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Kommentierte Bibliografie

 
       
   

Sachsen-Anhalt im demografischen Wandel

 
       
   

Ein ganzes Bundesland als gefährdete Region (Teil 6)

 
       
     
   
     
 

Kommentierte Bibliografie (Teil 6: 2019 )

2019

LASCH, Hendrik (2019): Pop-up-Dinner in der Provinz.
Sachsen-Anhalt: Viele Industriebrachen, viel Platz und ein Faible für moderne Kunst: Die Kleinstadt Zeitz bietet sich als Zuflucht für verdrängte Großstädter an - zum Beispiel aus Leipzig,
in:
Neues Deutschland v. 02.01.

Hendrik LASCH berichtet über die kleine Mittelstadt Zeitz in Sachsen-Anhalt, die ihren Niedergang stoppen möchte und an vergangene Blütenzeiten anknöpfen möchte::

"Die Stadt an der Weißen Elster, die im Jahr 968 zum Bischofssitz wurde, hat es auch in späteren Jahrhunderten immer wieder zur Blüte gebracht und vor allem mit Industrialisierung und Gründerzeit einen enormen Aufschwung erlebt. Dafür sorgte zum Teil die Braunkohle, die bis heute in der Gegend gefördert wird. Die Brikettfabrik »Hermannschacht«, heute technisches Denkmal, gilt als älteste erhaltene Anlage ihrer Art weltweit. Großes handwerkliches Können manifestierte sich aber auch auf andere Weise. Es gab allein acht Pianofabriken und über 30 Betriebe, die Kinderwagen herstellten. In der DDR wurden sie unter der bekannten Marke »Zekiwa« zusammengefasst."

Die Wende wird als Einschnitt beschrieben, von der sich die Stadt bislang noch nicht erholt hat:

"Viele der Fabrikgebäude stehen - als Zeugen einstiger Größe und als Mahnmale des Niedergangs - noch immer in der Stadt. In den Augen Außenstehender mögen sie einen morbiden Charme verbreiten; Journalisten, die Zeitz besuchen, nehmen sie aber auch gern als Inbegriff für den Niedergang der ostdeutschen Provinz: Von »Geisterstadt« war in der Hamburger Wochenzeitung »Zeit« die Rede. Verstärkt wird der Eindruck durch blinde Fenster in vielen Wohnhäusern. Die Einwohnerzahl von Zeitz sank seit 1990 von 44 000 auf 29 000; in der Stadt stehen 4800 Wohnungen leer, eine Quote von 23 Prozent."

Es ist schon merkwürdig, wie Journalisten den Sinngehalt von Medienberichten in anderen Zeitungen verdrehen. Der ZEIT-Artikel war ein Online-Artikel von Katharina WECKER vom 26. Juni 2018 und fragte: Zeitz: Wird die Geisterstadt bald Konkurrenz fürs hippe Leipzig? Darin wird heißt es dann wiederum:

"Der Deutschlandfunk nennt Zeitz eine »Geisterstadt«. Die Hälfte der Einwohner*innen ist nach der Wende weggezogen, als die meisten Unternehmen pleite gingen oder in den Westen umsiedelten. Jedes dritte Haus steht heute leer, eine Dreizimmerwohnung kriegt man bereits für 300 Euro kalt. Als ich in Zeitz ankomme, werde ich überrascht. Denn die Stadt hat einiges zu bieten. Allerdings erst auf den zweiten Blick."

Der Deutschlandfunk berichtet am 18. September 2017 im Rahmen der Reihe Abgehängte Regionen über Zeitz. Die Headline lautet: Fast schon eine Geisterstadt. In der Reportage, in der Aussagen eines alten Anonymus mit Fakten vermengt werden, heißt es:

"Ganze Straßenzüge, halbe Innenstadtviertel sind vernagelt, verrammelt, leer. Aus Dachfirsten wachsen Birken, Häuser fallen in sich zusammen, die stuckverzierten Fassaden bröckeln. Wie eine Film-Kulisse. »Wenn Sie da durch gehen, kriegen Sie Angst.« Zeitz, das sei heute die Bronx Sachsen-Anhalts. Und: Er weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll, sagt Dieter noch. Knapp 30 Prozent der Häuser stehen leer. Sieht aus wie nach einem Bombenschlag. Während die Mieten im nur 40 Kilometer entfernten Leipzig rasant steigen, bekommt man in Zeitz eine 100 Quadratmeter große Gründerzeit-Wohnung zu einem Kaufpreis von 8.000 Euro, und das ist jetzt kein Versprecher."

Während der Deutschlandfunk 2017 den Begriff "Geisterstadt" im ursprünglichen Sinne meint, geht es bei der ZEIT und bei der Reportage von LASCH um eine Neubewertung der Situation in Zeitz. Im Mittelpunkt steht ein Neubeginn, der von der Kreativwirtschaft ausgehen soll.

Zeitz möchte von den Verdrängungsprozessen im knapp 50 Kilometer entfernten Leipzig profitieren und muss dabei mit sächsischen Städten konkurrieren:

"Städte wie Wurzen und Grimma, Delitzsch und Torgau rechnen sich ebenfalls Chancen aus. Zeitz liegt jenseits der Landesgrenze in Sachsen-Anhalt und hat bisher auch keine Anbindung an die S-Bahn, die direkt bis unter den Leipziger Markt fährt."

LASCH, Hendrik (2019): Ä wen'g Wosser unnerm Scheit.
Sachsen-Anhalt: Warum sich ein Politiker der Linkspartei im Burgenland für ein Stück Heimat einsetzt,
in:
Neues Deutschland v. 02.01.

BMI (2019)(Hrsg.): Statusbericht 2018 "Vielfalt im Stadtumbau", 21.02.

"Zur Reduzierung des Wohnungsleerstands wurden seit dem Jahr 2002 79.453 Wohnungen abgerissen (Stand: Ende 2017). Dafür wurden weitere 136,2 Mio. Euro Bundesfinanzhilfen bereitgestellt. Die Leerstandsquote der im GdW organisierten Wohnungsunternehmen, die die Mehrzahl der Abrisse realisiert haben, ist bis Ende 2017 auf 10,3 Prozent gesunken (von rd. 17 Prozent in 2005)",

meldet der Statusbericht für Sachsen-Anhalt. Bis Ende 2014 wurden 74.066 Wohnungen abgerissen (vgl. Evaluationsbericht 2017). Das wären 5.387 Wohnungsabgänge für die Jahre 2015 bis Ende 2017. Das Statistische Landesamt meldete für den gleichen Zeitraum dagegen 8.366 Wohnungsabgänge. Der Bund-Länder-Bericht ging für Ende 2011 von 64.377 abgerissenen Wohnungen aus. Von 2012 bis Ende 2014 wären somit 9.689 Wohnungsabgänge zu verzeichnen gewesen. Das Statistische Landesamt zählte in diesem Zeitraum 10.376 Wohnungsabgänge.

Aus der folgenden Tabelle sind die Abrisszahlen aus verschiedenen Quellen zu den Wohnungsabgängen im Rahmen des Stadtumbaus Ost im Vergleich zu den Wohnungsabgängen insgesamt in Sachsen-Anhalt seit 2002 ersichtlich:

Jahr Abgänge gemäß
amtlicher Statistik
IfS-Jahresberichte BVBS 2008 MLV-Berichte Bund-Länder-
Bericht
Evaluations-
bericht 2017
Status-
berichte
 
erfolgte
Abgänge
im Jahr
erfolgte
Abgänge
seit 2002
bewilligte
Abgänge
seit 2002
(alle)
erfolgte
Abgänge
seit 2002
(alle)
erfolgte
Abgänge
seit 2002
(10 Städte)
erfolgte
Abgänge
seit 2002
erfolgte
Abgänge
seit 2002
erfolgte
Abgänge
seit 2002
erfolgte
Abgänge
seit 2002
erfolgte
Abgänge
seit 2002
2002 8.601 WE 8.601 WE                
2003 8.562 WE 17.163 WE                
2004 13.399 WE 30.562 WE                
2005 12.314 WE 42.876 WE               25.355 WE
2006 7.335 WE 50.211 WE  

43.090 WE

           
2007 5.267 WE 55.478 WE  

47.430 WE

  45.645 WE       45.645 WE
2008 4.570 WE 60.478 WE  

55.584 WE

           
2009 4.925 WE 64.973 WE  

59.553 WE

           
2010 3.945 WE 68.918 WE  

61.915 WE

    61.915 WE      
2011 4.039 WE 72.957 WE  

66.190 WE

      64.377 WE    
2012 2.910 WE 75.867 WE

 

68.570 WE

           
2013 5.123 WE 80.990 WE 74.950 WE

71.761 WE

55.689 WE          
2014 2.343 WE 83.333 WE 76.382 WE

73.435 WE

55.152 WE   73.435 WE   74.066 WE  
2015 2.795 WE 86.128 WE 78.657 WE

74.557 WE

56.037 WE          
2016 3.406 WE 89.534 WE 81.046 WE

77.268 WE

58.160 WE          
2017 2.165 WE 91.699 WE 81.699 WE

78.438 WE

58.647 WE         79.453 WE

Besonders vorgestellt werden die Stadtumbaumaßnahmen in der Großwohnsiedlung Neu Olvenstedt in Magedeburg und Bernburg/Saale.

STALA SACHSEN-ANHALT (2019): Erfolgreiches Tourismusjahr für die Beherbergungsbetriebe in Sachsen-Anhalt: 1,2 % mehr Übernachtungen als im bisherigen Rekordjahr 2017,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 27.02.

"Der Harz und das Harzvorland als aufkommensseitig größte Tourismusregion des Landes war für 3,6 % mehr Gäste mit 5,0 % mehr Übernachtungen das Reiseziel im Jahr 2018. Bedingt durch massive Rückgänge bei den ausländischen Gästen mussten die Regionen Anhalt-Wittenberg (-17,4 % ausländische Gäste) und Halle, Saale, Unstrut (-8,0 % ausländische Gäste) auch bei den Übernachtungen insgesamt Rückgänge verzeichnen (Anhalt-Wittenberg: -9,3 % Übernachtungen, Halle, Saale, Unstrut: -0,3 % Übernachtungen). Die Region Altmark verzeichnete nach geringen Rückgängen 2017 ein leichtes Plus sowohl bei Gästen (+1,2 %) als auch bei den Übernachtungen (+2,1 %). Mit 4,0 % mehr Gästen und 3,7 % mehr Übernachtungen konnte auch die Region Magdeburg, Elbe-Börde-Heide an ihre positive Entwicklung anknüpfen", meldet das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt.

STALA SACHSEN-ANHALT (2019): Kommunale Kassen mit 60 Mill. EUR erneut im Plus,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 19.03.

STALA SACHSEN-ANHALT (2019): Wohnfläche in Sachsen-Anhalt erreichte 2018 den höchsten Wert seit 1995,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 25.06.

"Die Zahl der Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden lag im Jahr 2018 bei 1.289.187 Einheiten und damit höher als in den 7 Jahren zuvor. Der höchste Bestand von Wohnungen wurde in Sachsen-Anhalt im Jahr 2001 erreicht (1.336.265), das dann eine lange rückläufige Entwicklung einläutete. Seit 2014 gab es wieder mehr Wohnungszugänge als Wohnungsabgänge. Die Wohnfläche erreichte mit 103,9 Mill. m2 im Jahr 2018 den höchsten Wert seit 1995.
Die Zunahme betrug von 1995 bis 2018 immerhin 16,1 %. Im Jahr 2018 standen den Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhaltern etwa 47 m² pro Kopf an Wohnfläche zur Verfügung. 1995 hatte dieser Wert noch bei 33 m² gelegen.
Auch im regionalen Vergleich lag die Spannweite der Wohnfläche pro Kopf bei fast 10 m². In den kreisfreien Städten Halle (Saale) und der Landeshauptstadt Magdeburg stand der Bevölkerung mit 41m² pro Kopf bzw. 42 m² pro Kopf weniger Wohnfläche zur Verfügung als in den dünn besiedelten Landkreisen im Norden des Landes", meldet das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt.

IfS (2019): Jahresbericht 2018 der Begleitforschung Stadtumbau Land Sachsen-Anhalt (Datenstand: 31.12.2017) im Auftrag der Stadt Halle, Juni

Der Bericht befasst sich mit dem Stadtumbau Ost in 45 Städten und 171 Fördergebieten in Sachsen-Anhalt zwischen 2001 und 2017. Die Entwicklung in den Stadtumbaustädten wird folgendermaßen beschrieben:

"In den Stadtumbaustädten leben absolut und prozentual mehr ältere und weniger junge Menschen als in den meisten Städten anderer Bundesländer. Vom demografischen Wandel sind die Klein- und Mittelstädte stärker als die Großstädte betroffen.
In mehr als zwei Drittel der untersuchten Städte dominiert der Altbaubestand, vier Städte sind durch Plattenbauten überformt. Obwohl diese insgesamt nur rund zwei Fünftel der Bausubstanz in den Stadtumbaustädten ausmachen und sich ihr Anteil durch den Rückbau erheblich reduziert hat, gibt es auch im Jahr 2017 noch einige Städte, die durch den Wohnungsbestand aus der Zeit nach 1948 geprägt sind (errichtet in traditioneller oder industrieller Bauweise). Der Wohnungsbestand kann inzwischen als überwiegend vollsaniert angesehen werden. Im Jahr 2017 werden nur noch neun Prozent der Wohnungen als unsaniert eingestuft, ihr Anteil ist durch den Rückbau unsanierter Bestände und durch Sanierungsleistungen rückläufig. In den Kleinstädten verläuft dieser Prozess etwas langsamer. Zwei Drittel des Wohnungsbestandes befindet sich im Besitz privater oder sonstiger Eigentümer, wobei es sich dabei vorwiegend um Altbauwohnungen handelt. Das verbleibende Drittel des Bestandes befindet sich im Eigentum der Organisierten Wohnungswirtschaft. Dies sind vorwiegend Wohnungsbestände der Nachkriegszeit ab 1949. Durch Rückbautätigkeit und Verkäufe an private Eigentümer hat sich der Wohnungsbestand der Organisierten Wohnungswirtschaft während der vergangenen Jahre reduziert." (S.2)

Bei der Förderung wird eine Schwerpunktverlagerung vom Abriss zur Aufwertung konstatiert. Als Wendepunkt wird das Jahr 2007 beschrieben:

"Im Zeitraum 2002 bis 2017 ist die Fördersumme aus dem Programm Stadtumbau (Ost) auf nunmehr rund 630 Millionen Euro angewachsen (ohne kommunale Anteile). Von diesen Fördermitteln entfiel per Saldo inzwischen mit einem Anteil von 58 Prozent mehr auf den Programmteil Aufwertung als auf den Rückbau (42 Prozent). Nachdem in den ersten Jahren der Schwerpunkt bei der Rückbauförderung gelegen hat, entfallen seit dem Jahr 2007 zunehmend mehr Fördermittel auf den Programmteil Aufwertung. Aus dem Programmteil Aufwertung entfällt 2017 wiederum ein knappes Drittel auf die Sicherungsmittel (Sanierung, Sicherung und Erwerb). Inzwischen spielt die Förderung des Rückbaus kaum noch eine Rolle. War der Rückbau in den Anfangsjahren mit jährlich rund 31 Mio. Euro gefördert worden, waren es im Zeitraum 2007 bis 2013 nur noch rund zehn Mio. Euro pro Jahr. Ab 2014 liegt die jährliche Summe unter acht Mio. Euro. Im Berichtsjahr 2017 wurden nur noch knapp 100 Wohnungen in nur zwei Städten zurückgebaut." (S.2f.)

