Einführung
In Thüringen
stellte von 1990 bis 2014 die CDU den Ministerpräsidenten. Seitdem
regiert mit Bodo RAMELOW der erste Ministerpräsident der Linkspartei
mit einer rot-rot-grünen Koalition das Land. Die Landtagswahlen im
Oktober 2019 stehen unter dem Vorzeichen einer gescheiterten
Gebietsreform und einer Alternative für Deutschland (AfD), die zur
stärksten Partei im Lande aufsteigen könnte. Thüringen hatte
zwischen 2013 und 2018 neben Sachsen-Anhalt die einzigsten
Bevölkerungsverluste in den fünf ostdeutschen Flächenländern zu
verzeichnen. Im
IW-Ranking der deutschen Regionen 2019 gelten 3 der
vier Raumordnungsregionen als
gefährdet. Nur Mittelthüringen (31.12.2017: 673.923 Einwohner) mit der
Landeshauptstadt Erfurt gilt als nicht gefährdet. In Ostthüringen
reicht die Strahlkraft der neben Erfurt einzigen thüringischen
Großstadt Jena nicht aus, um die Region (31.12.2017: 667.742
Einwohner) zu beleben - auch wenn neoliberale Ökonomen auf solche
"Leuchtturmpolitik" setzen. In dieser Dokumentation geht es deshalb um
die Frage, was mit einem Bundesland geschieht, in dem Ende 2017 mehr
als zwei Drittel der Bevölkerung (1.477.282) in gefährdeten Regionen
lebten und neoliberale Rankings die unterschiedlichen
Lebensbedingungen nach interessengesteuerten Kriterien sichtbar
machen.
Tabelle: Liste der Rankings
zur Zukunftsfähigkeit der Landkreise, kreisfreien Städte und
Gemeinden in Thüringen |
Organisation |
Publikation |
Jahr |
Anzahl
Untersuchungseinheiten
(Thüringen) |
Untersuchungsebene |
Berlin-Institut |
Deutschland 2020 - Die demografische Zukunft der Nation |
2004 |
440 |
Landkreise und kreisfreie
Städte |
Die
demografische Lage der Nation |
2006 |
439 |
Landkreise und kreisfreie
Städte |
Bertelsmann-Stiftung |
Wegweiser
Kommune
(Bevölkerungsprognose 2020) |
2006 |
2.959 |
Gemeinden über 5.000
Einwohner |
Wegweiser
Kommune
(Bevölkerungsprognose 2006-2025) |
2008 |
2.959 |
Wegweiser
Kommune
(Bevölkerungsprognose 2012-2030) |
2015 |
2.944 |
Prognos AG |
Zukunftsatlas |
2004 |
439 |
Landkreise und kreisfreie
Städte |
2007 |
439 |
2010 |
412 |
2013 |
412 |
2016 |
402 |
IW Köln |
Regionalstudie |
2019 |
96 (4) |
Raumordnungsregionen |
|
Städterankings
zur Zukunftsfähigkeit, zur Entwicklung des Immobilienmarkts und
anderen Themen
Rankings sind
Ausdruck der Demografisierung gesellschaftlicher Probleme im
neoliberalen Standortwettbewerb. Durch die mediale Verbreitung
entsteht eine Städtehierarchie, die sich im Bewusstsein
festsetzt. Die Indikatorenbildung ist nicht wertfrei, sondern ist
interessengeleitet. Dadurch, dass bestimmte Indikatoren immer wieder
in unterschiedlichen Kontexten maßgeblich die Bewertungen von Städten
bestimmen, erhalten sie im Laufe der Zeit den Rang einer
unhinterfragbaren Selbstverständlichkeit.
Bewertungen von
städtischen Immobilienmärkten führen nicht nur zu einer Hierarchie der
Städte, sondern führen auch zu einer innerstädtischen Hierarchie,
die zwischen sozialen Brennpunkten, Szenevierteln, Trendvierteln oder
Toplagen unterscheiden. In der folgenden Liste sind einige der
Städterankings aufgeführt, die in Zeitschriften in regelmäßigen
Abständen wiederholt werden:
Tabelle: Liste diverser Städterankings bzw.
Stadtviertelrankings in Zeitschriften |
Zeitschrift |
Typus |
Erstes
Ranking
(Jahr) |
Weitere
Rankings
(Jahr) |
Abstand
zwischen
den Rankings |
Rankingebene |
Zielgruppe |
Capital |
Immobilien-Kompass |
|
|
jährlich |
Stadtviertel in
ausgewählten Großstädten |
Investoren |
Euro |
Immobilienatlas |
|
|
jährlich |
Stadtviertel in Großstädten
und Städte ab 20.000 Einwohner |
Investoren |
Focus |
Großstadtranking von HWWI / Berenberg Bank |
2008 |
|
zwei- bis dreijährlich |
Zukunftsfähigkeit bzw.
Wirtschaftsstärke der 30 einwohnerstärksten Großstädte |
|
Focus |
Regionenranking |
|
2015
2016
2018 |
|
Wirtschaftsstärke und
Lebensqualität in den Kreisen und kreisfreien Städten |
|
Handelsblatt |
Trendviertel |
2011 |
|
jährlich |
Stadtviertel, in denen die
Preise im Dreijahreszeitraum überdurchschnittlich gestiegen
sind |
Investoren |
WirtschaftsWoche |
Großstadtranking |
2004 |
|
jährlich |
Zukunftsfähigkeit bzw.
Wirtschaftsstärke der 50 einwohnerstärksten Großstädte oder
der kreisfreien Großstädte |
|
WirtschaftsWoche |
Immobilienatlas |
|
|
jährlich |
50 einwohnerstärkste
Großstädte |
Investoren |
|
Übersicht: Gliederung von
Thüringen in Raumordnungsregionen sowie Landkreise und kreisfreie
Städte
Tabelle: Die 17 Landkreise und 6 kreisfreien Städte sowie
17 Kreisstädte der 4 Raumordnungsregionen Thüringens des Jahres
2018 |
Raumordnungsregionen (ROR) |
Landkreise/
kreisfreie Städte |
Kreisstadt |
Stadttyp |
Mittelthüringen (1601) |
Erfurt
(kreisfreie Stadt) |
- |
Großstadt |
Gotha |
Gotha |
Mittelstadt |
Ilm-Kreis |
Arnstadt |
Mittelstadt |
Sömmerda |
Sömmerda |
Kleinstadt |
Weimar
(kreisfreie Stadt) |
- |
Mittelstadt |
Weimarer
Land |
Apolda |
Mittelstadt |
Nordthüringen (1602) |
Eichsfeld |
Heiligenstadt |
Kleinstadt |
Kyffhäuserkreis |
Sondershausen |
Mittelstadt |
Nordhausen |
Nordhausen |
Mittelstadt |
Unstrut-Hainich-Kreis |
Mühlhausen |
Mittelstadt |
Ostthüringen (1603) |
Altenburger Land |
Altenburg |
Mittelstadt |
Gera
(kreisfreie Stadt) |
- |
Mittelstadt |
Greiz |
Greiz |
Mittelstadt |
Jena
(kreisfreie Stadt) |
- |
Großstadt |
Saale-Holzland-Kreis |
Eisenberg |
Kleinstadt |
Saale-Orla-Kreis |
Schleiz |
Kleinstadt |
Saalfeld-Rudolstadt |
Saalfeld |
Mittelstadt |
Südthüringen (1604) |
Eisenach
(kreisfreie Stadt) |
- |
Mittelstadt |
Hildburghausen |
Hildburghausen |
Kleinstadt |
Schmalkalden-Meiningen |
Meiningen |
Mittelstadt |
Sonneberg |
Sonneberg |
Mittelstadt |
Suhl
(kreisfreie Stadt) |
- |
Mittelstadt |
Wartburgkreis |
Bad
Salzungen |
Mittelstadt |
|
Quellen:
Wikipedia;
Statistisches Bundesamt,
BBSR |
Übersicht: Die 8
thüringischen Gemeinden des Demographietyps 4, die gemäß der BertelsmannStiftung zwischen 2005 und 2020 mehr als 15 Prozent
der Bevölkerung verlieren werden
Tabelle:
Thüringische Gemeinden mit einem prognostizierten
Bevölkerungsverlust von mehr als 15 Prozent zwischen
2005 und 2020 |
Rang |
Gemeinden des Demographietyps 4 (Landkreis) |
Eingemeindungen und Fusionen
(2005 - heute) |
Bevölkerung
(31.12.2005) |
Bevölkerungsverlust
(in %) |
1 |
Suhl (kreisfreie Stadt) |
2019: Gehlberg
und Schmiedefeld am Rennsteig |
42.689 |
22,65 % |
2 |
Greiz (Greiz) |
2013: Cossengrün,
Eubenberg, Gablau, Hohndorf, Leiningen, Pansdorf,
Schönbach und Tremnitz als Stadtteil eingemeindet |
23.764 |
21,51 % |
3 |
Meuselwitz (Altenburger Land) |
2007: Wintersdorf
2008: Lehma und Trebanz werden ausgegliedert |
9.547 |
20,51 % |
4 |
Roßleben (Kyffhäuserkreis) |
2019: Fusion von
Roßleben, Wiehe, Donndorf und Nausitz zu
Roßleben-Wiehe |
6.105 |
19,80 % |
5 |
Ronneburg (Greiz) |
|
5.515 |
18,91 % |
6 |
Altenburg
(Altenburger Land) |
|
37.781 |
16,80 % |
7 |
Rudolstadt (Saalfeld-Rudolstadt) |
2019:
Remda-Teichel |
25.397 |
16,40 % |
8 |
Leinefelde-Worbis
(Eichsfeld) |
2018: Hundeshagen
2019: Kallmerode |
20.675 |
16,37 % |
|
Quelle:
Regional-Report Sachsen,
Sachsen-Anhalt, Thüringen 2008, S.103ff.;
Statistisches Jahrbuch Thüringen 2006 |
2000
TLS
(2000): 1999 Wieder mehr Geburten in Thüringen,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 06.03.
