|
Einführung
Die
sächsische Stadt Hoyerswerda ist die am stärksten schrumpfende
Mittelstadt in Deutschland. Manche Stadtsoziologen beschworen
Anfang der Nuller Jahre, dass "Hoyerswerda überall ist". Doch
ist die Stadt eher ein Sonder- bzw. Extremfall, der auch damit
zusammenhängt, dass sich Sachsen als neoliberaler Musterknabe
profilierte und die ländlichen Räume wie kein anderes
Bundesland vernachlässigte. Erst mit den Erfolgen der AfD seit
der Bundestagswahl 2017 stehen nun Regionen, die stark von der
Deindustrialisierung nach der Wende betroffen waren, im Fokus
der politischen Agenda. Bei den Landtagswahlen 2019 machten
der Ministerpräsident Michael KRETSCHMER viele Versprechungen.
Auch die Bundesregierung will die Braunkohleregionen, die vom
Kohleausstieg, der für 2038 geplant ist, besonders fördern.
Diese Bibliografie dokumentiert deshalb die weitere
Entwicklung von Hoyerswerda. Dort wird sich zeigen, inwiefern
der Strukturwandel gelingt oder scheitert.
Übersicht:
Einwohnerwachstum durch Eingemeindungen 1990 - 2000
Übersicht: Die Bevölkerungsentwicklung der Stadt
Hoyerswerda 1990 - 2018
Tabelle:
Die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Hoyerswerda |
Jahr |
Hoyerswerda
(Stadt) |
|
Bevölkerungs-
stand
(31.12.) |
Bevölkerungsentwicklung
zum Vorjahr
(in Prozent) |
Anzahl
Lebendgeborene |
Zusammengefasste
Geburtenziffer
(15 - 45-Jährige) |
1990 |
64.888 |
|
839 |
1,58 |
1991 |
62.408 |
- 2.480 (- 3,8 %) |
513 |
1,05 |
1992 |
61.120 |
- 1.288 (- 2,1 %) |
371 |
0,80 |
1993 |
60.894 |
- 226 (- 0,4 %) |
326 |
0,75 |
1994 |
60.577 |
- 317 (- 0,5 %) |
312 |
0,75 |
1995 |
58.677 |
- 1.900 (- 3,1 %) |
326 |
0,83 |
1996 |
57.568 |
- 1.109 (- 1,9 %) |
329 |
0,87 |
1997 |
55.565 |
- 2.003 (- 3,5 %) |
323 |
0,94 |
1998 |
54.157 |
- 1.408 (- 2,5 %)
|
320 |
0,98 |
1999 |
52.249 |
- 1.908 (- 3,5 %)
|
344 |
1,14 |
2000 |
50.203 |
- 2.046 (- 3,9 %) |
340 |
1,20 |
2001 |
47.917 |
- 2.286 (- 4,6 %) |
303 |
1,17 |
2002 |
46.381 |
- 1.536 (- 3,2 %) |
277 |
1,19 |
2003 |
45.011 |
- 1.370 (- 3,0 %) |
250 |
1,12 |
2004 |
43.899 |
- 1.112 (- 2,5 %) |
243 |
1,17 |
2005 |
42.607 |
- 1.292 (- 2,9 %) |
217 |
1,09 |
2006 |
41.562 |
- 1.045 (- 2,5 %) |
236 |
1,23 |
2007 |
40.294 |
- 1.268 (- 3,1 %) |
215 |
1,20 |
2008 |
39.214 |
- 1.080 (- 2,7 %) |
236 |
1,40 |
2009 |
38.218 |
- 996 (- 2,5 %) |
196 |
|
2010 |
37.379 |
- 839 (- ,9 %) |
201 |
1,32 |
2011 |
35.673** |
- 1.706 (- 4,6
%)** |
205 |
1,41 |
2012 |
35.019 |
- 654 (- 1,8 %) |
200 |
|
2013 |
34.317 |
- 702 (- 2,0 %) |
186 |
|
2014 |
33.825 |
- 492 (- 1,4 %) |
183 |
|
2015 |
33.843 |
+ 18 (+ 0,1 %) |
206 |
|
2016 |
33.552 |
- 291 (- 0,9 %) |
241 |
|
2017 |
33.116 |
- 436 (- 1,3 %) |
|
|
2018 |
32.658 |
- 458 (- 1,4 %) |
|
|
|
Quelle:
hoyerswerda.de (2000 - 2016);
Hoyerswerda (2012): Statistische Jahreszahlen 1990 -
2011 (1990 - 1999);
Statistische Berichte Statistisches Landesamt Sachsen
2011-2018; ** zensuskorrigierte Zahlen ab 2011;
eigene Berechnungen |
Während die
Stadt Hoyerswerda für 2016 eine Einwohnerzahl von 33.930 angibt,
nennt das Statistische Landesamt Sachsen eine Einwohnerzahl von
33.552, die hier verwendet wird.
Kommentierte Bibliografie (2003 - 2019)
2003
HAHNEMANN, Christine (2003): Schrumpfende Städte in
Ostdeutschland - Ursachen und Folgen einer Stadtentwicklung ohne
Wirtschaftswachstum,
in:
Aus Politik und Zeitgeschichte Nr.28 v.
