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Bernd Kittlaus: Die Single-Lüge

 
       
     
       
   
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    Bernd Kittlaus in seiner eigenen Schreibe

     
           
       

    KITTLAUS, Bernd (1998): Das Single-Dasein.
    Leistungen und Grenzen von Begriffstraditionen und Typologien, unveröffentlichte Magisterarbeit, Soziologisches Institut der Fernuniversität Hagen

    KITTLAUS, Bernd (2001): Singles sind unschuldig.
    Die Renten geraten unter Druck. Verantwortlich ist angeblich der "Gebärstreik". Doch selbst wenn jede Frau zwei Kinder hätte, würde Deutschland vergreisen,
    in: TAZ v. 12.05.

    KITTLAUS, Bernd (2007): Keine Atempause.  Geschichte von morgen wird heute gemacht.
    Protokolle - Zeitgeist,
    in: berlinergazette.de v. 18.07.

     
           
       

    Bernd Kittlaus: Porträts und Gespräche

     
           
       

    DECKERT, Marc (2003): Die Zerreiß-Probe.
    Manchmal sind "Generationendebatten" ja doch zu etwas gut. Zum Beispiel, um uns erklären zu lassen, wie wir Jungen das Land wieder voranbringen können. Am besten, indem wir qualifiziert, mobil, familienorientiert, bescheiden und konsumfreudig sind, das Risiko lieben und schon jetzt für die Rente vorsorgen. Ziemlich viel auf einmal. Entweder wir sind alle Superhelden, oder es gibt da den einen oder anderen Widerspruch,
    in: Neon, Dezember 2003/Januar 2004

    Marc DECKERT hat meine Ausführungen verkürzt wieder gegeben, sodass die kulturellen und strukturellen Aspekte des Themas unterbelichtet bleiben. Die Folge ist, dass mir ein unangemessener Entscheidungsbegriff untergeschoben wird:

    "Entscheidungen werden von einzelnen Menschen getroffen und nicht von Generationen. Deswegen muss das »Wir« aus »Generation Golf 2« niemals erwachsen werden. Du und ich müssen das aber schon. Ist es so schlimm, sich nicht zu entscheiden? Im Gegenteil: Es sei normal, glaubt der Soziologe Bernd Kittlaus, der auf seiner Website »http://single-dasein.de« modische Generationenbegriffe und ihre Gegner gesammelt hat. »Die These von der überforderten Generation ist derzeit ziemlich in«, sagt Kittlaus, »aber das ist mir zu defensiv. Die Institutionen sind einfach noch nicht auf eine langlebige Gesellschaft eingestellt.« Er glaubt nicht an »sorglose« oder »entscheidungsschwache« Junge, sondern an natürliche Verzögerungen. Unterstützt wird seine Sicht von Entwicklungspsychologen und Gerontologen wie der Britin Sarah Harper, die behaupten, dass sich mit den großen Lebensspannen der Menschen auch einzelne Lebensphasen verlängern. Das heißt: In Zukunft wird ohnehin alles später entschieden werden. Eine verführerische These, die es uns mal zur Abwechslung ziemlich leicht machen würde. Sie hat nur einen Haken: Es wartet niemand auf uns. Bis wir alle Widersprüche sauber auf die Reihe gekriegt haben, könnte es schon zu spät sein."

    STROHMAIER, Brenda (2005): Schluss mit lustig: Berlins Singlekultur bekommt Gegenwind.
    Staatssekretärin beobachtet wachsende Kritik an Kinderlosen,
    in: Berliner Zeitung v. 10.10.

