[ Übersicht der Themen des Monats ] [ Rezensionen ] [ Homepage ]

 
       
   

Kommentierte Bibliografie

 
       
   

Einsamkeit

 
       
   

Vom Alleinsein in der paar- und familienorientierten Gesellschaft. Eine Bibliografie (Teil 2)

 
       
     
   
     
 

Kommentierte Bibliografie (Teil 2: 2005 - 2011)

2005

MARTIN-JUNG, Helmut (2005): Die große Bühne der Einsamen.
Das Weblog als öffentliches Tagebuch im Internet wird immer populärer: "Wir sind Guerilla-Publizisten". Schreiben, senden und verlinken - aus dem Nichts entstand eine neues Medium, das manche Nutzer an die Grenze der Sucht bringt,
in: Süddeutsche Zeitung v. 17.02.

SIMONE, Jung (2005): Allein in der City,
in: 37 Grad. Sendung des ZDF v. 08.03.

DÖRTING, Thorsten (2005): Der Streichelzoo.
Kuschelpartys werden uns als neuer Trend aus New York verkauft: Grossstädter schmusen gegen ihren Mangel an Zärtlichkeit an. Doch wer hingeht, bleibt einsam,
in: Facts Nr.16 v. 21.04.

WITT, Michael (2005): Einmal willst du dir selbst gehören.
Männer haben ein neues Rückzugsgebiet gefunden: Die Badewanne. Ein Ort der Ruhe, der Kreativität und der selbstgewählten Einsamkeit,
in: Welt am Sonntag v. 24.04.

REICHERT, Martin (2005): So einsam im Sattel.
Männern traut man richtigen Liebeskummer gar nicht zu, dabei leiden sie im Fall einer Trennung oft stärker als Frauen. Gerade weil sie meist heimlich, still und leise trauern,
in: TAZ v. 28.05.

Martin REICHERT hat sich des verlassenen Mannes angenommen. Bisher kam dieser Typus vorrangig als Scheidungs- bzw. Trennungsopfer, d.h. in politischer Perspektive, in den Blick.   REICHERT nähert sich dem verlassenen Mann dagegen mit dem psychologischen Blick. Er hat u. a. Doris WOLF, Wolfgang JOHN und Sivlia FAUCK zum Thema befragt, damit der Mann nach gescheiterten Beziehungen nicht nur einsam in Kneipen herumhängen oder schriftstellerisch tätig werden muss.

BÄRTELS, Gabriele (2005): Hoffnung, dass der Zauber kommt.
Die Einsamkeit in den Großstädten hat ungeheure Ausmaße angenommen. Im Internet suchen Millionen nach einem Partner,
in: Magazin der Berliner Zeitung v. 31.07.

Wie beginnt man eine todsichere Langweiler-Story? Mit Sätzen wie "Die Einsamkeit in den Großstädten hat ungeheure Ausmaße angenommen"!

Das ist typischer 68er-Kitsch, der spätestens seit Sound of Silence auch zum popkulturellen Fundus des Angestellten-Pop gehört. Einsamkeit war bereits der beherrschende Topos der neuerdings wieder vermehrt gepriesenen goldenen 1950er Jahre. Dies wird nur gerne vergessen.

Wer mit Verweis auf den Boom der Online-Partnersuche die Zunahme der Einsamkeit ableitet, der fällt erstens auf die Selbstbeschreibungen kommerzieller Anbieter herein und zweitens auf die Ökonomie der Aufmerksamkeit, die das Phänomen der Neuigkeit mit dem Phänomen der Zunahme verwechselt. Natürlich ist Einsamkeit für jeden Betroffenen ein Problem, aber eben keines das heute größer ist als früher.

BÄRTELS kann zumindest auf die Freundinnen-Kultur zurückgreifen, denn die wirklich Einsamen kommen in den Mitte-Zeitungen sowieso nicht vor:

"Mit einer meiner Freundinnen spreche ich nur über Internetmänner-Erlebnisse und unsere Befindlichkeits-Temperaturkurven. Heute fühlen wir uns weniger einsam als gestern, aber morgen werden wir uns wieder so fühlen wie vorgestern, und damit das nicht passiert, verabreden wir einen Ausflug, um mal was unter Frauen zu machen, aber heimlich denken wir: Wenn sie ein anderes Geschlecht hätte, wär's mir lieber. Wir brauchen einander für unsere Geschichten, die Großstadt will sie nicht wissen, und wir müssen einander doch versichern, dass wir den Finger noch am Puls haben, dass unser Herz noch schlägt."

SCHMIDT, Michael (2005): Nicht nur allein, sondern einsam.
Individualität, Mobilität, Flexibilität sind Tugenden der Moderne – aber Gemeinsamkeit und Gemeinschaft leiden darunter,
in: Tagesspiegel v. 05.08.

"14,57 Millionen Singlehaushalte haben die Statistiker des Bundesamts in Deutschland gezählt. Mit anderen Worten: Mehr als jeder dritte Haushalt ist ein Ein-Personen-Haushalt. Nun ist das Alleinleben im Verständnis dieser Zahlenjongleure in erster Linie ein sozialstatistischer Sachverhalt – und zudem von vielen Singles ein bewusst gewählter Lebensstil. Einsamkeit dagegen ist ein psychischer Zustand. Ein unerwünschter zudem. Und als solcher kein Phänomen, das auf den Osten der Republik beschränkt wäre",

schreibt Sozialpopulist SCHMIDT. Unerwähnt bleibt jedoch, dass Einsamkeit keine Frage der Haushaltsform ist und die Wirtschaftsweise nichts über die Bindungsfähigkeiten aussagt.

