien zu geben",
klagt der Aktien-Lobbyist.
Man könnte gar auf den Gedanken kommen, dass er vom Deutschen
Aktien-Institut als Lobbyorganisation der Aktie finanziell
unterstützt wird.
So sehr ist er um das Wohl um die Aktienabstinenten Deutschen
besorgt.
Man darf bezweifeln, dass
der demografische Wandel eine nicht zu bewältigende
Herausforderung für das Umlageverfahren ist. Das ist in erster
Linie ein neoliberaler Mythos, der von der
Finanzdienstleisterlobby in die Welt gesetzt wurde, denen es
nicht um unser Wohl, sondern um ihre Profite geht.
"Es ist ein Irrtum der
Deutschen, wenn sie Horrorgeschichten über ruinöse
Kursverluste für den Regelfall halten",
meint MOHR. Fakt ist
jedoch, dass in jenen Ländern, die ihre Altersvorsorge dem
Kapitalmarkt ausgeliefert haben, regelmäßig Rentner
weiterarbeiten müssen, weil ihre Altersvorsorge gerade
gecrasht ist. Dann ist das kein Trost, dass diese Verlust dann
nach vielen Jahren wieder aufgeholt werden. So mancher erlebt
sein Rentnerdasein dann nicht mehr. Über die Anzahl derer,
denen es so ergeht, führen Ökonomen keine Statistiken.
Möglicherweise deshalb nicht, weil das dann doch zu
abschreckend wäre.
KREMER,
Dennis (2017): Goldene Zeiten für den Dax.
Der Dax eilt von Rekord zu
Rekord. Die Anleger können sich freuen: Wir erleben gerade die
beste aller Börsenwelten,
in:
Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung v. 25.06.
GERNHARDT, Grit (2017): Versicherung
mit schrumpfenden Rücklagen.
Die gesetzliche
Rentenversicherung gibt derzeit mehr aus, als sie einnimmt.
Risiko für Altersarmut steigt,
in:
Neues Deutschland v.
27.06.
Agenturmeldungen, die von
der neoliberalen Presse begierig aufgegriffen wurden,
fokussierten gestern auf das bestehende Defizit bei der
Rentenversicherung, das jedoch politisch gewollt ist und kein
Grund zur Besorgnis darstellt. Die Deutsche Rentenversicherung
sah sich deshalb zu einer
Gegendarstellung veranlasst:
"Diese Entwicklung ist
nicht Ausdruck einer schlechten Lage der Rentenversicherung,
sondern Folge des gesetzlich vorgegebenen und geplanten
Abbaus der Rücklagen. Diese lagen Ende letzten Jahres bei
32,4 Milliarden Euro oder 1,62 Monatsausgaben und damit an
ihrer gesetzlich vorgegebenen Höchstgrenze. Die Einnahmen
aus Pflichtbeiträgen sind im letzten Jahr um über vier
Prozent gestiegen. Der Beitragssatz in der
Rentenversicherung kann nach den aktuellen
Vorausberechnungen bis 2021 stabil bleiben."
Auf die Studie der
Bertelsmannstiftung wird nur im Zusammenhang mit der Forderung
nach einer armutsfesten Mindestrente kurz hingewiesen.
BEISE, Marc (2017): Die Rente ist
sicher, noch.
Sozialstaat: Hier geht es
nicht um Ideologie, sondern um Mathematik,
in:
Süddeutsche Zeitung
v. 27.06.
Marc
BEISE, der neoliberale Einpeitscher bei der SZ sieht im
Kapitalmarkt, von dem die Finanzdienstleister besonders
profitieren würden, eine Lösung des Altersarmutsproblem.
Fondslösungen gelten Neoliberalen als Allheilmittel, doch sie
sind keine Versicherung gegen Altersarmut, was die Finanzkrise
seit 2009 eigentlich eindringlich gezeigt hat. Man muss nur
nach Großbritannien oder in die USA zu blicken, um zu
erkennen, dass Altersarmut in Ländern mit kapitalgedeckter
Altersvorsorge am weitesten verbreitet ist.
BERSCHENS, Ruth (2017): EU will
private Altersvorsorge harmonisieren.
Kapitalmarkt: Die
Europäische Kommission schlägt einen Eu-Rechtsrahmen für
Sparpläne vor. Die deutsche Versicherungswirtschaft lehnt das
Vorhaben strikt ab,
in:
Handelsblatt v.
29.06.
"Lebensversicherungen in
Deutschland, Pensionsfonds in Frankreich, Betriebsrenten in
den Niederlanden: Die kapitalgedeckte Altersvorsorge ist in
jedem EU-Staat anders organisiert. (...).
Die EU-Kommission will das jetzt ändern und einen
EU-Rechtsrahmen für private Alterssparpläne einführen",
berichtet Ruth BERSCHENS.
Der Lobbyverband der Versicherungswirtschaft sieht darin eine
Gefahr für die eigene Branche, die in Deutschland zwar
lauthals jammert, nichtsdestotrotz wie die Made im Speck auf
Kosten der Kunden lebt.
CREUTZBURG, Dietrich
(2017): Das ändert sich jetzt bei der Rente.
Nicht nur, dass sich
Millionen Ruheständler auf höhere Renten freuen können. Auch
die Teilrente funktioniert ganz neu,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 30.06.
BÄCKER, Gerhard (2017): Auswirkungen eines noch höheren
Regelrentenalters.
Rente erst mit 70?: Können
höhere Altersgrenzen die Folgen des sinkenden Rentenniveaus
kompensieren?
in:
Soziale Sicherheit
Heft 6, S.221-229
FREISE,
Matthias & Carolin SCHÖNERT (2017): Vorbeugen statt
Reparieren?
Soziale Investitionen im
europäischen Vergleich,
in:
Forschungsjournal Soziale Bewegungen, Heft 2,
Juli
FREISE &
SCHÖNERT unterscheiden kompensatorische Sozialprogramme (z.B.
Renten und sonstige Transferzahlungen) und sozialinvestive
Sozialprogramme (z.B. Vereinbarkeitspolitik, frühkindliche
Bildung und aktivierende Arbeitsmarktpolitik). Aufgrund der
Finanzkrise mussten kompensatorische Sozialprogramme
ausgeweitet werden, weshalb sich ihnen der Verdacht aufträgt,
dass
"soziale Investitionen
häufig nur deshalb aufgelegt werden, um Kürzungen
kompensatorischer Leistungen zu kaschieren.
SIEMS, Dorothea (2017): Rentner, Geld und die Gerechtigkeit.
Das
Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos hat die Folgen der
SPD-Pläne bis 2040 durchgerechnet. Und warnt vor
Ungleichheiten,
in:
Welt v. 01.07.
CREUTZBURG, Dietrich & Kerstin SCHWENN (2017):
Beschäftigungsaufschwung füll Lücken der Rentenkasse.
Das Defizit dürfte sich in
diesem Jahr auf 900 Millionen Euro halbieren - der
Beitragssatz bleibt stabil,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 08.07.
GRÄBER, Berrit (2017): Wie gewonnen,
so zerronnen.
Wegen der Rentenerhöhung am
1. Juli werden viele Senioren steuerpflichtig. Alles nur wegen
ein paar Euro mehr auf dem Konto,
in:
Welt v. 10.07.
"Nach einer Prognose des
Bundesfinanzministeriums (BMF) weden nach der diesjährigen
Rentenerhöhung etwa 40.000 Senioren für das laufende Jahr
erstmals eine Steuererklärung abgeben müssen. 2018 kommen
weitere 80.000 Senioren dazu",
berichtet Berrit GRÄBER
über die Konsequenzen des Alterseinkünftegesetz, über das
meist nur im Rahmen der jährlichen Rentenerhöhungen berichtet
wird.
"2017, so die Prognose
des BMF, müssen bereits 4,4 Millionen Rentner
Einkommensteuer zahlen. Das wäre jeder Fünfte der gut 20
Millionen Rentner hierzulande",
heißt es zum Umfang der
Besteuerung von Alterseinkünften, zu denen nicht nur die
Renteneinkünfte zählen.
THISSEN, Stefan (2017): Lohnspreizung schlägt auf Rente durch.
Ungleiche Entwicklung in
Verdienstgruppen zeigt sich auch in der Rentenschichtung,
in:
ihre-vorsorge.de v.
12.07.
MOHR,
Daniel
(2017): 2,2 Billionen Euro sind eine
Verlockung für die Banken.
Die meisten Deutschen
lassen ihr Geld zinslos herumliegen. Fonds und Banken
versuchen mit neuen Produkten die ängstlichen deutschen Sparer
aus der Reserve zu locken,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 12.07.
Wenn es um Profite geht,
verstehen Journalisten genauso wenig Spaß wie bei Gewalt, denn
MOHR bezeichnet die Deutschen als "renitent", nur weil sie den
Finanzdienstleistern ihr Geld nicht einfach in den Rachen
werfen wollen. MOHR erklärt uns die Strategie von BlackRock,
der mit dem Ex-CDU-Abgeordneten und Möchtegern-Mopedrocker
Friedrich MERZ einen Lobbyisten angeheuert hat, um Deutschland
zu erobern. Schaut man in die USA, dann gehört BlackRock
genauso wie TRUMP zu den Akteuren des Finanzkapitalismus, die
dafür verantwortlich sein werden, wenn die nächste Finanzkrise
die Welt ins Chaos stürzt.
HÄRING, Norbert (2017): Kann man
Zinsen essen?.
Wachstum und Wohlstand: Die
gemessene Produktion besteht zum Teil aus fiktiven
Finanzdiensten,
in:
Handelsblatt v.
17.07.
