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Kommentierte Bibliografie

 
       
   

Hoyerswerda im demografischen Wandel

 
       
   

Eine Stadt im Strukturwandel (Teil 1)

 
       
     
   
     
 

Einführung

Die sächsische Stadt Hoyerswerda ist die am stärksten schrumpfende Mittelstadt in Deutschland. Manche Stadtsoziologen beschworen Anfang der Nuller Jahre, dass "Hoyerswerda überall ist". Doch ist die Stadt eher ein Sonder- bzw. Extremfall, der auch damit zusammenhängt, dass sich Sachsen als neoliberaler Musterknabe profilierte und die ländlichen Räume wie kein anderes Bundesland vernachlässigte. Erst mit den Erfolgen der AfD seit der Bundestagswahl 2017 stehen nun Regionen, die stark von der Deindustrialisierung nach der Wende betroffen waren, im Fokus der politischen Agenda. Bei den Landtagswahlen 2019 machten der Ministerpräsident Michael KRETSCHMER viele Versprechungen. Auch die Bundesregierung will die Braunkohleregionen, die vom Kohleausstieg, der für 2038 geplant ist, besonders fördern. Diese Bibliografie dokumentiert deshalb die weitere Entwicklung von Hoyerswerda. Dort wird sich zeigen, inwiefern der Strukturwandel gelingt oder scheitert.     

Übersicht: Einwohnerwachstum durch Eingemeindungen 1990 - 2000

Tabelle: Eingemeindungen in Hoyerswerda 1990 - 2000
Zeitpunkt Eingemeindete Gemeinde (Einwohnerzahl jeweils Ende des Jahres)
1993 Knappenrode (1.000)
1995 Schwarzkollm (644), Zeisig (714)
1997 Dörgenhausen (653)
Quelle: Hoyerswerda (2012): Statistische Jahreszahlen 1990 - 2011

Übersicht: Die Bevölkerungsentwicklung der Stadt Hoyerswerda 1990 - 2018

Tabelle: Die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Hoyerswerda
Jahr Hoyerswerda (Stadt)  
Bevölkerungs-
stand
(31.12.)
Bevölkerungsentwicklung
zum Vorjahr (in Prozent)
Anzahl
Lebendgeborene
Zusammengefasste
Geburtenziffer
(15 - 45-Jährige)
1990 64.888   839 1,58
1991 62.408 - 2.480 (- 3,8 %) 513 1,05
1992 61.120 - 1.288 (- 2,1 %) 371 0,80
1993 60.894 - 226 (- 0,4 %) 326 0,75
1994 60.577 - 317 (- 0,5 %) 312 0,75
1995 58.677 - 1.900 (- 3,1 %) 326 0,83
1996 57.568 - 1.109 (- 1,9 %) 329 0,87
1997 55.565 - 2.003 (- 3,5 %) 323 0,94
1998 54.157 - 1.408 (- 2,5 %) 320 0,98
1999 52.249 - 1.908 (- 3,5 %) 344 1,14
2000 50.203 - 2.046 (- 3,9 %) 340 1,20
2001 47.917 - 2.286 (- 4,6 %) 303 1,17
2002 46.381 - 1.536 (- 3,2 %) 277 1,19
2003 45.011 - 1.370 (- 3,0 %) 250 1,12
2004 43.899 - 1.112 (- 2,5 %) 243 1,17
2005 42.607 - 1.292 (- 2,9 %) 217 1,09
2006 41.562 - 1.045 (- 2,5 %) 236 1,23
2007 40.294 - 1.268 (- 3,1 %) 215 1,20
2008 39.214 - 1.080 (- 2,7 %) 236 1,40
2009 38.218 - 996 (- 2,5 %) 196  
2010 37.379 - 839 (- ,9 %) 201 1,32
2011 35.673** - 1.706 (- 4,6 %)** 205 1,41
2012 35.019 - 654 (- 1,8 %) 200  
2013 34.317 - 702 (- 2,0 %) 186  
2014 33.825 - 492 (- 1,4 %) 183  
2015 33.843 + 18 (+ 0,1 %) 206  
2016 33.552 - 291 (- 0,9 %) 241  
2017 33.116 - 436 (- 1,3 %)    
2018 32.658 - 458 (- 1,4 %)    
Quelle: hoyerswerda.de (2000 - 2016); Hoyerswerda (2012): Statistische Jahreszahlen 1990 - 2011 (1990 - 1999);
Statistische Berichte Statistisches Landesamt Sachsen 2011-2018; ** zensuskorrigierte Zahlen ab 2011; eigene Berechnungen

Während die Stadt Hoyerswerda für 2016 eine Einwohnerzahl von 33.930 angibt, nennt das Statistische Landesamt Sachsen eine Einwohnerzahl von 33.552, die hier verwendet wird.

Kommentierte Bibliografie (2003 - 2019)

2003

AUS POLITIK UND ZEITGESCHICHTE-Thema: Städtepolitik

HAHNEMANN, Christine (2003): Schrumpfende Städte in Ostdeutschland - Ursachen und Folgen einer Stadtentwicklung ohne Wirtschaftswachstum,
in:
Aus Politik und Zeitgeschichte Nr.28 v. 07.07.