GRAUPNER, Heidrun (2005): Gemeinsam statt einsam.
Das Drei-Generationen-Modell: In einem Genossenschaftsbau in München erproben Großeltern, Eltern und Kindern ein friedliches, freundliches Zusammenleben,
in: Süddeutsche Zeitung v. 16.08.

GASCHKE, Susanne (2005): Die Emanzipationsfalle. Erfolgreich, einsam, kinderlos, München: C. Bertelsmann Verlag

KNIEBE, Tobias (2005): Der Wert der Einsamkeit.
Sie ist das unbeliebteste aller Gefühle. Doch wer nie in ihren schwarzen Armen lag, wird nie die entscheidenden Dinge über die Liebe erfahren,
in: Neon, Oktober

ZYLKA, Jenni (2005): Am Ende.
Bürgerjournalismus für die einsame Welt der über 50-Jährigen: das Scheidungsmagazin "RosenKrieg",
in: TAZ v. 04.10.

HERPELL, Gabriela (2005): Enya über Einsamkeit,
in: Süddeutsche Zeitung v. 05.11.

Gabriela HERPELL interviewt die unverheiratete und kinderlose irische Sängerin ENYA, die über ihre Kindheit in der Großfamilie, Schüchternheit und das Alleinleben spricht.

ZEIT-Thema: Allein oder einsam?
Viele Menschen fühlen sich verlassen. Andere empfinden das Alleinsein als Befreiung. Tücken und Chancen der modernen Einsamkeit.

HILLENKAMP, Sven (2005): Einsamer nie?
Viele Menschen klagen darüber, allein zu sein. Dabei ist die Einsamkeit der Moderne ein Mythos. Unser Unglück ist nicht größer als früher. Wir haben nur gelernt, darüber zu reden,
in: Die ZEIT Nr.51 v. 15.12.

Lange wurde  in der Zeit nicht mehr so sachlich über das Thema "Single-Gesellschaft" geschrieben. Sven HILLENKAMP entmythologisiert die "Single-Gesellschaft", die eng verbunden ist mit einigen Mythen der Einsamkeit. Es gilt aber auch:

"Wenn Hunger und Obdachlosigkeit die schlimmsten materiellen Übel sind, so ist die Einsamkeit wohl das schlimmste der nicht- und postmateriellen - seelische Unterernährung, soziale Obdachlosigkeit".

Abgesehen davon, ist unsere Gesellschaft jedoch keineswegs einsamer als frühere Gemeinschaften. HILLENKAMP räumt mit 3 Mythen auf:
          
1) Die Großfamilie
Die Großfamilie war - wenn überhaupt - nur ein Ideal, denn ihre Verbreitung scheitere an der geringen Lebenserwartung der Menschen:

"Noch um 1900 lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei 45 Jahren. (...). Erst 1950 stieg die mittlere Lebenserwartung auf über 65 Jahre."

Wenn jetzt also Ursula von der LEYEN und andere Romantiker  Mehrgenerationenhäuser als Fortsetzung der Großfamilie mit anderen Mitteln propagieren, dann können sie sich auf keine vergangenen Realitäten berufen, sondern sie konstruieren eine Vergangenheit, die es so nie gab.
          2) Die Anonymität der Großstadt
Großstadtfeindlichkeit ist spätestens seit Beginn der Industrialisierung ein Topos konservativer Romantiker. Wilhelm Heinrich RIEHL steht für diese Richtung.
HILLENKAMP entgegnet dem, dass nicht die Großstadt, sondern Umzüge "einsam machen", solange keine neuen, befriedigenden Netzwerke geknüpft sind. Wer einsam ist, der erlebt seine Einsamkeit in der Großstadt noch stärker. HILLENKAMP nennt mit RILKEs Malte Laurids Brigge eine Romanfigur, die diesen Typus verkörpert.
          
3) Wir leben in einer "Single-Gesellschaft"
HILLENKAMP zeigt auf, was auf single-generation.de immer wieder gezeigt wurde, dass nämlich die Betrachtung der Haushaltszahlen in die Irre führt.
Die Anzahl der Einpersonenhaushalte ist kein ausreichender Anhaltspunkt für das Alleinsein.  Weder Partnerschaften, noch familiäre Bindungen lassen sich damit erfassen. Paare ohne gemeinsamen Haushalt, Hausgemeinschaften und die multilokale Mehrgenerationenfamilie sind heutzutage weit verbreitetet. Die amtliche Statistik trübt den Blick, weil sie nur Momentaufnahmen liefert. Es wird Dauerhaftigkeit vorgetäuscht, wo Mobilität ist.
          
Das Single-Dasein ist bei unter 65Jährigen meist eine kurze Lebensphase, die sich mit Paar- und Familienphasen abwechselt. Dies liegt an einem neuen Liebesideal und an der neuen Sicherheit der Lebenszeit. Die Kehrseite ist aber, dass zumindest bei den jetzigen Alten das Single-Dasein aufgrund der längeren Lebenserwartung und früheren Normen der Partnerwahl ausgedehnter denn je ist. Dies ist aber nicht identisch mit Einsamkeit, sondern "Intimität auf Distanz" kennzeichnet diese Lebensphase.
          
Am Ende verfällt HILLENKAMP jedoch dem Individualisierungsoptimismus, der diejenigen kennzeichnet, die das nötige soziale und kulturelle Kapital in erster Linie ihrer sozialen Herkunft zu verdanken haben:

"Es sind nicht mehr Menschen einsam, aber mehr sind selbst schuld, wenn sie es werden".

THADDEN, Elisabeth von (2005): Das rettende Gespräch mit sich selbst.
Ein Schlüsseltext über die moderne Einsamkeit stammt von Michel de Montaigne, der sich nach dem Tod seines Freundes für ein Jahrzehnt aus der Welt zurückzog,
in: Die ZEIT Nr.51 v. 15.12.

