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Kommentierte Bibliografie (Teil 6: 2019 )
2019
LASCH, Hendrik (2019): Pop-up-Dinner in der Provinz.
Sachsen-Anhalt: Viele
Industriebrachen, viel Platz und ein Faible für moderne Kunst: Die
Kleinstadt Zeitz bietet sich als Zuflucht für verdrängte Großstädter
an - zum Beispiel aus Leipzig,
in:
Neues Deutschland v. 02.01.
Hendrik LASCH berichtet über die
kleine Mittelstadt Zeitz in Sachsen-Anhalt, die ihren Niedergang
stoppen möchte und an vergangene Blütenzeiten anknöpfen möchte::
"Die Stadt an der Weißen
Elster, die im Jahr 968 zum Bischofssitz wurde, hat es auch
in späteren Jahrhunderten immer wieder zur Blüte gebracht
und vor allem mit Industrialisierung und Gründerzeit einen
enormen Aufschwung erlebt. Dafür sorgte zum Teil die
Braunkohle, die bis heute in der Gegend gefördert wird. Die
Brikettfabrik »Hermannschacht«, heute technisches Denkmal,
gilt als älteste erhaltene Anlage ihrer Art weltweit. Großes
handwerkliches Können manifestierte sich aber auch auf
andere Weise. Es gab allein acht Pianofabriken und über 30
Betriebe, die Kinderwagen herstellten. In der DDR wurden sie
unter der bekannten Marke »Zekiwa« zusammengefasst."
Die Wende wird als
Einschnitt beschrieben, von der sich die Stadt bislang noch
nicht erholt hat:
"Viele der Fabrikgebäude
stehen - als Zeugen einstiger Größe und als Mahnmale des
Niedergangs - noch immer in der Stadt. In den Augen
Außenstehender mögen sie einen morbiden Charme verbreiten;
Journalisten, die Zeitz besuchen, nehmen sie aber auch gern
als Inbegriff für den Niedergang der ostdeutschen Provinz:
Von »Geisterstadt« war in der Hamburger Wochenzeitung »Zeit«
die Rede. Verstärkt wird der Eindruck durch blinde Fenster
in vielen Wohnhäusern. Die Einwohnerzahl von Zeitz sank seit
1990 von 44 000 auf 29 000; in der Stadt stehen 4800
Wohnungen leer, eine Quote von 23 Prozent."
Es ist schon merkwürdig,
wie Journalisten den Sinngehalt von Medienberichten in anderen
Zeitungen verdrehen. Der ZEIT-Artikel war ein
Online-Artikel von Katharina WECKER vom 26. Juni 2018 und
fragte:
Zeitz: Wird die Geisterstadt bald Konkurrenz fürs hippe
Leipzig? Darin wird heißt es dann wiederum:
"Der Deutschlandfunk
nennt Zeitz eine »Geisterstadt«. Die Hälfte der
Einwohner*innen ist nach der Wende weggezogen, als die
meisten Unternehmen pleite gingen oder in den Westen
umsiedelten. Jedes dritte Haus steht heute leer, eine
Dreizimmerwohnung kriegt man bereits für 300 Euro kalt. Als
ich in Zeitz ankomme, werde ich überrascht. Denn die Stadt
hat einiges zu bieten. Allerdings erst auf den zweiten
Blick."
Der Deutschlandfunk
berichtet am 18. September 2017 im Rahmen der Reihe
Abgehängte Regionen über Zeitz. Die Headline lautet:
Fast schon eine Geisterstadt. In der Reportage, in der
Aussagen eines alten Anonymus mit Fakten vermengt werden,
heißt es:
"Ganze Straßenzüge, halbe
Innenstadtviertel sind vernagelt, verrammelt, leer. Aus
Dachfirsten wachsen Birken, Häuser fallen in sich zusammen,
die stuckverzierten Fassaden bröckeln. Wie eine
Film-Kulisse. »Wenn Sie da durch gehen, kriegen Sie Angst.«
Zeitz, das sei heute die Bronx Sachsen-Anhalts. Und: Er weiß
nicht, ob er lachen oder weinen soll, sagt Dieter noch.
Knapp 30 Prozent der Häuser stehen leer. Sieht aus wie nach
einem Bombenschlag. Während die Mieten im nur 40 Kilometer
entfernten Leipzig rasant steigen, bekommt man in Zeitz eine
100 Quadratmeter große Gründerzeit-Wohnung zu einem
Kaufpreis von 8.000 Euro, und das ist jetzt kein
Versprecher."
Während der
Deutschlandfunk 2017 den Begriff "Geisterstadt" im
ursprünglichen Sinne meint, geht es bei der ZEIT und
bei der Reportage von LASCH um eine Neubewertung der Situation
in Zeitz. Im Mittelpunkt steht ein Neubeginn, der von der
Kreativwirtschaft ausgehen soll.
Zeitz möchte von den Verdrängungsprozessen im knapp 50 Kilometer
entfernten
Leipzig profitieren und muss dabei mit sächsischen Städten
konkurrieren:
"Städte wie Wurzen und Grimma,
Delitzsch und Torgau rechnen sich ebenfalls Chancen aus. Zeitz liegt
jenseits der Landesgrenze in Sachsen-Anhalt und hat bisher auch keine
Anbindung an die S-Bahn, die direkt bis unter den Leipziger Markt
fährt."
LASCH, Hendrik (2019):
Ä wen'g Wosser unnerm Scheit.
Sachsen-Anhalt: Warum sich ein
Politiker der Linkspartei im Burgenland für ein Stück Heimat einsetzt,
in:
Neues Deutschland v. 02.01.
BMI (2019)(Hrsg.): Statusbericht 2018 "Vielfalt im Stadtumbau",
21.02.
"Zur Reduzierung des
Wohnungsleerstands wurden seit dem Jahr 2002 79.453 Wohnungen
abgerissen (Stand: Ende 2017). Dafür wurden weitere 136,2 Mio.
Euro Bundesfinanzhilfen bereitgestellt. Die Leerstandsquote der
im GdW organisierten Wohnungsunternehmen, die die Mehrzahl der
Abrisse realisiert haben, ist bis Ende 2017 auf 10,3 Prozent
gesunken (von rd. 17 Prozent in 2005)",
meldet der Statusbericht für
Sachsen-Anhalt. Bis Ende 2014 wurden 74.066 Wohnungen abgerissen
(vgl.
Evaluationsbericht 2017). Das wären 5.387 Wohnungsabgänge
für die Jahre 2015 bis Ende 2017. Das
Statistische Landesamt meldete für den gleichen Zeitraum
dagegen 8.366 Wohnungsabgänge. Der
Bund-Länder-Bericht ging für Ende 2011 von 64.377
abgerissenen Wohnungen aus. Von 2012 bis Ende 2014 wären somit
9.689 Wohnungsabgänge zu verzeichnen gewesen. Das Statistische
Landesamt zählte in diesem Zeitraum 10.376 Wohnungsabgänge.
Aus der folgenden Tabelle
sind die Abrisszahlen aus verschiedenen Quellen zu den
Wohnungsabgängen im Rahmen des Stadtumbaus Ost im Vergleich zu
den Wohnungsabgängen insgesamt in Sachsen-Anhalt
seit 2002 ersichtlich:
Besonders vorgestellt werden
die Stadtumbaumaßnahmen in der Großwohnsiedlung Neu Olvenstedt
in Magedeburg und Bernburg/Saale.
STALA SACHSEN-ANHALT (2019):
Erfolgreiches Tourismusjahr für die Beherbergungsbetriebe in
Sachsen-Anhalt: 1,2 % mehr Übernachtungen als im bisherigen
Rekordjahr 2017,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 27.02.
"Der Harz und das Harzvorland als
aufkommensseitig größte Tourismusregion des Landes war für 3,6 % mehr
Gäste mit 5,0 % mehr Übernachtungen das Reiseziel im Jahr 2018.
Bedingt durch massive Rückgänge bei den ausländischen Gästen mussten
die Regionen Anhalt-Wittenberg (-17,4 % ausländische Gäste) und Halle,
Saale, Unstrut (-8,0 % ausländische Gäste) auch bei den Übernachtungen
insgesamt Rückgänge verzeichnen (Anhalt-Wittenberg: -9,3 %
Übernachtungen, Halle, Saale, Unstrut: -0,3 % Übernachtungen). Die
Region Altmark verzeichnete nach geringen Rückgängen 2017 ein leichtes
Plus sowohl bei Gästen (+1,2 %) als auch bei den Übernachtungen (+2,1
%). Mit 4,0 % mehr Gästen und 3,7 % mehr Übernachtungen konnte auch
die Region Magdeburg, Elbe-Börde-Heide an ihre positive Entwicklung
anknüpfen", meldet das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt.
STALA SACHSEN-ANHALT (2019):
Kommunale Kassen mit 60 Mill. EUR erneut im Plus,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 19.03.
STALA SACHSEN-ANHALT (2019):
Wohnfläche in Sachsen-Anhalt erreichte 2018 den höchsten Wert
seit 1995,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 25.06.
"Die Zahl der Wohnungen in Wohn-
und Nichtwohngebäuden lag im Jahr 2018 bei 1.289.187 Einheiten und
damit höher als in den 7 Jahren zuvor. Der höchste Bestand von
Wohnungen wurde in Sachsen-Anhalt im Jahr 2001 erreicht (1.336.265),
das dann eine lange rückläufige Entwicklung einläutete. Seit 2014 gab
es wieder mehr Wohnungszugänge als Wohnungsabgänge. Die Wohnfläche
erreichte mit 103,9 Mill. m2 im Jahr 2018 den höchsten Wert seit 1995.
Die Zunahme betrug von 1995 bis 2018 immerhin 16,1 %. Im Jahr 2018
standen den Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhaltern etwa 47 m² pro
Kopf an Wohnfläche zur Verfügung. 1995 hatte dieser Wert noch bei 33
m² gelegen.
Auch im regionalen Vergleich lag die Spannweite der Wohnfläche pro
Kopf bei fast 10 m². In den kreisfreien Städten Halle (Saale) und der
Landeshauptstadt Magdeburg stand der Bevölkerung mit 41m² pro Kopf
bzw. 42 m² pro Kopf weniger Wohnfläche zur Verfügung als in den dünn
besiedelten Landkreisen im Norden des Landes", meldet das Statistische
Landesamt Sachsen-Anhalt.
IfS (2019): Jahresbericht 2018 der Begleitforschung Stadtumbau Land
Sachsen-Anhalt (Datenstand: 31.12.2017) im Auftrag der Stadt Halle,
Juni
Der Bericht befasst sich mit dem
Stadtumbau Ost in 45 Städten und 171 Fördergebieten in Sachsen-Anhalt
zwischen 2001 und 2017. Die Entwicklung in den Stadtumbaustädten wird
folgendermaßen beschrieben:
"In den Stadtumbaustädten leben
absolut und prozentual mehr ältere und weniger junge Menschen als in
den meisten Städten anderer Bundesländer. Vom demografischen Wandel
sind die Klein- und Mittelstädte stärker als die Großstädte betroffen.
In mehr als zwei Drittel der untersuchten Städte dominiert der
Altbaubestand, vier Städte sind durch Plattenbauten überformt. Obwohl
diese insgesamt nur rund zwei Fünftel der Bausubstanz in den
Stadtumbaustädten ausmachen und sich ihr Anteil durch den Rückbau
erheblich reduziert hat, gibt es auch im Jahr 2017 noch einige Städte,
die durch den Wohnungsbestand aus der Zeit nach 1948 geprägt sind
(errichtet in traditioneller oder industrieller Bauweise). Der
Wohnungsbestand kann inzwischen als überwiegend vollsaniert angesehen
werden. Im Jahr 2017 werden nur noch neun Prozent der Wohnungen als
unsaniert eingestuft, ihr Anteil ist durch den Rückbau unsanierter
Bestände und durch Sanierungsleistungen rückläufig. In den
Kleinstädten verläuft dieser Prozess etwas langsamer. Zwei Drittel des
Wohnungsbestandes befindet sich im Besitz privater oder sonstiger
Eigentümer, wobei es sich dabei vorwiegend um Altbauwohnungen handelt.
Das verbleibende Drittel des Bestandes befindet sich im Eigentum der
Organisierten Wohnungswirtschaft. Dies sind vorwiegend
Wohnungsbestände der Nachkriegszeit ab 1949. Durch Rückbautätigkeit
und Verkäufe an private Eigentümer hat sich der Wohnungsbestand der
Organisierten Wohnungswirtschaft während der vergangenen Jahre
reduziert." (S.2)
Bei der Förderung wird eine
Schwerpunktverlagerung vom Abriss zur Aufwertung konstatiert. Als
Wendepunkt wird das Jahr 2007 beschrieben:
"Im Zeitraum 2002 bis 2017 ist die
Fördersumme aus dem Programm Stadtumbau (Ost) auf nunmehr rund 630
Millionen Euro angewachsen (ohne kommunale Anteile). Von diesen
Fördermitteln entfiel per Saldo inzwischen mit einem Anteil von 58
Prozent mehr auf den Programmteil Aufwertung als auf den Rückbau (42
Prozent). Nachdem in den ersten Jahren der Schwerpunkt bei der
Rückbauförderung gelegen hat, entfallen seit dem Jahr 2007 zunehmend
mehr Fördermittel auf den Programmteil Aufwertung. Aus dem
Programmteil Aufwertung entfällt 2017 wiederum ein knappes Drittel auf
die Sicherungsmittel (Sanierung, Sicherung und Erwerb). Inzwischen
spielt die Förderung des Rückbaus kaum noch eine Rolle. War der
Rückbau in den Anfangsjahren mit jährlich rund 31 Mio. Euro gefördert
worden, waren es im Zeitraum 2007 bis 2013 nur noch rund zehn Mio.
Euro pro Jahr. Ab 2014 liegt die jährliche Summe unter acht Mio. Euro.
Im Berichtsjahr 2017 wurden nur noch knapp 100 Wohnungen in nur zwei
Städten zurückgebaut." (S.2f.)
Es wird ein Zusammenhang zwischen
erfasstem Leerstand und Abriss von Wohnungen vor allem in den beiden
Großstädten beschrieben, während in den Klein- und Mittelstädten die
Aufwertungsbemühungen im Fokus standen:
"Während der Laufzeit des Programms
sind die Finanzhilfen dort besonders stark eingesetzt worden, wo der
Bedarf am größten war: Zwischen Fördermittelvergabe und
Leerstandsbetroffenheit der Städte besteht für den gesamten
Förderzeitraum ein positiver Zusammenhang, die Städte mit höheren
Ausgangsleerständen sind stärker berücksichtigt worden. Die messbaren
Effekte auf den Leerstandsabbau sind in den Großstädten am stärksten,
diese hatten in den ersten Jahren des Programms ihren
Förderschwerpunkt deutlich auf den Rückbau gelegt. Dies trifft auf die
Mittel- und Kleinstädte in geringerem Umfang zu, da viele von ihnen
die Fördermittel eher für Aufwertungsmaßnahmen verwendet haben." (S.3)
Das Ausmaß des Abrissprogramms wird
folgendermaßen beschrieben:
"In den 45 Städten wurden mit
Unterstützung der Rückbaumittel bis 2017 insgesamt 78.438 Wohnungen
rückgebaut (für über 82.000 Wohnungen wurde ein Rückbau bewilligt).
Auf die zehn rückbaustärksten Städte entfielen drei Viertel dieser
Rückbauten, so dass die Effekte nicht gleichmäßig zur Geltung kommen.