Hoyerswerda ist überall, meint Christine HANNEMANN:

"Hoyerswerda, 1956 als »zweite sozialistische Wohnstadt der DDR« für die Kohle- und Energiearbeiter des »größten Braunkohle- und Steinkohleveredlungskombinats Europas«, Schwarze Pumpe, errichtet, durchläuft seit der Wiedervereinigung einen dramatischen Deindustrialisierungsprozess: Tausende Arbeitsplätze sind verloren gegangen. Gleichzeitig nimmt die Bewohnerschaft der Stadt stetig ab und die verbleibende wird immer älter. In etwa zehn Jahren, so die Prognosen, wird die einst »jüngste Stadt« der DDR annähernd zur Hälfte von PensionärInnen bewohnt sein. Heute handelt es sich bei diesen zwar noch um die relativ gut versorgten KnappschaftsrentnerInnen. Aber künftig werden jene Personengruppen überwiegen, deren Bezüge als Folge von Vorruhestand und jahrelanger Arbeitslosigkeit eine eher trostlose Perspektive bieten: Einkommen/ Vermögen und künftige Rentenansprüche sind gering. Hier droht ein Wiederanstieg der Altersarmut. Hinzu kommt, dass die gesamte technische und soziale Infrastruktur der Stadt angesichts der sinkenden Einwohnerzahlen überdimensioniert ist." (S.16)

Den Niedergang Hoyerswerda beschreibt die offizielle Website folgendermaßen:

"Die Einwohnerzahl der Stadt betrug 2006 nur noch 40.912. Das Stadtgebiet wurde durch die Eingemeindungen der Ortsteile Bröthen/Michalken (1. Juni 1993), Knappenrode (1. Januar 1994), Schwarzkollm (1. Januar 1996), Zeißig (1. Januar 1996) und Dörgenhausen (1. Juli 1998) vergrößert, dennoch sank die Einwohnerzahl weiter. Seit dem 1. August 2008 gehört Hoyerswerda nach der Verwaltungs- und Funktionalreform des Freistaates Sachsen zum Großkreis Bautzen und verliert damit den Status der Kreisfreiheit."
(abgerufen: 28.06.2014)

In Sachsen gibt es 2012 nur noch 3 kreisfreie Städte: Chemnitz, Dresden und Leipzig. Der Wegweiser-Kommune der privaten Bertelsmann-Stiftung gibt für 2012 eine Einwohnerzahl von 36.024 an (Wikipedia: 35.019 mit Hinweis auf die Statistik Sachsen). Von 2005 - 2012 wird ein Bevölkerungsrückgang von 15,5 % ausgewiesen. Die Bevölkerungsprognose erwartet im Zeitraum 2009 - 2030 einen Bevölkerungsrückgang um 38,7 %. Der Bevölkerungsanteil der 65Jährigen und Älteren beträgt 32,6 % (inklusive 6,8 % 80Jährige und älter, die als Hochbetagte klassifiziert werden) Die private Bertelsmann-Stiftung ordnet Hoyerswerda dem Demographietyp 9 zu, der mit "stark schrumpfende Kommunen mit besonderem Anpassungsdruck" umschrieben wird.

Droht Deutschland tatsächlich dieses Schicksal oder wird hier nur ein Sonderfall zum Regelfall erklärt? Dagegen spricht bereits, dass HANNEMANN Hoyerswerda als Beispiel für die Altlasten der sozialistischen Stadt beschreibt:

"Aus heutiger Sicht stellen die Vernachlässigung der »alten Stadt«, die Unterfinanzierung der Wohnungswirtschaft und die Austrocknung der kommunalen Selbstverwaltung die größten Probleme dar, welche die sozialistische Stadtpolitik hinterlassen hat. Zudem differenzierten sich ostdeutsche Städte schon zu DDR-Zeiten aus – in solche, die von der zentralstaatlichen Siedlungsplanung der DDR aus wirtschaftlichen, administrativen oder anderen politisch-ideologischen Gründen in der Ressourcenzuweisung bevorzugt, und solche, die bewusst nicht in diesen Kreis einbezogen wurden." (S.18)

Geprägt wird die Debatte um den Stadtumbau durch das Denken in Abwärtsspiralen, das aus der folgenden Grafik hervorgeht:

Quelle: Christine Hannemann, 2003, S.20

Es wäre also zu klären inwiefern solche Dynamiken überhaupt typisch sind für schrumpfende Städte in Deutschland und ob die Dynamiken nicht politisch verstärkt werden.

Der Punkt "schlechtes Image" ist auch eine Frage nach der medialen Berichterstattung über den demografischen Wandel. Hoyerswerda wurde Anfang der 1990er Jahre  international bekannt durch Ausländerfeindlichkeit. Inwiefern trug z.B. dieser Imageschaden zu den heutigen Problemen bei? Welche Rolle spielen überzogene Wachstumserwartungen nach der Wiedervereinigung für die heutigen Probleme?