07.07.
Hoyerswerda ist überall, meint Christine HANNEMANN:
"Hoyerswerda, 1956 als
»zweite
sozialistische Wohnstadt der DDR«
für die Kohle- und Energiearbeiter des
»größten
Braunkohle- und Steinkohleveredlungskombinats Europas«,
Schwarze Pumpe, errichtet, durchläuft seit der
Wiedervereinigung einen dramatischen
Deindustrialisierungsprozess: Tausende Arbeitsplätze sind
verloren gegangen. Gleichzeitig nimmt die Bewohnerschaft der
Stadt stetig ab und die verbleibende wird immer älter. In
etwa zehn Jahren, so die Prognosen, wird die einst
»jüngste
Stadt«
der DDR annähernd zur Hälfte von PensionärInnen bewohnt
sein. Heute handelt es sich bei diesen zwar noch um die
relativ gut versorgten KnappschaftsrentnerInnen. Aber
künftig werden jene Personengruppen überwiegen, deren Bezüge
als Folge von Vorruhestand und jahrelanger Arbeitslosigkeit
eine eher trostlose Perspektive bieten: Einkommen/ Vermögen
und künftige Rentenansprüche sind gering. Hier droht ein
Wiederanstieg der Altersarmut. Hinzu kommt, dass die gesamte
technische und soziale Infrastruktur der Stadt angesichts
der sinkenden Einwohnerzahlen überdimensioniert ist." (S.16)
Den Niedergang Hoyerswerda
beschreibt die offizielle Website folgendermaßen:
"Die Einwohnerzahl der
Stadt betrug 2006 nur noch 40.912. Das Stadtgebiet wurde
durch die Eingemeindungen der Ortsteile Bröthen/Michalken
(1. Juni 1993), Knappenrode (1. Januar 1994), Schwarzkollm
(1. Januar 1996), Zeißig (1. Januar 1996) und Dörgenhausen
(1. Juli 1998) vergrößert, dennoch sank die Einwohnerzahl
weiter. Seit dem 1. August 2008 gehört Hoyerswerda nach der
Verwaltungs- und Funktionalreform des Freistaates Sachsen
zum Großkreis Bautzen und verliert damit den Status der
Kreisfreiheit."
(abgerufen: 28.06.2014)
In Sachsen gibt es 2012 nur
noch 3 kreisfreie Städte: Chemnitz, Dresden und Leipzig. Der
Wegweiser-Kommune der privaten Bertelsmann-Stiftung
gibt für 2012 eine Einwohnerzahl von 36.024 an (Wikipedia:
35.019 mit Hinweis auf die
Statistik Sachsen). Von 2005 - 2012 wird ein
Bevölkerungsrückgang von 15,5 % ausgewiesen. Die
Bevölkerungsprognose erwartet im Zeitraum 2009 - 2030 einen
Bevölkerungsrückgang um 38,7 %. Der Bevölkerungsanteil der
65Jährigen und Älteren beträgt 32,6 % (inklusive 6,8 %
80Jährige und älter, die als Hochbetagte klassifiziert werden)
Die private Bertelsmann-Stiftung ordnet Hoyerswerda dem
Demographietyp 9 zu, der mit "stark
schrumpfende Kommunen mit besonderem Anpassungsdruck"
umschrieben wird.
Droht Deutschland
tatsächlich dieses Schicksal oder wird hier nur ein Sonderfall
zum Regelfall erklärt? Dagegen spricht bereits, dass HANNEMANN
Hoyerswerda als Beispiel für die Altlasten der sozialistischen
Stadt beschreibt:
"Aus heutiger Sicht
stellen die Vernachlässigung der
»alten
Stadt«,
die Unterfinanzierung der Wohnungswirtschaft und die
Austrocknung der kommunalen Selbstverwaltung die größten
Probleme dar, welche die sozialistische Stadtpolitik
hinterlassen hat. Zudem differenzierten sich ostdeutsche
Städte schon zu DDR-Zeiten aus – in solche, die von der
zentralstaatlichen Siedlungsplanung der DDR aus
wirtschaftlichen, administrativen oder anderen
politisch-ideologischen Gründen in der Ressourcenzuweisung
bevorzugt, und solche, die bewusst nicht in diesen Kreis
einbezogen wurden." (S.18)
Geprägt wird die Debatte um den Stadtumbau durch das Denken in
Abwärtsspiralen, das aus der folgenden Grafik hervorgeht:
|
Quelle:
Christine Hannemann, 2003, S.20 |
Es wäre also zu klären
inwiefern solche Dynamiken überhaupt typisch sind für
schrumpfende Städte in Deutschland und ob die Dynamiken nicht
politisch verstärkt werden.
Der Punkt "schlechtes Image"
ist auch eine Frage nach der medialen Berichterstattung über den
demografischen Wandel. Hoyerswerda wurde Anfang der 1990er
Jahre international bekannt durch Ausländerfeindlichkeit.
