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Singles in Großbritannien

 
       
   

Die Geburtenentwicklung in Großbritannien

 
       
   
Tabelle: Die Geburtenentwicklung in Großbritannien (England/Wales/Schottland/Nordirland) 1980 - 2013
Geburtenrate (TFR)

Jahr

1960 1970 1980 1990 1995 2000 2005 2010 2013
Großbritannien 2,71 2,44 1,90 1,83 1,71 1,64 1,78* 1,98* 1,83
Quelle: Eurostat Online Jahrbücher (* Abweichung zur ONS-Statistik: 2010: 1,92; 2005: 1,76);
1960, 1970 und 1995 durch ONS-Statistik ergänzt
 
       
   
Tabelle: Die Geburtenentwicklung in Großbritannien (England/Wales/Schottland/Nordirland)
2010 - heute
Geburtenrate
(TFR)

Jahr

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
Großbritannien 1,92 1,91 1,92 1,83 1,82 1,80 1,79      
England 1,94 1,93 1,94 1,85 1,83 1,82 1,81      
Wales 1,92 1,90 1,88 1,80 1,78 1,77 1,74      
England & Wales 1,94 1,93 1,94 1,85 1,83 1,82 1,81      
Schottland 1,72 1,69 1,67 1,61 1,62 1,56 1,52      
Nordirland 2,02 2,02 2,03 1,96 1,97 1,96 1,95      
Quelle: ONS 2017 Vital statistics: population and health reference tables
 
       
   

Die Geburtenentwicklung in England und Wales

 
       
   
Tabelle: Entwicklung der Kohortenfertilität und der
Kinderlosenanteile in England und Wales
Frauenjahrgang Kohortenfertilität (CFT) Kinderlosenanteil
1920 2,00 21 %
1925 2,12 17 %
1930 2,35 13 %
1935 2,42 12 %
1940 2,36 11 %
1945 2,19 10 %
1950 2,07 14 %
1955 2,02 16 %
1960 1,98 19 %
1964 1,92 20 %
1965 1,91 20 %
1966 1,91 20 %
1967 1,91 19 %
1968 1,92 18 %
1969 1,91 18 %
1970 1,91 17 %
1971 1,90 18 %
Quelle: ONS 2013, Text und Tabelle B, S.7f.; 1964: ONS 2010;
1968: ONS 2014; 1969: ONS 2015; 1970: ONS 2016; 1971: ONS 2017
 
       
   

Britische Singles und gesellschaftlicher Wandel in den Medien (Teil 1: 1999 - 2017)

 
       
   
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
 
       
   

1999

NORTON, Cherry (1999): In ten years, Britain will be a nation of loners,
in:
Independent v. 18.10.

HARTLEY-BREWER, Julia (1999): Brave new age dawns for single women.
Study says millions of women will choos to live alone in the next 10 years and like it, while men will cope badly on their own,
in: Guardian
v. 18.10.

KIELINGER, Thomas (1999): Die Zukunft ist weiblich.
Britische Studie belegt: Frauen stellen sich besser auf Veränderungen ein,
in: Welt
v. 22.10.

2000

RAYNER, Jay (2000): We want to be alone.
They 're the New Singletons - happy, affluent and free - and they are transforming our culture,
in: Observer v. 16.01.

MacERLEAN, Neasa (2000): Home sweet home for the singleton.
Single men and women are set to be the driving force of the housing boom,
in: Observer
v. 13.02.

INSLEY, Jill (2000): Single, solvent and sorted.
Forget Bridget Jones. An new generation seems happy not to be in couples,
in: Observer v. 05.03.

SCASE, Richard (2000): Britain towards 2010, Capstone Publishing

SCASE, Richard (2000): Out of the office, but on the case.
Cultural barriers are impeding more effective use of net working,
in: Observer
v. 04.06.

REEVES, Richard (2000): No more nine to five.
Long hours, low pay and a crushing lack of job security...In Britain, it seems, we love tho whinge about work,
in: Observer
v. 23.07.

POWER, Carla (2000): The New Singles.
Increasing numbers of Northern Europeans are choosing to live alone,
in: Newsweek v. 14.08.

ROBERTS, Yvonne (2000): The new divorce.
The Yorks look like the archetypal old-fashioned happy family. Except, of course, we know they're divorced,
in: Guardian
v. 25.09.

REEVES, Richard (2000): Ditch your man and be happy.
Women thrive on their own but single men are sad, a new survey claims,
in: Observer
v. 17.10.

OBSERVER (2000): The Singles Issue.
Welcome to the Singles Century. By 2010, almost half the population will be unmarried and, according to recent survey, half the pople still getting married are thinking about getting divorced as they sidle down the aisle,
in: Observer v. 05.11.

Beim britischen Observer hat man keinen Spiegel gelesen. Ein ganzes Jahrhundert der Singles soll auf die Briten zukommen.

DEUL, Dieter (2000): Scheiden tut gut.
Für die Ära nach der Ehe: Das englische Magazin "Vive",
in:
Süddeutsche Zeitung v. 17.11.

Bericht zum Start eines Lifestyle-Magazins für Geschiedene in England

2001

GERRARD, Nicci & Dee O'CONNELL (2001): The waiting game.
Nicci Gerrard meets four women who thought they'd never become mothers and Dee O'Connell investigates the possible treatments,
in:
Observer v. 14.01.

Der britische Observer befasst sich mit ungewollter Kinderlosigkeit, die in der familienpolitischen Debatte ausgeblendet wird.

