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Einführung
Der Spiegel gilt
als neoliberales Sturmgeschütz, das gerne Märchen erzählt, die
Reportagen genannt werden. Peinlich, dass ein preisgekrönter
Spiegel-Autor als Fake-News-Verbreiter enttarnt wurde. Noch
peinlicher: Der Spiegel macht genauso weiter! Stellen
sich Meinungen als Irrtümer heraus, dann werden beim Spiegel
lediglich die Journalisten ausgetauscht. Die Nachfolger der
Ausgetauschten dürfen dann Sätze wie jene schreiben:
Ein Land, zwei Welten
"Die
Untergangspropheten, die vor gut einem Jahrzehnt
die Überschriften bestimmten, lagen falsch.
(Spiegel Nr.15 v. 06.04.2019)
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Der Spiegel bot den
Untergangspropheten damals gerne eine Plattform, was die
Nachfolger der Ausgetauschten mit ihrem Satz, elegant
verschleiern. Im Jahr 2004 titelte der Spiegel Der
letzte Deutsche. Auf dem Weg zur Greisenrepublik. Sage und
schreibe 11 Autoren, statt der jetzigen drei, werden bei der
damaligen Titelgeschichte
Land ohne Lachen aufgezählt. Dort heißt es:
Land ohne Lachen
"Schon
im Jahr 2035 werden die Deutschen das
älteste Volk der Welt sein - eine graue
Revolution verwandelt die Republik allmählich in
einen Gerassic Park, in dem jeweils ein
Berufstätiger für einen Rentner aufkommen muss."
(Spiegel v. 05.01.2004)
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Der neoliberale
"Rentenpapst" Axel BÖRSCH-SUPAN hat in seiner Stellungnahme für
die Anhörung durch den Bundestagsausschuss zum Rentenpaket der
Bundesregierung am 5. November 2018 in seiner Prognose
dargelegt, dass im Jahr 2035 nicht jeder Berufstätige für einen
Rentner aufkommen muss, sondern zwei Berufstätige für einen
Rentner (vgl.
Ausschussdrucksache 19(11)180neu, Abbildung 3 S.10). Die
mittlere Variante 2 der 13. koordinierten
Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamts
(Basisjahr 2013) ging für das Jahr 2030 von 47,4 Millionen
Erwerbsfähigen aus, denen 19,2 Millionen Rentner
gegenüberstehen. Im Jahr 2040 stehen rund 44 Millionen
Erwerbsfähigen rund 21,6 Millionen Rentner gegenüber.
Innerhalb von lediglich 15
Jahren hat sich das Problem der Babyboomer also halbiert. Aber
Matthias BARTSCH (Jahrgang 1964),
Alfred WEINZIERL (Jahrgang 1959),
Wolf WIEDMANN-SCHMIDT (Jahrgang 1979) und
Steffen WINTER (1969) kümmert das wenig, wenn sie schreiben:
Ein Land, zwei Welten
"In
den vergangenen Monaten haben Wissenschaftler in Berlin
einen neuen Blick in die Zukunft gewagt. Sie studierten
die aktuellen Bevölkerungszahlen und erarbeiteten eine
Prognose für das Jahr 2035. Das ist ein überschaubarer
Zeitraum, kein Blick in die Glaskugel
(Spiegel
Nr.15 v. 06.04.2019)
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Bis zum Jahr 2035 sind es
noch etwas mehr als 15 Jahre, also ein Zeitraum, in dem sich
Probleme halbieren können, wenn man den Spiegel-Titel des
Jahres 2004 heranzieht. Die Autoren der zitierten Studie
verweisen dagegen auf ein Problem, das sie zu beheben
beanspruchen:
Die demographische Lage der Nation
"Um die Herausforderungen besser verstehen zu
können, erstellt das Bundesamt für Bauwesen und
Raumordnung, eine dem Bundesinnenministerium
nachgeordnete Behörde, regelmäßig im Abstand von
drei Jahren regionale Bevölkerungsvorhersagen.
Diese sogenannten Raumordnungsprognosen haben
wir in der Vergangenheit stets für unsere
Studien genutzt. Doch die letzte dieser
Prognosen stammt aus dem Jahr 2015. Derzeit
fehlt eine aktuelle Planungsgrundlage für
Kommunen und Bundesländer.".