Norbert
HÄRING berichtet darüber wie sich der herrschende
Finanzkapitalismus vom Nichtsnutz zum
Produktivitätsillusionist entwickelt hat, indem seine
illusionären Produkte ("Finanzserviceleistung Indirekte
Messung" kurz FISIM) Teil des Bruttoinlandsprodukts wurden. In
Deutschland passierte dies im Vergleich zu anderen Ländern
jedoch sehr spät:
"In Deutschland wehrte
sich das Statistische Bundesamt jahrelang dagegen, dass die
von den Banken in Höhe ihrer Netto-Zinseinnahmen fiktiv
erbrachte Finanzdienstleistung auf die anderen Sektoren
aufgeteilt wird - 2005 wurde dieser Schritt dennoch
vollzogen. (...). Wenn (...) der Staat oder private
Haushalte die Bankzinsen zahlen, gilt die fiktive
Dienstleistung seit 2005 als Konsum und erhöht so das BIP.
(...).
In den ausführlichen Tabellen des Statistikamtes wird bis
heute bei Größen wie dem privaten Verbrauch und den
Einkommen separat ausgewiesen, wie viel davon aus FISIM
besteht, also aus imaginären Bankdienstleistungen, die
tatsächlich nur Kaufkraftentzug in Form von Zinsen sind.
2016 waren das beim privaten Konsum 27 Milliarden Euro,
nicht ganz zwei Prozent. (...). Nicht eigens ausgewiesen
sind die Dienstleistungen, die als Gegenwert der Gebühren
und Provisionen der Finanzdienstleister unterstellt sind,
sowie die Provisionen sonstiger Finanzinstitute und
Immobilienmakler, bei denen auch nicht immer klar ist, ob
sie aus gesamtwirtschaftlicher Sicht nicht doch eher reine
Kosten und nicht etwa Gegenwert für eine produktive Leistung
sind."
Der Ökonom Jakob ASSA ("The
Financialization of GDP and its Implications for Macroeconomic
Debates") sieht im wachsenden Finanzsektor sogar das
Hauptproblem der schwächelnden Lohnentwicklung, denn die
Geldwirtschaft sei der einzige Wirtschaftssektor, bei dem
Wachstum nicht mit Jobschaffung einhergehe, sondern sich im
Gegenteil eine unheilvolle Polarisierung (einerseits
Millionengehälter, andererseits Jobabbau) entwickelt hat. Der
Finanzsektor trägt so zu einem "jobless growth" bei und ist
damit für einen großen Teil des ungesunden Wachstums in den
westlichen Industrieländern verantwortlich.
Fazit: Wer die
kapitalgedeckte Altersvorsorge stärkt, der sorgt nicht nur für
die Auslieferung der Alten an die gierigen Kapitalmärkte,
sondern der befördert zudem noch ungesundes
Wirtschaftswachstum, das nicht der Realwirtschaft zugute
kommt, sondern nur die nächste Finanzkrise mitfinanziert.
METZLER, Friedrich von
(2017): Altersvorsorge ist eine
Pflicht.
Standpunkt,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 18.07.
Der
adlige Bankier möchte sich gerne noch stärker aus der
Rentenkasse bedienen. Nichts anderes als ein dreister Angriff
auf die gesetzliche Rentenversicherung ist dieser Artikel, um
die Profite der Finanzdienstleister zu steigern. METZLER will
die Entgeltumwandlung weiter ausweiten, die alle Renten
schmälert - egal ob die Möglichkeit zur betrieblichen
Altersvorsorge existiert oder nicht. Das reicht dem gierigen
Bankier jedoch nicht, sondern er möchte zudem noch die
Einnahmen des Staates zu Gunsten der Profite der
Finanzdienstleister reduzieren. Der
herrschende Finanzkapitalismus trägt jedoch dazu bei, dass der
Wohlstand im Lande geringer ausfällt als er müsste.
Betroffen sind davon in erster Linie die Arbeitnehmer.
ARAB,
Adrian
(2017): Rente? Echt jetzt?
Ich bin erst 20 und soll
schon fürs Alter vorsorgen. Weil die Rente nicht mehr sicher
ist. Wieso haben wir so etwas nicht in der Schule gelernt? In
die Unterrichtspläne gehört mehr Wirtschaft,
in: Welt
v. 22.07.
Adrian ARAB hält Beamte für
weltfremd. Da fragt man sich höchstens, warum er dann dem
Beamten Bernd RAFFELHÜSCHEN nachplappert? Wer über das
Verhältnis von Beitragszahlern und Rentenempfängern schreibt,
sollte sich vorher über die Fakten informieren und nicht
Vorurteile in die Welt setzen:
"die Babyboomer, haben
weniger Kinder geboren, als seinerzeit ihre Eltern. Daher
müssen schon heute immer weniger Arbeitnehmer immer mehr
Rentner finanzieren",
meint der 20-jährige
Volontär.
Das Verhältnis lag 2010 bei 1,81 und 2015 bei 1,92. In
diesen Zahlen des Nachhaltigkeitsfaktors wird das
Verhältnis exakter abgebildet als im Altenquotient, der
für das Rentensystem - im Gegensatz zur Arbeitsmarktlage und
der sozialpolitischen Gesetzgebung - eine geringere Bedeutung
hat als ihm in den Medien gerne zugeschrieben wird.
Ausgewiesen wird dieses
Verhältnis erst seit dem Jahr 2003. Würde man die Angabe
dieses Faktors bis ins Jahr 1957 als Pflichtangabe einführen,
dann wäre eine Beurteilung der Entwicklung des demografischen
Faktors für die Rentenversicherung für alle ersichtlich. Da
dies nicht geschieht, kann jeder Dahergelaufene Unsinn über
die Bedeutung des Altenquotienten für die Rentenversicherung
erzählen.
Fazit: Vor der Einführung
eines Schulfachs Wirtschaft, das nur die Interessen des
Finanzkapitalismus im Auge hat, wäre die politische Bildung
mit einer Aufklärung über die Demografisierung
gesellschaftlicher Probleme und deren fatalen Folgen
hinsichtlich der Entsolidarisierung in unserer Gesellschaft
notwendig!
SELL, Stefan
(2017): Panikmache mit (scheinbar) wissenschaftlichem
Flankenschutz.
Die bösen Sozialabgaben mal
wieder und das Jobkiller-Motiv,
in:
aktuelle-sozialpolitik.blogspot.de
v. 27.07.
GAMMELIN, Cerstin
(2017):
Ruhe im Ruhestand.
Rentnern soll komplizierte
Steuererklärung erspart bleiben,
in:
Süddeutsche Zeitung
v. 28.07.
SCHÄFERS, Manfred
(2017):
Rentenbesteuerung mit Tücken,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 29.07.
BMAS (2017): Bundeskabinett verabschiedet Sozialbericht 2017.
Bericht dokumentiert die
Leistungsfähigkeit des Sozialstaats,
in:
Pressemitteilung des
Bundesministeriums für Arbeit und Soziales v. 02.08.
PAPON, Kerstin
(2017): Viele Frauen schieben ihre
Altersvorsorge vor sich her.
Dennoch ist die Sorge oft
groß. Die meisten Deutschen scheinen für das Rentenalter aber
zuversichtlich,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 02.08.
Finanzdienstleister
erforschen gerne die Einstellungen der Deutschen zur
Altersvorsorge, um diese für ihre Marketingkampagnen zu
nutzen. So werden nun Kunden damit beworben, dass die
Altersvorsorge die "Kluft zwischen dem gewünschten und dem
tatsächlichen Rentenalter" schließen könne, denn sie haben
herausgefunden, dass
"viele Anleger (...)
sogar mehr einzahlen (würden), um vorzeitig in Rente gehen
zu können."
Ein anderer
Finanzdienstleister hat die Zielgruppe der Frauen im Alter von
35-55 Jahre ins Visier genommen, denn Frauen gelten als
attraktive Zielgruppe, kümmern sich aber zu wenig - und vor
allem zu spät - um ihre Altersvorsorge. Statt sie mit
Renditeversprechen zu ködern - wie das in den Mainstreammedien
gerne gemacht wird, lassen sie sich eher mit
Sicherheitsversprechen locken.
SIEDENBIEDEL, Christian
(2017): Streit um mögliche
Negativzinsen in Riester-Verträgen.
Verbraucherzentrale mahnt
Kreissparkasse Tübingen ab. Sparkasse wehrt sich,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 03.08.
Bericht über die
Kontroverse um den Banksparplan Vorsorge-Plus der
Kreissparkasse Tübingen. Die Verbraucherzentrale spricht von
Negativzinsen, während die Kreissparkasse dem widerspricht.
Fakt ist jedoch, dass die
Kreissparkasse von der durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz
verbesserten staatlichen Förderung von Riesterverträgen
stärker profitieren möchte.
ROßBACH, Henrieke
(2017): Sozialausgaben kratzen an der
Billionen-Euro-Grenze.
Unionsvize Fuchs: "Raubbau
an wirtschaftlicher Zukunft",
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 03.08
Schon seit Tagen nehmen uns
die neoliberalen Wirtschaftsteile der Printmedien unter
Dauerbeschuss, um uns einzureden, dass die Sozialabgaben zu
hoch seien und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft
bedrohen.
Die Wahrheit sieht ganz
anders aus: Die Unternehmen sind in Deutschland EU-weit
unterdurchschnittlich an der Finanzierung der Sozialausgaben
beteiligt, während die Privathaushalte überdurchschnittlich
zur Finanzierung herangezogen werden. Das geht aus der
folgenden EUROSTAT-Statistik hervor, die dem
Sozialbericht 2017
zu entnehmen ist (vgl. 2017, S.257)
Fazit: Viel jammern hilft!
REZMER, Anke & Peter THELEN (2017):
Neuer Ärger wegen Strafzinsen.