Inwiefern trug z.B. dieser Imageschaden zu den heutigen
Problemen bei? Welche Rolle spielen überzogene
Wachstumserwartungen nach der Wiedervereinigung für die heutigen
Probleme?
Das Bild der Abwärtsspirale
zeigt, dass nicht unbedingt der demografische Wandel Ursache der
Entwicklung ist, sondern eher die Folge bzw. Begleiterscheinung
wirtschaftlicher Entwicklungen, politischer Fehlentscheidungen
bzw. medialer Berichterstattung.
Abwärtsspiralen wären also
eine empirisch zu beantwortende Frage. Wer diese jedoch zum
Ausgangspunkt von globalen Handlungsstrategien macht, der trägt
zu einer Blickverengung oder gar Denkverboten bei, die
gegenteilige Entwicklungen vernachlässigt bzw. die Chance des
selektiven Gegensteuerns vergibt. Bevölkerungsprognosen geben
für ein solches Denken den Takt vor:
"Folgt man den amtlichen
Bevölkerungsprognosen, so wird (die)(...)
»Umverteilung«
der Bevölkerung und der Flächen in den nächsten Jahrzehnten
weiter voranschreiten: Bis zum Jahr 2025 – so die Schätzung –
werden die ostdeutschen Städte bis zu 25 Prozent ihrer
Bevölkerung verlieren."
HANNEMANN sieht deshalb in
den schrumpfenden Städten den neuen Normalfall der
Stadtentwicklung in Deutschland:
"Vielfach wird noch
versucht, Schrumpfung auf den demographischen Faktor zu
reduzieren. Im Falle Ostdeutschlands konzentriert sich die
politische Debatte um
»schrumpfende
Städte«
jedoch aktuell auf das von der Bundesregierung aufgelegte
Programm »Stadtumbau
Ost«,
in dessen Kontext 262 Kommunen integrierte
Stadtentwicklungskonzepte als Voraussetzung zur Förderung von
Rückbau und Abriss erarbeitet haben. Das Bund-Länder-Programm
ist der erste Versuch, die anspruchsvolle gesellschaftliche
Aufgabe der Gestaltung von Schrumpfungsprozessen zu
instrumentieren",
erläutert HANNEMANN und
kritisiert gleichzeitig, dass dieses Programm lediglich ein
Rettungsplan für die Wohnungswirtschaft ist und damit der
Großteil des Problemspektrums vernachlässigt wird:
"Nicht nur der
prognostizierte absolute Bevölkerungsrückgang, sondern auch
die Zusammensetzung der Bevölkerung und die
Haushaltsstrukturen signalisieren mittel- und langfristig
Handlungsbedarf. Zudem geriert die Verschiebung der
Altersstruktur einen dramatischen Wandel der städtischen
Bevölkerung; der Altersdurchschnitt der StadtbewohnerInnen
wird sich deutlich erhöhen, wie es demographische
Hochrechnungen nahe legen. Durch den Geburtenrückgang ist von
immer weniger familiären Unterstützungssystemen für ältere
Menschen auszugehen."
Das
Denken in Abwärtsspiralen kann als Gegenpol zu den
überzogenen Wachstumshoffnungen der frühen 1990er Jahre gesehen
werden. Mit seinem Dogma der Unumkehrbarkeit läuft es Gefahr
zeitweilige Phasen zu verabsolutieren. Stattdessen gilt es jene
Punkte ausfindig zu machen, die Wendepunkte markieren. Hier
besteht Forschungsbedarf.
2004
RICHTER, Peter (2004):
Frohen Osten!
Entvölkerte Städte, einstürzende
Platten und Brücken, über die niemand geht: Die ehemalige DDR
als ästhetische und künstlerische Herausforderung,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 11.04.
"Ostdeutschland hat in den
letzten Jahren eine Infrastruktur erhalten, die an vielen Orten
jetzt wie ein Gerippe über einer zerbröselnden Substanz liegt
(...). Kaum noch zu übersehen ist das heute immer in jenen
Orten, die erst in der DDR zu Industriezentren ausgebaut wurden
und nach deren Ende nun größtenteils deindustrialisiert und
funktionslos in der Landschaft liegen. In Städten wie Schwedt,
Wolfen oder - Hoyerswerda.
Hoyerswerda (...) ist dabei wahrscheinlich die Stadt, in der
sich das Desaster zu einer solchen Symbolkraft verdichtet, daß
es dort inzwischen mit einer ähnlich ratlosen Faszination
bestaunt werden kann wie Verfall und Untergang des Römischen
Reiches - schon deshalb, weil es im Abendland sonst kaum einen
Maßstab für einen derartigen Niedergang gibt.
Hoyerswerda - das ist das ganze ostdeutsche Drama in drei Akten:
die Erfahrung von Aufbruch, mörderischem Sündenfall und
Katzenjammer innerhalb von nur fünfzig Jahren. Der erste Akt
müßte
»Brigitte Reimann«
heißen, nach der Dichterin, die hier den Aufbruch und die
»Ankunft im Alltag« miterlebt und beschrieben hat: wie sich die
junge, hoffnungsvolle DDR in den Fünfzigern ihrer Bodenschätze
bemächtigte, wie sie das Braunkohleveredelungswerk »Schwarze
Pumpe« aus dem kiefrigen Boden stampfte und ihre erste
industriell gefertigte Wohnstadt. (...).