Das Bild der Abwärtsspirale zeigt, dass nicht unbedingt der demografische Wandel Ursache der Entwicklung ist, sondern eher die Folge bzw. Begleiterscheinung wirtschaftlicher Entwicklungen, politischer Fehlentscheidungen bzw. medialer Berichterstattung.

Abwärtsspiralen wären also eine empirisch zu beantwortende Frage. Wer diese jedoch zum Ausgangspunkt von globalen Handlungsstrategien macht, der trägt zu einer Blickverengung oder gar Denkverboten bei, die gegenteilige Entwicklungen vernachlässigt bzw. die Chance des selektiven Gegensteuerns vergibt. Bevölkerungsprognosen geben für ein solches Denken den Takt vor:

"Folgt man den amtlichen Bevölkerungsprognosen, so wird (die)(...) »Umverteilung« der Bevölkerung und der Flächen in den nächsten Jahrzehnten weiter voranschreiten: Bis zum Jahr 2025 – so die Schätzung – werden die ostdeutschen Städte bis zu 25 Prozent ihrer Bevölkerung verlieren."

HANNEMANN sieht deshalb in den schrumpfenden Städten den neuen Normalfall der Stadtentwicklung in Deutschland:

"Vielfach wird noch versucht, Schrumpfung auf den demographischen Faktor zu reduzieren. Im Falle Ostdeutschlands konzentriert sich die politische Debatte um »schrumpfende Städte« jedoch aktuell auf das von der Bundesregierung aufgelegte Programm »Stadtumbau Ost«, in dessen Kontext 262 Kommunen integrierte Stadtentwicklungskonzepte als Voraussetzung zur Förderung von Rückbau und Abriss erarbeitet haben. Das Bund-Länder-Programm ist der erste Versuch, die anspruchsvolle gesellschaftliche Aufgabe der Gestaltung von Schrumpfungsprozessen zu instrumentieren",

erläutert HANNEMANN und kritisiert gleichzeitig, dass dieses Programm lediglich ein Rettungsplan für die Wohnungswirtschaft ist und damit der Großteil des Problemspektrums vernachlässigt wird:

"Nicht nur der prognostizierte absolute Bevölkerungsrückgang, sondern auch die Zusammensetzung der Bevölkerung und die Haushaltsstrukturen signalisieren mittel- und langfristig Handlungsbedarf. Zudem geriert die Verschiebung der Altersstruktur einen dramatischen Wandel der städtischen Bevölkerung; der Altersdurchschnitt der StadtbewohnerInnen wird sich deutlich erhöhen, wie es demographische Hochrechnungen nahe legen. Durch den Geburtenrückgang ist von immer weniger familiären Unterstützungssystemen für ältere Menschen auszugehen."

Das Denken in Abwärtsspiralen kann als Gegenpol zu den überzogenen Wachstumshoffnungen der frühen 1990er Jahre gesehen werden. Mit seinem Dogma der Unumkehrbarkeit läuft es Gefahr zeitweilige Phasen zu verabsolutieren. Stattdessen gilt es jene Punkte ausfindig zu machen, die Wendepunkte markieren. Hier besteht Forschungsbedarf.

2004

RICHTER, Peter (2004): Frohen Osten!
Entvölkerte Städte, einstürzende Platten und Brücken, über die niemand geht: Die ehemalige DDR als ästhetische und künstlerische Herausforderung,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 11.04.