Es wird ein Zusammenhang zwischen erfasstem Leerstand und Abriss von Wohnungen vor allem in den beiden Großstädten beschrieben, während in den Klein- und Mittelstädten die Aufwertungsbemühungen im Fokus standen:

"Während der Laufzeit des Programms sind die Finanzhilfen dort besonders stark eingesetzt worden, wo der Bedarf am größten war: Zwischen Fördermittelvergabe und Leerstandsbetroffenheit der Städte besteht für den gesamten Förderzeitraum ein positiver Zusammenhang, die Städte mit höheren Ausgangsleerständen sind stärker berücksichtigt worden. Die messbaren Effekte auf den Leerstandsabbau sind in den Großstädten am stärksten, diese hatten in den ersten Jahren des Programms ihren Förderschwerpunkt deutlich auf den Rückbau gelegt. Dies trifft auf die Mittel- und Kleinstädte in geringerem Umfang zu, da viele von ihnen die Fördermittel eher für Aufwertungsmaßnahmen verwendet haben." (S.3)

Das Ausmaß des Abrissprogramms wird folgendermaßen beschrieben:

"In den 45 Städten wurden mit Unterstützung der Rückbaumittel bis 2017 insgesamt 78.438 Wohnungen rückgebaut (für über 82.000 Wohnungen wurde ein Rückbau bewilligt). Auf die zehn rückbaustärksten Städte entfielen drei Viertel dieser Rückbauten, so dass die Effekte nicht gleichmäßig zur Geltung kommen. Die Zahl der am Rückbau beteiligten Städte hat sich von 34 im Jahr 2004 auf zwei im Jahr 2017 drastisch reduziert." (S.3)

Die Verbreitung des Leerstandes in Sachsen-Anhalt wurde vor allem durch den drastischen Rückbau von Plattenbauten reduziert, sodass nun vollsanierter Leerstand im Altbau dominiert:

"Die größten Anteile des Leerstandes konzentrieren sich auch im Jahr 2017 weiterhin auf den Altbau (51 Prozent) und den Plattenbau (29 Prozent). Während der Leerstand im Plattenbaubestand seit 2007 eher flächendeckend reduziert wurde, konnte der Leerstand in den Altbauten und in den traditionell errichteten Nachkriegsbauten nur in den beiden Großstädten in relevanten Größenordnungen abgebaut werden. Der Leerstand konzentriert sich zunehmend in den Beständen privater oder sonstiger Eigentümer (63 Prozent), dies trifft auf die Großstädte besonders stark zu (74 Prozent). In den Klein- und Mittelstädten ist es seit 2007 zu einem erheblichen Anstieg an vollsaniertem Leerstand gekommen, so dass der vollsanierte Leerstand inzwischen dominiert. Auch in den Großstädten wird der größte Anteil der Leerstände als vollsaniert eingestuft." (S.3)

Die Stadtforscher unterscheiden vier Gebietstypen:

1. Innenstadt/Altbau
2. Innenstadt/Sonstige
3. Stadtrand/Plattenbau
4. Stadtrand/Sonstige

Die Förderung ist sehr ungleich auf die einzelnen Gebietstypen verteilt und entspricht der medialen Stigmatisierung bzw. der symbolischen Gentrifizierung von Stadtgebieten in den Medien:

"Der Großteil der Fördergebiete gehört zu den beiden Gebietstypen Innenstadt/Altbau und Stadtrand/Plattenbau, hier konzentrieren sich rund drei Viertel der Einwohner und des Wohnungsbestandes. Hinsichtlich der Einwohnerentwicklung und der Altersstruktur bestehen zwischen den Gebietstypen starke Unterschiede: Im Gebietstyp Innenstadt/Altbau hat in den letzten fünf Jahren die Einwohnerzahl um knapp fünf Prozent zugenommen. In den anderen drei Gebietstypen ist die Einwohnerentwicklung hingegen negativ. Dies gilt besonders für die Fördergebiete des Gebietstyps Stadtrand/Plattenbau, die seit Programmbeginn rund ein Drittel ihrer Einwohner verloren haben. In drei von vier Gebietstypen ist der Wanderungssaldo im Mittel positiv. Hinsichtlich der Altersstruktur und der sozialen Situation ist der Gebietstyp Innenstadt/Altbau eher von günstigen und der Gebietstyp Stadtrand/Plattenbau eher von ungünstigen Entwicklungen geprägt." (S.4)

Die Fördermittel folgen dem Prinzip des Abrisses "sozialer Brennpunkte", ergo Plattenbausiedlungen am Stadtrand (Schwerpunkt: 2003 - 2006) und der Aufwertung attraktiver Bausubstanz für Besserverdienende (ab 2007):

"Die Fördermittel wurden in den Anfangsjahren 2003-2006 überwiegend für Gebiete des Typs Stadtrand/Plattenbau bewilligt, seit 2007 ist eine klare Schwerpunktverschiebung hin zu den Gebieten des Typs Innenstadt/Altbau zu beobachten, die mit der Schwerpunktverschiebung auf die Aufwertung zusammenhängt. Auf die Fördergebiete des Gebietstyps Innenstadt/Altbau entfielen bislang rund 46 Prozent der Fördermittel, auf die Fördergebiete des Gebietstyps Stadtrand/Plattenbau rund 34 Prozent. Der Fokus des Mitteleinsatzes lag mit jeweils 84 Prozent in den innerstädtischen Altbaugebieten vorwiegend auf der Aufwertung und bei den Plattenbaugebieten am Stadtrand auf dem Rückbau. Im gesamten Zeitraum haben die Plattenbaugebiete am Stadtrand die höchsten Fördersummen je Einwohner erhalten (993 Euro)."

Die Folgen dieser Stadtumbaupolitik sind zunehmende Segregation und führten statt zum Abbau der Leerstände zu erhöhten Leerständen gerade dort wo die Abrissbirne wütete und dort wo Sanierung nicht dem Ziel der Marktgängigkeit genügte:

"Der Leerstand konzentriert sich weiterhin größtenteils im Altbau (rund 48 Prozent) und im Plattenbau (rund 41 Prozent) und räumlich vor allem auf die beiden Gebietstypen Innenstadt/Altbau und Stadtrand/Plattenbau. Über ein Drittel aller leer stehenden Wohnungen in den innerstädtischen Altbaubeständen wird als unsaniert klassifiziert (35 Prozent). Sie befinden sich überwiegend in Privatbesitz. In den Fördergebieten des Gebietstyps Stadtrand/Plattenbau sind leer stehende Wohnungen am stärksten rückgebaut worden. Da aufgrund der kontinuierlichen Einwohnerverluste zwischenzeitlich neue Leerstände entstanden sind, konnten die Leerstandsquoten bis 2017 nicht ganz so stark gesenkt werden. Insgesamt hat sich die Leerstandsquote in den letzten fünf Jahren im Gebietstyp Stadtrand/Plattenbau um rund zwei Prozentpunkte, im Gebietstyp Innenstadt/Altbau um rund drei Prozentpunkte reduziert." (S.4)

Die Stadtforscher behaupten, dass der Stadtumbau erfolgreich gewesen sei. Das darf jedoch als Schönfärberei betrachtet werden, weil das Ergebnis die Annahmen bestimmen, statt die Annahmen als fragwürdig anzusehen. Problematisch sind auch die Prognosen, die der heterogenen Entwicklung in den einzelnen Städten durchaus widersprechen:

"Die zukünftige Entwicklung hält allerdings weiterhin erhebliche Herausforderungen bereit: Die Einwohnerprognosen zeigen, dass bis zum Jahr 2025 alle Stadtumbaustädte in Sachsen-Anhalt mit Ausnahme der beiden Großstädte weiterhin Einwohner verlieren werden. Für alle 45 untersuchten Städte zusammen ergibt sich bis zum Jahr 2025 eine erwartete mittlere Abnahme der Einwohnerzahl um knapp acht Prozent. Entsprechend erwartet auch die Mehrzahl der Städte wieder steigende Leerstandsquoten. Von besonders hohen Zuwächsen gehen die Mittel- und Kleinstädte aus."

Die Entgegensetzung Großstädte versus Klein-/Mittelstädte ist längst nicht mehr zeitgemäß. Das Monitoring des Stadtumbaus Ost setzte erst im Jahr 2006 ein, d.h. 15 Jahre lang vollzog sich der Stadtumbau mehr oder weniger willkürlich. Der neoliberale Zeitgeist und fragwürdige politische Fördermaßnahmen führten in dieser Zeit zu jener brisanten Mischung, die seitdem mit Abriss und Aufwertung eingedämmt werden sollte. Studien zur sozialen Segregation zeigen jedoch, dass dies ein Misserfolg war. Insbesondere die AfD profitiert inzwischen von diesen Misserfolgen der Stadtplanung.

Folgende 45 Stadtumbaustädte existieren in Sachsen-Anhalt. Bei den 13 fett markierten Städten handelt es sich um jene Städte, die bei der Begleitforschung besonders integriert sind:

Kommunen

Landkreis (Anzahl Kommunen) Gemeindegröße
(2018)
Typisierung
gemäß
dominierendem
Wohnungs-
bestand
Rang gemäß
Bevölkerungs-
entwicklung
(2002-2017
Bevölkerungs-
entwicklung
(2002-2007
Aken Anhalt-Bitterfeld (1) Kleinstadt k.A. 31 - 15 - 20 %
Aschersleben Salzlandkreis (1) Mittelstadt Altbaustadt 19 - 15 - 20 %
Bernburg/Saale Salzlandkreis (2) Mittelstadt Altbaustadt 24  -15 - 20 %
Bitterfeld-Wolfen Anhalt-Bitterfeld (2) Mittelstadt Plattenbaustadt 45 - über 25 %
Blankenburg Harz (1) Kleinstadt k.A. 25 - 15 - 20 %
Burg Jerichower Land (1) Mittelstadt Altbaustadt 13 - 10 - 15 %
Calbe Salzlandkreis (3) Kleinstadt k.A. 44 - über 25 %
Dessau-Roßlau kreisfrei Mittelstadt k.A. 14 - 10 - 15 %
Eisleben Mansfeld-Südharz (1) Mittelstadt k.A. 29 - 15 - 20 %
Gardelegen Altmarkkreis Salzwedel (1) Mittelstadt Altbaustadt 12 - 10 - 15 %
Genthin Jerichower Land (2) Kleinstadt k.A. 40 - 20 - 25 %
Gräfenhainichen Wittenberg (1) Kleinstadt k.A. 42 - 20 - 25 %
Halberstadt Harz (2) Mittelstadt Gemischte Bausubstanz 4 - 10 - 15 %
Haldensleben Börde (1) Kleinstadt Altbaustadt 6 - 10 - 15 %
Halle/Saale kreisfrei Großstadt Gemischte Bausubstanz 2 - 0,1 %
Havelberg Stendal (1) Kleinstadt Nachkriegsbauten 23 - 15 - 20 %
Hettstedt Mansfeld-Südharz (2) Kleinstadt Nachkriegsbauten 37 - 20 - 25 %
Hohenmölsen Burgenlandkreis (1) Kleinstadt Plattenbaustadt 39 - 20 - 25 %
Jessen (Elster) Wittenberg (2) Kleinstadt k.A. 22 - 15 - 20 %
Klötze Altmarkkreis Salzwedel (2) Kleinstadt k.A. 21 - 15 - 20 %
Köthen (Anhalt) Anhalt-Bitterfeld (3) Mittelstadt k.A. 27 - 15 - 20 %
Leuna Saalekreis (1) Kleinstadt Altbaustadt 8 - 10 - 15 %
Magdeburg kreisfrei Großstadt Gemischte Bausubstanz 1  + 0 - 5 %
Merseburg Saalekreis (2) Mittelstadt k.A. 7 - 10 - 15 %
Naumburg/Saale Burgenlandkreis (2) Mittelstadt Altbaustadt 9 - 10 - 15 %
Nebra (Unstrut) Burgenlandkreis (3) Landstadt k.A. 34 - 20 - 25 %
Oschersleben Börde (2) Kleinstadt k.A. 20 - 15 - 20 %
Osterburg (Altmark) Stendal (2) Kleinstadt Nachkriegsbauten 38 - 20 - 25 %
Quedlinburg Harz (3) Mittelstadt ? 28 - 10 - 15 %
Querfurt Saalekreis (3) Kleinstadt k.A. 32 - 15 - 20 %
Salzwedel Altmarkkreis Salzwedel (3) Mittelstadt Nachkriegsbauten 16 - 10 - 15 %
Sangerhausen Mansfeld-Südharz (3) Mittelstadt Plattenbaustadt 35 - 20 - 25 %
Schönebeck Salzlandkreis (4) Mittelstadt Altbaustadt 26 - 10 - 15 %
Staßfurt Salzlandkreis (5) Mittelstadt k.A. 41 - 20 - 25 %
Stendal Stendal (3) Mittelstadt Plattenbaustadt 17 - 10 - 15 %
Tangerhütte Stendal (4) Kleinstadt k.A. 33 - 20 - 25 %
Tangermünde Stendal (5) Kleinstadt Altbaustadt 10 - 10 - 15 %
Thale Harz (4) Kleinstadt Altbaustadt 36 - 20 - 25 %
Wanzleben Börde (3) Kleinstadt k.A. 18 - 15 - 20 %
Weißenfels Burgenlandkreis (4) Mittelstadt Altbaustadt 3 - 10 - 15 %
Wernigerode Harz (5) Mittelstadt k.A. 5 - 10 - 15 %
Wittenberg Wittenberg (3) Mittelstadt Altbaustadt 15 - 10 - 15 %
Wolmirstedt Börde (4) Kleinstadt k.A. 11 - 10 - 15 %
Zeitz Burgenlandkreis (5) Mittelstadt k.A. 43 - 20 - 25 %
Zerbst (Anhalt) Anhalt-Bitterfeld (4) Mittelstadt Altbaustadt 30 -15 - 20 %

Die Verteilung der Stadtumbaustädte auf die Landkreise und die Gemeindegröße ist aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich:

Landkreis Anzahl Kommunen Anzahl Kommunen
mit Begleitforschung
Anzahl
Großstädte
Anzahl
Mittelstädte
Anzahl
Kleinstädte
Altmarkkreis Salzwedel 3 1 - 2 1
Anhalt-Bitterfeld 4 - - 3 1
Börde 4 2 - - 4
Burgenlandkreis 5 2 - 3 2
Harz 5 1 - 3 2
Jerichower Land 2 - - 1 1
Mansfeld-Südharz 3 - - 2 1
Saalekreis 3 - - 1 2
Salzlandkreis 5 2 - 4 1
Stendal 5 2 - 1 4
Wittenberg 3 - - 1 2
Städte, kreisfrei 3 3 2 1 -
Gesamtzahl 45 13 2 22 21

Die Stadtforscher definieren Kleinstadt mit Einwohnerzahlen unter 20.000. Damit wird die Landstadt Nebra (unter 5.000 Einwohner) als Kleinstadt gezählt.