Die Zahl der am Rückbau beteiligten Städte hat sich von 34 im Jahr
2004 auf zwei im Jahr 2017 drastisch reduziert." (S.3)
Die Verbreitung des Leerstandes in
Sachsen-Anhalt wurde vor allem durch den drastischen Rückbau von
Plattenbauten reduziert, sodass nun vollsanierter Leerstand im Altbau
dominiert:
"Die größten Anteile des
Leerstandes konzentrieren sich auch im Jahr 2017 weiterhin auf den
Altbau (51 Prozent) und den Plattenbau (29 Prozent). Während der
Leerstand im Plattenbaubestand seit 2007 eher flächendeckend reduziert
wurde, konnte der Leerstand in den Altbauten und in den traditionell
errichteten Nachkriegsbauten nur in den beiden Großstädten in
relevanten Größenordnungen abgebaut werden. Der Leerstand konzentriert
sich zunehmend in den Beständen privater oder sonstiger Eigentümer (63
Prozent), dies trifft auf die Großstädte besonders stark zu (74
Prozent). In den Klein- und Mittelstädten ist es seit 2007 zu einem
erheblichen Anstieg an vollsaniertem Leerstand gekommen, so dass der
vollsanierte Leerstand inzwischen dominiert. Auch in den Großstädten
wird der größte Anteil der Leerstände als vollsaniert eingestuft."
(S.3)
Die Stadtforscher unterscheiden
vier Gebietstypen:
1. Innenstadt/Altbau
2. Innenstadt/Sonstige
3. Stadtrand/Plattenbau
4. Stadtrand/Sonstige
Die Förderung ist sehr ungleich auf
die einzelnen Gebietstypen verteilt und entspricht der medialen
Stigmatisierung bzw. der symbolischen Gentrifizierung von
Stadtgebieten in den Medien:
"Der Großteil der Fördergebiete
gehört zu den beiden Gebietstypen Innenstadt/Altbau und
Stadtrand/Plattenbau, hier konzentrieren sich rund drei Viertel der
Einwohner und des Wohnungsbestandes. Hinsichtlich der
Einwohnerentwicklung und der Altersstruktur bestehen zwischen den
Gebietstypen starke Unterschiede: Im Gebietstyp Innenstadt/Altbau hat
in den letzten fünf Jahren die Einwohnerzahl um knapp fünf Prozent
zugenommen. In den anderen drei Gebietstypen ist die
Einwohnerentwicklung hingegen negativ. Dies gilt besonders für die
Fördergebiete des Gebietstyps Stadtrand/Plattenbau, die seit
Programmbeginn rund ein Drittel ihrer Einwohner verloren haben. In
drei von vier Gebietstypen ist der Wanderungssaldo im Mittel positiv.
Hinsichtlich der Altersstruktur und der sozialen Situation ist der
Gebietstyp Innenstadt/Altbau eher von günstigen und der Gebietstyp
Stadtrand/Plattenbau eher von ungünstigen Entwicklungen geprägt."
(S.4)
Die Fördermittel folgen dem Prinzip
des Abrisses "sozialer Brennpunkte", ergo Plattenbausiedlungen am
Stadtrand (Schwerpunkt: 2003 - 2006) und der Aufwertung attraktiver
Bausubstanz für Besserverdienende (ab 2007):
"Die Fördermittel wurden in den
Anfangsjahren 2003-2006 überwiegend für Gebiete des Typs
Stadtrand/Plattenbau bewilligt, seit 2007 ist eine klare
Schwerpunktverschiebung hin zu den Gebieten des Typs Innenstadt/Altbau
zu beobachten, die mit der Schwerpunktverschiebung auf die Aufwertung
zusammenhängt. Auf die Fördergebiete des Gebietstyps Innenstadt/Altbau
entfielen bislang rund 46 Prozent der Fördermittel, auf die
Fördergebiete des Gebietstyps Stadtrand/Plattenbau rund 34 Prozent.
Der Fokus des Mitteleinsatzes lag mit jeweils 84 Prozent in den
innerstädtischen Altbaugebieten vorwiegend auf der Aufwertung und bei
den Plattenbaugebieten am Stadtrand auf dem Rückbau. Im gesamten
Zeitraum haben die Plattenbaugebiete am Stadtrand die höchsten
Fördersummen je Einwohner erhalten (993 Euro)."
Die Folgen dieser Stadtumbaupolitik
sind zunehmende Segregation und führten statt zum Abbau der Leerstände
zu erhöhten Leerständen gerade dort wo die Abrissbirne wütete und dort
wo Sanierung nicht dem Ziel der Marktgängigkeit genügte:
"Der Leerstand konzentriert sich
weiterhin größtenteils im Altbau (rund 48 Prozent) und im Plattenbau
(rund 41 Prozent) und räumlich vor allem auf die beiden Gebietstypen
Innenstadt/Altbau und Stadtrand/Plattenbau. Über ein Drittel aller
leer stehenden Wohnungen in den innerstädtischen Altbaubeständen wird
als unsaniert klassifiziert (35 Prozent). Sie befinden sich
überwiegend in Privatbesitz. In den Fördergebieten des Gebietstyps
Stadtrand/Plattenbau sind leer stehende Wohnungen am stärksten
rückgebaut worden. Da aufgrund der kontinuierlichen Einwohnerverluste
zwischenzeitlich neue Leerstände entstanden sind, konnten die
Leerstandsquoten bis 2017 nicht ganz so stark gesenkt werden.
Insgesamt hat sich die Leerstandsquote in den letzten fünf Jahren im
Gebietstyp Stadtrand/Plattenbau um rund zwei Prozentpunkte, im
Gebietstyp Innenstadt/Altbau um rund drei Prozentpunkte reduziert."
(S.4)
Die Stadtforscher behaupten, dass
der Stadtumbau erfolgreich gewesen sei. Das darf jedoch als
Schönfärberei betrachtet werden, weil das Ergebnis die Annahmen
bestimmen, statt die Annahmen als fragwürdig anzusehen. Problematisch
sind auch die Prognosen, die der heterogenen Entwicklung in den
einzelnen Städten durchaus widersprechen:
"Die zukünftige Entwicklung hält
allerdings weiterhin erhebliche Herausforderungen bereit: Die
Einwohnerprognosen zeigen, dass bis zum Jahr 2025 alle
Stadtumbaustädte in Sachsen-Anhalt mit Ausnahme der beiden Großstädte
weiterhin Einwohner verlieren werden. Für alle 45 untersuchten Städte
zusammen ergibt sich bis zum Jahr 2025 eine erwartete mittlere Abnahme
der Einwohnerzahl um knapp acht Prozent. Entsprechend erwartet auch
die Mehrzahl der Städte wieder steigende Leerstandsquoten. Von
besonders hohen Zuwächsen gehen die Mittel- und Kleinstädte aus."
Die Entgegensetzung Großstädte
versus Klein-/Mittelstädte ist längst nicht mehr zeitgemäß. Das
Monitoring des Stadtumbaus Ost setzte erst im Jahr 2006 ein, d.h. 15
Jahre lang vollzog sich der Stadtumbau mehr oder weniger willkürlich.
Der neoliberale Zeitgeist und fragwürdige politische Fördermaßnahmen
führten in dieser Zeit zu jener brisanten Mischung, die seitdem mit
Abriss und Aufwertung eingedämmt werden sollte. Studien zur sozialen
Segregation zeigen jedoch, dass dies ein Misserfolg war. Insbesondere
die AfD profitiert inzwischen von diesen Misserfolgen der
Stadtplanung.
Folgende 45 Stadtumbaustädte
existieren in Sachsen-Anhalt. Bei den 13 fett markierten Städten
handelt es sich um jene Städte, die bei der Begleitforschung besonders
integriert sind:
Kommunen |
Landkreis
(Anzahl Kommunen) |
Gemeindegröße
(2018) |
Typisierung
gemäß
dominierendem
Wohnungs-
bestand |
Rang gemäß
Bevölkerungs-
entwicklung
(2002-2017 |
Bevölkerungs-
entwicklung
(2002-2007 |
Aken |
Anhalt-Bitterfeld (1) |
Kleinstadt |
k.A. |
31 |
- 15 -
20 % |
Aschersleben |
Salzlandkreis (1) |
Mittelstadt |
Altbaustadt |
19 |
- 15 -
20 % |
Bernburg/Saale |
Salzlandkreis (2) |
Mittelstadt |
Altbaustadt |
24 |
-15
- 20 % |
Bitterfeld-Wolfen |
Anhalt-Bitterfeld (2) |
Mittelstadt |
Plattenbaustadt |
45 |
- über
25 % |
Blankenburg |
Harz (1) |
Kleinstadt |
k.A. |
25 |
- 15 -
20 % |
Burg |
Jerichower Land (1) |
Mittelstadt |
Altbaustadt |
13 |
- 10 -
15 % |
Calbe |
Salzlandkreis (3) |
Kleinstadt |
k.A. |
44 |
- über
25 % |
Dessau-Roßlau |
kreisfrei |
Mittelstadt |
k.A. |
14 |
- 10 -
15 % |
Eisleben |
Mansfeld-Südharz (1) |
Mittelstadt |
k.A. |
29 |
- 15 -
20 % |
Gardelegen |
Altmarkkreis Salzwedel
(1) |
Mittelstadt |
Altbaustadt |
12 |
- 10 -
15 % |
Genthin |
Jerichower Land (2) |
Kleinstadt |
k.A. |
40 |
- 20 -
25 % |
Gräfenhainichen |
Wittenberg (1) |
Kleinstadt |
k.A. |
42 |
- 20 -
25 % |
Halberstadt |
Harz (2) |
Mittelstadt |
Gemischte Bausubstanz |
4 |
- 10 -
15 % |
Haldensleben |
Börde (1) |
Kleinstadt |
Altbaustadt |
6 |
- 10 -
15 % |
Halle/Saale
|
kreisfrei |
Großstadt |
Gemischte Bausubstanz |
2 |
- 0,1 % |
Havelberg |
Stendal (1) |
Kleinstadt |
Nachkriegsbauten |
23 |
- 15 -
20 % |
Hettstedt |
Mansfeld-Südharz (2) |
Kleinstadt |
Nachkriegsbauten |
37 |
- 20 -
25 % |
Hohenmölsen |
Burgenlandkreis (1) |
Kleinstadt |
Plattenbaustadt |
39 |
- 20 -
25 % |
Jessen (Elster) |
Wittenberg (2) |
Kleinstadt |
k.A. |
22 |
- 15 -
20 % |
Klötze |
Altmarkkreis Salzwedel
(2) |
Kleinstadt |
k.A. |
21 |
- 15 -
20 % |
Köthen (Anhalt) |
Anhalt-Bitterfeld (3) |
Mittelstadt |
k.A. |
27 |
- 15 -
20 % |
Leuna |
Saalekreis (1) |
Kleinstadt |
Altbaustadt |
8 |
- 10 -
15 % |
Magdeburg |
kreisfrei |
Großstadt |
Gemischte Bausubstanz |
1 |
+
0 - 5 % |
Merseburg |
Saalekreis (2) |
Mittelstadt |
k.A. |
7 |
- 10 -
15 % |
Naumburg/Saale |
Burgenlandkreis (2) |
Mittelstadt |
Altbaustadt |
9 |
- 10 -
15 % |
Nebra (Unstrut) |
Burgenlandkreis (3) |
Landstadt |
k.A. |
34 |
- 20 -
25 % |
Oschersleben |
Börde (2) |
Kleinstadt |
k.A. |
20 |
- 15 -
20 % |
Osterburg (Altmark) |
Stendal (2) |
Kleinstadt |
Nachkriegsbauten |
38 |
- 20 -
25 % |
Quedlinburg |
Harz (3) |
Mittelstadt |
? |
28 |
- 10 -
15 % |
Querfurt |
Saalekreis (3) |
Kleinstadt |
k.A. |
32 |
- 15 -
20 % |
Salzwedel |
Altmarkkreis Salzwedel
(3) |
Mittelstadt |
Nachkriegsbauten |
16 |
- 10 -
15 % |
Sangerhausen |
Mansfeld-Südharz (3) |
Mittelstadt |
Plattenbaustadt |
35 |
- 20 -
25 % |
Schönebeck |
Salzlandkreis (4) |
Mittelstadt |
Altbaustadt |
26 |
- 10 -
15 % |
Staßfurt |
Salzlandkreis (5) |
Mittelstadt |
k.A. |
41 |
- 20 -
25 % |
Stendal |
Stendal (3) |
Mittelstadt |
Plattenbaustadt |
17 |
- 10 -
15 % |
Tangerhütte |
Stendal (4) |
Kleinstadt |
k.A. |
33 |
- 20 -
25 % |
Tangermünde |
Stendal (5) |
Kleinstadt |
Altbaustadt |
10 |
- 10 -
15 % |
Thale |
Harz (4) |
Kleinstadt |
Altbaustadt |
36 |
- 20 -
25 % |
Wanzleben |
Börde (3) |
Kleinstadt |
k.A. |
18 |
- 15 -
20 % |
Weißenfels |
Burgenlandkreis (4) |
Mittelstadt |
Altbaustadt |
3 |
- 10 -
15 % |
Wernigerode |
Harz (5) |
Mittelstadt |
k.A. |
5 |
- 10 -
15 % |
Wittenberg |
Wittenberg (3) |
Mittelstadt |
Altbaustadt |
15 |
- 10 -
15 % |
Wolmirstedt |
Börde (4) |
Kleinstadt |
k.A. |
11 |
- 10 -
15 % |
Zeitz |
Burgenlandkreis (5) |
Mittelstadt |
k.A. |
43 |
- 20 -
25 % |
Zerbst (Anhalt) |
Anhalt-Bitterfeld (4) |
Mittelstadt |
Altbaustadt |
30 |
-15 - 20
% |
Die Verteilung der Stadtumbaustädte
auf die Landkreise und die Gemeindegröße ist aus der nachfolgenden
Tabelle ersichtlich:
Landkreis |
Anzahl Kommunen |
Anzahl Kommunen
mit Begleitforschung |
Anzahl
Großstädte |
Anzahl
Mittelstädte |
Anzahl
Kleinstädte |
Altmarkkreis Salzwedel |
3 |
1 |
- |
2 |
1 |
Anhalt-Bitterfeld |
4 |
- |
- |
3 |
1 |
Börde |
4 |
2 |
- |
- |
4 |
Burgenlandkreis |
5 |
2 |
- |
3 |
2 |
Harz |
5 |
1 |
- |
3 |
2 |
Jerichower Land |
2 |
- |
- |
1 |
1 |
Mansfeld-Südharz |
3 |
- |
- |
2 |
1 |
Saalekreis |
3 |
- |
- |
1 |
2 |
Salzlandkreis |
5 |
2 |
- |
4 |
1 |
Stendal |
5 |
2 |
- |
1 |
4 |
Wittenberg |
3 |
- |
- |
1 |
2 |
Städte, kreisfrei |
3 |
3 |
2 |
1 |
- |
Gesamtzahl |
45 |
13 |
2 |
22 |
21 |
Die Stadtforscher definieren
Kleinstadt mit Einwohnerzahlen unter 20.000. Damit wird die Landstadt
Nebra (unter 5.000 Einwohner) als Kleinstadt gezählt.