Die phantasielos zusammengeklotzte Plattenbaustadt als
Hoffnungsgrab und Abbild des Systems - das taucht schon bei
Brigitte Reimann selber auf, in »Franziska Linkerhand«, dem
Romanfragment, das sie 1973 hinterließ.
In demselben Jahr, als die Defa »Die Legende von Paul und Paula«
ins Kino brachte, worin etwa alle zehn Minuten ein verkommener
Altbau gesprengt wird, und wenn der Rauch sich legt, ist im
Hintergrund schon ein keramikverkachelter Plattenbau
emporgewachsen. (...).
Zum zweiten Akt, der »Progrom« heißen muß. Was zwischen dem 17.
und 23. September in Hoyerswerda passierte, begann mit einem
Streit (...) und es endete vor dem (...) Asylbewerberheim
Thomas-Müntzer-Straße - mit Bildern von Normalbürgern, die
herumjohlen vor einem brennenden Plattenbau (...).
Diese Biler bestimmen seither bei vielen Leuten im Westen die
Haltung zum Osten (...). Selber schuld, möchte man da fast
sagen. Auch deswegen, weil Hoyerswerda heute froh sein könnte,
wenn wenigstens ein paar Ausländer dort wohnen wollten. (...).
Denn der dritte Akt spielt heute und heißt »Umbau Ost«, was in
der Regel ein Synonym ist für Abriß.
Hoyerswerda ist dabei wiederum ein Modellfall. Pessimistische
Statistiker meinen, daß die Bevölkerung auf ein Viertel
schrumpfen werde.(...).
Die Bundeskulturstiftung versucht an den Kadavern des Ostens,
Schrumpfungsprozesse zu studieren, die langfristig auch
westdeutschen Städten wie Bremen vorausgesagt werden",
erklärt uns Peter RICHTER,
der das "Kunstprojekt zur Erforschung urbanen Lebens in
schrumpfenden Städten" als Mittel zum Besseren sieht:
"Wie man ausgedünnte
Stadtlandschaften wieder attraktiv machen könnte nach all den
Jahren des alteuropäischen Verdichtungsparadigmas im Städtebau.
Was für Konsequenzen die Dominanz der Rentner in den Städten
haben wird, wenn die Jüngeren weiterhin abwandern. Oder wie die
allgegenwärtigen Tankstellen als soziale Knotenpunkte ernst
nehmen und ausbauen könnte. (...). Es geht längst nicht mehr nur
um DDR-Platten, die einem egal sein können, wenn man tief im
Westen wohnt, sondern um den gesamtdeutschen Traditionsbestand
aus den Jahrhunderten vorher: In Altenburg in Thüringen sind
schon Häuser aus der Renaissance und dem Barock abgerissen
worden, und wenn
Görlitz
auf der Kippe steht, dann trifft es ein östliches Heidelberg,
mit Westgeld saniert, wunderschön, gähnend leer.
So etwas darf den Westdeutschen, die das bezahlt haben, nicht
länger egal sein."
GEO-Titelgeschichte:
Deutschlands Zukunft.
Wie werden
wir leben? Wo werden wir leben? Welche Aussichten hat unsere
Gesellschaft? |
SPARMANN, Anke (2004): "Vielleicht irgendwann...".
Geburtenreichtum und -armut sind
ungleich verteilt. Im Kreis Cloppenburg bekommen Frauen doppelt
so viele Kinder wie in Heidelberg. In Hoyerswerda leben viele
Männer ohne Aussicht auf eine eigene Familie. Liegt das am Geld
oder am Glauben? An Beruf, Bildung oder Beziehungen? Die Suche
nach den Ursachen hat überraschende Einsichten zutage gebracht -
wenn auch keine einfachen Antworten,
in: GEO. Das neue Bild der Erde, Mai
"Besonders häufig ohne
Kinder bleiben Männer, die wenig verdienen oder arbeitslos sind:
Vier von fünf blicken nicht auf Nachwuchs. Gemeinhin wird dies
dahingehend interpretiert, dass ihnen das Geld fehlt, eine
Familie zu ernähren. Thomas Klein vermutet noch einen anderen
Grund: miese Chancen bei den Frauen.
Der Trend zur dauerhaften Kinderlosigkeit von Männern dürfte
sich in vielen Regionen noch verstärken. Dort besonders, wo -
ganz im Gegensatz zu Heidelberg - mehr junge Männer als Frauen
leben.
Im sächsischen Hoyerswerda etwa kommt alles zusammen. Eine hohe
Arbeitslosenquote - jeder Vierte ist ohne Job. Und einer der
deutschlandweit höchsten Männerüberhänge. In der Altersgruppe
der 18- bis 29-Jährigen kommen auf 100 Männer gerade 83 Frauen.
Denn besonders die jungen Frauen verlassen strukturschwache
Regionen, in denen sie noch schwerer Beschäftigung finden als
gleichaltrige Männer.