    Brenda STROHMAIER berichtet über die Berliner Verhältnisse. Die statistischen Zahlen, die über das Single-Dasein Auskunft geben sollen, sind  dürftig. Das liegt in erster Linie daran, dass die Erfassung schon längst nicht mehr zeitgemäß ist. Zahlen über Einpersonenhaushalte, so genannte Single-Haushalte, sind hinsichtlich Kinderlosigkeit oder Partnerlosigkeit nur sehr beschränkt aussagekräftig. Von den 25-45Jährigen Berlinern leben nach den Angaben der Berliner Zeitung ca. 25 % der Frauen, aber ca. 40 % der Männer allein. Da das Durchschnittsalter bei der Geburt eines Kindes inzwischen bei fast 30 Jahren liegt und bei Akademikerinnen noch weit höher, handelt es sich bei diesen allein wohnenden Frauen also keineswegs überwiegend um lebenslang kinderlose Frauen, sondern um noch kinderlose Frauen. Um die Kinderlosigkeit allein lebender Frauen besser abschätzen zu können, müssten die Zahlen der 35-45Jährigen vorliegen, denn dies ist jene Altersspanne, die für Karrierefrauen  relevant ist. Diese Zahlen dürften weit unter 25 % liegen. Das Institut für Bevölkerungsforschung hat mittlerweile seine Erhebungsmethoden geändert, weil der Soziologe Christian SCHMITT nachweisen konnte, dass nicht davon ausgegangen werden kann, dass ältere Akademikerinnen keinen relevanten Beitrag zur Geburtenrate leisten.

    "Fakt ist ein überdurchschnittlicher Nachwuchsmangel in Berlin - trotz guter Kinderbetreuung: Während im Bundesschnitt die Geburtenrate bei 1,4 Kindern pro Frau liegt, beträgt sie in Berlin 1,2 - auch wenn die vielen Kinderwagen in Prenzlauer Berg einen anderen Eindruck erwecken. Fakt ist auch, dass in Berlin deutlich mehr Frauen zwischen 25 und 45 allein leben als im restlichen Bundesgebiet, darunter wohl überdurchschnittlich viele Akademikerinnen",

    schreibt STROHMAIER. In Großstädten leben generell - also nicht nur in Berlin - wesentlich mehr Menschen allein. Dies ist keineswegs außergewöhnlich. Auch die Geburtenrate liegt in allen Großstädten niedriger als im Bundesdurchschnitt. In kleineren Universitätsstädten wie Tübingen oder Heidelberg liegt die Geburtenrate sogar unter 1,0. Alarmismus ist hier also nicht angebracht. Die ZEIT-Redakteurin Susanne GASCHKE schreckt derzeit mit ihrem neuen Buch Die Emanzipationsfalle auf, das den Untertitel  Erfolgreich, einsam, kinderlos trägt. GASCHKE liebt es gerne besonders schrill. Dies mag zwar der Ökonomie der Aufmerksamkeit entgegen kommen, aber mit den bundesdeutschen Realitäten hat das dann wenig zu tun. Im Jahr 2003 fragte GASCHKE bereits Wo sind die Kinder?. Sie warf ihrer Generation Gebärfaulheit vor. Heute steht fest, dass der Jahrgang 1965 keineswegs zu 1/3 kinderlos geblieben ist. GASCHKE und mit ihr die deutschen Demografen haben die Rechnung nämlich ohne die Spätgebärenden gemacht. Nie zuvor gab es in Deutschland so viele gut gebildete Frauen wie heutzutage, aber bereits vor der Bildungsexpansion bekamen Akademikerinnen in der Regel weniger Kinder als andere Milieus. Dies gab bereits in den 1920er und 1930er Jahre zur Sorge Anlass. Wilhelm HARTNACKE veröffentlichte z.B. im Jahr 1936 das Buch Die Ungeborenen. Darin behauptet er, dass aufgrund der ausgefallenen Generation im Deutschland der 1960er unmöglich mit einem Babyboom zu rechnen sei:

    "Daß wir in den 50er/60er Jahren mit hohen Geburtenraten nicht rechnen können, zeigt ein Blick auf die schwachen Elternjahrgänge von 1915 bis heute.
    Der jahrelange Geburtenunterschuß muß zu einem erschütternden Schwund am Gesamtbestande des deutschen Volkes führen",

    erklärte HARTNACKE. Bereits damals galt Berlin als besonders problematisch. 1939 erschien von HARTNACKE das Buch 15 Millionen Begabtenausfall. Hat sich also gar nichts geändert? Man könnte es fast meinen. GASCHKE versucht Singlefrauen zu verängstigen. Dies versuchte man bereits im Amerika der 80er Jahre vergebens. Weder die Bevölkerungsstatistik noch die Sozialforschung geben genaue Auskunft über die Lebensverhältnisse von allein lebenden Frauen. Befragungen haben in der Vergangenheit jedoch immer wieder ergeben, dass Frauen mit dem Alleinleben zufriedener sind als Männer:

    "Doch sind die vielen allein lebenden Frauen im besten Mutteralter nun auch besonders einsam wie Gaschke behauptet, weil sie vergeblich den perfekten Mann suchen? Der Soziologe Bernd Kittlaus, der die Webseite single-generation.de betreibt, widerspricht: Ledigsein sei weder mit Partnerlosigkeit noch mit Unglücklichsein identisch. Wer wie Gaschke ein überholtes Paarmodell glorifiziere, vertrete veraltete Wertmaßstäbe, die modernen Beziehungen nicht gerecht würden",

    zitiert mich STROHMAIER. Das Alleinleben ist in der Regel eine Lebensphase und keine alternative Lebensform. Erst seit den 90er Jahren werden haushaltsübergreifende Paarformen überhaupt mit repräsentativen Umfragen erforscht. Historische Vergleiche sind damit mit Vorsicht zu genießen. Bislang waren vom dauerhaften Alleinleben vor allem ältere Frauen betroffen. Da Männer in der Regel früher sterben und zudem noch jüngere Ehefrauen hatten, gab es für Frauen eine höhere Wahrscheinlichkeit im Alter allein zu leben. Dies könnte sich in Zukunft ändern. Partnerschaften Gleichaltriger oder Partnerschaften von älteren Frauen mit jüngeren Männern nehmen zu. Weniger die Partnerfrage oder die Einsamkeit (unter ihr leiden am ehesten Jugendliche), sondern die zunehmend negativen Reaktionen des sozialen Umfeldes sowie der soziale Druck durch die singlefeindliche  Medienberichterstattung sind das Problem der Singlefrauen. Die Politik versucht Singles zu Sündenböcken für verfehlte Weichenstellungen zu machen. Diese Website wendet sich gegen solche Versuche.

    Die Single-Generation - Ein Manifest

    VORNBÄUMEN, Axel (2006): "Man sollte nicht die Kinderlosen missionieren",
    in: Tagesspiegel v. 28.05.

    DAS MAGAZIN-Titelgeschichte:
    Glücklich allein?
    Ja! Aber nicht immer. Die Single-Frage heute

    THIEME, Manuela (2006): Single-Geklingel.
    Weit mehr als die Hälfte der Großstädter werden bald Singles sein, hieß es noch vor Jahren. Es ist anders gekommen, auch weil die Wissenschaftler völlig falsche Daten verwenden. Der Soziologe Bernd Kittlaus kämpft für die Korrektur der Single-Lüge,
    in: Das Magazin, November

    Manuela THIEME hat ein Interview mit mir geführt, in dem es u. a. um wissenschaftliche Fehleinschätzungen zum Thema Singles ging. Es wird zum einen darauf eingegangen, wie die überhöhte Zahl von kinderlosen Akademikerinnen zustande gekommen ist, und zum anderen wird auf die Fehleinschätzung des Münchner Soziologen Ulrich BECK bezüglich der Entwicklung der Single-Haushalte eingegangen. Von den Anfang der 90er Jahre befürchteten 70 % Single-Haushalte in deutschen Großstädten sind wir immer noch weit entfernt.

    GRÄFE, Daniel (2008): Die Sehnsucht nach Zweisamkeit.
    Allen Unkenrufen zum Trotz: Singles streben nach Partnerschaft,
    in: Stuttgarter Nachrichten v. 11.10.

    Zum Abschluss der Single-Serie hat GRÄFE die Soziologen Stefan HRADIL und Karl LENZ, den Betreiber dieser Website sowie einige Singles befragt. Sein Fazit:

    "Die Rede von der Single-Gesellschaft ist weniger eine statistische Größe, sondern drückt - je nach Standpunkt - eine Wunsch- oder Angstvorstellung aus".

    Neu:
    zitty-Titelgeschichte:
    Paradies für Solisten.
    Wie man in Berlin auch ohne Partner glücklich wird

    BOESE, Daniel (2009): "Das sterile Berlin".
    Der Soziologe Bernd Kittlaus zerstört Single-Mythen,
    in: zitty Nr.18 v. 27.08.