Sachsen-Anhalt wird als jenes
Bundesland in Deutschland beschrieben, das seit der Wende die größten
Bevölkerungsverluste hinnehmen musste:
"Im Land Sachsen-Anhalt hat die
Einwohnerzahl vor allem in den 1990er Jahren stark abgenommen,
insgesamt hat das Land seither rund ein Viertel seiner Bewohner
verloren. Das war der größte Verlust im Vergleich zu den anderen
Bundesländern. Damit hat sich eine Entwicklung stark beschleunigt, die
auch schon vor 1990 zu beobachten war, denn auch zwischen 1955 und
1988 war die Einwohnerzahl in der entsprechenden Region um
durchschnittlich 0,4 Prozent jährlich geschrumpft. In den Jahren nach
der Wende bis zum Programmstart Stadtumbau Ost war der jährliche
negative Saldo zunächst deutlich höher gewesen als in den Jahren nach
2002. Ende 2017 lebten nur noch gut 2,2 Millionen Menschen im Land.
Seit dem Jahr 2010 hat sich die Negativentwicklung deutlich
abgeschwächt, was vor allem in einer Trendumkehr bei den Wanderungen
über die Landesgrenze hinweg zum Ausdruck kommt. Hierfür ist vor allem
die unterschiedliche Entwicklung der Zahl von Deutschen und Ausländern
ausschlaggebend. Während die Zahl der deutschen Einwohner des Landes
kontinuierlich abgenommen hat, hat sich die Zahl der Ausländer, die im
Land leben, seit 2009 erhöht, seit dem Jahr 2013 ist sogar eine
deutlich akzentuierte Entwicklung zu verzeichnen. Das gilt vor allem
für die beiden großen Städte im Land: Zum Jahresende 2016 lebten in
der Landeshauptstadt Magdeburg 2.922 Menschen mehr als noch ein Jahr
zuvor, gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der Ausländer um 3.927
Personen, die Zahl der Deutschen nahm um gut 1.000 ab. Auch die
jüngsten Einwohnergewinne der Stadt Halle korrespondieren fast
vollständig mit einer Verdoppelung der Zahl der Ausländer seit dem
Jahr 2013. Mit dem Rückgang der Zuwanderung von Ausländern im Jahr
2017 hat sich in beiden Städten auch das Wachstum verlangsamt. In
allen anderen Kreisen und auch in der kreisfreien Stadt Dessau-Roßlau
hat 2017 die Zahl der Einwohner abgenommen." (S.31)
Hinzu kommt ein starker
Strukturwandel:
"Sachsen-Anhalt hatte nach 1990
einen erheblichen wirtschaftlichen Strukturwandel zu bewältigen. Vor
1990 wies die Industrie im DDR-Maßstab eine leicht
überdurchschnittliche Produktivität auf. Es dominierten die
Metallurgie, der Maschinen- und Fahrzeugbau sowie die
Lebensmittelindustrie. Die Magdeburger Börde, die Region um Wittenberg
und die Altmark waren starke landwirtschaftliche Regionen. Die
technische Basis der großen Kombinate im Maschinenbau, dem
Chemiedreieck und im Bergbau war allerdings veraltet. Dies wurde durch
einen hohen Arbeitskräfteeinsatz kompensiert. Nach der Wende führte
dies zu einem Abbau von rund 700.000 Arbeitsplätzen und einem Rückgang
der Zahl der Beschäftigten zwischen 1990 und 2000 um rund 46 Prozent.
Die Arbeitslosigkeit stieg von rund 10 Prozent 1991 auf annähernd 17
Prozent im Jahre 1995 auf den Höchststand von knapp 22 Prozent
zwischen 2000 und 2005.
Nach dem Wegfall des Kupferschieferbergbaus und dem Rückgang der
Braunkohleförderung auf ein Viertel im Vergleich zur DDR-Zeit sind
heute die Chemieindustrie, der Maschinenbau, das Ernährungsgewerbe und
der Tourismus die wichtigsten Wirtschaftszweige. Neue Industrien wie
Automobilindustrie, Informations- und Kommunikationstechnik,
Biotechnologie, Holzindustrie, Medien, Windenergie und Photovoltaik
kamen hinzu. Auch der Dienstleistungssektor und eine öffentlich
geförderte Forschungslandschaft wurden gestärkt. Obgleich die
Landwirtschaft nach wie vor als eine bedeutende Branche
Sachsen-Anhalts gelten kann, wurden auch dort sehr viele Arbeitsplätze
abgebaut.
Insgesamt ist seit 1990 eine langsame, aber relativ stetige
wirtschaftliche Erholung zu verzeichnen. Das Bruttoinlandsprodukt
(BIP) verdoppelte sich zunächst bis zum Jahr 1998 auf 42,7 Milliarden
Euro, stieg bis 2008 auf 52,7 Milliarden Euro und verharrte dort
zunächst, bedingt durch die Wirtschafts- und Finanzkrise 2008. Nach
der Krise 2008 und 2009 kam es zu einer deutlichen Erholung und danach
zunächst zu einem langsamen Aufwärtstrend, der sich 2017 deutlich
beschleunigt hat. Insbesondere für die gewerbliche Wirtschaft war das
Jahr 2017 ein gutes Jahr. Allerdings blieben trotzdem
branchenübergreifend die Beschäftigungsplanungen während des
vergangenen Jahrzehnts recht zurückhaltend (vgl. Konjunkturberichte
der IHK 2014 bis 2017).
In der Region zwischen Halle, Bitterfeld-Wolfen und dem in Sachsen
liegenden Leipzig liegt mit dem "Chemiedreieck" ein Schwerpunkt der
Chemie- und Erdölindustrie in Deutschland. In Leuna wurden in den
letzten Jahren die größten Auslandsinvestitionen ganz Ostdeutschlands
getätigt. Die wirtschaftliche Schwerpunktregion ist verkehrstechnisch
mit vier Autobahnen, dem Flughafen Leipzig-Halle und dem
Bahnknotenpunkt Halle sehr gut erschlossen. Auch die Region nördlich
und westlich von Magdeburg profitiert von ihrer Lagegunst. Zwischen
Berlin und Hannover sowie am Wasserstraßenkreuz Elbe-Mittellandkanal
gelegen, bildet sich ein Ansiedlungsschwerpunkt vor allem des
Maschinenbaus heraus." (S.32f.)
Bei der Beschreibung der einzelnen
Kreise greifen die Stadtforscher auf Daten des
Zukunftsatlas 2016 und 2019 von Prognos zurück (vgl.
S.33ff.). Zu den Leerstandsquoten in den Kreisen heißt es:
"Im Landkreis (Anm.: Altmarkkreis
Salzwedel) liegen die Stadtumbaustädte Salzwedel, Gardelegen und
Klötze. In allen dreien ist die Leerstandsquote seit 2007 recht
konstant geblieben." (S.34)
"Im Landkreis (Anhalt-Bitterfeld) liegen die Stadtumbaustädte Zerbst,
Aken, Köthen und
Bitterfeld-Wolfen. Für Aken liegen keine Zahlen vor.
In den drei anderen Städten ist die Leerstandsquote seit 2007 recht
konstant geblieben, in Bitterfeld-Wolfen allerdings auf höherem
Niveau." (S.35)
"Im Landkreis (Börde) liegen die Stadtumbaustädte Haldensleben,
Wolmirstedt, Wanzleben und Oschersleben. Für Wanzleben liegen keine
Daten vor. In den drei übrigen Städten hat sich die Leerstandsquote
seit 2007 etwas unterschiedlich entwickelt: Während sie in
Oschersleben kontinuierlich zurückging, hat sie sich in Wolmirstedt in
den Jahren vor 2015 nochmals erhöht, um dann wieder zurückzugehen. In
Haldensleben blieb sie auf etwa demselben Niveau, das in allen drei
Fällen vergleichsweise niedrig liegt." (S.37)
"Im Landkreis (Burgenlandkreis) liegen die Stadtumbaustädte Nebra,
Weißenfels, Höhenmölsen, Naumburg und Zeitz. Für Nebra liegen keine
Daten vor. In den übrigen Städten hat sich die Leerstandsquote seit
2007 sehr unterschiedlich entwickelt: Während sie in Weißenfels und
Zeitz 2007 auf hohem Niveau lag, in Weißenfels erst ab 2014 reduziert
werden konnte und in Zeitz sogar noch ein wenig stieg, nahm sie in
Hohenmölsen bis 2013 zu und ab 2015 wieder deutlich ab. In Naumburg
konnte sie kontinuierlich gesenkt werden, nahm allerdings 2016 wieder
zu." (S.38f.)
"Die Leerstandsquote in Dessau-Roßlau hat sich seit 2007 etwas zurück
entwickelt, liegt aber nach wie bei etwas über 13 Prozent." (S.40)
"Die Leerstandsquote hat sich in Halle seit 2003 kontinuierlich
reduziert." (S.41)
"Im Landkreis liegen die Stadtumbaustädte Halberstadt, Quedlinburg,
Wernigerode, Blankenburg und Thale. In allen Städten außer Wernigerode
liegt die Leerstandsquote über 10 Prozent, in Halberstadt und
Blankenburg ist sie im Beobachtungszeitraum teilweise sogar wieder
etwas gestiegen." (S.42)
"Im Landkreis (Jerichower Land) liegen die Stadtumbaustädte Genthin
und Burg. Während die Leerstandsquote in Burg seit 2012 kontinuierlich
zurückging, hat sie sich in Genthin zwischen 2010 und 2015 erneut
erhöht, um dann wieder zurück zu gehen. Sie liegt hier aber
vergleichsweise niedrig bei knapp 10 Prozent." (S.43f.)
"Die Leerstandsquote (in Magdeburg) hat sich von über 20 Prozent 2004
auf inzwischen unter 10 Prozent reduziert." (S.45)
"Im Landkreis (Mansfeld-Südharz) liegen die Stadtumbaustädte
Hettstedt, Eisleben und Sangerhausen. Während die Leerstandsquote in
Sangerhausen von rund 15 Prozent im Jahr 2001 auf rund 6 Prozent 2017
gedrückt werden konnte, liegt sie in Eisleben seit 2007 auf
gleichbleibend hohem Niveau von rund 17 Prozent. In Hettstedt schwankt
die Leerstandsquote zwischen 10 und 15 Prozent." (S.46)
"Im Landkreis (Saalekreis) liegen die Stadtumbaustädte Querfurt,
Merseburg und Leuna. Zu Querfurt liegen keine Daten vor. In Merseburg
konnte die Leerstandsquote von rund 18 Prozent im Jahr 2001 bis 2015
auf rund 10 Prozent abgesenkt werden. In Leuna liegt die
Leerstandsquote 2017 bei knapp 10 Prozent." (S.48)
"Im Landkreis (Salzlandkreis) liegen die Stadtumbaustädte
Aschersleben, Staßfurt, Schönebeck, Calbe und Bernburg. Für Calbe
liegen keine Daten vor. Aschersleben, Staßfurt und Schönebeck haben
nach wie vor mit relativ hohen Leerstandsquoten von über 15 Prozent zu
kämpfen, die in Schönebeck sogar leicht angestiegen ist. In Bernburg
dagegen ist sie inzwischen auf unter 10 Prozent gefallen." (S.49)
"Im Landkreis (Stendal) liegen die Stadtumbaustädte Osterburg,
Havelberg, Stendal, Tangermünde und Tangerhütte. Für Tangermünde und
Tangerhütte liegen keine Daten vor. In Osterburg verharrt die
Leerstandsquote auf vergleichsweise hohem Niveau um die 14 Prozent, in
Havelberg hat sie sich zwischen 2007 und 2013 sogar erhöht. In Stendal
konnte der Leerstand von über 25 Prozent auf inzwischen rund 16
Prozent abgesenkt werden." (S.50)
"Im Landkreis (Wittenberg) liegen die Stadtumbaustädte Wittenberg,
Gräfenhainichen und Jessen. Für Gräfenhainichen und Jessen liegen
keine Daten vor. In Wittenberg hat sich die Leerstandsquote seit 2003
von knapp 14 Prozent auf etwas mehr als 10 Prozent kontinuierlich
zurückentwickelt." (S.52)
Im Kapitel 4 des Jahresberichts
wird die Situation und die Entwicklung der 45 Stadtumbaustädte
beschrieben. Die Heterogenität der Stadtentwicklungen wird nur in zwei
Abschnitten sichtbar:
"Die beiden Städte
Bitterfeld-Wolfen und Calbe haben seit 2002 mehr als ein Viertel ihrer
Einwohner verloren (vgl. Abbildung 4.1). Einen Einwohnerverlust von
immerhin mindestens einem Fünftel zeigen weitere elf Städte (Zeitz,
Gräfenhainichen, Staßfurt, Genthin, Hohenmölsen, Osterburg, Hettstedt,
Thale, Sangerhausen, Nebra und Tangerhütte). Besonders viele Einwohner
haben in relativer Hinsicht die Klein- und Mittelstädte verloren (vgl.
Abbildung 4.2). Für die Großstädte ist hingegen mittlerweile eine
leichte Zunahme zu verzeichnen. Allerdings ist die Großstadt Magdeburg
weiterhin die einzige Stadt mit einer positiven Einwohnerentwicklung
für den gesamten Zeitraum 2002-2017. Die Daten für die Stadt Halle
zeigen für den gleichen Zeitraum eine fast vollständige Stabilisierung
(-0,1 Prozent).
Im jüngsten Zeitraum 2012-2017 ist es zu einer leichten Entspannung
gekommen, dies verdeutlicht die nach 5-Jahres-Intervallen
differenzierte Auswertung der Einwohnerentwicklung im Zeitraum
2002-2017 (...). Dies betrifft insbesondere die Einwohnerentwicklung
in den beiden Großstädten, da hier die Entwicklung in den letzten fünf
Jahren Zuwächse aufweist (+3,5 Prozent). Sowohl in den Mittelstädten
(-2,6 Prozent) als auch in den Kleinstädten (-3,5 Prozent) fielen die
Einwohnerverluste im Zeitraum 2012-2017 geringer als in den beiden
Zeiträumen zuvor aus. Die stärksten Einwohnerverluste fanden mit
jeweils rund 8 Prozent in den Klein- und Mittelstädten im Zeitraum
2007-2012 statt." (S.57)
"In acht Mittelstädten (Bernburg,
Bitterfeld-Wolfen, Köthen, Quedlinburg, Sangerhausen, Staßfurt,
Wernigerode, Zeitz) und elf Kleinstädten (Aken, Blankenburg, Calbe,
Genthin, Hohenmölsen, Nebra, Osterburg, Querfurt, Tangerhütte, Thale,
Wanzleben) gestaltete sich die Einwohnerentwicklung seit 2001 nahezu
kontinuierlich negativ. In den beiden Großstädten verlief die
Entwicklung etwas unterschiedlich, denn für Magdeburg sind schon ab
2005 stagnierende bzw. leicht zunehmende Einwohnerzahlen zu
beobachten, wohingegen diese Entwicklung in Halle erst ca. 2010
einsetzte. Seit ca. 2011 ist auch für 14 Mittelstädte (Aschersleben,
Burg, Dessau-Roßlau, Eisleben, Gardelegen, Halberstadt, Merseburg,
Naumburg, Salzwedel, Schönebeck, Stendal, Weißenfels, Wittenberg,
Zerbst) und für zehn Kleinstädte (Gräfenhainichen, Haldensleben,
Havelberg, Hettstedt, Jessen, Klötze, Leuna, Oschersleben,
Tangermünde, Wolmirstedt) eine deutlich verlangsamte
Bevölkerungsabnahme, Stagnation oder sogar eine leichte Zunahme zu
beobachten." (S.59)
Die Stadtforscher verwenden
stattdessen lieber Mittelwerte, um die Heterogenität unsichtbar zu
machen. Begründet wird dies durch die negativen Bevölkerungsprognosen,
die sich in der Vergangenheit jedoch als allzu pessimistisch
herausgestellt haben.
Für die Beschreibung der
Alterstruktur wird der negativ konnotierte Begriff der "Überalterung"
verwendet und dies als Hauptproblem herausgehoben. Problematisch ist
jedoch, dass nur für 26 der 45 Stadtumbaustädte überhaupt Daten dazu
vorliegen. Für die Fördergebiete liegen nur in 95 entsprechende Daten
für 24 Städte vor.