In der Altstadtpinte »Pille Palle« in Hoyerswerda sind die
Männer unter sich. (...).
Auf den samtgepolsterten Stühlen in Sylvia Karlstedts Amtszimmer
wird sich vermutlich keiner aus dem
»Pille Palle« so schnell
wiederfinden. Sylvia Karlstedt leitet das Standesamt in
Hoyerswerda. Zu DDR-Zeiten gaben sich hier jedes Jahr 650 bis
700 Paare das Jawort. »Das war ja praktisch die Voraussetzung,
um eine Wohnung zu bekommen. Nach der Wende gingen die Zahlen
natürlich runter.« Im Jahr 2000 hatte Karlstedt 200
Eheschließungen. Sie dachte das Ende des Abschwungs sei
erreicht. Aber 2003 kamen nur noch 132 Paare. »Vor allem ältere
Leute, die wollen sich absichern.«
Weniger Trauungen. Kaum Nachwuchs. Hoyerswerda hat 44.340
Einwohner, rund sechs Mal so viele wie die kleine Gemeinde Bösel,
aber nur ungefähr die doppelte Zahl an Geburten. Sylvia
Karlstedt ist vor allem damit beschäftigt, das Sterberegister zu
führen.
Einen Hoffnungsschimmer haben Demographen noch ausgemacht: die
älteren Jahrgänge. Der Anteil später Mütter hat sich seit Mitte
der 1980er Jahre vervierfacht: Zwölf Prozent aller
Erstgebärenden sind heute 35 Jahre oder älter. Sollte sich
dieser Trend fortsetzen, würden sich Nachwuchsstatistik und
Bevölkerungsprognosen ein wenig verbessern. Dank der Frauen aus
den 1960er Jahrgängen - den letzten Kindern der
»Baby-Boom-Generation«",
erklärt uns Anke SPARMANN,
die den damaligen Fehlschlüssen der nationalkonservativen
Bevölkerungswissenschaftler um Herwig BIRG zur
Geburtenentwicklung in Deutschland aufsitzt. Zuallererst ist
da die
Annahme eines engen Zusammenhangs zwischen Heirat und
Kinderkriegen und zum anderen die Annahme, dass die
Geburtenrate der in den 1970er Jahren geborenen Frauen
weiter zurückgehen würde. Insbesondere die
Angleichung des Gebärverhaltens der Ostfrauen an die Westfrauen
hat sich in der angenommenen Weise nicht eingestellt.
RHEINISCHER MERKUR-Spezial:
Deutschland - Uneinig Vaterland.
Die Armut
nimmt wieder zu. Neue Gegensätze spalten die Republik. Droht ein
Klassenkampf wie in der Vergangenheit? |
MEHLITZ, Johannes
(2004): West gegen Ost.
RM-Spezial Deutschland - Uneinig Vaterland: Hoyerswerda
blickt in eine blasse Zukunft,
in: Rheinischer Merkur Nr.32 v. 05.08.
2005
MÜLLER, Uwe (2005): Supergau Deutsche Einheit, Berlin:
Rowohlt
Das Kapitel
Deutschlands Schrumpfhauptstadt widmet MÜLLER der
sächsischen Stadt Hoyerswerda (vgl. S.114ff.).
BERG, Stefan u.a.(2005):
Permanente Revolution.
Spiegel-Serie Wege aus der Krise: Die Parteien drücken sich im
Wahlkampf um das Thema Aufbau Ost - aus gutem Grund: Viele
Programme sind gescheitert, die Milliarden fließen weiter, aber
die Menschen wandern ab. Experten fordern, ganze Landstriche
aufzugeben, um wenigstens zukunftsträchtige Zentren noch mehr zu
fördern,
in: Spiegel Nr.36 v. 05.09.
Der
Spiegel beschreibt die Hoffnungslosigkeit im Osten am
Beispiel der sächsischen Lausitz-Städte
Weißwasser und Hoyerswerda:
"Teile der
Lausitz (...) wurden inzwischen aufgegeben. Das sächsische
Weißwasser liegt hier. (...)
Hoyerswerda liegt gleich in der Nachbarschaft, die Probleme sind
dieselben. Von mehr als 68.000 Einwohnern blieben der Stadt noch
43.900. An Feiertagen, wenn die Flüchtlinge die
Zurückgebliebenen besuchen, ist auf den Parkplätzen der Stadt
abzulesen, wo die Menschen ihre Zukunft sehen. Kennzeichen aus
Aschaffenburg Fürth oder Erbach/Odenwald bestimmen das Bild. Und
doch haben sie alle etwas gemeinsam: Hinter die ersten Kürzel
aus der neuen Heimat haben sich die Ex-Hoyerswerderer ein »HY«
für Hoyerswerda setzen lassen. »Heimwehzeichen« nennen die
Menschen das. Heimweh nach einer Region, die ihnen zwar viele
Wohnungen, aber keine Arbeit mehr bieten kann – einer Region,
die stirbt.