"Im Jahre 1999 erblickten
nach ersten vorläufigen Ergebnissen des Thüringer Landesamtes
für Statistik 16.900 Thüringer Babys das Licht der Welt. Das
waren rund 300 Babys (1,8 Prozent) mehr als 1998. Damit hielt
der seit 1995 zu beobachtende Anstieg der Geburtenzahlen weiter
an. Die Anzahl der Geburten reicht aber bei weitem nicht aus, um
auf lange Sicht die Müttergeneration zu erhalten. Die
Reproduktionsquote lag 1999 bei rund 54 Prozent. Das bedeutet,
dass die nächste Müttergeneration voraussichtlich nur etwa halb
so zahlreich sein wird wie die heutige.", heißt es in der
Pressemitteilung.
2001
HONNIGFORT, Bernhard & Franz SCHMIDER (2001): Zur Arbeit ohne
Rückfahrkarte.
Eine ostdeutsche Familie: Der
Vater jobbt in Bayern, die Mutter in Sachsen und die Töchter in
Baden-Württemberg,
in:
Frankfurter Rundschau v. 07.06.
"Nirgendwo sonst auf der Welt
werden weniger Kinder geboren als in Ostdeutschland: 1,1 pro
Frau (...). Die fünf ostdeutschen Länder haben in den
vergangenen zehn Jahren eine Million Einwohner verloren. Hält
der Trend an, wird die Bevölkerungszahl bis 2020 noch einmal um
eine halbe Million sinken. Europaweit haben
Sachsen,
Sachsen-Anhalt und Thüringen die höchsten
Abwanderungsraten. Nur die portugiesische Armenregion Alentejo
weist vergleichbare Zahlen auf. Noch schmerzlicher als die reine
Zahl ist, dass vor allem die hoch qualifizierten und jungen
Menschen den Osten verlassen", erklären uns HONNIGFORT &
SCHMIDER.
TLS
(2001): In Thüringen im Jahr 2000 leichter Anstieg der
Geburtenzahl,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 05.10.
"Im vergangenen Jahr wurden
17.577 Thüringer Kinder lebend geboren. Das sind nach Mitteilung
des Thüringer Landesamtes für Statistik 651 Kinder bzw. 3,8
Prozent mehr als im Jahr 1999. Unter den Neugeborenen waren
8.969 Jungen und 8.608 Mädchen; 334 Lebendgeborene bzw. 1,9
Prozent sind Ausländer.
Nach dem deutlichen Geburtenrückgang in den ersten 5 Jahren seit
der deutschen Einheit – mit dem Tiefpunkt im Jahr 1994 - stiegen
ab diesem Zeitpunkt die Geburtenzahlen wieder leicht und
kontinuierlich an. Während im Jahr 1994 nur 40 Prozent der
Geburten des Jahres 1989 registriert wurden, waren es im
vergangenen Jahr ca. 55 Prozent.
In den Kreisen ist eine differenzierte Entwicklung
festzustellen. Sie reicht von einem Geburtenrückgang in der
kreisfreien Stadt Jena um 7,0 Prozent bis zu einem
Geburtenanstieg um 15,1 Prozent im Landkreis Hildburghausen.",
heißt es in der Pressemitteilung.
HERWIG, Oliver (2001): Abriss
des Ostens.
Schauplatz Jena: Eine Million Leerwohnungen in den neuen
Bundesländern,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 30.10.
"»Der
Rückgang der Bevölkerung in den Kernstädten geht in der Regel zu
60 bis 80 Prozent auf die Abwanderungen in das jeweilige Umland
zurück«, sagt Ulrich Pfeiffer, ehemaliger Leiter der Abteilung
Wohnungswesen im Bundesministerium für Bauwesen, Raumordnung und
Städtebau, und schliesst einen bedeutsamen Satz an: »Der
baulichen Fragmentierung entsprich dann eine Segregation nach
Sozialschichten.« Alte uns Schwache, Rentner und Verlierer der
Wende bleiben in zerfallenden Innenstädten und
Plattenbausiedlungen zurück. Der Rest landet im Grünen, mit
Auto, Haus und Familie. Diese Entwicklung kann nicht gut gehen,
und sie ist auch nicht gutzuheissen.
Wie sieht es vor Ort aus? Die Stadt Jena mag in vielem eine
typische Stadt im »Osten« sein. In einigen Punkten ist sie es
nicht. Mit Jenaoptik und Intershop verfügt sie über zwei
Vorzeigebetriebe. Und sie verzeichnete im letzten Jahr sogar
einen leichten Bevölkerungszuwachs. »Das sind vielleicht nur
einige Studenten, die hierher ihren Hauptwohnsitz verlegt
haben«, meint Iven Kaczmarek, von der SWVG, der Städtischen
Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft Jena. Dennoch ist es
ein ermutigendes Zeichen (...). Denn gerade der erste Eindruck
ist durchaus zweispältig: die zur A 4 ausgerichteten
Plattenbauten von Jena-Lobeda, einer Trabantensiedlung für fast
25.000 Menschen am Fuss des 385 Meter hohen Gräfenbergs",
führt Oliver
HERWIG in die Geschichte um das Plattenbauviertel Jena-Lobeda
ein, dem neues Leben eingehaucht werden soll:
"»Vitales
Wohnen« hat drei elfgeschossige Hochhäuser einfach abgesägt und
aus 231 identischen 101 unterschiedliche Wohnungen gemacht. Die
abgetreppten Bauten sind keine Schönheiten, zeigen aber, dass
man durch gezielte Massnahmen sogar Gewerbe ins Wohnviertel
bringen kann. Der Anfang ist gemacht, auch wenn noch einige
Plattenbauten fallen müssen",
meint HERWIG
hoffnungsvoll.
17 Jahre später ist Jena jedoch immer noch mit der
Imageverbesserung von Jena-Lobeda beschäftigt.
2002
TLS
(2002): Einwohnerzahl Thüringens im Jahr 2001 weiterhin
rückläufig,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 24.07.
"Im Jahr 2001 gab es ca. 17,4
Tausend Geburten", heißt es in der Pressemitteilung.
2003
SEILER, Lutz (2003): Schwarze Abfahrt
Gera-Ost.
Deutsche Landschaften Thüringen
(9): Die Welt hinter Korbußen, Bethenhausen, Brahmenau,
Hirschfeld, Pölzig, Reichsstädt und Schwaara,
in: Süddeutsche Zeitung v. 25.01.
Der in Gera
geborene Schriftsteller Lutz SEILER erzählt vom Thüringen
seiner Kindheit, den Korbmachern und dem Uranabbau, der die
Gegend um Gera prägte:
"(D)as
winzige Dorf (...) meiner Kindheit (...) zählt 502 Einwohner
und heißt
Korbußen. (...). Damals sagte man, der Name des Ortes
ginge zurück auf die slawischen Korbmacher (...). Auch meine
Mutter hat noch Ruten geschnitten. (...) Die Ruten wurden an
einen Korbmacher geliefert im benachbarten Großenstein, das
heute mit den Ortschaften Korbußen, Bethenhausen, Brahmenau,
Hirschfeld, Pölzig, Richstädt und Schwaara eine
Verwaltungsgemeinschaft bildet. (...). Einige Jahre
hatten wir in Korbußen, dem zweiten Dorf meiner Kindheit
geliebt, nachdem das erste namens
Culmitzsch für den Uranbergbau geschleift worden war und
bevor wir, wie viele der ausquartierten Dörfler, eine der
damals begehrten Neubauwohnungen in der Stadt zugewiesen
bekamen. (...). Schon in den achtziger Jahren veränderte
sich die Gegend. (...). Plattenbauten schoben sich von
Gera-Bieblach her über die Hügel auf die Dörfer zu. (...).
Die Neubauten der achtziger Jahre und die Reihenhäuser der
Nachwendezeit reichen bereits bis an das Korbußen
benachbarte Dorf Trebnitz heran, das (...) inzwischen zur
Stadt Gera gehört. (...). Das berühmte Heilbad Bad Ronneburg
zog mit seinen strahlenden Wassern reichsweit ein illustres
Publikum an. (...). Aus Bad Ronneburg wird nach dem ersten
Weltkrieg wieder
Ronneburg und nach dem zweiten die »Grube Ronneburg« mit
ihren weithin sichtbaren Kegelhalden (...). Wer die
Uranprovinz noch einmal sehen will, muss sich beeilen. 2007
sollen alle Halden verschwunden sein, dann wird die
Bundesgartenschau sich mit ihrer guten dunklen Muttererde
über den Schutt gelegt haben."
TLS
(2003): Einwohnerzahl Thüringens im Jahr 2002 weiterhin
rückläufig,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 19.06.
"Im Jahr 2002 wurden 17.007
Thüringer geboren. Das waren 344 Kinder weniger als im Jahr
zuvor.", heißt es in der Pressemitteilung.
HILBIG, Wolfgang (2003): Die farbigen
Gräber.
Deutsche
Landschaften Das Altenburger Land (19): Wer sich ins östliche
Thüringen begibt, kann dem Industriezeitalter in den Rachen
schauen. Ein Porträt,
in: Süddeutsche Zeitung v. 28.06.
Der in Meuselwitz im
Landkreis Altenburger Land geborene Schriftsteller Wolfgang
HILBIG schreibt über die Gegend seiner Kindheit und Jugend im
thüringischen Braunkohletagebaugebiet.