Riester-Rente:
Verbraucherschützer mahnen die Kreissparkasse Tübingen wegen
Negativzinsen in einem Riester-Vertrag ab. Sie fordern die
Politik auf, die Altersvorsorge effizient zu gestalten. Auch
Politiker äußern sich kritisch,
in:
Handelsblatt v.
04.08.
Nach der FAZ
gestern berichten nun auch REZMER & THELEN über den Fall
der Kreissparkasse Tübingen:
"Die Kreissparkasse
Tübingen hat nun mit ihrem negativen Grundzins bei einem
Banksparplan eines der weniger kritisierten Riester-Produkte
in die Diskussion gebracht. Dies geschieht in einer Zeit, in
der per Gesetz gerade eine Erhöhung der Riester-Förderung
beschlossen wurde. Damit soll auch die Akzeptanz des infolge
der sinkenden gesetzlichen Rente dringend nötigen privaten
Sparens fürs Alter verbessert werden".
Fazit: Die Tübinger
Kreissparkasse zeigt, dass die Förderung der Riester-Rente der
falsche Weg ist, weil es lediglich eine Subvention der
Finanzdienstleistungsbranche ist, die diese gerne mitnimmt!
LALLEMAND, Benoît (2017): Noch ohne Pepp.
Gastwirtschaft: Europäische
Altersvorsorge nur kleiner Schritt,
in:
Frankfurter Rundschau
v. 04.08.
Benoît LALLEMAND wird als
Generalsekretär von Finance Watch vorgestellt. Die
Organisation will ein "Gegengewicht zu den Lobbyisten der
Finanzindustrie" sein, ist aber offensichtlich eher eine
Lobbyistenorganisation, die sich um die Europäisierung der
Altersvorsorge bemüht und damit lediglich die
Internationalisierung des Finanzkapitalismus befördert,
weshalb er das "Pan-European Pension Product" (PEPP) als
ersten Schritt in die richtige Richtung lobt.
Man hätte gerne mehr über
die Vorstellungen eines modernen europäischen
Alterssicherungssystems gelesen, aber dazu lesen wir nichts in
dem Artikel, der lediglich das neoliberale Mantra
nachplappert. Griechenland dient da nur als Vorwand. Über das
Rentensystem in Griechenland erfährt man zudem in der
deutschen Presse im Grunde nichts. Alle Artikel zu
Griechenland sind durch die jeweilige deutsche
Interessensbrille verzerrt.
MOHR,
Daniel (2017): Riester lebt!
Die Vermögensfrage: Über
kaum ein Finanzprodukt wird so viel Quatsch verbreitet wie
über die Riester-Rente. Dabei gibt es nur hier dank
staatlicher Unterstützung gute Renditeaussichten ohne Risiko,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 05.08.
Daniel MOHR betätigt sich
als Hilfskraft der Finanzdienstleister. Der Skandal um die
Kreissparkasse Tübingen spielt bei MOHR keine Rolle. Die
staatliche Subvention der Riester-Verträge beschert den
Anbietern sagenhafte Profite, denn sie können die Kosten dank
Lobbyisten wie MOHR hochtreiben, was dann bei MOHR
folgendermaßen umschrieben wird:
"In vielen Fällen sind
die Kosten der Riester-Versicherung zwar ärgerlich hoch, der
Gesamtvertrag aber dennoch nicht unbedingt schlecht".
Kapitalgedeckte
Altersvorsorge heißt: der Steuerzahler subventioniert den
Finanzkapitalismus, der durch seine fehlende Produktivität und
die Macht der Fondsgesellschaften zusätzlich noch das
Lohnniveau in Deutschland in die Tiefe reißt.
PANSE,
Reinhard (2017): Wieviel Absicherung braucht man?
Standpunkt,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 05.08.
Reinhard PANSE macht
Werbung in eigener Sache und zwar nicht wie MOHR in Sachen
Riester, sondern für die Aktie als angeblich sichere
Altersvorsorge. Er verspricht uns eine "üppige Rente im Alter"
statt der "gigantischen Altersarmut", die uns ansonsten
erwarten würde. Die
Niederlande und
Großbritannien sind für ihn die Schlaraffenländer des
Finanzkapitalismus. Wenn dem so wäre, warum wandern die
Menschen dann nicht dorthin aus?
SCHWENN, Kerstin (2017): Frührentnern droht oft Altersarmut.
Studie: Armutsgefährdung
unter Rentnern steigt weiter,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 11.08.
Kerstin SCHWENN referiert
die PR
Altersarmut - Heute und in der Zukunft
des DIA (bereits im Juni
veröffentlicht und nun per Pressemitteilung lanciert), einer
Lobbyorganisation zur Stärkung der privaten Altersvorsorge.
Nicht Frührentner im Allgemeinen, sondern
Erwerbsminderungsrentner und langzeitarbeitslose Frührentner
sind von Altersarmut bedroht.
Die Autoren kommen bei
ihrer Betrachtung ganz ohne Annahmen zur Bevölkerungs- und
Arbeitsmarktentwicklung aus. In der Broschüre heißt es dazu:
"Die künftige Entwicklung
der Altersarmut hängt von einer nahezu unüberschaubaren
Vielzahl an Faktoren ab. Für die Bildung von Szenarien
lassen sich ganz grob die drei Kategorien Marktentwicklung,
Verhaltensänderung und gesetzliche Rahmenbedingungen
heranziehen. Annahmen zur Marktentwicklung, wie zum Beispiel
zur Arbeitslosigkeit oder zur Höhe von Löhnen und Gehältern,
werden in der nachfolgenden Vorausberechnung jedoch nicht
getroffen. Höhe und Verteilung der Erwerbseinkommen werden
also implizit konstant gehalten." (2017,. S.23)
Fazit: In einem Punkt ist
die Szenarienberechnung ehrlich: Nicht die Demografie, sondern
die gesetzlichen Rahmenbedingungen bestimmen die weitere
Entwicklung der gesetzlichen Rente!
SCHWARZER, Jessica (2017): Misstrauen ist eine gute Sache.
HB-Serie 10 Jahre
Finanzkrise: Die Finanzkrise hat nicht nur das globale
Wirtschaftssystem ins Wanken gebracht. Das große Beben an den
Märkten brachte auch erschütternde Fälle von Falschberatung und
Ahnungslosigkeit ans Licht,
in:
Handelsblatt v. 23.08.
Jessica SCHWARZER stellt uns
die "Lehman-Oma" als "Prototyp des geprellten, weil falsch
beratenen Anlegers" vor. Der Artikel ist nicht wirklich
weiterführend, weil das Grundproblem ausgeklammert bleibt: Die
vorgeschlagenen Schutzmechanismen (Beratungsprotokolle,
Produktinformationsblätter und diversifizierte, bedarfsgerechte
Portfolios) täuschen allesamt darüber hinweg, dass man sich die
private Altersvorsorge erst einmal leisten können muss. Die
private Altersvorsorge ist nicht in der Lage die Lücke zu
schließen, die durch die Rentenreformen gerissen wurde.
Lebensstandardsicherung kann diese Form der Altersvorsorge nicht
leisten, weil die Kapitalmarktrisiken bestehen. Nur wer sich
Verluste leisten kann, kann durch Streuung bzw. Diversifizierung
allzu hohe Verluste vermeiden, nicht jedoch Geringverdiener, die
jeden Cent zweimal umdrehen müssen.
SCHWARZER, Jessica (2017):
"Die »Lehman-Oma« kann es wieder geben.
HB-Serie 10 Jahre
Finanzkrise: Niels Nauhauser: Der Verbraucherschützer über
geprellte Anleger, schlechte Beratung und falsche Anreize,
in:
Handelsblatt v. 23.08.
PETER,
Tobias (2017): Königsweg bei der Rente gesucht.
FR-Serie
zur Bundestagwahl:
Demografischer Wandel und
Lücken in vielen Erwerbsbiografien stellen das Umlagesystem vor
große Probleme,
in:
Frankfurter Rundschau
v. 29.08.
Tobias PETER erklärt uns zu
Kleinkindern, denen man das Umlagesystem mit Analogien aus dem
Alltag erklären muss. Analogien aus dem Alltag mögen
anschaulich sein, blenden aber gerade das aus, was beim so
genannten Generationenvertrag unstimmig ist. Entscheidend ist
eben nicht das Kopfverhältnis, sondern gerade Aspekte, die mit
der Kopfzahl nichts zu tun haben: technologische Entwicklung,
Arbeitsmarktlage, Entwicklung der Einkommensungleichheiten
usw. usf. Generationengerechtigkeit ist ein neoliberaler
Tunnelblick, der die Verwerfungen innerhalb von Gesellschaften
ausblendet. Die Zukunft ist keine simple Fortschreibung der
Vergangenheit.
Außerdem hält uns PETER für
so dämlich, dass wir nicht wissen, was es mit dem Rentenniveau
auf sich hat. Uns wird jedoch nur erklärt, dass wir falsch
liegen, aber nicht, was die Entwicklung des Rentenniveaus
bedeutet. PETER suggeriert, dass das Rentenniveau keinerlei
Bedeutung für unsere gesetzliche Rente hätte. Nichts ist
falscher als das, denn es ist ein Indikator, der zeigt wie
sich das Verhältnis von Löhnen und Renten in Zukunft
auseinander entwickelt bzw. wie es sich in der Vergangenheit
bereits auseinander entwickelt hat. Jene Faktoren, die das
Rentenniveau bestimmen, sind auch für die Höhe der eigenen
Rente entscheidend. Wenn das Rentenniveau sinkt, dann bedeutet
dies, dass jeder neue Rentenjahrgang bei gleicher
Einkommenshöhe weniger Rente erhält als der Vorgängerjahrgang.
Dies ist eine politische Entscheidung und keine notwendige
Entwicklung des demografischen Wandel wie das Neoliberale
erzählen.