Das Arbeitsamt in Bautzen hat es schon mit der Vermittlung zur
Tomatenernte in die Niederlande versucht, eine Jobbörse soll
Arbeitswillige bis in die Schweiz verschicken. Zwischen März
2001 und 2004 hat die Oberlausitz fast 20000
sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze verloren – ein Abbau
von Jobs, der ohne Beispiel ist. Nach der Wende sind erst die
Textilfirmen zusammengebrochen, dann machten die
Braunkohlen-Tagebaue dicht. Nun kippt der kümmerliche Rest."
2006
KRÖHNERT, Steffen/MEDICUS, Franziska/KLINGHOLZ, Reiner (2006):
Die demographische Zukunft der Nation. Wie zukunftsfähig
sind Deutschlands Regionen? München: Dtv, April
"In vielen
Industriestädten Deutschlands schwand im vergangenen Jahrzehnt
mit den Arbeitsplätzen auch die Bevölkerung. In Hoyerswerda
etwa, der einstigen »sozialistischen Wohnstadt der DDR« mit
Europas größtem »Braun- und Steinkohleveredlungskombinat« ging
mit dem Zusammenbruch der Industrie seit der Wende ein Drittel
der Bewohner verloren. Bis ins Jahr 2020 werden es
voraussichtlich noch einmal so viele sein. Hoyerswerda ist eine
Stadt ohne Funktion geworden. Denn Städte können nur dort
existieren, wo die Menschen Arbeit finden" (S.42),
erklären uns
KRÖHNERT/MEDICUS/KLINGOLZ, die "funktionslose Städte" wie
Hoyerswerda aufgeben wollen (S.43).
"Die
stärksten Verluste verzeichnen das westliche Erzgebirge und die
im Osten liegende Lausitz. Trauriger Rekord hält
Hoyerswerda, das auch den letzten Platz der Gesamtwertung
Sachsens einnimmt. Anfang 2004 zählte die frühere
Braunkohlen-Metropole noch
45.000 Einwohner - 35
Prozent weniger als am Tag der Wiedervereinigung" (S.95),
berichten
KRÖHNERT/MEDICUS/KLINGOLZ.
2008
BERTELSMANNSTIFTUNG (2008): Regionalreport Sachsen,
Sachsen-Anhalt und Thüringen. Differenzierung des
»Wegweisers Demographischer Wandel« für drei ostdeutsche
Bundesländer, August
Gemäß dem
Regionalreport gehört Weißwasser zu den
35 Gemeinden in Sachsen, die zwischen 2005 und 2020 um mehr
als 15 Prozent schrumpfen werden. Weißwasser belegt hinter
Hoyerswerda den zweiten Platz:
HONNIGFORT, Bernhard (2008): Der Osten vergreist,
in:
Frankfurter Rundschau v. 09.12.
"Fünf Wolfsrudel leben
heute in Ostsachsen, angeblich eines auch im Süden
Brandenburgs. Der Mensch geht, der Wolf rückt nach und macht
sich breit im Osten der Republik - eine neue
Studie der Bertelsmann-Stiftung scheint es jetzt zu
belegen.
(...). 2025 (...) werden die Städte mit den ältesten
Einwohnern dann im Osten liegen: Hoyerswerda (15,3 Prozent)
oder Suhl (12,7) werden die meisten über 80-Jährigen unter
ihren Einwohnern haben. (...).
erklärt uns Bernhard
HONNIGFORT und zitiert den Ökonom Joachim RAGNITZ, der uns
erklärt, dass wir das nur hinnehmen können!
2010
RINGEL, Felix (2010): Hoytopia allerorten? Von der Freiheit zu
bleiben,
in: Aus Politik und Zeitgeschichte Nr.30-31 v. 26.07.
Felix RINGEL beschreibt
Hoyerswerda als Stadt, die sowohl in der DDR als auch in
Deutschland zur Avantgarde geworden ist:
"In Hoywoy, wie die
Neustädter ihr neues Zuhause nannten, folgte man
architektonisch der Bauhaus-Moderne. (...). Die Stadt wuchs
in jener Zeit von anfangs 7000 auf mehr als 70 000
Einwohner. Es kamen vor allem junge Familien auf der Suche
nach Arbeit und einer Wohnung mit in Nachkriegsjahren rarem
modernem Komfort: Warmwasser, eigenes Bad, Fernheizung.
Schnell wurde Hoyerswerda bei einem Durchschnittsalter der
Einwohner von knapp 27 Jahren zur jüngsten und
kinderreichsten Stadt der DDR. (...).
In nur 20 Jahren hat sich die Hauptstadt des Lausitzer
Reviers von ihrer einst strahlenden Zukunft verabschiedet.
Zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung macht Hoywoy vor
allem eins: Es schrumpft. Damit ist es jedoch nicht allein
getan. Im Gegenteil, ganz Ostdeutschland kämpft mit einer
stetig geringer und älter werdenden Bevölkerung, mit sich
entleerenden Dörfern und Landschaften und den vielen
Problemen, die mit einem derartigen demografischen Wandel
einhergehen. (...). Würden Migranten nicht das
»Humankontingent« stärken, wäre Schrumpfung allerorten ein
Thema. Hoywoy ist, wenn auch unerwartet und ungewollt,
wieder zur Avantgardestadt geworden, und mit ihr die
Ostdeutschen zu neuen Lebensexperten."