SUMMERSKILL, Ben (2001): British men stay single longer to play the field,
in: Observer v. 21.01.

ODONE, Cristina (2001): Alone with Bridget.
Women are choosing to be childless singletons, but there's a price,
in: Observer v. 15.04.

HAL (2001): Teure Schulen
Kosten der Kindererziehung im Weltvergleich,
in: Welt v. 20.04.

TAYLOR, Laurie & Matthew TAYLOR (2001): Politics for Babies,
in: Prospect v. 01.06.

Zu den britischen Wahlen ein Plädoyer für eine familienfreundlichere Gesellschaft. Der Franzose Michel HOUELLEBECQ und sein Bestseller Atomised (deutsch: Elementarteilchen) wird genauso zitiert wie die US-amerikanische Feministin Susan FALUDI, um die negativen Veränderungen seit den 1960er Jahren zu verdeutlichen.

TAYLOR, Laurie & Matthew TAYLOR (2001): Why don't we have kids any more?
Children used to be a necessity: they continued the line, followed in the family firm, were the guardians of our values, looked after us in old age. But those reasons are all redundant. Since the advent of birth control, children have been a choice - and one we are more and more unlikely to take up. What's going on?
in: Observer v. 03.06.

BORGER, Sebastian (2001): Kinder kriegen Kinder.
Nirgends gibt es so viele Teenagerschwangerschaften wie in Großbritannien. Die jungen Mütter eint die Armut,
in: Die Woche Nr.44 v. 26.10.

2002

SPIEGEL (2002): Die Kinder kehren zurück,
in: Der Spiegel Nr.23 v. 03.06.

Der Spiegel berichtet über eine britische Studie, wonach junge Erwachsene vermehrt bei den Eltern wohnen. Der Soziologe Frank FUREDI von der Universität Kent vermutet, dass die Zunahme der Nesthocker mit Problemen beim Aufbau dauerhafter Paarbeziehungen zusammenhängt.

2003

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG-Serie: Die demographische Zeitbombe (Teil 3)

SCHUBERT, Christian (2003): Privatvorsorge in Großbritannien.
Staatliche Grundrente wird durch Betriebsrenten ergänzt,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 21.08.

2004

MROZEK, Bodo (2004): London swingt wieder.
Einige von ihnen sind daran gestorben – die anderen feiern drei Tage lang ihre 40 Jahre alte Kleiderordnung,
in: Tagesspiegel v. 01.06.

"Die Mods? Britische Jugendkultur, entstanden vor 40 Jahren, ein Revival bis jetzt, dann wurde es wieder still um sie. Pünktlich zum Jahrestag ist sie wieder da", schreibt Bodo MROZEK.

MULLAN, Phil (2004): gute Preise, goldene Jahre: Die Zukunft ist bezahlbar!
Kann die Gesellschaft sich so viele alte Menschen leisten? Phil Mullan zeigt am Beispiel Großbritanniens: Sie kann,
in: Novo, Juli/August

Phil MULLAN widerspricht der allgemeinen Hysterie hinsichtlich des demographischen Wandels. Er lässt die demografischen Begründungen in der Rentendebatte nicht gelten, sondern verweist auf politische Zielsetzungen, die die jetzigen Anpassungen notwendig machen. Auch die sinkenden Geburtenzahlen sind für MULLAN kein Grund zur Aufregung, denn nicht das Verhältnis junger zu alten Menschen bestimmt die Rentenfinanzierung, sondern das Verhältnis von Erwerbstätigen zu Nicht-Erwerbstätigen. Für Großbritannien rechnet MULLAN vor, dass die angenommenen Beitragszahlerquoten unrealistisch sind:

"Hochrechnungen auf Grundlage der Beitragszahlerquote lassen außer Acht, dass zurzeit eine große Anzahl von Menschen im "Arbeitsalter" überhaupt nicht arbeitet. In Großbritannien sind dies ungefähr neun Millionen Menschen (in Ausbildung und Hochschule, Arbeitslose und andere, die wirtschaftlich nicht aktiv sind). In den meisten entwickelten Ländern stellt diese Gruppe ein Viertel bis ein Drittel der Menschen im "arbeitsfähigen" Alter dar. Mithin entspricht die angenommene Beitragszahlerquote nicht der tatsächlichen.
Berechnungen auf Grundlage der tatsächlichen Beitragszahlerquote sähen daher ganz anders aus. Sie würden auf dem Verhältnis zwischen arbeitenden und nicht-arbeitenden Menschen beruhen, welches eindeutig bestimmbar ist: von den 59 Millionen in Großbritannien lebenden Menschen arbeiten 27 Millionen Menschen, d.h. das Verhältnis Beitragszahler zu Nichtzahlern liegt bei 27:32, die reale Beitragszahlerquote ist somit nicht 3,4, sondern 0,84.
An sich ist die Höhe der realen Beitragszahlerquote relativ unbedeutend. Wichtig ist aber, wie sich diese Zahl künftig entwickeln wird. Die wie immer pessimistischen offiziellen Projektionen gehen davon aus, dass im Jahre 2030 bei einem Bevölkerungsanstieg um 6 auf 65 Millionen die absolute Anzahl der Arbeitenden auf heutigem Niveau geblieben sein wird. Dementsprechend würde das Verhältnis von Arbeitenden zu Nicht-Arbeitenden von 0,84 auf 0,71 absinken, also ein Arbeitender im Vergleich zu heute ein Fünftel mehr Unterstützung leisten müssen. Zum Vergleich: Prognosen auf Grundlage der konventionellen und irreführenden Beitragszahlerquote gehen von einer Verdoppelung der individuellen Beitragszahlerlast aus.
"

2005

PEITZ, Dirk (2005): Der Sound der Gegenstadt.
Tief im Osten: Zwei Tage Londoner East End mit "Roll Deep", den Königen des bald schon massentauglichen Grime,
in: Süddeutsche Zeitung v. 29.11
.