Sachsen-Anhalt wird als jenes Bundesland in Deutschland beschrieben, das seit der Wende die größten Bevölkerungsverluste hinnehmen musste:

"Im Land Sachsen-Anhalt hat die Einwohnerzahl vor allem in den 1990er Jahren stark abgenommen, insgesamt hat das Land seither rund ein Viertel seiner Bewohner verloren. Das war der größte Verlust im Vergleich zu den anderen Bundesländern. Damit hat sich eine Entwicklung stark beschleunigt, die auch schon vor 1990 zu beobachten war, denn auch zwischen 1955 und 1988 war die Einwohnerzahl in der entsprechenden Region um durchschnittlich 0,4 Prozent jährlich geschrumpft. In den Jahren nach der Wende bis zum Programmstart Stadtumbau Ost war der jährliche negative Saldo zunächst deutlich höher gewesen als in den Jahren nach 2002. Ende 2017 lebten nur noch gut 2,2 Millionen Menschen im Land.
Seit dem Jahr 2010 hat sich die Negativentwicklung deutlich abgeschwächt, was vor allem in einer Trendumkehr bei den Wanderungen über die Landesgrenze hinweg zum Ausdruck kommt. Hierfür ist vor allem die unterschiedliche Entwicklung der Zahl von Deutschen und Ausländern ausschlaggebend. Während die Zahl der deutschen Einwohner des Landes kontinuierlich abgenommen hat, hat sich die Zahl der Ausländer, die im Land leben, seit 2009 erhöht, seit dem Jahr 2013 ist sogar eine deutlich akzentuierte Entwicklung zu verzeichnen. Das gilt vor allem für die beiden großen Städte im Land: Zum Jahresende 2016 lebten in der Landeshauptstadt Magdeburg 2.922 Menschen mehr als noch ein Jahr zuvor, gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der Ausländer um 3.927 Personen, die Zahl der Deutschen nahm um gut 1.000 ab. Auch die jüngsten Einwohnergewinne der Stadt Halle korrespondieren fast vollständig mit einer Verdoppelung der Zahl der Ausländer seit dem Jahr 2013. Mit dem Rückgang der Zuwanderung von Ausländern im Jahr 2017 hat sich in beiden Städten auch das Wachstum verlangsamt. In allen anderen Kreisen und auch in der kreisfreien Stadt Dessau-Roßlau hat 2017 die Zahl der Einwohner abgenommen." (S.31)

Hinzu kommt ein starker Strukturwandel:

"Sachsen-Anhalt hatte nach 1990 einen erheblichen wirtschaftlichen Strukturwandel zu bewältigen. Vor 1990 wies die Industrie im DDR-Maßstab eine leicht überdurchschnittliche Produktivität auf. Es dominierten die Metallurgie, der Maschinen- und Fahrzeugbau sowie die Lebensmittelindustrie. Die Magdeburger Börde, die Region um Wittenberg und die Altmark waren starke landwirtschaftliche Regionen. Die technische Basis der großen Kombinate im Maschinenbau, dem Chemiedreieck und im Bergbau war allerdings veraltet. Dies wurde durch einen hohen Arbeitskräfteeinsatz kompensiert. Nach der Wende führte dies zu einem Abbau von rund 700.000 Arbeitsplätzen und einem Rückgang der Zahl der Beschäftigten zwischen 1990 und 2000 um rund 46 Prozent. Die Arbeitslosigkeit stieg von rund 10 Prozent 1991 auf annähernd 17 Prozent im Jahre 1995 auf den Höchststand von knapp 22 Prozent zwischen 2000 und 2005.
Nach dem Wegfall des Kupferschieferbergbaus und dem Rückgang der Braunkohleförderung auf ein Viertel im Vergleich zur DDR-Zeit sind heute die Chemieindustrie, der Maschinenbau, das Ernährungsgewerbe und der Tourismus die wichtigsten Wirtschaftszweige. Neue Industrien wie Automobilindustrie, Informations- und Kommunikationstechnik, Biotechnologie, Holzindustrie, Medien, Windenergie und Photovoltaik kamen hinzu. Auch der Dienstleistungssektor und eine öffentlich geförderte Forschungslandschaft wurden gestärkt. Obgleich die Landwirtschaft nach wie vor als eine bedeutende Branche Sachsen-Anhalts gelten kann, wurden auch dort sehr viele Arbeitsplätze abgebaut.
Insgesamt ist seit 1990 eine langsame, aber relativ stetige wirtschaftliche Erholung zu verzeichnen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verdoppelte sich zunächst bis zum Jahr 1998 auf 42,7 Milliarden Euro, stieg bis 2008 auf 52,7 Milliarden Euro und verharrte dort zunächst, bedingt durch die Wirtschafts- und Finanzkrise 2008. Nach der Krise 2008 und 2009 kam es zu einer deutlichen Erholung und danach zunächst zu einem langsamen Aufwärtstrend, der sich 2017 deutlich beschleunigt hat. Insbesondere für die gewerbliche Wirtschaft war das Jahr 2017 ein gutes Jahr. Allerdings blieben trotzdem branchenübergreifend die Beschäftigungsplanungen während des vergangenen Jahrzehnts recht zurückhaltend (vgl. Konjunkturberichte der IHK 2014 bis 2017).
In der Region zwischen Halle, Bitterfeld-Wolfen und dem in Sachsen liegenden Leipzig liegt mit dem "Chemiedreieck" ein Schwerpunkt der Chemie- und Erdölindustrie in Deutschland. In Leuna wurden in den letzten Jahren die größten Auslandsinvestitionen ganz Ostdeutschlands getätigt. Die wirtschaftliche Schwerpunktregion ist verkehrstechnisch mit vier Autobahnen, dem Flughafen Leipzig-Halle und dem Bahnknotenpunkt Halle sehr gut erschlossen. Auch die Region nördlich und westlich von Magdeburg profitiert von ihrer Lagegunst. Zwischen Berlin und Hannover sowie am Wasserstraßenkreuz Elbe-Mittellandkanal gelegen, bildet sich ein Ansiedlungsschwerpunkt vor allem des Maschinenbaus heraus." (S.32f.)

Bei der Beschreibung der einzelnen Kreise greifen die Stadtforscher auf Daten des Zukunftsatlas 2016 und 2019 von Prognos zurück (vgl. S.33ff.). Zu den Leerstandsquoten in den Kreisen heißt es:

"Im Landkreis (Anm.: Altmarkkreis Salzwedel) liegen die Stadtumbaustädte Salzwedel, Gardelegen und Klötze. In allen dreien ist die Leerstandsquote seit 2007 recht konstant geblieben." (S.34)

"Im Landkreis (Anhalt-Bitterfeld) liegen die Stadtumbaustädte Zerbst, Aken, Köthen und Bitterfeld-Wolfen. Für Aken liegen keine Zahlen vor. In den drei anderen Städten ist die Leerstandsquote seit 2007 recht konstant geblieben, in Bitterfeld-Wolfen allerdings auf höherem Niveau." (S.35)

"Im Landkreis (Börde) liegen die Stadtumbaustädte Haldensleben, Wolmirstedt, Wanzleben und Oschersleben. Für Wanzleben liegen keine Daten vor. In den drei übrigen Städten hat sich die Leerstandsquote seit 2007 etwas unterschiedlich entwickelt: Während sie in Oschersleben kontinuierlich zurückging, hat sie sich in Wolmirstedt in den Jahren vor 2015 nochmals erhöht, um dann wieder zurückzugehen. In Haldensleben blieb sie auf etwa demselben Niveau, das in allen drei Fällen vergleichsweise niedrig liegt." (S.37)

"Im Landkreis (Burgenlandkreis) liegen die Stadtumbaustädte Nebra, Weißenfels, Höhenmölsen, Naumburg und Zeitz. Für Nebra liegen keine Daten vor. In den übrigen Städten hat sich die Leerstandsquote seit 2007 sehr unterschiedlich entwickelt: Während sie in Weißenfels und Zeitz 2007 auf hohem Niveau lag, in Weißenfels erst ab 2014 reduziert werden konnte und in Zeitz sogar noch ein wenig stieg, nahm sie in Hohenmölsen bis 2013 zu und ab 2015 wieder deutlich ab. In Naumburg konnte sie kontinuierlich gesenkt werden, nahm allerdings 2016 wieder zu." (S.38f.)
"Die Leerstandsquote in Dessau-Roßlau hat sich seit 2007 etwas zurück entwickelt, liegt aber nach wie bei etwas über 13 Prozent." (S.40)
"Die Leerstandsquote hat sich in Halle seit 2003 kontinuierlich reduziert." (S.41)

"Im Landkreis liegen die Stadtumbaustädte Halberstadt, Quedlinburg, Wernigerode, Blankenburg und Thale. In allen Städten außer Wernigerode liegt die Leerstandsquote über 10 Prozent, in Halberstadt und Blankenburg ist sie im Beobachtungszeitraum teilweise sogar wieder etwas gestiegen." (S.42)

"Im Landkreis (Jerichower Land) liegen die Stadtumbaustädte Genthin und Burg. Während die Leerstandsquote in Burg seit 2012 kontinuierlich zurückging, hat sie sich in Genthin zwischen 2010 und 2015 erneut erhöht, um dann wieder zurück zu gehen. Sie liegt hier aber vergleichsweise niedrig bei knapp 10 Prozent." (S.43f.)

"Die Leerstandsquote (in Magdeburg) hat sich von über 20 Prozent 2004 auf inzwischen unter 10 Prozent reduziert." (S.45)

"Im Landkreis (Mansfeld-Südharz) liegen die Stadtumbaustädte Hettstedt, Eisleben und Sangerhausen. Während die Leerstandsquote in Sangerhausen von rund 15 Prozent im Jahr 2001 auf rund 6 Prozent 2017 gedrückt werden konnte, liegt sie in Eisleben seit 2007 auf gleichbleibend hohem Niveau von rund 17 Prozent. In Hettstedt schwankt die Leerstandsquote zwischen 10 und 15 Prozent." (S.46)

"Im Landkreis (Saalekreis) liegen die Stadtumbaustädte Querfurt, Merseburg und Leuna. Zu Querfurt liegen keine Daten vor. In Merseburg konnte die Leerstandsquote von rund 18 Prozent im Jahr 2001 bis 2015 auf rund 10 Prozent abgesenkt werden. In Leuna liegt die Leerstandsquote 2017 bei knapp 10 Prozent." (S.48)

"Im Landkreis (Salzlandkreis) liegen die Stadtumbaustädte Aschersleben, Staßfurt, Schönebeck, Calbe und Bernburg. Für Calbe liegen keine Daten vor. Aschersleben, Staßfurt und Schönebeck haben nach wie vor mit relativ hohen Leerstandsquoten von über 15 Prozent zu kämpfen, die in Schönebeck sogar leicht angestiegen ist. In Bernburg dagegen ist sie inzwischen auf unter 10 Prozent gefallen." (S.49)

"Im Landkreis (Stendal) liegen die Stadtumbaustädte Osterburg, Havelberg, Stendal, Tangermünde und Tangerhütte. Für Tangermünde und Tangerhütte liegen keine Daten vor. In Osterburg verharrt die Leerstandsquote auf vergleichsweise hohem Niveau um die 14 Prozent, in Havelberg hat sie sich zwischen 2007 und 2013 sogar erhöht. In Stendal konnte der Leerstand von über 25 Prozent auf inzwischen rund 16 Prozent abgesenkt werden." (S.50)

"Im Landkreis (Wittenberg) liegen die Stadtumbaustädte Wittenberg, Gräfenhainichen und Jessen. Für Gräfenhainichen und Jessen liegen keine Daten vor. In Wittenberg hat sich die Leerstandsquote seit 2003 von knapp 14 Prozent auf etwas mehr als 10 Prozent kontinuierlich zurückentwickelt." (S.52)

Im Kapitel 4 des Jahresberichts wird die Situation und die Entwicklung der 45 Stadtumbaustädte beschrieben. Die Heterogenität der Stadtentwicklungen wird nur in zwei Abschnitten sichtbar:

"Die beiden Städte Bitterfeld-Wolfen und Calbe haben seit 2002 mehr als ein Viertel ihrer Einwohner verloren (vgl. Abbildung 4.1). Einen Einwohnerverlust von immerhin mindestens einem Fünftel zeigen weitere elf Städte (Zeitz, Gräfenhainichen, Staßfurt, Genthin, Hohenmölsen, Osterburg, Hettstedt, Thale, Sangerhausen, Nebra und Tangerhütte). Besonders viele Einwohner haben in relativer Hinsicht die Klein- und Mittelstädte verloren (vgl. Abbildung 4.2). Für die Großstädte ist hingegen mittlerweile eine leichte Zunahme zu verzeichnen. Allerdings ist die Großstadt Magdeburg weiterhin die einzige Stadt mit einer positiven Einwohnerentwicklung für den gesamten Zeitraum 2002-2017. Die Daten für die Stadt Halle zeigen für den gleichen Zeitraum eine fast vollständige Stabilisierung (-0,1 Prozent).
Im jüngsten Zeitraum 2012-2017 ist es zu einer leichten Entspannung gekommen, dies verdeutlicht die nach 5-Jahres-Intervallen differenzierte Auswertung der Einwohnerentwicklung im Zeitraum 2002-2017 (...). Dies betrifft insbesondere die Einwohnerentwicklung in den beiden Großstädten, da hier die Entwicklung in den letzten fünf Jahren Zuwächse aufweist (+3,5 Prozent). Sowohl in den Mittelstädten (-2,6 Prozent) als auch in den Kleinstädten (-3,5 Prozent) fielen die Einwohnerverluste im Zeitraum 2012-2017 geringer als in den beiden Zeiträumen zuvor aus. Die stärksten Einwohnerverluste fanden mit jeweils rund 8 Prozent in den Klein- und Mittelstädten im Zeitraum 2007-2012 statt." (S.57)

"In acht Mittelstädten (Bernburg, Bitterfeld-Wolfen, Köthen, Quedlinburg, Sangerhausen, Staßfurt, Wernigerode, Zeitz) und elf Kleinstädten (Aken, Blankenburg, Calbe, Genthin, Hohenmölsen, Nebra, Osterburg, Querfurt, Tangerhütte, Thale, Wanzleben) gestaltete sich die Einwohnerentwicklung seit 2001 nahezu kontinuierlich negativ. In den beiden Großstädten verlief die Entwicklung etwas unterschiedlich, denn für Magdeburg sind schon ab 2005 stagnierende bzw. leicht zunehmende Einwohnerzahlen zu beobachten, wohingegen diese Entwicklung in Halle erst ca. 2010 einsetzte. Seit ca. 2011 ist auch für 14 Mittelstädte (Aschersleben, Burg, Dessau-Roßlau, Eisleben, Gardelegen, Halberstadt, Merseburg, Naumburg, Salzwedel, Schönebeck, Stendal, Weißenfels, Wittenberg, Zerbst) und für zehn Kleinstädte (Gräfenhainichen, Haldensleben, Havelberg, Hettstedt, Jessen, Klötze, Leuna, Oschersleben, Tangermünde, Wolmirstedt) eine deutlich verlangsamte Bevölkerungsabnahme, Stagnation oder sogar eine leichte Zunahme zu beobachten." (S.59)

Die Stadtforscher verwenden stattdessen lieber Mittelwerte, um die Heterogenität unsichtbar zu machen. Begründet wird dies durch die negativen Bevölkerungsprognosen, die sich in der Vergangenheit jedoch als allzu pessimistisch herausgestellt haben.