Die Strukturschwäche von Städten
zeigt sich am Pendlersaldo. Je positiver der Saldo, desto attraktiver
ist eine Stadt als Wohnstandort. Zu den 45 Stadtumbaustädten heißt es:
"Die Einpendler-Auspendler-Relation
bzw. das Pendlersaldo (Einpendler abzüglich Auspendler) ist ein
Indikator für das lokale Arbeitsplatzangebot. Gemäß den Daten der
Bundesagentur für Arbeit besteht im Jahr 2017 nur in 22 der 45 Städte
ein Einpendlerüberschuß, dort gibt es also mehr Einpendler als
Auspendler (vgl. Abbildung 4.12). Von diesen 22 Städten gehören fünf
zu den Kleinstädten, besonders hervorzuheben sind hier die beiden
Kleinstädte Leuna und Haldensleben, die hinsichtlich des positiven
Pendlersaldos an dritter und fünfter Stelle stehen. Ein negatives
Pendlersaldo (mehr Auspendler als Einpendler) zeigen sechs
Mittelstädte und 17 Kleinstädte.
Die räumliche Nähe zu größeren bzw. attraktiveren Städten in der Nähe
führt in einigen Städten zu einem negativen Pendlersaldo (z. B.
Wolmirstedt im Einzugsbereich von Magdeburg). Auffällig ist das –
gemessen an der Stadtgröße – vergleichsweise nur schwach positive
Pendlersaldo der einwohnerstarken Mittelstädte Wittenberg, Halberstadt
und Weißenfels (Weißenfels weist sogar ein negatives Pendlersaldo auf,
liegt aber mit rund 25-30 km Entfernung noch im Einzugsbereich der
beiden Großstädte Halle und Leipzig)." (S.67f.)
Nicht die Demografie ist das
Problem, sondern die Strukturschwäche und die Unattraktivität als
Wohnstandort. Desweiteren tragen aufgrund des neoliberalen Zeitgeistes
die Höhe der Arbeitslosigkeit und die Anzahl der Transferempfänger zur
Stigmatisierung von Städten bei. Dies kommt auch in der folgenden
Betrachtung zum Ausdruck:
"Wie viele Einwohner direkt oder
indirekt auf (Sozial-)Leistungen nach dem SGB II angewiesen sind (SGB-II-Quote),
verdeutlicht der Anteil der ALG-II-Personen in Bedarfsgemeinschaften
pro Einwohner bis 65 Jahre. Diese Einwohner gelten als relativ
einkommensarm. Einen relativ hohen Anteil einkommensarmer Einwohner
mit über 20 Prozent gibt es im Jahr 2017 in neun Städten (Merseburg,
Eisleben, Hettstedt, Zeitz, Köthen, Stendal, Aschersleben,
Sangerhausen, Bitterfeld-Wolfen). Bis auf Bitterfeld-Wolfen, Köthen
und Zeitz haben alle neun Städte auch einen Arbeitslosenanteil von
über zehn Prozent. Die beiden Großstädte Halle und Magdeburg zeigen
sowohl beim Anteil der ALG-II-Personen in Bedarfsgemeinschaften pro
Einwohner bis 65 Jahre als auch beim Arbeitslosenanteil eine eher
mittlere bis etwas höhere Belastung im Vergleich der 45 Städte, wobei
sich die Situation in Magdeburg als etwas stabiler als in Halle
darstellt." (S.70)
Die Verschuldung von Kommunen hängt
stark damit zusammen, dass die Probleme von Arbeitslosigkeit und
Transferbezug den Kommunen aufgebürdet wird:
"Die regionale Verteilung der neun
Stadtumbaustädte mit einer besonders hohen kommunalen
Pro-Kopf-Verschuldung von mindestens 4.000 Euro/Einwohner zeigt eine
deutliche Ballung im mittleren und südlichen Teil von Sachsen-Anhalt
(Wittenberg, Halle, Bitterfeld-Wolfen, Köthen, Calbe, Sangerhausen,
Aschersleben, Hettstedt, Havelberg)." (S.73)
Aufgrund der Standortkonkurrenz
geraten solche Städte in eine Abwärtsspirale. Die demografische
Entwicklung ist dann nur die Folge dieser politisch verursachten
Situation.
Die Stadtforscher unterscheiden
zwischen "Altbaustädten" und "Plattenbaustädten", wobei Datenprobleme
dazu führen, dass nur für 25 der 45 Städte überhaupt genauere Angaben
vorliegen. Dazu heißt es:
"Der Altbaubestand prägt
grundsätzlich die analysierten 25 Städte (45,3 Prozent). Auf den
Plattenbau entfällt mit 21,6 Prozent ein etwas größerer Anteil als auf
die sonstigen Nachkriegsbauten mit 21,3 Prozent. Die ab 1990
erstellten Neubauten stellen 13,9 Prozent der Wohnungsbestände.
Hinsichtlich des Wohnungsbestandes können die einzelnen Städte in
»Altbaustädte« oder »Plattenbaustädte« unterschieden werden.
Dominierend sind die »Altbaustädte«, denn von den 25 Städten, für die
Angaben zum Baualter vorliegen, haben rund die Hälfte einen
überdurchschnittlichen und dominierenden Altbauanteil (Tangermünde,
Naumburg, Leuna, Wittenberg, Aschersleben, Bernburg, Burg, Thale,
Schönebeck, Gardelegen, Weißenfels, Haldensleben und Zerbst, vgl.
Abbildung 4.19).
Als »Plattenbaustädte« können vier der 25 Städte bezeichnet werden (Bitterfeld-Wolfen,
Hohenmölsen, Sangerhausen, Stendal). Ebenfalls aus der Bauzeit ab 1949
bis 1989 stammen die Nachkriegsbauten (ohne Plattenbauweise), die in
den Städten Salzwedel, Osterburg, Hettstedt und Havelberg besonders
prägend sind. Einige Städte zeigen keine klare Dominanz einer
einzelnen Baualtersgruppe (Halberstadt, Halle, Magdeburg)." (S.74)
Quedlinburg gehört zwar zu den 25
Städten, wird aber nicht erwähnt. Dort gibt es etwa gleich starke
Anteile von Altbau, Plattenbau und Neubau (ab 1990er Jahre). Beim
Sanierungsstand gehört Quedlinburg zu den Schlusslichtern:
"Beim Strukturmerkmal
Sanierungsstand zeigt sich im aktuellen Berichtsjahr 2017 für die 23
Städte mit vorliegenden bzw. auswertbaren Monitoringdaten eine große
Varianz (vgl. Abbildung 4.22): Es gibt zehn Städte mit einem sehr
hohen Anteil an vollsanierten Wohnungen von über 70 Prozent
(Halberstadt, Osterburg, Klötze, Schönebeck, Leuna, Wittenberg, Halle,
Gardelegen, Magdeburg, Burg). In drei Städten liegt der Anteil
vollsanierter Wohnungen unter 50 Prozent (Thale, Bernburg,
Quedlinburg). Da die Kategorie »teilsaniert« in den Städten
unterschiedlich interpretiert wird, wird nur noch der als unsaniert
eingestufte Wohnungsbestand bewertet.6 Besonders hohe Anteile
unsanierter Wohnungen von über 15 Prozent werden in drei Städten
registriert (Thale, Quedlinburg, Havelberg)." (S.77)
Die Eigentümerstruktur ist in den
Städten heterogen und hängt insbesondere mit der dominierenden
Bausubstanz und der kommunalen Privatisierungspolitik zusammen:
"Die Besitzverhältnisse stehen mit
der bereits beschriebenen Baualtersstruktur überwiegend in enger
Wechselwirkung, denn die Altbau- wie auch die Neubaubestände ab 1990
befinden sich vorzugsweise im privaten Eigentum und die
Wohnungsbestände der Nachkriegszeit ab 1949 und die Plattenbaubestände
gehören überwiegend zum Bestand der Organisierten Wohnungswirtschaft.
Der Wohnungsbestand befindet sich in den untersuchten 27 Städten im
Berichtsjahr 2017 zu zwei Dritteln im Privatbesitz und zu einem
Drittel im Besitz der Organisierten Wohnungswirtschaft (...). In den
einzelnen Städten gibt es jedoch erhebliche Unterschiede (...), denn
es gibt Städte mit einem sehr hohen Anteil an privatem Wohnungsbestand
von über 70 Prozent (Naumburg, Burg, Tangermünde, Haldensleben,
Genthin, Bernburg, Aschersleben) und auch eine Stadt mit einem
vergleichsweise hohen Anteil von über 50 Prozent der Wohnungen im
Besitz der Organisierten Wohnungswirtschaft (Gardelegen). (...).
Es gibt sowohl Kleinstädte (Tangermünde) als auch Mittelstädte
(Naumburg) mit einem weit überdurchschnittlichen Anteil an privatem
Wohnungsbestand, aber auch Kleinstädte (Hohenmölsen) und Mittelstädte
(Gardelegen) mit einem weit überdurchschnittlichen Anteil des
Wohnungsbestandes im Besitz der Organisierten Wohnungswirtschaft. In
den beiden Großstädten befindet sich der Wohnungsbestand zu rund 60
Prozent in privater Hand." (S.80f.)
Die Wohnungsbaupolitik hat in den
vergangenen Jahren zu massiven Verschiebungen bei den
Eigentumsverhältnissen geführt:
"Innerhalb des betrachteten
Jahrzehnts hat eine Verschiebung zugunsten des privaten Eigentums
stattgefunden. Die Besitzverhältnisse haben sich verschoben, da
Rückbau und Verkauf von Nachkriegsbeständen überwiegend durch die
Organisierte Wohnungswirtschaft und Ankäufe und Neubautätigkeiten vor
allem durch private Eigentümer erfolgt sind. In der Summe der 24
untersuchten Städte hat sich der Anteil der Wohnungen im Privatbesitz
von 44 Prozent im Jahr 2007 auf 52 Prozent im Jahr 2017 erhöht. Am
stärksten sind diese Veränderungen in den Mittelstädten ausgeprägt, da
sich hier der Anteil der Wohnungen im Privatbesitz von 42 auf 51
Prozent erhöht hat (...). In den beobachteten Kleinstädten hat
hingegen die Bedeutung der Organisierten Wohnungswirtschaft sogar
zugenommen." (S.82)
Die folgende Tabelle zeigt, dass
bis zum Jahr 2013 die Förderung des Abrisses gegenüber der Aufwertung
dominierte, wenn die Gesamtförderung des Stadtumbaus in Sachsen-Anhalt
betrachtet wird:
Jahr |
Fördermittel
Abriss |
Fördermittel
Abriss
seit 2002 |
Fördermittel
Aufwertung |
Fördermittel
Aufwertung
seit 2002 |
Wohnungs-
abgänge
gemäß
Statistischem
Landesamt |
2002 |
24,4
Millionen € |
24,4 Millionen
€ |
24,2
Millionen € |
24,2
Millionen € |
8.600 |
2003 |
32,0
Millionen € |
56,4 Millionen
€ |
21,1
Millionen € |
45,3
Millionen € |
8.600 |
2004 |
38,0 Millionen € |
94,4 Millionen
€ |
3,5
Millionen € |
48,8
Millionen € |
13.400 |
2005 |
29,5
Millionen € |
123,9 Millionen
€ |
15,8
Millionen € |
64,4
Millionen € |
12.300 |
2006 |
29,7
Millionen € |
153,6 Millionen
€ |
6,9
Millionen € |
71,5
Millionen € |
7.335 |
2007 |
13,6
Millionen € |
167,2 Millionen
€ |
20,2
Millionen € |
91,7
Millionen € |
5.300 |
2008 |
11,8
Millionen € |
179,0 Millionen
€ |
23,9
Millionen € |
115,6
Millionen € |
4.750 |
2009 |
14,8
Millionen € |
193,8 Millionen
€ |
29,0
Millionen € |
144,6
Millionen € |
4.900 |
2010 |
12,9
Millionen € |
206,7 Millionen
€ |
22,0
Millionen € |
166,6
Millionen € |
3.945 |
2011 |
9,5
Millionen € |
216,2 Millionen
€ |
20,1
Millionen € |
186,7
Millionen € |
4.039 |
2012 |
11,5
Millionen € |
227,7 Millionen
€ |
18,4
Millionen € |
205,1
Millionen € |
2.910 |
2013 |
11,7
Millionen € |
239,4 Millionen
€ |
19,9
Millionen € |
225,0
Millionen € |
5.123 |
2014 |
7,3
Millionen € |
246,7
Millionen € |
30,4
Millionen € |
255,4 Millionen
€ |
2.343 |
2015 |
7,5
Millionen € |
254,2
Millionen € |
32,8
Millionen € |
288,2 Millionen
€ |
2.634 |
2016 |
5,0
Millionen € |
259,2
Millionen € |
36,9
Millionen € |
325,1 Millionen
€ |
3.406 |
2017 |
3,9
Millionen € |
263,1
Millionen € |
43,2 Millionen
€ |
368,3 Millionen
€ |
2.165 |
Zum Einsatz der Rückbaufördermittel
in den 45 Stadtumbaustädten heißt es:
"Mit knapp 90 Mio. Euro wurde für
die beiden Großstädte zwar ein sehr großer Anteil der gesamten
Rückbaufördermittel bewilligt (33,8 Prozent), dieser ist aber gemessen
an der Einwohnerzahl eher unterrepräsentativ. Gründe liegen in der
Spezifik der wohnungswirtschaftlichen Akteure, dem Mengengerüst
rückzubauender Wohnungen und im Wirken von günstigen Kontextfaktoren.
Relativ hohe absolute Fördersummen von je mehr als 4 Mio. Euro
entfallen im Zeitraum 2002 bis 2017 auf die 15 Mittelstädte
Aschersleben, Bernburg,
Bitterfeld-Wolfen, Burg, Dessau-Roßlau,
Genthin, Halberstadt, Köthen, Merseburg, Sangerhausen, Schönebeck,
Staßfurt, Stendal, Wittenberg und Zeitz. (...).
Im Zeitraum 2002-2017 wurde nach Angaben des Ministeriums für
Landesentwicklung und Verkehr (MLV) in den 45 Stadtumbaustädten der
Rückbau von insgesamt 81.699 Wohnungen bewilligt und der Rückbau von
78.438 Wohnungen umgesetzt (96,0 Prozent). Drei Viertel aller
Rückbauten entfielen mit 58.647 der insgesamt 78.438 realisierten
Rückbauten auf die zehn rückbaustärksten Städte (Halle, Dessau-Roßlau,
Magdeburg, Bitterfeld-Wolfen, Stendal, Merseburg, Sangerhausen,
Halberstadt, Wittenberg, Zeitz). Die Rückbautätigkeit ist allerdings
auch in diesen zehn Städten stark rückläufig". (S.88)
Im Zeitverlauf ergeben sich für den
Rückbau folgende Tendenzen:
"Die Betrachtung der
Abrisstätigkeit in den Stadtumbau-Kommunen während der vergangenen 16
Jahre zeigt einen starken Rückgang (...). Eine bedeutende
Rückbautätigkeit hat es demnach vor allem während der ersten fünf
Jahre der Programmlaufzeit gegeben. Im Jahr 2017 wurden lediglich 97
Wohnungen in nur zwei Städten rückgebaut (Schönebeck, Quedlinburg). Da
für das gleiche Jahr 2017 jedoch ein Rückbau von 811 Wohnungen in
insgesamt vier Städten (Bitterfeld-Wolfen, Halberstadt, Schönebeck,
Quedlinburg) bewilligt wurde, könnte diese sehr niedrige Anzahl
tatsächlich rückgebauter Wohnungen im Jahr 2017 in nachfolgenden
Anpassungen der Fördermittelstatistik des Landes noch etwas zunehmen.
Die Anzahl der Städte, die sich mit Rückbauaktivitäten an der
Umsetzung des Programms beteiligen, nimmt seit 2006 ab (...).
