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Einführung
Ein Blick in die Vergangenheit der Zukunft
Deutschlands bietet die Möglichkeit die Grenzen von
Bevölkerungsvorausberechnungen zu erkennen. Welche Zukünfte
wurden uns Deutschen prophezeit und was ist davon überhaupt
eingetreten? Diese Bibliografie ermöglicht einen Vergleich
zwischen zeithistorischen Befürchtungen bezüglich des
demografischen Wandels und der tatsächlichen Entwicklung in
Deutschland.
Kommentierte Bibliografie (Teil 3: 2006 -
2010)
2006
MISHRA, Robin (2006): Riesige Baustelle.
Zukunft. Umfragen zeigen Licht und Schatten,
in: Rheinischer Merkur Nr.2 v. 12.01.
Der Rheinische Merkur hat aus einigen
Studien, u.a. der Konrad-Adenauer-Stiftung (Delphi-Studie 2004/05
"Deutschland im Umbruch"), des Berlin-Instituts ("Deutschland
2020 - Die demographische Zukunft der Nation")
und dem B.A.T.-Institut (Horst W. OPASCHOWSKI: "Deutschland 2020 –
Wie wir morgen leben"), das herausgepickt, was zum
Weltbild der eigenen Zeitung passt. Herausgekommen ist eine
düstere Zukunft, die sich aus einer
nationalkonservativ-kirchlichen Weltsicht speist.
LINNEWEBER, Silke (2006):
Silberstreif am Horizont.
Arbeitsmarkt. Die Zeiten werden freundlicher. Aber nicht für
jeden und auch nicht überall,
in: Rheinischer Merkur Nr.2 v. 12.01.
"Für Vierjährige
verspricht Silke LINNEWEBER aufgrund des Rückgangs der
Erwerbsfähigen nach 2010 auch einen Rückgang der hohen
Arbeitslosigkeit:
"Zu diesem Ergebnis
kommt jedenfalls eine aktuelle Projektion des Instituts
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Für die
nächsten Jahre sei zwar weiterhin mit hoher
Arbeitslosigkeit zu rechnen, glauben die Nürnberger
Wissenschaftler. Doch bis 2020 könne sich die Zahl der
Arbeitslosen halbieren. Denn in 15 Jahren wird es
hierzulande schlicht weniger Menschen geben, die einen Job
suchen, und die Unternehmen brauchen wieder mehr
Personal."
Gemäß IAB wird jedoch
ein zunehmendes West-Ost-Gefälle auf dem Arbeitsmarkt
entstehen:
"Arbeitsplätze
werden künftig alles andere als gleichmäßig über die
Republik verteilt sein. Der Graben zwischen Ost und West
wird tiefer."
KLOEPFER, Inge (2006): Deutschland 2020.
Demographischer Wandel: Gewinner und Verlierer,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 05.02.
Inge KLOEPFER stellt eine Analyse
der Bertelsmann Stiftung vor. Jena ("Boom-Town des Ostens"),
Hamburg ("Zukunft für Junge"), Ahrensfelde ("Aufstieg mit
Berlin") werden als Gewinner porträtiert. Dagegen werden
Gelsenkirchen ("Trauer auf Schalke"),
Chemnitz ("Abstieg
ohne Ende") und Mittenwald ("Berge ohne Kinder") als
Verlierer beschrieben.
"Es gibt
keine Gemeinde in Deutschland, die nicht altert",
zitiert KLOEPFER das schlichte Fazit der Bertelsmann Stiftung.
HERRMANN, Ulrike (2006): Die Katastrophe
als Chance.
Deutschland
vergreist - das ist gut so. Weil der Nachwuchs fehlt, könnte
es ab 2030 wieder zu Vollbeschäftigung kommen. Davon
profitieren die Unterschichten,
in: TAZ v. 16.02.
"Während in
Deutschland viel über die
»Vergreisung« der Gesellschaft lamentiert wird, bleibt der
eigentliche Skandal unerwähnt: die große
Jugendarbeitslosigkeit. Etwa 15 Prozent aller jungen
Arbeitnehmer unter 25 Jahren finden derzeit keine Stelle,
rechnet man nach dem internationalen ILO-Standard. Für sie ist
es daher eine echte Chance, wenn sie in Zukunft mit weniger
Konkurrenten um die knappe Arbeit rechnen müssen. Das sollten
all jene euphorischen Familienpolitiker bedenken, die derzeit
Kinder als einen Wert an sich propagieren, den es in
Deutschland zu mehren gelte.
Doch dass sich der Diskurs um die angebliche »demografische
Katastrophe« dreht, ist kein Zufall. Es sind vor allem die
Elite und die Mittelschicht, die über die drohende
»Vergreisung« klagen. Sie fürchten um ihre Privilegien",
meint Ulrike HERRMANN.
SCHIRRMACHER, Frank (2006): Minimum. Vom Vergehen und
Neuentstehen unserer Gemeinschaft, München: Blessing Verlag
Das Buch
ist geprägt vom Denkmuster der Abwärtsspirale:
"Die
neue Generation potenzieller Eltern ist längst
umprogrammiert. Das hat nicht mehr nur mit den
ökonomischen Rechnungen ihrer älteren Brüder und
Schwestern zu tun. Sie sind bereits anders sozialisiert.
Zum ersten Mal liegt nicht nur die tatsächliche
Geburtenrate, sondern auch die Anzahl gewünschter Kinder
in Europa bei weniger als zwei. Damit ist das Niveau
unterschritten, das zur Bestandserhaltung der Bevölkerung
notwendig ist.
Wo keine Kinder mehr leben, wachsen auch immer weniger
Kinder nach. »Je höher der Anteil der Kinderlosen«, so
resümieren die Forscher der Universität Wien,
Maria Rita Testa und Leonardo Grilli, »desto mehr
jüngere Personen wollen zeitlebens kinderlos bleiben.«
Mehr noch, wie viele Kinder man sich wünscht, hängt davon
ab, wie viele Kinder die ältere Generation auf die Welt
gebracht hat. Das gilt auch umgekehrt. »Je höher die
tatsächliche Geburtenrate, desto mehr Kinder wünschen sich
die jüngeren (künftigen) Mütter und Väter.«
Heranwachsende lernen von Menschen, die sie beobachten -
sei es in der tatsächlichen Wirklichkeit und (...) in der
Fernsehwirklichkeit.
Doch kaum jemand ahnt, wie geradlinig dieser Lernprozess
sich vollzieht. Je kinderloser die Umwelt, je
verwandtschaftsärmer die Netzwerke, desto schneller
scheint sich der Mensch der Kinder zu entwöhnen. (...).
Dies ist der Grund, warum bei uns eine so genannte
Catch-22-Situation entstanden ist, eine sich selbst
erfüllende Entwicklung: Denn Menschen müssen Kinder nicht
nur aufwachsen sehen, um selber welche zu bekommen,
sie müssen Kinder auch erleben, um sie zu wollen."
(2006, S.72f.)
Der
Rückgang der Kinderwünsche muss im Nachhinein als
Forschungsartefakt oder sogar als Fake betrachtet werden.
Sie resultierte zum einen aus der
Hysterie, die die Medien entfachten und einer
Fehlinterpretation von Umfragen zu Kinderwünschen. Zum
anderen war die Geburtenrate (CFR) nie so niedrig wie es die
zusammengefasste Geburtenziffer vortäuschte (TFR). Aufgrund
des steigenden Erstgebäralters wurde die zusammengefasste
Geburtenziffer fehlinterpretiert.
Und nicht
zuletzt wurde die Kinderlosigkeit (nicht nur) aufgrund der
normativen deutschen Statistik überschätzt. Man hätte das
wissen können wie diese Webseite beweist, aber es mangelte am
politischen Willen...
SCHIRRMACHER prophezeit eine Halbierung der unter
Zwanzigjährigen, wobei keine exakten Zeitangaben gemacht
werden:
"Aber ihr
gesellschaftlicher »Wert« wird in den nächsten Jahren
sprunghaft steigen, nicht nur, weil sie als unter
Zwanzigjährige dann einer faktisch halbierten
Bevölkerungsgruppe angehören (von 17,7 Millionen reduziert
sich ihr Anteil auf 9,7 Millionen oder noch weniger), sondern
weil sie in einer schrumpfenden Gesellschaft eine
unersetzliche Größe darstellen." (2006, S.72)
KRÖHNERT,
Steffen/MEDICUS, Franziska/KLINGHOLZ, Reiner (2006): Die
demografische Lage der Nation. Wie zukunftsfähig sind
Deutschlands Regionen? München: Deutscher Taschenbuchverlag
Wie
kurzsichtig demografische Studien verfasst werden zeigt die
Publikation des Berlin-Institut für Bevölkerung und
Entwicklung, ein
privates
Propagandainstitut in Sachen Demografisierung
gesellschaftlicher Probleme:
"Tatsächlich
hat die Bevölkerung Deutschlands erst seit dem Jahr 2003
angefangen zu schrumpfen. Im ersten Jahr lag der Verlust
bei 5.000 Einwohnern, im nächsten waren es 31.000. Diese
Zahlen werden über die Jahre weiter steigen, weil immer
stärker besetzte Kohorten ins hohe Alter kommen und sich
gleichzeitig der Nachwuchsmangel verschärft: Denn längst
dünnen sich die Elternjahrgänge aus und diese Menschen
bekommen ihrerseits eher noch wenige Kinder als früher.