"Ostdeutschland hat in den letzten Jahren eine Infrastruktur erhalten, die an vielen Orten jetzt wie ein Gerippe über einer zerbröselnden Substanz liegt (...). Kaum noch zu übersehen ist das heute immer in jenen Orten, die erst in der DDR zu Industriezentren ausgebaut wurden und nach deren Ende nun größtenteils deindustrialisiert und funktionslos in der Landschaft liegen. In Städten wie Schwedt, Wolfen oder - Hoyerswerda.
Hoyerswerda (...) ist dabei wahrscheinlich die Stadt, in der sich das Desaster zu einer solchen Symbolkraft verdichtet, daß es dort inzwischen mit einer ähnlich ratlosen Faszination bestaunt werden kann wie Verfall und Untergang des Römischen Reiches - schon deshalb, weil es im Abendland sonst kaum einen Maßstab für einen derartigen Niedergang gibt.
Hoyerswerda - das ist das ganze ostdeutsche Drama in drei Akten: die Erfahrung von Aufbruch, mörderischem Sündenfall und Katzenjammer innerhalb von nur fünfzig Jahren. Der erste Akt müßte
»Brigitte Reimann« heißen, nach der Dichterin, die hier den Aufbruch und die »Ankunft im Alltag« miterlebt und beschrieben hat: wie sich die junge, hoffnungsvolle DDR in den Fünfzigern ihrer Bodenschätze bemächtigte, wie sie das Braunkohleveredelungswerk »Schwarze Pumpe« aus dem kiefrigen Boden stampfte und ihre erste industriell gefertigte Wohnstadt. (...).
Die phantasielos zusammengeklotzte Plattenbaustadt als Hoffnungsgrab und Abbild des Systems - das taucht schon bei Brigitte Reimann selber auf, in »Franziska Linkerhand«, dem Romanfragment, das sie 1973 hinterließ.
In demselben Jahr, als die Defa »Die Legende von Paul und Paula« ins Kino brachte, worin etwa alle zehn Minuten ein verkommener Altbau gesprengt wird, und wenn der Rauch sich legt, ist im Hintergrund schon ein keramikverkachelter Plattenbau emporgewachsen. (...).
Zum zweiten Akt, der »Progrom« heißen muß. Was zwischen dem 17. und 23. September in Hoyerswerda passierte, begann mit einem Streit (...) und es endete vor dem (...) Asylbewerberheim Thomas-Müntzer-Straße - mit Bildern von Normalbürgern, die herumjohlen vor einem brennenden Plattenbau (...).
Diese Biler bestimmen seither bei vielen Leuten im Westen die Haltung zum Osten (...). Selber schuld, möchte man da fast sagen. Auch deswegen, weil Hoyerswerda heute froh sein könnte, wenn wenigstens ein paar Ausländer dort wohnen wollten. (...). Denn der dritte Akt spielt heute und heißt »Umbau Ost«, was in der Regel ein Synonym ist für Abriß.
Hoyerswerda ist dabei wiederum ein Modellfall. Pessimistische Statistiker meinen, daß die Bevölkerung auf ein Viertel schrumpfen werde.(...).
Die Bundeskulturstiftung versucht an den Kadavern des Ostens, Schrumpfungsprozesse zu studieren, die langfristig auch westdeutschen Städten wie Bremen vorausgesagt werden",

erklärt uns Peter RICHTER, der das "Kunstprojekt zur Erforschung urbanen Lebens in schrumpfenden Städten" als Mittel zum Besseren sieht:

"Wie man ausgedünnte Stadtlandschaften wieder attraktiv machen könnte nach all den Jahren des alteuropäischen Verdichtungsparadigmas im Städtebau. Was für Konsequenzen die Dominanz der Rentner in den Städten haben wird, wenn die Jüngeren weiterhin abwandern. Oder wie die allgegenwärtigen Tankstellen als soziale Knotenpunkte ernst nehmen und ausbauen könnte. (...). Es geht längst nicht mehr nur um DDR-Platten, die einem egal sein können, wenn man tief im Westen wohnt, sondern um den gesamtdeutschen Traditionsbestand aus den Jahrhunderten vorher: In Altenburg in Thüringen sind schon Häuser aus der Renaissance und dem Barock abgerissen worden, und wenn Görlitz auf der Kippe steht, dann trifft es ein östliches Heidelberg, mit Westgeld saniert, wunderschön, gähnend leer.
So etwas darf den Westdeutschen, die das bezahlt haben, nicht länger egal sein."

GEO-Titelgeschichte: Deutschlands Zukunft.
Wie werden wir leben? Wo werden wir leben? Welche Aussichten hat unsere Gesellschaft?

SPARMANN, Anke (2004): "Vielleicht irgendwann...".
Geburtenreichtum und -armut sind ungleich verteilt. Im Kreis Cloppenburg bekommen Frauen doppelt so viele Kinder wie in Heidelberg. In Hoyerswerda leben viele Männer ohne Aussicht auf eine eigene Familie. Liegt das am Geld oder am Glauben? An Beruf, Bildung oder Beziehungen? Die Suche nach den Ursachen hat überraschende Einsichten zutage gebracht - wenn auch keine einfachen Antworten,
in: GEO. Das neue Bild der Erde, Mai