Lediglich 2012 und 2013 ist noch einmal ein kleiner Aufschwung zu
verzeichnen, was wohl mit der Inanspruchnahme der Restmittel aus der
Härtefallregelung zusammenhängt. Nach 2013 ist eine kontinuierlich
weiter sinkende Beteiligung am Rückbau zu beobachten." (S.89)
Besonderes Augenmerk liegt auf der
Entwicklung der Leerstandsquoten in den Stadtumbaustädten, die
folgendermaßen beschrieben wird:
"Durch den Vergleich der
Leerstandsquoten von 2001/02 und 2017 wird deutlich, dass sie in zwölf
der 20 Städten gesenkt werden konnten (vgl. Tabelle 4.1). Bei sechs
der 20 Städte mit einer zwischen 2001 und 2017 reduzierten
Leerstandsquote ist diese Entwicklung unter Vorbehalt zu sehen, da vor
allem zwischen den Berichtsjahren 2015 bis 2017 starke Veränderungen
zu beobachten sind, was darauf hindeutet, dass die Reduktionen auf den
veränderten Gebietszuschnitt zurückzuführen sind (Bernburg,
Hohenmölsen, Genthin, Salzwedel, Schönebeck, Weißenfels). In zwei
Städten ist zwischen den Berichtsjahren 2015 und 2016 bzw. 2017 auch
eine starke Erhöhung der Leerstandsquote feststellbar, was ebenfalls
aus den erfolgten Eingemeindungen resultieren kann (Hettstedt,
Naumburg).
Eine Leerstandsquote von über 15 Prozent weisen Ende 2017 insgesamt
sieben Städte auf (Aschersleben, Gardelegen, Halberstadt, Havelberg,
Naumburg, Schönebeck, Stendal, Weißenfels). In neun Städten liegt die
Leerstandsquote im Jahr 2017 unter 10 Prozent (Bernburg, Genthin,
Haldensleben, Halle, Hohenmölsen, Leuna, Magdeburg, Sangerhausen,
Zerbst).
Die Betrachtung der Leerstandsentwicklung im Verlauf der einzelnen
Jahre im Zeitraum 2001 bis 2017 zeigt, dass nur in einer Minderzahl
der Städte ein kontinuierlicher Leerstandsabbau beobachtet werden kann
(vgl. Tabelle 4.1). Eine weitgehend kontinuierliche
Leerstandsreduktion kann nur in den beiden Großstädten (vor allem in
Magdeburg) und in weiteren sechs Mittelstädten (Bernburg, Naumburg,
Sangerhausen, Stendal, Weißenfels, Wittenberg) sowie zwei Kleinstädten
(Genthin, Osterburg) festgestellt werden (für die Mittelstadt Naumburg
gilt dies nur etwas eingeschränkt, da ab dem Berichtsjahr 2016 eine
starke Erhöhung festzustellen ist). Eine besonders deutliche
Leerstandszunahme im Zeitraum 2001 bis 2017 zeigen hingegen die
Mittelstadt Schönebeck sowie die beiden Kleinstädte Havelberg und
Hohenmölsen (für Hohenmölsen ist ab dem Berichtsjahr 2016 zwar eine
auffallend starke Leerstandsreduktion feststellbar, die wahrscheinlich
auf einen veränderten Gebietszuschnitt bzw. erfolgte Eingemeindungen
zurückzuführen ist). Die Leerstandsentwicklung der restlichen Klein-
und Mittelstädte stagniert im Wesentlichen." (S.102f.)
Das Kapitel 5 beschreibt die
Entwicklung der 171 Fördergebiete in den 45 Städten, wobei nur Daten
für 127 Fördergebiete in 29 Städten vorliegen. Wie bereits weiter oben
erwähnt gelten Plattenbaugebiete am Stadtrand als "soziale
Brennpunkte" bzw. als "Generationswechselgebiete", weil sie einen
hohen Altenquotient aufweisen. Der Rückbau in den Fördergebieten
konzentrierte sich auf diese Plattenbauten am Stadtrand:
"Zum tatsächlich vollzogenen
Rückbau im Zeitraum 2002-2017 liegen im Monitoring für 81 der 127
Fördergebiete (für die überhaupt Monitoringdaten vorliegen)
hinreichend plausible Angaben vor (63,8 Prozent). In diesen 81
untersuchten Fördergebieten wurden seit 2002 insgesamt 48.384
Wohnungen rückgebaut. Drei Viertel aller geförderten Abrisse wurden im
Zeitraum 2002-2017 mit 36.240 Rückbauten im Gebietstyp
Stadtrand/Plattenbau durchgeführt (...). Im Durchschnitt der
untersuchten 22 Fördergebiete im Gebietstyp Stadtrand/Plattenbau
wurden damit je Fördergebiet 1.647 Wohnungen rückgebaut. (...).
Insgesamt wurden in allen untersuchten 81 Fördergebieten zusammen am
stärksten Wohnungen in Plattenbauweise rückgebaut (38.277 Wohnungen;
79,0 Prozent der Abrisse). Dabei entfiel auf den Gebietstyp
Stadtrand/Plattenbau (32.397 Abrisse) der Großteil der abgerissenen
Plattenbau-Wohnungen. Im Gebietstyp Innenstadt/Sonstige wurden weitere
Plattenbaubestände abgerissen (4.405 Abrisse), im Gebietstyp
Innenstadt/Altbau dagegen kaum Wohnungen in Plattenbauweise (1.289
Abrisse). Im Gebietstyp Innenstadt/Altbau sind jedoch 1.842
Altbau-Wohnungen rückgebaut worden." (S.129)
Der geförderte Rückbau fand fast
ausschließlich durch Wohnungsbaugesellschaften statt. Die Autoren
gehen von einem weiteren Rückgang der Bevölkerung bis 2025
insbesondere in Mittelstädten aus:
"Im Gegensatz zu den Großstädten,
in denen zumindest im ersten Zeitintervall noch mit einer
Einwohnerzunahme gerechnet wird (2017-2025: +1,1 Prozent; 2025-2030:
-0,7 Prozent), wird für die Mittel- und Kleinstädte von einer
kontinuierlichen Einwohnerabnahme ausgegangen. Bis 2025 werden elf
Mittelstädte (Aschersleben, Bernburg, Burg, Eisleben, Halberstadt,
Merseburg, Sangerhausen, Schönebeck, Stendal, Weißenfels, Wittenberg)
und fünf Kleinstädte (Gräfenhainichen, Hettstedt, Jessen, Leuna,
Tangermünde) besonders betroffen sein". (S.152)
Für 19 Städte wagen die Autoren
eine Leerstandsprognose für das Jahr 2025:
"Für lediglich drei der 19 Städte
wird für 2025 eine niedrigere Leerstandsquote als für das Berichtsjahr
2017 erwartet (Dessau-Roßlau, Magdeburg, Wittenberg). Eine
Leerstandsquote von mindestens 20 Prozent wird für sieben der 19
Städte prognostiziert (Bitterfeld-Wolfen, Burg, Halberstadt,
Hettstedt, Hohenmölsen, Schönebeck, Quedlinburg). Die höchsten
Leerstandsquoten werden für Hohenmölsen (29,8), Bitterfeld-Wolfen
(28,1 Prozent), Hettstedt (26,0 Prozent), Schönebeck (24,3 Prozent),
Burg (22,8 Prozent) und Quedlinburg (22,7 Prozent) erwartet. Für die
Städte Burg und Hohenmölsen wird mit mindestens einer Verdoppelung der
Leerstandsquote bis zum Jahr 2025 gerechnet. (...).
Von den drei Städten Dessau-Roßlau, Magdeburg und Wittenberg, in denen
eine sinkende Leerstandsquote im Vergleich 2017 zu 2025 prognostiziert
wird, erscheint dies vor den im gleichen Zeitraum gemäß der Prognose
des Statistischen Landesamtes zu erwartenden Einwohnerverluste nur für
die Stadt Magdeburg realistisch (...). In den beiden Städten
Dessau-Roßlau und Wittenberg ist ggf. eine Anpassung der
Prognoseerwartungen hinsichtlich der Leerstandsentwicklung
empfehlenswert." (S.153f.)
Die folgende Tabelle zeigt die
Fördergebiete Plattenbau am Stadtrand in den 45 Stadtumbaustädten an.
Gegenüber dem Jahresbericht 2007 ergaben sich teilweise
Typisierungsänderungen beim Gebietstyp:
Kommunen |
Landkreis |
Gemeinde-
größe |
Plattenbaugebiet am Stadtrand 2017 (2007) |
Neubebauung |
Aken |
Anhalt-Bitterfeld |
Kleinstadt |
Dessauer
Chaussee/Dessauer Landstraße |
|
Aschersleben |
Salzlandkreis |
Mittelstadt |
BG I "H.-Welz-Str./H.-Just-Str. |
|
Bernburg/Saale |
Salzlandkreis |
Mittelstadt |
Großsiedlung Süd/West |
Eigenheimsiedlung
(Planung 1/2014) |
Zepziger Weg |
|
Bitterfeld-Wolfen |
Anhalt-Bitterfeld |
Mittelstadt |
Krondorf
(Wolfen);
Wolfen Nord |
|
Blankenburg |
Harz |
Kleinstadt |
Oesig-Geschosswohnungsbau; Regensteinsiedlung |
|
Burg |
Jerichower Land |
Mittelstadt |
Innenstadt/West/Süd, Teilbereich Süd |
|
Calbe |
Salzlandkreis |
Kleinstadt |
Kleine und
Große Mühlenbreite (2006: Stadtrand/Sonstige) |
|
Dessau-Roßlau |
kreisfrei |
Mittelstadt |
Zoberberg |
|
Eisleben |
Mansfeld-Südharz |
Mittelstadt |
Helbraer
Str./Gerbstedter Str. (2006: Stadtrand/Sonstige);
Raismeser Str./Sonnenweg |
|
Gardelegen |
Altmarkkreis Salzwedel |
Mittelstadt |
|
|
Genthin |
Jerichower Land |
Kleinstadt |
|
|
Gräfenhainichen |
Wittenberg |
Kleinstadt |
|
|
Halberstadt |
Harz |
Mittelstadt |
|
|
Haldensleben |
Börde |
Kleinstadt |
Süplinger
Berg |
|
Halle/Saale
|
kreisfrei |
Großstadt |
Heide
Nord; Neustadt; Silberhöhe; Südstadt |
|
Havelberg |
Stendal |
Kleinstadt |
|
|
Hettstedt |
Mansfeld-Südharz |
Kleinstadt |
Wohngebiet
II, III und IV |
|
Hohenmölsen |
Burgenlandkreis |
Kleinstadt |
Nord |
|
Jessen (Elster) |
Wittenberg |
Kleinstadt |
Holzdorf-Ost |
|
Klötze |
Altmarkkreis Salzwedel |
Kleinstadt |
An der
Wasserfahrt/Am Hegelfeld; (Nord-Ost) |
|
Köthen (Anhalt) |
Anhalt-Bitterfeld |
Mittelstadt |
Rüsternbreite |
|
Leuna |
Saalekreis |
Kleinstadt |
|
|
Magdeburg |
kreisfrei |
Großstadt |
Neu
Olvenstedt; Neustädter Feld; Nord; Reform |
|
Merseburg |
Saalekreis |
Mittelstadt |
West
(2006: Stadtrand/Sonstige); West
2 |
|
Naumburg/Saale |
Burgenlandkreis
|
Mittelstadt |
(Am
Holländer) |
|
Nebra (Unstrut) |
Burgenlandkreis |
Landstadt |
Nebra-Ost |
|
Oschersleben |
Börde |
Kleinstadt |
Wasserrenne |
|
Osterburg (Altmark) |
Stendal |
Kleinstadt |
Wohngebiet
Golle |
|
Quedlinburg |
Harz |
Mittelstadt |
|
|
Querfurt |
Saalekreis |
Kleinstadt |
Querfurt-Süd |
|
Salzwedel |
Altmarkkreis Salzwedel |
Mittelstadt |
Arendseer
Str.; Uelzener Str. |
|
Sangerhausen |
Mansfeld-Südharz |
Mittelstadt |
Othaler
Weg |
|
Schönebeck |
Salzlandkreis |
Mittelstadt |
Straße der
Jugend |
|
Staßfurt |
Salzlandkreis |
Mittelstadt |
Friedensring; Staßfurt-Nord; Tierpark |
|
Stendal |
Stendal |
Mittelstadt |
Stadtsee
(2006: Innenstadt/Sonstige);
Stendal-Süd |
|
Tangerhütte |
Stendal |
Kleinstadt |
Nord-West |
|
Tangermünde |
Stendal |
Kleinstadt |
|
|
Thale |
Harz |
Kleinstadt |
Blankenburger Str. (2006: Innenstadt/Sonstige) |
|
Wanzleben |
Börde |
Kleinstadt |
Südöstliche Stadterweiterung |
|
Weißenfels |
Burgenlandkreis |
Mittelstadt |
Kugelberg;
Weißenfels-Süd |
|
Wernigerode |
Harz |
Mittelstadt |
Harzblick;
Stadtfeld; (Burgbreite) |
|
Wittenberg |
Wittenberg |
Mittelstadt |
Apollensdorf (Ringstraße); Lerchenberg/Trajuhnscher Bach |
|
Wolmirstedt |
Börde |
Kleinstadt |
|
|
Zeitz |
Burgenlandkreis |
Mittelstadt |
FG 2 |
|
Zerbst (Anhalt) |
Anhalt-Bitterfeld |
Mittelstadt |
|
|
BRANDT, Martina/DAHLBECK,
Elke/FLÖGEL, Franz/GÄRTNER, Stefan/SCHLIETER, Dajana/SCHILCHER,
Christian (2019) Raum und Unternehmen. Zur Funktionsweise von
Unternehmensengagement in Regionen mit Entwicklungsbedarf, Nomos
Verlag
Das Autorenteam legt u.a.
Ergebnisse zu einer Fallstudie über
Bitterfeld-Wolfen
in Sachsen-Anhalt dar.
ECKERT, Daniel
(2019): Bevölkerungszahl im Osten fällt auf den Stand von 1905.
Zwar hat die ostdeutsche Wirtschaft
seit dem Ende der DDR stark aufgeholt. Doch das konnte die Abwanderung
von Millionen nicht stoppen. Die "Teilungslücke" wird Forschern
zufolge immer größer,
in: Welt
v. 13.06.
STALA
SACHSEN-ANHALT (2019): Am 31.12.2018 lebten in Sachsen-Anhalt
2.208.321 Einwohner und Einwohnerinnen,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 14.06.
"Ende 2018 zählte Sachsen-Anhalt
2.208.321 Einwohner und Einwohnerinnen, davon waren 1.121.642
weiblichen und 1.086.679 männlichen Geschlechts. Dies entsprach einem
Rückgang um 0,7 % im Vergleich zum Vorjahr.
Wie das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt mitteilt, verringerte
sich die Einwohnerzahl Sachsen-Anhalts im Jahr 2018 um 14.760
Personen, was etwa der Einwohnerzahl der Stadt Sandersdorf-Brehna im
Landkreis Anhalt-Bitterfeld entspricht. In den Vorjahren war die
Bevölkerung um 13.171 (2017) bzw. 9.218 (2016) Personen in geringerem
Umfang als 2018 geschrumpft. Einen Bevölkerungszuwachs gab es zuletzt
im Jahr 2015 um 9.922 Personen.
Die Schrumpfung der weiblichen Bevölkerung in den Jahren 2017 und 2018
fiel mit jeweils -0,5% bzw. -0,6 % geringer aus als die der männlichen
Bevölkerung (in beiden Jahren jeweils -0,7 %). Am 31.12.2018 gab es
969 Männer pro 1.000 Frauen. In den Jahren von 1990 bis 2016 hatte
sich die Geschlechterverteilung von 911 auf 972 Männer pro 1.000
Frauen verschoben. Der Frauenanteil lag 2018 bei 50,8% (1990: 52,3 %).
Die Bevölkerungsentwicklung verlief regional unterschiedlich. Die
Landeshauptstadt Magdeburg und die kreisfreie Stadt Halle (Saale)
verzeichneten Bevölkerungsgewinne von 219 bzw. 84 Personen, während
die kreisfreie Stadt Dessau-Roßlau sowie alle Landkreise
Bevölkerungsrückgänge zwischen 537 und 2.179 Personen verbuchten. Die
prozentual größten Bevölkerungsverluste wurden mit 1,3 % im Landkreis
Mansfeld-Südharz registriert.