Somit beschleunigt sich der Bevölkerungsrückgang aus sich
selbst heraus"
(2006, S.6)
Dass
die Zuwanderung so stark zunehmen könnte, dass Deutschland
wieder ein Bevölkerungswachstum aufweist, das schien noch
Mitte der Nuller Jahre undenkbar, stattdessen wird das
geschichtskonservative Denkmuster der Abwärtsspirale
bemüht. Aufgrund linearen Fortschreibung vergangener Muster
wird bereits ab 2015 ein erheblich verschärfter Mangel an
Fachkräften prognostiziert (vgl. 2006, S.8). Davon ist jedoch
im Jahr 2015 - trotz Wirtschaftswachstum - nichts zu spüren.
Das
Berlin-Institut hat folgende 13 Regionen identifiziert, die
sich sowohl durch besonders negative demografische als auch
ökonomische Trends auszeichnen, sozusagen die absoluten
Schlusslichter im Regionenranking:
Region |
Bundesland |
Coburg, Landkreis |
Bayern |
Hof, Landkreis |
Bayern |
Elbe-Elster |
Brandenburg |
Spree-Neiße |
Brandenburg |
Uecker-Randow |
Mecklenburg-Vorpommern |
Muldentalkreis |
Sachsen |
Köthen |
Sachsen-Anhalt |
Merseburg-Querfurt |
Sachsen-Anhalt |
Nordhausen |
Thüringen |
Kyffhäuserkreis |
Thüringen |
Sömmerda |
Thüringen |
Ilm-Kreis |
Thüringen |
Altenburger Land |
Thüringen |
Im
Vergleich zum Ranking des Jahres 2004 wurden etliche
Indikatoren geändert. So z.B. der Indikator "Singlehaushalt":
"An Stelle
des Anteils der Singlehaushalte tritt jetzt die Zahl der
Personen je Haushalt, um das Zusammenleben in
Familienverbünden und anderen Lebensgemeinschaften zu
berücksichtigen. Der neue Indikator kann unmittelbar aus den
Daten der amtlichen Statistik berechnet werden, während die
Zahl der Singlehaushalte aus den Befragungen im Rahmen des
sogenannten Mikrozensus geschätzt werden müssen."
Die
Indikatoren sind nicht immer plausibel. So gibt es z.B. einen
Indikator "Frauenanteil", der für die Altersgruppe der 18- bis
29-Jährigen berechnet wird. Dazu heißt es:
"Da in
strukturschwachen Regionen eher Männer eine Beschäftigung
finden, verlassen mehr junge Frauen als Männer diese Gebiete.
Damit fehlen dort potenzielle Mütter, was ein Frühindikator
für weitere Bevölkerungsverluste ist." (2006, S.182)
Eine solche
statische Sicht widerspricht der zunehmenden Multilokalität
und Mobilität in der heutigen Gesellschaft. Warum sollten sich
z.B. Männer und Frauen bei der Partnerwahl an politische
Grenzen halten? Die Bestnote 1 wird z.B. für einen
Frauenüberschuss von 122 vergeben, während ein gleich hoher
Männerüberschuss mit der 6 bestraft wird. Wenn Frauen jedoch
aufgrund des Frauenüberschusses keinen Mann finden, dann wird
es oftmals mit der Familiengründung auch nichts. Bei dem
Frauenüberschuss handelt es sich um die Universitätsstadt
Heidelberg, deren Uni in erster Linie für Frauen attraktiv
ist. Dagegen würde ein Hochschulstandort mit technischen
Fächern zum Männerüberschuss tendieren, falls dies nicht
anderweitig kompensiert würde. Das Beispiel zeigt also, dass
ein Männerüberschuss keineswegs nur für strukturschwache
Regionen kennzeichnend ist, sondern auch für attraktive
Hochschulstandorte.
Und auch
die Ausweisung von Wohngebieten kann die Altersstruktur einer
Stadt erheblich verändern. So gab es im Jahr 2006 in
Heidelberg noch keine
Bahnstadt, deren Altersstruktur erheblich von der Gesamtstadt
abweicht. Ein Indikator für städtischbauliche
Entwicklungspotentiale fehlt aber beim Ranking des
Berlin-Institut.
DECKERT, Marc (2006):
Zahlensalat.
Die Deutschen sterben in 300 Jahren aus! Wir haben die niedrigste
Geburtenrate der Welt! So klingt die aufgeregte Mediendebatte über
KINDERLOSE DEUTSCHE, in der mit vielen schiefen Argumenten und
falschen Zahlen hantiert wird. Oft berichten Medien bewusst
irreführend, sagt Professor Dr. Gerd Bosbach, Experte für
Statistikmissbrauch,
in: Neon, Mai
Die Zeitschrift Neon schließt sich dem Urteil von single-generation.de
an, wenn die Minimum-Spiegel-Titelgeschichte als
"meinungsstark und faktenschwach" charakterisiert wird. Gerd
BOSBACH, der bereits
am 20. März auf single-generation.de
den Statistikmissbrauch von Matthias MATUSSEK und Frank SCHIRRMACHER anprangerte,
legt in Neon noch nach:
"Wenn Altern
und geringe Kinderzahl an sich ein Problem wären, hätte es letztes
Jahrhundert in Deutschland den Supergau gegeben. Da sind wir um über
30 Jahre gealtert, und der Anteil der Kinder und Jugendlichen sank
dramatisch von 44 auf heute 20 Prozent! Die für die Zukunft
erwarteten Veränderungen sind dagegen gering: Sechs Jahre Alterung
bis 2050 und ein Jugendanteil von 16 Prozent."
BOSBACH
sieht in der derzeitigen Negativkampagne ein Problem, denn
"Verunsicherung ist kein Faktor, der zum Kinderkriegen ermuntert".
Single-generation.de
sieht das Problem der Negativkampagne jedoch noch viel umfassender,
denn bereits die
Single-Lüge
ist Teil einer Negativkampagne die seit Anfang der 90er Jahre die
Selbstbilder auf den Kopf gestellt hat. BOSBACH
weist darauf hin, dass die geburtenstarken Jahrgänge durch ein
Lebensgefühl geprägt wurden, das man als "Wir waren überall zu viel"
bezeichnen kann.
Die Reduktion
der Kinderzahl wäre dann als adäquate Reaktion auf die
gesellschaftlichen Verhältnisse zu betrachten, die weniger mit der
viel beschworenen deutschen Vergangenheit, aber viel mit den
Bedingungen des Heranwachsens, zu tun gehabt hätte.
Jürgen
VOSS hat das
Horror-Szenario einer kinderreichen Generation
Golf hochgerechnet. Deutschland
hätte heute ca. 21 Millionen Menschen mehr. Es ist kaum vorstellbar,
dass unser Arbeitsmarkt und unsere Sozialsysteme dies besser
verkraftet hätte. Statt über die
demografische Situation zu jammern, sollten wir die jetzt
Heranwachsenden besser bilden und ausbilden. Davon reden Politiker
zwar gerne, aber weniger um mehr für die Bildung zu tun, sondern nur
um Bildung gegen Sozialausgaben auszuspielen.
FETSCHER, Caroline (2006): Das geteilte
Land.
Zukunft Deutschlands,
in: Tagesspiegel v. 14.05.
"Wenn also in diesem
Jahr der Zukunft, 2026, wie uns Demographen in einer
Expertise der Bundesregierung vorrechnen, mehr als die
Hälfte aller Berliner Kinder einen so genannten
Migrationshintergrund haben werden, wenn in den
Schulklassen neben jedem Christian ein Mahmut sitzt, und
neben jeder Charlotte eine Fatima, dann haben wir – und
wissen das bereits jetzt – es mit einer anderen Welt zu
tun. Es gibt dann, weder in Neukölln noch in Köln oder
Stuttgart – keine kleinen »Parallelgesellschaften« mehr,
sondern zwei gleich große Teile einer Gesellschaft",
droht uns FLETSCHER
mit der Überfremdung. Wir
leben im Jahr 2006.