KÜMMEL, Peter (2005): Es bedeutet absolut nichts!
Wie im deutschen Theater Einsamkeit dargestellt wird,
in: Die ZEIT Nr.51 v. 15.12.

SIMON, Jana (2005): "Es ist eine Lücke, sie gehört zu mir".
Sabine Hykel berät Menschen in Lebenskrisen. Allmählich geriet sie selbst ins Abseits. Die Geschichte einer erfolgreichen, einsamen Frau,
in: Die ZEIT Nr.51 v. 15.12.

2006

Yates, Richard (2006): Elf Arten der Einsamkeit, Deutsche Verlagsanstalt

SARTORIUS, Mariela (2006): Die hohe Schule der Einsamkeit. Von der Kunst des Alleinseins, Gütersloher Verlagsanstalt

POSCHARDT, Ulf (2006): Einsamkeit. Die Entdeckung eines Lebensgefühls, München: Piper Verlag

FRANKFURTER RUNDSCHAU-Tagesthema: "Hotel Mama" hat Konjunktur.
Die Regierung legt es arbeitslosen jungen Erwachsenen nahe, daheim zu wohnen. Einen Trend zur Zwangsfamilie sieht die linke Opposition

BETANCUR, Karin Ceballos (2006): "Ich würde mich einsam fühlen".
Jens lebt bei den Eltern fast ohne Einschränkung,
in: Frankfurter Rundschau v. 20.02.

HAMMERL, Elfriede (2006): Tränen im Penthouse.
Karrierefrauen sind einsam. Heißt es. Zahnarzthelferinnen nie?
in: Profil Nr.12 v. 20.03.

MÜLLER-MÜNCH, Ingrid (2006): Einsame Wölfinnen.
Das im Fernsehen gezeigte Familienbild spiegelt ganz und gar nicht die gesellschaftliche Wirklichkeit wider
in: Frankfurter Rundschau v. 21.03.

ZEYRINGER, Klaus (2006): Bin auch allein.
Standard-Panorama Einsamkeit: Rückzüge und Einsamkeiten gehören zu den Urbildern der Menschheit und sind literarisch präsent,
in: Der Standard v. 01.04.

SLOMKA, Marietta (2006): "Mann jagt, Frau fegt".
Marietta Slomka über glückliche Höhlenbewohner, einsame Karrierefrauen - und lebenskluge Väter,
in: Stern Nr.19 v. 04.05.

ZITTY-Titelgeschichte: Allein?
Das schöne, aufregende, traurige Leben der Berliner Singles

MÜLLER, Falko (2006): "Nicht jeder Single ist einsam, ganz und gar nicht".
Eva Jaeggi, 72, hat an der TU Berlin Psychologie gelehrt. Ihre Forschungsthemen: Singles und Probleme in Partnerschaften,
in: zitty v. 10.05.

KÖHLER, Andrea (2006): Die einsame Masse.
Die Amerikaner schliessen immer weniger Freundschaften,
in: Neue Zürcher Zeitung v. 17.07.

Angesichts einer neuen Studie zum Niedergang der Freundschaft in den USA, rollt Andrea KÖHLER nochmals die Geschichte der modernen Einsamkeit und die populäre Tradition der Klage über den Verfall der Gemeinschaft auf. David RIESMAN und Robert D. PUTNAM sind die populärsten Gewährsmänner dieser Sicht, deren historische Wandlungsfähigkeit KÖHLER folgendermaßen skizziert:

"Nun ist die Erfahrung - oder soll man sagen: «Erfindung»? - der Einsamkeit eine Konstante moderner Gesellschaften, und lediglich ihre Beschreibung trägt unterschiedliche Züge. Die «einsame Masse» nach dem Zweiten Weltkrieg, die karrieregeleitete Konkurrenzangst der siebziger und die Single- und Yuppiekultur der achtziger Jahre, der Kollaps sozialer Kontexte, den Putnam den neunziger Jahren zuschrieb - das sind lediglich unterschiedliche Uniformen einer Grundbefindlichkeit, die jeder am eigenen Leib schmerzlich erlebt."

Zwangsläufig landet man hier wieder bei dem berühmten Professor aus München, der gerne in einem Atemzug mit dem "Alleinstehenden als Grundfigur der Moderne" genannt wird. Dabei hat dieser Professor diese Figur nur übernommen. Aber wer kennt schon Lerke GRAVENHORST?

Die frohe Botschaft, dass der einsame Surfer dem Freund den Rang abgelaufen hat, ist zumindest für KÖHLER nicht wirklich eine. Single-generation.de wird sich im September-Thema des Monats mit dem neuen Ethos der Einsamen beschäftigen. Dort wird ein anderer Blick auf dieses Problem geworfen.

SIEGMUND-SCHULTZE, Nicola (2006): Wenn Patienten schwindeln.
Manche Menschen schaden sich selbst, um ins Krankenhaus zu kommen. Oft ist Einsamkeit die Ursache,
in: Tagesspiegel v. 19.07.

SCHMID, Eva Dorothée (2006): Gemeinsam statt einsam.
Wohnformen: Fast eine Million Singlehaushalte gibt es in Berlin. Besonders viele Frauen leben allein. Immer mehr Menschen suchen nach gemeinschaftlichen Wohnprojekten, vor allem fürs Alter. Vier Beispiele,
in: Berliner Zeitung v. 31.07.

"Allein in Berlin gibt es über 950.000 Einpersonenhaushalte und rund 420.000 Menschen über 50 leben allein. Hierin liegt ein großes Potenzial für alternative Lebensformen wie Wohn-, Haus- und Nachbarschaftsgemeinschaften und Wohnprojekte mit begleitenden Serviceangeboten", berichtet Eva Dorothée SCHMID.

