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Einführung
Als späte Mütter werden hier Mütter bezeichnet, die
noch mit 35 Jahren und später ein Kind gebären. Diese Bibliografie soll eine erste Orientierung in
diesem Themenbereich ermöglichen und wird im Laufe der Zeit
erweitert und aktualisiert.
Kommentierte Bibliografie (Teil 1 - 1970
bis 2009)
Der Zukunftsforscher Alvin
TOFFLER sieht bereits Ende der 1960er Jahre die beschleunigte
Gesellschaft heraufziehen. Die damit einhergehende
erhöhte Mobilität und größere Flexibilität führt gemäß TOFFLER
zu einer weiteren Familienverkürzung. Spätgebärende sind für ihn
Trendsetter des neuen Kapitalismus:
"Eine
Alternative zur Kinderlosigkeit könnte in der aufgeschobenen
Elternschaft liegen. Männer und Frauen von heute geraten oft
in eine Konfliktsituation - sollen sie sich den Kindern widmen
oder ihrer Karriere? Zukünftig wird man dieses Problem
umgehen, indem man die gesamte Aufgabe des Kinderaufziehens in
die Zeit nach der Pensionierung verlegt. Das mag heute noch
reichlich seltsam klingen. Wenn die Frage der Geburt aber erst
einmal von ihrer biologischen Basis gelöst ist, kann höchstens
noch die Tradition vorschreiben, daß man möglichst frühzeitig
Kinder bekommen soll. Warum also nicht warten und die Embryos
erst dann kaufen, wenn die berufliche Laufbahn abgeschlossen
ist? Demnach wird sich die Kinderlosigkeit unter jungen
Ehepaaren und auch unter Ehepaaren in den besten Jahren immer
mehr verbreiten, während Kinder immer häufiger von
Sechzigjährigen aufgezogen werden. Die »Ruhestandsfamilie«
kann durchaus zu einer allgemein akzeptierten sozialen
Institution werden."
Elisabeth
BECK-GERNSHEIM sieht nicht in einer bewussten Kinderlosigkeit,
sondern in einer Konkurrenz des Kinderwunsches zu anderen
Lebensplänen einen Hauptgrund für den Geburtenrückgang:
"Die Frauen (...),
zunehmend nach »Emanzipation« und Berufstätigkeit strebend,
sind immer weniger zum Kinderhaben bereit, und die
»Karrierefrauen« zumal zeigen wenig Neigung zu Mutterpflichten
und Mutterglück. Das jedenfalls ist das Bild, das in der
Öffentlichkeit vorherrscht, das auch die
Bevölkerungswissenschaft vielfach verbreitet, und für diese
Deutung scheinen ja auch die (...) Untersuchungsergebnisse zu
sprechen, wonach Frauen meist weniger Kinder wünschen als ihre
männlichen Partner. Aber schaut man genauer hin, so wird
sichtbar, wie pauschal und mißverständlich dieses Bild ist:
wie es bloß an der Oberfläche bleibt, damit die
tieferliegenden Motivationen und Wünsche verdeckt. Denn es
sind nur wenige Frauen, die Kinderhaben bloß als Belastung,
Kinderlosigkeit als letztes und höchsten Schritt der
»Befreiung« ansehen (zum Beispiel
Movius
1976). Dagegen kommen bei den meisten Frauen immer wieder
deutliche Kinderwünsche zum Ausdruck - dies gilt für die
sogenannten Karrierefrauen (Beck-Gernsheim 1980b,
S.198ff.), ja in Elementen selbst für diejenigen, die bewußt
gegen Kinder sich entscheiden (Ayck/Stolten 1978).
Typisch ist keineswegs eine klare Entscheidung gegen
Mutterschaft, viel eher ein vehementer Konflikt zwischen
Kinderwunsch und anderen Lebensplänen, der eindeutig eines
signalisiert: das Vorhandensein auch eines starken
Kinderwunsches."
(1982, S.262)
Nicht
einen
neuen Babyboom, sondern einen neuen Kinderwunsch macht
BECK-GERNSHEIM angesichts des Medienhypes um die späte
Mutterschaft aus:
"Mutterschaft wird zum
beliebten Thema der Frauenforschung (...). Die Frauensektion
amerikanischer Soziologinnen berichtet in ihrem
Mitteilungsblatt (...) inzwischen auch von frischgebackenen
Müttern (...). Schon wird der Trend von Massenmedien
registriert: die feministische Subkultur proklamiere die
»Bewegung der dicken Bäuche«; schon wird er auf eine
anschauliche Formel gebracht: »Die Kugel in der Latzhose ist
'in'.
Ein neuer Baby-Boom also? Nein, zunächst einmal nur Anzeichen
für einen neuen Kinderwunsch, auch auf seiten der Frauen.