Für die Beschreibung der Alterstruktur wird der negativ konnotierte Begriff der "Überalterung" verwendet und dies als Hauptproblem herausgehoben. Problematisch ist jedoch, dass nur für 26 der 45 Stadtumbaustädte überhaupt Daten dazu vorliegen. Für die Fördergebiete liegen nur in 95 entsprechende Daten für 24 Städte vor.

Die Strukturschwäche von Städten zeigt sich am Pendlersaldo. Je positiver der Saldo, desto attraktiver ist eine Stadt als Wohnstandort. Zu den 45 Stadtumbaustädten heißt es:

"Die Einpendler-Auspendler-Relation bzw. das Pendlersaldo (Einpendler abzüglich Auspendler) ist ein Indikator für das lokale Arbeitsplatzangebot. Gemäß den Daten der Bundesagentur für Arbeit besteht im Jahr 2017 nur in 22 der 45 Städte ein Einpendlerüberschuß, dort gibt es also mehr Einpendler als Auspendler (vgl. Abbildung 4.12). Von diesen 22 Städten gehören fünf zu den Kleinstädten, besonders hervorzuheben sind hier die beiden Kleinstädte Leuna und Haldensleben, die hinsichtlich des positiven Pendlersaldos an dritter und fünfter Stelle stehen. Ein negatives Pendlersaldo (mehr Auspendler als Einpendler) zeigen sechs Mittelstädte und 17 Kleinstädte.
Die räumliche Nähe zu größeren bzw. attraktiveren Städten in der Nähe führt in einigen Städten zu einem negativen Pendlersaldo (z. B. Wolmirstedt im Einzugsbereich von Magdeburg). Auffällig ist das – gemessen an der Stadtgröße – vergleichsweise nur schwach positive Pendlersaldo der einwohnerstarken Mittelstädte Wittenberg, Halberstadt und Weißenfels (Weißenfels weist sogar ein negatives Pendlersaldo auf, liegt aber mit rund 25-30 km Entfernung noch im Einzugsbereich der beiden Großstädte Halle und Leipzig)." (S.67f.)

Nicht die Demografie ist das Problem, sondern die Strukturschwäche und die Unattraktivität als Wohnstandort. Desweiteren tragen aufgrund des neoliberalen Zeitgeistes die Höhe der Arbeitslosigkeit und die Anzahl der Transferempfänger zur Stigmatisierung von Städten bei. Dies kommt auch in der folgenden Betrachtung zum Ausdruck:

"Wie viele Einwohner direkt oder indirekt auf (Sozial-)Leistungen nach dem SGB II angewiesen sind (SGB-II-Quote), verdeutlicht der Anteil der ALG-II-Personen in Bedarfsgemeinschaften pro Einwohner bis 65 Jahre. Diese Einwohner gelten als relativ einkommensarm. Einen relativ hohen Anteil einkommensarmer Einwohner mit über 20 Prozent gibt es im Jahr 2017 in neun Städten (Merseburg, Eisleben, Hettstedt, Zeitz, Köthen, Stendal, Aschersleben, Sangerhausen, Bitterfeld-Wolfen). Bis auf Bitterfeld-Wolfen, Köthen und Zeitz haben alle neun Städte auch einen Arbeitslosenanteil von über zehn Prozent. Die beiden Großstädte Halle und Magdeburg zeigen sowohl beim Anteil der ALG-II-Personen in Bedarfsgemeinschaften pro Einwohner bis 65 Jahre als auch beim Arbeitslosenanteil eine eher mittlere bis etwas höhere Belastung im Vergleich der 45 Städte, wobei sich die Situation in Magdeburg als etwas stabiler als in Halle darstellt." (S.70)

Die Verschuldung von Kommunen hängt stark damit zusammen, dass die Probleme von Arbeitslosigkeit und Transferbezug den Kommunen aufgebürdet wird:

"Die regionale Verteilung der neun Stadtumbaustädte mit einer besonders hohen kommunalen Pro-Kopf-Verschuldung von mindestens 4.000 Euro/Einwohner zeigt eine deutliche Ballung im mittleren und südlichen Teil von Sachsen-Anhalt (Wittenberg, Halle, Bitterfeld-Wolfen, Köthen, Calbe, Sangerhausen, Aschersleben, Hettstedt, Havelberg)." (S.73)

Aufgrund der Standortkonkurrenz geraten solche Städte in eine Abwärtsspirale. Die demografische Entwicklung ist dann nur die Folge dieser politisch verursachten Situation.

Die Stadtforscher unterscheiden zwischen "Altbaustädten" und "Plattenbaustädten", wobei Datenprobleme dazu führen, dass nur für 25 der 45 Städte überhaupt genauere Angaben vorliegen. Dazu heißt es:

"Der Altbaubestand prägt grundsätzlich die analysierten 25 Städte (45,3 Prozent). Auf den Plattenbau entfällt mit 21,6 Prozent ein etwas größerer Anteil als auf die sonstigen Nachkriegsbauten mit 21,3 Prozent. Die ab 1990 erstellten Neubauten stellen 13,9 Prozent der Wohnungsbestände. Hinsichtlich des Wohnungsbestandes können die einzelnen Städte in »Altbaustädte« oder »Plattenbaustädte« unterschieden werden. Dominierend sind die »Altbaustädte«, denn von den 25 Städten, für die Angaben zum Baualter vorliegen, haben rund die Hälfte einen überdurchschnittlichen und dominierenden Altbauanteil (Tangermünde, Naumburg, Leuna, Wittenberg, Aschersleben, Bernburg, Burg, Thale, Schönebeck, Gardelegen, Weißenfels, Haldensleben und Zerbst, vgl. Abbildung 4.19).
Als »Plattenbaustädte« können vier der 25 Städte bezeichnet werden (Bitterfeld-Wolfen, Hohenmölsen, Sangerhausen, Stendal). Ebenfalls aus der Bauzeit ab 1949 bis 1989 stammen die Nachkriegsbauten (ohne Plattenbauweise), die in den Städten Salzwedel, Osterburg, Hettstedt und Havelberg besonders prägend sind. Einige Städte zeigen keine klare Dominanz einer einzelnen Baualtersgruppe (Halberstadt, Halle, Magdeburg)." (S.74)

Quedlinburg gehört zwar zu den 25 Städten, wird aber nicht erwähnt. Dort gibt es etwa gleich starke Anteile von Altbau, Plattenbau und Neubau (ab 1990er Jahre). Beim Sanierungsstand gehört Quedlinburg zu den Schlusslichtern:

"Beim Strukturmerkmal Sanierungsstand zeigt sich im aktuellen Berichtsjahr 2017 für die 23 Städte mit vorliegenden bzw. auswertbaren Monitoringdaten eine große Varianz (vgl. Abbildung 4.22): Es gibt zehn Städte mit einem sehr hohen Anteil an vollsanierten Wohnungen von über 70 Prozent (Halberstadt, Osterburg, Klötze, Schönebeck, Leuna, Wittenberg, Halle, Gardelegen, Magdeburg, Burg). In drei Städten liegt der Anteil vollsanierter Wohnungen unter 50 Prozent (Thale, Bernburg, Quedlinburg). Da die Kategorie »teilsaniert« in den Städten unterschiedlich interpretiert wird, wird nur noch der als unsaniert eingestufte Wohnungsbestand bewertet.6 Besonders hohe Anteile unsanierter Wohnungen von über 15 Prozent werden in drei Städten registriert (Thale, Quedlinburg, Havelberg)." (S.77)

Die Eigentümerstruktur ist in den Städten heterogen und hängt insbesondere mit der dominierenden Bausubstanz und der kommunalen Privatisierungspolitik zusammen:

"Die Besitzverhältnisse stehen mit der bereits beschriebenen Baualtersstruktur überwiegend in enger Wechselwirkung, denn die Altbau- wie auch die Neubaubestände ab 1990 befinden sich vorzugsweise im privaten Eigentum und die Wohnungsbestände der Nachkriegszeit ab 1949 und die Plattenbaubestände gehören überwiegend zum Bestand der Organisierten Wohnungswirtschaft. Der Wohnungsbestand befindet sich in den untersuchten 27 Städten im Berichtsjahr 2017 zu zwei Dritteln im Privatbesitz und zu einem Drittel im Besitz der Organisierten Wohnungswirtschaft (...). In den einzelnen Städten gibt es jedoch erhebliche Unterschiede (...), denn es gibt Städte mit einem sehr hohen Anteil an privatem Wohnungsbestand von über 70 Prozent (Naumburg, Burg, Tangermünde, Haldensleben, Genthin, Bernburg, Aschersleben) und auch eine Stadt mit einem vergleichsweise hohen Anteil von über 50 Prozent der Wohnungen im Besitz der Organisierten Wohnungswirtschaft (Gardelegen). (...).
Es gibt sowohl Kleinstädte (Tangermünde) als auch Mittelstädte (Naumburg) mit einem weit überdurchschnittlichen Anteil an privatem Wohnungsbestand, aber auch Kleinstädte (Hohenmölsen) und Mittelstädte (Gardelegen) mit einem weit überdurchschnittlichen Anteil des Wohnungsbestandes im Besitz der Organisierten Wohnungswirtschaft. In den beiden Großstädten befindet sich der Wohnungsbestand zu rund 60 Prozent in privater Hand." (S.80f.)

Die Wohnungsbaupolitik hat in den vergangenen Jahren zu massiven Verschiebungen bei den Eigentumsverhältnissen geführt:

"Innerhalb des betrachteten Jahrzehnts hat eine Verschiebung zugunsten des privaten Eigentums stattgefunden. Die Besitzverhältnisse haben sich verschoben, da Rückbau und Verkauf von Nachkriegsbeständen überwiegend durch die Organisierte Wohnungswirtschaft und Ankäufe und Neubautätigkeiten vor allem durch private Eigentümer erfolgt sind. In der Summe der 24 untersuchten Städte hat sich der Anteil der Wohnungen im Privatbesitz von 44 Prozent im Jahr 2007 auf 52 Prozent im Jahr 2017 erhöht. Am stärksten sind diese Veränderungen in den Mittelstädten ausgeprägt, da sich hier der Anteil der Wohnungen im Privatbesitz von 42 auf 51 Prozent erhöht hat (...). In den beobachteten Kleinstädten hat hingegen die Bedeutung der Organisierten Wohnungswirtschaft sogar zugenommen." (S.82)

Die folgende Tabelle zeigt, dass bis zum Jahr 2013 die Förderung des Abrisses gegenüber der Aufwertung dominierte, wenn die Gesamtförderung des Stadtumbaus in Sachsen-Anhalt betrachtet wird:

Jahr Fördermittel
Abriss
Fördermittel
Abriss
seit 2002
Fördermittel
Aufwertung
Fördermittel
Aufwertung
seit 2002
Wohnungs-
abgänge
gemäß
Statistischem
Landesamt
2002 24,4 Millionen € 24,4 Millionen 24,2 Millionen € 24,2 Millionen 8.600
2003 32,0 Millionen € 56,4 Millionen 21,1 Millionen € 45,3 Millionen 8.600
2004 38,0 Millionen € 94,4 Millionen 3,5 Millionen € 48,8 Millionen 13.400
2005 29,5 Millionen € 123,9 Millionen 15,8 Millionen € 64,4 Millionen 12.300
2006 29,7 Millionen € 153,6 Millionen 6,9 Millionen € 71,5 Millionen 7.335
2007 13,6 Millionen € 167,2 Millionen 20,2 Millionen € 91,7 Millionen 5.300
2008 11,8 Millionen 179,0 Millionen 23,9 Millionen 115,6 Millionen 4.750
2009 14,8 Millionen 193,8 Millionen 29,0 Millionen 144,6 Millionen 4.900
2010 12,9 Millionen 206,7 Millionen 22,0 Millionen 166,6 Millionen 3.945
2011 9,5 Millionen 216,2 Millionen 20,1 Millionen 186,7 Millionen 4.039
2012 11,5 Millionen 227,7 Millionen 18,4 Millionen 205,1 Millionen 2.910
2013 11,7 Millionen 239,4 Millionen 19,9 Millionen 225,0 Millionen 5.123
2014 7,3 Millionen 246,7 Millionen 30,4 Millionen 255,4 Millionen 2.343
2015 7,5 Millionen 254,2 Millionen 32,8 Millionen 288,2 Millionen 2.634
2016 5,0 Millionen 259,2 Millionen 36,9 Millionen 325,1 Millionen 3.406
2017 3,9 Millionen 263,1 Millionen 43,2 Millionen 368,3 Millionen 2.165

Zum Einsatz der Rückbaufördermittel in den 45 Stadtumbaustädten heißt es:

"Mit knapp 90 Mio. Euro wurde für die beiden Großstädte zwar ein sehr großer Anteil der gesamten Rückbaufördermittel bewilligt (33,8 Prozent), dieser ist aber gemessen an der Einwohnerzahl eher unterrepräsentativ. Gründe liegen in der Spezifik der wohnungswirtschaftlichen Akteure, dem Mengengerüst rückzubauender Wohnungen und im Wirken von günstigen Kontextfaktoren. Relativ hohe absolute Fördersummen von je mehr als 4 Mio. Euro entfallen im Zeitraum 2002 bis 2017 auf die 15 Mittelstädte Aschersleben, Bernburg, Bitterfeld-Wolfen, Burg, Dessau-Roßlau, Genthin, Halberstadt, Köthen, Merseburg, Sangerhausen, Schönebeck, Staßfurt, Stendal, Wittenberg und Zeitz. (...).
Im Zeitraum 2002-2017 wurde nach Angaben des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr (MLV) in den 45 Stadtumbaustädten der Rückbau von insgesamt 81.699 Wohnungen bewilligt und der Rückbau von 78.438 Wohnungen umgesetzt (96,0 Prozent). Drei Viertel aller Rückbauten entfielen mit 58.647 der insgesamt 78.438 realisierten Rückbauten auf die zehn rückbaustärksten Städte (Halle, Dessau-Roßlau, Magdeburg, Bitterfeld-Wolfen, Stendal, Merseburg, Sangerhausen, Halberstadt, Wittenberg, Zeitz). Die Rückbautätigkeit ist allerdings auch in diesen zehn Städten stark rückläufig". (S.88)

Im Zeitverlauf ergeben sich für den Rückbau folgende Tendenzen:

"Die Betrachtung der Abrisstätigkeit in den Stadtumbau-Kommunen während der vergangenen 16 Jahre zeigt einen starken Rückgang (...). Eine bedeutende Rückbautätigkeit hat es demnach vor allem während der ersten fünf Jahre der Programmlaufzeit gegeben. Im Jahr 2017 wurden lediglich 97 Wohnungen in nur zwei Städten rückgebaut (Schönebeck, Quedlinburg). Da für das gleiche Jahr 2017 jedoch ein Rückbau von 811 Wohnungen in insgesamt vier Städten (Bitterfeld-Wolfen, Halberstadt, Schönebeck, Quedlinburg) bewilligt wurde, könnte diese sehr niedrige Anzahl tatsächlich rückgebauter Wohnungen im Jahr 2017 in nachfolgenden Anpassungen der Fördermittelstatistik des Landes noch etwas zunehmen.
Die Anzahl der Städte, die sich mit Rückbauaktivitäten an der Umsetzung des Programms beteiligen, nimmt seit 2006 ab (...). Lediglich 2012 und 2013 ist noch einmal ein kleiner Aufschwung zu verzeichnen, was wohl mit der Inanspruchnahme der Restmittel aus der Härtefallregelung zusammenhängt. Nach 2013 ist eine kontinuierlich weiter sinkende Beteiligung am Rückbau zu beobachten." (S.89)

Besonderes Augenmerk liegt auf der Entwicklung der Leerstandsquoten in den Stadtumbaustädten, die folgendermaßen beschrieben wird:

"Durch den Vergleich der Leerstandsquoten von 2001/02 und 2017 wird deutlich, dass sie in zwölf der 20 Städten gesenkt werden konnten (vgl. Tabelle 4.1). Bei sechs der 20 Städte mit einer zwischen 2001 und 2017 reduzierten Leerstandsquote ist diese Entwicklung unter Vorbehalt zu sehen, da vor allem zwischen den Berichtsjahren 2015 bis 2017 starke Veränderungen zu beobachten sind, was darauf hindeutet, dass die Reduktionen auf den veränderten Gebietszuschnitt zurückzuführen sind (Bernburg, Hohenmölsen, Genthin, Salzwedel, Schönebeck, Weißenfels). In zwei Städten ist zwischen den Berichtsjahren 2015 und 2016 bzw. 2017 auch eine starke Erhöhung der Leerstandsquote feststellbar, was ebenfalls aus den erfolgten Eingemeindungen resultieren kann (Hettstedt, Naumburg).
Eine Leerstandsquote von über 15 Prozent weisen Ende 2017 insgesamt sieben Städte auf (Aschersleben, Gardelegen, Halberstadt, Havelberg, Naumburg, Schönebeck, Stendal, Weißenfels). In neun Städten liegt die Leerstandsquote im Jahr 2017 unter 10 Prozent (Bernburg, Genthin, Haldensleben, Halle, Hohenmölsen, Leuna, Magdeburg, Sangerhausen, Zerbst).
Die Betrachtung der Leerstandsentwicklung im Verlauf der einzelnen Jahre im Zeitraum 2001 bis 2017 zeigt, dass nur in einer Minderzahl der Städte ein kontinuierlicher Leerstandsabbau beobachtet werden kann (vgl. Tabelle 4.1). Eine weitgehend kontinuierliche Leerstandsreduktion kann nur in den beiden Großstädten (vor allem in Magdeburg) und in weiteren sechs Mittelstädten (Bernburg, Naumburg, Sangerhausen, Stendal, Weißenfels, Wittenberg) sowie zwei Kleinstädten (Genthin, Osterburg) festgestellt werden (für die Mittelstadt Naumburg gilt dies nur etwas eingeschränkt, da ab dem Berichtsjahr 2016 eine starke Erhöhung festzustellen ist). Eine besonders deutliche Leerstandszunahme im Zeitraum 2001 bis 2017 zeigen hingegen die Mittelstadt Schönebeck sowie die beiden Kleinstädte Havelberg und Hohenmölsen (für Hohenmölsen ist ab dem Berichtsjahr 2016 zwar eine auffallend starke Leerstandsreduktion feststellbar, die wahrscheinlich auf einen veränderten Gebietszuschnitt bzw. erfolgte Eingemeindungen zurückzuführen ist). Die Leerstandsentwicklung der restlichen Klein- und Mittelstädte stagniert im Wesentlichen." (S.102f.)

Das Kapitel 5 beschreibt die Entwicklung der 171 Fördergebiete in den 45 Städten, wobei nur Daten für 127 Fördergebiete in 29 Städten vorliegen. Wie bereits weiter oben erwähnt gelten Plattenbaugebiete am Stadtrand als "soziale Brennpunkte" bzw. als "Generationswechselgebiete", weil sie einen hohen Altenquotient aufweisen. Der Rückbau in den Fördergebieten konzentrierte sich auf diese Plattenbauten am Stadtrand:

"Zum tatsächlich vollzogenen Rückbau im Zeitraum 2002-2017 liegen im Monitoring für 81 der 127 Fördergebiete (für die überhaupt Monitoringdaten vorliegen) hinreichend plausible Angaben vor (63,8 Prozent). In diesen 81 untersuchten Fördergebieten wurden seit 2002 insgesamt 48.384 Wohnungen rückgebaut. Drei Viertel aller geförderten Abrisse wurden im Zeitraum 2002-2017 mit 36.240 Rückbauten im Gebietstyp Stadtrand/Plattenbau durchgeführt (...). Im Durchschnitt der untersuchten 22 Fördergebiete im Gebietstyp Stadtrand/Plattenbau wurden damit je Fördergebiet 1.647 Wohnungen rückgebaut. (...).
Insgesamt wurden in allen untersuchten 81 Fördergebieten zusammen am stärksten Wohnungen in Plattenbauweise rückgebaut (38.277 Wohnungen; 79,0 Prozent der Abrisse). Dabei entfiel auf den Gebietstyp Stadtrand/Plattenbau (32.397 Abrisse) der Großteil der abgerissenen Plattenbau-Wohnungen. Im Gebietstyp Innenstadt/Sonstige wurden weitere Plattenbaubestände abgerissen (4.405 Abrisse), im Gebietstyp Innenstadt/Altbau dagegen kaum Wohnungen in Plattenbauweise (1.289 Abrisse). Im Gebietstyp Innenstadt/Altbau sind jedoch 1.842 Altbau-Wohnungen rückgebaut worden." (S.129)

Der geförderte Rückbau fand fast ausschließlich durch Wohnungsbaugesellschaften statt. Die Autoren gehen von einem weiteren Rückgang der Bevölkerung bis 2025 insbesondere in Mittelstädten aus:

"Im Gegensatz zu den Großstädten, in denen zumindest im ersten Zeitintervall noch mit einer Einwohnerzunahme gerechnet wird (2017-2025: +1,1 Prozent; 2025-2030: -0,7 Prozent), wird für die Mittel- und Kleinstädte von einer kontinuierlichen Einwohnerabnahme ausgegangen. Bis 2025 werden elf Mittelstädte (Aschersleben, Bernburg, Burg, Eisleben, Halberstadt, Merseburg, Sangerhausen, Schönebeck, Stendal, Weißenfels, Wittenberg) und fünf Kleinstädte (Gräfenhainichen, Hettstedt, Jessen, Leuna, Tangermünde) besonders betroffen sein". (S.152)

Für 19 Städte wagen die Autoren eine Leerstandsprognose für das Jahr 2025:

"Für lediglich drei der 19 Städte wird für 2025 eine niedrigere Leerstandsquote als für das Berichtsjahr 2017 erwartet (Dessau-Roßlau, Magdeburg, Wittenberg). Eine Leerstandsquote von mindestens 20 Prozent wird für sieben der 19 Städte prognostiziert (Bitterfeld-Wolfen, Burg, Halberstadt, Hettstedt, Hohenmölsen, Schönebeck, Quedlinburg). Die höchsten Leerstandsquoten werden für Hohenmölsen (29,8), Bitterfeld-Wolfen (28,1 Prozent), Hettstedt (26,0 Prozent), Schönebeck (24,3 Prozent), Burg (22,8 Prozent) und Quedlinburg (22,7 Prozent) erwartet. Für die Städte Burg und Hohenmölsen wird mit mindestens einer Verdoppelung der Leerstandsquote bis zum Jahr 2025 gerechnet. (...).
Von den drei Städten Dessau-Roßlau, Magdeburg und Wittenberg, in denen eine sinkende Leerstandsquote im Vergleich 2017 zu 2025 prognostiziert wird, erscheint dies vor den im gleichen Zeitraum gemäß der Prognose des Statistischen Landesamtes zu erwartenden Einwohnerverluste nur für die Stadt Magdeburg realistisch (...). In den beiden Städten Dessau-Roßlau und Wittenberg ist ggf. eine Anpassung der Prognoseerwartungen hinsichtlich der Leerstandsentwicklung empfehlenswert." (S.153f.)

Die folgende Tabelle zeigt die Fördergebiete Plattenbau am Stadtrand in den 45 Stadtumbaustädten an. Gegenüber dem Jahresbericht 2007 ergaben sich teilweise Typisierungsänderungen beim Gebietstyp:

Kommunen

Landkreis Gemeinde-
größe

Plattenbaugebiet am Stadtrand 2017 (2007)

Neubebauung
Aken Anhalt-Bitterfeld Kleinstadt Dessauer Chaussee/Dessauer Landstraße  
Aschersleben Salzlandkreis Mittelstadt BG I "H.-Welz-Str./H.-Just-Str.  
Bernburg/Saale Salzlandkreis Mittelstadt Großsiedlung Süd/West Eigenheimsiedlung
(Planung 1/2014)
Zepziger Weg  
Bitterfeld-Wolfen Anhalt-Bitterfeld Mittelstadt Krondorf (Wolfen); Wolfen Nord  
Blankenburg Harz Kleinstadt Oesig-Geschosswohnungsbau; Regensteinsiedlung  
Burg Jerichower Land Mittelstadt Innenstadt/West/Süd, Teilbereich Süd  
Calbe Salzlandkreis Kleinstadt Kleine und Große Mühlenbreite (2006: Stadtrand/Sonstige)  
Dessau-Roßlau kreisfrei Mittelstadt Zoberberg  
Eisleben Mansfeld-Südharz Mittelstadt Helbraer Str./Gerbstedter Str. (2006: Stadtrand/Sonstige);
Raismeser Str./Sonnenweg
 
Gardelegen Altmarkkreis Salzwedel Mittelstadt    
Genthin Jerichower Land Kleinstadt    
Gräfenhainichen Wittenberg Kleinstadt    
Halberstadt Harz Mittelstadt    
Haldensleben Börde Kleinstadt Süplinger Berg  
Halle/Saale kreisfrei Großstadt Heide Nord; Neustadt; Silberhöhe; Südstadt  
Havelberg Stendal Kleinstadt    
Hettstedt Mansfeld-Südharz Kleinstadt Wohngebiet II, III und IV  
Hohenmölsen Burgenlandkreis Kleinstadt Nord  
Jessen (Elster) Wittenberg Kleinstadt Holzdorf-Ost  
Klötze Altmarkkreis Salzwedel Kleinstadt An der Wasserfahrt/Am Hegelfeld; (Nord-Ost)  
Köthen (Anhalt) Anhalt-Bitterfeld Mittelstadt Rüsternbreite  
Leuna Saalekreis Kleinstadt    
Magdeburg kreisfrei Großstadt Neu Olvenstedt; Neustädter Feld; Nord; Reform  
Merseburg Saalekreis Mittelstadt West (2006: Stadtrand/Sonstige); West 2  
Naumburg/Saale Burgenlandkreis Mittelstadt (Am Holländer)  
Nebra (Unstrut) Burgenlandkreis Landstadt Nebra-Ost  
Oschersleben Börde Kleinstadt Wasserrenne  
Osterburg (Altmark) Stendal Kleinstadt Wohngebiet Golle  
Quedlinburg Harz Mittelstadt    
Querfurt Saalekreis Kleinstadt Querfurt-Süd  
Salzwedel Altmarkkreis Salzwedel Mittelstadt Arendseer Str.; Uelzener Str.  
Sangerhausen Mansfeld-Südharz Mittelstadt Othaler Weg  
Schönebeck Salzlandkreis Mittelstadt Straße der Jugend  
Staßfurt Salzlandkreis Mittelstadt Friedensring; Staßfurt-Nord; Tierpark  
Stendal Stendal Mittelstadt Stadtsee (2006: Innenstadt/Sonstige); Stendal-Süd  
Tangerhütte Stendal Kleinstadt Nord-West  
Tangermünde Stendal Kleinstadt    
Thale Harz Kleinstadt Blankenburger Str. (2006: Innenstadt/Sonstige)  
Wanzleben Börde Kleinstadt Südöstliche Stadterweiterung  
Weißenfels Burgenlandkreis Mittelstadt Kugelberg; Weißenfels-Süd  
Wernigerode Harz Mittelstadt Harzblick; Stadtfeld; (Burgbreite)  
Wittenberg Wittenberg Mittelstadt Apollensdorf (Ringstraße); Lerchenberg/Trajuhnscher Bach  
Wolmirstedt Börde Kleinstadt    
Zeitz Burgenlandkreis Mittelstadt FG 2  
Zerbst (Anhalt) Anhalt-Bitterfeld Mittelstadt    

BRANDT, Martina/DAHLBECK, Elke/FLÖGEL, Franz/GÄRTNER, Stefan/SCHLIETER, Dajana/SCHILCHER, Christian (2019) Raum und Unternehmen. Zur Funktionsweise von Unternehmensengagement in Regionen mit Entwicklungsbedarf, Nomos Verlag

Das Autorenteam legt u.a. Ergebnisse zu einer Fallstudie über Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt dar.

ECKERT, Daniel (2019): Bevölkerungszahl im Osten fällt auf den Stand von 1905.
Zwar hat die ostdeutsche Wirtschaft seit dem Ende der DDR stark aufgeholt. Doch das konnte die Abwanderung von Millionen nicht stoppen. Die "Teilungslücke" wird Forschern zufolge immer größer,
in: Welt
v. 13.06.

STALA SACHSEN-ANHALT (2019): Am 31.12.2018 lebten in Sachsen-Anhalt 2.208.321 Einwohner und Einwohnerinnen,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 14.06.