PETER will die Debatte um
die gesetzliche Rente auf die Bekämpfung der Altersarmut
reduzieren, weshalb er die Auftragsstudie der neoliberalen
Privatstiftung Bertelsmann zur drohenden Altersarmut
vom Juni zitiert.
Wer so argumentiert, der will die gesetzliche Rente zur
Fürsorgeeinrichtung herabwürdigen. Die Stärkung der
gesetzlichen Rente ist notwendig, weil die private
Altersvorsorge ungeeignet ist, die Lücken zu schließen, die
die Reformen seit Anfang des Jahrtausends ins Netz der
Alterssicherung gerissen haben.
EHRENTRAUT, Oliver & Stefan MOOG (2017): Generationengerechte
Rente?.
Gewinner und Verlierer
aktueller Rentenvorschläge,
in:
insm.de v. 30.08.
THELEN, Peter (2017): Geld verdienen mit der Rente.
Altersvorsorge,
in:
Handelsblatt v. 01.09.
FERBER,
Michael (2017): Pensionsfonds mit grösseren Vermögen,
in:
Neue Zürcher Zeitung
v. 06.09.
Michael FERBER berichtet
über die
Studie des Fachmagazins Investment & Pensions Europe (IPE),
in der die 1000 größten europäischen Pensionsfonds und -kassen
untersucht wurden.
"Die drei grössten
Systeme für berufliche Vorsorge in Europa - Grossbritannien,
die Niederlande und die Schweiz - kommen dabei zusammen auf
einen Anteil von rund der Hälfte der Gelder",
erläutert FERBER, der die
Schweiz bei der Konsolidierung der Pensionsfonds im
Hintertreffen sieht. Aus der folgenden Übersicht sind die 20
größten Pensionsfonds und -kassen ersichtlich:
Rang |
Pensionsfonds/-kassen |
Land |
Vermögen
(Mrd. €) |
1 |
Norway Government
Pensions Fund Global |
Norwegen |
859 |
2 |
ABP |
Niederlande |
388 |
3 |
Pensioenfonds
Zorg en Welzijn |
Niederlande |
186 |
4 |
Arbejdsmarkedets
Tillaegspension |
Dänemark |
101 |
5 |
PFA Pension |
Dänemark |
83 |
6 |
Alecta
Pensionsförsäkring |
Schweden |
80 |
7 |
Bayerische
Versorgungskammer |
Deutschland |
80 |
8 |
Pensioenfonds
Metaal en Techniek |
Niederlande |
69 |
9 |
Kommunal
Landspensjonskasse |
Norwegen |
63 |
10 |
Universities
Superannuation Scheme Ltd |
Großbritannien |
63 |
11 |
BT Group pic |
Großbritannien |
60 |
12 |
Royal Bank of
Scotland Group |
Großbritannien |
58 |
13 |
BPF Bownijverheid |
Niederlande |
54 |
14 |
AMF |
Schweden |
52 |
15 |
Danica Pension |
Dänemark |
51 |
16 |
Keva |
Finnland |
49 |
17 |
Lloyds Banking
Group |
Großbritannien |
48 |
18 |
Pensionsfonds van
de Metalektro |
Niederlande |
46 |
19 |
Varma Mutual
Pension Insurance Co |
Finnland |
43 |
20 |
Ilmarinen |
Finnland |
37 |
Im Beitrag
Germany goes DC werden die folgenden 10 größten
Pensionsfonds/-kassen genannt:
1 Bayerische
Versorgungskammer (80); 2 Deutsche Rentenversicherung Bund
(32); 3 BVV (27); 4 VBL (22); 5 Daimler AG (20); 6 Siemens AG
(15); 7 B-W Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte (13); 8
Nordrheinische Ärzteversorgung (13), 9 RWE AG (13); 10
Ärzteversorgung Westfalen-Lippe (13)
Die Liste unterscheidet
also nicht zwischen Pensionsfonds, Pensionskassen,
Versorgungswerken oder staatlichen Rentenversicherungen.
ECKERT, Daniel (2017): Eine Formel soll die Rente retten.
Forscher schlägt vor,
Altersbezüge künftig nur noch mit der Inflation steigen zu
lassen,
in:
Welt v. 09.09.
Neoliberale sind immer auf
der Suche danach, die gesetzliche Rente noch stärker zu
schwächen - vor allem, weil bei diesem Thema die
Aufmerksamkeit der Medien gesichert ist. Und je mickriger ein
Institut, desto mehr ist es auf Medienaufmerksamkeit
angewiesen.
Die Welt ist nun auf
das 9-seitige PR-Pamphlet von Oliver HOLTEMÖLLER ("Zur
Stabilisierung von Rentenniveau und
Rentenversicherungsbeitrag") angesprungen, in dem die
Autoren erklären wie sie sich die Schwächung der gesetzlichen
Rente vorstellen: Statt einer Kopplung an die Lohnentwicklung
soll eine Kopplung an die Inflation zur Kostensenkung
beitragen. Damit würden die Renten ganz von der
Produktivitätsentwicklung abgekoppelt werden und stattdessen
nur noch ein Inflationsausgleich gezahlt werden müssen.
Die außergewöhnlich hohen
Rentenanpassung der letzten beiden Jahre werden zum Anlass
genommen, um die "neue" Rentenformel zu propagieren:
"In beiden Jahren lag die
Anpassung deutlich über der Inflation.
In dem System mit Inflationsbindung hätte der Anstieg im
vergangenen Jahr 0,5 Prozent betragen, in diesem Jahr
vermutlich 1,7 Prozent".
Es ist offensichtlich, dass
dieser PR-Gag nur funktioniert, wenn gerade keine Nullrunden
bei der Rente angesagt sind! Aber was tut man als mickriges
Institut nicht alles, um in die Medien zu kommen!
KREMER, Dennis (2017): Die Angst der Anleger.
Kein Volk der Welt ist so
versessen aufs Sparen wie die Deutschen. Gleichzeitig schreckt
niemand so sehr vor Aktien zurück wie wir. Woher kommt die
Angst?
in:
Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung v. 10.09.
Der Vermögensverwalter
BlackRock will die Deutschen zum Aktiensparen verführen. Dazu
hat er ein "Psychogramm des typischen Anlegers (...) mit all
seinen Ängsten und Wünschen" erstellt. Schließlich geht es
darum, den Deutschen den richtigen Köder anzubieten, damit er
endlich anbeißt. Merkwürdig ist daran, dass den Deutschen
quasi ein "Nationalcharakter" zugeschrieben wird, obwohl doch
die Mehrheit der Deutschen einen "Migrationshintergrund" haben
soll.
KREMER speist uns mit
Küchenpsychologie ab. So benutzt er den sozialpsychologischen
Begriff "kognitive Dissonanz" im Zusammenhang mit
Verhaltensökonomen. Das klingt dann seriöser, denn die
Verhaltensökonomie ist derzeit hip. Tatsächlich geht es aber
um Verkaufspsychologie. Dass die Amerikaner eher auf
Pensionspläne statt wie in Deutschland auf
Lebensversicherungen gesetzt wird, das wird nicht etwa aus
der historischen Entwicklung der Alterssicherung in beiden
Ländern erklärt, sondern "Narrativen" zugeschrieben, was nicht
etwa mit Erzählung, sondern mit "sinnstiftenden Erfahrungen"
übersetzt wird. Wer wie Neoliberale die Alterssicherung in
Deutschland privatisieren möchte, dem mag die Enthaltsamkeit
der Deutschen ein großes Ärgernis sein, andererseits sind die
Grafiken, die uns präsentiert werden auch wenig
aussagekräftig. Was bedeutet es denn, wenn 70 Prozent der
Deutschen ihr Geld auf Giro- und Sparkonten anlegen, wenn
weder die Einkommensverhältnisse noch die
Vermögensverhältnisse dieser 70 Prozent dargelegt wird?
Fazit: Neoliberale sehen in
jeglichem Verhalten, das ihrem Ideal der privaten
Altersvorsorge widerspricht ein irrationales Motiv. Damit
werden sie jedoch dem Anlegeverhalten der Deutschen nicht
gerecht. Die Unterstellung von kognitiver Dissonanz
vernachlässigt die Möglichkeit, dass das Anlegeverhalten
durchaus rational sein kann, auch wenn es in den Augen der
Neoliberalen politisch unerwünscht ist!
REINERS, Hartmut (2017): Dumm und zynisch.
Gastwirtschaft: Wie
Altersarmut verhindert werden kann,
in:
Frankfurter Rundschau
v. 15.09.
"Es gibt vor allem zwei
Stellschrauben, um eine massenhafte Altersarmut zu verhindern:
Anhebung des Mindestlohns und Ausweitung der Finanzierungsbasis
der gesetzlichen Rentenversicherung", meint Hartmut REINERS.
SCHWENN, Kerstin (2017):
Bürger sollen mehr über ihre Rente wissen.
Kanzleramtschef Altmaier und
CDU-Wirtschaftsrat für digitales Informationssystem,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 18.09.
CREUTZBURG, Dietrich (2017): Gutverdiener müssen künftig mehr
Sozialabgaben zahlen.
Beitragsbemessungsgrenze
steigt um bis zu 150 Euro,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 20.09.
Dietrich CREUTZBURG nutzt die
Veröffentlichung des Referentenentwurfs
Sozialversicherungs-Rechengrößenverordnung 2018,
um die Vorstellungen der Parteien zur Änderung der Stellschraube
"Beitragsbemessungsgrenze" zu präsentieren. Die FAZ hofft
offenbar darauf noch ein paar Stimmen von Gutverdienern für die
CDU/CSU/FDP-Koalition gewinnen zu können, denn diese
Koalitionsoption könnte sich bald als eine Fata Morgana
erweisen.
THELEN, Peter (2017):
Ausputzer Rentenkasse.