     
           
       

    Die Single-Lüge (2006).
    Eine Kritik der Argumentationsmuster im Zeitalter der Demografiepolitik
    Norderstedt: Books on Demand

     
       
         
     

    Klappentext

    "Sterben die Deutschen aus? Sind die Singles daran schuld?

    Dies ist die erste grundlegende Auseinandersetzung mit dem nationalkonservativen Argumentationsmuster, das zunehmend die Debatte um den demografischen Wandel bestimmt. Hauptvertreter dieser Strömung sind Herwig Birg, Meinhard Miegel, Jürgen Borchert und Hans-Werner Sinn. Die Spannbreite der Sympathisanten reicht von Frank Schirrmacher bis zu Susanne Gaschke. Als wichtigster Wegbereiter dieses neuen Familienfundamentalismus muss der Soziologe Ulrich Beck angesehen werden.

    Es wird aufgezeigt, dass sich die nationalkonservative Kritik keineswegs nur gegen Singles im engeren Sinne richtet, sondern auch gegen Eltern, die nicht dem klassischen Familienverständnis entsprechen.

    Die Rede von der »Single-Gesellschaft« rechtfertigt gegenwärtig eine Demografiepolitik, die zukünftig weite Teile der Bevölkerung wesentlich schlechter stellen wird. In zahlreichen Beiträgen, die zumeist erstmals im Internet veröffentlicht wurden, entlarvt der Soziologe Bernd Kittlaus gängige Vorstellungen über Singles als dreiste Lügen. Das Buch leistet damit wichtige Argumentationshilfen im neuen Verteilungskampf Alt gegen Jung, Kinderreiche gegen Kinderarme und Modernisierungsgewinner gegen Modernisierungsverlierer."

    Pressestimmen

    "»Die Single-Lüge«. Das ist zwar wahrlich keine gemütliche Badewannenlektüre, doch trotz seines akademischen Grundtons eine hochinteressante Polemik."
    (Manuela Thieme in Das Magazin, November 2006)

     
         
     
           
       

    Rezensionen

    DEUTSCHLAND OHNE KINDER (2006): Bernd Kittlaus: Die Single-Lüge,
    in: Deutschland-ohne-Kinder.de

    Der Rezensent wirft dem Verfasser eine Schwarz-Weiß-Sicht vor. Beweisen soll das ein Blick auf single-generation.de:

    "Nicht im Buch, dafür aber auf der Single-Generation-Website, befinden sich Seiten wie Susanne Mayer: Strafsteuer für Kinderlose? Dies ist zu begrüßen, gehören diese doch zum Substanzlosesten, was im Web zur Demographiedebatte zu lesen ist."

    Das Beispiel ist jedoch keineswegs repräsentativ, denn es handelt sich hier um eine Debattenseite. Die Autoren sind sogar namentlich genannt. Der Rezensent unterscheidet also nicht, ob ein Beitrag vom Autor selber geschrieben wurde oder nur vom Betreiber zur Anregung einer Debatte veröffentlicht wurde. Das ist wahrlich schwarz-weiß! Wer sich einen repräsentativen Überblick verschaffen möchte, der lese die Themen des Monats, die alle vom Autor selber stammen.

    GEES, Thomas (2006): Die Alleinlebenden am Pranger,
    in: Neue Zürcher Zeitung am Sonntag v. 26.11.

    Thomas GEES befasst sich in seiner Rezension des Buches Die Single-Lüge  mit der besorgniserregenden Debatte zur Bevölkerungsentwicklung in Europa, in der kulturpessimistische Untertöne vorherrschen. Davon hebe sich das Buch deutlich ab:

    "Kittlaus passt (...) wenig in den Chor jener Gesellschaftskritiker, die gegen das Aussterben der europäischen Gesellschaften anschreiben".

    Sein Fazit:

    Kittlaus "lädt dazu ein, im »Zeitalter der Demografiepolitik« wieder ein wenig genauer hinzuschauen. Allein mit singlefeindlicher Rhetorik würden die europäischen Gesellschaften jedenfalls kaum einen Weg zurück in die »Babyboom-Ära« finden. Er schlägt vor, das Single-Dasein als vorübergehende Lebensform zu deuten und nicht als Gegenkonzept zur Familie. Damit gelingt ihm zwar kaum ein Bestseller, dafür aber ein interessanter Beitrag zur Überwindung einer festgefahrenen Anti-Singles-Diskussion."