"Ende 2018 zählte Sachsen-Anhalt 2.208.321 Einwohner und Einwohnerinnen, davon waren 1.121.642 weiblichen und 1.086.679 männlichen Geschlechts. Dies entsprach einem Rückgang um 0,7 % im Vergleich zum Vorjahr.
Wie das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt mitteilt, verringerte sich die Einwohnerzahl Sachsen-Anhalts im Jahr 2018 um 14.760 Personen, was etwa der Einwohnerzahl der Stadt Sandersdorf-Brehna im Landkreis Anhalt-Bitterfeld entspricht. In den Vorjahren war die Bevölkerung um 13.171 (2017) bzw. 9.218 (2016) Personen in geringerem Umfang als 2018 geschrumpft. Einen Bevölkerungszuwachs gab es zuletzt im Jahr 2015 um 9.922 Personen.
Die Schrumpfung der weiblichen Bevölkerung in den Jahren 2017 und 2018 fiel mit jeweils -0,5% bzw. -0,6 % geringer aus als die der männlichen Bevölkerung (in beiden Jahren jeweils -0,7 %). Am 31.12.2018 gab es 969 Männer pro 1.000 Frauen. In den Jahren von 1990 bis 2016 hatte sich die Geschlechterverteilung von 911 auf 972 Männer pro 1.000 Frauen verschoben. Der Frauenanteil lag 2018 bei 50,8% (1990: 52,3 %).
Die Bevölkerungsentwicklung verlief regional unterschiedlich. Die Landeshauptstadt Magdeburg und die kreisfreie Stadt Halle (Saale) verzeichneten Bevölkerungsgewinne von 219 bzw. 84 Personen, während die kreisfreie Stadt Dessau-Roßlau sowie alle Landkreise Bevölkerungsrückgänge zwischen 537 und 2.179 Personen verbuchten. Die prozentual größten Bevölkerungsverluste wurden mit 1,3 % im Landkreis Mansfeld-Südharz registriert.
Einwohnerreichste Stadt Sachsen-Anhalts war im Dezember 2018 weiterhin Halle (Saale) mit 239.257 Personen, dicht gefolgt von der Landeshauptstadt Magdeburg (238.697 Personen). Die geringsten Einwohnerzahlen verzeichnete die Gemeinde Bornstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz mit 791 Personen.
Die kleinste der 104 Gemeinden mit Stadtrecht war Sandau (Elbe) im Landkreis Stendal mit 849 Personen. Zu den einwohnerreichsten Gemeinden ohne Stadtrecht des Landes gehörten die Einheitsgemeinden Hohe Börde (Bördekreis) mit 18.397 Personen, gefolgt von Teutschenthal (Saalekreis) sowie Muldestausee (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) mit 12.850 bzw. 11.631 Personen", meldet das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt.

STALA SACHSEN-ANHALT (2019): Kontinuierliche steigende Schülerzahlen in Sachsen-Anhalt seit dem Schuljahr 2010/11,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 26.06.

STALA SACHSEN-ANHALT (2019): Junge Menschen in Sachsen-Anhalt,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 01.07.

IZAH (2019): Das andere Bauhaus-Erbe: Leben in den Plattenbausiedlungen Sachsen-Anhalts heute, Halle, 01.07.

Aus der folgenden Tabelle sind die Plattenbausiedlungen in Sachsen-Anhalt aufgeführt (vgl. S.6f.):

Kommunen

Landkreis Gemeinde-
größe

Name des Plattenbaugebiets

Anzahl
Wohnungen
1991
Anzahl
Wohnungen
nach Rückbau
ab 2000
(Jahr)
Aken Anhalt-Bitterfeld Kleinstadt Dessauer Chaussee/Dessauer Landstraße k. A. k. A.
Aschersleben Salzlandkreis Mittelstadt Hecklinger Straße 1.100 k. A.
Kosmonautenviertel 1.600 k. A.
Bernburg/Saale Salzlandkreis Mittelstadt Großsiedlung Süd/West 1.500 913 (2008)
Talstadt k. A. 2.009 (2008)
Zepziger Weg k. A. 1.435 (2008)
Bitterfeld-Wolfen Anhalt-Bitterfeld Mittelstadt Krondorf (Wolfen) k. A. k. A.
Wolfen Nord 11.100 8.282 (2008)
Blankenburg Harz Kleinstadt Oesig-Geschosswohnungsbau fehlt fehlt
Regensteinsiedlung 1.400 k. A.
Burg Jerichower Land Mittelstadt Burg-Süd 1.400 1.178 (2016)
Calbe Salzlandkreis Kleinstadt Kleine Mühlenbreite k. A. k. A.
Große Mühlenbreite k. A. k. A.
Dessau-Roßlau kreisfrei Mittelstadt Friederikenplatz k. A. 1.640 (2007)
Kleine Schaftrift k. A. 1.000 (2007)
Zoberberg 3.100 2.400 (2007)
Eisleben Mansfeld-Südharz Mittelstadt Helbraer Str./Gerbstedter Str. 700 k. A.
      Raismeser Str./Sonnenweg 1.800 k. A.
Gardelegen Altmarkkreis Salzwedel Mittelstadt Schlüsselkorb 1.100 k. A.
Genthin Jerichower Land Kleinstadt SG Baumschulenweg k. A. k. A.
S7 Uhlandstr. 1.446 k. A.
S8 Einsteinstr. k. A. k. A.
S9 Heinigtenweg k. A. k. A.
Gräfenhainichen Wittenberg Kleinstadt Gartenstr./Poetenweg 2.653 1.963 (2005)
Halberstadt Harz Mittelstadt Bahnhofsvorstadt/R.-Wagner-Str. k. A. k. A.
Nordring-Innenstadt k. A. k. A.
Ernst-Thälmann-Ring 1.000 204 (2014)
Karl-Marx-Ring k. A. 1.200 (2014)
Wilhelm-Pieck-Ring k. A. 2.100 (2014)
Hemann-Matern-Ring 600 k. A.
Haldensleben Börde Kleinstadt Süplinger Berg 1.900 1.490 (2010)
Halle/Saale kreisfrei Großstadt Neustadt 32.700 k. A.
Silberhöhe k. A. k. A.
Heide Nord k. A. 3.877
Südstadt k. A. 9.700
Wohnstadt Nord/Trotha 2.200 k. A.
Havelberg Stendal Kleinstadt Neubaugebiet 1.128 1.078 (2013)
Hettstedt Mansfeld-Südharz Kleinstadt Wohngebiet II, III und IV 4.484 3.583 (2009)
Hohenmölsen Burgenlandkreis Kleinstadt Nord k. A. k. A.
Jessen (Elster) Wittenberg Kleinstadt Holzdorf-Ost k. A. k. A.
Nord 1.228 k. A.
Klötze Altmarkkreis Salzwedel Kleinstadt An der Wasserfahrt/Am Hegelfeld (Nord-Ost) k. A. k. A.
Köthen (Anhalt) Anhalt-Bitterfeld Mittelstadt Rüsternbreite 3.600 k. A.
Leuna Saalekreis Kleinstadt   fehlt fehlt
Magdeburg kreisfrei Großstadt Alte Neustadt 1.600 k. A.
Jakobstr. 2.400 k. A.
Neu Olvenstedt 12.700 6.700
Neue Neustadt 2.000 k. A.
Neustädter Feld 5.100 k. A.
Neustädter See 11.000 k. A.
Nord 10.600 k. A.
Schilfbreite 3.200 k. A.
Reform 5.000 k. A.
Merseburg Saalekreis Mittelstadt Innenstadt k. A. 2.400 (2008)
West 2.000 k. A.
Naumburg/Saale Burgenlandkreis Mittelstadt (Am Holländer) k. A. k. A.
Nebra (Unstrut) Burgenlandkreis Landstadt Nebra-Ost k. A. k. A.
Oschersleben Börde Kleinstadt Wasserrenne 1.200 k. A.
Osterburg (Altmark) Stendal Kleinstadt Wohngebiet Golle k. A. k. A.
Quedlinburg Harz Mittelstadt Kleers 900 k. A.
Süderstadt k. A. 1.313 (2012)
Querfurt Saalekreis Kleinstadt Querfurt-Süd k. A. k. A.
Salzwedel Altmarkkreis Salzwedel Mittelstadt Arendseer Str. 1.400 k. A.
Ernst-Thälmann-Str./Friedensring 1.134 k. A.
Uelzener Str. k. A. k. A.
Sangerhausen Mansfeld-Südharz Mittelstadt Othaler Weg 2.100 k. A.
Süd 1.000 k. A.
West 3.000 k. A.
Schönebeck Salzlandkreis Mittelstadt Am Malzmühlenfeld 2.300 k. A.
Moskauer Str. k. A. 1.401 (2001)
Straße der Jugend k. A. 1.659 (2002)
Staßfurt Salzlandkreis Mittelstadt Friedensring fehlt fehlt
Staßfurt-Nord k. A. k. A.
Löderburger Straße 2.400 k. A.
Am Tierpark k. A. 1.191 (2012)
Stendal Stendal Mittelstadt Stadtsee 10.200 k. A.
Stendal-Süd 4.400 k. A.
Tangerhütte Stendal Kleinstadt   fehlt fehlt
Tangermünde Stendal Kleinstadt   fehlt fehlt
Thale Harz Kleinstadt Blankenburger Str. k. A. k. A.
Wanzleben Börde Kleinstadt Südöstliche Stadterweiterung k. A. k. A.
Weißenfels Burgenlandkreis Mittelstadt Kugelberg 1.100 k. A.
Weißenfels-Nord 1.000 k. A.
Weißenfels-West 3.105 k. A.
Weißenfels-Süd 1.400 k. A.
Wernigerode Harz Mittelstadt Burgbreite 2.100 k. A.
Harzblick 1.500 k. A.
Stadtfeld 2.100 k. A.
Wittenberg Wittenberg Mittelstadt Apollensdorf k. A. k. A.
Lerchenberg/Trajuhnscher Bach 3.200 1.600 (2007)
Wolmirstedt Börde Kleinstadt Zentrum k. A. k. A.
Zeitz Burgenlandkreis Mittelstadt Völkerfreundschaft 1.000 k. A.
      Ost 4.621 3.186 (2010)
Zerbst (Anhalt) Anhalt-Bitterfeld Mittelstadt Zentrum-Nord 1.200 k. A.

In Sachsen-Anhalt werden nur fünf von 171 ostdeutschen Großsiedlungen gezählt (in der Tabelle fett markiert). Die Plattenbausiedlungen, die 1965 bis 1976 sind gemäß Marcel HELBIG weniger von sozialer Segregation geprägt als die seit 1977 gebauten Plattenbausiedlungen. Magdeburg wird als weniger problematisch beschrieben, weil dort die Plattenbauten in der Innenstadt liegen und nicht am Stadtrand. Als Problemfall gilt Halle-Neustadt.

WZB (2019): Zuwanderung vor allem in arme Stadtviertel.
WZB-Studie zeigt große Unterschiede bei sozialräumlicher Verteilung,
in: Pressemitteilung Wissenschaftszentrum Berlin
v. 05.07.

Eine WZB-Studie zählt zu den 12 Städte mit dem höchsten Anstieg sozialer Segregation 2014 - 2017 auch die Großstädte Halle an der Saale und Magdeburg in Sachsen Anhalt.

STALA SACHSEN-ANHALT (2019): Menschen in Sachsen-Anhalt sind im Durchschnitt 47 Jahre und 9 Monate alt,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 09.07.

"Wie das Statistische Landesamt anlässlich des Weltbevölkerungstages am 11. Juli mitteilt, waren die Einwohnerinnen und Einwohner im Jahr 2018 im Durchschnitt 47 Jahre und 9 Monate alt. Die Frauen waren mit durchschnittlich 49 Jahren und 7 Monaten rund 3 Jahre und 7 Monate älter als die Männer.
Seit 1990 erhöhte sich das Durchschnittsalter der Sachsen-Anhalter um 9 Jahre und 4 Monate. Ursachen sind unter anderem die nach wie vor steigende Lebenserwartung sowie der Rückgang der Geburten und die Abwanderung vor allem junger Menschen insbesondere zu Anfang der 1990er Jahre.
Nach den Ergebnissen der aktuellen Sterbetafel 2015/2017 beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung für neugeborene Mädchen in Sachsen-Anhalt 82 Jahre und 6 Monate, während neugeborene Jungen im Durchschnitt 76 Jahre und 3 Monate alt werden.
Am Jahresende 2018 lebten in Sachsen-Anhalt 235 Personen, die 100 Jahre und älter waren. Nach Geschlecht betrachtet, dominierten in dieser Altersstufe mit einem Anteil von 86% deutlich die 202 Frauen", meldet das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt.

GEIßLER, René (2019): Trotz Milliardenüberschüssen: Finanzkraft der Kommunen driftet immer stärker auseinander.
Die Städte, Gemeinden und Kreise in Deutschland haben in den Jahren 2017 und 2018 historische Überschüsse erwirtschaftet. Dank anhaltend starker Konjunktur steigen Steuern, Investitionen und Rücklagen, während die Kassenkredite schrumpfen. Dennoch nehmen die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen starken und schwachen Kommunen immer größere Ausmaße an,
in:
Pressemitteilung Bertelsmann-Stiftung v. 10.07.

Der Finanzreport 2019 der neoliberalen Bertelsmann-Stiftung zählt zu den 10 kreisfreien Städte mit der höchsten SGB-II-Quote im Jahr 2017 auch die Großstadt Halle an der Saale.

STERNBERG, Jan (2019): Im Osten was Neues.
Sachsen-Anhalt: Der Bund will den abgehängten Regionen helfen. Die Menschen dort wissen, was für sie am besten ist. Ein Besuch im Städtchen Tangerhütte,
in:
Frankfurter Rundschau v. 10.07.

"Seit fünf Jahren ist der 42-Jährige (Andreas Brohm) parteiloser Bürgermeister der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte. 32 Ortsteile mit rund 10.000 Einwohnern auf der Fläche von Frankfurt am Main. Im Osten die Elbe, im Westen die Baustelle der Autobahn 14, im Norden Stendal, im Süden Magdeburg.
Der Landkreis Stendal, zu dem Tangerhütte gehört, belegt im aktuellen »Prognos Zukunftsatlas« Platz 401 von 401. Der westliche Nachbarkreis Salzwedel Platz 400. Der südöstliche Nachbarkreis Jerichower Land Platz 399. (...). Die Bevölkerungsprognose für Tangerhütte zeichnet eine unaufhaltsam sinkende Kurve. Hier wird dauerhaft mehr gestorben als zur Welt kommen. (...).
Tangerhütte verliert jedes Jahr 100 Menschen. Nicht mehr durch Wegzug, sondern durch Überalterung. »Mein ziel ist es, diese 100 aufzufangen durch Zuzug«, sagt Brohm. Stolz zeigt er ein Baugebiet am Rande des Dorfes Lüderitz, das in ein paar Jahren eine eigene Autobahnauffahrt bekommt. Alle Bauplätze wurden verkauf, auf einigen stehen neue Eigenheime. Auch eine Ärztin ist hergezogen, zurückgekehrt in die Landschaft ihrer Kindheit. (...).
Hinter Wildwuchs verfällt sein altes Gymnasium, 1981 erbaut, als Tangerhütte eine aufstrebende Kreisstadt mit 8.000 Einwohnern war. Heute sind es 3.000 weniger. (...).
Brohm wünscht sich, dass der Bund Gemeinden wie Tangerhütte eine pauschale Summe zur Verfügung stellt, über deren Verwendung vor Ort entschieden werden kann. (...).
Die Arbeit am Image ist mühselig. Doch langsam dreht es sich. Stendal, direkt nördlich von Tangerhütte, erlebt einen kleinen Immobilienboom, die Lage an der ICE-Strecke macht die Kreisstadt attraktiv für Stadtflüchtige, die ortsungebunden arbeiten können",

berichtet Jan STERNBERG über Tangerhütte und den Landkreis Stendal.