2004
GEO -Extrabeilage: Kreise und Städte im Test.
Der
demographische Wandel: Daten, Trends und Analysen |
GEO (2004): Der
demographische Wandel: Daten, Trends und Analysen.
Kreise und Städte im Test,
in:
GEO. Beilage zu den demographischen Perspektiven Deutschlands,
Mai
Für folgende
Kreise und Städte werden starke Bevölkerungsverluste bzw. -zugewinne
prognostiziert:
Tabelle:
Bevölkerungsentwicklung der Landkreise und kreisfreien
Städte im Zeitraum 2000-2020 |
Landkreise und Städte mit Bevölkerungsverlusten
von 15 und mehr Prozent (Note 6) |
Landkreise und Städte mit Bevölkerungswachstum von
10 und mehr Prozent (Note 1) |
Altenburger Land (Thüringen) |
keine |
Eichsfeld (Thüringen) |
|
Greiz (Thüringen) |
|
Jena (Thüringen) |
|
Kyffhäuserkreis (Thüringen) |
|
Saale-Orla-Kreis (Thüringen) |
|
Saalfeld-Rudolfstadt (Thüringen) |
|
Sonneberg (Thüringen) |
|
Unstrut-Hainich-Kreis (Thüringen) |
|
|
Quelle:
Geo-Beilage Heft 5, 2004, S.22ff. |
TLS
(2004): Bevölkerungsentwicklung in Thüringen im Jahr 2003,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 02.07.
"Im Jahr 2003 wurden 16.911
Thüringer geboren. Das waren 96 Kinder weniger als im Jahr
zuvor", heißt es in der Pressemitteilung.
PROGNOS (2004):
Zukunftsatlas 2004.
Das
Ranking zur Zukunftsfähigkeit der 439 Regionen in Deutschland,
in: Pressemitteilung der Prognos AG v. 21.07.
SPIEGEL-Titelgeschichte:
Jammertal Ost |
BERG, Stefan u.a.(2004): Trübsal in der Zwischenwelt.
Nach 15 Jahren ist ein großer Teil der Ostdeutschen noch nicht
in der Bundesrepublik angekommen. Viele hängen der
Bequemlichkeit der DDR nach und haben sich an das Prinzip der
Eigeninitiative nicht gewöhnt. Die extremen Parteien von links
und rechts haben Zulauf wie nie.,
in: Spiegel Nr.39 v. 20.09.
Der Spiegel gibt
Ratschläge, die sich 15 Jahre später als fatal erweisen
werden, denn die Neoliberalisierung der Linkspartei wie sie am
Bürgermeister von
Hildburghausen in Thüringen gepriesen wird,
wird dann der AfD den Nimbus der einzigen verbliebenen
Protestpartei im Osten ebnen:
"Steffen Harzer ist seit
1996 Bürgermeister von Hildburghausen, was im schwarzen
Thüringen einer Revolution gleichkam. Er ist gelernter
Werkzeugmacher und war in der SED. Heute sagt er: »Es ist
schon alles in Ordnung, so, wie es jetzt ist.«
Seine Vorlagen im Stadtrat bringt die PDS mal mit der CDU, mal mit den
Freien Wählern durch. Die Parteikollegen in Erfurt und Berlin
erinnert er hin und wieder daran, dass man unter Umständen in
die Lage kommen könnte, Versprechen einlösen zu müssen. Er
kennt das »Spannungsfeld zwischen Wünschen und Handeln« aus
eigenem Erleben und warnt immer wieder vor Totalopposition.
Zwar ist auch er gegen Hartz IV, doch inzwischen längst dabei,
Ein-Euro-Jobs in seiner Stadt zu schaffen, um den städtischen
Rasen zu mähen, Senioren zu betreuen und den Wald zu
bewirtschaften. »Das könnte ich mir sonst gar nicht leisten.«
Harzer ist bis 2008 als Bürgermeister von Hildburghausen
gewählt. Er baut mittlerweile städtische Schulden ab und will
im Haushalt ohne Kreditaufnahme auskommen. Die letzte Wahl
gewann er im ersten Gang mit 65 Prozent.
Geht die PDS Harzers Weg, ist sie gefährlicher für CDU und
SPD, als wenn sie sich dauerhaft als Protestpartei versteht.
Wenn sie gemäßigte Traditionspflege mit pragmatischer Politik
verbindet, könnte sie langfristig eine Art CSU des Ostens
werden. Aber dafür muss sie sich stärker der Realität öffnen,
als sie es in den Wahlkämpfen von Sachsen und Brandenburg
getan hat.
In ihrer Unentschiedenheit zwischen Radikalpopulismus und
Bereitschaft zur Vernunft lässt die PDS eine Lücke für die
Rechtsextremisten. Zum Teil schöpfen sie aus derselben trüben
Suppe".
Steffen HARZER war bis 2014 Bürgermeister in
Hildburghausen. Er flüchtete sich dann über die Landesliste in
den Landtag. Sein Nachfolger unterlag dann gegen den
CDU-Kandidaten.
2019 unterlag HARZER als Direktkandidat der AfD-Kandidatin im
Wahlkreis 18 Hildburghausen/Schmalkalden-Meiningen III.
Diese stand bei keinem der Wahlkreisprognose-Institute an
erster Stelle. Listenplatz 32 war zu schlecht, um es noch
einmal über die Landesliste zu schaffen. Man kann an der
Biografie von HARZER den Niedergang des progressiven
Neoliberalismus als Mainstream-Ideologie erkennen.
2005
TLS
(2005): Regionale Unterschiede der Geburtenentwicklung in
Thüringen 2004,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 14.09.
"Im vergangenen Jahr brachten
Thüringer Frauen 17.310 Kinder zur Welt. Mehr Kinder wurden nach
Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik in den Jahren
2001 (17.351 Kinder), 2000 (17.577) und 1991 (17.403) geboren.
Die meisten Geburten gab es im betrachteten Zeitraum im Jahr
1990 mit 28.674 Kindern, die niedrigste Zahl Lebendgeborener im
Jahr 1994 mit 12.721 Kindern.
Bezogen auf 1.000 Thüringer wurden im vergangenen Jahr 7,3
Kinder geboren – 1990 waren es 11,0 Kinder. Im Vergleich
zwischen den kreisfreien Städten und Landkreisen nimmt die
kreisfreie Stadt Jena mit 9,1 Lebendgeborenen je 1.000 Einwohner
den ersten Platz in der Rangliste der »geburtenfreudigsten«
Regionen ein. Vergleichsweise günstig fällt auch das Ergebnis
für die kreisfreien Städte Erfurt (8,7 Lebendgeborene je 1.000
Einwohner), Weimar (8,6) und Eisenach (8,0) sowie für den
Landkreis Eichsfeld (8,7) aus. Das Schlusslicht bildet die
kreisfreie Stadt Suhl mit 5,7 Lebendgeborenen je 1.000
Einwohner. In der Summe zeigen sich die kreisfreien Städte mit
8,1 Lebendgeborenen je 1.000 Einwohner »geburtenfreudiger« als
die Landkreise mit 7,1 – diese Unterschiede gab es 1990 noch
nicht. Damit vollzog sich die rückläufige Geburtenentwicklung
vor allem zu Lasten der Landkreise. Nur die kreisfreie Stadt
Suhl bildet eine Ausnahme. Mit minus 6,5 Kindern je 1.000
Einwohner wurde für Suhl der höchsten Rückgang seit 1990 im
Vergleich aller Landkreise und kreisfreien Städte ermittelt,
gefolgt vom Landkreis Eichsfeld (- 4,7). Die geringste Abnahme
entfällt auf die Stadt Weimar (- 2,2).
Bezieht man die Zahl der Lebendgeborenen nur auf die Zahl der
Frauen im gebärfähigen Alter zwischen 15 und 44 Jahren, so
führen die Landkreise Eichsfeld (1,45 Kinder je Frau) und der
Unstrut-Hainich-Kreis (1,43 Kinder je Frau) diese Rangliste an,
gefolgt vom Landkreis Gotha (1,39) und der kreisfreien Stadt
Eisenach (1,37). Den letzten Platz belegt die kreisfreie Stadt
Suhl (1,10). Vergleichweise gering sind auch die Werte für den
Ilmkreis (1,18) und für die kreisfreie Stadt Weimar (1,19). In
Thüringen waren es im vergangenen Jahr 1,29 Kinder je Frau im
gebärfähigen Alter, im Jahr 1990 waren es 1,50 Kinder", heißt es
in der Pressemitteilung.
MÜLLER, Claus Peter (2005):
Platten zu Mustervillen.
Wie eine Stadt in Thüringen die
Folgen der Abwanderung dämpft,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 01.10.
Claus Peter MÜLLER
beschreibt
Leinefelde im thüringischen Landkreis Eichsfeld als
Vorzeigestadt, wobei er die Mentalität der Bewohner zum
politischen Ideal stilisiert:
"Die
Eichsfelder haben mit ihrer noch immer tiefen katholischen
Prägung (...) Stolz und ihr Gottvertrauen, das sich im
Alltag als Optimismus und Durchhaltewillen bewährt. Ähnlich
wie die Fuldaer in Hessen schildern die Eichsfelder (...)
ihre Chancen. Im umliegenden Stammland der Reformation, in
Mühlhausen oder Nordhausen, ist das umgekehrt. Da (...)
dominieren Sorgen, Klagen und der Ruf nach dem Staat. Die
Arbeitslosenquote gilt als Nachweis der Benachteiligung."