COUPLAND, Douglas (2006): Eleanor Rigby, Hamburg: Hoffmann und Campe Verlag

GUTSCH, Jochen-Martin (2006): Single.
Einsam, zweisam, dreisam,
in: Berliner Zeitung v. 23.09.

DAS MAGAZIN-Titelgeschichte: Glücklich allein?
Ja! Aber nicht immer. Die Single-Frage heute

LEINKAUF, Maxi (2006): Für mich Leben. Wie befreiend.
Allein ist man freiwillig, einsam nicht. Geschichten vom kleinen Unterschied,
in: Das Magazin, November

THIEME, Manuela (2006): Single-Geklingel.
Weit mehr als die Hälfte der Großstädter werden bald Singles sein, hieß es noch vor Jahren. Es ist anders gekommen, auch weil die Wissenschaftler völlig falsche Daten verwenden. Der Soziologe Bernd Kittlaus kämpft für die Korrektur der Single-Lüge,
in: Das Magazin, November

ZUCKER, Renée (2006): All the lonely people,
in: TAZ v. 15.11.

"Mein Freund Jonathan kann sich glücklich schätzen: Sein Einkommen scheint bis zum Ende seiner Tage gesichert. Jonathan ist Psychoanalytiker und er hat so viel zu tun wie nie zuvor.
             »Die große Volkskrankheit der Zukunft wird die Einsamkeit sein «, sagt er, »das zeichnet sich jetzt schon ab«, und ich bin nicht ganz sicher, ob ihm diese Voraussage Sorgen macht oder ob sie ihn eher frohlocken lässt. Mich jedenfalls lässt sie insofern kalt, weil ja als Alternative nur die Demenz zur Verfügung steht, also die Wahl zwischen Pest und Cholera bleibt.
            Und das ausgerechnet uns! Uns, die wir auf Kleinfamilie pfiffen und in städtischen Wohngemeinschaften oder Landkommunen lebten, bei denen jeder willkommen war, der einigermaßen gerade stehen konnte und sich an seinen Namen erinnerte.
Uns, die wir zu öden Kinderladensitzungen gingen, einmal in der Woche gegen allen guten Geschmack den Schülerladen gesund bekochten und kollektiv nachlässig putzten.
            Uns, die wir das Stattauto erfanden, von fahrenden Gemeinschaften träumten und sogar die internationale Solidarität hochhielten. Ausgerechnet wir sollen jetzt vereinsamen?" fragt sich Renée ZUCKER.

ZITTY-Titelgeschichte: Feste feiern!
Berliner Autoren erzählen, wie aufregend einsam berauschend es zwischen den Jahren ist

GÜNGÖR, Dilek (2006): Wunderbar verlassen, 
in: zitty Nr.26 v. 21.12.

HELDT, Tina (2006): Die einsamen Frauen.
Sie brauchen zu Weihnachten eine "RomKöm"? Gehen Sie lieber nicht ins Kino,
in: junge Welt v. 23.12.

"Falls doch kein Abenteuer, sondern wieder nur Ersatz in Aussicht ist, sollte man lieber nicht mit Cameron Diaz und Kate Winslet Weihnachten feiern, sondern wenigstens mit der echten Barbara Stanwyck, etwa mit einem Film wie »Christmas in Connecticut« von 1945. Stanwyck spielt darin eine Journalistin und überzeugte Junggesellin, die – fürs Geld – eine erfolgreiche Hausfrauenkolumne schreibt. Ihr schwachsinniger Verleger hat noch nie etwas von Ironie gehört, hält sie für eine echte Hausfrau und zwingt sie schließlich, die perfekte amerikanische Weihnachtsparty zu Ehren eines heimgekehrten Kriegshelden zu schmeißen. Um ihren Job zu behalten, läßt sie sich zunächst darauf ein. Es kommt zu einem zynischen Chaos (für die Familienidylle borgt sie sich ein Baby und einen professionellen Koch, denn weder hat sie Kinder noch jemals irgend etwas selbst gekocht). Dieser Film war damals natürlich kein so großer kommerzieller Erfolg," meint Tina HELDT.

2007

LUDWIG, Mareike (2007): Verliebt in ein Profil.
"Ich will dich unbedingt kennenlernen": Als professionelle Chatterin zog Jennifer M. jahrelang einsamen Menschen per SMS das Geld aus der Tasche,
in: Süddeutsche Zeitung v. 31.01.

HUSMANN, Nils (2007): Und wer trauert?
Stell dir vor, es ist deine Beerdigung, und niemand geht hin. Das geschieht oft: Wer am Ende seines Lebens ganz allein war, der ist auch allein, wenn er begraben wird. In Hamburg nehmen sich zwei Seelsorger der vergessenen Toten an,
in: Chrismon, Nr.2, Februar

SCHMIEDING, Bettina (2007): Jung und allein, alt und einsam?
Das Leben als Single,
in: DeutschlandRadio v. 11.05.

Sendung mit dem Journalisten Ulf POSCHARDT ("Einsamkeit") und dem Soziologen Karl LENZ über das Single-Dasein. In einem Interview mit dem Dresdner Single-Magazin Disy SOLO hat LENZ das Single-Dasein folgendermaßen charakterisiert:

"47 Prozent der Dresdner Haushalte sollen laut statistischen Angaben Single-Haushalte sein – sind wir beziehungsunfähig?
            