Dirk PEITZ arbeitet an einem neuen Gegenkulturmythos, der im Londoner East End angesiedelt ist. Wer dabei an die Kinks denkt, der liegt sicher nicht falsch, denn diese Kunststudentengruppe hatte bereits in den 1960er Jahren des Swinging London den East-End-Working-Class-Chic geprägt.

In ihrem Buch Konsumrebellen haben Andrew POTTER & Joseph HEATH - zwei waschechte PUPPIES - den Gegenkulturgedanken entmythologisiert:

"Beim Hip-Hop kann man sehen, wie der Kreislauf wieder von vorn anfängt. Der Gegenkulturgedanke nimmt hier die nostalgische Form von Bandenkultur und Ghettoromantik an. Erfolgreiche Rapper müssen hart um ihr Straßenimage kämpfen. (...). Leider hat sich die Idee der Gegenkultur so tief in unser Gesellschaftskonzept eingeprägt, dass sie alle Aspekte des sozialen und politischen Lebens erfasst. Mehr noch, sie ist zum Leitbegriff der Politik geworden".

Damit haben POTTER & HEATH den poplinken Mythos auf den Punkt gebracht. Auch PEITZ knüpft in seinem Beitrag an diesem Pop-Mythos an. Anders jedoch als in den 1980er Jahren als Gentrification "erfunden" wurde, ist Gentrification selbstreflexiv geworden. Die Aufwertung von Stadtvierteln verläuft also nicht mehr ungeplant, sondern wird bewusst gesteuert. Der Gegenkulturmythos ist ein wichtiger Bestandteil dieses Prozesses.

Es fragt sich jedoch inzwischen, ob nicht längst ein Entzauberungsprozess eingesetzt hat. Das Buch von POTTER & HEATH wäre dann Teil dieses Prozesses. Poplinks ist keine Gegenkultur mehr, sondern längst Teil des neuen Establishments. Oder wie es Mercedes BUNZ ausgedrückt hat: Die Gegenkultur ist längst zur Gegen-Ökonomie geworden. Das gilt für Deutschland genauso wie für England...

2007

ZEIT-THEMA: Das war das Glück der Mittelschicht

JUNGCLAUSSEN, John F. (2007): Saufen oder Bürger sein?
Großbritannien: Ein wachsender Teil der Mittelschicht pflegt den proletarischen Lebensstil,
in: Die ZEIT Nr.8 v. 15.02.

 

SCHULZE, Bettina (2007): Der größte Kostenblock neben der Hypothek.
Krippenspiele (3): In Großbritannien zahlen Eltern für die Kinderbetreuung viel Geld,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 12.03.

2008

KLINGHOLZ, Reiner/KRÖHNERT, Steffen/HOßMANN, Iris (2008): Die demografische Zukunft von Europa. Wie sich die Regionen verändern, München: Deutscher Taschenbuch Verlag

2010

SOTSCHECK, Ralf (2010): Endstation Kindergarten.
Reiche in Europa (3): Großbritanniens Klassengesellschaft ist solide gebaut. Nur 4 Prozent der armen Kinder schaffen es auf höhere Schulen,
in: TAZ v. 28.09.

DORMON, Oliver (2010): Cohort Fertility: 2009.
Childbearing by the year of birth of mothers including trends in average family size, the age at which women give birth, and childlessness,
in: Statistical bulletin Office for National Statistics
 v. 09.12.

Das Office for National Statistics (ONS) meldet für den Frauenjahrgang 1964 in England und Wales, der 2009 das Alter von 45 Jahren erreichte, eine Kohortenfertilität (CFT) von 1,92 und einen Kinderlosenanteil von 20 Prozent.

2011

RÖTZER, Florian (2011): Lebensentscheidende Geografie.
Am Beispiel Großbritannien wird deutlich, wie stark der Lebensraum die Lebenserwartung bestimmen kann,
in:
Telepolis v. 09.06.

2013

METALLINOS, Christina (2013): Armband zum Anbandeln.
Erkennungszeichen für Singles: Schau mir aufs Handgelenk, Kleines! Nach diesem Motto stellt sich ein Pärchen aus Großbritannien die Zukunft des Flirtens vor. Das künftige Erkennungszeichen eines Singles: ein Silikonarmband,
in: sueddeutsche.de v. 02.09.

CLARK, Tom (2013): A pension age of 70? That's what is in store for overburdened Generation Y.
Older people have escaped the worst of the chancellor's austerity, but they will soon have to start delaying retirement,
in:
Guardian v. 05.12.

DORMON, Oliver (2013): Cohort Fertility: 2012.
Childbearing by the year of birth of mothers including trends in average family size, the age at which women give birth, and childlessness,
in: Statistical bulletin Office for National Statistics
 v. 05.12.

Das Office for National Statistics (ONS) meldet für den Frauenjahrgang 1967 in England und Wales, der 2012 das Alter von 45 Jahren erreichte, eine Kohortenfertilität (CFT) von 1,91 und einen Kinderlosenanteil von 19 Prozent.