Vor etwas mehr als 30 Jahren
hat der Spiegel in seiner Titelgeschichte
gefragt Sterben die Deutschen aus? Für
Frankfurt a/M
wurde damals behauptet, dass dort bereits 1976 über die
Hälfte der Geborenen Ausländer sein werden:
"In Frankfurt wuchs
die Zahl der Gastarbeiterkinder fast im gleichen Tempo,
wie die Geburtenzahl der Einheimischen schrumpfte: 1964
wurden 8992 deutsche und 800 ausländische Kinder
registriert, 1972 betrug das Verhältnis 3730 zu 2216, 1974
etwa 3056 zu 2400, und 1976 werden voraussichtlich in der
Main-Stadt mehr Ausländer als Deutsche geboren" (Spiegel,
24.03.1975, S.41).
In Frankfurt a/M
müssten gemäß dieser Entwicklung der Geburtenzahlen, die uns
der Spiegel vor 30 Jahren präsentierte, heute bereits
fast nur noch Ausländer die Schulen besuchen. Möglicherweise
lebt dort schon längst kein einziger Deutscher mehr? Einen
Deutschen muss es dort aber noch geben: Frank SCHIRRMACHER.
Minimum.
Was FLETSCHER für 2026
prognostiziert, müsste schon seit Jahrzehnten in den
Großstädten Realität sein. Wir hätten gerne eine Erklärung
für diesen eklatanten Widerspruch! Gibt es da im Spiegel
nicht so eine Rubrik, in der alten Storys nachgegangen wird?
Da könnte der Spiegel doch mal zeigen, was
tatsächlich daraus geworden ist.
Wär' doch eine spannende Sache, wenn der Spiegel
endlich aufdecken würde, dass Frank eigentlich Ali heisst...
RINKE, Moritz (2006): Ihr da drinnen,
wir hier draußen.
Viel Bingo, wenig Sex - 2050 kann heiter werden, muss aber nicht.
Eine Vision,
in: Tagesspiegel v. 28.05.
HONDRICH, Karl Otto (2006): Der Fall der Geburtenrate - ein
Glücksfall.
Wirtschaft und Sozialversicherungen sind nicht auf "eigenen"
Nachwuchs angewiesen,
in: Neue Zürcher Zeitung v. 29.07.
Für HONDRICH ist die Bestandserhaltungszahl
2,1, die von nationalkonservativen Bevölkerungspolitikern
und ihren Sympathisanten zum Maß der Dinge erklärt wird,
irrelevant (Anmerkung: Auch Ökonomen wie z.B. Stephan FASSHAUER bestreiten dies;
vgl. DRV "Besteht ein Zusammenhang zwischen
Alterssicherungssystem und Geburtenrate? Anmerkungen aus
theoretischer und empirischer Sicht", Juni 2006):
"Die
entscheidende Frage ist vielmehr, über welche Mechanismen der
Bestandserhaltung und der Leistungssteigerung soziale Systeme
verfügen, auch wenn Geburtenraten gegen null tendieren".
Dieser
Frage geht HONDRICH dann anhand der Wirtschaft, der sozialen
Sicherung und der Familie nach. Die
Wirtschaft kommt gemäß HONDRICH mit weniger Kindern aus. Weniger auf
Migranten, sondern auf Frauen setzt hier HONDRICH, weil die
Integrationskosten für Letztere geringer sind und noch ein großes
Kräftereservoir vorhanden ist.
Das
Problem der sozialen Sicherung sieht HONDRICH nicht - wie
Nationalkonservative und ihre Sympathisanten - in der Unterjüngung,
sondern in der Zunahme der Älteren, der verlängerten Jugend, der
Arbeitslosigkeit und der "Einwanderung in die Sozialsysteme, statt
in den Arbeitsmarkt".
Die
Umstellung der sozialen Sicherung vom Umlageverfahren auf die
Kapitaldeckung löst die Probleme nicht, sondern erzeugt neue
Probleme. Seine These:
"Die
sozialen Sicherungssysteme können sich ohne selbstgeborenen
Nachwuchs erhalten oder mit einem Minimum, sofern Produktivität und
Dienstleistungen weiter wachsen. »Produktivitätssteigerung« heisst
denn auch das Lösungswort".
Auch
vom Aussterben der Familie kann keine Rede sein, da die Familie über
mindestens zwei Mechanismen der Selbsterhaltung verfüge: zum einen
die Erweiterung durch Verwandtenwahl:
"Wer
zur Familie gehört, entscheiden letztlich nicht Biologen,
Demographen und Statistiker anhand vorgefasster Kriterien, sondern
die Beteiligten selbst, indem sie sich gegenseitig Liebe, Intimität
und Halt schenken, also die zentralen Funktionen der Familie
erfüllen."
Ein
solcher Ansatz, der Familie als "ego-zentriertes" Netzwerk auffasst,
wurde in Deutschland erstmalig mit dem Familiensurvey des Deutschen
Jugendinstituts, angewandt.
In
der Verringerung der Anzahl biologischer Eltern sieht HONDRICH keine
Schwächung des Familiensystems, sondern eine Stärkung im Sinne einer
evolutionären Qualitätssteigerung. Deswegen kritisiert er auch die
Subventionierung von Kindern, z.B. durch die Senkung der
Opportunitätskosten (siehe z.B.
RÜRUP). HONDRICH
sieht die Bevölkerungspolitiker gar auf verlorenem Posten, weil sie
sich gegen den Lauf der Evolution stellen:
"Werden
die Kinder-Subventionen wenigstens im Sinne ihrer Erfinder
erfolgreich sein? Widerstände und perverse Effekte sind schon heute
sichtbar. Sie bestehen einerseits bei den Menschen, deren Energien,
wie bei den meisten Subventionen, in Tätigkeiten geleitet werden
sollen, die ihren Präferenzen nicht entsprechen. Sie treten
andererseits auch seitens der Systeme Wirtschaft, soziale Sicherung,
Familie auf. Schliesslich wird auch gegen den Lauf der Evolution
selbst subventioniert. Angesichts dieser geballten Gegen- und
Übermächte stehen die Bevölkerungspolitiker auf verlorenem Posten.
Und
wenn ihr Subventions-Vorhaben gleichwohl gelänge, was wäre gewonnen?
Wenig, ganz unabhängig davon, ob man mit «linkem» Impetus sozial
schwache Familien und Alleinerziehende subventioniert oder «rechts
denkend» Eltern mit vermeintlich guten genetischen und sozialen
Voraussetzungen, also auch die kinderlosen Akademikerinnen, fördern
will. Die Folge von Subventionen ist, dass immer mehr Leute Eltern
werden, die es sonst mangels Mitteln oder kraft anderer Interessen
und Wertorientierungen, Stärken und Schwächen nicht wären. Ob es den
Kindern, der Familie und der Gesellschaft zugute käme?"
In
dem Buch
"Die Single-Lüge" wird ähnlich
argumentiert, wenn es heißt:
"Dieses
Buch sollte als Beitrag zur Versachlichung der Debatte verstanden
werden und lieferte deshalb Argumente für eine neue Sichtweise auf
das Single-Dasein im Zeitalter der Demografiepolitik. In einer
funktional-differenzierten Gesellschaft sollten Kinderlose genauso
selbstverständlich sein wie Kinderreiche. Warum sollten sich
unterschiedliche Lebensformen, mit ihren jeweils spezifischen
Potenzialen nicht sinnvoll ergänzen können? Solange jedoch in
Singles nur eine Bedrohung und nicht auch eine Chance gesehen wird,
leben wir in einer blockierten Gesellschaft, in der wichtige
Energien gebunden sind, die bei den anstehenden Herausforderungen
fehlen werden. (2006, S.254)"
DESTATIS (2006): Im Jahr 2050 doppelt so viele
60-Jährige wie Neugeborene,
in:
Pressemitteilung Statistisches Bundesamt v. 07.11.
Das Statistische Bundesamt hat 3 Jahre nach
der letzten Bevölkerungsvorausberechnung eine erneute
Vorausberechnung, nunmehr die
11.
koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, vorgelegt. Wie
bereits beim letzten Mal wird die Geburtenrate in der mittleren
Variante auf 1,4 Kinder pro Frau bis ins Jahr 2050
festgeschrieben. Aber
wie realistisch ist dieses Szenario?
Junge
Demografen wie Michaela KREYENFELD vom Rostocker
Max-Planck-Institut für demographische Forschung oder
Tomáš
SOBOTKA vom
Vienna Institute of Demography
haben den Tempoeffekt durch die Erhöhung des Erstgebäralters
herausgerechnet. Dieser verfälscht die Geburtenrate. Demnach liegt
bereits heute die Geburtenrate bei 1,6 und nicht bei 1,4.
Die
Einschätzungen zur lebenslangen Kinderlosigkeit in Deutschland
unterscheiden sich gravierend. Dies
zeigt ein kurzer Blick auf den
westdeutschen Frauenjahrgang 1965, der seit
etlichen Jahren familienfundamentalistischen Hardlinern als
Paradebeispiel für das kinderlose Deutschland gilt.