Einwohnerreichste Stadt Sachsen-Anhalts war im Dezember 2018 weiterhin
Halle (Saale) mit 239.257 Personen, dicht gefolgt von der
Landeshauptstadt Magdeburg (238.697 Personen). Die geringsten
Einwohnerzahlen verzeichnete die Gemeinde Bornstedt im Landkreis
Mansfeld-Südharz mit 791 Personen.
Die kleinste der 104 Gemeinden mit Stadtrecht war Sandau (Elbe) im
Landkreis Stendal mit 849 Personen. Zu den einwohnerreichsten
Gemeinden ohne Stadtrecht des Landes gehörten die Einheitsgemeinden
Hohe Börde (Bördekreis) mit 18.397 Personen, gefolgt von Teutschenthal
(Saalekreis) sowie Muldestausee (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) mit
12.850 bzw. 11.631 Personen", meldet das Statistische Landesamt
Sachsen-Anhalt.
STALA
SACHSEN-ANHALT (2019): Kontinuierliche steigende Schülerzahlen in
Sachsen-Anhalt seit dem Schuljahr 2010/11,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 26.06.
STALA
SACHSEN-ANHALT (2019): Junge Menschen in Sachsen-Anhalt,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 01.07.
IZAH (2019): Das andere Bauhaus-Erbe: Leben in den
Plattenbausiedlungen Sachsen-Anhalts heute, Halle, 01.07.
Aus der folgenden Tabelle sind die
Plattenbausiedlungen in Sachsen-Anhalt aufgeführt (vgl. S.6f.):
Kommunen |
Landkreis |
Gemeinde-
größe |
Name des Plattenbaugebiets |
Anzahl
Wohnungen
1991 |
Anzahl
Wohnungen
nach Rückbau
ab 2000
(Jahr) |
Aken |
Anhalt-Bitterfeld |
Kleinstadt |
Dessauer
Chaussee/Dessauer Landstraße |
k. A. |
k. A. |
Aschersleben |
Salzlandkreis |
Mittelstadt |
Hecklinger Straße |
1.100 |
k. A. |
Kosmonautenviertel |
1.600 |
k. A. |
Bernburg/Saale |
Salzlandkreis |
Mittelstadt |
Großsiedlung Süd/West |
1.500 |
913 (2008) |
Talstadt |
k. A. |
2.009 (2008) |
Zepziger Weg |
k. A. |
1.435 (2008) |
Bitterfeld-Wolfen |
Anhalt-Bitterfeld |
Mittelstadt |
Krondorf
(Wolfen) |
k. A. |
k. A. |
Wolfen Nord |
11.100 |
8.282 (2008) |
Blankenburg |
Harz |
Kleinstadt |
Oesig-Geschosswohnungsbau |
fehlt |
fehlt |
Regensteinsiedlung |
1.400 |
k. A. |
Burg |
Jerichower Land |
Mittelstadt |
Burg-Süd |
1.400 |
1.178 (2016) |
Calbe |
Salzlandkreis |
Kleinstadt |
Kleine Mühlenbreite |
k. A. |
k. A. |
Große Mühlenbreite |
k. A. |
k. A. |
Dessau-Roßlau |
kreisfrei |
Mittelstadt |
Friederikenplatz |
k. A. |
1.640 (2007) |
Kleine Schaftrift |
k. A. |
1.000 (2007) |
Zoberberg |
3.100 |
2.400 (2007) |
Eisleben |
Mansfeld-Südharz |
Mittelstadt |
Helbraer
Str./Gerbstedter Str. |
700 |
k. A. |
|
|
|
Raismeser Str./Sonnenweg |
1.800 |
k. A. |
Gardelegen |
Altmarkkreis Salzwedel |
Mittelstadt |
Schlüsselkorb |
1.100 |
k. A. |
Genthin |
Jerichower Land |
Kleinstadt |
SG Baumschulenweg |
k. A. |
k. A. |
S7 Uhlandstr. |
1.446 |
k. A. |
S8 Einsteinstr. |
k. A. |
k. A. |
S9 Heinigtenweg |
k. A. |
k. A. |
Gräfenhainichen |
Wittenberg |
Kleinstadt |
Gartenstr./Poetenweg |
2.653 |
1.963 (2005) |
Halberstadt |
Harz |
Mittelstadt |
Bahnhofsvorstadt/R.-Wagner-Str. |
k. A. |
k. A. |
Nordring-Innenstadt |
k. A. |
k. A. |
Ernst-Thälmann-Ring |
1.000 |
204 (2014) |
Karl-Marx-Ring |
k. A. |
1.200 (2014) |
Wilhelm-Pieck-Ring |
k. A. |
2.100 (2014) |
Hemann-Matern-Ring |
600 |
k. A. |
Haldensleben |
Börde |
Kleinstadt |
Süplinger
Berg |
1.900 |
1.490 (2010) |
Halle/Saale
|
kreisfrei |
Großstadt |
Neustadt |
32.700 |
k. A. |
Silberhöhe |
k. A. |
k. A. |
Heide Nord |
k. A. |
3.877 |
Südstadt |
k. A. |
9.700 |
Wohnstadt Nord/Trotha |
2.200 |
k. A. |
Havelberg |
Stendal |
Kleinstadt |
Neubaugebiet |
1.128 |
1.078 (2013) |
Hettstedt |
Mansfeld-Südharz |
Kleinstadt |
Wohngebiet
II, III und IV |
4.484 |
3.583 (2009) |
Hohenmölsen |
Burgenlandkreis |
Kleinstadt |
Nord |
k. A. |
k. A. |
Jessen (Elster) |
Wittenberg |
Kleinstadt |
Holzdorf-Ost |
k. A. |
k. A. |
Nord |
1.228 |
k. A. |
Klötze |
Altmarkkreis Salzwedel |
Kleinstadt |
An der
Wasserfahrt/Am Hegelfeld (Nord-Ost) |
k. A. |
k. A. |
Köthen (Anhalt) |
Anhalt-Bitterfeld |
Mittelstadt |
Rüsternbreite |
3.600 |
k. A. |
Leuna |
Saalekreis |
Kleinstadt |
|
fehlt |
fehlt |
Magdeburg |
kreisfrei |
Großstadt |
Alte Neustadt |
1.600 |
k. A. |
Jakobstr. |
2.400 |
k. A. |
Neu
Olvenstedt |
12.700 |
6.700 |
Neue Neustadt |
2.000 |
k. A. |
Neustädter Feld |
5.100 |
k. A. |
Neustädter See |
11.000 |
k. A. |
Nord |
10.600 |
k. A. |
Schilfbreite |
3.200 |
k. A. |
Reform |
5.000 |
k. A. |
Merseburg |
Saalekreis |
Mittelstadt |
Innenstadt |
k. A. |
2.400 (2008) |
West |
2.000 |
k. A. |
Naumburg/Saale |
Burgenlandkreis
|
Mittelstadt |
(Am Holländer) |
k. A. |
k. A. |
Nebra (Unstrut) |
Burgenlandkreis |
Landstadt |
Nebra-Ost |
k. A. |
k. A. |
Oschersleben |
Börde |
Kleinstadt |
Wasserrenne |
1.200 |
k. A. |
Osterburg (Altmark) |
Stendal |
Kleinstadt |
Wohngebiet
Golle |
k. A. |
k. A. |
Quedlinburg |
Harz |
Mittelstadt |
Kleers |
900 |
k. A. |
Süderstadt |
k. A. |
1.313 (2012) |
Querfurt |
Saalekreis |
Kleinstadt |
Querfurt-Süd |
k. A. |
k. A. |
Salzwedel |
Altmarkkreis Salzwedel |
Mittelstadt |
Arendseer
Str. |
1.400 |
k. A. |
Ernst-Thälmann-Str./Friedensring |
1.134 |
k. A. |
Uelzener Str. |
k. A. |
k. A. |
Sangerhausen |
Mansfeld-Südharz |
Mittelstadt |
Othaler
Weg |
2.100 |
k. A. |
Süd |
1.000 |
k. A. |
West |
3.000 |
k. A. |
Schönebeck |
Salzlandkreis |
Mittelstadt |
Am Malzmühlenfeld |
2.300 |
k. A. |
Moskauer Str. |
k. A. |
1.401 (2001) |
Straße der
Jugend |
k. A. |
1.659 (2002) |
Staßfurt |
Salzlandkreis |
Mittelstadt |
Friedensring |
fehlt |
fehlt |
Staßfurt-Nord |
k. A. |
k. A. |
Löderburger Straße |
2.400 |
k. A. |
Am Tierpark |
k. A. |
1.191 (2012) |
Stendal |
Stendal |
Mittelstadt |
Stadtsee |
10.200 |
k. A. |
Stendal-Süd |
4.400 |
k. A. |
Tangerhütte |
Stendal |
Kleinstadt |
|
fehlt |
fehlt |
Tangermünde |
Stendal |
Kleinstadt |
|
fehlt |
fehlt |
Thale |
Harz |
Kleinstadt |
Blankenburger Str. |
k. A. |
k. A. |
Wanzleben |
Börde |
Kleinstadt |
Südöstliche Stadterweiterung |
k. A. |
k. A. |
Weißenfels |
Burgenlandkreis |
Mittelstadt |
Kugelberg |
1.100 |
k. A. |
Weißenfels-Nord |
1.000 |
k. A. |
Weißenfels-West |
3.105 |
k. A. |
Weißenfels-Süd |
1.400 |
k. A. |
Wernigerode |
Harz |
Mittelstadt |
Burgbreite |
2.100 |
k. A. |
Harzblick |
1.500 |
k. A. |
Stadtfeld |
2.100 |
k. A. |
Wittenberg |
Wittenberg |
Mittelstadt |
Apollensdorf |
k. A. |
k. A. |
Lerchenberg/Trajuhnscher Bach |
3.200 |
1.600 (2007) |
Wolmirstedt |
Börde |
Kleinstadt |
Zentrum |
k. A. |
k. A. |
Zeitz |
Burgenlandkreis |
Mittelstadt |
Völkerfreundschaft |
1.000 |
k. A. |
|
|
|
Ost |
4.621 |
3.186 (2010) |
Zerbst (Anhalt) |
Anhalt-Bitterfeld |
Mittelstadt |
Zentrum-Nord |
1.200 |
k. A. |
In Sachsen-Anhalt werden nur
fünf von 171 ostdeutschen Großsiedlungen gezählt (in der Tabelle fett
markiert). Die Plattenbausiedlungen, die 1965 bis 1976 sind gemäß
Marcel HELBIG weniger von sozialer Segregation geprägt als die seit
1977 gebauten Plattenbausiedlungen. Magdeburg wird als weniger
problematisch beschrieben, weil dort die Plattenbauten in der
Innenstadt liegen und nicht am Stadtrand. Als Problemfall gilt
Halle-Neustadt.
WZB (2019): Zuwanderung vor allem in arme Stadtviertel.
WZB-Studie zeigt große Unterschiede
bei sozialräumlicher Verteilung,
in:
Pressemitteilung
Wissenschaftszentrum Berlin
v. 05.07.
Eine WZB-Studie zählt zu den
12 Städte mit dem höchsten Anstieg sozialer Segregation 2014 - 2017
auch die Großstädte Halle an der Saale und Magdeburg in Sachsen
Anhalt.
STALA
SACHSEN-ANHALT (2019): Menschen in Sachsen-Anhalt sind im
Durchschnitt 47 Jahre und 9 Monate alt,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 09.07.
"Wie das Statistische Landesamt
anlässlich des Weltbevölkerungstages am 11. Juli mitteilt, waren
die Einwohnerinnen und Einwohner im Jahr 2018 im Durchschnitt 47
Jahre und 9 Monate alt. Die Frauen waren mit durchschnittlich 49
Jahren und 7 Monaten rund 3 Jahre und 7 Monate älter als die
Männer.
Seit 1990 erhöhte sich das Durchschnittsalter der Sachsen-Anhalter
um 9 Jahre und 4 Monate. Ursachen sind unter anderem die nach wie
vor steigende Lebenserwartung sowie der Rückgang der Geburten und
die Abwanderung vor allem junger Menschen insbesondere zu Anfang
der 1990er Jahre.
Nach den Ergebnissen der aktuellen Sterbetafel 2015/2017 beträgt
die durchschnittliche Lebenserwartung für neugeborene Mädchen in
Sachsen-Anhalt 82 Jahre und 6 Monate, während neugeborene Jungen
im Durchschnitt 76 Jahre und 3 Monate alt werden.
Am Jahresende 2018 lebten in Sachsen-Anhalt 235 Personen, die 100
Jahre und älter waren. Nach Geschlecht betrachtet, dominierten in
dieser Altersstufe mit einem Anteil von 86% deutlich die 202
Frauen", meldet das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt.
GEIßLER, René (2019): Trotz Milliardenüberschüssen: Finanzkraft der
Kommunen driftet immer stärker auseinander.
Die Städte, Gemeinden und Kreise in
Deutschland haben in den Jahren 2017 und 2018 historische Überschüsse
erwirtschaftet. Dank anhaltend starker Konjunktur steigen Steuern,
Investitionen und Rücklagen, während die Kassenkredite schrumpfen.
Dennoch nehmen die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen starken und
schwachen Kommunen immer größere Ausmaße an,
in:
Pressemitteilung Bertelsmann-Stiftung v. 10.07.
Der Finanzreport 2019 der
neoliberalen Bertelsmann-Stiftung zählt zu den
10
kreisfreien Städte mit der höchsten SGB-II-Quote im Jahr 2017
auch die Großstadt Halle an der Saale.
STERNBERG, Jan (2019): Im Osten was Neues.
Sachsen-Anhalt: Der Bund will
den abgehängten Regionen helfen. Die Menschen dort wissen, was für sie
am besten ist. Ein Besuch im Städtchen Tangerhütte,
in:
Frankfurter Rundschau v. 10.07.
"Seit fünf Jahren ist der
42-Jährige (Andreas
Brohm) parteiloser Bürgermeister der Einheitsgemeinde Stadt
Tangerhütte. 32 Ortsteile mit rund 10.000 Einwohnern auf der
Fläche von Frankfurt am Main. Im Osten die Elbe, im Westen die
Baustelle der Autobahn 14, im Norden Stendal, im Süden Magdeburg.
Der Landkreis Stendal, zu dem Tangerhütte gehört, belegt im
aktuellen
»Prognos Zukunftsatlas« Platz 401 von 401. Der westliche
Nachbarkreis Salzwedel Platz 400. Der südöstliche Nachbarkreis
Jerichower Land Platz 399. (...). Die Bevölkerungsprognose für
Tangerhütte zeichnet eine unaufhaltsam sinkende Kurve. Hier wird
dauerhaft mehr gestorben als zur Welt kommen. (...).
Tangerhütte verliert jedes Jahr 100 Menschen. Nicht mehr durch
Wegzug, sondern durch Überalterung. »Mein ziel ist es, diese 100
aufzufangen durch Zuzug«, sagt Brohm. Stolz zeigt er ein Baugebiet
am Rande des Dorfes Lüderitz, das in ein paar Jahren eine eigene
Autobahnauffahrt bekommt. Alle Bauplätze wurden verkauf, auf
einigen stehen neue Eigenheime. Auch eine Ärztin ist hergezogen,
zurückgekehrt in die Landschaft ihrer Kindheit. (...).
Hinter Wildwuchs verfällt sein altes Gymnasium, 1981 erbaut, als
Tangerhütte eine aufstrebende Kreisstadt mit 8.000 Einwohnern war.
Heute sind es 3.000 weniger. (...).
Brohm wünscht sich, dass der Bund Gemeinden wie Tangerhütte eine
pauschale Summe zur Verfügung stellt, über deren Verwendung vor
Ort entschieden werden kann. (...).