Aus der nachfolgenden Tabelle ist die Entwicklung der Kohortenfertilität und der Kinderlosenanteile in England und Wales für verschiedene Frauenjahrgänge ersichtlich:

Tabelle: Entwicklung der Kohortenfertilität und der
Kinderlosenanteile in England und Wales
Frauenjahrgang Kohortenfertilität (CFT) Kinderlosenanteil
1920 2,00 21 %
1925 2,12 17 %
1930 2,35 13 %
1935 2,42 12 %
1940 2,36 11 %
1945 2,19 10 %
1950 2,07 14 %
1955 2,02 16 %
1960 1,98 19 %
1965 1,91 20 %
1966 1,91 20 %
Quelle: ONS 2013, Tabelle B, S.7f.

Obwohl die Kinderlosigkeit beim Frauenjahrgang 1920 höher lag als beim Frauenjahrgang 1966, lag die Kohortenfertilität höher. Auch die Anzahl der Frauen mit einem Kind lag mit 21 %  um 7 % höher als im Frauenjahrgang 1966. Es gab jedoch weniger Frauen mit nur 2 (- 9 %) oder 3 Kindern (-2 %) und mehr Frauen mit 4 und mehr Kindern (+ 5 %). 

RÖTZER, Florian (2013): Demografische Spielereien.
In Großbritannien könnte sich die Bevölkerung in 100 Jahren verdoppeln, in Deutschland ist entgegen den Vorhersagen die Bevölkerung gewachsen,
in:
Telepolis v. 13.12.

2014

JACOBS, Luisa (2014): Beziehungsweise obdachlos.
Großbritannien: Rosie Walker lebt bei ihrem Freund, unfreiwillig. "Wenn ich die Beziehung beende, habe ich kein Zuhause mehr", stellt sie nüchtern fest,
in:
TAZ v. 03.01.

DORMON, Oliver (2014): Childbearing for women born in different years, England and Wales: 2013.
The changing composition of families over time, comparing women of the same age and the children they have had,
in: Statistical bulletin Office for National Statistics
 v. 04.12.

Das Office for National Statistics (ONS) meldet für den Frauenjahrgang 1968 in England und Wales, der 2013 das Alter von 45 Jahren erreichte, eine Kohortenfertilität (CFT) von 1,92 und einen Kinderlosenanteil von 18 Prozent.

2015

RÖTZER, Florian (2015): Die reichsten Engländer können 19 Jahre länger gesund leben als die ärmsten.
Nach Zahlen des Statistikamts gleichen manche Gegenden Englands diesbezüglich der Lebenserwartung von Entwicklungsländern,
in: T
elepolis v. 27.03.

DORMON, Oliver (2015): Childbearing for women born in different years, England and Wales: 2014.
The changing composition of families over time, comparing women of the same age and the children they have had,
in: Statistical bulletin Office for National Statistics
 v. 10.11.

Das Office for National Statistics (ONS) meldet für den Frauenjahrgang 1969 in England und Wales, der 2014 das Alter von 45 Jahren erreichte, eine Kohortenfertilität (CFT) von 1,91 und einen Kinderlosenanteil von 18 Prozent.

2016

MÜLLER, Ute (2016): Wie Rentner sich den Brexit schönreden.
Spanien: Orihuela Costa ist zur Hälfte britisch. Dass der EU-Austritt die Krankenversicherung kosten könnte, verdrängen die Ruheständler,
in:
Welt v. 12.08.

HIPPIN, Andreas (2016): Britische Rentner sehen rot.
Der Umbau der Vorsorge und die Politik der Notenbank verheissen weniger Geld im Alter,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 15.08.

Andreas HIPPIN berichtet über die Lage in Großbritannien, wo die negativen Entwicklungen auf dem Sektor der betrieblichen Altersvorsorge zu Arbeitskämpfen führt.

"Die erwarteten Kosten der betrieblichen Altersvorsorge haben bei der britischen Royal Mail zu einer erbitterten Konfrontation mit der Belegschaft geführt. Mehr als 90 000 Beschäftigten wurde mitgeteilt, das Unternehmen könne sich ihre leistungsorientierte Form der Vorsorge voraussichtlich über März 2018 hinaus nicht mehr leisten. Derzeit beliefen sich die jährlichen Kosten des Vorsorgeplans auf 400 Mio. £. Sie könnten sich mehr als verdoppeln – auf mehr als 900 Mio. £",

beschreibt HIPPIN die Situation bei der Royal Mail. Bei der Post Office war die Lage bereits länger schlecht und die Betriebsrenten stehen dort bereits nächstes Jahr im März zur Disposition.

"Die betriebliche Altersversorgung spielt in Grossbritannien eine Schlüsselrolle. Viele Beschäftigte haben in der Hoffnung auf eine bessere Altersversorgung über Jahre Lohnverzicht geübt",

beschreibt HIPPIN die Ausgangslage in Großbritannien, wo sich der Wandel von der betrieblichen "Altersversorgung" hin zur "Altersvorsorge" schon seit längerem vollzieht:

"Die früher üblichen leistungsorientierten Vorsorgepläne (Defined Benefit Schemes, DB) werden immer mehr von beitragsorientierten Plänen (Defined Contribution Schemes, DC) und individueller, eigenverantwortlicher Vorsorge abgelöst. Wie aus der Statistik der National Association of Pension Funds (NAPF) hervorgeht, übertraf die Zahl der aktiven Mitglieder privater DC-Versorgungspläne 2014 erstmals die der DB-Pläne. Mittlerweile steht es gemäss der Pensions and Lifetime Savings Association (PLSA) 60:40."