MÜLLER
sieht diese Mentalität verantwortlich dafür dass das
katholische Thüringen - also die CDU - den Stadtumbau Ost
richtig anpackt, eben wie das CSU-Bayern - und den desolaten
Wohnungsmarkt - anders als die anderen ostdeutschen
Bundesländer - und insbesondere die SPD-Länder
Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg - gut dasteht.
"Eigentlich ist Leinefelde keine Stadt. Es war ein kleines
Dorf bei Worbis im niederdeutschen Teil des Eichsfelds
östlich des oberdeutschen Eichsfelds um Heiligenstadt
gelegen. Beide Teile aber waren stets katholisch und damit
gegen politische Extreme resistent. Sowohl die
Nationalsozialisten als auch später die Sozialisten bekamen
das zu spüren. Um das Eichsfeld gleichsam zu knacken, baute
der SED-Staat das kleine Leinefelde zur »Arbeiterstadt« aus.
(...) Die Arbeiter wurden aus der ganzen DDR angesiedelt.
Binnen weniger Jahre wuchs das Dorf von 2.500 auf 16.500
Einwohner. Plattenbauten ragten auf. (...). Am Ende der DDR
hatte Leinefelde die höchste Geburtenrate Gesamtdeutschlands
und mit 2.400 Einwohnern je Quadratkilometer die höchste
Bevölkerungsdichte Thüringens. Der Altersdurchschnitt in der
Stadt lag bei 25 Jahren. Dann aber bracht die Industrie
zusammen. Von den einst 12.500 Industriearbeitsplätzen
gingen drei Viertel verloren. Teile der Bevölkerung
wanderten in die frühere Heimat zurück oder wandten sich
attraktiven Ländern (..) zu. Andere bauten sich ihr Haus im
Grünen und verließen damit auch »die Platte«. Die
Geburtenrate sank um zwei Drittel und die Bevölkerungszahl
auf unter 13.000",
zitiert
MÜLLER die Sicht des CDU-Bürgermeisters Gerd REINHARDT, der
seit 1990 waltet, auf die Entwicklung seiner CDU-Stadt, die
2004 mit Worbis zusammengelegt wurde. REINHARDT
präsentiert sich als Anpacker, der den Umbau Ost nicht
hinterfragt, sondern in Leinefelde durchzieht:
"Die
erste Erkenntnis lautete: Die Einwohnerverluste und
Leerstände werden noch zunehmen. »Lügt euch nicht in die
Tasche«, erinnert Reinhardt an die Devise. Die Hälfte des
Wohnungsbestands war langfristig nicht mehr zu halten. Von
1993 an wurde Leinefelde umgebaut. 1995 fiel der Entschluß,
sich mit dem Stadtumbau als dezentrales Projekt an der Expo
zu beteiligen. Das erhöhte den Druck in der Kommune. Die
Akteure rückten zusammen. Der Dorfkern und die Neubauten aus
den DDR-Tagen sollten als zusammenhängende Stadt erhalten
werden. Kein Plattenbau, der schon modernisiert war, sollte
abgerissen werden. Vor allem an der Peripherie sollte
Leinefelde »umstrukturiert« werden. (...). Die einstigen
Plattenbausiedlungen ähneln heute einer Bauausstellung. Die
fünften und sechsten Stockwerke mancher Häuser wurden
abgetragen, Laubengänge wurden installiert, Wohnblöcke
verkürzt oder aus langen »Wohnscheiben« Segmente
herausgesägt. Auf dem noch durchgehenden Kellergeschoß (...)
blieben moderne, individuelle Stadtvillen als Reste
sozialistischer Einheitsarchitektur",
beschreibt
MÜLLER den Umbau von Leinefelde, der sich in die Strategie des
thüringischen Ministeriums fügt:
"»Manch
einer ist noch der Meinung, es genügte punktuell ein Gebäude
wegzunehmen«, sagt Olaf Langlotz, Abteilungsleiter für
Wohnungs- und Städtebau in Trautvetters Ministerium. Doch
Langlotz glaubt nicht an die »perforierte Stadt«, wo Parks
entstehen, wo einst Häuser standen: »Andere gehen
realistischer ran.« Städte sollten von außen nach innen
schrumpfen, doch das sei leicht gesagt. (...). Das Land, die
Städte und Dörfer entvölkern sich nicht gleichmäßig. Sorge
bereiten vielfach die Gründerzeitviertel im Ring zwischen
dem Ortskern und den Satelitenstädten, zumal sie in den
Industriegebieten der vorvorigen Jahrhundertwende liegen.
Diese Areale sind vielfach »nicht marktfähig«."
Als
Problemstädte werden ehemalige DDR-Bezirkshauptstädte wie Gera
und Suhl betrachtet:
"Gera
hatte einmal 120.000 Einwohner und nähert sich der Marke von
80.000, Suhls Einwohnerzahl könnte bis 2020 von ehedem
60.000 auf 35.000 sinken."
Bis 2009
sollen nach den Planungen in Thüringen insgesamt 40.000
Wohnungen zurückgebaut sein.
WILTON, Jennifer (2005): Ein Viertel der
Männer geht leer aus.
Wo in
Deutschland großer Frauenmangel herrscht: Der thüringsche
Ilm-Kreis steckt in Schwierigkeiten,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 19.10.
Jenniger WILTON war im
thüringschen
Arnstadt.
In der Reportage geht es darum, dass junge, gut gebildete
Frauen dem Osten den Rücken kehren und ein Männerproletariat
zurückbleibt:
"In Arnstadt, Thüringen,
erschließt sich die ostdeutsche Tristesse nicht auf den ersten
Blick. (...). Sogar ein paar Mädchen radeln durch die
Fußgängerzone.
Noch. Denn die thüringische Kleinstadt liegt im Ilm-Kreis, und
der hat laut neuester Statistik in einem Punkt einen der
Spitzenplätze erreicht: Nur knapp 78 junge Frauen kommen in
der Gegend zwischen Erfurt und dem Thüringer Wald auf 100
Männer. Rein rechnerisch wird hier ein Viertel der Mänenr auf
der Suche nach einer Partnerin leer ausgehen",
schreibt WILTON anlässlich
der Dissertation Disproportionale Bevölkerungsentwicklung
in europäischen Regionen - dargestellt an ausgewählten
Strukturveränderungen im demographisch aktiven Alter von
Torsten OBST.
Ergänzt wird die Reportage durch Statements
von Bernhard NAUCK, Reiner KLINGHOLZ und
Christiane DIENEL zu den Folgen dieser Migration.
2006
KRÖHNERT, Steffen/MEDICUS, Franziska/KLINGHOLZ, Reiner (2006):
Die demographische Zukunft der Nation. Wie zukunftsfähig
sind Deutschlands Regionen? München: Dtv, April
Folgenden kreisfreien
Städten in Thüringen wird ein weiterer Bevölkerungsrückgang
prognostiziert:
Suhl, und Gera (vgl. 2006, S.42).
Für folgende
Kreise und Städte werden starke Bevölkerungsverluste bzw. -zugewinne
prognostiziert:
Tabelle:
Vergleich der Bevölkerungsentwicklung der Landkreise und kreisfreien
Städte im Zeitraum 2000-2020 und 2004-2020 (Die
fettgedruckten Regionen wurden in beiden Prognosen mit
der besten oder schlechtesten Note bewertet. Die grün
und rot markierten Regionen verbesserten bzw.
verschlechterten sich um mindestens 2 Noten) |
Landkreise und Städte mit Bevölkerungsverlusten
von 15 und mehr Prozent (Note 6) |
Landkreise und Städte mit Bevölkerungswachstum von
10 und mehr Prozent (Note 1) |
Altenburger Land (Thüringen) |
|
Eichsfeld (Thüringen); 2004: Nur noch 10-15 % |
|
Greiz (Thüringen); 2004: Nur noch 10-15 % |
|
Jena (Thüringen); 2004: Nur noch 10-15 % |
|
Kyffhäuserkreis (Thüringen) |
|
Saale-Orla-Kreis (Thüringen); 2004: Nur noch 10-15 % |
|
Saalfeld-Rudolfstadt (Thüringen) |
|
Sonneberg (Thüringen) |
|
Unstrut-Hainich-Kreis (Thüringen); 2004: Nur noch
10-15 % |
|
|
|
Kreise und Städte für die erst 2006 ein
Bevölkerungsrückgang von 15 Prozent und mehr
prognostiziert wurde |
Gera (Thüringen) |
|
|
Quelle:
Geo-Beilage Heft 5, 2004, S.22ff., Die demografische
Lage der Nation, 2006, S.56ff. |
TLS
(2006): Im Jahr 2005 hatte Thüringen 600 Neugeborene weniger als
2004 und fast 400 Sterbefälle mehr,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 05.07.
"Im Jahr 2005 kamen nach
ersten Ergebnissen des Thüringer Landesamtes für Statistik in
Thüringen 16.713 Babys zur Welt, 8.568 Jungen und 8.145 Mädchen.
Im gleichen Zeitraum starben 25.695 Thüringerinnen und
Thüringer.
Die natürliche Bevölkerungsbilanz (Geburten und Sterbefälle)
Thüringens weist damit einen Verlust von 8.982 Personen auf, das
sind durchschnittlich täglich 25 Menschen. Das Geburtendefizit
erhöhte sich gegenüber dem Jahr zuvor um 967 Personen bzw. 12,1
Prozent.
Während es im Jahr 2004 mit 17.310 Neugeborenen noch einen
Zuwachs gegenüber 2003 (16.911 Lebendgeborene) gab, wurde für
das Jahr 2005 im Vergleich mit dem Jahr zuvor wieder ein
Geburtenrückgang um 597 Babys für Thüringen festgestellt", heißt
es in der Pressemitteilung.
TLS
(2006): 59 Prozent der allein lebenden Männer in Thüringen sind
ledig,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 31.07.