STALA SACHSEN-ANHALT (2019): Sachsen-Anhalt: 5. Jahr in Folge mit Wanderungsgewinn,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 15.07.

STALA SACHSEN-ANHALT (2019): 2018: 51 % mehr Einpersonenhaushalte als 1991,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 16.07.

"Laut Ergebnissen des Mikrozensus gab es im Jahr 2018 in Sachsen-Anhalt 483 000 Einpersonenhaushalte. Im Vergleich zum Jahr 1991 war die Anzahl der Einpersonenhaushalte von 320.000 um 51 % angewachsen. Mit einem Anteil von 42 % an allen Haushalten bildeten Einpersonenhaushalte 2018 weiterhin die wichtigste Haushaltsgröße in Sachsen-Anhalt.
Die Anzahl aller Haushalte in Sachsen-Anhalt war seit 1991, trotz leichter Schwankungen, vergleichsweise stabil geblieben. Sie lag 1991 bei 1.194.000 Haushalten; 2018 gab es 1.151.000 Haushalte. Zwischenzeitliche Hochpunkte lagen bei 1.223.000 Haushalten im Jahr 2000 bzw. bei 1.211.000 im Jahr 2008. Im Vergleich zum Jahr 1991 war die Anzahl der Haushalte bis 2018 also lediglich um 4 % gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr (1.173.000 Haushalte) sank der Wert um 2 %. Angesichts eines deutlich schneller ablaufenden Bevölkerungsrückgangs deutete dies auf eine starke Strukturverschiebung bei den Haushaltsgrößen hin.
So war der Anteil der Einpersonenhaushalte an allen Haushalten im selben Zeitraum von 27 % auf 42 % angewachsen. Auch die Anzahl der Zweipersonenhaushalte hatte seit 1991 von 386.000 um 14 % auf 439.000 zugenommen. Damit stieg ihr Anteil von 32 % auf 38 %.
Einen klaren Rückgang gab es im Zeitraum 1991 bis 2018 bei den Dreipersonenhaushalten (um 46 % von 249.000 auf 136.000), bei den Vierpersonenhaushalten (um 63 % von 196.000 auf 72.000) sowie bei den Haushalten mit fünf oder mehr Personen (um 49 % von 44.000 auf 22.000). Ebenso sanken die Anteile dieser Haushaltsgrößen an allen Haushalten. Dreipersonenhaushalte hatten 1991 noch einen Anteil von 21 %, 2018 lag der Wert bei 12 %. Der Anteil der Vierpersonenhaushalte reduzierte sich von 16 % auf 6 %. Haushalte mit 5 oder mehr Personen stellten 2018 nur noch 2 % (1991: 4 %).
In der Konsequenz reduzierte sich die durchschnittliche Haushaltsgröße zwischen 1991 und 2018 von 2,39 auf 1,89 Personen pro Haushalt", meldet das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt.

HÜTHER, Michael/SÜDEKUM, Jens/VOIGTLÄNDER, Michael (2019): 19 Mal akuter Handlungsbedarf.
Regionalentwicklung: Deutschlands Metropolregionen boomen, während der ländliche Raum und der Osten darben? Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Kooperation mit Wissenschaftlern vier deutscher Hochschulen wollte es genauer wissen. Das Ergebnis: 19 von insgesamt 96 deutschen Regionen haben Probleme. Längst nicht alle liegen in Ostdeutschland oder auf dem platten Land,
in:
Pressemitteilung IW Köln v. 08.08.

Aus der folgenden Tabelle sind die Raumordnungsregionen mit ihren zugehörigen Landkreisen bzw. kreisfreien Städten der 19 gefährdeten Regionen in Deutschland ersichtlich. Zudem wird für die Landkreise bzw. kreisfreien Städte die Bewertung der Regionen im Zukunftsatlas 2019 angegeben.

Tabelle: Die gefährdeten Raumordnungsregionen in Sachsen-Anhalt im Vergleich mit dem Zukunftsatlas 2019
Rang Land Raumordnungsregion (Nr.) Landkreis/
kreisfreie Stadt
Gefährdungs-
Punkte
Rang (Klasse)
im Zukunftsatlas
2019
1 Sachsen-Anhalt Altmark (1501) Altmarkkreis Salzwedel 3,25 400 (8)
Stendal 401 (8)
2 Sachsen-Anhalt Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg (1502) Anhalt-Bitterfeld 2,75 381 (7)
Dessau-Roßlau 353 (6)
Wittenberg 385 (7)
14 Sachsen-Anhalt Magdeburg (1504) Börde 1,5 325 (6)
Harz 369 (7)
Jerichower Land 399 (8)
Magdeburg 290 (5)
Salzlandkreis 390 (7)
15 Sachsen-Anhalt Halle/Saale (1503) Burgenlandkreis 1,5 382 (7)
Halle (Saale) 310 (6)
Mansfeld-Südharz 398 (8)
Saalekreis 348 (6)
Quelle: IW-Regionalstudie, Abb. 5.9, S.109; Zukunftsatlas 2019 - Auf einen Blick

KERSTING, Silke (2019): Gefährliche Abwärtsspirale.
Während viele Großstädte wachsen, verlassen gerade junge und gut ausgebildete Menschen ländlich geprägte oder strukturschwache Regionen. Ökonomen warnen die Politik vor abgehängten Regionen,
in:
Handelsblatt v. 09.08.

Einzig die interaktive Karte auf der Website nennt für die einzelnen Indikatoren die zugehörigen Gefährdungspunkte. Für die Raumordnungsregion Altmark werden folgende Werte aufgelistet:

Demografie: 1,75 Punkte
- Durchschnittsalter 2017: 47,3 Jahre, Anstieg um 1,4 Jahre - 0,25 Punkte
- Lebenserwartung 2013/15: 78,8 Jahre, Veränderung + 0,4 Jahre - 0,5 Punkte
- Einwohner 2017: 201.400 - 4.600 - 1,0 Punkte
Wirtschaft: 0,75 Punkte
- Arbeitslose 2017: 9,9 % (-3,3 %) - 0,5 Punkte
- Überschuldung der Privathaushalte 2017: 10-12,5 % (1 - 1,5 %) - 0,25 Punkte
Infrastruktur: 0,75 Punkte
- Breitbandausbau: 50-60 % der Haushalte - 0,25 Punkte
- Immobilienpreise 2017: 1.200 - 1.500 Euro je qm (100-250) - 0,5 Punkte

Wer sich die Mühe macht, kann im Prinzip also die Kriterien aus der interaktiven Karte herausdestillieren. Viel Vergnügen!

DÄHNER, Susanne u.a. (2019): Urbane Dörfer. Wie digitales Arbeiten Städter aufs Land bringen kann, herausgegeben vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung und Neuland 21 e.V.

Drei der 19 Vorzeigedörfer Marke "urbanes Dorf" liegen in Sachsen-Anhalt.

GREIVE, Martin/HÖPNER, Axel/KERSTING, Silke/SIGMUND, Thomas/WASCHINSKI, Gregor (2019): Hilferuf aus den Problemregionen.
Etliche Teile Deutschlands drohen abgehängt zu werden. Landespolitiker fordern nun endlich Taten statt Worten und hegen neue Hoffnung: Der Niedergang von Gegenden im Westen könnte neuen Schwung in die Debatte bringen,
in:
Handelsblatt v. 12.08.

WINTER, Steffen (2019): Der Ost-Komplex.
Landtagswahlen: Nirgendwo sonst im Land ist die AfD so stark wie im Osten, nirgendwo sonst fühlen sich die Menschen so benachteiligt und abgehängt - dabei geht es den meisten besser denn je. Ein Blick in die ostdeutsche Seele,
in: Spiegel
Nr.35 v. 24.08.

LEHMANN, Timo (2019): Lockende Rosen.
Strukturwandel: Der Umgang mit den Fördermillionen für Kohleregionen zeigt: Es gibt mehr Geld als Ideen, auf die sich alle einigen können,
in: Spiegel
Nr.35 v. 24.08.

Timo LEHMANN kritisiert die Verwendung von Geldern, die für den Kohleausstieg gewidmet sind, aber für Projekte wie dem Dom in Naumburg an der Saale oder ein Rosarium in Sangerhausen verwendet werden.  

MAURIN, Jost (2019): Aldi-Erben greifen nach Agrarland.
Immer mehr Großinvestoren steigen in ostdeutsche Landwirtschaftsbetriebe ein, die Behörden sind machtlos, Agraraktivisten sprechen gar von illegitimer Aneignung von Land,
in:
TAZ v. 09.09.

MAAK, Niklas (2019): Und neues Leben blüht aus den Vitrinen.
Trotz aller Querelen gelungen: Das spanische Büro Addenda Architects hat das neue Bauhaus-Museum in Dessau entworfen. Die abweisende Glasfassade irritiert, das Innere des Baus ist umso besser,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 09.09.

FISCHER, Sabine von (2019): Mit Luft lässt sich nicht bauen.
Das neue Bauhaus-Museum in Dessau sperrt die bewegte Geschichte in eine Statische Architektur ein,
in:
Neue Zürcher Zeitung v. 12.09.

KEILHOLZ, Christine (2019): Abschied von der Platte.
Halle: Die DDR lebte in uniformen Großsiedlungen und träumte von einer klassenlosen Gesellschaft. Geblieben ist das Gegenteil,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 22.09.

"Armut hat in Halle ein Zuhause. Es heißt Neustadt. (...).
Die DDR wohnte (...) in Plattenbausiedlungen (...). Die Platte ist Sinnbild für die Wohnform Ost. Am Ende der DDR lebte ein Viertel der Ostdeutschen in der »Wohnbauserie 70«, im standardisierten Wohnhochbaus
»WHH GT 18« oder im Zehngeschosser »M10«. Das ganze Land wurde damit zugestellt. Es gab sogar eine Stadt nur aus Platte. Das war Halle-Neustadt, der Traum einer klassenlosen Gesellschaft von neunzigtausend glücklichen Menschen. Geblieben ist das Gegenteil.
Die industriell errichteten Großwohnsiedlungen der DDR sind das geworden, was schon vor dreißig Jahren vorauszusehen war. Problemviertel. Heute wohnen hier die Deklassierten. Die Spaltung von Arm und Reich schreitet im Osten schneller voran als im Westen. Schuld daran ist die Platte - und die Flucht aus ihr.
Die vier Hochhäuser, die das Herz von Halle-Neustadt bilden, haben 19 Geschosse. Wie riesige Dominosteine überragen die Wohnscheiben (...) das Zentrum. Heute sind sie nur noch Gerippe (...) Seit Jahren stehen die Scheiben leer. (...). Die Scheiben sollen abgerissen werden, aber ihr Tod zieht sich in die Länge. (...). Der städtebauliche Niedergang nimmt den sozialen vorweg",

meint Christine KEILHOLZ, die uns vom Aufstieg und Niedergang der Plattenbausiedlung erzählt:

"In den achtziger Jahren, den Glanzzeiten, war Halle-Neustadt noch Heimat einer aktiven und lebensfrohen Jugend. Wer damals im achten Stock wohnte, konnte herabschauen auf die anderen, die in den Dörfern. (...).
Halle-Neustadt war ein demographisches Wunder. Eine Sumpfwiese nahe der Saale, die Karriere gemacht hat. (...) Die Chemiearbeiter aus den Kombinaten von Leuna und Buna (...) bekamen die Kinder, die dem Umland fehlten. (...). Die großflächige Platte war attraktiv, nicht nur wegen der Wohnungen (...), auch wegen der Schulen und Kindergärten.
Doch mit der DDR endete auch der Boom der Chemiearbeiterstadt. Die Hälfte der Bewohner ist weggezogen, mehr als 40.000 Menschen. (...). Viele junge Leute (...) wohnen heute weiter draußen in Vororten, wo es Eigenheime und Gärten gibt. (...). Viele Ostdeutsche blieben in (...) Innenstädten, wo sich anspruchsvolle Stadtbevölkerung um vollsanierte Altbauwohnungen reißt. (...). Solche Quartiere gibt es auch in Halle, der ansonsten ziemlich hässlichen Arbeiterstadt. Das Paulusviertel im Stadtzentrum hat alles, was die SED-Führung für ihre Bürger nicht mehr wollte. (...). Das Viertel, das sich um die Pauluskirche schmiegt, ist heute das beliebteste von ganz Halle. (...).
Wie vor hundert Jahren wohnen im Paulusviertel wieder Professoren, Beamte und sonstige Gutverdiener. Die Uni ist nicht weit, die versorgt die Stadt mit jungem, internationalem Publikum. Das demographische Wunder ereignet sich jetzt dort (...). In dieser Gegend (...) holten die Grünen (bei der Europawahl) über dreißig Prozent - mehr als sonst irgendwo in Sachsen-Anhalt. Im Paulusviertel lebt ein zufriedenes, optimistisches Hall. Nur: Es bleibt unter sich.
So erzählt Halle die Geschichte vom Niedergang der Neustadt und von der Wiedergeburt der Innenstadt."

Bei dieser Geschichte darf weder Marcel HELBIG und seine Studie zur Segregation, noch das Buch von Steffen MAU über Lütten Klein fehlen. Hieß es in den Nuller Jahren noch Hoyerswerda ist überall, so sind heutzutage die Plattenbausiedlungen überall. KEILHOLZ sieht bereits das Scheitern der Integration in diesen Siedlungen, die sich dann zu deutschen Banlieues entwickeln könnten.

Ironie dieser Geschichte: Ausgerechnet im gepriesenen Paulusviertel wird keine drei Wochen später ein Anschlag verübt, der die kosmopolitische Welt in Halle erschüttert. Aber der Attentäter kam nicht aus der großstädtischen Plattenbausiedlung, sondern aus einer Landgemeinde im abgehängten Landkreis Mansfeld-Südharz.

LASCH, Hendrik (2019): Dampf für die Maschine statt das Signalhorn.
OB-Wahl in Halle: Mit Hendrik Lange gibt es für die OB-Wahl in Halle erstmals einen gemeinsamen Kandidaten von Rot-Rot.-Grün,
in: Neues Deutschland
v. 30.09.

Hendrik LASCH  berichtet über die Oberbürgermeisterwahl in Halle, die am 13. Oktober stattfindet. Dann geht es gemäß LASCH zuerst einmal darum, die Stichwahl zu erreichen:

"Gute Chancen kann sich vermutlich der derzeitige OB Bernd Wiegand ausrechnen, der auf den Bonus von sieben Amtsjahren bauen kann. Wiegand war einst (...) Mitglied der SPD, ist aber inzwischen parteilos. Daneben treten (...) zwei Bewerber (an), denen am ehesten Chancen auf die Stichwahl zugebilligt werden: Andreas Silbersack, Anwalt, Winzer und langjähriger Chef des Landessportbundes, der als FDP-Mann auch von der örtlichen CDU unterstützt wird - und schließlich Hendrik Lange.
Rechnerisch hat Lange von beiden die besseren Aussichten; schließlich ist der 42-jährige studierte Biologe, der seit 200ß6 für die Linke im Magdeburger Landtag sitzt, gemeinsamer Kandidat seiner Partei sowie von SPD und Grünen. Die drei Parteien büßten bei der Kommunalwahl im Mai zwar die Mehrheit im Stadtrat ein, stellen aber zusammen noch immer 25 der 56 Ratsmitglieder; CDU und FDP bringen es auf 13."