Auch in Deutschland wird dieser Wandel längst vorangetrieben, wie Astrid WALLRABSTEIN in der Zeitschrift Soziale Sicherheit ausführlich dargelegt hat. Neoliberale geht der Wandel jedoch viel zu langsam. Die britischen Versicherungslobbyisten fordern wie andernorts auch Bestandsschutz für ihre Kunden - ohne jedoch die Kosten dafür tragen zu wollen. In Großbritannien sind gemäß HIPPIN rund 6000 Unternehmen mit 11 Millionen Einzahlern in leistungsorientierte Vorsorgepläne betroffen.

EUROSTAT (2016): Beinahe 27 Millionen Menschen in der Europäischen Union sind 80 Jahre oder älter.
Lebenserwartung von fast 10 Jahren für 80-Jährige,
in:
Pressemitteilung des statistischen Amt der Europäischen Union v. 29.09.

KNIPE, Emily (2016): Childbearing for women born in different years, England and Wales: 2015.
The changing composition of families over time, comparing women of the same age and the children they have had,
in: Statistical bulletin Office for National Statistics
 v. 17.11.

Das Office for National Statistics (ONS) meldet für den Frauenjahrgang 1970 in England und Wales, der 2015 das Alter von 45 Jahren erreichte, eine Kohortenfertilität (CFT) von 1,91 und einen Kinderlosenanteil von 17 Prozent.

2017

BERRINGTON, Ann (2017): Childlessness in the UK. In: In: Michaela Kreyenfeld & Dirk Konietzka (Hrsg.) Childlessness in Europa: Contexts, Causes, and Consequences, Springer, S.57-76

Ann BERRINGTON beschreibt Großbritannien als interessanten Fall, weil es sich sowohl durch eine relativ hohe Kohortenfertilität als auch eine relativ hohe Kinderlosigkeit auszeichnet:

"Relative to the rest of Europe, Britain is a particularly interesting case because it is one of the countries where overall aggregate levels of fertility are high (with a completed family size of around 1.9 births per woman), but levels of childlessness are also high (at around 20 %) (Coleman 1996; Berrington et al. 2015)." (2017, S.57)

Wenn BERRINGTON jedoch von Großbritannien (U.K.) spricht, dann bezieht sie sich nur auf England und Wales, während die Situation in Schottland und Nordirland außen vor bleibt. Ihre Datenbasis zur Höhe der Kinderlosigkeit ist der Veröffentlichung des Office for National Statistics (ONS) aus dem Jahr 2014 entnommen. Zu den Gründen bzw. Motiven der Kinderlosigkeit betrachtet BERRINGTON verschiedene Erhebungen. So wurden Frauen des Geburtsjahrgangs 1970 im Alter von 42 Jahren zu den Gründen ihrer Kinderlosigkeit befragt. Wie auch in Deutschland korrespondiert in Großbritannien die Höhe der Kinderlosigkeit mit dem Bildungsniveau der Frauen:

"(W)e observe a strong positive educational gradient in the proportion childless among women: one-quarter of female university graduates born in 1970 remained childless, compared to 15 % of women with less than secondary qualifications.5 However, among the male cohort members, the differences by educational level in the proportion childless were much smaller (27 % of male university graduates were childless at 42, compared to 23 % of men with less than secondary-level qualifications)." (2017, S.68)

Jedoch gilt für Großbritannien ein ähnliches Daten- und Forschungsproblem wie in Deutschland. So schreibt Tomáš SOBOTKA in seinem Beitrag zur Kinderlosigkeit in Europa:

"Several countries, including Germany and the United Kingdom, have only recently started collecting data on biological birth order." (2017, S.23).

HOSP, Gerald (2017): Operation am stählernen Herzen.
Das Tees Valley im Nordosten Englands ist ein Beispiel dafür, wie mit Dezentralisierung der industrielle Niedergang gedämpft werden soll,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 04.05.

"Im Brexit-Referendum sprachen sich zwei Drittel der abgegebenen Stimmen in Redcar für einen Austritt aus der EU aus, was ein deutlich klareres Ergebnis ist als im Landesdurchschnitt",

erklärt uns Gerald HOSP den Anlass der Reportage, die uns die Geschichte der Region skizziert und in der Dezentralisierung eine Stärkung der Regionen sieht. Zudem wird uns die Abhängigkeit der Region von den EU-Fördertöpfen aufgezeigt:

"So donnernd das Ja für den Austritt aus der EU ausfiel, so abhängig ist die Region mit ihren 660 000 Einwohnern noch von der EU. Andrew Lewis, der die Verwaltung der Tees Valley Combined Authority leitet, sagt, dass rund ein Drittel der Mittel der Behörde, die die Bezirke von Darlington, Hartlepool, Middlesbrough, Stockton-on-Tees sowie Redcar und Cleveland umfasst, aus EU-Töpfen stammt. Die Combined Authority soll die wirtschaftliche Entwicklung der Region stärken. London will die bereits von der EU zugesprochenen Gelder bis 2020 weiter garantieren. Was danach passiert, ist unklar. Zudem gehen rund 60% der Exporte wie Chemieprodukte und Autos in die EU."