"Im Jahre 2005 hatten 397
Tausend Alleinlebende ihren Hauptwohnsitz in Thüringen, davon
179 Tausend Männer und 218 Tausend Frauen. Das entsprach einem
Anteil an der Thüringer Bevölkerung von 17 Prozent.
Von den 179 Tausend allein lebenden Männern waren nach
Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik 59 Prozent
ledig, 21 Prozent geschieden, 14 Prozent verwitwet und 6 Prozent
verheiratet getrennt lebend.
Bei den Frauen zeigen die Ergebnisse des Mikrozensus, der
jährlichen repräsentativen Haushaltsbefragung, ein anderes Bild.
Mehr als die Hälfte der 218 Tausend allein lebenden Frauen (54
Prozent) waren verwitwet, 27 Prozent ledig, 16 Prozent
geschieden und 3 Prozent verheiratet getrennt lebend.
Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind insbesondere
vor dem Hintergrund einer höheren Lebenserwartung der Frauen zu
sehen. 60 Prozent der allein lebenden Frauen sind 65 Jahre und
älter, von den Männern nur 17 Prozent.", heißt es in der
Pressemitteilung.
2007
PROGNOS (2007):
Zukunftsatlas 2007.
Studie:
Alle 439 Städte und Kreise im Test. Ostdeutschland holt auf
Bayern und Baden-Württemberg deutschlandweit vorne,
in: Pressemitteilung der Prognos AG v. 26.03.
TLS
(2007): Kindersegen in der warmen Jahreszeit 2006,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 15.06.
"Im Jahr 2006 kamen 16.402
kleine Thüringerinnen und Thüringer zur Welt", heißt es in der
Pressemitteilung.
TLS
(2007): Durchschnittsalter der Thüringer 1990 und 2006 im
Vergleich,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 23.10.
2008
TLS
(2008): Neue Bevölkerungsvorausberechnungen für Thüringer Städte
mit mehr als 10 000 Einwohnern.
Der Statistische Bericht "Entwicklung der Bevölkerung
ausgewählter Städte Thüringens 2007 bis 2020" mit den
Ergebnissen der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
(11. KBV) liegt nunmehr vor,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 29.02.
Lediglich eine Stadt mit mehr als 10.000 Einwohner (insgesamt 27
Städte) haben nach der Bevölkerungsprognose bis 2020 einen
positiven Saldo: Hildburghausen (+ 0,3 %). Die folgenden 10
Städte haben die höchsten Bevölkerungsverluste zu verzeichnen:
Tabelle:
10 Städte (ü.10.000
E.), denen bis 2020 der höchste Bevölkerungsverlust
prognostiziert wird |
Rang |
Stadt |
Landkreis (Lkr) |
Bevölkerung
31.12.2006 |
Bevölkerung
31.12.2020 |
Bevölkerungsrückgang |
absolut |
prozentual |
1 |
Greiz |
Lkr Greiz |
23.368 |
18.370 |
- 4.998 |
- 21,4 % |
2 |
Altenburg |
Altenburger
Land |
37.236 |
29.904 |
- 7.332 |
- 19,7 % |
3 |
Zeulenroda-Triebes |
Lkr Greiz |
17.211 |
14.097 |
- 3.114 |
- 18,1 % |
4 |
Meuselwitz |
Altenburger
Land |
12.283 |
12.110 |
10.198 |
- 17,0 % |
5 |
Apolda |
Weimarer Land |
24.088 |
20.107 |
- 3.981 |
- 16,5 % |
6 |
Rudolstadt |
Saalfeld-Rudolstadt |
25.131 |
21.020 |
- 4.111 |
- 16,4 % |
7 |
Zella-Mehlis
|
Schmalkalden-Meiningen |
12.095 |
10.124 |
- 1.971 |
- 16,3 % |
8 |
Sondershausen |
Kyffhäuserkreis |
24.532 |
20.640 |
- 3.892 |
- 15,9 % |
9 |
Schmölln |
Altenburger
Land |
12.395 |
10.535 |
- 1.860 |
- 15,0 % |
10 |
Leinefelde-Worbis |
Eichsfeld |
20.419 |
17.491 |
- 2.928 |
- 14,3 % |
|
TLS
(2008): Mehr Geburten im Jahr 2007 – Trendwende in Thüringen?
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 03.06.
TLS
(2008): Regionale Unterschiede der Geburtenentwicklung in
Thüringen 2007,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 27.06.
BERTELSMANNSTIFTUNG (2008): Regionalreport Sachsen,
Sachsen-Anhalt und Thüringen. Differenzierung des
»Wegweisers Demographischer Wandel« für drei ostdeutsche
Bundesländer, August
Thorsten WIECHMANN &, Ingo
NEUMANN (TU Dresden) analysieren in dem Regionalreport in erster
Linie die Kommunen des Demographietyps 4 "Schrumpfende und
alternde Städte und Gemeinden mit hoher Abwanderung", zu denen
in den drei Ländern die überwiegende Mehrheit der Städte und
Gemeinden mit über 5.000 Einwohnern gehören. Bundesweit gehören
352 Kommunen zu diesem Typ. 228 (vgl. Tabelle 5, S.21) liegen in
Sachsen (125 Kommunen), Sachsen-Anhalt (59 Kommunen) und
Thüringen (44 Kommunen).
Von den 53 Kommunen mit einem
prognostizierten Bevölkerungsverlust von mehr als 15 Prozent
zwischen 2005 und 2020 gehören
35 zu Sachsen,
10 zu Sachsen-Anhalt und
8 zu Thüringen.
Der Spitzenreiter ist die Kommune Wolfen (43,2 %), die ab 2007
mit Bitterfeld zusammen die neue Gemeinde Bitterfeld-Wolfen
bildet.
TLS
(2008): Durchschnittliche Kinderzahl je Frau im Jahr 2007
gestiegen,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 19.09.
"Die durchschnittliche
Kinderzahl je Frau, d.h. die Summe der altersspezifischen
Geburtenziffern, ist in Thüringen im Jahr 2007 nach Mitteilung
des Thüringer Landesamtes für Statistik wieder auf 1,34 Kinder
gestiegen. Lag die zusammengefasste Geburtenziffer je Frau 1990
noch bei 1,50 Kindern, war deren Entwicklung seitdem rückläufig
und erreichte im Jahr 1994 mit 0,77 Kindern je Frau das Minimum.
Ab 1995 stieg das Geburtenniveau kontinuierlich an, wobei mit
1,29 Kindern im Jahr 2004 ein Zwischenhoch erreicht wurde. In
den Jahren 2005 und 2006 sank diese Geburtenziffer wieder auf
1,26 bzw. 1,25 Kinder je Frau. Mit dem Ergebnis des Jahres 2007
wurde somit die seit zwei Jahren rückläufige durchschnittliche
Kinderzahl je Frau gestoppt und es war der höchste Wert der
vergangenen zehn Jahre und der zweithöchste seit 1990.
Regional betrachtet sind auch im Jahr 2007 große Unterschiede
hinsichtlich der durchschnittlichen Kinderzahl je Frau
festzustellen. Im Vergleich zwischen den kreisfreien Städten und
Landkreisen war die durchschnittliche Kinderzahl je Frau im
Unstrut-Hainich-Kreis mit 1,49 Kindern die höchste, gefolgt von
der Stadt Eisenach (1,46) und dem Landkreis Eichsfeld (1,45).
Die niedrigste durchschnittliche Kinderzahl je Frau gab es in
der Stadt Suhl mit 1,22 Kindern, gefolgt vom Wartburgkreis
(1,23) und vom Landkreis Sonneberg (1,25).
Im Jahr 2007 brachten Thüringer Frauen 17.176 Kinder zur Welt",
heißt es in der Pressemitteilung
2009
TLS
(2009): Durchschnittliche Kinderzahl je Frau im Jahr 2008
gestiegen.
Höchstes Ergebnis seit 1991,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 04.09.
"In Thüringen kamen im Jahr
2008 nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik
17.332 Kinder zur Welt, 8.881 Jungen und 8.451 Mädchen. Das sind
insgesamt 156 Babys mehr als im Jahr zuvor und die höchste Zahl
Lebendgeborener seit 2001. Damit stabilisierte sich das
Aufwärtsniveau von 2007.
Auch die statistische durchschnittliche Kinderzahl je Frau, d.h.
die Summe der altersspezifischen Geburtenziffern, hat sich im
Jahr 2008 im Land weiter erhöht auf 1,37 Kinder (2007: 1,34
Kinder).
Lag die durchschnittliche Kinderzahl je Frau im Jahr 1990 bei
1,50 Kindern, war deren Entwicklung seitdem rückläufig und
erreichte im Jahr 1994 mit 0,77 Kindern je Frau den tiefsten
Stand.
Seit 1995 stieg das Geburtenniveau fast stetig an. Seit 2007 ist
der Aufwärtstrend wieder deutlicher. Die Entwicklung seit dem
Jahr 2007 beendete die zwischenzeitlich stagnierende bzw. leicht
rückläufige Entwicklung der durchschnittlichen Kinderzahl je
Frau in Thüringen (siehe Grafik). Im Jahr 2008 konnte die bisher
höchste Anzahl seit 1991 registriert werden. Die 1,37 Kinder
entsprechen dem Wert, der für die Frauen in den alten
Bundesländern im Jahr 2007 statistisch ermittelt wurde.