Der
nationalkonservative Bevölkerungswissenschaftler Herwig BIRG
schätzt in seinem Buch
Die demographische Zeitenwende (2001) den
Anteil der Kinderlosen dieses Jahrgangs auf 32,1 % (S.73). Dieser
Sichtweise, dass heute bereits 1/3 der Frauen lebenslang kinderlos
bleiben, folgten auch die Verfassungsrichter in ihrem Pflegeurteil
aus dem Jahr 2001. Im Jahr 2003 forderte Susanne GASCHKE deshalb
sogar
Keine Kinder, keine Rente!.
Der
WSI-FrauenDatenReport 2005 der Hans-Böckler-Stiftung schätzt den
Anteil der Kinderlosen im Anschluss an
Berechnungen von Heribert ENGSTLER auf 31,2 % (S.29).
Jürgen
DORBRITZ vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung kommt
dagegen bereits
im Jahr 2001 in den
BIB-Mitteilungen zum Ergebnis, dass der Jahrgang 1965
aufgrund einer
rapiden Zunahme von Spätgebärenden höchstens zu ca. 27 %
lebenslang kinderlos bleiben wird.
Das
Sonderheft Bevölkerung - Fakten - Trends - Ursachen -
Erwartungen. Die wichtigsten Fragen des
Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung aus dem Jahr 2004
kommt gar nur noch auf 26,5 %.
In
einem
Arbeitspapier aus dem Jahr 2005 schätzt der Demograf
Tomáš
SOBOTKA,
dass vom Jahrgang 1965 gar nur 23,3 % lebenslang kinderlos bleiben
könnten.
Wie
kann es sein, dass die Einschätzungen zur Kinderlosigkeit des
westdeutschen Frauenjahrgangs 1965 zwischen 23,3 und 32,1 %
differieren?
Ob
es in Deutschland fast 10 % Kinderlose mehr oder weniger gibt, ist
nicht nur entscheidend, wenn es darum geht, den Kinderlosen die
Schuld am angeblichen Aussterben der Deutschen zuzuschieben,
sondern es geht auch darum, dass der Bevölkerungsrückgang wie er
jetzt gerade wieder vom Statistischen Bundesamt berechnet wurde,
unrealistisch ist.
Im
Newsletter
Demografische Forschung aus erster Hand
Nr.1/2005 schreibt SOBOTKA:
"Die
Differenz zwischen der gewöhnlichen Geburtenziffer und der
Geburtenziffer exklusive Tempoeffekt mag zwar gering erscheinen;
jedoch bedeutet dies eine beachtenswerte Veränderung des
voraussichtlichen Bevölkerungsrückgangs, falls sich der Trend über
längere Zeit hält: Eine Fruchtbarkeitsrate von nur 1,46 Kindern
hat einen jährlichen Bevölkerungsschwund von 1,1 % zur Folge,
während dieser bei 1,71 Kindern pro Frau nur 0,6 Prozent betrüge."
Das
Statistische Bundesamt geht dagegen davon aus, dass bestenfalls im
Jahr 2025 eine Geburtenrate von 1,6 erreicht wird.
Die
Berechnungen von Michaela KREYENFELD oder
Tomáš
SOBOTKA
legen dagegen nahe, dass ein Wert von 1,6 bei der
zusammengesetzten Geburtenziffer bereits in den nächsten Jahren
erreicht werden kann. Es muss dem Statistischen Bundesamt also
vorgeworfen werden, dass es diese wahrscheinliche Variante nicht
berücksichtigt.
Im
Buch
Die Single-Lüge wird der Betrug
an den Kinderlosen, wie er von Nationalkonservativen wie Herwig
BIRG und seinen Mitstreitern ungehindert betrieben wird,
detailliert nachgewiesen. Keiner kann mehr behaupten, dass dies
nicht bereits seit vielen Jahren bekannt ist.
SCHWENTKER,
Björn (2006): Schwarzmalen nach Zahlen.
Deutschland entvölkert sich, sagen die Statistiker. Doch unter
leicht veränderten Annahmen kommt man zu ganz anderen Ergebnissen,
kommentiert Björn Schwentker,
in: ZEIT online v. 07.11.
Björn SCHWENTKER,
eine Art schlechtes Gewissen der ZEIT,
darf nun zumindest online Zweifel am Realismus der
Modellrechnungen anmelden:
"Was die Statistiker
für die Öffentlichkeit aufbereitet haben, liest sich
hingegen so gar nicht wertfrei. War etwa in der letzten
Vorausberechnung noch die Rede von der »Differenz zwischen
Lebendgeborenen und Gestorbenen«, hat man den technischen
Terminus jetzt durch einen griffigeren Begriff ersetzt:
»Geburtendefizit«.
Die Botschaft
zwischen den Zeilen ist klar: Momentan erfüllen die
deutschen Frauen den Sollwert an Geburten nicht. Die
Bevölkerung schrumpft, und das darf wohl nicht sein.
Dabei verkennt
das Statistischen Bundesamt allerdings seinen eigentlichen
Auftrag. Und der lautet, für die öffentliche Diskussion
die Fakten zu liefern, und zwar in neutraler Form. Ob die
Tatsache, dass es einen demografischen Wandel gibt, nur
negativ zu sehen ist oder auch große Chancen für
Wirtschaft, Staat und Gesellschaft bietet, soll und kann
das Bundesamt nicht beurteilen.
In der
wissenschaftlichen Debatte nämlich mehren sich in letzter
Zeit die positiven Stimmen. Das Bundesamt hingegen bedient
weiter die Volksneurose des Alterns und kokettiert mit dem
Schrecken des Schrumpfens."
SCHWENTKER darf sogar
noch weiter gehen und zweifelt - wie single-generation.de
- an, dass die Annahmen zur Geburtenentwicklung in
Deutschland realistisch sind:
"Erstmals seit
Jahren berechneten die Statistiker auch ein Szenario mit
steigender Kinderzahl pro Frau. Bis 2025 erhöht sich die
Geburtenrate dabei von jetzt etwa 1,4 auf 1,6. Für
Radermacher ist das »optimistisch« und nur unter günstigen
familienpolitischen Bedingungen zu erreichen. Eine typisch
deutsche Sicht. Bei der UNO zum Beispiel sieht man es
anders. In deren Bevölkerungsberechnungen steigt
hierzulande die Geburtenrate bis 2050 auf 1,85 – im
mittleren Szenario. Doch wer wissen will, was allein eine
durchschnittliche Kinderzahl von 1,6 für Deutschland
hieße, sucht die entsprechende Kurve in der schönen
farbigen Präsentation der Wiesbadener vergeblich. Man muss
sich schon die Mühe machen und die Zahlenkolonnen ganz
hinten im Tabellenteil auseinanderdröseln, dann findet man
schließlich doch eine Antwort: 77,5 Millionen Menschen
würden nach dieser optimistischeren Prognose 2050 in
Deutschland leben."
ZYLKA, Regine (2006): Deutschland
schrumpft dramatisch.
Statistisches Bundesamt legt düstere Prognose zur
Bevölkerungsentwicklung bis 2050 vor. Immer weniger Erwerbstätige.
Lebenserwartung von Frauen steigt auf 88 Jahre,
in: Berliner Zeitung v. 08.11.
Was tut man, wenn die
Realität nicht dem entspricht, was man sich erwartet hat?
Man dramatisiert wie Regine ZYLKA, wenn sie schreibt:
"Das Statistische
Bundesamt hat gestern neue Berechnungen vorgelegt, die von
früheren Prognosen erheblich abweichen. Danach wird die
Bevölkerung von heute rund 82 Millionen bis zum Jahr 2050
auf unter 70 Millionen zurückgehen. Bislang waren die
Statistiker davon ausgegangen, dass die Zahl der Deutschen
auf etwa 75 Millionen sinken wird. Das Bundesamt erwartet
inzwischen jedoch eine wesentlich niedrigere Zuwanderung
als bei der letzten Bevölkerungsprognose vor drei Jahren."
ZYLKA leitet daraus in
ihrem Kommentar Land ohne Kinder die Forderung nach
einer aktiven Bevölkerungspolitik ab. Fakt
ist jedoch, dass sich die veränderte Bevölkerungsentwicklung
zu allererst daraus ergibt, dass zum einen mit einer höheren
Lebenserwartung gerechnet wurde und zum anderen die
Zuwanderung geringer angesetzt wurde. Wie realistisch diese
Annahmen sind, soll hier unbeachtet bleiben.
Vergleicht man aber die
Variante 7 von 2003 mit der Variante 1 W von 2006 - das sind
jene beiden Modellrechnungen, die sich in ihren Annahmen am
ähnlichsten sind - dann ist das Ergebnis fast identisch:
statt 69,6 Millionen Menschen würden 2050 nur noch 68,7
Millionen Menschen in Deutschland leben.