(...). Die autobiographischen Schilderungen aus den Reihen der
Frauenbewegung sind durchaus symptomatisch: Es sind vielfach
privilegierte Frauen, mit guter Ausbildung, guter
Berufsposition, die sich nach Jahren des
Immer-Wieder-Aufschiebens für Mutterschaft entscheiden, bevor
es endgültig zu spät wird (Beck-Gernsheim 1981). Der
Trend zu »später Mutterschaft« ist in den USA bereits seit ein
paar Jahren bekannt, schon gibt es die entsprechende Literatur
(...) schon die griffigen Formeln: »midlife mothers« und »late
parenthood chic«. Die bundesdeutsche Bevölkerungsforschung
nimmt ihn freiwillig noch kaum zur Kenntnis, daür wird er von
den Massenmedien um so eifriger entdeckt, erst von den
Frauenzeitschriften aller Art,
inzwischen auch von der breiteren Presse.«"
(1982, S.263)
Die Frauenzeitschriften
titeln gemäß BECK-GERNSHEIM: "Das erste Kind mit 35 - na und? (Brigitte
Nr.19/1980) oder gar "Mit vierzig noch ein Kind?" (Journal
für die Frau Nr.10/1980).
Aufgrund eines Vergleichs
der Anteile ehelich Erstgeborener von Müttern im Alter von 35
und mehr Jahren zwischen 1960 und 1988 kommen Heribert ENGSTLER & Kurt LÜSCHER
in dieser ersten empirischen Untersuchung zum Phänomen später
Mutterschaft zu dem Ergebnis, dass es für die massenmediale
Aufmerksamkeit, die späten Müttern in Zeitungen, Frauen- und Elternzeitschriften
geschenkt wird, keine statistische
Entsprechung gibt. Nichtsdestotrotz zeigt das Schaubild, dass
die späte erste eheliche
Mutterschaft von 1960 bis Anfang der 1980er Jahre rückläufig war
und seitdem wieder von ca. 10 000 auf ca. 15 000 Geburten
anstieg.
Bereits ENGSTLER & LÜSCHER weisen auf Datenlücken hin. Mit
Hinweis auf eine Arbeit von BIRG & FLÖTHMANN aus dem Jahr
1990 halten sie jedoch Schätzungen für möglich.
SPIEGEL-Titelgeschichte:
Machen Kinder glücklich?
Störfall für die Liebe |
SPIEGEL (1993):
"Milde Form des Irreseins".
Machen Kinder glücklich? Sind sie ein Störfall für die Liebe,
oder geben sie dem Leben erst einen Sinn? Heftig wie nie
streiten Frauen und Männer um den verflixten Kinderwunsch. Die
einst natürlichste Sache der Welt läßt sich immer schwerer mit
den Anforderungen der modernen Karrieregesellschaft vereinen,
in: Spiegel Nr.20 v. 17.05.
"In
der Bundesrepublik hat bereits jedes dritte Erstgeborene
eine Mutter über 30, pro Jahr bekommen rund 50 000 Frauen
ihr erstes Baby, wenn sie ihren 35. Geburtstag schon
gefeiert haben", berichtet der Spiegel.
VINCENZ, Sabine (2000):
"Wenn man jung ist, sieht man alles lockerer".
Die eine ist mit 45 schon zweifache Großmutter. Die andere hat
erst mit 40 ihr erstes Kind bekommen: Zwei Mütter sprechen über
ihre sehr unterschiedliche Erfahrungen,
in: Brigitte v. 18.10.
Die Zeitschrift Brigitte lässt eine
Früh- und eine Spätgebärende zu Wort kommen.
HINMAN, Lawrence M. (2000): Als Rentner Eltern werden?
Hinman vertritt die Auffassung, dass es keine Altersbeschränkung
für werdende Mütter und Väter geben sollte,
in: Novo, Nr.49, November/Dezember
SCHINDELE, Eva (2000): Wenn der
Wunsch nach Kindern zurückgestellt wird.
Weibliche Lebensentwürfe und
moderne Reproduktionstechnologien,
in:
Frankfurter Rundschau v. 09.12.
Eva SCHINDELE übt Kritik an der
Reproduktionsmedizin, die Kinder als "Schwangerschaftsprodukt"
auffasst und die
"Krankheit" ungewollte Kinderlosigkeit zu
heilen verspricht. Der Erfolg der Reproduktionsmedizin ist
bislang gering. Nur 30 % der behandelten Frauen gebären ein
Kind. Für SCHINDELE sind dagegen psychische Probleme, die sich
aus einem gesellschaftlich verursachten Entscheidungsdilemma
ergeben, ausschlaggebender. Die Publizistin fordert deshalb
familienpolitische statt technische Lösungen, damit Kinder nicht
nur gewünscht, sondern auch geboren werden.
2001
FUCHS, Ursel
(2001): Fortpflanzung wird Chefsache.
Max-Planck-Präsident Mark hat
gesprochen - und die "Enteignung der Mütter" schreitet voran,
in: Welt
v. 26.06.
"Mit 21 lässt sie Eizellen
einfrieren. Nach Ausbildung und Karriere taut sie sie auf
und lässt sie künstlich befruchten. Die Embryonen werden
kloniert, also Kopien gemacht. Eine davon im
Acht-Zell-Stadium untersuchen Wissenschaftler in der
Präimplantationsdiagnostik (PID) mikroskopisch. Hat der
Embryo einen Gendefekt, werden die übrigen Embryonen
repariert mittels Keimbahn-»Therapie«, Elternwünsche werden
berücksichtigt, Gendaten gespeichert. Einige Embryonen
werden tiefkühlkonserviert, auf Vorrat, andere der Frau
eingepflanzt. Sie werden durch Pränataldiagnostik überwacht.
Falls doch was schief geht: Abtreibung. Die Geburtsrate
beträgt 13.9 Prozent.