Was musste passieren, fragt
sich deshalb RINGEL, dass die Stadt innerhalb so kurzer Zeit
über die Hälfte ihrer Bürgerinnen und Bürger verloren hat und
nun auf dem Weg zur ältesten Stadt Deutschlands ist. Eine
einfache Antwort findet RINGEL darauf nicht, stattdessen
fordert er Unterstützung für die Dagebliebenen:
"Die verbliebenen rund 37
000 Hoyerswerdaer brauchen jede Unterstützung. Denn die
Schrumpfung hat noch lange nicht aufgehört: Bis zum Jahr
2020 könnte die Bevölkerung auf unter 25 000 Menschen
sinken. Neben den persönlichen Schicksalen und ungewollten
Veränderungen bereitet vor allem die gefährdete
Lebensqualität den Dableibern"
Mit welchen Maßnahmen sich
Hoyerswerda gegen diesen Niedergang wehrt beschreibt RINGEL im
letzten Teil des Beitrags.
2014
ROST, Norbert (2014): Von Hoyerswerda lernen.
Aufstieg und Fall der
Lausitzer Braunkohle und ihrer Städte: Hoyerswerda und
Weisswasser mahnen, wie wacklig unsere fossile Industriekultur
sein kann,
in:
Telepolis v. 27.07.
Norbert ROST schildert
Aufstieg und Fall der Lausitzer Städte Hoyerswerda und
Weisswasser anhand der Entwicklung des Braunkohleabbaus.
2015
BBSR (2015): Unterschiede zwischen Stadt und Land vergrößern
sich.
BBSR legt Studie zur Entwicklung der Städte und Gemeinden vor,
in: Pressemitteilung
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung
v. 13.08.
In Deutschland hatten
17 Gemeinden zwischen 2008 und 2013 einen
Bevölkerungsrückgang von mehr als 10 Prozent zu verkraften.
Hoyerswerda ist eine der fünf Gemeinden in Sachsen. Da
Hoyerswerda die größte dieser Städte ist, war dort der Rückgang
in absoluten Zahlen am größten.
2016
EMPIRICA (2016): Schwarmverhalten in
Sachsen. Eine Untersuchung zu Umfang, Ursache,
Nachhaltigkeit und Folgen der neuen Wanderungsmuster im Auftrag
der Sächsischen Aufbaubank, des Verbands der Wohnungs- und
Immobilienwirtschaft in Sachsen, und des Verbands sächsischer
Wohnungsgenossenschaften. Endbericht
Empirica zählt Hoyerswerda
zu den
8 sächsischen Städten mit mehr als 20.000 Einwohner, die
ausbluten, weil sie Wanderungsverlierer sind.
LASCH, Hendrik (2016): Für manche bleibt
nur Sterbehilfe.
Wanderungsbewegung in Sachsen
stärkt nur Großstädte und wenige "versteckte Perlen",
in:
Neues Deutschland v.
24.06.
Hendrik
LASCH berichtet über die gestern veröffentlichte Studie
Schwarmverhalten in Sachsen von Empirica,
einer "neoliberalen Denkfabrik" (Andrej HOLM).
LASCH beschreibt uns
Sachsen als gespaltenes Land, in dem auf der einen Seite 1,8
Millionen Menschen in nur noch 22 Gemeinden leben, zu denen
"Schwarmstädte" wie Leipzig, Dresden, Chemnitz, Freiberg sowie
Städte mit moderater Zuwanderung wie Zwickau, Görlitz, Plauen
und Meißen sowie Speckgürtel-Gemeinden wie Taucha, Markleeberg,
Freital und Radebeul.
Auf der anderen Seite
verteilen sich 1,9 Millionen Sachsen auf die restlichen 391
Gemeinden. Zu den schrumpfenden Gemeinden gehören 11 der 24
Gemeinden über 20.000 Einwohner. Besonders betroffen ist
Hoyerswerda, dessen Ruf in den 1990er Jahren ruiniert wurde:
"Extremster Fall ist
Hoyerswerda. In der Lausitzstadt bleiben von 100 Menschen
eines Altersjahrgangs nur 39 wohnen."
Die Aufnahme von
Flüchtlingen wird in dieser Situation als Chance propagiert.
2017
UHLMANN, Steffen (2017): Die Mieten
steigen, die Leerstände auch.
Der ostdeutsche Immobilienmarkt ist
gespalten. Einerseits gibt es eine wachsende Zahl von Boomstädten,
andererseits immer mehr abgehängte Landstriche. Sachsen beispielsweise
wird ein starker Bevölkerungsrückgang prophezeit. Und nun?
in:
Süddeutsche Zeitung v. 10.11.
2018
LASCH, Hendrik (2018): Einmal Großstadt und zurück.
Sachsen: Hoyerswerda feiert 750
Jahre Stadtgeschichte - die zuletzt viel Umbruch brachte,
in: Neues
Deutschland v. 08.09.
2019
BARTSCH, Michael
(2019): Der Osten im Osten.