Geht man jedoch - wie
etliche Demografen - davon aus, dass die Geburtenrate mit
1,4 zu niedrig ausgewiesen wird, dann fällt der
Bevölkerungsrückgang noch geringer aus.
LICHTERBECK, Philipp (2006):
Gebremste Fliehkraft.
Bernburg hat keine Zukunft, sagen die Demografen und
raten zum Wegziehen. Viele Frauen sind schon weg. Warum
bleibt der Rest?
in: Tagesspiegel v. 10.12.
Anlässlich einer
Studie des Berlin-Instituts
porträtiert Philipp LICHTERBECK die Gemeinde Bernburg:
"In
Bernburg leben heute
31.579 Menschen: 8321 weniger als 1990 und 15.000 weniger als
1965. 16 Kindergärten und drei Grundschulen sind geschlossen
worden. 2500 Wohnungen stehen verlassen, die Plattenbauten am
Stadtrand werden abgerissen. Bedarf gibt es in Bernburg
lediglich bei Wohnanlangen für Senioren: Die größte
Altersgruppe bilden die Über-75-Jährigen.
Auf den Straßen fällt einen die Einsamkeit geradezu an.
Morgens um zehn sind die Gehwege genauso verlassen wie mittags
um zwei und abends um sechs. Sollte die Entwicklung sich nicht
umkehren, dann ist Bernburg in 50 Jahren ein »Raum ohne Volk«,
wie das Berlin-Institut schreibt. Tatsächlich haben sich ein
paar Landkreise weiter schon die ersten Luchse
niedergelassen."
2007
WEILAND, Severin (2007): Die Zukunft ist schwarz-rot-greis.
Der SPIEGEL ist 60 - SPIEGEL ONLINE blickt 60
Jahre in die Zukunft: 2067 ist Deutschland ein ausgedünnter,
rationalisierter, sich selbst blockierender Senioren-Staat. Die
Bundeswehr hat Söldner aus Afrika, und Chinesen haben das
Willy-Brandt-Haus zum Thermalbad gemacht,
in: Spiegel Online v. 09.01.
Die Spiegel Online-Serie
Die Welt in 60 Jahren blickte
im 1. Teil von Henryk M. BRODER auf den Euro-Islam 2067.
Im 2. Teil von Anne REIMANN stand ebenfalls die
Integration im Mittelpunkt.
Im 3. Teil befasste sich das Fernsehkind Reinhard MOHR
mit dem Fernsehen, statt mit dem Internet.
"57 Millionen Menschen
leben zwischen Rhein und Oder, zwischen dem platten Land
im Norden und den Alpen. 2006 waren es rund 82 Millionen.
Zuwanderung? Von den einen wurde sie befürchtet, von den
anderen erhofft - eingetreten ist sie nicht. Nach
Deutschland zog es die wenigsten Ausländer in der EU.
Deutschland musste in den vergangenen Jahrzehnten mit
schrumpfenden Städten und toten Dörfern zurechtkommen, mit
Leerstand und fallenden Immobilienpreisen. Selbst die
Bundeswehr wandelte sich - und unterhält nun eine Art
Fremdenlegion, in der vorwiegend Afrikaner Dienst tun und
in internationale Einsätze geschickt werden. Die
dramatische demographische Veränderung, die das Land in
den vergangenen Jahrzehnten erfasst hat, hat die
Fundamente der deutschen Politik verändert",
beschreibt Severin
WEILAND nun die demografische Lage im Jahr 2067. Erst im
Jahr 2057 wurde jedoch die Demokratie nach Spiegels-Art
zurechtgestutzt:
"Gegen den Widerstand
der kleinen Parteien - Grüne, FDP und der
Rechtsaußen-»Deutschlandpartei« - änderten sie das
Grundgesetz und führten das Mehrheitswahlrecht ein. Die
Legislaturperiode wurde von einst vier auf sieben Jahre
verlängert, die Zahl der Wahlkreise von 299 (2007) auf 200
drastisch reduziert. Nur wer einen dieser Wahlkreise
direkt gewinnt, kommt seither noch in den Bundestag. Im
Bundestag sitzen nun 80 Abgeordnete von der Union, die den
Kanzler stellt, 60 von der SPD, je 22 von FDP und Grünen -
und 10 von der 2020 gegründeten »Deutschlandpartei«. 8
Abgeordnete sind unabhängig."
REIMANN, Anna (2007): Warum die westlichen Werte siegen werden.
Patchwork- statt Kernfamilie, selbstständig
statt angestellt, lebenslang Single statt ewig gebunden:
Zukunftsforscher Matthias Horx entwirft im SPIEGEL-ONLINE-Interview
die Gesellschaft 2067. Seine Prognose: Die westliche Kultur wird den
Fundamentalismus besiegen,
in: Spiegel Online v. 12.01.
Die Spiegel Online-Serie
Die Welt in 60 Jahren blickte mit Robert BRACK
im 5. Teil auf den Tourismus (Teil 1 bis 4 siehe
hier). Nun darf der
selbsternannte Trendforscher Matthias HORX seine Megatrends
verkünden.
DORN, Thea (2007): Männerminister fordert Soforthilfe für
Matriachats-Opfer.
Feminismus - das Matriarchat herrscht, Frauen führen Staat und
Wirtschaft. Männer? Unbedeutend. Sie müssen es schon als Erfolg
feiern, dass immerhin wieder 80 Prozent von ihnen Alphabeten sind,
in: Spiegel Online v. 13.01.
STRAUBHAAR, Thomas (2007):
Endlich blühende Landschaften.
Globalisierung: 2067 ist China in Dutzende Einzelstaaten
zerfallen. Dennoch geben Ostasien und der pazifische Raum in der
Weltwirtschaft den Ton an. Deutschland hat die Globalisierung
gemeistert, die Metropolen boomen - das Land dazwischen wird zu
Öko-Reservaten,
in: Spiegel Online v. 17.01.
Während das ZDF noch für
das Jahr 2030 den Aufstand der Alten gegen die Grundrente
inszeniert, ist der neoliberale Ökonom
und Grundrentenbefürworter Thomas STRAUBHAAR bereits weiter
und setzt auf die Macher der Generation 2020:
"2067
prägen Zukunftsglaube und Optimismus das
gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Leben.
Die Generation 2020 hat das Land neu ausgerichtet."
SPERBER, Kathrin (2007): "Wir könnten die Alten locker
versorgen".
Der
Demografie-Forscher Gerd Bosbach warnt vor Horrorgemälden und
sieht in Deutschland vor allem ein Verteilungsproblem,
in: Frankfurter Rundschau v. 18.01.
Gerd BOSBACH sieht nicht
im demografischen Wandel, sondern in der hohen
Arbeitslosigkeit das Hauptproblem der
Sozialversicherungssysteme:
"In den vergangenen
hundert Jahren sind wir im Schnitt 30 Jahre älter
geworden, aber die Gesellschaft nicht ärmer, sondern
reicher. Bis 2050 sollen wir nach verschiedenen
Schätzungen sechs bis neun Jahre älter werden. Und das
soll jetzt plötzlich ein Problem sein?"
HOFFMANN, Andreas
(2007): Schröders Vollstrecker,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 10.03.
Für HOFFMANN hat die vom
Bundestag beschlossene Rente mit 67 in erster Linie
symbolischen Wert:
"Nach den Berechnungen steigt der
Beitrag bis zum Jahr 2030 um 0,5 Prozentpunkte weniger
stark an als ohne Reform. (...). Es geht aber um mehr als
Zahlen. Die Rente mit 67 ist ein Symbol, ein Symbol für
den Weg in die alternde Gesellschaft."
HOFFMANN weist außerdem
darauf hin, dass zukünftig die Altersarmut wieder steigen
kann, weswegen für ihn die Rente mit 67 erst der Anfang der
Reformen ist.
PROKLA-Thema:
"Bevölkerung"
Kritik der Demographie |
BARLÖSIUS, Eva & Claudia NEU (2007):
"Gleichwertigkeit - Ade?"
Die Demographisierung und Peripherisierung entlegener ländlicher
Räume,
in: Prokla 146, H.1, März
ZAWATKA-GERLACH, Ulrich (2007): Paris und London wachsen - Berlin
schrumpft.
Bis 2050 wird die deutsche Single-Hauptstadt voraussichtlich
300.000 Einwohner verlieren,
in: Tagesspiegel v. 30.03.
"Als
der Regierende Bürgermeister Heinrich Albertz im April 1967
eine Regierungserklärung abgab, sah er den Westteil Berlins
»in den nächsten Jahren in die kritischste Phase seiner
sozialen Belastung eintreten«. Der Anteil der Bürger über 65
Jahre werde bis 1971 von 20,5 auf 22 Prozent steigen, warnte
der Sozialdemokrat. Die eingemauerte Stadt konnte Familien und
jungen Leuten kaum noch eine vernünftige Lebensperspektive
bieten. Wer es sich leisten konnte, zog weg.