Sollte ein Kind später krank werden oder sterben -
identischer Ersatz kann jederzeit aufgetaut und eingepflanzt
werden."
SPIEGEL-Titelgeschichte:
Der neue Mutterstolz.
Kinder
statt Karriere |
LAKOTTA, Beate (2001): Nachwuchs in der Warteschleife.
Erst Karriere,
dann Kinder: Ärzte verhelfen zu später
Mutterschaft,
in:
Spiegel
Nr.29 v. 16.07.
Beate LAKOTTA rechnet mit den
kinderlosen Karrierefrauen ab. Diese Gruppe von Frauen hat
statistisch gesehen einen Anteil von nicht einmal 2 % an der
Bevölkerung!
Eine Karrierefrau ohne Kinderwunsch ist defizitär, aber eine
Karrierefrau mit spätem Kinderwunsch ist unverantwortlich:
"'Eine egoistische
Einstellung: Die Frauen sehen nicht das Wohl des Kindes,
sondern zuerst ihr eigenes! Nicht wenige hätten erst ein, zwei
Jahre zuvor eine Abtreibung hinter sich gebracht.
Klappt es mit dem Baby dann zum strategisch günstigen
Zeitpunkt nicht, soll die Medizin die verkorkste Lebensplanung
retten."
Die Kritik an der Karrierefrau
zielte in den 1980er Jahren auf ihre Kinderlosigkeit (vgl. Susan
FALUDIs Bestseller
Die
Männer schlagen zurück),
seit den 1990er Jahren steht die Karrieremutter im Mittelpunkt
der Kritik. Sie ist nun nicht mehr nur eine Rabenmutter wegen
der Unvereinbarkeit von Berufsarbeit mit Haus- und
Erziehungsarbeit, sondern bereits die Karriereplanung gerät nun
unter Beschuss. Nicht erst die Nichtaufgabe des Berufs beim
Kinderkriegen, sondern das Recht von jungen Frauen auf eine
Karriere wird mit diesem neuen Klischeebild - dessen Karriere
als gesichert gelten dürfte - grundsätzlich in Frage gestellt.
Erst ein Kind, dann - wenn
überhaupt - Karriere. Dies ist auch die Forderung der
einflussreichen Demografen Jürgen DORBRITZ und Karl SCHWARZ, die
eine Familienpolitik empfehlen, die erstens Kinderlosigkeit
zurückdrängt und zweitens junge Paare dazu ermutigt, mit der
Geburt der Kinder nicht zu lange zu warten ("Kinderlosigkeit
in Deutschland - ein Massenphänomen?", in: Zeitschrift für
Bevölkerungswissenschaft, 1996, Heft 3).
Das vom Spiegel nun
verbreitete neue Klischee der Karrierefrau, die erst abtreibt,
sich dann ein Kind wünscht, es nicht bekommen kann und am
Schluss todunglücklich ist, zielt genau auf jene Aspekte ab, die
von diesen Demographen bevölkerungspolitisch als unerwünscht
betrachtet werden.
Bis vor kurzem war die Vollzeitmutter das Leitbild von
Journalistinnen wie
Karin JÄCKEL.
Mit dem Verfassungsgerichtsurteil im Rücken soll dieses Leitbild
nun mehrheitsfähig gemacht werden.
Da ist es natürlich ärgerlich,
wenn die Reproduktionsmediziner der Karrierefrau in Nöten
Abhilfe versprechen:
"Das 'Kind in der
Warteschleife', so die Vorstellung der Mediziner, könnte eines
Tages den Konflikt zwischen Karriereplanung und Kinderwunsch
lösen: Eine Frau könnte in jungen Jahren ein Kind auf Eis
legen, einen Posten ergattern und anschließend Mutter werden."
BECKER,
Silke (2001): Die Katastrophe im Kopf.
Späte
Mütter gehen das Projekt Familie häufig
professionell an. Einige lassen bei der Geburt
Blut aus der Nabelschnur einfrieren. Vielleicht
können die darin enthaltenen Zellen später
Krankheiten heilen, vielleicht auch nicht. Es ist
ein spekulatives Geschäft mit der Hoffnung.
in: Tagesspiegel v. 05.08.
Ein Komödienthema
wird neuerdings in neuer Form
wieder entdeckt: die späten Mütter als
Reinkarnation der überängstlichen, und
deshalb überreagierenden Mütter. Die
Folge: überbehütete (overprotected) Kinder.
War dies früher ein Vorwurf
an eine ganze Müttergeneration, so werden nun - im Einklang
mit der gegenwärtigen bevölkerungspolitischen
Interessenslage - die späten Mütter zur Zielscheibe solcher
Vorwürfe. Ein Thema, dessen Hochkonjunktur noch
bevorsteht...
Die
Autoren skizzieren kurz die Mediendebatte und die statistische
Datenlage zur späten (ersten) Mutterschaft:
"Seit Mitte der 1980ern berichten Massenmedien mit auffallend
positiver Konnotation und zunehmend häufiger über Frauen, die
mit fünfunddreißig und mehr Jahren zum ersten Mal Mutter
werden. Die Reportagen erwecken den Eindruck einer zunehmenden
Akzeptanz und dass es vor allem Prominente und beruflich sehr
qualifizierte Frauen seien, die diese neue Option der
Familiengründung nutzen. Nicht zu übersehen sind hierbei
populärwissenschaftliche Stellungnahmen von Medizinern, die
heute von weitgehend problemloser später Erstgeburt sprechen
sowie die
reproduktionsmedizinische Diskussion, die gerade
auch späte Mutterschaft betrifft.