Haben also die Brexit-Befürworter gegen ihre eigenen Interessen gehandelt? Oder stehen die Verluste in keinem Verhältnis zu den Kosten der EU-Politik? Das wird zukünftig die Geschichte zeigen müssen. Sollte der Brexit nicht in der behaupteten Katastrophe enden, dann dürfte dies das Signal sein, auf das die Gegner der EU nur gewartet haben. Bei der EU liegt nun die Beweislast, dass sie es besser kann.  

FINKE, Björn (2017): Die Rückkehr der Grenze.
Zwischen Nordirland und der Republik Irland verläuft nach dem Brexit die Außengrenze der EU. Kontrollieren hier bald wieder Zöllner? Das wäre schlimm für Zigtausende Pendler und für die Unternehmen. Und es würde den fragilen Frieden in der einstigen Unruheprovinz gefährden. Unterwegs in einer Problemzone,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 13.05.

BUCHSTEINER, Jochen (2017): Nestbeschmutzer.
Wer für den Brexit gestimmt hat, gilt als engstirnig. Der Publizist David Goodhart sieht das anders, obwohl er eigentlich aus dem linksliberalen Milieu stammt,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 14.05.

Jochen BUCHSTEINER berichtet über den Essay Why I left my liberal London tribe von David GOODHART in der Financial Times, mit dem er in seinem linksliberalen Milieu angeeckt ist. In seinem neuen Buch The Road to Somewhere beschreibt er die Differenzen zwischen Globalisierungsgewinnern ("anywheres") und -verlierern ("somewheres"):

"Die Anywheres sind laut Goodharts Definition eine Minderheit von 20 bis 25 Prozent, die aber den Ton in der Gesellschaft, in der Kultur und in den etablierten Parteien angeben. »Charakterisiert werden sie von einem hohen Bildungsgrad - mindestens Bachelorabschluss - und von Mobilität«, erklärt er. Sie hätten »achieved identities«, also ein Selbstbewusstsein, das überwiegend auf ihrem beruflichen Erfolg fußt. Im Gegensatz zu den Somewheres, die sich über einen Ort, eine Gruppe, oft auch über die Nation definierten, hätten Anywheres eine »transportable Identität«. Sie tendierten dazu, Freiheit und Autonomie zu schätzen, und pflegten sozialliberale Ansichten, seien aber blind gegenüber den eigenen Privilegien. »Sie fordern Meritokratie und soziale Mobilität, weil sie die Gewinner des Spiels sind«, sagt Goodhart. »Sie haben die Wissensgesellschaft ausgerufen, die in Wahrheit nur ihnen nützt, denn nicht jeder ist schlau.«
Die Somewheres definiert Goodhart vor allem über deren emotionale Nähe zum Wohnort, über ihre Verwurzelung. Sie könnten dem permanenten Wandel wenig abgewinnen, weil der ihr Leben eher verschlechtert habe. Mehr als die Hälfte der Gesellschaft denke so, sagt Goodhart und stützt sich auf Umfragematerial und offizielle Statistiken. (...).
Ihr Unbehagen richtet sich (...) gegen drei Entwicklungen (...): die Masseneinwanderung, die »in Fluss geratenen Geschlechterrollen« und die Förderung und Überbetonung höherer Bildung. 1984 gab es siebzig Universitäten im Land, heute sind es 170, vor fünfzig Jahren gingen sechs Prozent der Schulabgänger auf eine Hochschule, heute ist es die Hälfte. Das habe zu einer Geringschätzung nichtakademischer Tätigkeiten geführt, sagt Goodhart."

BUCHSTEINER ist in dieser Diagnose ganz der Meinung von GOODHART, die er zudem auch der britischen Regierungschefin Theresa MAY zuschreibt:

"Auf der einen Seite sah sie die »international ausgerichteten städtischen Eliten«, auf der anderen die »Jams«, Leute die geradeso zurechtkommen (»just about managing«).

BUCHSTEINER sieht die Debatte in Großbritannien weiter fortgeschritten als hierzulande, wo die Eliten sich noch sicher wiegen:

"Im Vergleich zu Britannien fühlt sich Deutschland noch sicher. Die AfD mag nerven, lässt sich aber bislang ohne größere Risiken ausgrenzen. Bei den kommenden Wahlen dürften mindestens 80 Prozent für die alten Parteien stimmen; ein radikaler Kurswechsel wirkt fern".

Das mag unter dem gegenwärtigen Hype um Schwarz-Gelb stimmen, dürfte sich aber spätestens dann ändern, wenn der Hype aufgebraucht ist und das Weiter-So die Gesellschaft weiter polarisiert. Unsere kosmopolitischen Eliten ändern ihre Sicht nur, wenn sie tatsächlich abgewählt werden.

GOODHART ist sich jedenfalls sicher, dass sich - auch aufgrund der alternden Bevölkerung, die dazu führe, dass die Sicht der "Anywheres" gegenüber den "Somewheres" immer mehr an Basis verliere.

Bei der Analyse fällt auf, dass ca. 15-20 Prozent der Bevölkerung ignoriert werden, die weder den einen, noch den anderen zugeordnet werden. Und möglicherweise ist die Ambivalenz weit verbreiteter als es das Schwarzweiß von Somewheres contra Anywheres erscheinen lässt.

BUSSEMER, Johanna (2017): "May wird auf Knien angekrochen kommen".
ND-Titelgeschichte New New Labour: Paul Mason über die britische Wahl im Zeichen des Brexit und das linkeste Programm in der Labour-Geschichte,
in:
Neues Deutschland v. 31.05.