Landtagswahl in Sachsen: Zwischen Sonderwirtschaftszone und
Grundeinkommen: Für die Lausitz gibt es viele Ideen, aber noch keinen
Plan,
in:
Neues Deutschland
v. 22.08.
Zum Abschluss stellt BARTSCH noch
ein paar "Ideen" vor, die mehr Träumereien sind: Die Linkspartei will
die Lausitz zur Modellregion für ein Grundeinkommen machen. In
Hoyerswerda soll ein "Elite-Campus
Informationstechnik" als Außenstelle der Exzellenzuniversität TU
Dresden entstehen.
NIMZ, Ulrike (2019):
Sächsische Klimakrise.
Landtagswahl in Sachsen: Kurz vor der Landtagswahl, bei der die
AfD stärkste Kraft werden will, ist die Stimmung aufgeheizt. In
Unternehmen und Politik wächst die Sorge um Image und wirtschaftliche
Zukunft des Freistaats,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 27.08.
"Seit der Schließung der Tagebaue
steigt das Grundwasser an. In den Plattenbauten der einstigen
Musterstadt Hoyerswerda sind die Keller feucht, die Spree verockert,
weil Sulfat und Eisen aus dem sauren Boden gewaschen werden. Die
braune Brühe fließt Richtung Berlin, und wer ein düsteres Bild sucht
für die politische Stimmung im Land, wird in der Lausitz schneller
fündig als anderswo", meint Ulrike NIMZ.
LACHMANN, Harald (2019): Ein
Sahnehäubchen für Hoyerswerda.
Landtagswahl in Sachsen: In der Stadt, in der einst
Computer-Erfinder Konrad Zuse lebte, entsteht eine High-Tech-Schmiede
für IT-Experten,
in:
Neues Deutschland
v. 29.08.
"Stolze 200 Millionen Euro soll der
künftige Campus für Informationstechnik (IT) kosten, der bis 2036 am
Westufer des Scheibe-Sees aus dem Kippenboden wachsen soll. (...)
Der durch Flutung entstandene Haussee von Hoyerswerda trägt den Namen
des Dörfchens Scheibe, das Mitte der 1980er Jahre dem gleichnamigen
Tagebau zum Opfer gefallen war. (...). Der künftige Elite-Campus soll
(...) eine Außenstelle der TU Dresden werden und bis dahin mit der
Landeshauptstadt durch eine neue S-Bahn-Linie verbunden sein.
Hoyerswerdas Rathauschef Stefan Skora (CDU), sieht damit am
Scheibe-See einen »exklusiven Bildungsstandort« heranwachsen (...).
Die Stadt werde nun die notwendigen Planungen und
Erschließungsmaßnahmen am Seeufer aktiv unterstützen. So sollen am See
auch neue attraktive Wohnareale für die künftigen Wissenschaftler
entstehen, auch damit diese nicht nach Unterrichtsschluss wieder gen
Dresden entschwinden. (...). Als Pluspunkte sieht man dabei auch
vergleichsweise niedrige Lebenshaltungskosten sowie derzeit 1000 leer
stehende Wohnungen (...).
Was dagegen allerdings noch fehlt, ist ein breiteres Angebot an
Kultur- und Freizeitmöglichkeiten. Zudem erwägt die Stadt Hoyerswerda
einen Architektenwettbewerb für den Bau eines Studentendorfes",
erläutert uns Harald LACHMANN.
Genützt hat es der CDU nichts, denn den
Wahlkreis 55 Bautzen 4, zu dem Hoyerswerda gehört,
gewann die AfD mit 34,7
Prozent. Auch in der
Stadt Hoyerswerda lag die AfD bei den Erststimmen mit 31,1 % vor
der CDU mit 30,6 %. Das Erststimmenergebnis lag 0,6 % über dem
Zweitstimmenergebnis. Bei der CDU war es umgekehrt! 1,5 % der
CDU-Wähler verweigerten ihrem Direktkandidaten die Zustimmung.
Fazit: Die AfD-Wähler lassen sich
nicht mit vagen Zukunftsversprechen kaufen, sondern setzen die CDU
weiter unter Druck. Sie haben nämlich gelernt, dass Wahlversprechen
wenig wert sind.
LASCH, Hendrik (2019): Weiße
Flecken bei den Roten.
Landtagswahlergebnisse in Sachsen: In Sachsen ist die Linke außerhalb der
Städte schwach. Die Wahlniederlage wirft nun schwerwiegende
Fragen auf,
in:
Neues Deutschland
v. 07.09.
"»Wir müssen uns auf die
Gegenden konzentrieren, wo noch etwas ist«, sagt Adam Bednarsky,
Stadtvorsitzender in Leipzig. Dort holte die Linke ein Fünftel ihrer
Zweitstimmen. Auch Mittelstädte wie Hoyerswerda, wo mit Kandidat Ralph
Büchner 16,3 Prozent der Erst- und 13,9 Prozent der Zweitstimmen
geholte wurden, zählen dazu. Es ist ein Weg, den Parteien wie die
Grünen seit Jahren gehen müssen",
zitiert Hendrik LASCH einen
Vertreter der Linkspartei.
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