Wie üblich rechnet sich die Parteizeitung ihren Kandidaten schön. Am Ende scheint jedoch durch, dass die Bevölkerung - also das entscheidende Element - das anders sehen könnte. LASCH kritisiert das Macher-Image des OB ("Signalhorn"). Halle soll ein neuer Politikstil verordnet werden, doch mit dem ist es nicht weit her, den Rot-Rot-Grün leidet unter den Querelen in den eigenen Reihen!

LASCH, Hendrik (2019): Haseloffs Kabinett muss nachsitzen.
Fraktionen der Kenia-Koalition in Sachsen-Anhalt verweigern Etatentwurf der eigenen Regierung Zustimmung,
in: Neues Deutschland
v. 27.09.

"Im Jahr 2021 wird in Sachsen-Anhalt der Landtag neu gewählt; der jetzt zu beschließende Etat ist die letzte Gelegenheit, politisch wichtige Vorhaben der drei Koalitionspartner finanziell abzusichern",

begründet Hendrik LASCH die Querellen um den Etatentwurf.

ND/DPA (2019): Linker in der Stichwahl.
OB-Wahl in Halle: Halles Oberbürgermeister Wiegand verpasst die direkte Wiederwahl,
in: Neues Deutschland
v. 30.09.

"Amtsinhaber Bernd Wiegand lag zwar mit 44 Prozent der Stimmen deutlich vorn (...). Der parteilose Politiker verpasste jedoch die absolute Mehrheit und muss am 27. Oktober in der Stichwahl gegen den rot-rot-grünen Kandidaten Hendrik Lange (Linke) antreten. Lange kam (..) auf gut 25 Prozent der Stimmen. Der gemeinsame Kandidat von CDU und Liberalen (...) landete mit fast 23 Prozent nur knapp dahinter",

heißt es in der geschönten Agenturmeldung, in der Linkspartei-Kandidat LANGE zum möglichen Überraschungssieger stilisiert wird.

RAMMELSBERGER, Annette (2019): Örtlich betäubt.
Dass es in Halle eine rechte Szene gibt - lange bekannt. Weggeschaut haben trotzdem fast alle. Bis zum Attentat. Unterwegs in einem aufgeschreckten Land,
in: Süddeutsche Zeitung
v. 28.10.

KRAUS, Uwe (2019): 4.000 Einzelteile in der "Gläsernen Werkstatt".
Die Harzer Schmalspurbahnen wollen sparen, deswegen sollen die Dampflokomotiven vor Ort gewartet werden,
in: Neues Deutschland
v. 08.11.

Uwe KRAUSE berichtet über den Bau einer neuen Dampflokwerkstatt der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) in Wernigerode und die Bedenken der Thüringer Lokwerkstätten in Nordhausen und Meinungen.

Lok der Harzer Schmalspurbahn in Wernigerode, Foto: Bernd Kittlaus 2012

BAGANZ, Dorian (2019): Nase zu in Teutschenthal.
Gift: Ein altes Bergwerk aus DDR-Zeiten ist jetzt eine Mülldeponie. Die Anwohner leiden unter Gestank und Gesundheitsproblemen,
in: Freitag
Nr.46 v. 14.11.

LASCH, Hendrik (2019): Abwind, Aufwind, Flaute.
Die Stellenkürzungen beim Windanlagenbauer Enercon wecken in Magdeburg die Erinnerung an triste Zeiten,
in: Neues Deutschland
v. 08.11.

NIMZ, Ulrike & Antonie RIETZSCHEL (2019): Wo die Einheit wohnt.
Die Wende hat die Landkarte verändert. Es gibt keine Grenze mehr - dafür Straßen, Plätze, Brücken und Tunnel der Einheit. Eine Deutschlandreise,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 09.11.

NIMZ & RIETZSCHEL berichten über Straßen der Einheit in Teutschenthal:

 "Gleich hinter Halle (...) das unvermeidliche Erbe des Kalibergbaus. (...). In Teutschenthal, Sachsen-Anhalt, sagen sie: Halde. (...).
Sie haben das Letzte aus der Erde geholt; die Halde ist an die 100 Meter hoch. Heute werden unten in der Grube nur noch Hohlräume verfüllt - mit Schlacken, Aschen, Industrieabfällen. Immer wieder klagen Menschen in Teutschenthal und Umgebung über Gestank und Atemnot. (...).
Seit 2009 gibt es im abgelegenen Ortsteil Dornstedt auch eine Straße der deutschen Einheit.
 

STALA SACHSEN-ANHALT (2019): Wohnen in Sachsen-Anhalt 2018,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 04.12.

"In Sachsen-Anhalt lebten am 31.12.2018 insgesamt 2.208.321 Menschen. Wie das Statistische Landesamt weiter mitteilt, standen 2018 für die Einwohnerinnen und Einwohner insgesamt 1.289.178 Wohnungen zur Verfügung.
Laut Ergebnissen des Mikrozensus lag die Eigentümerquote 2018 in Sachsen-Anhalt bei 45,1 % und damit nur leicht unter dem Bundesdurchschnitt von 46,5 %. Somit waren 54,9 % aller bewohnten Wohnungen Mietwohnungen. Im Vergleich zu 2014 war die Eigentümerquote um 2,7 Prozentpunkte leicht gestiegen. Dabei waren die selbstnutzenden Eigentümer/-innen in Sachsen-Anhalt regional unterschiedlich verteilt.
In den kreisfreien Städten lagen die Eigentümerquoten deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Die niedrigste Eigentümerquote wies mit 16,0% Halle (Saale) auf, gefolgt von der Landeshauptstadt Magdeburg (17,7 %) und Dessau-Roßlau (33,6 %). Die höchste Eigentümerquote fand sich mit 61,3 % im Altmarkkreis Salzwedel, gefolgt vom Landkreis Börde (57,6 %) und dem Saalekreis (56,9 %). In 4 von 11 Landkreisen lag die Eigentümerquote über dem Bundesdurchschnitt.
Die Eigentümerquote variierte zudem stark entsprechend des Baualters der Immobilie. Die höchste Eigentümerquote gab es mit 75,9 % bei Wohnungen, die 2011 und später errichtet wurden. Dieser Wert lag auch deutlich über dem Bundesdurchschnitt für Neubauwohnungen mit Fertigstellung ab 2011 (58,5 %). Hingegen lagen in Sachsen-Anhalt die Eigentümerquoten bei Wohnungen aus den Jahren 1949 - 1978 mit 23,7 % bzw. aus den Jahren 1979 - 1990 mit 29,3 % deutlich unterhalb unter den Werten der Neubauten. Mittlere Eigentümerquoten wiesen die bis 1949 errichteten Wohnungen (57,6 %) bzw. Wohnungen aus der Zeit zwischen 1991 - 2010 (57,8 %) auf", meldet das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt.

STALA SACHSEN-ANHALT (2019): Entwicklung des Wohnungsmarktes in Sachsen-Anhalt zwischen 2014 und 2018,
in:
Pressemitteilung Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt v. 04.12.

"Zwischen 2014 und 2018 stieg die Anzahl unbewohnter Wohnungen von 167.000 auf 191.000. 2018 betrug die Leerstandsquote 15 %. Wie das Statistische Landesamt mitteilt, nahm bei einem leichten Rückgang der Gesamtbevölkerung (-1 %) der Wohnungsleerstand um 15 % deutlich zu.
In Sachsen-Anhalt entwickelten sich die Wohnungsmärkte in den einzelnen Teilräumen zwischen 2014 und 2018 unterschiedlich. Die Bevölkerungen der beiden größten Städte des Landes Halle (Saale) und Landeshauptstadt Magdeburg wuchsen zwischen 2014 und 2018 jeweils um ca. 3 %. Gleichzeitig stieg in diesen beiden kreisfreien Städten der Leerstand auf dem Wohnungsmarkt an. In Halle (Saale) wuchs der Leerstand um 9 % auf 25.000 unbewohnte Wohnungen, in der Landeshauptstadt Magdeburg stieg der Leerstand um 16 % auf 21.000 unbewohnte Wohnungen. Somit lagen die Leerstandsquoten 2018 in Halle (Saale) bei 18 % und in der Landeshauptstadt Magdeburg bei 15 %.
"Zwischen 2014 und 2018 stieg die Anzahl unbewohnter Wohnungen von 167.000 auf 191.000. 2018 betrug die Leerstandsquote 15 %. Wie das Statistische Landesamt mitteilt, nahm bei einem leichten Rückgang der Gesamtbevölkerung (-1 %) der Wohnungsleerstand um 15 % deutlich zu. In Sachsen-Anhalt entwickelten sich die Wohnungsmärkte in den einzelnen Teilräumen zwischen 2014 und 2018 unterschiedlich. Die Bevölkerungen der beiden größten Städte des Landes Halle (Saale) und Landeshauptstadt Magdeburg wuchsen zwischen 2014 und 2018 jeweils um ca. 3 %. Gleichzeitig stieg in diesen beiden kreisfreien Städten der Leerstand auf dem Wohnungsmarkt an. In Halle (Saale) wuchs der Leerstand um 9 % auf 25.000 unbewohnte Wohnungen, in der Landeshauptstadt Magdeburg stieg der Leerstand um 16 % auf 21.000 unbewohnte Wohnungen. Somit lagen die Leerstandsquoten 2018 in Halle (Saale) bei 18 % und in der Landeshauptstadt Magdeburg bei 15 %", meldet das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt.

BÖLL, Sven (2019): Warum Halle das bessere München ist.
Die Start-up-Gründerin Jenny Müller erzählt, wieso sie mit ihrer jungen Firma von Bayern nach Sachsen-Anhalt umgezogen ist - und warum sie sich wünscht, dass die Ostdeutschen endlich mehr Selbstwertgefühl entwickeln,
in: WirtschaftsWoche
Nr.53 v. 20.12.

BARTZ, Tim u.a. (2019): 2020. Dekade des Umbruchs.
Zukunft: Im kommenden Jahrzehnt werden sich Deutschland und die Welt wohl stärker verändern als je zuvor. Einige Trends lassen sich vorhersehen, die Rentnerwell zum Beispiel; andere nur erahnen, etwa die Gefahr von Cyberattacken. Elf Prognosen für die Zeit bis 2030,
in:
Spiegel Nr.1 v. 28.12.

Dem Spiegel gilt die Kleinstadt Harzgerode im Landkreis Harz als deutsche Normalität des Jahres 2030. Mehr hier.

VÖLKLEIN, Marco (2019): Deutschlands Städte ersticken im Verkehr.
SZ-Spezial Zukunft Deutschland: Potsdam und Magdeburg haben sich ausrechnen lassen, wie sie Busse und Bahnen stärken können. Das dafür nötige Geld steht grundsätzlich bereit - doch es gibt andere Hindernisse,
in: Süddeutsche Zeitung
v. 31.12.

Marco VÖLKLEIN beschreibt die ÖPNV-Lage in Magdeburg folgendermaßen:

"Anders als in Potsdam sehen die Berliner Verkehrsplaner in Magdeburg (...) keine Notwendigkeit, das bestehende Netz zu erweitern. Denn dort verfolgen die Stadt und der städtische Nahverkehrsbetreiber (MVB), schon seit gut 20 Jahren ein stetes Ausbauprogramm. Stück für Stück wurden Stadtviertel beispielsweise in der Peripherie an das Straßenbahnnetz angebunden; aktuell wird eine zweite Nord-Süd-Querung der Innenstadt gebaut. In zwei, drei Jahren, sagt Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD), soll der Netzausbau weitgehend abgeschlossen sein. »Dann ist das Netz so, dass man auch daran denken kann, die Taktfrequenzen zu verbessern« (...). Doch zusätzliche Bahnen zu beschaffen und zusätzliches Fahrpersonal einzustellen, kostet Geld. Und zwar richtig viel Geld."

Weil in Deutschland weder die Verkehrspolitik noch der neoliberale Politikstil den ÖPNV gefördert hat, fehlt es nun für eine Verkehrswende an allen Ecken. Weder die Infrastruktur noch der Personalbestand ist auf eine grundlegende Verkehrswende eingerichtet. Magdeburg mag in dieser Hinsicht nicht ganz so weit hinten liegen, aber Vorbilder sehen anders aus.

2020

ZÁBOJI, Niklas (2020): Solange es dampft, ist alles in Ordnung.
Schkopau in Sachsen-Anhalt hängt an der Kohle. Und an der Kohle hängt die Chemie. Nun wächst die Angst vor einem Kahlschlag wie nach der Wende. Ein Ortsbesuch,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
v. 28.01.

Der sachsen-anhaltinische Ministerpräsident Reiner HASELOFF (CDU) steht unter Druck, weil die Anti-AfD-Kenia-Koalition wenig stabil ist. Gerüchte über einen früheren Kohleausstieg sind deshalb bedrohlich. Niklas ZÁBOJI berichtet über ein Gerücht, wonach der Kohleausstieg bereits 2026 statt wie geplant erst Ende 2034 stattfinden sollte. Der Umstieg von Kohle zu Gas hätte in Schkopau einen Einbruch bei den Gewerbesteuereinnahmen zur Folge:

"20 Prozent der Gewerbesteuereinnahmen spült das Kraftwerk in die Kassen, erklärt Torsten Ringling (...,) Bürgermeister von Schkopau (...): Sollte am hiesigen Standort Gas an die Stelle der Braunkohle treten, ginge das Kraftwerk zu 100 Prozent in die Hände von Uniper und wanderten die Gewerbesteuereinnahmen von Sachsen-Anhalt an den Konzernsitz in Nordrhein-Westfalen."

Neben dem Kraftwerk sorgt der Chemiepark für Wohlstand in der rund 11.000 Einwohner zählenden Stadt:

"Fünf Schulen gibt es in Schkopau, einen Supermarkt, mehrere Autohändler und Installateure - und vor allem viele junge Familien. Die Leipziger Stadtgrenze ist eine halbe Autostunde entfernt. Es gibt einen Bahnhof, der erst vor wenigen Jahren saniert wurde, und es gibt die Straßenbahnlinie zwischen Merseburg im Süden und Halle im Norden; wer dort ausgehen will oder pendelt, braucht nur wenige Minuten Fahrzeit und nicht unbedingt ein Auto. Leerstand, heißt es von Seiten der Verwaltung, gebe es in Schkopau selten für längere Zeit. Auch wenn mit Ausnahme der Universitätsstädte Halle und Magdeburg die Bevölkerung in allen Landkreisen von Sachsen-Anhalt altert und schrumpft - im Saalekreis verläuft der Trend zumindest etwas langsamer. Und in Schopkau noch ein bisschen langsamer."

Ende 2017 lebten in Schkopau gemäß Statistischem Landesamt 10.840 Menschen. Ende 2018 waren es 30 Einwohner mehr. Im Vergleich zum Jahr 2013 (11.025) ist die Stadt jedoch geschrumpft. 

 
     
 
       
   

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Bernd Kittlaus
webmaster@single-generation.de Erstellt: 03. Oktober 2019
Update: 22. März 2020