MENDEN, Alexander (2017): Auf Einladung der Queen.
Theresa May hat den Regierungsauftrag erhalten. Nun muss sie zeigen, dass ihre Mehrheit steht,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 10.06.

Alexander MENDEN sieht den Wahlerfolg der Arbeiterpartei als Ausdruck der gestiegenen Wahlbeteiligung unter den Jungen:

"Die Wahlkreise mit dem höchsten Anteil an Wählern im Alter von 18 bis 24 Jahren, wie Bristol West, Cardiff Central, Newcastle East und Liverpool Riverside sorgten auch für den größten Anstieg an Labour-Stimmen. Für die Konservativen war der Verlust des Wahkreises Canterbury, den sie ohne Unterbrechung seit dem Zweiten Weltkrieg hielten, besonders schmerzahft. Labour-Kandidatin Rosie Duffield gewann mit lediglich 187 Stimmen Vorsprung. Diesen Sieg verdankt sie vor allem den Studenten der University of Kent, die sich an ihrem Studienort zur Wahl meldeten.

Die Website der BBC bietet einen Überblick über die Ergebnisse der Parteien in den einzelnen Wahlkreisen.

HAINES, Nicola (2017): Births in England and Wales: 2016.
Live births, stillbirths, and the intensity of childbearing measured by the total fertility rate,
in: Statistical bulletin Office for National Statistics
 v. 19.07.

Das Office for National Statistics (ONS) meldet 696.271 Geburten für das Jahr 2016 und eine Geburtenrate (TFR) von 1,81 für England und Wales.

THEURER, Marcus (2017): Briten dürfen erst später in Rente gehen,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 20.07.

Marcus THEURER berichtet nicht etwa über ein in Kraft getretenes Gesetz, sondern lediglich über eine "Ankündigung der Regierung". Die Briten der Geburtsjahrgänge April 1970 bis April 1978 sollen ab 2039 erst mit 68 Jahren in Rente gehen.

Neoliberale berichten gerne über Ankündigungen, als ob diese schon durchgesetzt wären - zumindest wenn ihnen die Richtung passt, ansonsten wird dies unter den Tisch gekehrt.  

HAEFLIGER, Markus M. 2017): Alter Klassenhass erhebt sein Haupt.
Die Brandkatastrophe im Londoner Wohnhochhaus Grenfell Tower als Metapher für die Ungleichheit,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 31.07.

Arme sollen in die Stadtteile der Wohlhabenden ziehen, heißt heutzutage das allzu simple Motto für den sozialen Aufstieg (vgl. Winand von PETERSDORFF, "Der amerikanische Traum verblasst, FAS 23.07.2017)". Die Brandkatastrophe im Londoner Grenfell Tower zeigt dagegen, dass Arm und Reich nebeneinanderher lebt, ohne dass dies einen positiven Effekt auf die Armen hätte - im Gegenteil:

"Der Borough gilt als der reichste von 32 Lokalbehörden in der Hauptstadt. (...). Der soziale Graben in Kensington and Chelsea ist markant. Die Lebenserwartung in den noblen Quartieren von Holland Park, South Kensington und in Chelsea liegt laut Statistik zehn Jahre höher als im ärmlicheren North Kensington. Ähnliche Unterschiede gibt es in London zuhauf, wenn auch nicht unbedingt innerhalb des gleichen Bezirks. Die soziale Durchmischung sei ein Vorteil, sagt Travers, der Preis jedoch die Polarisierung durch Wohnfragen",

berichtet Markus M. HAEFLIGER aus dem noblen Stadtbezirk, in dem der soziale Wohnungsbau unter die Räder der neoliberalen Politik kam. Die Realität sieht anders aus: Wegziehen können sich - wenn überhaupt - erst die sozial Aufgestiegenen leisten.

ZASCHKE, Christian (2017): Bye-bye, ihr Briten.
Buch Zwei: Unser Korrespondent packt seine Kisten. Bevor er London verlässt, bleibt aber genug Zeit, das Land seiner Träume noch einmal nassforsch zu vermessen. Ein Abschied, geistig und körperlich,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 19.08.

ZYLBERSZTAJN, Daniel (2017): Zwischen den Welten.
Reportage: Geriet Nordkensington zuletzt wegen des Hochhausinfernos in die Schlagzeilen, ist das Viertel auch kosmopolitische Keimzelle der britischen Metropole. Londoner unterschiedlichster sozialer Milieus leben hier Tür an Tür,
in:
TAZ v. 25.08.

"Auf der einen Seite die reichen Londoner Bezirke Nordkensington, Chelsea, Südkensington und Teile von Knightsbridge, die hier zusammenlaufen (...). Auf der anderen Seite die Armut, wie sie sich am Sozialbau zeigt",

beschreibt Daniel ZALBERSZTAJN die Polarisierung in jenem politischen Londoner Bezirk, in dem der 24-stöckige Grenfelltower zum Symbol der Polarisierung zwischen Arm und Reich wurde. Was noch vor nicht allzu langer Zeit als multikulturellen Zusammenleben verklärt worden wäre, das wird nun als "kosmopolitischer Schmelztiegel" beschrieben, der das Gebiet in der Vergangenheit war, bevor die Gentrifizierung das Gesicht des Gebiets prägte.

KLINGSIECK, Ralf (2017): Das Telefon steht nicht mehr still.
Viele in Frankreich lebende Briten wollen angesichts des Brexits französische Staatsbürger werden,
in:
Neues Deutschland v. 28.08.