Die Arbeit am Image ist mühselig. Doch langsam dreht es sich.
Stendal, direkt nördlich von Tangerhütte, erlebt einen kleinen
Immobilienboom, die Lage an der ICE-Strecke macht die Kreisstadt
attraktiv für Stadtflüchtige, die ortsungebunden arbeiten können",
berichtet Jan STERNBERG über
Tangerhütte und den Landkreis Stendal.
STALA
SACHSEN-ANHALT (2019): Sachsen-Anhalt: 5. Jahr in Folge mit
Wanderungsgewinn,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 15.07.
STALA
SACHSEN-ANHALT (2019): 2018: 51 % mehr Einpersonenhaushalte als
1991,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 16.07.
"Laut Ergebnissen des Mikrozensus
gab es im Jahr 2018 in Sachsen-Anhalt 483 000
Einpersonenhaushalte. Im Vergleich zum Jahr 1991 war die Anzahl
der Einpersonenhaushalte von 320.000 um 51 % angewachsen. Mit
einem Anteil von 42 % an allen Haushalten bildeten
Einpersonenhaushalte 2018 weiterhin die wichtigste Haushaltsgröße
in Sachsen-Anhalt.
Die Anzahl aller Haushalte in Sachsen-Anhalt war seit 1991, trotz
leichter Schwankungen, vergleichsweise stabil geblieben. Sie lag
1991 bei 1.194.000 Haushalten; 2018 gab es 1.151.000 Haushalte.
Zwischenzeitliche Hochpunkte lagen bei 1.223.000 Haushalten im
Jahr 2000 bzw. bei 1.211.000 im Jahr 2008. Im Vergleich zum Jahr
1991 war die Anzahl der Haushalte bis 2018 also lediglich um 4 %
gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr (1.173.000 Haushalte) sank der
Wert um 2 %. Angesichts eines deutlich schneller ablaufenden
Bevölkerungsrückgangs deutete dies auf eine starke
Strukturverschiebung bei den Haushaltsgrößen hin.
So war der Anteil der Einpersonenhaushalte an allen Haushalten im
selben Zeitraum von 27 % auf 42 % angewachsen. Auch die Anzahl der
Zweipersonenhaushalte hatte seit 1991 von 386.000 um 14 % auf
439.000 zugenommen. Damit stieg ihr Anteil von 32 % auf 38 %.
Einen klaren Rückgang gab es im Zeitraum 1991 bis 2018 bei den
Dreipersonenhaushalten (um 46 % von 249.000 auf 136.000), bei den
Vierpersonenhaushalten (um 63 % von 196.000 auf 72.000) sowie bei
den Haushalten mit fünf oder mehr Personen (um 49 % von 44.000 auf
22.000). Ebenso sanken die Anteile dieser Haushaltsgrößen an allen
Haushalten. Dreipersonenhaushalte hatten 1991 noch einen Anteil
von 21 %, 2018 lag der Wert bei 12 %. Der Anteil der
Vierpersonenhaushalte reduzierte sich von 16 % auf 6 %. Haushalte
mit 5 oder mehr Personen stellten 2018 nur noch 2 % (1991: 4 %).
In der Konsequenz reduzierte sich die durchschnittliche
Haushaltsgröße zwischen 1991 und 2018 von 2,39 auf 1,89 Personen
pro Haushalt", meldet das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt.
HÜTHER, Michael/SÜDEKUM, Jens/VOIGTLÄNDER, Michael (2019): 19 Mal
akuter Handlungsbedarf.
Regionalentwicklung:
Deutschlands Metropolregionen boomen, während der ländliche Raum
und der Osten darben? Eine neue Studie des Instituts der deutschen
Wirtschaft (IW) in Kooperation mit Wissenschaftlern vier deutscher
Hochschulen wollte es genauer wissen. Das Ergebnis: 19 von
insgesamt 96 deutschen Regionen haben Probleme. Längst nicht alle
liegen in Ostdeutschland oder auf dem platten Land,
in:
Pressemitteilung IW Köln
v. 08.08.
Aus der folgenden Tabelle sind die
Raumordnungsregionen mit ihren zugehörigen Landkreisen bzw.
kreisfreien Städten der 19 gefährdeten Regionen in Deutschland
ersichtlich. Zudem wird für die Landkreise bzw. kreisfreien Städte die
Bewertung der Regionen im
Zukunftsatlas 2019
angegeben.
Tabelle: Die
gefährdeten Raumordnungsregionen in Sachsen-Anhalt im
Vergleich mit dem Zukunftsatlas 2019 |
Rang |
Land |
Raumordnungsregion (Nr.) |
Landkreis/
kreisfreie Stadt |
Gefährdungs-
Punkte |
Rang (Klasse)
im
Zukunftsatlas
2019 |
1 |
Sachsen-Anhalt |
Altmark
(1501) |
Altmarkkreis Salzwedel |
3,25 |
400 (8) |
Stendal |
401 (8) |
2 |
Sachsen-Anhalt |
Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg (1502) |
Anhalt-Bitterfeld |
2,75 |
381 (7) |
Dessau-Roßlau |
353 (6) |
Wittenberg |
385 (7) |
14 |
Sachsen-Anhalt |
Magdeburg (1504) |
Börde |
1,5 |
325 (6) |
Harz |
369 (7) |
Jerichower Land |
399 (8) |
Magdeburg |
290 (5) |
Salzlandkreis |
390 (7) |
15 |
Sachsen-Anhalt |
Halle/Saale
(1503) |
Burgenlandkreis |
1,5 |
382 (7) |
Halle (Saale) |
310 (6) |
Mansfeld-Südharz |
398 (8) |
Saalekreis |
348 (6) |
|
Quelle:
IW-Regionalstudie, Abb. 5.9, S.109; Zukunftsatlas 2019 -
Auf einen Blick |
KERSTING, Silke (2019): Gefährliche Abwärtsspirale.
Während viele Großstädte
wachsen, verlassen gerade junge und gut ausgebildete Menschen
ländlich geprägte oder strukturschwache Regionen. Ökonomen warnen
die Politik vor abgehängten Regionen,
in:
Handelsblatt v. 09.08.
Einzig die interaktive Karte auf der Website nennt für die
einzelnen Indikatoren die zugehörigen Gefährdungspunkte. Für die
Raumordnungsregion Altmark
werden folgende Werte aufgelistet:
Demografie: 1,75 Punkte
- Durchschnittsalter 2017: 47,3 Jahre, Anstieg um 1,4 Jahre - 0,25
Punkte
- Lebenserwartung 2013/15: 78,8 Jahre, Veränderung + 0,4 Jahre - 0,5
Punkte
- Einwohner 2017: 201.400 - 4.600 - 1,0 Punkte
Wirtschaft: 0,75 Punkte
- Arbeitslose 2017: 9,9 % (-3,3 %) - 0,5 Punkte
- Überschuldung der Privathaushalte 2017: 10-12,5 % (1 - 1,5 %) - 0,25
Punkte
Infrastruktur: 0,75 Punkte
- Breitbandausbau: 50-60 % der Haushalte - 0,25 Punkte
- Immobilienpreise 2017: 1.200 - 1.500 Euro je qm (100-250) - 0,5
Punkte
Wer sich die Mühe macht, kann im
Prinzip also die Kriterien aus der
interaktiven Karte herausdestillieren. Viel Vergnügen!
DÄHNER, Susanne u.a. (2019): Urbane
Dörfer.
Wie digitales Arbeiten Städter aufs Land bringen kann, herausgegeben
vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung und Neuland 21 e.V.
Drei der
19
Vorzeigedörfer Marke "urbanes Dorf" liegen in Sachsen-Anhalt.
GREIVE, Martin/HÖPNER, Axel/KERSTING, Silke/SIGMUND,
Thomas/WASCHINSKI, Gregor (2019): Hilferuf aus den Problemregionen.
Etliche Teile
Deutschlands drohen abgehängt zu werden. Landespolitiker fordern nun
endlich Taten statt Worten und hegen neue Hoffnung: Der Niedergang von
Gegenden im Westen könnte neuen Schwung in die Debatte bringen,
in:
Handelsblatt v. 12.08.
WINTER, Steffen (2019): Der Ost-Komplex.
Landtagswahlen:
Nirgendwo sonst im Land ist die AfD so stark wie im Osten, nirgendwo
sonst fühlen sich die Menschen so benachteiligt und abgehängt - dabei
geht es den meisten besser denn je. Ein Blick in die ostdeutsche
Seele,
in: Spiegel
Nr.35 v. 24.08.
LEHMANN, Timo (2019): Lockende Rosen.
Strukturwandel:
Der Umgang mit den Fördermillionen für Kohleregionen zeigt: Es
gibt mehr Geld als Ideen, auf die sich alle einigen können,
in: Spiegel
Nr.35 v. 24.08.
Timo LEHMANN kritisiert die Verwendung von Geldern,
die für den Kohleausstieg gewidmet sind, aber für Projekte wie
dem Dom in Naumburg an der Saale oder ein Rosarium in
Sangerhausen verwendet werden.
MAURIN, Jost (2019):
Aldi-Erben greifen nach Agrarland.
Immer mehr Großinvestoren steigen
in ostdeutsche Landwirtschaftsbetriebe ein, die Behörden sind
machtlos, Agraraktivisten sprechen gar von illegitimer
Aneignung von Land,
in:
TAZ v. 09.09.
MAAK, Niklas (2019):
Und neues Leben blüht aus den Vitrinen.
Trotz aller Querelen gelungen: Das
spanische Büro Addenda Architects hat das neue Bauhaus-Museum
in Dessau entworfen. Die abweisende Glasfassade irritiert, das
Innere des Baus ist umso besser,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 09.09.
FISCHER, Sabine von (2019):
Mit Luft lässt sich nicht bauen.
Das neue Bauhaus-Museum in Dessau
sperrt die bewegte Geschichte in eine Statische Architektur
ein,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 12.09.
KEILHOLZ, Christine (2019):
Abschied von der Platte.
Halle: Die DDR lebte in uniformen
Großsiedlungen und träumte von einer klassenlosen
Gesellschaft. Geblieben ist das Gegenteil,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 22.09.
"Armut hat in Halle ein
Zuhause. Es heißt Neustadt. (...).
Die DDR wohnte (...) in Plattenbausiedlungen (...). Die Platte
ist Sinnbild für die Wohnform Ost. Am Ende der DDR lebte ein
Viertel der Ostdeutschen in der »Wohnbauserie 70«, im
standardisierten Wohnhochbaus
»WHH GT 18« oder im
Zehngeschosser »M10«. Das ganze Land wurde damit zugestellt.
Es gab sogar eine Stadt nur aus Platte. Das war
Halle-Neustadt, der Traum einer klassenlosen Gesellschaft von
neunzigtausend glücklichen Menschen. Geblieben ist das
Gegenteil.
Die industriell errichteten Großwohnsiedlungen der DDR sind
das geworden, was schon vor dreißig Jahren vorauszusehen war.
Problemviertel. Heute wohnen hier die Deklassierten. Die
Spaltung von Arm und Reich schreitet im Osten schneller voran
als im Westen. Schuld daran ist die Platte - und die Flucht
aus ihr.
Die vier Hochhäuser, die das Herz von Halle-Neustadt bilden,
haben 19 Geschosse. Wie riesige Dominosteine überragen die
Wohnscheiben (...) das Zentrum. Heute sind sie nur noch
Gerippe (...) Seit Jahren stehen die Scheiben leer. (...). Die
Scheiben sollen abgerissen werden, aber ihr Tod zieht sich in
die Länge. (...). Der städtebauliche Niedergang nimmt den
sozialen vorweg",
meint Christine KEILHOLZ,
die uns vom Aufstieg und Niedergang der Plattenbausiedlung
erzählt:
"In den achtziger Jahren,
den Glanzzeiten, war Halle-Neustadt noch Heimat einer aktiven
und lebensfrohen Jugend. Wer damals im achten Stock wohnte,
konnte herabschauen auf die anderen, die in den Dörfern.
(...).
Halle-Neustadt war ein demographisches Wunder. Eine Sumpfwiese
nahe der Saale, die Karriere gemacht hat. (...) Die
Chemiearbeiter aus den Kombinaten von Leuna und Buna (...)
bekamen die Kinder, die dem Umland fehlten. (...). Die
großflächige Platte war attraktiv, nicht nur wegen der
Wohnungen (...), auch wegen der Schulen und Kindergärten.
Doch mit der DDR endete auch der Boom der Chemiearbeiterstadt.
Die Hälfte der Bewohner ist weggezogen, mehr als 40.000
Menschen. (...). Viele junge Leute (...) wohnen heute weiter
draußen in Vororten, wo es Eigenheime und Gärten gibt. (...).
Viele Ostdeutsche blieben in (...) Innenstädten, wo sich
anspruchsvolle Stadtbevölkerung um vollsanierte
Altbauwohnungen reißt. (...). Solche Quartiere gibt es auch in
Halle, der ansonsten ziemlich hässlichen Arbeiterstadt. Das
Paulusviertel im Stadtzentrum hat alles, was die SED-Führung
für ihre Bürger nicht mehr wollte. (...). Das Viertel, das
sich um die Pauluskirche schmiegt, ist heute das beliebteste
von ganz Halle. (...).
Wie vor hundert Jahren wohnen im Paulusviertel wieder
Professoren, Beamte und sonstige Gutverdiener. Die Uni ist
nicht weit, die versorgt die Stadt mit jungem, internationalem
Publikum. Das demographische Wunder ereignet sich jetzt dort
(...). In dieser Gegend (...) holten die Grünen (bei der
Europawahl) über dreißig Prozent - mehr als sonst irgendwo in
Sachsen-Anhalt. Im Paulusviertel lebt ein zufriedenes,
optimistisches Hall. Nur: Es bleibt unter sich.
So erzählt Halle die Geschichte vom Niedergang der Neustadt
und von der Wiedergeburt der Innenstadt."
Bei dieser Geschichte darf
weder Marcel HELBIG und seine Studie zur Segregation, noch das
Buch von Steffen MAU über Lütten Klein fehlen. Hieß es in den
Nuller Jahren noch Hoyerswerda ist überall, so sind heutzutage
die Plattenbausiedlungen überall. KEILHOLZ sieht bereits das
Scheitern der Integration in diesen Siedlungen, die sich dann
zu deutschen Banlieues entwickeln könnten.
Ironie dieser Geschichte:
Ausgerechnet im gepriesenen Paulusviertel wird keine drei
Wochen später ein Anschlag verübt, der die kosmopolitische
Welt in Halle erschüttert. Aber der Attentäter kam nicht aus
der großstädtischen Plattenbausiedlung, sondern aus einer
Landgemeinde im abgehängten Landkreis Mansfeld-Südharz.
LASCH, Hendrik (2019):
Dampf für die Maschine statt das Signalhorn.
OB-Wahl in Halle: Mit Hendrik Lange
gibt es für die OB-Wahl in Halle erstmals einen gemeinsamen
Kandidaten von Rot-Rot.-Grün,
in: Neues
Deutschland
v. 30.09.
Hendrik LASCH berichtet über die Oberbürgermeisterwahl
in Halle, die am 13. Oktober stattfindet. Dann geht es gemäß
LASCH zuerst einmal darum, die Stichwahl zu erreichen:
"Gute Chancen kann sich
vermutlich der derzeitige OB Bernd Wiegand ausrechnen, der auf
den Bonus von sieben Amtsjahren bauen kann. Wiegand war einst
(...) Mitglied der SPD, ist aber inzwischen parteilos. Daneben
treten (...) zwei Bewerber (an), denen am ehesten Chancen auf
die Stichwahl zugebilligt werden: Andreas Silbersack, Anwalt,
Winzer und langjähriger Chef des Landessportbundes, der als
FDP-Mann auch von der örtlichen CDU unterstützt wird - und
schließlich Hendrik Lange.