Der öffentlichen Rhetorik entsprechen Daten der amtlichen
Statistik. Die Bevölkerungsstatistik des Statistischen
Bundesamtes zeigt für die alte Bundesrepublik, dass
späte
Erstgeburten, nach einer langen Phase nahezu konstant geringer
Bedeutung, seit 1980 kontinuierlich zunehmen: Wurden damals
nur 3,5 % aller ersten ehelich lebendgeborenen Kinder von
Frauen mit fünfunddreißig und mehr Jahren geboren, so sind es
1999 12,3 %. Für die neuen Bundesländer, für die die
Lebendgeburten erst seit 1990 entsprechend aufbereitet werden,
ist für die letzten zehn Jahre ein sogar noch stärkerer
Anstieg zu beobachten, nämlich von 2,8 % 1990 auf 9,0 % 1999.
Der hier trotz immanenter Messprobleme dokumentierte
erhebliche Anstieg später erster Mutterschaft in West- und
Ostdeutschland, setzt - und das ist hier auch zu berichten -
erst fünfzehn Jahre nach dem ebenfalls deutlichen Anstieg des
durchschnittlichen Erstgeburtsalters ein."
Die
Autoren sind erstaunt darüber, dass zur späten Familiengründung
bislang nur die empirische Untersuchung von ENGSTLER & LÜSCHER
aus dem Jahre 1991 existiert. Andererseits wird von den Autoren mit Verweis auf die
Bevölkerungswissenschaftler Jürgen DORBRITZ und Karl SCHWARZ dem
Datendesaster aufgrund der normativen Ausrichtung auf die
lebenslange Ehe keine weitere Beachtung geschenkt. In einer
Fußnote heißt es dazu nur lapidar:
"Es
werden nur erste Geburten in bestehenden Ehen registriert,
nicht jedoch unehelich geborene oder adoptierte erste Kinder.
Bei den registrierten ehelichen Kindern könnte es sich auch um
zweite oder dritte Kinder der Frauen handeln, da häufig erst
nach der Geburt eines Kindes geheiratet wird oder aber die
Frauen zuvor schon verheiratet waren und aus diesen Ehen
ebenfalls Kinder haben. Experten schätzen aber, dass die
systematischen Auslassungen und die möglichen Überzählungen
sich gegenseitig aufheben".
Die
Autoren sehen durch ihre Untersuchung die Vermutung bestätigt,
dass es sich bei den späten Müttern in erster Linie um hoch qualifizierte Karrierefrauen handelt.
TIME-Titelgeschichte: Babies vs. Career.
Which should come first for Women who
want both? The harsh facts about fertility |
GIBBS, Nancy (2002): Making Time for a
Baby.
For years, women
have been told they could wait until 40 or later to have babies.
But a new book argues that's way too late,
in: Time
Nr.15 v. 15.04.
Anlass der Coverstory ist
das Erscheinen von Creating a Life: Professional Women and
the Quest for Children, das neuste Buch der
"Antifeministin" Sylvia Ann HEWLETT. HEWLETT
stellt die Gefahren der späten Mutterschaft in den
Mittelpunkt. Ihr Buch ist ein Plädoyer dafür, zuerst an das
Gebären und dann erst - wenn überhaupt - an eine Karriere zu
denken. Obwohl die USA die höchste Geburtenrate unter den
westlichen Industriestaaten hat, stehen die kinderlosen
Karrierefrauen weiterhin im Brennpunkt des s öffentlichen
Interesses.
Stand
in den 1980ern und 1990ern noch das Thema "Heiratschancen" im
Vordergrund, so steht nun seit einiger Zeit das Thema
"Gebärchancen" auf der Tagesordnung. Kampagnen (Motto: "Advancing
age decreases your ability to have Children") sollen
Karrierefrauen ihre geringen Gebärchancen vor Augen führen.
Karrierefrauen sollen aufgrund von Medienberichten über die
Erfolge der Reproduktionsmedizin unrealistische Vorstellungen
über ihre Fruchtbarkeit haben. Auch
bei dieser Kampagne ist die Statistik ein wichtiges
Instrumentarium, um den Karrierefrauen ihr Dilemma zu
verdeutlichen:
"Recent Census data
support Hewlett's research: childlessness has doubled in the
past 20 years, so that 1 in 5 women between ages 40 and 44
is childless. For women that age and younger with graduate
and professional degrees, the figure is 47%."
Die statistischen Zahlen
sagen jedoch nichts über die Freiwilligkeit der
Kinderlosigkeit aus. Während Feministinnen durch die Kampagnen
die Wahlfreiheit von Frauen eingeschränkt sehen, gehen die
Kampagnenbefürworter dagegen davon aus, dass Frauen aufgrund
mangelndem Wissen über die Gebärchancen ihren Kinderwunsch so
lange hinausschieben, dass sie den Zeitpunkt für ein Kind
verpassen und damit ungewollt kinderlos bleiben:
"a couple that imagines
fertility is no problem until age 40 and tries to get
pregnant for 30 months before seeing a doctor is facing very
long odds of ever becoming parents."