Die Sozialversicherung wird
immer mehr für allgemeinstaatliche Aufgaben zweckentfremdet. Die
Institute fordern daher höhere Steuerzuschüsse,
in:
Handelsblatt v. 29.09.
THISSEN, Stefan/DPA (2017): Weniger Neurentner mit Steuerlast.
Gestiegenes steuerfreies
Existenzminimum für Ruheständler verhindert Belastung,
in:
ihre-vorsorge.de
v. 10.10.
KROHN, Philipp (2017): Alle Rentenansprüche auf einen Blick.
Fast alle Marktteilnehmer
sehen die Vorzüge einer App, die sämtliche erwartbaren
Leistungen der Altersvorsorge einbezieht. Warum kommt sie dann
nicht?
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 07.10.
"Könnte der künftige
Rentner auf einen Blick erfassen, was ihm aus gesetzlicher,
betrieblicher und privater Rente zusteht, wüsste er was er
tun muss. Ist noch eine Vorsorgelücke zu schließen?",
meint Philipp KROHN. Dies
ist natürlich Unsinn, wie ein Blick zurück auf die
Privatisierung der Alterssicherung deutlich zeigt: Weder ist
die gesetzliche Rente, noch ist die private Rente sicher, denn
die gesetzliche Rente wird seit 2001 geschwächt, während die
private Altersvorsorge zwar gestärkt, aber aufgrund der
Verhältnisse auf den Kapitalmärkten extrem schwankungsanfällig
ist. Der Begriff "Versorgungslücke" ist nicht zufällig eine
Erfindung des Neoliberalismus und der Demografisierung
gesellschaftlicher Probleme. Nicht um Transparenz geht es,
sondern um Profitsteigerung. Die Versorgungslücke kann sich im
Laufe der Zeit verkleinern oder vergrößern, nur konstant und
damit eine Richtschnur, ist sie nie! Und da die Zukunft offen
ist, schwanken Versorgungslücken nicht nur aufgrund der
Veränderung der Rentenanwartschaften, sondern je nach
prognostizierter zukünftiger Entwicklung. Der Überblick, den
der Altersvorsorgesparer erhält ist nichts als eine
trügerische Wette auf die Zukunft, die von Faktoren abhängt,
die der Einzelne nur beschränkt beeinflussen kann, denn die
Vorsorgelücke ist ja eine Fiktion, deren Prämissen von
Interessenorganisationen bestimmt werden, die nicht unbedingt
das Interesse des zukünftige Rentners wiederspiegeln.
"Seine Mitglieder seien
in Sorge, dass sie in Haftung genommen werden könnten, wenn
sie eine scheinbar verbindliche Information ausgegeben
hätten",
wendet z.B. die
Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung
ein, was bereits das Grundproblem solcher Informationen
andeutet. Was nützt dem zukünftigen Rentner eine Information,
die unverbindlich ist und ständig revidiert werden kann?
ÖCHSNER, Thomas (2017): Da bleibt nur Aussitzen.
Die Union glaubt verstanden
zu haben: Viele Wähler sorgen sich um ihre gesetzliche Rente.
Ökonomen mahnen Reformen an. Doch einer Jamaika-Koalition fehlt
ein gemeinsamer Nenner für grundlegende Systemeingriffe,
in:
Süddeutsche Zeitung v.
10.10.
Thomas ÖCHSNER hofft
darauf, dass sich die Neoliberalen in der nächsten
Legislaturperiode mit der weiteren Erhöhung des
Renteneintrittsalters durchsetzen können - auch wenn das dem
Wählerwillen nicht entspricht. Obwohl die CDU/CSU aufgrund der
Vermeidung des Themas Altersarmut hohe Stimmenverluste in Kauf
nehmen musste, sieht ÖCHSNER mit Hinweis auf die
Gemeinschaftsprognose der neoliberalen Wirtschaftsinstitute
vom Herbst 2017 und die geplanten Koalitionspartner FDP
und Grüne lediglich Spielraum für ein "flexibleres
Renteneintrittsalter" und eine neue
Renteninformation, die insbesondere die Profite der
Finanzdienstleister steigern soll.
Gerade wurde vom
Nobelpreiskomitee ein Verhaltensökonom geadelt, der das
Verhalten in der Altersvorsorge für die Finanzdienstleister
profitabler machen soll. Ob das so genannte Nudging, das im
letzten Jahr von neoliberalen Journalisten geradezu gefeiert
wurde, aber hält was es verspricht, bleibt dahingestellt. Am
Ende könnte die Verärgerung größer sein als der kurzsichtige
Gewinn, insbesondere dann, wenn die Kapitalmärkte ihre
großmäuligen Versprechungen nicht halten können.
STOCKER, Frank (2017): Die neuen Abgehängten.
Der "Vorsorgeatlas" offenbart
mit einem Nord-Süd-Gefälle ein neues Rentenproblem,
in:
Welt v. 11.10.
Frank STOCKER trommelt für
die private Altersvorsorge. Der Beamte Bernd RAFFELHÜSCHEN hat
im Auftrag eines Finanzdienstleisters einen
"Vorsorgeatlas" erstellt, der die Profite der
Finanzdienstleisters steigern soll und STOCKER ist sein
williger Helfer.
Das Vorgehen ist
insbesondere deswegen fragwürdig, weil die
Rentenanwartschaften bis 2060 vorausberechnet wurden, obwohl
eine solche Prognose nichts als Kaffeesatzleserei ist. Die
Annahmen der Prognose werden - im Gegensatz zu seriösen
Vorausberechnungen - zudem verschwiegen. Der Atlas spart nicht
an bunten Bildchen, was darüber hinwegtäuschen soll, dass die
Daten alles andere als gehaltvoll sind.
KROHN, Philipp (2017):
Zusammenspiel aus Gesetzlich und Privat funktioniert.
Die Ansprüche aus allen drei
Vorsorgeschichten genügen durchschnittlich für einen stabilen
Lebensabend,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 11.10.
Philipp KROHN verdummt uns
mit der Ideologie des Generationenvertrags, um die Einschnitte
in das Rentensystem zu rechtfertigen, wenn er den neoliberalen
Beamten Bernd RAFFELHÜSCHEN zitiert:
"Der
Nachhaltigkeitsfaktor ist so gestaltet, dass die Generation,
die in Rente geht, darauf geprüft wird, ob sie viele oder
wenige Kinder in die Welt gesetzt hat".
Das ist purer Nonsens, denn
den Nachhaltigkeitsfaktor interessiert die Zahl der Kinder,
die in Deutschland geboren werden, nicht im geringsten,
sondern nur das Verhältnis zwischen Erwerbstätigenzahl und
Rentenempfängern und die Lohnentwicklung. Dieses ist jedoch in
erster Linie von der Arbeitsmarktlage abhängig. Die
Alterssicherung ist deshalb ein Gesellschaftsvertrag und kein
Generationenvertrag wie uns das RAFFELHÜSCHEN und seine
willigen Helfer in den Medien darstellen.
Zudem soll angeblich der
Lebensstandard gesichert sein, wenn die Rente 60 Prozent des
letzten Bruttoeinkommens beträgt. Auch das ist Nonsens, wie
uns Markus ZYDRA in der SZ erklärt:
"Geringverdiener mit
einem Einkommen von weniger als 1.100 Euro brutto kommen im
Ruhestand den Berechnungen zufolge zwar auf rund 70 Prozent
des letzten Gehaltes. Sie erhalten im Schnitt aber nur 679
Euro monatlich und liegen damit dann unterhalb der
Armutsgrenze."
Das Zusammenspiel von
Gesetzlich und Privat funktioniert? Das muss man als Zynismus
bezeichnen, denn dazu reicht es die Aussagen des Vorsorgeatlas
2017 mit dem des Jahres 2013 zu vergleichen (vgl. 2013; 2017
S.14):
|
Vorsorgeatlas 2013 |
Vorsorgeatlas 2017 |
Anspruch aus Schicht 1
(z.B. gesetzlicher Rente) |
43,3 Prozent des letzten
Bruttoeinkommens |
48,9 Prozent des letzten
Bruttoeinkommens |
Anspruch aus Schicht 2
(z.B. betriebliche Altersvorsorge oder Riester-Rente) |
16,6 Prozent des letzten
Bruttoeinkommens |
12,9 Prozent des letzten
Bruttoeinkommens |
Anspruch aus Schicht 3
(z.B. Vermögen oder Immobilien) |
17,5 Prozent des letzten
Bruttoeinkommens |
20,8 Prozent des letzten
Bruttoeinkommens |
Gesamtansprüche |
77,4 Prozent des letzten
Bruttoeinkommens |
82,6 Prozent des letzten
Bruttoeinkommens |
Das Zusammenspiel
funktioniert also nicht wegen der privaten Altersvorsorge,
sondern TROTZ der privaten Altersvorsorge - wenn überhaupt!
Die gesetzliche Rente hat im Grunde die Verluste bei der
privaten Altersvorsorge kompensiert. Da es sich hier um
Durchschnittswerte handelt, wird das Problem der Altersarmut
einfach weggerechnet.
Wie realistisch sind
eigentlich die Annahmen zum Rentenwert West/Ost? Das lässt
sich z.B. anhand der Annahme des Vorsorgeatlas 2009 mit dem
tatsächlichen Rentenwert des Jahres 2017 feststellen:
Es zeigt sich, dass die
Annahmen des Vorsorgeatlas 2009 wenig gemein haben mit der
tatsächlichen Entwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung.
REZMER, Anke (2017): Friss oder geh!
Die Bank Donner & Reuschel
will Kunden mit Riester-Banksparplänen loswerden. Wer nicht in
eine konzerneigene Versicherung wechselte, wurde gekündigt.
Verbraucherschützer fürchten Nachahmer,
in:
Handelsblatt v.
25.10.