Auch im Jahr 2008 gab es erhebliche regionale Unterschiede in
der erreichten durchschnittlichen Kinderzahl je Frau. Im
Vergleich zwischen den kreisfreien Städten und Landkreisen war
die durchschnittliche Kinderzahl je Frau im Landkreis Sömmerda
mit 1,52 die höchste, gefolgt von den Landkreisen Gotha und
Weimarer Land mit je 1,49 Kindern sowie dem Ilmkreis und dem
Unstrut-Hainich-Kreis (je 1,47). Erst dann folgt mit der Stadt
Jena (1,45) die erste kreisfreie Stadt. Die niedrigste
durchschnittliche Kinderzahl je Frau gab es in der Stadt Suhl
mit 1,20 Kindern, gefolgt von dem Landkreis Greiz (1,29) sowie
dem Kyffhäuserkreis und den Landkreisen Saalfeld-Rudolstadt,
Schmalkalden-Meiningen und Sonneberg (je 1,30).", heißt es in
der Pressemitteilung
TLS
(2009): Durchschnittsalter der Thüringer Bevölkerung 2008.
In den letzten 8 Jahren stieg das Durchschnittsalter um 3,4
Jahre,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 30.09.
FRÜNDT, Steffen (2009): Der Turmbau zu Jena.
Zwanzig
Jahre Mauerfall: Mit einem riesigen Hochhaus wollte das
DDR-Regime Macht und Größe demonstrieren. Doch erst nach der
friedlichen Revolution kam richtig Leben in die Bude. Heute ist
das höchste Bürogebäude Ostdeutschlands ein Symbol des
Neubeginns,
in:
Welt am Sonntag v. 25.10.
"Von überall aus sieht man
die gläserne Fassade des Turms. (...). Dafür baute der Staat
Anfang der 70er-Jahre mitten in Jena einen Turm, der mit 155,40
Metern noch heute das höchste Bürogebäude im Osten ist.
Doch obwohl sie (...) den Stararchitekten Hermann Henselmann
engagierten und ein historisches Altstadtviertel abrissen,
ernteten die Turmbauer von Jena nur Hohn und Spott. (...). Und
der Vorzeigebetrieb der DDR, das Kombinat Carl-Zeiss Jena, für
dessen Forschung der Turm eigentlich gebaut worden war, zog
niemals ein. (...).
Der Turm wurde zum Symbol dafür, was in der Planwirtschaft alles
schiefgeht. (...).
Wenn der
JenTower, wie ihn manche jetzt nennen, ein Symbol ist, dann
steht er heute für unternehmerische Fantasie und Neuanfang",
erzählt uns Steffen FRÜNDT
eine typisch arrogante Wessi-Erzählung, bei der die
Fassadenschäden unerwähnt bleiben, denn die passen nicht zu
einem Symbol des Neuanfangs.
2010
TLS
(2010): Anzahl der Geburten im Jahr 2009 in Thüringen wieder
rückläufig.
Höchster Gestorbenenüberschuss seit 11 Jahren,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 25.06.
"Im Jahr 2009 wurden in
Thüringen 16.854 Kinder lebend geboren. Das sind nach Mitteilung
des Thüringer Landesamtes für Statistik 478 Kinder weniger als
im Jahr 2008. Von den 16.854 Lebendgeborenen waren 8.549
männlichen und 8.305 weiblichen Geschlechts.
(...).
Die Summe der altersspezifischen Geburtenziffern 1) der Frauen
von 15 bis unter 45 Jahren hat sich 2009 im Vergleich zum
Vorjahr wieder verringert. Brachte eine Frau im Alter von 15 bis
unter 45 Jahren im Jahr 2008 1,37 Kinder zur Welt, so waren es
im Jahr 2009 nur 1,36) Kinder", heißt es in der
Pressemitteilung.
TLS
(2010): Der "Durchschnitts-Thüringer" war Ende 2009 genau 45,6
Jahre alt,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 23.09.
"Nach Mitteilung des
Thüringer Landesamtes für Statistik lebt die jüngste Bevölkerung
in den beiden Universitätsstädten Jena (42,4 Jahre) und Weimar
(43,3). Waren die Jenaer die jüngsten Thüringer, so müssen sich
die Suhler mit 48,2 Jahren als die älteste Bevölkerung einer
Region (Landkreis oder kreisfreie Stadt) in Thüringen bezeichnen
lassen. Nach Weimar folgt auf dem drittjüngsten Platz der
regionalen Durchschnittsalter-Skala der Landkreis Eichsfeld mit
43,6 Jahren", heißt es in der Pressemitteilung.
PROGNOS (2010):
Zukunftsatlas 2010.
Alle 412
Städte und Kreise im Test,
in: Pressemitteilung der Prognos AG v. 15.11.
TLS
(2010): Neue Bevölkerungsvorausberechnungen für Thüringer Städte
mit mehr als 10 000 Einwohnern.
Der Statistische Bericht „Entwicklung der Bevölkerung
ausgewählter Städte Thüringens 2010 bis 2030“ mit den
Ergebnissen der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
(12. kBV) liegt nunmehr vor. Die Vorausberechnungen der
insgesamt 27 kreisangehörigen Städte mit mehr als 10 000
Einwohnern basieren nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes
für Statistik auf dem fortgeschriebenen Bevölkerungsstand zum
31.12.2009 und reichen bis zum Jahr 2030,
in:
Thüringer Statistisches Landesamt v. 01.12.
Lediglich zwei Städte mit mehr als 10.000 Einwohner (insgesamt
27 Städte) haben nach der Bevölkerungsprognose bis 2030 einen
positiven Saldo: Nordhausen (+ 2,8 %) und Hildburghausen (+ 0,9
%). Die folgenden 10 Städte haben die höchsten
Bevölkerungsverluste zu verzeichnen:
Tabelle:
10 Städte (ü.10.000
E.), denen bis 2030 der höchste Bevölkerungsverlust
prognostiziert wird |
Rang |
Stadt |
Landkreis (Lkr) |
Bevölkerung
31.12.2009 |
Bevölkerung
31.12.2030 |
Bevölkerungsrückgang |
absolut |
prozentual |
1 |
Greiz |
Lkr Greiz |
22.150 |
15.262 |
- 6.888 |
- 31,1 % |
2 |
Zeulenroda-Triebes |
Lkr Greiz |
16.344 |
11.607 |
- 4.737 |
- 29,0 % |
3 |
Altenburg |
Altenburger
Land |
35.447 |
26.799 |
- 8.648 |
- 24,4 % |
4 |
Apolda |
Weimarer Land |
23.179 |
17.522 |
- 5.657 |
- 24,4 % |
5 |
Sondershausen |
Kyffhäuserkreis |
23.489 |
18.181 |
- 5.302 |
- 22,6 % |
6 |
Rudolstadt |
Saalfeld-Rudolstadt |
24.033 |
18.649 |
- 5.384 |
- 22,4 % |
7 |
Meuselwitz |
Altenburger
Land |
11.385 |
8.869 |
- 2.516 |
- 22,1 % |
8 |
Leinefelde-Worbis |
Eichsfeld |
19.761 |
15.840 |
- 3.921 |
- 19,8 % |
9 |
Waltershausen |
Lkr Gotha |
10.754 |
8.724 |
- 2.030 |
- 18,9 % |
10 |
Zella-Mehlis |
Schmalkalden-Meiningen |
11.743 |
9.629 |
- 2.114 |
- 18,0 % |
|
2011
HUMMEL, Katrin (2011): Ein Leben unter Niveau.
Viele
junge Frauen kehren den ländlichen Gebieten Ostdeutschlands den
Rücken. Zurück bleiben alleinstehende Männer, die nicht nur die
Frau fürs Leben, sondern oft auch Arbeit suchen. Oder nicht
einmal mehr das. Im Kyffhäuserkreis in Thüringen ist es
besonders schlimm,
in:
Frankfurter Allgemeine
Zeitung v. 06.08.
EICHHORN, Daniel & Holger OERTEL (2011): Kleinräumige
Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Greiz – Herausforderungen
für die Kommunalplanung aus demografischer Sicht, IÖR Text
Nr.164, Juni
Aus der
folgenden Tabelle ist die Bevölkerungsentwicklung von 2000
bis 2009 und die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung
2010 bis 2025 des IÖR ersichtlich:
Tabelle:
Bevölkerungsentwicklung des Landkreises Greiz |
Bevölkerung |
Stand der
Bevölkerungsentwicklung
zum 31.12. des Jahres |
Bevölkerungsprognose 2010 bis 2025
Variante "Status Quo"
(jeweils zum 31.12. des Jahres) |
2000 |
2005 |
2009 |
2010 |
2015 |
2020 |
2025 |
unter 15-Jährige |
15.331 |
11.259 |
11.159 |
|
|
|
|
15-44-Jährige |
50.750 |
44.201 |
34.957 |
|
|
|
|
45-64-Jährige |
34.704 |
34.407 |
35.148 |
|
|
|
|
65 Jahre und älter |
23.084 |
26.453 |
27.739 |
|
|
|
|
Insgesamt |
123.869 |
116.320 |
109.003 |
106.633 |
98.634 |
90.540 |
82.295 |
15- bis 45-jährige Frauen |
24.226 |
20.879 |
16.280 |
|
|
|
|
|
Quelle: 2011
Tabelle 2, S.18 und Tabelle 4, S.27; eigene Darstellung
|
Im Jahr
2015 lebten im Landkreis Greiz statt der prognostizierten
98.634 Einwohner 101.114 Menschen (vgl. Kreiszahlen für
Thüringen – Ausgabe 2016, Thüringer Landesamt für Statistik,
S.39). Im Jahr 2010 waren es 107.555 statt 106.633. Die
tatsächliche Bevölkerungsentwicklung stellt sich somit für
die Jahr 2010 bis 2015 positiver dar als prognostiziert.
Die Autoren gehen auch
für die Gemeinden innerhalb des Landkreises von einer
differenzierten Bevölkerungsentwicklung bis 2025 aus:
"Auf Gemeinde- bzw.