DRIBBUSCH, Barbara (2002): Karriere ja -
aber später.
Wegen des beruflichen Drucks
schieben viele Frauen das Kinderkriegen auf ein zu enges
Zeitfenster zwischen dem 35. und 40. Lebensjahr - es ist
notwendig, das zu entzerren,
in: TAZ v. 26.11.
Single-generation.de berichtete
bereits anlässlich der
Time-Titelgeschichte vom
15.04.2002 über die US-amerikanische Debatte, die das Buch
Creating a Life: Professional Women and the Quest for Children
von Sylvia Ann HEWLETT auslöste. Nun ist die Debatte auch bei
der TAZ angekommen.
Barbara DRIBBUSCH referiert
zuerst pflichtgemäß die feministische Kritik von Garance
FRANKE-RUTA (The American Prospect vom Juli 2002), um
anschließend den Grundgedanken von HEWLETT zu verteidigen.
DRIBBUSCH kritisiert das
Grundmuster der "späten Mütter" im Akademikermilieu und plädiert
für die frühe Mutterschaft und späte Karrieren. Als "Role model"
präsentiert sie die jetzige Familienministerin Renate SCHMIDT.
WOLFF, Uwe (2002): Oma-mma mia!
Fortpflanzungsmedizin: Mit 62 Jahren brachte
Rosanna Della Corte einen Sohn zur Welt – mit 70 erfährt sie die
Leiden einer sehr späten Mutterschaft,
in: Focus Nr.26 v. 24.06.
Uwe WOLFF beschreibt die
Überforderung der späten Mutter Rosanna Della CORTE, die
1994
mit Hilfe der Reproduktionsmedizin schwanger wurde und einen
Sohn zur Welt brachte.
BUCHACHER, Robert (2002): "Spektakuläre
Einzelfälle".
Die spektakuläre Entbindung zweier Steierinnen im Großmutteralter
beschäftigt Mediziner, Rechtsgelehrte und Ethiker,
in: Profil Nr.52 v. 23.12.
2003
ZEIT-Serie:
Land ohne Leute (Teil
4) |
SPIEWAK,
Martin (2003): Mutterglück im Rentenalter
Frauen entscheiden sich immer später für ein Kind - häufig zu
spät. Dieser Trend treibt die Reproduktionsmedizin zu absurden
Rekorden,
in: Die ZEIT Nr.5 v. 23.01.
Martin SPIEWAK betätigt
sich als Speerspitze im
Kampf gegen
die späte Mutterschaft. Er findet, dass Deutschland wie
Amerika eine groß angelegte Kampagne gegen kinderlose
Karrierefrauen benötigt. Der Autor benötigt unnötig viele Worte
für diese simple Botschaft.
Sylvie Ann HEWLETT
hat mit Babyhunger in den
USA und Großbritannien gezeigt, dass auch eine groß angelegte
Marketingkampagne die Zielgruppe kinderlose Karrierefrau mit
solchen Botschaften nicht erreicht. Trotz Medienhype, floppte
das Buch grandios. Jene, die ein Baby auch im hohen Alter haben
möchten, lesen lieber Ratgeberbücher, die ihnen sagen WIE es
geht und
jene, die
gewollt kinderlos sind, sind nicht
masochistisch genug, um sich so etwas anzutun. Katja
KULLMANN hat zu diesem Thema alles Notwendige geschrieben..
Adel verpflichtet! LEHN arbeitet an der
Bevölkerungsfront. Mitte der
1980er Jahre
hieß es noch, dass eine Karrierefrau mit 35 keinen Mann mehr bekommt, heute ist es das Kind, das sie
nicht mehr bekommt. Das US-amerikanische
Nachrichtenmagazin Time und andere konservative Medien haben im
letzten Jahr Sylvie Ann HEWLETT - Die Kämpferin gegen späte Mutterschaft -
mit großen Medienaufwand gehypt. Ihrem Buch hat es nichts genützt!
LEHN hat nun das Thema
aufgegriffen, ohne natürlich die Hintergründe zu benennen. Das
"Alter als Fruchtbarkeitskiller" ist das Thema, mit dem
Karrierefrauen neuerdings unter Druck gesetzt werden sollen. Ungewollte
Kinderlosigkeit ist angeblich ein Tabuthema. Muss
auch so sein, denn das schreibt die Ökonomie der Aufmerksamkeit vor!
LEHN hat auch einige
plakative Bilder zum Thema tickende biologische Uhr parat:
"Findet nicht jeder im Bekanntenkreis
Beispiele für zunächst gewollte, dann ungewollte Kinderlosigkeit?
Sei es die Generation-Golf-Überfliegerin, die sich der dramatischen
Stimmungsflaute am Arbeitsplatz plötzlich psychisch nicht mehr
gewachsen sieht, aus dem gut dotierten Job aussteigt und jetzt
vergeblich der Illusion eines »ruhigen Familienlebens«
hinterherrennt, weil es »nicht klappt«. Oder die erfolgreiche
Diplomkauffrau, die aus heiterem Himmel mit Ende 30 an Magersucht
erkrankt, weil sie den Blick in fremde Kinderwagen nicht mehr
erträgt".