Singles werden häufig mit Alleinlebenden verwechselt – das ist ein Kardinalfehler. Man muss kein Single sein, wenn man in einem Ein-Personen-Haushalt lebt. Fernbeziehungen oder Paare, die in getrennten Wohnungen leben, gelten zum Beispiel statistisch als Single, sind es aber in Wirklichkeit nicht. Auch Verwitwete kann man nicht zwangsläufig als Singles bezeichnen. Als Haushalt gilt, wer zusammen lebt und zusammen wirtschaftet, doch wie viele Singles leben in Wohngemeinschaften und werden statistisch gar nicht als Singles registriert? Oder wenn zwei Menschen ein sexuelles Verhältnis miteinander haben, sind sie dann nicht mehr Single? Amtliche Statistiken sagen nichts darüber aus, wie viele Singles es tatsächlich gibt. Und es kommt darauf an, was man überhaupt unter einem Single versteht.
             Was verstehen Sie unter einem Single?
Ein Single ist eine Person mittleren Alters, die sich aktuell in keiner festen Paarbeziehung befindet. Kinder und Verwitwete kann man nicht als Single bezeichnen."

KAMANN, Matthias (2007): Keine Angst vor Einsamkeit im Alter.
Teil 2: Zu vereinsamen fürchten nur wenige alte Menschen in Deutschland. Und das hat seinen Grund: Der Zusammenhalt zwischen Alt und Jung funktioniert gut, die soziale Vernetzung nimmt zu - aber nur, solange der Geldfluss zwischen den Generationen nicht bedroht wird,
in: Welt v. 31.07.

ALBRECHT-HEIDER, Christoph (2007): Eine Chance gegen die Einsamkeit.
Im Mehrgenerationenhaus sind die Mieter keine Großfamilie, aber eine Gemeinschaft,
in: Frankfurter Rundschau v. 12.09.

RICHTER, Nikola (2007): Der halbe Freund.
Für alle, die es satt haben, alleine zu schlafen: Ein einarmiges Kissen aus Japan dient einsamen Singles als Kuschelersatz,
in: Kulturaustausch, Nr.4

Nikola RICHTER stellt das Boyfriend-Kissen ("kareshi no udemakura") vor, das von der japanischen Firma Kameo produziert wird:

"Ob die japanischen Singles auf dieses Produkt gewartet haben? Sie werden zwar immer mehr - schon 30 Prozent der Gesamtbevölkerung lebten laut »Population Census of Japan« im Jahr 2006 alleine -, aber gekauft haben das Ding erst 5.000 Menschen. Deshalb: Werden Sie der 5.001ste!"

ZERAHN, Melanie (2007): Eine Überdosis Einsamkeit.
Die Ehe kaputt, das Geld weg, der Status auch – Gisela hat Todesangst. Sie nimmt „Benzos“, um sich zu beruhigen. Aber statt der Ruhe kommt die Sucht. Und irgendwann steht sie dann auf diesem Bahnsteig,
in: Tagesspiegel v. 30.10.

BRAUN, Mara (2007): Und wieder allein.
Viele Singles leben zwischen Einsamkeit und Euphorie. Sie genießen ihre Freiheit, feiern - und verzweifeln daran,
in: Tagesspiegel v. 23.11.

BÄRTELS, Gabriele (2007): Die letzte Lebenszeit.
Der Weg in den Tod ist einsam. Sechs Geschichten,
in: Magazin der Berliner Zeitung v. 24.11.

Kister, Stefan (2007): Im Netz virtueller Wonnen.
Die einsame Zweisamkeit im Internet,
in: Stuttgarter Zeitung v. 08.12.

STERN-Titelgeschichte: Einsamkeit.
Wenn dem Ich das Du fehlt

SANDMEYER, Peter (2007): Ein Ich ohne Du.
Andere Menschen backen jetzt Plätzchen, besorgen Geschenke, hasten zu Einladungen von Familie und Freunden. Die übliche Adventshektik. Monika G. hat Zeit. Da ist niemand, für den sie sich abhetzen könnte. Sie muss allein mit sich auskommen - wie ungezählte andere, deren Sehnsucht nach Nähe ins Leere läuft,
in: Stern Nr.51 v. 13.12.

"Plötzliche Vereinsamung kann jeden treffen. Durch Tod oder Trennung, durch Umzug in eine andere Stadt oder den Verlust des Arbeitsplatzes, durch chronische Krankheit oder den Auszug groß gewordener Kinder. (...).
Entgegen verbreiteter Meinung sind es nicht die Alten, die am stärksten unter dem Gefühl leiden, nicht akzeptiert, nicht gemocht, nicht anerkannt, nicht gebraucht zu werden, sondern
30-40-Jährige. In diesem Alter heiraten Menschen, gründen Familien, bekommen Kinder, bauen Häuser. Ein Leben, in dem all das nicht stattfindet, erscheint dem, der es führt, als Stillstand", meint Peter SANDMEYER.

NITSCHMANN, Johannes (2007): Im Alter droht Einsamkeit.
Nordrhein-Westfalen regt "Pakt der Generationen" an,
in: Süddeutsche Zeitung v. 15.12.

2008

HONTSCHIK, Bernd (2008): Diagnose Einsamkeit,
in: Frankfurter Rundschau v. 12.01.

"Ich habe mich mein ganzes Leben als Arzt mit den Krankheiten von Herz und Kreislauf beschäftigt, mit den Menschen, die herzkrank werden. Risikofaktoren, über die ständig geforscht und gesprochen wird, Cholesterin, Bluthochdruck usw., sind nebensächlich. Für das Entstehen so vieler Herz-Kreislauf-Krankheiten sind traurige, tragische Lebensumstände verantwortlich: Einsamkeit, Verzweiflung und Aussichtslosigkeit", zitiert HONTSCHIK den Arzt Bernard LOWN, von dem im Suhrkamp-Verlag das Buch Die verlorene Kunst des Heilens erschienen ist.