(2019, S.4) |
Kleinräumige Prognosen
veralten in der Regel noch schneller als grobschlächtige
Deutschland-Vorausberechnungen. Einen Zeitraum von 15 Jahren als
überschaubar zu bezeichnen ist daher dreist. Da trifft es sich
gut, dass unter der Leitung von Reiner KLINGHOLZ bereits in den
Jahren 2004 und 2006 "Prognosen" für die Landkreise und
kreisfreien Städte erstellt wurden, deren Fehlleistungen
inzwischen sichtbar geworden sind.
Demographismus als Problem
Im Jahr 2013 hat der
Politikwissenschaftler Christian RADEMACHER in seinem
hellsichtigen Buch Deutsche Kommunen im Demographischen
Wandel die Herangehensweisen von Wissenschaftlern an den
demografischen Wandel als
Demographismus, d.h. als politische Ideologie, kritisiert.
Das Statistische Bundesamt behauptet inzwischen gar nicht mehr,
dass ihre "Prognosen" in erster Linie auf Treffsicherheit
abzielen, sondern der Durchsetzung politischer Ziele dienen
sollen. Lediglich die Märchenonkel vom Spiegel wollen uns
weiterhin verdummen und versprechen uns die Realität im Jahr
2035 zu beschreiben. Bereits die beiden Publikationen des
Berlin-Instituts zur demographischen Lage der Nation aus den
Jahren 2004 und 2006 zeigen am
Beispiel Sachsen, dass aufgrund von Gebietsreformen die
Vergleichbarkeit der Zahlen erschwert wird.
Das Berlin-Institut
vergibt Schulnoten von 1 bis 6, was die Vergleichbarkeit
zusätzlich erschwert, aber eine Bewertbarkeit des demografischen
Wandels suggeriert, die nicht gegeben ist. Das Beispiel der
Großstadt Leipzig zeigt die Absurdität der Indikatoren besonders
deutlich. Leipzig erhielt in den Jahren 2004 und 2006 für seine
Bevölkerungsentwicklung bis 2020 die Note 4. Dies entspricht
einer Spanne des Bevölkerungsrückgangs zwischen 5,1 und 10
Prozent.
In Wirklichkeit ist die Leipziger Bevölkerung seit dem Jahr 2002
jährlich gewachsen. In der aktuellen Publikation aus
dem Jahr 2019 erhält Leipzig nun die Note 1 als einzige
sächsische Region. Gab es 2004 in Sachsen noch 29 Regionen, so
sind es inzwischen nur noch 13 Regionen, die bewertet werden
müssen. Die Note 1 wird übrigens für eine Bevölkerungszunahme um
mehr als 9,92 % vergeben. Wie das Institut die Notenvergabe
auswürfelt, das wird nicht verraten, denn im Jahr 2004 wären
9,92 % noch mit der Note 2 bewertet worden. Gibt es also beim
Berlin-Institut eine Noteninflation? Unsere Spiegel-Autoren
sehen in Leipzig dagegen nicht eine
katastrophale Fehlprognose, sondern machen die Demografie
für die jetzigen Schulprobleme verantwortlich:
Ein Land, zwei Welten
"Weil die Geburtenrate nach der Wende einbrach,
sank Ende der Neunzigerjahre der Bedarf an Schulen ebenso
drastisch. 57 von 243 Schulen wurden abgewickelt.
Seitdem ist Leipzigs Einwohnerzahl um gut 70.000
gestiegen. Und für Marie und Paul (derzeit die häufigsten
Namen in den Geburtsurkunden der Stadt) braucht es
zusätzliche Klassenräume. 2035 werden in Leipzig über 40
Prozent mehr unter 20-Jährige wohnen als 2017.
Bereits in diesem Jahr rechnet die Stadt mit einem
Engpass, der sich, so steht es im Schulbauprogramm »auch
in den Folgejahren trotz laufender und geplanter
Investitionsmaßnahmen nicht signifikant entspannt«."