Und weil das noch nicht
reicht:
"Über 100 000 Zugriffe
monatlich verzeichnet die Website www.wunschkinder.de. »Ungewollte
Kinderlosigkeit zählt gerade für Frauen zu den schlimmsten
Ereignissen ihres Lebens«, weiß Professor Elmar Brähler, Leiter der
Abteilung für Medizinische Psychologie der Universität Leipzig".
Die vielen Zugriffe
rühren wahrscheinlich davon, dass gerade außerordentlich viele
Journalisten wie LEHN über das Thema Unfruchtbarkeit recherchieren. Das ist jetzt keine
Verunglimpfung derjenigen, die davon betroffen sind. Das Problem
existiert, aber es existiert weder erst seit heute, noch ist es
heute drängender als in den 1980er Jahren (sieht man vom erhöhten
sozialen Druck ab). Umgekehrt gilt, dass
es
heute viel mehr Erstgebärende im Alter über 30 gibt:
"Zwar verdreifachte sich die
Zahl der über 35-jährigen Erstgebärenden zwischen 1990 und 2000 von
fünf auf 16 Prozent. Doch die Zahl der
ungewollt kinderlos Gebliebenen über 35 liegt im Dunkeln".
Erstaunlich! Die Autorin weiß
sogar was eine Dunkelziffer ist! Bei den internationalen Zahlen zu
den Abtreibungen, da wusste sie es nicht, aber da hätte das auch
nicht in die Argumentation gepasst. Leider interessiert das
unsere Bevölkerungswissenschaftler überhaupt nicht! Sie berechnen
die aktuellen Geburtenraten immer noch mit Frauen, deren
Erstgebäralter wesentlich niedriger liegen. Deshalb ist die
Geburtenrate für junge Frauen zu niedrig geschätzt. Ganz nebenbei
bemerkt!
LEHN meint, dass es ein
Informationsdefizit bei Frauen gibt, und sie deshalb über die
Babychancen aufklären muss. Das Defizit existiert nicht. Katja KULLMANN hat in
Generation Ally klargemacht, dass das
Problem woanders liegt. Und auch der überbordende Ratgebermarkt
beweist das Gegenteil.
"Es mag altmodisch klingen,
aber »carpe diem« lautet auch heute noch das Gebot der
Fortpflanzung. Und das müsste im schulischen Aufklärungsunterricht
ebenso gelehrt werden wie die Anwendung von Kondomen",
meint LEHN. Die
FAZ (Katrin HUMMEL, 01.03.2003) berichtet dagegen von der Zunahme minderjähriger Mütter.
HEIM, Cornelia (2004): mia mamma.
Ganz schön schwanger,
die Damen. Und gar nicht mehr so jung. Doch der späte
Kinderwunsch hat es in sich. Ein Report,
in: Tagesspiegel v. 01.08.
Am Anfang wirft HEIM einen
Blick auf die späten Mütter von Hollywood.
"Von rund zwei Millionen
ungewollt kinderlosen Paaren gehen die Mediziner aus. Jede
dritte nach 1965 geborene Frau bekommt kein Kind
.
Von den
Akademikerinnen bleiben 40 Prozent ohne Nachwuchs",
berichtet HEIM, um dann auf
das Auseinanderdriften von idealem und tatsächlichem Gebäralter
einzugehen:
"Das Phänomen dieser
Gesellschaft: Obwohl die biologische Ausgangslage ab 30 immer
schlechter wird, wollen immer weniger Frauen in ihren
Twen-Jahren schon Kinder. 1990 war nur jede 20. Mutter über 35,
gut zehn Jahre später schon jede sechste. Das Durchschnittsalter
der Erstgebärenden stieg im Jahr 2000 erstmals auf über 30 Jahre
(30,4 im Schnitt).
Fakt aber ist: Das ideale
Gebäralter liegt zwischen 18 und 29 Jahren."
HEIM kann dem Trend zur
späten Mutterschaft aber durchaus positive Aspekte abgewinnen:
"Sind die reifen Frauen
allen Schwierigkeiten zum Trotz dann aber doch noch schwanger
geworden, können sie für sich einige Bonuspunkte in die
Waagschale werfen. Ihr Plus gegenüber den Jung-Mamas: Im
Allgemeinen ist ihr Nest besser bereitet. Sie sind im Schnitt
gesünder, gehören der höheren Bildungs- und Einkommensschicht an
und leben in einer über die Jahre gefestigten Beziehung. Ihre
gereifte Persönlichkeit (...) führt daher auch zu mehr Toleranz
in der Kindererziehung. Außerdem haben ältere Frauen aufgrund
ihrer Lebenserfahrung gelernt, mehrere Rollen auszuüben und
kommen besser damit klar, die neu dazukommende Mutterrolle mit
ihren sonstigen Lebensentwürfen zu vereinbaren.
Frauen sind heute biologisch
jünger als es ihr tatsächliches Geburtsalter besagt und
körperlich zumeist erheblich fitter als Geschlechtsgenossinnen
früherer Generationen, die ohne Waschmaschine und andere
technische Haushaltsdiener mit 40 deutlich abgeschlaffter waren.
Hebammen versichern, dass späte Schwangerschaft wie Geburt nicht
aufgrund des reiferen Alters der Frauen notgedrungen
komplizierter verliefen. Schließlich wird heute gerne übersehen:
Auch früher haben Frauen jenseits der 35 oder 40 Kinder in die
Welt gesetzt. Der kleine Unterschied zu heute: Der Sprössling
war eben nicht der erste (und meist einzige), sondern der
vierte, sechste oder bisweilen auch zehnte Nachkomme."