"Besonders häufig ohne Kinder bleiben Männer, die wenig verdienen oder arbeitslos sind: Vier von fünf blicken nicht auf Nachwuchs. Gemeinhin wird dies dahingehend interpretiert, dass ihnen das Geld fehlt, eine Familie zu ernähren. Thomas Klein vermutet noch einen anderen Grund: miese Chancen bei den Frauen.
Der Trend zur dauerhaften Kinderlosigkeit von Männern dürfte sich in vielen Regionen noch verstärken. Dort besonders, wo - ganz im Gegensatz zu Heidelberg - mehr junge Männer als Frauen leben.
Im sächsischen Hoyerswerda etwa kommt alles zusammen. Eine hohe Arbeitslosenquote - jeder Vierte ist ohne Job. Und einer der deutschlandweit höchsten Männerüberhänge. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen kommen auf 100 Männer gerade 83 Frauen. Denn besonders die jungen Frauen verlassen strukturschwache Regionen, in denen sie noch schwerer Beschäftigung finden als gleichaltrige Männer.
In der Altstadtpinte »Pille Palle« in Hoyerswerda sind die Männer unter sich. (...).
Auf den samtgepolsterten Stühlen in Sylvia Karlstedts Amtszimmer wird sich vermutlich keiner aus dem
»Pille Palle« so schnell wiederfinden. Sylvia Karlstedt leitet das Standesamt in Hoyerswerda. Zu DDR-Zeiten gaben sich hier jedes Jahr 650 bis 700 Paare das Jawort. »Das war ja praktisch die Voraussetzung, um eine Wohnung zu bekommen. Nach der Wende gingen die Zahlen natürlich runter.« Im Jahr 2000 hatte Karlstedt 200 Eheschließungen. Sie dachte das Ende des Abschwungs sei erreicht. Aber 2003 kamen nur noch 132 Paare. »Vor allem ältere Leute, die wollen sich absichern.«
Weniger Trauungen. Kaum Nachwuchs. Hoyerswerda hat 44.340 Einwohner, rund sechs Mal so viele wie die kleine Gemeinde Bösel, aber nur ungefähr die doppelte Zahl an Geburten. Sylvia Karlstedt ist vor allem damit beschäftigt, das Sterberegister zu führen.
Einen Hoffnungsschimmer haben Demographen noch ausgemacht: die älteren Jahrgänge. Der Anteil später Mütter hat sich seit Mitte der 1980er Jahre vervierfacht: Zwölf Prozent aller Erstgebärenden sind heute 35 Jahre oder älter. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, würden sich Nachwuchsstatistik und Bevölkerungsprognosen ein wenig verbessern. Dank der Frauen aus den 1960er Jahrgängen - den letzten Kindern der »Baby-Boom-Generation«",

erklärt uns Anke SPARMANN, die den damaligen Fehlschlüssen der nationalkonservativen Bevölkerungswissenschaftler um Herwig BIRG zur Geburtenentwicklung in Deutschland aufsitzt. Zuallererst ist da die Annahme eines engen Zusammenhangs zwischen Heirat und Kinderkriegen und zum anderen die Annahme, dass die Geburtenrate der in den 1970er Jahren geborenen Frauen weiter zurückgehen würde. Insbesondere die Angleichung des Gebärverhaltens der Ostfrauen an die Westfrauen hat sich in der angenommenen Weise nicht eingestellt.   

RHEINISCHER MERKUR-Spezial: Deutschland - Uneinig Vaterland.
Die Armut nimmt wieder zu. Neue Gegensätze spalten die Republik. Droht ein Klassenkampf wie in der Vergangenheit?

MEHLITZ, Johannes (2004): West gegen Ost.
RM-Spezial Deutschland - Uneinig Vaterland: Hoyerswerda blickt in eine blasse Zukunft,
in: Rheinischer Merkur Nr.32 v. 05.08.

2005

MÜLLER, Uwe (2005): Supergau Deutsche Einheit, Berlin: Rowohlt

Das Kapitel Deutschlands Schrumpfhauptstadt widmet MÜLLER der sächsischen Stadt Hoyerswerda (vgl. S.114ff.).

BERG, Stefan u.a.(2005): Permanente Revolution.
Spiegel-Serie Wege aus der Krise: Die Parteien drücken sich im Wahlkampf um das Thema Aufbau Ost - aus gutem Grund: Viele Programme sind gescheitert, die Milliarden fließen weiter, aber die Menschen wandern ab. Experten fordern, ganze Landstriche aufzugeben, um wenigstens zukunftsträchtige Zentren noch mehr zu fördern,
in: Spiegel Nr.36  v. 05.09.

Der Spiegel beschreibt die Hoffnungslosigkeit im Osten am Beispiel der sächsischen Lausitz-Städte Weißwasser und Hoyerswerda:

"Teile der Lausitz (...) wurden inzwischen aufgegeben. Das sächsische Weißwasser liegt hier. (...)
Hoyerswerda liegt gleich in der Nachbarschaft, die Probleme sind dieselben. Von mehr als 68.000 Einwohnern blieben der Stadt noch 43.900. An Feiertagen, wenn die Flüchtlinge die Zurückgebliebenen besuchen, ist auf den Parkplätzen der Stadt abzulesen, wo die Menschen ihre Zukunft sehen. Kennzeichen aus Aschaffenburg Fürth oder Erbach/Odenwald bestimmen das Bild. Und doch haben sie alle etwas gemeinsam: Hinter die ersten Kürzel aus der neuen Heimat haben sich die Ex-Hoyerswerderer ein »HY« für Hoyerswerda setzen lassen. »Heimwehzeichen« nennen die Menschen das. Heimweh nach einer Region, die ihnen zwar viele Wohnungen, aber keine Arbeit mehr bieten kann – einer Region, die stirbt.
Das Arbeitsamt in Bautzen hat es schon mit der Vermittlung zur Tomatenernte in die Niederlande versucht, eine Jobbörse soll Arbeitswillige bis in die Schweiz verschicken. Zwischen März 2001 und 2004 hat die Oberlausitz fast 20000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze verloren – ein Abbau von Jobs, der ohne Beispiel ist. Nach der Wende sind erst die Textilfirmen zusammengebrochen, dann machten die Braunkohlen-Tagebaue dicht. Nun kippt der kümmerliche Rest."