(Spiegel
Nr.15 v. 06.04.2019)
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Die Demographisierung gesellschaftlicher
Probleme am Beispiel Lehrermangel
Lehrermangel? Dieses
Problem existiert bei den Spiegel-Autoren gar nicht, denn
Neoliberalismus verspricht, dass Beton und nicht Personal das
entscheidende Problem ist. Die Lektüre des Berlin-Instituts aus
dem Jahr 2006 ist hier aufschlussreicher, denn dort wird
beschrieben, dass es lediglich dem Elternprotest in Sachsen zu
verdanken ist, dass die ursprünglich geplanten Schulschließungen
nicht durchsetzbar waren:
Die demografische Lage der Nation
"(S)eit 1995 mussten allein in Sachsen 650
Schulen ihren Betrieb einstellen, über 7.000 Lehrerstellen
wurden im Freistaat gestrichen. Nach heftigen
Elternprotesten und Lehrer-Warnstreiks im Mai 2005 will
die sächsische Landesregierung nun weniger Schulen
schließen als ursprünglich geplant. Dennoch werden bis
Ende 2008 etwa 80 weitere Schulen aufgegeben. Die
Landesregierung beruft sich bei den Schließungen auf die
nach wie vor sinkenden Schülerzahlen. (...). Nach Angaben
der Kultusministerkonferenz wird erst 2009 mit rund 303.
Schülern der Tiefpunkt erreicht sein. Danach werden die
Schülerzahlen aufgrund der sich langsam erholenden
Geburtenrate wieder leicht anziehen (...). Dass dann
wieder viele Schulen neu besetzt werden, ist
unwahrscheinlich."
(2006,
S.93)
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Sachsen galt als
neoliberaler Musterknabe. Die Kollateralschäden von
Schulschließungen wurden deshalb lange verharmlost. Seit die
Alternative für Deutschland bei der Bundestagswahl in Sachsen
die stärkste Partei vor der Allzeitregierungspartei-CDU wurde,
herrscht Aktionismus.
Die Spiegel-Argumentation
zeigt, was mit der Demographisierung gesellschaftlicher Probleme
gemeint ist. Politik ist angeblich lediglich eine Reaktion auf
demografische Veränderungen. Geburtenrate runter, Schulabriss,
Geburtenrate rauf, Schulneubau lautet das angebliche Motto.
Tatsächlich ist es
umgekehrt: Die
Politik regelt über Annahmen zur Bevölkerungsvorausberechnung,
auf welche Probleme sie reagieren will und auf welche nicht.
Trotz jahrelang steigender Geburtenrate haben alle
Bevölkerungsvorausberechnungen die Veränderungen des
Geburtenverhaltens ignoriert. Das hat fatale Auswirkungen, was
auf dieser Website im Thema
Das Geburtengeschehen in Deutschland bis 2025
ausführlich beschrieben wurde. Die Politik möchte den
Lehrermangel aussitzen. Was aber, wenn sich das als Trugschluss
erweist? Über ein Jahrzehnt lang jammerte Deutschland darüber,
dass die Kinder fehlen. Nun sind sie da und Deutschland jammert
darüber, dass dies Geld kostet. Die Spiegel-Autoren sehen
im Nachwuchs deshalb das eigentliche Problem:
Ein Land, zwei Welten
"(Z)uletzt (verließen) rund sechs Prozent eines
Jahrgangs die Schule ohne Abschluss. So wird es zunehmend
sinnvoll sein, Mitarbeiter jenseits der 55 fortzubilden,
statt auf die nächste Generation zu setzen."
(Spiegel
Nr.15 v. 06.04.2019)
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In Sonntagsreden wird
gerne die Wichtigkeit von Bildung betont. Die neoliberale
Realität sieht jedoch anders aus: Lehrer sind Kostenfaktoren,
weshalb der Nachwuchs lieber abgeschrieben wird. Warum in
Bildung investieren, wenn zugewanderte Fachkräfte und die
Älteren als billigere Alternativen vorhanden sind?
Die Babyboomer sind angeblich unser
Problem, tatsächlich sind sie eine willkommene Ressource
Der Begriff "Babyboomer"
ist in der Vergangenheit sehr unterschiedlich verwendet worden.
Auf dieser Website wurde dem Begriff eine
Bibliografie mit Erklärungen zu den verschiedenen
Definitionen und Verwendungsweisen des Begriffs gewidmet. Die
Spiegel-Autoren schreiben dazu:
Ein Land, zwei Welten
"In
diesen Jahren gehen die ersten Vertreter der
Babyboomer-Generationen in den Ruhestand. Sie
waren ein Nebeneffekt des deutschen
Wirtschaftswunders, von Mitte der Fünfzigerjahre
an wurden
jährlich zwischen 1,1 Millionen und 1,4
Millionen Kinder geboren; der Boom endete
1969. (...).