Gemeindeclusterebene gibt es große Unterschiede (...). Für
alle Gemeinden/Gemeindecluster ergibt sich ein
Bevölkerungsrückgang. Überdurchschnittliche
Bevölkerungsverluste sind insbesondere in
Langenwolschendorf (-35,2 %),
Seelingstädt (-33,7 %),
Hohenleuben (-33,4 %) und Hohenölsen (-33,1 %) zu
erwarten. Relativ günstige Bevölkerungsentwicklungen
weisen dagegen die Gemeinden
Caaschwitz (-0,7 %),
Korbußen und
Bethenhausen (Cluster 9, -6,8 %) sowie
Hartmannsdorf und
Crimla (Cluster 1, -10,7 %) auf. (...). Für die beiden
größten Städte im Landkreis
Greiz und
Zeulenroda-Triebes ergibt die
IÖR-Bevölkerungsvorausberechnung einen Einwohnerverlust
von -29,9 % und -27,2 %."
Die Gemeinde
Hohenölsen wurde 2013 aufgelöst.
Die
Website des Landkreises Greiz führt zur aktuellen
Gemeindestruktur folgendes aus:
"Der Landkreis Greiz
besteht aus neun Städten und 37 Gemeinden. Elf davon haben
eine eigene Verwaltung. Bei den übrigen wird die
Verwaltung durch eine der drei im Landkreis existierenden
Verwaltungsgemeinschaften oder eine erfüllende Gemeinde
wahrgenommen." (Seitenabruf: 03.04.2017)
KLINGHOLZ, Reiner/KRÖHNERT, Steffen/KUHN, Eva/KARSCH, Margret/BENNERT,
Wulf (2011): Die Zukunft der Dörfer.
Zwischen Stabilität und demografischem Niedergang,
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, November
Die Autoren
stilisieren das Dorf zum Pionier der
Postwachstumsgesellschaft, weil es dazu aufgrund der
demografischen Entwicklung angeblich keine Alternative gibt:
"(I)n der modernen
Wissensgesellschaft, entstehen aus der kritischen Masse von
klugen Köpfen und Ideen neue Unternehmen und die Jobs der
Zukunft. Gerade junge Menschen finden im Leben auf dem Lande
kaum mehr Erfüllung.
Der demografische Wandel verstärkt die Landflucht. Der
allgemeine Bevölkerungsrückgang in Deutschland, der sich bis
2050 auf mindestens zwölf Millionen Menschen summieren
dürfte, wird überwiegend entlegene ländliche Regionen
treffen. Aber nicht nur Deutschland ist von diesem Trend
betroffen: Alle Nationen mit stagnierenden oder gar
rückläufigen Bevölkerungszahlen – von Portugal über Mittel-
und Osteuropa bis nach Japan – erleben den gleichen
Niedergang weiter ländlicher Gebiete.
Viele deutsche Dörfer nehmen damit voraus, was für immer
mehr Regionen der Welt Alltag werden könnte: Sie werden zu
Testfeldern der (demografischen) Post-Wachstumsgesellschaft.
Und darin liegt eine große Chance – auch für das Land."
(2011, S.4)
Um das zu belegen, werden
uns zwei Landkreise, der hessische Vogelsbergkreis und der
thüringische Landkreis Greiz, vorgestellt. Letzterer wird
folgendermaßen charakterisiert:
"Im
Kreis Greiz gibt es 233 Orte, für die eine eigenständige
Einwohnerstatistik geführt wird. Von diesen 233 Orten haben
nur 17 mehr als 1.000 Einwohner. In 20 Dörfern leben
zwischen 500 und 1.000 Einwohner. 197 Orte haben weniger als
500 Bürger, und bei drei Vierteln dieser kleinen Dörfer
liegt die Einwohnerschaft unter der Grenze von 250. (...).
In den kleinsten Dörfern, etwa Horngrund und Ölsengrund
(Gemeinde Hohenölsen), Rüßdorf (Gemeinde Teichwolframsdorf)
oder Wüstenroda (Gemeinde Pölzig) lebten 2009 nicht einmal
20 Bürger. (...).
Den stärksten Einwohnerverlust zwischen 2004 und 2009
erlebte Nattermühle (Gemeinde Steinsdorf) mit einem Minus
von 88 Prozent. Dieser Extremwert erklärt sich daraus, dass
dort ein Heim für Asylbewerber geschlossen wurde. Als Ort
existiert Nattermühle praktisch nicht mehr, nur neun
Einwohner sind dort noch verblieben. Ansonsten bewegt sich
die Entwicklung der Einwohnerzahl zwischen einem Verlust von
29 Prozent in Eubenberg (Ortsteil von Arnsgrün) und einem
Zuwachs von 41 Prozent in Kleindraxdorf (Gemeinde Hohenölsen).
Beides sind sehr kleine Orte, wodurch Verlust oder Zugewinn
von wenigen Einwohnern prozentual stark ins Gewicht fallen.
Insgesamt haben fast 200 der 233 analysierten Orte zwischen
2004 und 2009 mehr als zwei Prozent ihrer Bevölkerung
verloren, 19 Orte sogar mehr als 15 Prozent. Demgegenüber
haben 24 Orte mehr als ein Prozent Bevölkerung
hinzugewonnen, zwölf Orte sogar mehr als fünf Prozent."
(2011, S.37),
Die Autoren gehen in der
Broschüre Die Zukunft der Dörfer von einem Ortsbegriff
aus, der nichts mit der
Struktur der politischen Gemeinden bzw.
Verwaltungsgemeinschaften im Landkreis Greiz zu tun hat.
Die beschriebene Gemeinde
Hohenölsen wurde bereits 2013 aufgelöst und existiert
damit in dieser Form gar nicht mehr.
"Nimmt man (...) die
Einwohnerdichte als Kriterium für Ländlichkeit und
betrachtet solche Gemeinden als „ländlich“, in denen sich
nicht mehr als 150 Einwohner je Quadratkilometer – ein
häufig verwendeter Grenzwert – finden, so leben nur etwa 17
Millionen Deutsche in ländlichen Gemeinden",
erklären die Autoren ihr
Verständnis von "ländlichem Raum", bieten uns aber keine
explizite Definition des Begriffs "Dorf" an. Implizit sind
damit jedoch Orte mit weniger als 500 Einwohnern gemeint,
denn nur diese werden einer Risikobewertung unterzogen.
Während auf Seite 37 von 233 Orten gesprochen wird, von denen
197 weniger als 500 Einwohner haben, wird auf Seite 50 nur
noch von 196 Orten mit weniger als 500 Einwohnern gesprochen.
Wikipedia erklärt uns zur Entwicklung es Dorfes in
Deutschland:
"Traditionell stellte das
Dorf – im Gegensatz zum kleineren Weiler – als Gemeinde der
Bauern eine politische Einheit dar. Vor der Schaffung von
Gemeinderäten im 19. Jahrhundert gab es im deutschsprachigen
Raum den Ortsvorsteher, den Dorfschulzen. Durch die
Gebietsreformen der 1970er bis 1990er Jahre sind die meisten
Dörfer in Deutschland keine Gebietskörperschaften mehr,
sondern wurden zu Ländlichen Gemeinden zusammengefasst oder
in benachbarte Städte eingemeindet. Einen Kompromiss mit
Resten von Eigenständigkeit der Dörfer stellen die
Samtgemeinden dar." (Seitenabruf: 04.04.2017)
Der Humangeograph Gerhard
HENKEL unterscheidet in seinem Aufsatz
Geschichte und Gegendwart des Dorfes
unterschiedliche Siedlungsgrößen der Dörfer:
"Gemeinhin unterscheidet
man vier Größenstufen des deutschen beziehungsweise
mitteleuropäischen Dorfes:
- das kleine bis mäßig große Dorf mit 20 bis 1OO
Hausstätten beziehungsweise 100 bis 500 Einwohnern,
- das mittelgroße Dorf mit 1OO bis 4OO Hausstätten
beziehungsweise 500 bis 2000 Einwohnern,
- das große Dorf mit 400 bis 1000 Hausstätten
beziehungsweise 2000 bis 5OOO Einwohnern und
- das sehr große Dorf mit mehr als 1000 Hausstätten und 5000
Einwohnern.
Für die beiden letztgenannten Größenstufen werden vielfach
auch die Bezeichnungen »Großdorf« und »Stadtdorf« gebraucht,
womit die statistische Nähe zur städtischen Siedlungen
deutlich wird." (2016, S.10)
Das Berlin-Institut
beschränkt sich also bei seiner Dorfbetrachtung auf die
kleinste Siedlungsgröße des Dorfes. HENKEL beziffert die
Anzahl der Dörfer in Deutschland auf rund 35.000 Ortschaften,
wobei er die Heterogenität der Dörfer herausstreicht.
Der Landkreis Greiz
widerspricht auf der Orts- bzw. Siedlungsebene jenen
angeblichen Zusammenhängen, die mit dem
Begriff der Abwärtsspirale verbunden werden, was die
Autoren ratlos zurück läßt:
"Für die Dörfer des
Kreises Greiz lassen sich kaum Zusammenhänge zwischen der
Entwicklung der Einwohnerzahl und den vor Ort erhobenen
Indikatoren zur Siedlungsstruktur ausmachen. Weder sind im
Gesamteindruck als attraktiv bewertete Orte im Mittel
besonders stabil, noch solche, in denen der bauliche Zustand
besonders positiv bewertet wurde. Orte mit klarem
Ortsmittelpunkt entwickeln sich im Mittel ebenso wie solche
ohne zentralen Platz. Lediglich die landschaftliche
Attraktivität der Umgebung zeigt den erwarteten Einfluss:
Jene Orte, deren Einbettung in die Landschaft mit der
Bestnote bewertet wurde, zeigen im Schnitt eine
Bevölkerungszunahme." (2011, S.43)
Auch bei der Infrastruktur
ist die Sache keineswegs so klar wie dies meist dargestellt
wird, denn obwohl die Infrastrukturspannbreite auf der
Ortsebene im Landkreis Greiz gering ist, wird dies durch die
gute, überörtliche Erreichbarkeit von
Infrastruktureinrichtungen wieder wett gemacht. Die in den
Medien gerne intonierte Melodie, dass ein Dorf stirbt, wenn
das letzte Gasthaus schließt, ist in dieser Schlichtheit nicht
haltbar.