2005
LENZEN-SCHULTE, Martina (2005): Wunschkind.de.
Frauen unter Druck: Fluch und Segen der
Reproduktionsmedizin,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 25.02.
LENZEN-SCHULTE sieht in der
Unwissenheit über das Wesen des Kinderkriegens den Hauptgrund
der zu hohen Kinderlosigkeit und plädiert deshalb für einen
Paradigmenwechsel im Aufklärungsunterricht:
"Unwissenheit
ist ein Grund. Wenn Mütter heute in einem Alter Kinder
bekommen, in dem sie früher oft schon Großmutter waren,
entsteht der Eindruck, jenseits der Fünfunddreißig könne man
sich ebensogut noch für ein Kind entscheiden wie diesseits
der Fünfundzwanzig. Weit gefehlt. Mehr als die Hälfte der
reproduktiven Jahre sind dann bereits verschenkt, die
verbleibende Zeit ist die am wenigsten fruchtbare. (...).
Alle Aufklärungsbemühungen zielten bislang darauf ab,
ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. Man muß
aufpassen, daß man keine Kinder zur Unzeit bekommt, die
kommen später von selbst, lautet infolgedessen eine ebenso
weitverbreitete wie medizinisch naive Vorstellung. Dem will
man jetzt Rechnung tragen und die Dinge so schnell wie
möglich zurechtrücken. Im Projekt »Mädchen-Frauen-Meine
Tage« zum Beispiel, das innerhalb der Initiative »Natürliche
Fertilität« an der Universitätsfrauenklinik in Heidelberg
angesiedelt ist, werden zehntausend Mädchen in Workshops
über ihre Fruchtbarkeit informiert."
In den USA hat der
Kulturkampf gegen das Spätgebären
bereits seit längerem eingesetzt.
Mit Herwig
BIRGs bevölkerungspolitischen Lektionen soll auch hierzulande
der Boden für das vermehrte Frühgebären bereitet werden.
Eine Nebenfolge dieser
pronatalen Politik ist die rapide Zunahme von
Teenager-Schwangerschaften.
BERNDT,
Christina (2005): Baby-Bausatz fürs Leben.
Für manche ist es eine der großartigsten
Erfindungen seit der Anti-Baby-Pille: Immer mehr Frauen lassen
ihre Eizellen einfrieren - für den Fall, dass sie in späteren
Jahren noch schwanger werden wollen. Doch Eizellen sind bei
weitem nicht so leicht zu gewinnen wie männliches Sperma,
in: Süddeutsche Zeitung v. 28.04.
Christina BERNDT
berichtet über die Gründung der Firma Extend Fertility der
Harvard-Absolventin Christy JONES und die Fortschritte beim
Einfrieren von Eizellen:
"Weltweit wurden aus
tiefgefrorenen Eizellen noch nicht einmal 100 Kinder
geboren."
BERNDT zitiert
skeptische deutsche Reproduktionsmediziner wie Klaus DIEDRICH
oder Ulrich SCHNEIDER.
Die Restriktionen beim
Einfrieren von Embryonen haben gemäß BERNDT in Italien dafür
gesorgt, dass die Forschung beim Einfrieren unbefruchteter
Einzellen intensiviert wurden. Eleonora PORCU von der Uni
Bologna ist der Durchbruch aufgrund einer neuartigen
Flüssigkeit gelungen. Dadurch konnte die Erfolgsrate beim
Einfrieren erhöht werden.
Als Folgen der
Medienkampagnen gegen späte Mutterschaft sieht BERNDT den
Anstieg ungewollter Schwangerschaften und eine Zunahme von
Abtreibungen bei älteren Frauen:
"In Großbritannien
erreichte die Zahl ungewollter Schwangerschaften unter
Enddreißigerinnen vor kurzem ein Rekordhoch.
Und hierzulande haben 2002 sogar mehr über 40-jährige Frauen
abgetrieben als Teenager. Sie dachten eben, in ihrem Alter
könnten sie gar nicht mehr schwanger werden."
Klaus-Jürgen DUSCHEK & Heike WIRTH weisen
nach, dass aufgrund der Zunahme von Spätgebärenden die
Kinderlosigkeit von Akademikerinnen in Deutschland überschätzt
wird, wenn die Altersgruppe der 35 - 39 jährigen Frauen als
Indikator für lebenslange Kinderlosigkeit herangezogen wird. DUSCHEK &
WIRTH setzten dagegen die obere Altersgrenze bei den 41 -
44Jährigen an. Damit werden erstmals mittels Mikrozensus-Daten
auch die bislang in die Studien zur lebenslangen Kinderlosigkeit
nicht einbezogenen Spätgebärenden erfasst.
TECHNOLOGY REVIEW-Titelgeschichte:
Mama mit 60?
Die neuen Wege aus der Kinderlosigkeit |
HERDEN, Birgit
(2005): Kinder aus dem Kühlschrank.
Die
Befreiung der Fortpflanzung von biologischen Zwängen könnte die
traditionelle Lebensplanung und ganze Gesellschaftsstrukturen
auf den Kopf stellen,
in: Technology Review, August
WILDMAN, Sarah
(2005): Stop Time.