2006

KRÖHNERT, Steffen/MEDICUS, Franziska/KLINGHOLZ, Reiner (2006): Die demographische Zukunft der Nation. Wie zukunftsfähig sind Deutschlands Regionen? München: Dtv, April

"In vielen Industriestädten Deutschlands schwand im vergangenen Jahrzehnt mit den Arbeitsplätzen auch die Bevölkerung. In Hoyerswerda etwa, der einstigen »sozialistischen Wohnstadt der DDR« mit Europas größtem »Braun- und Steinkohleveredlungskombinat« ging mit dem Zusammenbruch der Industrie seit der Wende ein Drittel der Bewohner verloren. Bis ins Jahr 2020 werden es voraussichtlich noch einmal so viele sein. Hoyerswerda ist eine Stadt ohne Funktion geworden. Denn Städte können nur dort existieren, wo die Menschen Arbeit finden" (S.42),

erklären uns KRÖHNERT/MEDICUS/KLINGOLZ, die "funktionslose Städte" wie Hoyerswerda aufgeben wollen (S.43).

"Die stärksten Verluste verzeichnen das westliche Erzgebirge und die im Osten liegende Lausitz. Trauriger Rekord hält Hoyerswerda, das auch den letzten Platz der Gesamtwertung Sachsens einnimmt. Anfang 2004 zählte die frühere Braunkohlen-Metropole noch 45.000 Einwohner - 35 Prozent weniger als am Tag der Wiedervereinigung" (S.95),

berichten KRÖHNERT/MEDICUS/KLINGOLZ.

2008

BERTELSMANNSTIFTUNG (2008): Regionalreport Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.  Differenzierung des »Wegweisers Demographischer Wandel« für drei ostdeutsche Bundesländer, August

Gemäß dem Regionalreport gehört Weißwasser zu den 35 Gemeinden in Sachsen, die zwischen 2005 und 2020 um mehr als 15 Prozent schrumpfen werden. Weißwasser belegt hinter Hoyerswerda den zweiten Platz:

Tabelle: Prognostizierter Bevölkerungsverlust von Hoyerswerda zwischen 2005 und 2020
Rang Gemeinden des Demographietyps 4 Bevölkerung
(31.12.2005)
Bevölkerungsverlust
(in %)
1 Hoyerswerda (Landkreis Bautzen) 42.607 36,79 %
Quelle: Regional-Report Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen 2008, S.103ff.; DESTATIS (2018): Bevölkerungstand in den Gemeinden in Sachsen (Seitenabruf: 27.05.2018)

HONNIGFORT, Bernhard (2008): Der Osten vergreist,
in:
Frankfurter Rundschau v. 09.12.

"Fünf Wolfsrudel leben heute in Ostsachsen, angeblich eines auch im Süden Brandenburgs. Der Mensch geht, der Wolf rückt nach und macht sich breit im Osten der Republik - eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung scheint es jetzt zu belegen.
(...). 2025 (...) werden die Städte mit den ältesten Einwohnern dann im Osten liegen: Hoyerswerda (15,3 Prozent) oder Suhl (12,7) werden die meisten über 80-Jährigen unter ihren Einwohnern haben. (...).

erklärt uns Bernhard HONNIGFORT und zitiert den Ökonom Joachim RAGNITZ, der uns erklärt, dass wir das nur hinnehmen können!

2010

AUS POLITIK UND ZEITGESCHICHTE-Thema: Deutsche Einheit

RINGEL, Felix (2010): Hoytopia allerorten? Von der Freiheit zu bleiben,
in: Aus Politik und Zeitgeschichte Nr.30-31 v. 26.07.

Felix RINGEL beschreibt Hoyerswerda als Stadt, die sowohl in der DDR als auch in Deutschland zur Avantgarde geworden ist:

"In Hoywoy, wie die Neustädter ihr neues Zuhause nannten, folgte man architektonisch der Bauhaus-Moderne. (...). Die Stadt wuchs in jener Zeit von anfangs 7000 auf mehr als 70 000 Einwohner. Es kamen vor allem junge Familien auf der Suche nach Arbeit und einer Wohnung mit in Nachkriegsjahren rarem modernem Komfort: Warmwasser, eigenes Bad, Fernheizung. Schnell wurde Hoyerswerda bei einem Durchschnittsalter der Einwohner von knapp 27 Jahren zur jüngsten und kinderreichsten Stadt der DDR. (...).
In nur 20 Jahren hat sich die Hauptstadt des Lausitzer Reviers von ihrer einst strahlenden Zukunft verabschiedet. Zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung macht Hoywoy vor allem eins: Es schrumpft. Damit ist es jedoch nicht allein getan. Im Gegenteil, ganz Ostdeutschland kämpft mit einer stetig geringer und älter werdenden Bevölkerung, mit sich entleerenden Dörfern und Landschaften und den vielen Problemen, die mit einem derartigen demografischen Wandel einhergehen. (...). Würden Migranten nicht das »Humankontingent« stärken, wäre Schrumpfung allerorten ein Thema. Hoywoy ist, wenn auch unerwartet und ungewollt, wieder zur Avantgardestadt geworden, und mit ihr die Ostdeutschen zu neuen Lebensexperten."