Anke REZMER berichtet
darüber wie ein Bankhaus ihre ungeliebten
Riester-Altersvorsorgesparer durch eine fadenscheinige
Begründung loszuwerden versucht. Die Verbraucherzentrale sieht
die Gefahr, dass diese Praxis Nachahmer finden könnte und hat
deswegen das Bankhaus abgemahnt.
NARAT,
Ingo (2017): Rendite aus der westfälischen Provinz.
Das viertgrößte deutsche
Versorgungswerk liebt in Niedrigzinszeiten alternative
Anlagen,
in:
Handelsblatt v.
25.10.
Ingo NARAT präsentiert uns
ein schlichtes Porträt des neuen Hauptgeschäftsführers der
Ärzteverwaltung Westfalen-Lippe, die die Altersvorsorge von
rund 60.000 Einzahlern und Rentnern betreibt. Der Geldexperte
und seine Mitarbeiter zielen auf eine Rendite über 4 Prozent
und nehmen dafür auch Risiken in Kauf, die kein Thema des
Artikels sind.
PUSCHNER, Sebastian (2017): Roboter retten die Rente.
Staat: Südkorea,
Österreich, Schweiz: Kann und soll eine Steuer auf maschinelle
Arbeit künftig den Sozialstaat finanzieren,
in:
Freitag Nr.43 v.
26.10.
Sebastian PUSCHNER stellt
sehr unterschiedliche Vorstellungen zu einer Roboter- bzw.
Maschinensteuer vor, die von Bill GATES über Frank APPELL bis
zur Robot SHILLER reichen und von Südkorea über die Schweiz
bis zu Österreich diskutiert wird. Gegner gilt eine solche
Steuer als "Innovationshemmnis", während
Sozialstaatsbefürworter sie als Notwendigkeit aufgrund der
geänderten Rahmenbedingungen im Bereich Kapital und Arbeit
betrachten.
SIEMS,
Dorothea (2017): Gefährliche Lücke.
Viele Deutsche fürchten
sich vor der Altersarmut. Dabei wissen sie oft gar nicht, wie
viel Rente sie bekommen werden,
in:
Welt v. 28.10.
Die Finanzdienstleister
möchten gerne unsere Vorsorgelücke schließen und Neoliberale
wie Dorothea SIEMS sind ihre willigen Helferlein in den
Medien. Neuerdings wird uns erklärt, dass uns ein
Altersvorsorge-Informationssystem vor Altersarmut schützen
würde. Das ist ziemlicher Blödsinn, denn nicht Transparenz,
sondern die Unsicherheit auf den Kapitalmarkt ist das
Hauptproblem. Wir sollen also mit einer Illusion abgespeist
werden, die nur den Finanzdienstleistern nützt, denn wer
bestimmt, welche Annahmen zur zukünftigen Entwicklung der
Alterseinkünfte dem Informationssystem unterlegt werden? Wie
stark die Schwankungen sind, das offenbaren ausgerechnet
Berechnungen von Bernd RAFFELHÜSCHEN und dessen Vorsorgeatlas.
Ein Vergleich der Zahlen für
den Vorsorgeatlas 2013 und 2017 zeigt, was ein
Informationssysteme tatsächlich Wert ist: nichts, wenn schon
innerhalb von 4 Jahren gravierende Abweichungen entstehen
können. Wem nützen also solche Zahlen?
Fazit: Transparenz würde
heißen, dass die Fehlprognosen der vergangenen Jahre als
Indikator für die Unsicherheiten eines solchen
Informationssystems angegeben werden müssten. Dann aber würde
jeder die Fragwürdigkeit des Systems erkennen, was den
Finanzdienstleistern kaum gefallen würde.
SIEDENBIEDEL, Christian (2017):
Die seltsame Ängstlichkeit der Deutschen.
Bargeld, Tagesgeld und Gold
- aber kaum Aktien: Warum sind gerade die Deutschen in der
Geldanlage so extrem auf Sicherheit bedacht? Der Göttinger
Psychologe Borwin Bandelow hat dazu eine interessante Theorie,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 28.10.
Christian SIEDENBIEDEL
greift eine Lieblingsfrage der FAZ auf: Warum haben die
Deutschen so wenig Vertrauen in die Aktie. Und immer findet
sich dazu ein Studie oder Umfrage eines - welch Wunder! -
Finanzdienstleisters, der sich um die virtuellen Verluste der
Deutschen (denn diese beruhen nur auf Berechnungen, deren
Annahmen nicht - oder nur teilweise - offen gelegt werden) -
ganz uneigennützig natürlich! - sorgt und mit ihm die FAZ
(als ob deren Autoren Provisionen kassieren würden, wenn der
Anteil der Aktionäre steigt).
Diesmal darf Borwin
BANDELOW seine biologistische Sicht vortragen. Danach sind
unsere Vorfahren aus Äthiopien schuld an unserer
Risikoaversion und nicht etwa unsere Geldgeschichte. Warum
aber gerade auf diesem einen Felde eine Auslese der
Ängstlichen statt der Mutigen stattgefunden hat, da dürften
sich die Gelehrten noch die nächsten 1000 Jahre streiten. Auch
dann wird die FAZ wieder dabei sein - sollte sie nicht
einer Zeitungskrise zum Opfer gefallen sein!
STEFFEN, Johannes (2017): Sozialpolitisch ambivalenter
Rückkauf von Rentenabschlägen.
Hintergrund: Für
Ost-Versicherte zurzeit ein "doppeltes Schnäppchen",
in:
sozialpolitik-portal.de
v. 02.11.
SCHWENN, Kerstin (2017): Rentenbeitragssatz kann auf 18,6
Prozent sinken.
Die Arbeitgeber dringen auf
eine Entlastung der Beitragszahler. Und die gute
Konjunkturlage erlaubt, dass die Beiträge sinken. Wie viel
Geld das für die Unternehmen ausmacht, steht im neuen
Rentenbericht,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 07.11.
Kerstin SCHWENN macht sich
zum Durchlauferhitzer der Arbeitgeberlobby aus deren
Stellungnahme zum Entwurf des Rentenversicherungsberichts sie
zitiert. Der unveröffentlichte BMAS-Bericht befindet sich noch
in der Ressortabstimmung. Der letzte Rentenversicherung 2016
wurde erst Ende November letzten Jahres veröffentlicht. Nicht
selten ändern sich die Daten noch. Bei SCHWENN heißt es, dass
"jetzt noch die
Ergebnisse der aktuellen Steuerschätzung eingearbeitet
werden müssen".
Der Artikel zielt deshalb
in erster Linie auf die Sondierungsgespräche, denn eine
Beitragssenkung ist nicht die einzige Option, sondern es
könnten mit den Mehreinnahmen auch weitere rentenpolitische
Maßnahmen finanziert werden. 2014 verhinderte die Große
Koalition eine Beitragssenkung, indem sie die Mütterrente
statt durch Steuermittel - wie das richtig gewesen wäre -
durch Beiträge finanzierte. Auch die Ost-West-Angleichung
schultern in erster Linie die Beitragszahler statt der
Steuerzahler. Die BDA spielt sich mit ihrem Einsatz für die
Beitragssenkung als Anwalt der Rentner auf:
"Schließlich hätten auch
die Rentner Vorteile von einer Senkung des Beitragssatzes um
0,1 Prozent: Im Sommer 2019 würde dadurch die
Rentenanpassung um 0,13 Punkte höher ausfallen."
Die Rentner hätten
bedeutend mehr davon, wenn die Unternehmen endlich angemessene
Löhne zahlen würden, statt mit dem Argument des
Fachkräftemangels von ihren eigenen Versäumnissen abzulenken.
Fazit: Entscheidend ist,
was am Ende im Rentenversicherungsbericht 2017 steht. Dann
wird man vergleichen können, was von den Angaben, die SCHWENN
öffentlich gemacht wird, tatsächlich übrig bleibt.
STEFFEN, Johannes (2017): Löhne, Renten und Existenzminimum,
in:
sozialpolitik-portal.de
v. 08.11.
RÜRUP, Bert (2017): Die Macht des Öffentlichen.
Chefökonom: Demokratie
findet nicht nur im Bundestag statt: Nachhaltige
Rentenreformen brauchen breiten Konsens,
in:
Handelsblatt v.
13.11.
Bert RÜRUP, Vorsitzender
der Rentenkommission unter Rot-Grün, bereitet auf die kommende
Rentenkommission vor, die eingesetzt werden soll, um den Unmut
gegen die Politik zu verringern:
"Aufgabe (ist es),
stellvertretend für die Politik unbequeme Wahrheiten
auszusprechen und den so aus der Schusslinie genommenen
Politikern Zeit für Entscheidungen zu verschaffen."
RÜRUP sieht solche
Expertenkommissionen nicht als postdemokratische Elemente an,
sondern als Element moderner Demokratie. Das ist natürlich
Vernebelung, denn wenn Expertenkommissionen nur zum Ziel
haben, postdemokratische Mechanismen, wie z.B. die Kopplung
des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung, zu
installieren, dann hat das mit Demokratie nichts zu tun,
sondern versucht politische Entscheidungsfindungen
auszuhebeln.
Für Politik, so erzählt uns
RÜRUP, gibt es im Englischen zwei Begriffe. Das ist jedoch nur
die halbe Wahrheit, denn es gibt deren drei: Neben der Policy
und der Politics, die RÜRUP nennt, existiert die Polity, was
das institutionelle Zusammenspiel der Politik und somit die
Grundlagen betrifft, in deren Rahmen der Gesetzgebungsprozess
und die politische Auseinandersetzung stattfindet. Dass
Expertenkommissionen z.B. auch Einfalltore für Lobbyismus
sind, das bleibt bei RÜRUP außen vor. Er malt ein Idealbild
von Expertenkommissionen, das mit der politischen Realität
nichts zu tun hat.