STUTTGARTER NACHRICHTEN-Serie: Leben als Single (Teil 5)

MEYER, Alexandra Nayeli & Pascal R. GUZIK (2008): Einsam oder zweisam?
in: Stuttgarter Nachrichten v. 09.10.

GRAF, Achim (2008): Kuschelpartys in Köln: Anfassen ja, Sex nein.
Treffen bieten vielen Menschen körperliche Nähe - Studien belegen einen Trend zur Vereinsamung,
in:
Bonner General-Anzeiger v. 10.12.

NAJJAR, Rana (2008): Gemeinsam einsam.
Nahaufnahme: Alte Menschen werden in Frankfurt gut versorgt, ein familiäres Umfeld haben aber die wenigsten,
in:
Frankfurter Rundschau v. 15.12.

"In der Zeit zwischen 1. Dezember und 10. Januar erreichen die Selbstmordquoten unter den Heimbewohnern ihren Höhepunkt. Dem versuchen die Heime mit unterschiedlichen Aktivitäten entgegenzuwirken.
Im Libanon sind alte Menschen von ihren Kindern, Enkelkindern, Freunden, Nachbarn und Verwandten umgeben. Wenn die Deutschen den großen Vorteil dieser Strukturen erkennen würden, könnten sie auch dem Problem der Einsamkeit und des Selbstmordes besser begegnen", meint Rana NAJJAR.

2009

BELWE, Andreas (2009): Die Zukunft des Sterbens: Wo und wie werden wir ewig ruhn?
Veränderte Lebensformen bringen auch andere Formen des Sterbens hervor - und damit einen anderen, pragmatischen Umgang mit dem eigenen Tod. Wo es keine Bindungen mehr an Orte und Menschen gibt, muss das eigene Ende selbstverantwortlich bereits zu Lebzeiten gestaltet werden,
in: Psychologie Heute,
Januar

KLAUE, Magnus (2009): Aus alt mach nützlich.
Sie haben Angst, im Alter einsam, arm und unbrauchbar zu sein? Dann kennen Sie Ursula von der Leyens seniorenpolitisches Recyclingprogramm noch nicht,
in:
Jungle World Nr.5 v. 29.01.

PSYCHOLOGIE HEUTE-Titelgeschichte: Mut zum Alleinsein.
Warum wir Zeiten brauchen, in denen nichts passiert

HAUBL, Rolf (2009): Lebenskunst: Die Fähigkeit, mit sich allein zu sein.
Zur Ruhe kommen, alle Reize abschalten, keine Menschen um sich haben - eine verlockende Vorstellung! Aber nicht für jeden. Wer Ablenkung oder die ständige Anerkennung durch andere braucht, gerät schnell außer sich, weil er nicht mit sich allein sein kann,
in: Psychologie Heute, März

VIRAGH, Christina (2009): Bildansichten.
Da links neben dem Serviettenbehälter - Edward Hopper: "Nighthawks",
in: Neue Zürcher Zeitung v. 04.04.

Christina VIRAGH will in dem bekannten Bild von HOPPER nicht die Großstadteinsamkeit erkennen, die ihm nachgesagt wird.

LÜCK, Oliver (2009): Sound der Einsamkeit.
Eremit auf La Gomera,
in: Spiegel Online v. 21.04.

EPPELSHEIM, Philip (2009): Was bleibt.
Eine Frau stirbt einsam in ihrer Wohnung. In den Schränken Akten und Urkunden - die Zeugen eines Lebens,
in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 10.05.

WELTWOCHE-Titelgeschichte: Erfolgreich, schön, einsam.
Wenn intelligente, attraktive Frauen keine Männer finden

ALTHAUS, Nicole & Bettina WEBER (2009): Weiblich, schön, erfolgreich sucht...
Gutausgebildete Frauen zwischen 30 und 45 haben es zusehens schwer, einen Partner zu finden. Während eine Karriere Männer attraktiver macht, scheint bei Frauen das Gegenteil einzutreten. Die Emanzipation erweist sich als Bumerang,
in:
Weltwoche Nr.22 v. 28.05.

Neues haben ALTHAUS & WEBER nicht zu berichten. Verwiesen wird auf die bekannten Studien einer Forschergruppe um Hans-Peter BLOSSFELD sowie eine nicht-repräsentative Umfrage von Christina KÜNZLE, die man auch als PR-Massnahme für ihre Beratungsfirma Choice betrachten muss. Das 16-seitige Papier mit dem reißerischen Titel Intelligent, schön, erfolgreich - und Single. Der stille Schmerz von Frauen in Führungspositionen läßt sich als PDF-Datei auf den Seiten von Choice downloaden. Medienberichte gab es dazu bereits Ende April, z.B. auf Financial Times Deutschland Online. Interviewt wird Lisa FISCHBACH, Single-Beraterin bei der Online-Partnervermittlung Elitepartner, und die Psychologin Julia ONKEN.

NEON-Titelgeschichte: Allein unter Freunden.
Trotz Familie und Bekannten: warum so viele Menschen einsam sind - und wie man hilft

SCHRENK, Jakob (2009): Allein unter Freunden.
Man kann sich von aller Welt verlassen fühlen, auch wenn man viele Bekannte hat. Jeder dritte Deutsche fühlt sich manchmal einsam. Erwachsen werden heißt eben auch: Freunde verlieren. Umso wichtiger wird es, für eine Freundschaft zu kämpfen,
in: Neon,
Juni

PFEIFER, David (2009): Verlassen.
Einsamkeit ist wie Eisspray für die Seele. Und irgendwann fühlt sich jeder einmal allein. Ob er will oder nicht,
in: Neon,
Juni

TAGLINGER, Harald (2009): Roboterfräulein für Vereinsamte.
Natürlich aus Japan kommt ein Roboter, der mit seinen weiblichen Formen so manchem Programmierer in langen Nächten Gesellschaft leisten soll,
in: Telepolis v. 06.07.