Heute ist Berlin jünger als damals: Knapp 18 Prozent der
Bewohner haben das Rentenalter überschritten. Aber 2020 wird
der Anteil der über 65-Jährigen laut Bevölkerungsprognose des
Senats die 20-Prozentmarke erreichen",
berichtet ZAWATKA-GERLACH.
TUTT,
Cordula (2007): Das große Schrumpfen, Berlin Verlag
Cordula TUTT suggeriert
einen stetig zunehmenden Abwärtssog.
Entgegen ihrer Behauptung, dass die Prognostiker ihre früheren
Voraussagen immer wieder nach unten korrigiert haben,
streuen die Prognosen innerhalb eines Schwankungskorridors.
Dies liegt daran, dass es auch in der Vergangenheit keine
lineare Entwicklung gab, sondern Wellenbewegungen mit
Ausschlägen nach oben und unten.
"In
den nächsten 50 Jahren wird die Bevölkerung in
Deutschlands jährlich um knapp 200.000 Menschen
schrumpfen, wenn man den Vorhersagen glaubt. Zunächst
geschieht das langsamer, dann schneller. (...). Folgt man
den Zahlen des Statistischen Bundesamtes, dann leben zur
Mitte des Jahrhunderts nur noch 69 bis 74 Millionen
Menschen in Deutschland statt der heute rund 82 Millionen
Einwohner. Die amtlichen Prognostiker haben ihre früheren
Voraussagen immer wieder nach unten korrigiert, manche
internationalen Berechnung gehen von noch weniger Menschen
im Land aus." (2007, S.17)
Vier Jahre nach Erscheinen
des Buches - wächst Deutschland wieder - und straft das Bild
von kontinuierlichen Abwärtssog Lügen.
Beliebt
ist auch das Bild, dass der Westen der ostdeutschen
Schrumpfungsavantgarde folgen wird:
"Gleichsam
als Zukunftslabor für ganz Deutschland vollziehen die
meisten Gegenden im Osten der Republik bereits einen
Wandel zum Weniger. Was dort auf Jahre hin Alltag bleiben
wird, zeigt nur, was anderswo noch bevorsteht. (...).
Sachsen-Anhalts Bevölkerung schrumpfte in den 15 Jahren
seit 1990 von 2,9 auf rund 2,4 Millionen Menschen. Es
gehen vor allem die Jungen und Mobilen -
»selektive Abwanderung«
heißt dieser schmerzhafte Verlust in der Sprache der
Experten. Bis 2020 sollen in diesem Bundesland nur noch
zwei Millionen Bewohner übrig sein." (2007, S.23)
Das Buch
ist inzwischen aus dem Handel genommen worden. Man wird es
vielleicht 2027 wieder neu auflegen können. Tipp: Einfach nur
die Jahreszahlen um 20 Jahre weiter in die Zukunft
verschieben!
Wie bei den jährlichen Silvester-Ansprachen würde niemand den
Unterschied merken.
DESTATIS (2007): Zunehmende Kluft in der Bevölkerungsentwicklung
zwischen den neuen und alten Ländern,
in: Pressemitteilung des Statistischen Bundesamt v. 22.05.
"Während in den alten Ländern im
Zeitraum von 2006 bis 2050 ein Bevölkerungsrückgang von 14% zu
erwarten ist, wird die Bevölkerung der neuen Länder um 31% sinken.
Künftig wird der Osten Deutschlands der Vorausberechnung nach viel
stärker von der fortschreitenden Alterung tangiert sein als der
Westen. Dies wirkt sich nicht nur in der schnell ansteigenden Zahl der
Älteren aus, sondern auch im Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials.
Heute liegt der Anteil der Bevölkerung im Erwerbsalter (von 20 bis
unter 65 Jahren) an der Gesamtbevölkerung in den neuen Ländern mit 62%
noch höher als in den alten (60%). Das Erwerbspersonenpotenzial wird
jedoch in den neuen Ländern schneller schrumpfen als im Westen
Deutschlands und im Jahr 2050 bei 47% liegen. In den alten Ländern
werden im Jahr 2050 52% der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sein.
Der so genannte Altenquotient – er zeigt wie viele Senioren auf 100
Personen im erwerbsfähigen Alter (von 20 bis unter 65 Jahren)
entfallen – wird in den neuen Ländern schneller ansteigen als in den
alten: er wird sich von heute etwa 35 bis zum Jahr 2050 mehr als
verdoppeln und dann 80 betragen. Der Westen Deutschlands weist bereits
zurzeit einen etwas niedrigeren Altenquotienten von etwa 32 auf.
Dieser wird etwas langsamer als im Osten Deutschlands ansteigen und im
Jahr 2050 bei 62 liegen.
Die Bevölkerung in den Stadtstaaten wird nicht so schnell schrumpfen
wie im übrigen Bundesgebiet und im Jahr 2050 noch 90% des aktuellen
Niveaus betragen (2006: 5,8 Millionen, 2050: 5,2 Millionen). Der
Altenquotient wird sich jedoch auch in diesen drei Bundesländern von
heute etwa 29 auf 60 Seniorinnen und Senioren je 100 Personen im
Erwerbsalter im Jahr 2050 verdoppeln",
teilt das Statistische Bundesamt
zur Bevölkerungsentwicklung in Deutschland bis zum Jahr 2050 mit.
Grundlage der Berechnung ist die
11.
koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, wobei lediglich zwei
Varianten berechnet wurden, die sich nur durch unterschiedliche
Außenwanderungssalden unterscheiden: 100.000 bzw. 200.000
Zuwanderungsgewinn.
2008
PERINA, Udo
(2007): Falsche Propheten.
Seit
über hundert Jahren sagen Bevölkerungswissenschaftler eine
Vergreisung der Gesellschaft voraus,
in: Die ZEIT Nr.21 v. 16.05.
Noch bis zum Juni 2006 war das Aussterben bei der ZEIT
angesagt. Nun möchte
man nichts mehr davon wissen.
Land ohne Leute. Die vergreiste Republik lautete noch
im Jahr 2003 ein Zeit-Dossier. Bereits damals
behauptete single-generation.de, dass die
Bevölkerungsvorausberechnungen nur einem einzigen Zweck
dienen: der Durchsetzung politischer Ziele.
Die 10.
Bevölkerungsvorausberechnung aus dem Jahr 2003, die einzig
der Durchsetzung der Agenda 2010-Reformen diente, musste
bereits im Jahr 2006 durch die 11.
Bevölkerungsvorausberechnung ersetzt werden. Während 2003
die Ergebnisse in zahlreichen Titelgeschichten publiziert
wurden, wurde die letzte Vorausberechnung von den Medien
mehr oder weniger ignoriert. Sie passte gerade nicht in die
politische Landschaft... Nun also darf PERINA im Geld
Spezial der Zeit schreiben:
"Vermutlich hat der
britische Demograf David Eversley recht. Dieser Spezialist
für Bevölkerungsprognosen behauptet, dass Voraussagen von
Bevölkerungsentwicklungen der reinste Irrglaube seien. Sie
würden nur aus einem einzigen Grund gemacht: um bestimmte
politische Ziele durchzusetzen."
Die nächste Reform,
die durch Bevölkerungsvorausberechnungen gestützt werden
soll, kommt bestimmt, dann wird die Zeit sicherlich
nichts mehr davon wissen wollen...
DESTATIS (2007): Zunehmende Kluft in der Bevölkerungsentwicklung
zwischen den neuen und alten Ländern,
in: Pressemitteilung des
Statistischen Bundesamt v. 22.05.
"Während in den
alten Ländern im Zeitraum von 2006 bis 2050 ein
Bevölkerungsrückgang von 14% zu erwarten ist, wird die
Bevölkerung der neuen Länder um 31% sinken.
Künftig wird der Osten Deutschlands der Vorausberechnung
nach viel stärker von der fortschreitenden Alterung
tangiert sein als der Westen. Dies wirkt sich nicht nur in
der schnell ansteigenden Zahl der Älteren aus, sondern
auch im Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials. Heute
liegt der Anteil der Bevölkerung im Erwerbsalter (von 20
bis unter 65 Jahren) an der Gesamtbevölkerung in den neuen
Ländern mit 62% noch höher als in den alten (60%). Das
Erwerbspersonenpotenzial wird jedoch in den neuen Ländern
schneller schrumpfen als im Westen Deutschlands und im
Jahr 2050 bei 47% liegen. In den alten Ländern werden im
Jahr 2050 52% der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter
sein.
Der so genannte Altenquotient – er zeigt wie viele
Senioren auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter (von 20
bis unter 65 Jahren) entfallen – wird in den neuen Ländern
schneller ansteigen als in den alten: er wird sich von
heute etwa 35 bis zum Jahr 2050 mehr als verdoppeln und
dann 80 betragen. Der Westen Deutschlands weist bereits
zurzeit einen etwas niedrigeren Altenquotienten von etwa
32 auf. Dieser wird etwas langsamer als im Osten
Deutschlands ansteigen und im Jahr 2050 bei 62 liegen.