45 Millionen Menschen sind in Arbeit, so viele
wie noch nie. Fachleute nennen diesen Profit aus
dem Babyboom die »demografische Dividende«.
Doch was ist, wenn diese Dividende nicht mehr
ausgeschüttet wird? Ist Deutschland für die Zeit
danach gerüstet? Wie wird das Land aussehen,
wenn sich um 2035 die letzten Babyboomer in die
Rente verabschieden?
(Spiegel Nr.15 v. 06.04.2019)
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Die Babyboomer werden hier
nur als Kostenproblem beschrieben, das aus einem Babyboom der
Jahre 1954 bis 1969 resultiert. Außerdem resultiert aus ihrer
Verrentung ein Fachkräftemangel. Dazu rechnen uns die Autoren
vor:
Ein Land, zwei Welten
"Mit der
Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge wird
die Zahl der 20- bis 64-Jährigen bis 2035 von 50
Millionen auf 44 Millionen sinken.
Das Bundesinnenministerium hat eine andere
Rechnung durchgespielt. 24,3 Millionen Menschen
der Jahrgänge 1950 bis 1969 leben in
Deutschland. Wenn sie alle in den Ruhestand
gehen, müssten sie ersetzt werden durch die
Jahrgänge 1997 bis 2016. Die umfassen aber nur
15,4 Millionen."
(Spiegel Nr.15 v. 06.04.2019)
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Was aber, wenn durch
Digitalisierung und Roboterisierung, d.h. durch den
Produktivitätsfortschritt, die angebliche Fachkräfte-Lücke eine
Fata Morgana ist? Der Statistiker Gerd BOSBACH hat in einem
Beitrag für die Zeitschrift Soziale Sicherheit (Heft 3,
2019) Die statistischen Taschenspielertricks von "Rentenpapast"
Axel Börsch-Supan (zugleich der Untertitel des Beitrags)
aufgezeigt . BOSBACH kritisiert, dass der
Altenquotient,
auf den auch die Spiegel-Autoren verweisen, den Anstieg
durch die Einführung der Rente mit 67 unberücksichtigt lässt:
Ist die Stabilisierung des Rentenniveaus tatsächlich
unbezahlbar?
"Börsch-Supan
(...) definiert »Altersquotient (Anzahl der
Menschen im Alter von 65 Jahren und älter
geteilt durch die Anzahl der Menschen im Alter
von 20 bis 64 Jahren)« - für 2005 genauso wie
für 2060! Damit werden die 65- und 66-Jährigen
ab 2031 fehlerhaft nicht den Versorgern
zugerechnet, sondern den zu versorgenden
Älteren. (...). In Zahlen ausgedrückt ordnet er
somit - berechnet nach Daten des Statistischen
Bundesamtes - 2025 insgesamt 1,4 Mio. Personen
und für 2035 sogar knapp 2,3 Mio. Menschen der
falschen Gruppe zu."
(Soziale Sicherheit, Heft 3/2019)
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BOSBACH beschreibt, dass
in der Vergangenheit durch den Produktivitätsfortschritt immer
weniger Erwerbstätige einen Rentner versorgen konnten. Die
Alterung der Bevölkerung wird mit Blick auf die Vergangenheit
relativiert. Lässt man die demografische Debatte Revue
passieren, dann zeigt sich in der Regel, dass Scheinprobleme
aufgebaut werden, die dann gar nicht existent sind, wenn sie zur
Gegenwart werden. BOSBACH zeigt in seinem lesenswerten Beitrag
wie durch grafische Aufbereitung und die Wahl von Indikatoren
der demografische Wandel dramatisiert wird.
Der heimliche Lehrplan des
Artikels ist jedoch, dass die Babyboomer nicht unser Problem
sind, sondern eine kostengünstige Alternative sein sollen.
Ältere sollen nicht nur billigere Arbeitskräfte sein und damit
Bildungsinvestitionen ersetzen, sondern sie sollen auch die
Kollateralschäden der neoliberalen Politik, die zu lange nur auf
eine Stärkung der Starken gesetzt hat, kompensieren.