RADECK, Sabrina (2009): Besser flirten beim Stöckchen werfen.
Damit sie nicht so einsam sind, halten sich viele Singles ein Haustier. Vor allem über Hunde lassen sich aber auch Kontakte knüpfen. Im Interview spricht Dr. Andrea Beetz, die zum Thema Tier-Mensch-Beziehung forscht, über Tiere in Partnerschaften und als Test für ihre Nachwuchstauglichkeit,
in: WAZ Online v. 19.08.

WELT-Serie: Kinder, Kinder (Teil 3)

GÜNTHER, Julia (2009): Netzwerk statt Enkel,
in: Welt v. 20.08.

Julia GÜNTHER, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Dresden, schreibt darüber, warum ältere Singles durch Kinderlosigkeit und/oder Partnerlosigkeit eher in Situationen sozialer Isolation und Vereinsamung geraten können. GÜNTHER macht aber auch Hoffnung:

"Kinderlosigkeit muss aber nicht zwangsläufig Vereinsamung bedeuten. So hängt die Sozialintegration im Alter wesentlich von der Netzwerkorientierung und vom Lebensstil vorheriger Lebensphasen ab. Zudem gibt es vielversprechende Ansätze, die soziale Einbindung alter Menschen zu unterstützen, etwa durch den Aufbau von Selbsthilfestrukturen, ehrenamtlichen Beschäftigungsmöglichkeiten, seniorenspezifischen Internetportalen, Nachbarschaftsnetzwerken oder mehrgenerationalen Wohnprojekten. Diese gilt es in Zukunft verstärkt zu fördern".

OPPERMANN, Nicole (2009): Pendlerin zwischen Heimat und Einsamkeit.
Putzjobs:
In Berlin hat Bascha Arbeit. Keine legale, aber immerhin. Und in Sagan wohnt ihre Familie. Bascha pendelt zwischen Einsamkeit und Heimat,
in: Berliner Morgenpost v. 24.08.

KRAUSSER, Helmut (2009): Einsamkeit und Sex und Mitleid, Köln: DuMont

JUNKERS, Gabriele (2009): Macht das Alter einsam?
Psychoanalytische Gedanken über die Herausforderungen des Älterwerdens,
in: Psychologie Heute,
November

NEUBAUER, Rita (2009): Einsamkeit - ansteckend wie Grippe.
Die Isolierung Einzelner wirkt sich auf das gesamte Umfeld aus, so das Ergebnis einer neuen US-Studie. Die "Ansteckungsgefahr" hat selbst noch Auswirkungen auf die Freunde des besten Freundes,
in: Tagesspiegel v. 03.12.

GRÄBNER, Matthias (2009): Ansteckende Emotionen.
Einsamkeit, Freude, Neid: Gefühle verbreiten sich wie Krankheiten in unseren sozialen Netzen,
in: Telepolis v. 24.12.

2010

WALTERMANN, Anne (2010): Liebesfalle im Internet.
"Romance-Scammer" betrügen einsame Singles,
in: DeutschlandRadio v. 22.02.

TSA (2010): Einsame Herzen.
Frauen, die sich sozial isoliert fühlen, sind gefährdet,
in: Psychologie Heute, März

EINZMANN, Simone (2010): Einsamkeit - die schmerzende Leere.
Unser Gehirn entscheidet darüber, wann wir uns einsam fühlen,
in: Psychologie Heute, März

WIESNER, Daniela (2010): Kinderlos älter werden.
Grenzenlos frei oder einsam?
in:
Sendung Lebenszeit im DeutschlandRadio v. 30.04.

RÖTZER, Florian (2010): Werden die Menschen einsamer?
Ein britischer Bericht legt nahe, dass die moderne Gesellschaft das Alleinsein und die Isolation trotz virtueller Kontakte fördert,
in: Telepolis v. 29.05.

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG-Serie: Gemischte Gefühle (Teil 2)

KLAIBER, Susanne (2010): Ich, allein zu Haus.
SZ-Serie - Gemischte Gefühle (2): Manche Menschen suchen Einsamkeit und Isolation - andere werden davon körperlich krank,
in: Süddeutsche Zeitung v.
02.07.

KINDERMANN, Kim (2010): Wenn Eltern nicht mehr allein leben können.
Zwischen neuer Sicherheit und grenzenloser Einsamkeit: In dem von Katrin Rohnstock herausgegebenen Sammelband "Der letzte Neubeginn" berichten Senioren von ihrem Umzug ins Altenheim,
in: DeutschlandRadio v.
12.07.

HOFMANN, Niklas (2010): Gemeinsam einsam.
Seit der Filmkritiker Roger Ebert an Kehlkopfkrebs erkrankte, kann er nicht mehr im Fernsehen auftreten. In seinem Blog macht er sich Gedanken über das Alleinsein im Internet,
in: Süddeutsche Zeitung v. 15.11.

RADUNSKI, Michael (2010): Alt, schwul und bald nicht mehr einsam.
In Berlin entsteht Europas erstes Mehrgenerationenhaus für homosexuelle Frauen und Männer,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 28.12.

2011

FRITSCH, Sybille (2011): Eine Art von Sehnsucht.
Essay: Einsamkeit ist zu einer gesellschaftlichen Realität geworden, die sich nicht mehr leugnen lässt. Und: Sie muss nicht zwangsläufig trostlos sein,
in: Der Standard v. 08.01.