Was musste passieren, fragt sich deshalb RINGEL, dass die Stadt innerhalb so kurzer Zeit über die Hälfte ihrer Bürgerinnen und Bürger verloren hat und nun auf dem Weg zur ältesten Stadt Deutschlands ist. Eine einfache Antwort findet RINGEL darauf nicht, stattdessen fordert er Unterstützung für die Dagebliebenen:

"Die verbliebenen rund 37 000 Hoyerswerdaer brauchen jede Unterstützung. Denn die Schrumpfung hat noch lange nicht aufgehört: Bis zum Jahr 2020 könnte die Bevölkerung auf unter 25 000 Menschen sinken. Neben den persönlichen Schicksalen und ungewollten Veränderungen bereitet vor allem die gefährdete Lebensqualität den Dableibern"

Mit welchen Maßnahmen sich Hoyerswerda gegen diesen Niedergang wehrt beschreibt RINGEL im letzten Teil des Beitrags.

2014

ROST, Norbert (2014): Von Hoyerswerda lernen.
Aufstieg und Fall der Lausitzer Braunkohle und ihrer Städte: Hoyerswerda und Weisswasser mahnen, wie wacklig unsere fossile Industriekultur sein kann,
in:
Telepolis v. 27.07.

Norbert ROST schildert Aufstieg und Fall der Lausitzer Städte Hoyerswerda und Weisswasser anhand der Entwicklung des Braunkohleabbaus.

2015

BBSR (2015): Unterschiede zwischen Stadt und Land vergrößern sich.
BBSR legt Studie zur Entwicklung der Städte und Gemeinden vor,
in: Pressemitteilung Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung v. 13.08.

In Deutschland hatten 17 Gemeinden zwischen 2008 und 2013 einen Bevölkerungsrückgang von mehr als 10 Prozent zu verkraften. Hoyerswerda ist eine der fünf Gemeinden in Sachsen. Da Hoyerswerda die größte dieser Städte ist, war dort der Rückgang in absoluten Zahlen am größten.

2016

EMPIRICA (2016): Schwarmverhalten in Sachsen. Eine Untersuchung zu Umfang, Ursache, Nachhaltigkeit und Folgen der neuen Wanderungsmuster im Auftrag der Sächsischen Aufbaubank, des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Sachsen, und des Verbands sächsischer Wohnungsgenossenschaften. Endbericht

Empirica zählt Hoyerswerda zu den 8 sächsischen Städten mit mehr als 20.000 Einwohner, die ausbluten, weil sie Wanderungsverlierer sind.

LASCH, Hendrik (2016): Für manche bleibt nur Sterbehilfe.
Wanderungsbewegung in Sachsen stärkt nur Großstädte und wenige "versteckte Perlen",
in:
Neues Deutschland v. 24.06.

Hendrik LASCH berichtet über die gestern veröffentlichte Studie Schwarmverhalten in Sachsen von Empirica, einer "neoliberalen Denkfabrik" (Andrej HOLM).

LASCH beschreibt uns Sachsen als gespaltenes Land, in dem auf der einen Seite 1,8 Millionen Menschen in nur noch 22 Gemeinden leben, zu denen "Schwarmstädte" wie Leipzig, Dresden, Chemnitz, Freiberg sowie Städte mit moderater Zuwanderung wie Zwickau, Görlitz, Plauen und Meißen sowie Speckgürtel-Gemeinden wie Taucha, Markleeberg, Freital und Radebeul.

Auf der anderen Seite verteilen sich 1,9 Millionen Sachsen auf die restlichen 391 Gemeinden. Zu den schrumpfenden Gemeinden gehören 11 der 24 Gemeinden über 20.000 Einwohner. Besonders betroffen ist Hoyerswerda, dessen Ruf in den 1990er Jahren ruiniert wurde:

"Extremster Fall ist Hoyerswerda. In der Lausitzstadt bleiben von 100 Menschen eines Altersjahrgangs nur 39 wohnen."

Die Aufnahme von Flüchtlingen wird in dieser Situation als Chance propagiert. 

2017

UHLMANN, Steffen (2017): Die Mieten steigen, die Leerstände auch.
Der ostdeutsche Immobilienmarkt ist gespalten. Einerseits gibt es eine wachsende Zahl von Boomstädten, andererseits immer mehr abgehängte Landstriche. Sachsen beispielsweise wird ein starker Bevölkerungsrückgang prophezeit. Und nun?
in:
Süddeutsche Zeitung v. 10.11.

2018

LASCH, Hendrik (2018): Einmal Großstadt und zurück.
Sachsen: Hoyerswerda feiert 750 Jahre Stadtgeschichte - die zuletzt viel Umbruch brachte,
in: Neues Deutschland v. 08.09.