Ehrenamtliche sollen die Defizite neoliberaler Politik vergessen
machen. Demografisierung gesellschaftlicher Probleme zeigt sich
insbesondere in der Umkehr von Kausalzusammenhängen:
Ein Land, zwei Welten
"Demografen
sprechen von Bildungswanderern und
Berufswanderern, sie sind jung, viele gründen
eine Familie. So sind 40 Prozent der Hamburger
unter 35 Jahre alt, in Heidelberg gar knapp 50
Prozent.
Wohin der Boom führen kann, ist in Berlin zu
beobachten. Mehr als 50.000 Jobs sind dort
allein in den vergangenen zwei Jahren
entstanden. Junge Leute aus dem Ausland sorgen
für Wachstum, aber es gibt auch einen
Gegentrend: Seit drei Jahren ziehen mehr
Deutsche aus der Hauptstadt heraus als hinein.
Die Abwanderer, meist Familien, siedeln sich
jenseits der Stadtgrenze an, in den acht
Landkreisen Brandenburgs, die wie ein
Rettungsring die Metropole umschließen. Die
Breite des Speckgürtels hängt davon ab, wie weit
ins Umland hinein der öffentliche Nahverkehr
reicht."
(Spiegel Nr.15 v. 06.04.2019)
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Nicht die Demografie ist
unser Schicksal, sondern die politischen Fehlentscheidungen!
Richtig müsste es heißen: Weil die Politik den öffentlichen
Nahverkehr mitsamt der zugehörigen Infrastruktur und dem
notwendigen Personal vernachlässigt hat, können Abwanderer nur
in ganz bestimmte Gebiete ziehen. Politik steuert über die
Investition in Infrastruktur die Wanderungsbewegungen.
Wanderungsprozesse reagieren auf Standortentscheidungen von
Wirtschaftsunternehmen und politische (Infra-)Strukturpolitik.
Wenn die Autoren den Babyboom der 1950er und 1960er Jahre nur
als "Nebeneffekt" der Wirtschaftsentwicklung bezeichnen, dann
glauben sie selber nicht an das Märchen, dass die Demografie
unser Schicksal ist.
Fazit: Statt 15 Jahre in die Zukunft zu blicken,
lohnt der Blick 15 Jahre in die Vergangenheit
Wenn uns Neoliberale die
Zukunft als Fortschreibung der Vergangenheit präsentieren, dann
sollten wir uns jenen Publikationen zuwenden, die
vor 15 Jahren
Prognosen für das Jahr 2020 entwarfen. Das Jahr ist nicht mehr
fern, weshalb auf dieser Website gefragt werden wird, was von
den damaligen Prognosen übrig geblieben ist. Daraus lässt sich
viel über die Zukunft lernen, denn die Zukunft wird von dem
bestimmt, was die Demografen übersehen haben. Die
unbeabsichtigten Nebenfolgen jener Politiken, die uns als
Anpassung an die Demografie verkauft werden, sind jene Probleme,
die uns in den nächsten 15 Jahren tatsächlich beschäftigten
werden.
Obwohl der Zensus 2011
dazu führte, dass von einem Tag zum anderen in Deutschland 1,5
Millionen Menschen weniger lebten, ist
Deutschland gegen jegliche Prognose gewachsen, statt zu
schrumpfen. Statt deutschlandweite Schrumpfung zu bewältigen,
ist Wachstumsstress in den Metropolen und Abwanderung aufgrund
neoliberaler Politik unser Hauptproblem geworden. Die
Neoliberalen mussten ein "demografisches Zwischenhoch" erfinden
und der Lehrer- und Erziehermangel soll ausgesessen werden, weil
sich die gesellschaftlichen Entwicklungen nicht an die
politischen Vorgaben der Bevölkerungsvorausberechnungen gehalten
haben. Was passiert, wenn das Aussitzen scheitert?
Die Alternative für
Deutschland kann als Kollateralschaden der neoliberalen Ära, die
mit Rot-Grün 1998 ihren endgültigen Durchbruch erlebte,
angesehen werden. In diesem Jahr stehen drei Landtagswahlen und
eine Europawahl an, die das Ende dieser neoliberalen Epoche
einläuten könnten. Die halbherzige Allianz zwischen
Neoliberalismus und Elitenfeminismus könnte zerbrechen, denn
Neoliberalismus und Nationalkonservatismus haben im Grunde mehr
Gemeinsamkeiten als mancher denkt.
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