Die Bevölkerung in den Stadtstaaten wird nicht so schnell
schrumpfen wie im übrigen Bundesgebiet und im Jahr 2050
noch 90% des aktuellen Niveaus betragen (2006: 5,8
Millionen, 2050: 5,2 Millionen). Der Altenquotient wird
sich jedoch auch in diesen drei Bundesländern von heute
etwa 29 auf 60 Seniorinnen und Senioren je 100 Personen im
Erwerbsalter im Jahr 2050 verdoppeln",
teilt das Statistische
Bundesamt zur Bevölkerungsentwicklung in Deutschland bis zum
Jahr 2050 mit. Grundlage der Berechnung ist die
11.
koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, wobei
lediglich zwei Varianten berechnet wurden, die sich nur
durch unterschiedliche Außenwanderungssalden unterscheiden:
100.000 bzw. 200.000 Zuwanderungsgewinn.
FISCHER, Malte/HAACKE, Eva/KUTTER, Susanne/WELP,
Cornelius (2007): Ungenutzte Potenziale.
Alt und arm - ist das
Deutschlands Schicksal in wenigen Jahrzehnten, wie Wissenschaftler
vorhersagen? Nicht zwangsläufig. Die demografische Krise lässt sich
verhindern - mit den richtigen Maßnahmen. Und dem nötigen Mut,
in: Wirtschaftswoche Nr.25 v. 18.06.
WELT-Serie: Besser Altern (Teil 1) |
BORSTEL, Stefan von (2007): Auf dem Weg zur "Silver
Economy".
Wie muss man sich das Deutschland der
nächsten Generation vorstellen, in 30 oder 40 Jahren? Als "neue graue
Welt" der Alten und Greise, als düsteres Land ohne Kinder und
Familien, in dem Dörfer verwaisen? Oder doch anders aus?
in: Welt v. 30.07.
CICERO-Titelgeschichte:
Das neue Baby-Wunder |
EICHEL, Christine (2008): Das Baby-Wunder.
Nicht nur Statistiker staunen: Seit vielen Jahren steigen die
Geburten erstmals wieder an. Offenbar gelten Kinder nicht mehr als
Problem, Emanzipationsrisiko oder Armutsfalle, sondern als
sinnstiftend und als emotionale Lebensversicherung,
in: Cicero, August
WELT-Serie: Besser Altern (Teil
6) |
HOLLSTEIN, Miriam (2007): Ostdeutschland wird zum
Rentnerparadies.
Der Osten entwickelt sich zu einem Ruhesitz für
Westdeutsche. Während die einen sich über den Zuwachs freuen, fürchten
die anderen, dass Städte wie Görlitz und Weimar in Zukunft
ausschließlich als Altersresidenz angesehen werden könnten,
in: Welt v. 09.08.
KLINGHOLZ,
Reiner/KRÖHNERT, Steffen/HOßMANN, Iris (2008): Die demografische
Zukunft von Europa. Wie sich die Regionen verändern, München:
Deutscher Taschenbuch Verlag
JACOBS, Stefan (2008): Berlin zieht die Jugend
an und vergreist dennoch.
Die Zahl der
Einwohner wird nach einer Prognose des Senats bis 2030 leicht
wachsen. Trotz junger Zuwanderer steigt das Durchschnittsalter
in der Stadt,
in:
Tagesspiegel v. 04.12.
PEZZEI, Kristina (2008): Im Osten viel Junges,
im Westen nichts Neues.
Die Ostbezirke werden
in den kommenden 20 Jahren zunehmend Menschen anziehen,
periphere Westbezirke hingegen verlieren. Insgesamt legt die
Bevölkerung in Berlin leicht zu, so die Prognose des Senats
bis 2030.
in:
TAZ v. 04.12.
SCHAREIN,
Manfred (2008): Die Auswirkungen des demographischen Wandels
auf die Stimmrechte der einzelnen Bundesländer im Bundesrat. Eine
Projektion,
in:
BIB-Mitteilungen, Nr.3 v. 15.12.
WILBERS, Joachim (2008):
Altern in Zukunft.
Ein Blick auf Deutschlands
demografische Entwicklung,
in:
Die
Politische Meinung, Nr.469, Dezember
2009
BERTH, Felix
(2009): Rezepte mit erfreulichen Nebenwirkungen.
Die
Familienpolitik hat es offenbar geschafft, dass sich immer
mehr deutsche Paare für Nachwuchs entscheiden,
in:
Süddeutsche Zeitung v. 17.02.
"Während Hessen bis
2025 um 124.000 Menschen schrumpft und dann nur noch 5,95
Millionen Einwohner zählt, legt Frankfurt am Main zu:
kontinuierlich um 1,5 Prozent", berichtet Matthias ARNING
über Ergebnisse des
Wegweiser Kommune der Bertelsmann-Stiftung.
KLINGHOLZ, Reiner (2009): Herr Minister, wir schrumpfen!
Im
Grundgesetz ist die "Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse"
angemahnt: das Konstrukt der alten Bundesrepublik, die nur
Wachstum kannte. Das ist längst eine Illusion. Ein Plädoyer
für eine neue Demographiepolitik,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 30.06.
Das Berlin-Institut soll
das Demografiebewusstsein in der deutschen Bevölkerung
verankern. Die Studien der Institution werden deshalb gerne
mit großem publizistischem Getöse veröffentlicht. Wo gehobelt
wird, fallen eben auch Späne - weswegen manche Kampagne zum
Bumerang geworden ist. Im
letzten Jahr erklärte der Island-Fan KLINGHOLZ die Insel zum
Primus in Sachen Nachhaltigkeit. Kurz danach versank das
Eiland in einer nachhaltigen Finanzkrise. In
der FAZ ist KLINGHOLZ nun in Sachen Ostdeutschland
unterwegs.
DRÖSSER, Christoph
(2009): Republik in Schieflage.
Deutschlands Bevölkerung schrumpft - doch nicht überall in
gleichem Maße. In manchen Regionen ist die Zahl der Geburten
größer als die der Todesfälle, manche ziehen Zuwanderer an,
andere verlieren Einwohner. Blick auf ein Land im Wandel,
in: Die ZEIT Nr.29 v. 09.07.
RÖLL, Thomas (2009): "Das System
kollabiert".
Die
Sozialversicherungen verleiten die Menschen dazu, auf Kinder
zu verzichten, analysiert der Bevölkerungsforscher Herwig
BIRG,
in: Focus Nr.33 v. 10.08.
Dem Focus muss Herwig BIRG
mehr als peinlich sein! Keine seiner Studien wird zitiert,
kein Buch genannt. Ganz lapidar heißt es nur "Birg wies in
zahlreichen Veröffentlichungen auf die Probleme des
demografischen Wandels hin." Nicht einmal mehr - wie noch
Mitte des Jahrzehnts - von einem "anerkannten"
Bevölkerungswissenschaftler spricht man.
Offenbar hat sich außer
BIRG keiner mehr gefunden, der solche Thesen vertritt. BIRGs
große Zeit liegt immerhin auch schon 20 Jahre zurück. Seit
der Jahrtausendwende hat sich BIRG selber ins Abseits
geredet und geschrieben. Keiner seiner
Schätzungen über die Kinderlosigkeit der jungen Generationen
hat annähernd gestimmt. Der westdeutsche Frauenjahrgang 1965
sollte angeblich zu fast 33 % kinderlos bleiben. Es werden
dagegen über 10 % weniger sein.
Spätestens nach der
Volkszählung 2011 und der ersten darauf fußenden
Bevölkerungsvorausschätzung wird man auch nichts mehr von
BIRGs bisherigen Vorausschätzungen wissen wollen.
Nicht nur Telepolis
berichtet über eine Studie, ohne dass die Daten einer eingehenden
Analyse unterzogen wurden. "Dramatisch" stuft RÖTZER die Zahlen ein,
ohne überhaupt die Grundlagen der Berechnungen zu kennen.
Tatsächlich sind
Bevölkerungsvorausberechnungen bis zum Jahr 2050 alles
andere als eine seriöse Datenbasis.
Betrachtet man die
Bevölkerungsvorausberechnungen der letzten Jahre,
dann lässt sich erkennen, dass Voraussagen über 40 Jahre hinweg keine
Grundlage für sinnvolle Politiken sein können.
Man vermisst zudem den Hinweis,
dass Fritz BESKE, sowohl Leiter des Institut als auch Mitautor der
Studie, ein langjähriges CDU-Mitglied ist, also handfeste
Parteiinteressen vertritt.
DESTATIS (2009): Im Jahr 2060 wird jeder Siebente 80 Jahre oder älter
sein,
in:
Pressemitteilung Statistisches Bundesamt
Wiesbaden v. 18.11.