     
           
       

    Das Buch in der Debatte

    ALLMAIER, Michael (2007): Das geheime Leben der Singles.
    Sie gelten als ideale Kunden und Arbeitnehmer - ledig, flexibel. Doch manchmal sind sie auch etwas wunderlich,
    in: Die ZEIT Nr.48 v. 22.11.

    "Der Soziologe Bernd Kittlaus, Betreiber der Website www.single-luege.de, führt seit Jahren einen einsamen Kampf gegen falsche Zahlen und haltlose Spekulationen in der Berichterstattung über Singles. Für ihn kann es kein Zufall sein, dass so viele Autoren sich nach oben verrechnen: Sie zählen Haushalte als Personen und Alleinlebende als Partnerlose. Sie machen aus einem leichten Anstieg ein hysterisches »Immer mehr«. Und fertig ist das Schreckensszenario, worin Abermillionen Sozialautisten die Solidargemeinschaft aushöhlen.
                
    Hinter all dem vermutet Kittlaus »das nationalkonservative Paradigma«, wie er es nennt; einen rechten Klüngel, der Eltern und Singles gegeneinander aufhetzt, um einen Familienbegriff von anno dazumal durchzusetzen. Aber vielleicht ist die Erklärung viel schlichter: Die Singles haben in unserer Gesellschaft die Opferrolle abgelegt. Nun sind sie vorn mit dabei, auch dann, wenn Schuld verteilt wird. Untätigkeit ist auch eine Tat", meint Michael ALLMAIER.

     
           
       

    Die Websites single-dasein.de und single-generation.de in der Debatte

    STEMMER, Nikolaus (2003): Der Single im Mediendschungel.
    Steigende Ansprüche dank Golf,
    in: fluter.de, April

    Ein fairer Bericht über www.single-dasein.de und www.single-generation.de mit Hintergründen zur Entstehung und Zielsetzung der Websites.

    HERZINGER, Richard (2004): Kinderlos - ehrlos?
    in: ZEIT-Weblog - Ideen und Irrtümer. Streifzüge durch die neue Weltordnung v. 07.03.

    Richard HERZINGER beschäftigt sich mit den Kinderlosen als neuem Feindbild der Sozialpolitik und der Rolle von single-dasein.de:

    "Immer mehr flotte Modeautoren, zuletzt der »Generation-Berlin«-Soziologe Heinz Bude und der einstige »Tristesse-Royale«-Dandy Joachim Bessing, erkennen die Zeichen der Zeit und entdecken publikumswirksam ihre Liebe zur traditionellen Papa-Mama-Kinder-Kleinfamilie. Aber es gibt noch ein paar trotzige Einzelgänger, die ihr Unglück nicht einsehen und ihren sozialschädlichen Lebensstil nicht reuig aufgeben wollen. Ihre Klopfzeichen aus der Lepra-Station verbreiten sie nimmermüde unter www.single-generation.de und www.single-dasein.de. Sie behaupten sogar, die ganze These von der »Vereinzelung« durch »Individualisierung« und von der »Single-Gesellschaft« sei nichts als ein großer Schwindel.
    Wie es zu dem neuen Familienfundamentalismus gekommen ist, erläutert auf originelle Weise ein kämpferischer
    Essay.
    "

    BRUNS, Tissy (2005): Das schwache Geschlecht: Väter.
    Frauen haben in den letzten Jahrzehnten neue Rollen erobert. Jetzt muss die Stellung der Männer in der Familie gestärkt werden,
    in: Tagesspiegel v. 30.01.

    Tissy BRUNS will nicht die Stellung der Männer in der Familie, sondern die biologische Vaterschaft (Zeugung) gegenüber der sozialen Vaterschaft (Erziehung) stärken. Der genetische Vaterschaftstest soll dies gewährleisten. Ausgangspunkt von BRUNS ist die These, dass Frauen mittlerweile eine zu starke Stellung in der Familie innehaben:

    "Die Frauenbewegung hat die alte deutsche Mutterideologie nicht nur nicht abgeschafft. Die befreite Frau hat, jedenfalls in Deutschland, die tradierten Formen der Mütterherrschaft sogar um eine neue Variante bereichert, die dem Neuen Vater wenig Chancen lässt: das aufgeklärte Matriarchat. Man muss ja nicht gleich so weit gehen wie die Webseite von »single-generation«, die als neue Avantgarde der modernen Frau die »Hausfrau« entdeckt, die als Managerin der Familie und Mutter ihre Erfüllung findet.
    Andererseits: Kennen wir nicht alle eine Frau X in unserem Bekanntenkreis, die mit Abitur und abgeschlossenem Studium tatsächlich nach dem Muster der »refeudalisierten Hausfrauenfamilie« lebt? Gebildete Gattin, Top-Haushalt, perfekte Kinder. Und wie sind die internen Herrschaftsverhältnisse denn in den Familien, die den Traum der 80er Jahre halbwegs verwirklicht haben? Den von der neuen Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau, von der Vereinbarkeit von Beruf und Kindern?
    ".

    BRUNS zitiert hier einen Debattenbeitrag, der bereits im November 2000 für single-dasein.de geschrieben wurde. Es ging dabei um den Kampf der Lebensstile. Ausgehend von Ulrich BECKs  drei Szenarien der Gesellschaftsentwicklung, hat single-dasein.de damals argumentiert, dass nicht die "vollmobile Single-Gesellschaft" das wahrscheinlichste Szenario sei. Dies war zu einem Zeitpunkt als die New-Economy-Euphorie im Feuilleton den Yettie als Pionier der kommenden Single-Gesellschaft gebar. Single-dasein.de sah darin nie eine realistische Zukunftsbeschreibung. Inzwischen glaubt wohl nicht einmal mehr Ulrich BECK selbst an die Realisierung dieses Szenarios. Single-dasein.de beschrieb damals nicht - wie üblich - das Mainstream-Modell der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, das Ulrich BECK und die Neue Mitte präferiert. Single-dasein.de wies vielmehr auf die postfeministischen Strategien und gesellschaftliche Tendenzen hin, die dazu führen, dass sich die refeudalisierte Hausfrauenfamilie - auch hinter dem Rücken der Akteure -  durchsetzt. Tissy BRUNS hat das Zitat aus diesem Zusammenhang gerissen, wodurch es verfälscht wird. Single-dasein.de hat nicht die Hausfrau als neue Avantgarde entdeckt, sondern mit Bezug auf die öffentliche Debatte dargelegt, dass die Hausfrau zur neuen Avantgarde stilisiert wird (als ein Punkt unter mehreren und nicht einmal als wichtigster!). Dies war vor 4 Jahren noch nicht so offensichtlich, aber inzwischen hat der SPIEGEL seinen Mutterstolz-Titel publiziert, der weibliche Postfeminismus wird durch den männlichen Antifeminismus verstärkt, und nicht zuletzt haben HARTZ I - IV die Grundlagen des Berufssystem radikal verändert. Was vor 4 Jahren von single-dasein.de in dem Beitrag Der Kampf der Lebensstile geschrieben wurde, ist heute viel weniger von der Hand zu weisen als damals. Punkt für Punkt haben sich die Tendenzen verstärkt, die der "refeudalisierten Hausfrauenfamilie der Neuen Mitte" zum gesellschaftlichen Mainstream verhelfen. Die Erhöhung der Frauenerwerbsquote verschleiert die Tatsache, dass nicht befriedigende Vollzeitjobs entstehen, sondern unbefriedigende Teilzeitjobs im Niedriglohnsektor, die keine Grundlagen für die so genannte befreite Frau bieten.

    MAASE, Kaspar (2005): Farbige Bescheidenheit.
    Anmerkungen zum postheroischen Generationsverständnis.
    In:
    Michael Wildt & Ulrike Jureit (Hg.) Generationen. Zur Relevanz eines wissenschaftlichen Grundbegriffs, Hamburg: Hamburger Edition, S.220-242

    MARTENSTEIN, Harald (2005): Einzelgänger.
    Harald Martenstein entdeckt eine neue Generation,
    in: Die ZEIT Nr.41 v. 06.10.

     
           
       

    Die Website zum Buch

    www.single-luege.de
     
           
       

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    Bernd Kittlaus
    webmaster@single-generation.de Erstellt: 06. Juli 2006
    Update: 02. Januar 2017