"Reine
Expertenkommissionen arbeiten im Stillen und erregen erst
dann mediales Interesse, wenn ihr Abschlussbericht dem
zuständigen Ministerium zugeleitet wurde und in die
Öffentlichkeit gelangt",
erklärt uns z.B. RÜRUP. Die
"reine" Expertenkommission ist ein Phantom. Bei großen
Expertenkommissionen und heiklen Themen - wie es die Rente ist
- gibt es nicht selten Zwischenberichte oder Anhörungen
weiterer Experten. Und zudem werden Mitglieder immer wieder
von den Medien als Mitglieder solcher Kommissionen besonders
gerne zu den die Kommissionen betreffenden Themen interviewt.
Im Stillen agieren? Das ist das Wunschbild, erst recht, wenn
wissenschaftliche Forschung immer stärker von Sponsoren aus
der Wirtschaft abhängig ist.
CREUTZBURG, Dietrich/SCHÄFERS, Manfred/ROßBACH, Henrike
(2017): Sozialkassen werden zur Verhandlungsmasse.
Alle blicken auf
Donnerstagnacht. Dann wollen die Koalitionäre sich einigen.
Sozialbeiträge könnten sinken. Die Rente aber dürfte steigen,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 14.11.
"(E)rste Hochrechnungen
aus dem Entwurf des neuen Rentenversicherungsberichts
(zeigen), dass die gesetzlichen Renten zum 1. Juli 2018 um
rund 3 Prozent steigen könnten und gleichzeitig die
Finanzreserve hoch genug bleibt, um den Beitragssatz von
18,7 auf 18,6 Prozent des Bruttolohns zu senken (...). Neue
Hochrechnungen zur Rentenanpassung 2018 werden für die
kommenden Tag erwartet, die endgültigen Zahlen für März",
heißt es in dem
verstümmelten Artikel. Ob es "für die kommenden Tage" oder
"für den kommenden Tag" heißen sollte, darüber darf der Leser
rätseln. Mehr steht zum Thema Rente nicht. Ansonsten wird uns
die Sicht des FDP-Unterhändlers Michael THEURER vermittelt.
THELEN, Peter (2017): Vorläufige Entwarnung.
Kommentar: Die positiven
Signale sollten die Politik nicht zum Verpulvern der Reserven
verleiten,
in:
Handelsblatt v.
15.11.
Peter THELEN wendet sich
gegen eine "Minisenkung des Rentenbeitrags" und benutzt den
neoliberalen Kampfbegriff vom "demografischen Zwischenhoch",
eine Erfindung des Jahres 2016 als die Rente zum
Bundestagswahlkampfthema zu werden drohte.
"Die finanziellen Folgen
für die GRV fallen nur deshalb bislang nicht so stark aus,
weil die gute konjunkturelle Lage und die günstige Situation
auf dem Arbeitsmarkt zu einer unerwartet positiven Entwicklung
der Beitragseinnahmen geführt haben (...). Ebenso hat sich ein
kurzes demographisches Zwischenhoch günstig auf die
Ausgabenentwicklung ausgewirkt".
(in:
"Altersarmut statt Altersvorsorge" von FELD,
Lars/KOHLMEIER, Anabell/SCHMIDT, Christoph M. im ifo
Schnelldienst Nr.12 vom 23. Juni 2016, S.4)
Das Zwischenhoch ist ein
Komplementärbegriff zur "nachhaltigen Finanzierung", der
jedoch durch den Glaubwürdigkeitsverlust von
Bevölkerungsvorausberechnungen wegzubrechen droht.
ZSCHÄPITZ, Holger (2017): Jetzt tut der Minuszins auch der
gesetzlichen Rente weh.
Bislang galt das System der
deutschen Alterssicherung als immun gegen Finanzmarktlaunen.
Die aktuellen Zahlen belegen das Gegenteil,
in:
Welt v. 15.11.
Bei Holger ZSCHÄPITZ
werden Argumente der Verfechter einer Privatisierung der
Altersvorsorge zu Argumenten der Befürworter einer Stärkung
der gesetzlichen Rentenversicherung umgedeutet. Das ist ganz
im neoliberalen Sinne, denn die private Altersvorsorge steht
unter starkem Rechtfertigungsdruck.
Während die anderen
Mainstreamzeitungen wenigstens nicht nur die Sicht des
Arbeitgebervertreters der Deutschen Rentenversicherung
präsentieren, ist der Bericht über eine Veranstaltung der
Rentenversicherer von ZSCHÄPITZ völlig einseitig.
Verschwiegen wird, dass es vor den entscheidenden
Sondierungsgesprächen zur Sozialversicherung darum geht, ob
die "Überschüsse" zu Beitragssenkungen, Steuersenkung oder
zur Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung verwendet
werden sollen. Der tendenziöse Beitrag von ZSCHÄPITZ soll
die FDP-Position stärken.
"Der Beitragssatz für
die gesetzliche Rente sinkt Anfang kommenden Jahres
voraussichtlich leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 18,6
Prozent. Die Bundesregierung dürfte diesen Schritt per
Verordnung vollziehen",
weckt ZSCHÄPITZ
Hoffnungen der Mehr Netto vom Brutto-Fraktion. Die Rentner
sollen mit Zahlen zu einer voraussichtlichen Rentenanpassung
2018 zufrieden gestellt werden. Erst im Frühjahr 2018 wird
sich zeigen, was die Zahlen wert sind, denn erst dann
erfolgt die Festlegung aufgrund der dann vorliegenden
Zahlen.
THELEN, Peter (2017): Die Kasse füllt sich.
Die Rentenversicherung hat
Rücklagen angehäuft. Negative Zinsen kosten Millionen,
in:
Handelsblatt v.
15.11.
Peter THELEN rückt die
mangelnde Nachhaltigkeit der Rücklage in den Mittelpunkt:
"Wenn es weiter so gut
läuft, könnte der Beitrag sogar bis 2023 so niedrig
bleiben, also bis weit nach Ende der Legislaturperiode.
Erst dann wird die Verrentung der geburtenstarken
Jahrgänge dafür sorgen, dass er zunächst auf 18,7 Prozent,
danach aber sehr schnell auf 21,6 Prozent bis 2030
angehoben werden muss."
Für Leistungsausweitungen
war auch angeblich 2014 kein Geld da:
"Als 2014 die Rente ab
63 und die Mütterrente beschlossen wurden, herrschte
Konsens, dass es nun auf Talfahrt gehen würde mit den bis
dahin staatlichen Rentenreserven und schon bald auch
wieder aufwärts mit dem Rentenbeitragssatz."
Das Spiel, dass Geld nur
da ist, wenn es um Entlastungen der so genannten "Mitte"
geht, die man einkommensmäßig eher als obere Mitte
bezeichnen muss, kennt man zur Genüge, wenn man die
Wirtschaftsteile der Mainstreamzeitungen studiert.
Bestes Beispiel Martin GREIVE.
Sobald es um Sozialausgaben geht, sind die sprudelnden
Quellen plötzlich von heute auf morgen völlig versiegt.
THELEN präsentiert auch
die Sicht von Annelie BUNTENBACH, bügelt das Problem
Altersarmut mit einer fadenscheinigen Begründung ab:
"Doch auch diese
Probleme sind als Folge des Beschäftigungswunders nicht
mehr so drängend wie noch vor wenigen Monaten. Die Renten
steigen wieder stärker im kommenden Jahr nach ersten
vorsichtigen Schätzungen sogar in Ost und West um drei
Prozent. Auch der Sinkflug des Rentenniveaus macht Pause."
Das ist nichts als
Schönfärberei. Dass die Renten genauso schnell steigen
sollen wie die Löhne, was erst einmal nur eine optimistische
Annahme ist, heißt lediglich, dass der Abstand nicht noch
größer ist als er bislang schon ist. Mit der Zunahme der
Rentnerzahlen wird auch die Altersarmut zunehmen.
ÖCHSNER, Thomas (2017): Ein paar gute Jahre.
Rentner können
mittelfristig mit steigenden Bezügen rechnen, auch die
Beiträge sinken 2018 leicht. Doch bald droht der Ruhestand der
Babyboomer-Jahrgänge,
in:
Süddeutsche Zeitung
v. 15.11.
"Schon
sicher ist, dass der Beitrag zur Rentenversicherung
2018 niedriger ausfallen wird. Derzeit liegt er bei 18,7
Prozent. Dieser wird voraussichtlich vom nächsten Jahr an
auf 18,6 Prozent gesenkt",
erklärt uns Thomas
ÖCHSNER in einer sehr merkwürdigen Formulierung. Soll die
Beitragssatzsenkung also noch höher ausfallen? 18,65 Prozent
oder gar 18,69 Prozent kann wohl nicht gemeint sein, wenn
man sich nicht lächerlich machen will.
Eine Senkung sei
unvermeidlich, suggeriert ÖCHSNER, weil dies der
Rentenmechanismus so vorsehe ("Obergrenze von 1,5
Monatsausgaben"). Die letzte Regierung hat gezeigt, dass man
auch mit Leistungsausweitungen reagieren kann. Die
VdK-Präsidentin wird mit einem Plädoyer für Verbesserungen
bei der Erwerbsarmutsrente zitiert und Annelie BUNTENBACH
als Gegnerin einer CSU-Mütterrente. Zufälligerweise alles
Forderungen, die auch Neoliberale erheben - nur dass Kosten
dabei möglichst zu vermeiden sind.
Zur Rentenerhöhung 2018
wird der Standardrentner herbeizitiert, also der
Phantomrentner, dessen Rente kaum ein realer Rentner
erreichen kann. Dieser Phantomrentner erhält eine
Bruttorente von 1.396 Euro, was zur Erhöhung von "knapp 42
Euro" führen würde. Die Bildzeitung titelte gestern
bereits großflächig:
"Mehr Geld für alle
Rentner! Im Schnitt 43 Euro."