Ab Seite 50 wird die
Zukunftsfähigkeit der Dörfer des Landkreises Greiz nach 6
Indikatoren bewertet: Dorfgröße, Bevölkerungsentwicklung
2004-2010, Anteil der unter 18-Jährigen im Jahr 2009, Vereine
je 1.000 Einwohner im Jahr 2011, offensichtlicher Leerstand im
Jahr 2011, Fahrzeit zum Oberzentrum in Minuten.
Die folgende Tabelle
ermöglicht einen Vergleich mit der Studie des IÖR, die ganz
andere Gebiete beim Landkreis Greiz betrachtet:
Tabelle:
Vergleich der
betrachteten Gebiete des Landkreises Greiz in den
Studien des IÖR und des Berlin-Instituts und der
Bewertung hinsichtlich ihrer Zukunftsfähigkeit |
Gemeinde bzw. Gemeindecluster |
Bevölkerungsverluste
gemäß IÖR bis 2025 |
Orte mit weniger als 500 Einwohner gemäß
Berlin-Institut |
Risikobewertung (hoch = 15-18; niedrig = 3-6 Punkte) |
Langenwolschendorf |
-
35,2 % |
|
keine |
Seelingstädt |
-
33,7 % |
Zwirtzschen |
15-18 |
|
|
Seelingstädt Dorf; Friedmannsdorf |
10 |
|
|
Chursdorf |
9 |
|
|
Bahnhof Seelingstädt |
keine |
Hohenleuben |
-
33,4 % |
Hohenleuben |
keine |
|
|
Brückla |
9 |
Hohenölsen |
-
33,1 % |
Horngrund |
15-18 |
|
|
Neudörfel |
12-14 |
|
|
Kleindraxdorf |
10 |
|
|
Ölsengrund |
9 |
Greiz |
-
29,9 % |
Eubenberg; Rothenthal; Mühlenhäuser |
15-18 |
|
|
Thalbach; Schönbach |
12-14 |
|
|
Dölau; Tremnitz |
11 |
|
|
Raasdorf; Caselwitz; Gablau; Hohndorf |
9 |
|
|
Moschwitz; Untergrochlitz; Reinsdorf; Waltersdorf; |
8 |
|
|
Kurtschau; Pansdorf; Sachswitz |
7 |
|
|
Cossengrün; Leiningen |
3-6 |
|
|
Irchwitz; Schönfeld |
keine |
Zeulenroda-Triebes |
-
27,2 % |
Büna |
15-18 |
|
|
Frotschau; Piesigitz; Quingenberg; Zadelsdorf |
12-14 |
|
|
Mehla |
11 |
|
|
Wolfshain; Dörtendorf; Läwitz; Niederböhmersdorf |
10 |
|
|
Dobia |
9 |
|
|
Kleinwolschendorf; Schönbrunn; Förthen; Leitlitz;
Silberfeld; Weckersdorf |
8 |
|
|
Pahren; Merkendorf; Stelzendorf |
7 |
|
|
Arnsgrün; Bernsgrün |
3-6 |
Hartmannsdorf und Caaschwitz |
-
10,7 % |
Hartmannsdorf |
8 |
Korbußen und Bethenhausen |
-
6,8 % |
Bethenhausen |
3-6 |
Hartmannsdorf und Crimla |
-
0,7 % |
Crimla |
9 |
|
|
Die Tabelle zeigt, dass
stark schrumpfende Gemeinden wie Langenwolschendorf bei der
Betrachtung des Berlin-Instituts herausfallen, weil es Orte
mit mehr als 500 Einwohner sind und deshalb nicht als Dörfer
zählen.
Ein Vergleich wird zudem
erschwert durch falsche Einordnungen (Kleinwolschendorf,
Dörtendorf, Förthen, Läwitz, Leitlitz, Pahren mit Stelzendorf
und Weckersdorf werden z.B. vom Berlin-Institut als Gemeinden
geführt, obwohl sie seit den 1990er Jahren Stadtteile von
Zeulenroda-Triebes sind.
Zudem fanden nach den
beiden Untersuchungen Eingemeindungen statt, die in der
Retrospektive zu Verzerrungen führen können. In Greitz
eingemeindet wurden nach den Untersuchungen die Ortsteile
Cossengrün, Hohndorf (mit Gablau, Leiningen, Pansdorf,
Tremnitz) und Schönbach und die Gemarkung Eubenberg des
Ortsteils Arnsgrün.
Zu Zeulenroda-Triebes
gehören Arnsgrün mit Büna, Bernsgrün mit Frotschau sowie
Schönbrunn, Pöllwitz mit Dobia sowie Wolfshain, Silberfeld mit
Quigenberg und Zadelsdorf.
2013
HANDELSBLATT (2013): Zukunftsatlas 2013.
Alle 412 Städte
und Kreise im Test: Der Süden zieht davon. Erfolgreiche Großstädte im
Osten haben den Westen überholt. In einzelnen Städten des Westens
ballen sich die Probleme. Größte langfristige Aufsteiger sind
erfolgreiche ländliche Regionen,
in: Pressemitteilung des Handelsblatt v. 08.11.
2014
HAIMANN, Richard (2014): Senioren lösen
neue Wanderungsbewegung aus.
Die ältere Generation zieht
in kleine Städte in reizender Landschaft und reichem
Kulturangebot. Schrumpfende Orte haben nun wieder eine Zukunft;
denn durch die Senioren entstehen neue Arbeitsplätze,
in:
Welt Online v. 08.03.
Richard HAIMANN macht PR im
Sinne der Immobilienwirtschaft. Schon vor einiger Zeit wurde
Investoren aufgrund der Überhitzung des Wohnungsmarktes in
Metropolen und dort insbesondere der angesagten Szeneviertel,
nunmehr die Investition in "Städte der zweiten Reihe" als
lukrativ empfohlen. Nun also werden die scheinbar dazu
passenden Statistiken der Öffentlichkeit als angeblich neuer
Trend präsentiert.
Gibt es aber einen neuen
Trend? Die Wanderungsbewegungen von 2009-2012 sollen das
belegen. Aber unterscheiden die sich von früher und wenn ja
warum? HAIMANN erklärt Weimar als Vorbild dieses angeblich
neuen Trends.
Bereits im Jahr 2006 schrieb aber das auf die Demografie
fixierte Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung:
"Während sich das
wirtschaftsschwache Ostthüringen zu einer der am stärksten
überalterten Gegenden der Republik entwickelt, stellt Jena
die jüngste Stadt im Osten dar. Sie zählt mit Weimar, Erfurt
und Eisenach (...) als Region der Stabilität im
schrumpfenden Ostdeutschland".
Weimar gehörte bereits seit
längerem zu den Städten mit positivem Wanderungssaldo.
Bereits im Jahr 2008 berichtete die FAS über die
Attraktivität von Weimar für Rentner.
Es ist eines der
demografischen Märchen, dass Deutschland schrumpft, denn im
Gegenteil wächst Deutschland derzeit. Und innerhalb von
Deutschland gibt es große Unterschiede bezüglich der
demografischen Entwicklung von Gemeinden und Regionen.
2015
KAWKA, Rupert (2015): Gleichwertigkeit messen,
in:
Informationen zur Raumforschung, Heft 1, S.71-82
FOCUS-Titelgeschichte:
Wo man in Deutschland am
besten lebt.
402 Regionen im großen
Vergleich |
MATTHES,
Nadja & Michael KOWALSKI (2015): Deutschlands Atlas der Stärken.
Stadt oder Land? Nord oder
Süd? Der große Focus-Vergleich zeigt, in welchen der 402 Städte
und Kreise die Wirtschaft floriert, wo neue Jobs entstehen und
Arbeitnehmer die höchsten Gehälter erzielen,
in:
Focus Nr.22 v. 23.05.
Die Empirica-Auftragsstudie
fasst die vier Indikatoren Wachstum und Jobs,
Firmengründungen, Produktivität und Standortkosten sowie
Einkommen und Attraktivität zum Index "wirtschaftliche Stärke"
zusammen, sodass sich darin eine Rangliste von 1 bis 402
ergibt. Die folgenden 10 Landkreise, die alle in
Ostdeutschland liegen, bilden die Schlusslichter (vgl.
Focus v. 23.05., S.68ff.):
|
Region |
Bundesland |
Rang |
Oberspreewald-Lausitz |
Brandenburg |
393 |
Greiz |
Thüringen |
394 |
Nordsachsen |
Sachsen |
395 |
Unstrut-Heinich-Kreis |
Thüringen |
396 |
Anhalt-Bitterfeld |
Sachsen-Anhalt |
397 |
Kyffhäuserkreis |
Thüringen |
398 |
Salzlandkreis |
Sachsen-Anhalt |
399 |
Vorpommern-Greifswald |
Mecklenburg-Vorpommern |
400 |
Altenburger
Land |
Thüringen |
400 |
Dessau-Roßlau |
Sachsen-Anhalt |
402 |
|