2019

NEUES DEUTSCHLAND-Tagesthema: Strukturwandel in der Lausitz

BARTSCH, Michael (2019): Der Osten im Osten.
Landtagswahl in Sachsen: Zwischen Sonderwirtschaftszone und Grundeinkommen: Für die Lausitz gibt es viele Ideen, aber noch keinen Plan,
in:
Neues Deutschland v. 22.08.

Zum Abschluss stellt BARTSCH noch ein paar "Ideen" vor, die mehr Träumereien sind: Die Linkspartei will die Lausitz zur Modellregion für ein Grundeinkommen machen. In Hoyerswerda soll ein "Elite-Campus Informationstechnik" als Außenstelle der Exzellenzuniversität TU Dresden entstehen.

NIMZ, Ulrike (2019): Sächsische Klimakrise.
Landtagswahl in Sachsen: Kurz vor der Landtagswahl, bei der die AfD stärkste Kraft werden will, ist die Stimmung aufgeheizt. In Unternehmen und Politik wächst die Sorge um Image und wirtschaftliche Zukunft des Freistaats,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 27.08.

"Seit der Schließung der Tagebaue steigt das Grundwasser an. In den Plattenbauten der einstigen Musterstadt Hoyerswerda sind die Keller feucht, die Spree verockert, weil Sulfat und Eisen aus dem sauren Boden gewaschen werden. Die braune Brühe fließt Richtung Berlin, und wer ein düsteres Bild sucht für die politische Stimmung im Land, wird in der Lausitz schneller fündig als anderswo", meint Ulrike NIMZ.

LACHMANN, Harald (2019): Ein Sahnehäubchen für Hoyerswerda.
Landtagswahl in Sachsen: In der Stadt, in der einst Computer-Erfinder Konrad Zuse lebte, entsteht eine High-Tech-Schmiede für IT-Experten,
in:
Neues Deutschland v. 29.08.

"Stolze 200 Millionen Euro soll der künftige Campus für Informationstechnik (IT) kosten, der bis 2036 am Westufer des Scheibe-Sees aus dem Kippenboden wachsen soll. (...)
Der durch Flutung entstandene Haussee von Hoyerswerda trägt den Namen des Dörfchens Scheibe, das Mitte der 1980er Jahre dem gleichnamigen Tagebau zum Opfer gefallen war. (...). Der künftige Elite-Campus soll (...) eine Außenstelle der TU Dresden werden und bis dahin mit der Landeshauptstadt durch eine neue S-Bahn-Linie verbunden sein.
Hoyerswerdas Rathauschef Stefan Skora (CDU), sieht damit am Scheibe-See einen »exklusiven Bildungsstandort« heranwachsen (...). Die Stadt werde nun die notwendigen Planungen und Erschließungsmaßnahmen am Seeufer aktiv unterstützen. So sollen am See auch neue attraktive Wohnareale für die künftigen Wissenschaftler entstehen, auch damit diese nicht nach Unterrichtsschluss wieder gen Dresden entschwinden. (...). Als Pluspunkte sieht man dabei auch vergleichsweise niedrige Lebenshaltungskosten sowie derzeit 1000 leer stehende Wohnungen (...).
Was dagegen allerdings noch fehlt, ist ein breiteres Angebot an Kultur- und Freizeitmöglichkeiten. Zudem erwägt die Stadt Hoyerswerda einen Architektenwettbewerb für den Bau eines Studentendorfes",

erläutert uns Harald LACHMANN. Genützt hat es der CDU nichts, denn den Wahlkreis 55 Bautzen 4, zu dem Hoyerswerda gehört, gewann die AfD mit 34,7 Prozent. Auch in der Stadt Hoyerswerda lag die AfD bei den Erststimmen mit 31,1 % vor der CDU mit 30,6 %. Das Erststimmenergebnis lag 0,6 % über dem Zweitstimmenergebnis. Bei der CDU war es umgekehrt! 1,5 % der CDU-Wähler verweigerten ihrem Direktkandidaten die Zustimmung.

Fazit: Die AfD-Wähler lassen sich nicht mit vagen Zukunftsversprechen kaufen, sondern setzen die CDU weiter unter Druck. Sie haben nämlich gelernt, dass Wahlversprechen wenig wert sind.

LASCH, Hendrik (2019): Weiße Flecken bei den Roten.
Landtagswahlergebnisse in Sachsen: In Sachsen ist die Linke außerhalb der Städte schwach. Die Wahlniederlage wirft nun schwerwiegende Fragen auf,
in:
Neues Deutschland v. 07.09.

"»Wir müssen uns auf die Gegenden konzentrieren, wo noch etwas ist«, sagt Adam Bednarsky, Stadtvorsitzender in Leipzig. Dort holte die Linke ein Fünftel ihrer Zweitstimmen. Auch Mittelstädte wie Hoyerswerda, wo mit Kandidat Ralph Büchner 16,3 Prozent der Erst- und 13,9 Prozent der Zweitstimmen geholte wurden, zählen dazu. Es ist ein Weg, den Parteien wie die Grünen seit Jahren gehen müssen",

zitiert Hendrik LASCH einen Vertreter der Linkspartei.

 
     
 
       
   

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Update: 18. Februar 2020