HOSP, Gerald (2017): Erst die Pensionskassenlösung macht den Weg frei.
Um die britischen Stahlaktivitäten verkaufen zu können, ist Tata Steel eine Verpflichtung eingegangen,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 22.09.

RÖTZER, Florian (2017): Viele alte Menschen sind chronisch einsam.
Eine britische Organisation spricht von einer "Einsamkeitsepidemie", die mit der älter werdenden Gesellschaft schnell zunehme,
in:
Telepolis v. 23.09.

"51 Prozent der Menschen über 75 Jahre leben allein",

schreibt Florian RÖTZER. In einer PR-Information der Organisation Campaign to End Loneliness steht dagegen:

"Over half (51%) of all people aged 75 and over live alone (Office for National Statistics 2010. General Lifestyle Survey 2008)"

Die Zahlen, die uns RÖTZER nennt, sind also bereits ein Jahrzehnt alt. In der Veröffentlichung Families and households in the UK: 2016 des Office of National Statistics vom November 2016 ist die Entwicklung der Alleinlebenden in Großbritannien zwischen 1996 und 2016 ersichtlich (vgl. 2016, Schaubild 6, Seite 11):

Es zeigt sich, dass das Alleinleben im Alter von 75 Jahren und älter zwischen 2008 und 2016 nicht zugenommen hat, obwohl doch die Bevölkerung altert. Das hohe Alter ist nicht männlich wie im mittleren Lebensalter, sondern weiblich. Frauen besitzen in der Regel mehr Kontakte als Männer. Zudem ist Einsamkeit nicht identisch mit dem Alleinhaushalten. Heimbewohner, die von Einsamkeit betroffen sind, fallen aus dieser Haushaltsstatistik heraus, was von RÖTZER nicht erwähnt wird, obwohl gerade dort die Einsamkeit verbreiteter sein könnte. Mit der Zunahme von modernen Altenpflegeeinrichtungen (Betreutes Wohnen) verändert sich zudem auch das Alleinhaushalten im Alter. Auch dieser Aspekt kommt in dem Artikel nicht vor.

Nicht die Verbesserung des Lebens im Alter steht im Mittelpunkt, sondern die Kostenersparnis, was von RÖTZER dem neoliberalen Zeitgeist zugeschrieben wird:

"Da es mittlerweile zum Usus gehört, stets auf die ökonomischen Folgen hinzuweisen und mit Kostenersparnissen für Veränderungen zu werben, fehlt dies auch hier nicht. Die Organisation hat eine Studie bei Wissenschaftler der London School of Economics (LSE) in Auftrag gegeben, nach der sich die Investition in die Bekämpfung der Einsamkeit rentieren würde.
Für jedes Pfund, das man in wirksame Maßnahmen zur Reduzierung oder Prävention von Einsamkeit investiert, würden 3 Pfund gespart. Pro Person im Alter von über 65 Jahren, die sehr einsam ist, würden die gesellschaftlichen und medizinischen Kosten in zehn Jahren 6000 Pfund betragen. Die Menschen suchen beispielsweise häufig einen Arzt auf, nur um mit jemanden sprechen zu können. Die Studie untersucht im wesentlichen die ökonomischen Faktoren unterschiedlicher Maßnahmen."

Es sagt mehr über unsere Gesellschaft aus, dass Verbesserungen nur dann durchsetzbar erscheinen, wenn sie mit Kostenersparnissen verbunden sind. Eine solche Ideologie sorgt dafür, dass Verbesserungen, die nicht als Kostenersparnis deklariert werden können, gar nicht erst in Angriff genommen werden.

Fazit: Man tut den älteren Alleinlebenden keinen Gefallen, wenn man mit Schwarz-Weiß-Begriffen wie "Einsamkeitsepidemie" hantiert. Das macht Angst und Angst ist bekanntlich der schlechteste aller Ratgeber! Dann steht am Ende nicht Handeln, sondern Ohnmacht und Apathie.

NONNENMACHER, Peter (2017): Wo der Brexit wirklich weh tut.
An der Grenze zwischen Nordirland und der irischen Republik wächst mit dem nahenden Ausstieg aus der EU die Angst vor wirtschaftlicher Isolation und der Rückkehr des Terrors. Über eine Bürgerbewegung, die mit einem Spezialstatus für Nordirland das Schlimmste verhindern möchte,
in:
Frankfurter Rundschau v. 10.11.

Peter NONNENACHER macht mit seiner Nordirland-Reportage Stimmung gegen die Demokratischen Unionisten (DUP) von Arlene FOSTER, die in London mitregieren, und die nichts von einer "speziellen Wirtschaftszone" um die Insel halten, sondern den ungehinderten Zugang zu England, Wales und Schottland favorisieren.

KNIPE, Emily (2017): Childbearing for women born in different years, England and Wales: 2016.
The changing composition of families over time, comparing women of the same age and the children they have had,
in: Statistical bulletin Office for National Statistics
 v. 24.11.

Das Office for National Statistics (ONS) meldet für den Frauenjahrgang 1971 in England und Wales, der 2016 das Alter von 45 Jahren erreichte, eine Kohortenfertilität (CFT) von 1,90 und einen Kinderlosenanteil von 18 Prozent.

 
       
   
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weiterführender Link

 
       
   

Das Single-Dasein in Großbritannien: 2018 - heute

 
       
   
 
   

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Update am: 09. Februar 2019