"Innerhalb von 30 Jahren hat sich die Zahl der Alleinlebenden in unseren Breiten verdoppelt, sagt uns die Statistik, ebenso, dass in Europa rund 158 Millionen Menschen allein leben - Tendenz rapid steigend. Von aktuell einer Million Singles in Österreich klinken sich 700.000 in die Internet-Partnersuche ein",

klagt Sybille FRITSCH. Als single-generation.de vor fast 10 Jahren online ging, da wurde der Begriff Alleinlebende selbst in der Sozialforschung meist mit Partnerlosigkeit und Einsamkeit gleichgesetzt. Der Haushaltsansatz war in der empirischen Forschung aufgrund der unseligen Dominanz der Individualisierungsthese von Ulrich BECK weitgehend unumstritten und die Rede vom wachsenden Nicht-Familiensektor wurde unkritisch allerorten nachgeplappert.

In den letzten Jahren bahnt sich jedoch ein Paradigmenwechsel an, der auf dieser Website bereits vor 10 Jahren angemahnt wurde. Selbst in der Bevölkerungswissenschaft - bis vor kurzem noch ein Hort des rückständigen Denkens par excellence - werden inzwischen haushaltsübergreifende Lebensformen berücksichtigt. Ein wichtiger Grund dafür: der demografische Wandel und die zunehmende Mobilität haben innerhalb von 20 Jahren die Erklärungskraft des Haushaltsansatzes sichtlich schrumpfen lassen.

Bilokale Paarbeziehungen - die Bedeutung und Vielfalt einer Lebensform heißt ein Beitrag des Bevölkerungswissenschaftlers Jürgen DORBRITZ im letzten Heft der Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft. DORBRITZ spricht von einer "Untererforschtheit" einer "bisher zu wenig beachteten Lebensform". Das erscheint als eine grandiose Untertreibung, denn die amtliche Statistik kennt diese weit verbreitete Lebensform bis heute noch nicht. Und solange diese Lebensform nicht amtlich anerkannt ist, so lange können Journalisten unwidersprochen überhöhte Zahlen von Partnerlosen verbreiten. Selbst gleichgeschlechtliche Partnerschaften sind heutzutage anerkannter als Partnerschaften ohne gemeinsamen Haushalt. Eine geradezu absurde Realität angesichts der gegenwärtigen Mobilitätszwänge.

FRITSCH stellt das Buch Solotanz der französischen Psychoanalytikerin Marie-France HIRIGOYEN in den Mittelpunkt ihres Essays, in dem das Alleinleben für eine Ideologie vereinnahmt wird, die die Mobilitätszwänge der modernen Arbeitswelt schlichtweg leugnet. Der Umdeutung der Einsamkeit im Zeitalter des Selbstunternehmers wurde bereits im Jahr 2006 ein zweiteiliges Thema des Monats gewidmet. Im vorletzten Jahr hat der Sänger Jochen DISTELMEYER (ehemals Blumfeld) diesem neuen Ethos des Einsamen eine Absage erteilt: Einsam sein ist keine Kunst/Ich weiß für mich/Muss es Liebe sein. Das ist aber nicht zu verwechseln mit dem Problem des Nicht-Alleinsein-Könnens.

Eines scheint sicher: eine Sozialwissenschaft, die wie in den 1990er Jahren gesellschaftliche Zwänge in individuelle Freiheiten umgedeutet hat, ist mittlerweile an ihr Ende gekommen. Die deutschen Sozialwissenschaften haben mindestens 10 Jahre verschenkt. Der Paradigmenwechsel kommt zu spät und er ist bei weitem unzureichend. Aber zumindest ist ein Anfang gemacht.

MITTELWEG 36-Thema: Einsamkeit und  Freundschaft im Kommunikationszeitalter

ASSMANN, Aleida (2011): Hier bin ich, wo bist du?
Einsamkeit im Kommunikationszeitalter,
in: Mittelweg, Heft 1, Februar/März

MÜLLER-LISSNER, Adelheid (2011): Einsamkeit kann krank machen.
Anhaltende Gefühle der Isolation setzen den Körper unter Stress. Wer allein ist, hat oft auch ein schlechteres Verhältnis zu sich selbst,
in: Tagesspiegel v. 01.04.

WÜNDRICH, Bettina (2011): Einsame Spitze. Warum berufstätige Frauen glücklicher sind, Reinbek: Rowohlt Verlag

BERG, Sibylle (2011): Du schnarchst, und dafür liebe ich dich.
Partnerschaft: Im Schlager heißt es, eine neue Liebe sei wie ein neues Leben - darf ich darauf vertrauen? Kann mir ein neuer Mensch an meiner Seite mehr Zuversicht geben und mir die Einsamkeit nehmen? Zu Weihnachten eine Richtigstellung in Sachen Neu-Verlieben,
in: Spiegel Online v. 24.12.

BILLIG, Susanne (2011): Die psychologische Erforschung der Einsamkeit,
in: DeutschlandRadio v. 27.12.

 
     
 
       
   
1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015
1971 1976 1981 1986 1991 1996 2001 2006 2011 2016
1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 2017
1973 1978 1983 1988 1993 1998 2003 2008 2013 2018
1974 1979 1984 1989 1994 1999 2004 2009 2014 2019
 
       
   

weiterführender Link

 
       
   

Einsamkeit - Vom Alleinsein in der paar- und familienorientierten Gesellschaft (Teil 3: 2012 - 2016)

 
       
   
 
   

Bitte beachten Sie:
single-generation.de ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internetseiten

 
   
 
     
   
 
   
© 2002-2019
Bernd Kittlaus
webmaster@single-generation.de Erstellt: 27. Dezember 2015
Update: 02. Februar 2019