Rechnerisch hat Lange von beiden die besseren Aussichten;
schließlich ist der 42-jährige studierte Biologe, der seit
200ß6 für die Linke im Magdeburger Landtag sitzt, gemeinsamer
Kandidat seiner Partei sowie von SPD und Grünen. Die drei
Parteien büßten bei der Kommunalwahl im Mai zwar die Mehrheit
im Stadtrat ein, stellen aber zusammen noch immer 25 der 56
Ratsmitglieder; CDU und FDP bringen es auf 13."
Wie üblich rechnet sich die
Parteizeitung ihren Kandidaten schön. Am Ende scheint jedoch
durch, dass die Bevölkerung - also das entscheidende Element -
das anders sehen könnte. LASCH kritisiert das Macher-Image des
OB ("Signalhorn"). Halle soll ein neuer Politikstil verordnet
werden, doch mit dem ist es nicht weit her, den Rot-Rot-Grün
leidet unter den Querelen in den eigenen Reihen!
LASCH, Hendrik (2019):
Haseloffs Kabinett muss nachsitzen.
Fraktionen der Kenia-Koalition in
Sachsen-Anhalt verweigern Etatentwurf der eigenen Regierung
Zustimmung,
in: Neues
Deutschland
v. 27.09.
"Im Jahr 2021 wird in
Sachsen-Anhalt der Landtag neu gewählt; der jetzt zu
beschließende Etat ist die letzte Gelegenheit, politisch
wichtige Vorhaben der drei Koalitionspartner finanziell
abzusichern",
begründet Hendrik LASCH die
Querellen um den Etatentwurf.
ND/DPA (2019):
Linker in der Stichwahl.
OB-Wahl in Halle: Halles
Oberbürgermeister Wiegand verpasst die direkte Wiederwahl,
in: Neues
Deutschland
v. 30.09.
"Amtsinhaber Bernd Wiegand
lag zwar mit 44 Prozent der Stimmen deutlich vorn (...). Der
parteilose Politiker verpasste jedoch die absolute Mehrheit
und muss am 27. Oktober in der Stichwahl gegen den
rot-rot-grünen Kandidaten Hendrik Lange (Linke) antreten.
Lange kam (..) auf gut 25 Prozent der Stimmen. Der gemeinsame
Kandidat von CDU und Liberalen (...) landete mit fast 23
Prozent nur knapp dahinter",
heißt es in der geschönten
Agenturmeldung, in der Linkspartei-Kandidat LANGE zum
möglichen Überraschungssieger stilisiert wird.
RAMMELSBERGER, Annette (2019): Örtlich betäubt.
Dass es in Halle eine rechte Szene
gibt - lange bekannt. Weggeschaut haben trotzdem fast alle. Bis
zum Attentat. Unterwegs in einem aufgeschreckten Land,
in: Süddeutsche
Zeitung
v. 28.10.
KRAUS, Uwe (2019):
4.000 Einzelteile in der "Gläsernen Werkstatt".
Die Harzer Schmalspurbahnen wollen
sparen, deswegen sollen die Dampflokomotiven vor Ort gewartet
werden,
in: Neues
Deutschland
v. 08.11.
Uwe KRAUSE berichtet über den Bau einer neuen
Dampflokwerkstatt der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) in
Wernigerode und die Bedenken der Thüringer Lokwerkstätten in
Nordhausen und Meinungen.
|
Lok der
Harzer Schmalspurbahn in Wernigerode,
Foto: Bernd Kittlaus 2012 |
BAGANZ, Dorian (2019):
Nase zu in Teutschenthal.
Gift: Ein altes Bergwerk aus
DDR-Zeiten ist jetzt eine Mülldeponie. Die Anwohner leiden unter
Gestank und Gesundheitsproblemen,
in: Freitag
Nr.46
v. 14.11.
LASCH, Hendrik (2019):
Abwind, Aufwind, Flaute.
Die Stellenkürzungen beim
Windanlagenbauer Enercon wecken in Magdeburg die Erinnerung an
triste Zeiten,
in: Neues
Deutschland
v. 08.11.
NIMZ, Ulrike & Antonie RIETZSCHEL (2019): Wo
die Einheit wohnt.
Die Wende hat die
Landkarte verändert. Es gibt keine Grenze mehr - dafür Straßen,
Plätze, Brücken und Tunnel der Einheit. Eine Deutschlandreise,
in:
Süddeutsche
Zeitung v. 09.11.
NIMZ & RIETZSCHEL berichten
über Straßen der Einheit in
Teutschenthal:
"Gleich hinter Halle
(...) das unvermeidliche Erbe des Kalibergbaus. (...). In
Teutschenthal, Sachsen-Anhalt, sagen sie: Halde. (...).
Sie haben das Letzte aus der Erde geholt; die Halde ist an die
100 Meter hoch. Heute werden unten in der Grube nur noch
Hohlräume verfüllt - mit Schlacken, Aschen, Industrieabfällen.
Immer wieder klagen Menschen in Teutschenthal und Umgebung über
Gestank und Atemnot. (...).
Seit 2009 gibt es im abgelegenen Ortsteil Dornstedt auch eine
Straße der deutschen Einheit.
STALA SACHSEN-ANHALT (2019):
Wohnen in Sachsen-Anhalt 2018,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 04.12.
"In Sachsen-Anhalt lebten am
31.12.2018 insgesamt 2.208.321 Menschen. Wie das Statistische
Landesamt weiter mitteilt, standen 2018 für die Einwohnerinnen
und Einwohner insgesamt 1.289.178 Wohnungen zur Verfügung.
Laut Ergebnissen des Mikrozensus lag die Eigentümerquote 2018 in
Sachsen-Anhalt bei 45,1 % und damit nur leicht unter dem
Bundesdurchschnitt von 46,5 %. Somit waren 54,9 % aller
bewohnten Wohnungen Mietwohnungen. Im Vergleich zu 2014 war die
Eigentümerquote um 2,7 Prozentpunkte leicht gestiegen. Dabei
waren die selbstnutzenden Eigentümer/-innen in Sachsen-Anhalt
regional unterschiedlich verteilt.
In den kreisfreien Städten lagen die Eigentümerquoten deutlich
unter dem Landesdurchschnitt. Die niedrigste Eigentümerquote
wies mit 16,0% Halle (Saale) auf, gefolgt von der
Landeshauptstadt Magdeburg (17,7 %) und Dessau-Roßlau (33,6 %).
Die höchste Eigentümerquote fand sich mit 61,3 % im Altmarkkreis
Salzwedel, gefolgt vom Landkreis Börde (57,6 %) und dem
Saalekreis (56,9 %). In 4 von 11 Landkreisen lag die
Eigentümerquote über dem Bundesdurchschnitt.
Die Eigentümerquote variierte zudem stark entsprechend des
Baualters der Immobilie. Die höchste Eigentümerquote gab es mit
75,9 % bei Wohnungen, die 2011 und später errichtet wurden.
Dieser Wert lag auch deutlich über dem Bundesdurchschnitt für
Neubauwohnungen mit Fertigstellung ab 2011 (58,5 %). Hingegen
lagen in Sachsen-Anhalt die Eigentümerquoten bei Wohnungen aus
den Jahren 1949 - 1978 mit 23,7 % bzw. aus den Jahren 1979 -
1990 mit 29,3 % deutlich unterhalb unter den Werten der
Neubauten. Mittlere Eigentümerquoten wiesen die bis 1949
errichteten Wohnungen (57,6 %) bzw. Wohnungen aus der Zeit
zwischen 1991 - 2010 (57,8 %) auf", meldet das Statistische
Landesamt Sachsen-Anhalt.
STALA SACHSEN-ANHALT (2019):
Entwicklung des Wohnungsmarktes in Sachsen-Anhalt zwischen 2014
und 2018,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 04.12.
"Zwischen 2014 und 2018 stieg
die Anzahl unbewohnter Wohnungen von 167.000 auf 191.000. 2018
betrug die Leerstandsquote 15 %. Wie das Statistische Landesamt
mitteilt, nahm bei einem leichten Rückgang der Gesamtbevölkerung
(-1 %) der Wohnungsleerstand um 15 % deutlich zu.
In Sachsen-Anhalt entwickelten sich die Wohnungsmärkte in den
einzelnen Teilräumen zwischen 2014 und 2018 unterschiedlich. Die
Bevölkerungen der beiden größten Städte des Landes Halle (Saale)
und Landeshauptstadt Magdeburg wuchsen zwischen 2014 und 2018
jeweils um ca. 3 %. Gleichzeitig stieg in diesen beiden
kreisfreien Städten der Leerstand auf dem Wohnungsmarkt an. In
Halle (Saale) wuchs der Leerstand um 9 % auf 25.000 unbewohnte
Wohnungen, in der Landeshauptstadt Magdeburg stieg der Leerstand
um 16 % auf 21.000 unbewohnte Wohnungen. Somit lagen die
Leerstandsquoten 2018 in Halle (Saale) bei 18 % und in der
Landeshauptstadt Magdeburg bei 15 %.
"Zwischen 2014 und 2018 stieg die Anzahl unbewohnter Wohnungen
von 167.000 auf 191.000. 2018 betrug die Leerstandsquote 15 %.
Wie das Statistische Landesamt mitteilt, nahm bei einem leichten
Rückgang der Gesamtbevölkerung (-1 %) der Wohnungsleerstand um
15 % deutlich zu. In Sachsen-Anhalt entwickelten sich die
Wohnungsmärkte in den einzelnen Teilräumen zwischen 2014 und
2018 unterschiedlich. Die Bevölkerungen der beiden größten
Städte des Landes Halle (Saale) und Landeshauptstadt Magdeburg
wuchsen zwischen 2014 und 2018 jeweils um ca. 3 %. Gleichzeitig
stieg in diesen beiden kreisfreien Städten der Leerstand auf dem
Wohnungsmarkt an. In Halle (Saale) wuchs der Leerstand um 9 %
auf 25.000 unbewohnte Wohnungen, in der Landeshauptstadt
Magdeburg stieg der Leerstand um 16 % auf 21.000 unbewohnte
Wohnungen. Somit lagen die Leerstandsquoten 2018 in Halle
(Saale) bei 18 % und in der Landeshauptstadt Magdeburg bei 15
%", meldet das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt.
BÖLL, Sven (2019): Warum Halle das bessere München ist.
Die Start-up-Gründerin Jenny Müller
erzählt, wieso sie mit ihrer jungen Firma von Bayern nach
Sachsen-Anhalt umgezogen ist - und warum sie sich wünscht, dass
die Ostdeutschen endlich mehr Selbstwertgefühl entwickeln,
in:
WirtschaftsWoche
Nr.53
v. 20.12.
BARTZ,
Tim u.a. (2019): 2020. Dekade des Umbruchs.
Zukunft: Im kommenden Jahrzehnt werden sich Deutschland und die
Welt wohl stärker verändern als je zuvor. Einige Trends lassen
sich vorhersehen, die Rentnerwell zum Beispiel; andere nur
erahnen, etwa die Gefahr von Cyberattacken. Elf Prognosen für
die Zeit bis 2030,
in:
Spiegel Nr.1 v. 28.12.
Dem Spiegel gilt die
Kleinstadt
Harzgerode im Landkreis Harz als deutsche Normalität des
Jahres 2030. Mehr
hier.
VÖLKLEIN, Marco (2019): Deutschlands Städte ersticken im
Verkehr.
SZ-Spezial Zukunft Deutschland:
Potsdam und Magdeburg haben sich ausrechnen lassen, wie sie
Busse und Bahnen stärken können. Das dafür nötige Geld steht
grundsätzlich bereit - doch es gibt andere Hindernisse,
in: Süddeutsche
Zeitung
v. 31.12.
Marco VÖLKLEIN beschreibt die ÖPNV-Lage in Magdeburg
folgendermaßen:
"Anders als in Potsdam
sehen die Berliner Verkehrsplaner in Magdeburg (...) keine
Notwendigkeit, das bestehende Netz zu erweitern. Denn dort
verfolgen die Stadt und der städtische Nahverkehrsbetreiber
(MVB), schon seit gut 20 Jahren ein stetes Ausbauprogramm.
Stück für Stück wurden Stadtviertel beispielsweise in der
Peripherie an das Straßenbahnnetz angebunden; aktuell wird
eine zweite Nord-Süd-Querung der Innenstadt gebaut. In zwei,
drei Jahren, sagt Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper
(SPD), soll der Netzausbau weitgehend abgeschlossen sein.
»Dann ist das Netz so, dass man auch daran denken kann, die
Taktfrequenzen zu verbessern« (...). Doch zusätzliche Bahnen
zu beschaffen und zusätzliches Fahrpersonal einzustellen,
kostet Geld. Und zwar richtig viel Geld."
Weil in Deutschland weder
die Verkehrspolitik noch der neoliberale Politikstil den ÖPNV
gefördert hat, fehlt es nun für eine Verkehrswende an allen
Ecken. Weder die Infrastruktur noch der Personalbestand ist
auf eine grundlegende Verkehrswende eingerichtet. Magdeburg
mag in dieser Hinsicht nicht ganz so weit hinten liegen, aber
Vorbilder sehen anders aus.
2020
ZÁBOJI, Niklas (2020): Solange
es dampft, ist alles in Ordnung.
Schkopau in Sachsen-Anhalt hängt an
der Kohle. Und an der Kohle hängt die Chemie. Nun wächst die
Angst vor einem Kahlschlag wie nach der Wende. Ein Ortsbesuch,
in: Frankfurter
Allgemeine Zeitung
v. 28.01.
Der sachsen-anhaltinische
Ministerpräsident Reiner HASELOFF (CDU) steht unter Druck,
weil die Anti-AfD-Kenia-Koalition wenig stabil ist. Gerüchte
über einen früheren Kohleausstieg sind deshalb bedrohlich.
Niklas ZÁBOJI berichtet über ein Gerücht, wonach der
Kohleausstieg bereits 2026 statt wie geplant erst Ende 2034
stattfinden sollte. Der Umstieg von Kohle zu Gas hätte in
Schkopau
einen Einbruch bei den Gewerbesteuereinnahmen zur Folge:
"20 Prozent der
Gewerbesteuereinnahmen spült das Kraftwerk in die Kassen,
erklärt Torsten Ringling (...,) Bürgermeister von Schkopau
(...): Sollte am hiesigen Standort Gas an die Stelle der
Braunkohle treten, ginge das Kraftwerk zu 100 Prozent in die
Hände von Uniper und wanderten die Gewerbesteuereinnahmen von
Sachsen-Anhalt an den Konzernsitz in Nordrhein-Westfalen."
Neben dem Kraftwerk sorgt
der Chemiepark für Wohlstand in der rund 11.000 Einwohner
zählenden Stadt:
"Fünf Schulen gibt es in
Schkopau, einen Supermarkt, mehrere Autohändler und
Installateure - und vor allem viele junge Familien. Die
Leipziger Stadtgrenze ist eine halbe Autostunde entfernt. Es
gibt einen Bahnhof, der erst vor wenigen Jahren saniert wurde,
und es gibt die Straßenbahnlinie zwischen Merseburg im Süden
und Halle im Norden; wer dort ausgehen will oder pendelt,
braucht nur wenige Minuten Fahrzeit und nicht unbedingt ein
Auto. Leerstand, heißt es von Seiten der Verwaltung, gebe es
in Schkopau selten für längere Zeit. Auch wenn mit Ausnahme
der Universitätsstädte Halle und Magdeburg die Bevölkerung in
allen Landkreisen von Sachsen-Anhalt altert und schrumpft - im
Saalekreis verläuft der Trend zumindest etwas langsamer. Und
in Schopkau noch ein bisschen langsamer."
Ende 2017 lebten in
Schkopau gemäß
Statistischem Landesamt 10.840 Menschen. Ende 2018 waren
es 30 Einwohner mehr. Im Vergleich zum Jahr 2013 (11.025) ist
die Stadt jedoch geschrumpft.
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