SIEVERS, Markus (2009): "Arme Babyboomer".
Professor Ernst Kistler
warnt vor einer menschlichen Bugwelle: Wenn die geburtstarken
Jahrgänge sich dem Rentenalter nähern und sich nichts ändert,
drohen den Älteren Arbeitslosigkeit und Armut,
in: Frankfurter Rundschau v. 19.11.
BERGIUS, Michael (2009): Die Altenrepublik,
in: Frankfurter Rundschau
v. 19.11.
KAPPUS, Monika (2009): Nachhaltig ignorant,
in: Frankfurter Rundschau
v. 19.11.
SIEVERS, Markus (2009): Klimakiller Mensch.
Wachsende Bevölkerung,
in: Frankfurter Rundschau v. 19.11.
SAUERBREY, Anna (2009): Auf die Frauen
kommt es an.
Die Deutsche Stiftung
Weltbevölkerung hat ihren Bericht 2009 vorgelegt. Auch das
Statistische Bundesamt hat sich mit der
Bevölkerungsentwicklung beschäftigt. Zu welchen Ergebnissen
kommen die beiden?
in: Tagesspiegel v. 19.11.
SIEMS, Dorothea (2009): Ein einig Volk von Rentnern.
Demografie-Studie:
Deutschlands Bevölkerung schrumpft und altert unaufhaltsam -
Ost-Länder besonders betroffen,
in: Welt v. 19.11.
KEIL, Lars-Broder (2009): Prognose: Jeder Zweite wird
pflegebedürftig.
In 50 Jahren steigt Anteil der
Rentner an der Bevölkerung auf ein Drittel - Regierung plant
Demografie-Strategie,
in: Welt v. 19.11.
WORATSCHKA, Rainer (2009): Deutsche altern gesünder.
Obwohl die Zahl der
Pflegebedürftigen weiter steigt, ist das Risiko, im Alter
bettlägerig oder hilfsbedürftig zu werden, gesunken. "Die
Deutschen altern gesünder", lautet das Fazit des aktuellen
Pflegereports der Gmünder Ersatzkasse (GEK),
in: Tagesspiegel v. 19.11.
2010
FOCUS-Titelgeschichte:
2030 - So leben wir morgen. Neue Serie.
Teil 1: Was wird aus den
Deutschen |
KRISCHER, Markus (2010):
Reise nach morgen.
Wie werden wir leben, arbeiten und
lieben? Woran werden wir glauben? Wie viele werden wir sein?
Focus lädt in einer siebenteiligen Serie ein zu einer Expedition
in die Zukunft,
in:
Focus Nr.15 v. 12.04.
KEIL, Ulrich (2010): Für eine pessimistische Sicht auf das Alter
gibt es keinen Grund.
Die Zukunft sieht düster aus.
Jedenfalls wenn man den Zeitungen und Zeitschriften glaubt. Dort
sind immer wieder pessimistische Prognosen über die Gesundheit
älterer Menschen zu lesen,
in: Tagesspiegel v. 11.05.
Ulrich KEIL bezieht sich mit seiner Kritik
auf die Morbiditätsprognose 2050 des Fritz Beske-Institut,
die ausschließlich zu Propagandazwecken im Vorfeld des
Bundestagswahlkampfes 2009 erstellt wurde (mehr
hier).
Wirtschaftsblätter wie
die FAZ, auf die sich KEIL beruft, haben diese unseriöse
Propagandaschrift unter Schlagzeilen wie
Deutschland 2050 - alt, krank, teuer
(FAZ) verbreitet. Bereits der Analysezeitraum
disqualifiziert die Studie als pure
Kaffeesatzleserei (Gerd BOSBACH)
ab.
Offenbar gab das Jahr 2030,
das bis Mitte der Nullerjahre noch gut für Horrorszenarien wie
die Steilvorlage für die Finanzbranche 2030 -
Aufstand der Alten
taugte, nichts mehr her, was man bereits an der
Focus-Titelgeschichte
zum Jahr 2030 sehen
konnte. Die Propaganda verlegt sich deshalb auf das Jahr 2050.
LUKE, Christiane (2010): "In 80 Jahren gibt es keine Deutschen
mehr".
Seine "Wahrheiten" tun weh und
haben ihm schon einigen Ärger eingebracht. Die Rede ist von
Dr. Thilo Sarrazin (65), Mitglied des Vorstandes der Deutschen
Bundesbank,
in: WAZ Online v. 18.05.
Bislang war der
nationalkonservative Bevölkerungswissenschaftler Herwig BIRG
fürs Aussterben zuständig. Jetzt mischt sich der
Gelegenheitsdemograf SARRAZIN ein, der immer dann
vorgeschoben wird, wenn man eine BILDreife Schlagzeile
benötigt. Ganz andere Sorgen haben die Österreicher mit den
Deutschen:
"Deutschland
ist das wichtigste Herkunftsland für Migration nach
Österreich geworden. 2009 stellten die Deutschen mit
138.225 Personen erstmals die größte Ausländergruppe in
Österreich, das geht aus den aktuellen Zahlen der
Statistik Austria hervor",
ist
auf den Onlineseiten der österreichischen Zeitung Der
Standard nachzulesen.
Die Deutschen sterben
also auf keinen Fall aus, sondern sie wandern - wenn
überhaupt - höchstens aus.
LINNEWEBER, Silke (2010):
Deutschland 2030.
Spezial Wie wir leben
werden: Wie der Alltag in 20 Jahren aussehen könnte. Und was
die Wissenschaft über die Zukunft zu wissen glaubt. Ein Blick
in die Glaskugel,
in: Rheinischer Merkur Nr.30 v.
29.07.
"Erstens
kommt es anders und zweitens als man denkt, lautet ein
Sprichwort. Trends, die heute in aller Munde sind, können
schon morgen in Vergessenheit geraten. Sicher ist nur: Die
Deutschen werden in den kommenden Jahren erst greiser –
und dann weniger",
lautet das Langweiler-Motto des
Spezial, das natürlich nicht darüber informiert, wie wir
zukünftig leben werden, sondern die üblichen
Fortschreibungen der Vergangenheit betreibt. Was der
Focus
im April noch zu einer ganzen
Serie aufplusterte, das wird hier in ein paar wenig
inspirierenden Artikeln abgehandelt.
BRÖNSTRUP, Carsten (2010): Kampf der Studien.
Deutschland hat genug
Fachkräfte, haben Ökonomen des DIW herausgefunden. Doch ihre
Erkenntnisse veröffentlicht dürfen nicht erscheinen.
Institutschef Klaus Zimmermann legte sein Veto ein,
in: Tagesspiegel v. 17.11.
KAUBE, Jürgen
& Reinhard MÜLLER (2010): Krise! Welche Krise?
Provozierendes über Zustand und Zukunft des Sozialstaats in
Deutschland,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 22.11.
In der ansonsten
sozialstaatskritischen FAZ wird plötzlich die
Anpassungsfähigkeit des Sozialstaats bejubelt und der
demografische Wandel als "harmlos" eingeschätzt. Da dürfte sich
der Hysteriker Frank SCHIRRMACHER ziemlich auf seinen Schlips
getreten fühlen. Die Einschätzung des demografischen Wandels als
harmlos kommt nicht etwa von dem gewerkschaftsnahen Statistiker
Gerd BOSBACH,
der dies bereits seit einigen Jahren vertritt, sondern von
Axel
BÖRSCH-SUPAN, der von der FAZ als Nachfolger von Bert
RÜRUP ins Gespräch gebracht wurde,
dann aber nicht zum Zuge kam.
PETER, Tobias (2010): Ein Land trägt
Schwarz, Rot, Grau.
Die Deutschen
werden immer weniger und zugleich älter - Neue Serie zum
demografischen Wandel
in: Kölner Stadt-Anzeiger v. 23.12.
Wie single-generation.de
bereits
am 3. September anlässlich der Hart aber fair-Sendung
mit Thilo SARRAZIN anmerkte, können Prognosen jetzt nicht
mehr einfach als unumstritten gelten wie das noch zu Zeiten
der Agenda 2010 war.
PETER hält zwar 120
Jahre-Prognosen wie bei Thilo SARRAZIN für unrealistisch.
Doch die Prognosen des Statistischen Bundesamtes bis 2050
seien realistisch. Im Gegensatz zu den Debatten der
Vergangenheit ist PETER jedoch vorsichtig, denn 75 Millionen
Menschen in Deutschland bis 2050 bedeuten
im
Spiegel aller Bevölkerungsvorausberechnungen für das
wiedervereinigte Deutschland eine optimistische Sicht.
Geht es um die konkrete regionale Bevölkerungsentwicklung in
Nordrhein-Westfalen, dann wird "nur" eine Vorausberechnung
bis ins Jahr 2030 dargestellt.
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