Dietrich CREUTZBURG
kritisierte dagegen
gestern in der Online FAZ:
"Einige Medien hatten
zu Wochenbeginn mit Bezug auf denselben Entwurf
vermeintlich genaue Zahlen zur Höhe der Rentenanpassung
2018 gemeldet: 3,09 Prozent im Westen und 3,23 Prozent im
Osten. Die Zahlen sind aber in dieser Genauigkeit wenig
belastbar, auch wenn sie sich aus den amtlichen Annahmen
so ableiten lassen. Die erforderlichen statistischen Daten
zur tatsächlichen Lohnentwicklung werden, wie üblich, erst
im Frühjahr vorliegen. Eine Erhöhung um 3 Prozent würde
bedeuten, dass die sogenannte Standardrente von derzeit
brutto 1.383 Euro um gut 41 Euro im Monat steigt."
Tages zuvor kündigte die
Bildzeitung noch großflächig eine Finanzserie an, die
aufzuzeigen verspricht, wie die Rentenlücke zu schließen
sei. Auch die SZ berichtete gestern über die
Schließung der Rentenlücke.
ÖCHSNER, Thomas (2017): Sieben gute und
sieben schlechte Jahre.
Wie geht's der gesetzlichen
Rente? Die Bundesregierung wagt in einem Bericht den Blick in
die Zukunft. Danach wird das Altersgeld um durchschnittlich
gut zwei Prozent steigen. Doch von 2024 an geht es mit den
Beiträgen abrupt abwärts,
in:
Süddeutsche Zeitung
v. 22.11.
STEFFEN, Johannes (2017): Rentenversicherungsbericht 2017.
Gesamtversorgungsniveau: Mehr Erklärungsbedarf als
Erkenntnisgewinn,
in:
sozialpolitik-portal.de
v. 22.11.
GRÄBER, Berrit (2017): Rechnen mit der Rente.
Freiwillig ins staatliche
System einzuzahlen statt privat absichern? Einst verpönt, kann
sich das heute rechnen,
in:
Welt v. 27.11.
Während im Wirtschaftsteil
die Rente schlecht geredet wird, dient die Rente im Finanzteil
als Goldesel, weil die private Altersvorsorge ihre
vollmundigen Versprechungen nicht einlösen kann. Beides
schadet der gesetzlichen Rente, die nicht nur durch
neoliberale Bestrebungen auf Gesetzesebene, sondern auch per
Ausplünderung durch Gutsituierte geschwächt wird.
WORATSCHKA, Rainer (2017): Mehr Rente durch Zusatzeinzahlungen
- Linke empört.
Rentenversicherung: Immer
mehr Deutsche zahlen zusätzlich in die Rentenkasse ein. Die
Linke kritisiert das als Renditeanlage,
in:
Tagesspiegel Online
v. 29.11.
"Den Regierungsangaben
zufolge haben im Jahr 2015 von den insgesamt 287.359
freiwillig Rentenversicherten 5.045 Personen den
Höchstbetrag von derzeit 1187,45 Euro im Monat eingezahlt.
Von diesen »Sparern« sind nur sieben Prozent Ostdeutsche
und nur 86 Frauen. Im Durchschnitt betrug der
Monatsbeitrag der freiwilligen Einzahler knapp 128 Euro",
berichtet Rainer
WORATSCHKA. Aufgrund der miserablen Rendite bei der privaten
Altersvorsorge ist der Anteil der freiwilligen Einzahler
rapide gestiegen:
"Zwischen 2010 und 2015
stieg die Zahl der freiwillig Versicherten, die den
Höchstbeitrag einzahlten, von 1.586 auf 5.045 Personen.
Allein von 2014 auf 2015 gab es einen Anstieg um rund 33
Prozent. Zahlen für 2016 liegen noch nicht vor. Es steht
aber zu vermuten, dass die Zahl weiter stark steigt."
OECD (2017): Pensions reforms have slowed
in OECD countries but need to continue.
Further reforms are needed
across OECD countries to mitigate the impact of population
ageing, increasing inequality among the elderly and the
changing nature of work, according to a new OECD report,
in:
Pressemitteilung der
OECD v. 05.12.
THELEN, Peter (2017): Rentenversicherung überraschend im Plus.
Manchmal geschehen Wunder –
auch bei der Rente: Jahrelang sind Experten davon ausgegangen,
dass die Rente mit 63 und die Mütterrente die
Rentenversicherung ins Minus treiben. Doch bei den Prognosen
wurde eines übersehen,
in:
Handelsblatt online
v. 08.12.
THELEN, Peter (2017): Vorläufige Entwarnung.
Kommentar zur vollen
Rentenkasse,
in:
Handelsblatt online v.
08.12.
BIEBER, Friedemann & Ben WALTMANN (2017):
Was das Alter mit sich bringt.
Der Wahrheitscheck: Drohen
den Deutschen wirklich niedrigere Renten als den Kroaten?
in:
ZEIT Nr.52 v. 14.12.
BIEBER & WALTMANN
erzählen uns, dass in den "sozialen Medien" ein Artikel des
Münchner Merkur - und insbesondere eine dortige
Grafik - falsch gedeutet wurde. Anlass war der OECD-Bericht
Pensions at a glance 2017. Ob das der Fall war,
lässt sich nicht nachprüfen, weshalb auch die Erklärungen
der Autoren nicht nachvollziehbar sind. Dafür können jedoch
die Argumente von BIEBER & WALTMANN überprüft werden.
"Schätzungen für eine
Muster-Arbeitnehmerin und einen Muster-Arbeitnehmer. Beide
wurden 1996 geboren, haben 2016 eine Arbeit aufgenommen
und werden ihr ganzes Berufsleben lang jeweils exakt den
nationalen Durchschnittslohn verdienen. Sie werden in
Rente gehen, sobald das abschlagsfrei möglich ist – in
Deutschland also, der heutigen Gesetzeslage entsprechend,
nach 45 Berufsjahren im Alter von 65 Jahren. Wie hoch wird
nun die Rente ausfallen? Die Studie prognostiziert
zunächst, wie viel der Muster-Arbeitnehmer im Jahr 2061
netto verdient. Dann prognostiziert sie die zu erwartende
Netto-Rente und setzt beides ins Verhältnis. Heraus kommen
die Prozentzahlen."
Bekanntlich müssen
bereits 1964 Geborene in Deutschland bis 67 Jahre arbeiten,
um abschlagfrei in Rente gehen zu können
("Regelaltersgrenze"). Das hätten die Wahrheitschecker auf
der Website der Deutschen Rentenversicherung
hier nachlesen können. Ob der Fehler bereits der Grafik
zuzuschreiben ist, oder nur den Autoren - lässt sich leider
nicht überprüfen.
BIEBER & WALTMANN ist ein
Fehler zu Kroatien der Aufhänger für ihre Meinung zum
deutschen Alterssicherungssystem, das sie als
Drei-Säulen-Modell verteidigen, d.h. das Niveau der
gesetzlichen Rente ist für sie relativ unwichtig, denn es
wird ja durch betriebliche und private Altersvorsorge
ergänzt, wodurch das Alterseinkommen gar nicht so niedrig
ist. Diese Ideologie vertritt auch die Bundesregierung in
ihren jährlichen Rentenversicherungsberichten. Pech nur für
jene, denen eine betriebliche Altersvorsorge verwehrt bleibt
bzw. die kein Geld für die private Altersvorsorge übrig
haben.
Tatsächlich sind
internationale Vergleiche sehr schwierig, weil ja die OECD
eigene Interessen bei der Darstellung der Fakten verfolgt.
Die OECD will die umlagefinanzierte Rente zur Armenfürsorge
degradieren und die Kapitaldeckung zur Pflichtveranstaltung
machen. Daraus ergibt sich ihre Darstellung. Prinzipiell
folgen BIEBER & WALTMANN dieser neoliberalen Sicht:
"Außerdem unterscheidet
sich das angenommene Renteneintrittsalter in der Prognose
stark. Die Niederländer haben es per Gesetz an die
Lebenserwartung gekoppelt, weshalb die OECD für die
Muster-Arbeitnehmer von einem Renteneintritt mit 71 Jahren
ausgeht.
Für Deutschland nimmt die Prognose einen Rentenbeginn mit
65 an – sechs Jahre früher. Durch ein höheres
Renteneintrittsalter aber lassen sich leicht höhere Renten
finanzieren, da Menschen länger Beiträge zahlen und kürzer
Renten beziehen. Und auch für Deutschland ist es nicht
unwahrscheinlich, dass das Renteneintrittsalter bis 2061
noch steigen wird.
Dennoch ist es plausibel, dass Deutschland im Vergleich
mit den anderen OECD-Ländern keinen Spitzenwert erreichen
würde. Das liegt am demografischen Wandel: In Deutschland
kommen in Zukunft wenige Junge auf viele Alte, zudem ist
das Rentensystem stark von der Altersstruktur abhängig.
Länder mit vielen Geburten oder einem kapitalbildenden
Rentensystem haben es einfacher.
Es ist ja so einfach die
Probleme dem demografischen Wandel zuzuschreiben und die
Überlegenheit kapitalbildender Rentensysteme zu behaupten.
Belegt wird das jedoch nicht. Dumm auch, dass die
Alterung in Deutschland keineswegs so dramatisch ist,
wie das gerne von Neoliberalen dargestellt wird.
KRIEGER, Friederike (2017): Hohe Risiken
bei betrieblicher Altersvorsorge.
Die Aufsicht warnt vor
einem Milliardenloch, sollte es zu einem Börsencrash kommen.
Wie sicher sind Zusagen?
in:
Süddeutsche Zeitung
v. 20.12.