It’s the
ultimate New York careerist dream: Work (and play) now, conceive
later. Has science finally made it possible? The promises and
pitfalls of putting your eggs on ice,
in: New York Magazine v. 17.10.
SALETH, Stephanie (2005): Späte Mutterschaft - ein neuer
Lebensentwurf?
in: statistik.baden-wuerttemberg.de, November
2006
FOSEN-SCHLICHTINGER, Petra (2006): Späte Mütter.
Mit 40 das erste Kind? Immer mehr Frauen entscheiden sich
spät für die Mutterschaft - oftmals kritisch beäugt von ihrem
sozialen Umfeld. Welche Risiken sind mit später Mutterschaft
verbunden? Welche Auswirkungen hat das Alter der Mutter auf die
Entwicklung des Kindes?
in: Psychologie Heute, Nr.2, Februar
Die österreichische
Soziologin Petra FOSEN-SCHLICHTINGER, selber Spätgebärende,
verteidigt die späte Mutterschaft gegen ihre Kritiker. Die
Zahlen zeigen einen deutlichen Trend zur späten Mutterschaft:
"Waren es in Deutschland
1990 noch knapp über 70000 Kinder, die von Frauen über 35
geboren wurden, so hat sich diese Zahl bis zum Jahr 2003 mehr
als verdoppelt. (...). Und es handelt sich dabei nicht nur um
Frauen, die bereits Kinder haben, sondern (...) vielfach um
Erstgebärende."
Im Artikel wird die
bevölkerungspolitische Seite betont, wenn beklagt wird, dass
sich der Generationenabstand erhöht. Damit ist das steigende
Erstgebäralter gemeint. Andere sprechen auch von Tempoeffekten:
"Früher folgte alle 25 Jahre eine Generation, heute liegen wir
bei 35 bis 40 Jahren."
LACHENMANN, Akiko
(2006): Spätes Glück.
Warum Frauen so lange zögern, Kinder zu kriegen,
in: Stuttgarter Zeitung v. 18.02.
LACHENMANN stellt
anlässlich der Zunahme von Spätgebärenden vier späte Mütter vor:
"Innerhalb von 13 Jahren
hat sich in Deutschland die Zahl der Geburten von Müttern über
35 von jährlich 70 000 auf mehr als 140 000 verdoppelt. Vor
allem in Ballungsräumen, wo die Quote der erwerbstätigen
Frauen hoch ist, findet das Lebenskonzept der späten
Mutterschaft zunehmend Anhängerinnen. Die Spitzenreiter in der
Region Stuttgart sind der Landkreis Böblingen und die
Landeshauptstadt, wo nach den aktuellsten Zahlen des
Statistischen Landesamts jeweils 22,5 Prozent der geborenen
Kinder von Müttern stammen, die das 35. Lebensjahr hinter sich
gelassen haben. Im ländlicheren Kreis Göppingen liegt der
Anteil nur bei 17,3 Prozent. Auffällig ist, dass knapp die
Hälfte aller späten Mütter Akademikerinnen sind und weitere 40
Prozent zumindest Berufe mit mittlerer Qualifikation ausüben."
Da es keine stichhaltige
empirische Daten über die Geburtenfolge dieser Mütter gibt,
zitiert LACHENMANN die Leiterin des Stuttgarter Jugendamtes -
politisch korrekt - mit dem Satz, dass es bei späten Müttern
häufig beim Einzelkind bleibt.
Den oben genannten Zahlen ist jedoch nicht zu entnehmen, ob es
sich um erste, zweite oder x-te Kinder handelt, da unsere
Statistik normativ auf die lebenslange Ehe ausgerichtet ist, die
bekanntlich seit den 70er Jahren immer weniger das dominante
Modell ist. Bislang hat sich jedoch
niemand - außer single-dasein.de und
single-generation.de an diesem nationalkonservativen
Deutungsmonopol gestört. Weder Feministinnen noch andere -
angeblich fortschrittliche Kräfte dieser Republik - haben
offenbar ein Interesse an objektiven Daten. Dass es
sich hier um ein BEVÖLKERUNGSSTATISTISCHES DESASTER handelt, das
sich nunmehr nicht einmal mehr abstreiten lässt, zeigt ein
Hinweis des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg. In der
Online-Ausgabe vom November 2005 weist Stephanie SALETH am Ende
ihres Artikels Späte Mutterschaft - ein neuer Lebensentwurf
auf diese Datenlücke hin:
"Um zu klären, inwieweit
die hohen Anteile der späten Mutterschaften im Westen mit der
Herausbildung neuer biografischer Muster zu tun haben, erscheint
es unabdingbar, Daten über die Geburtenfolge einzubeziehen. Das
zu Beginn dargestellte Datenmaterial lässt zwar erkennen, dass
es im Westen mehr ältere Mütter gibt, lässt aber offen, ob diese
ihr erstes oder ihr drittes Kind in höherem Alter bekommen
haben. Differenzierte Angaben zur Quantität der späten ersten
Mutterschaft können auf der Grundlage der amtlichen Statistik
jedoch nicht gemacht werden, da die gesetzliche Regelung
vorsieht, dass die Geburtenfolge nur bei verheirateten Müttern
erfasst wird. Darüber hinaus werden nur die ledigen Kinder der
bestehenden Ehe gezählt. So werden Neugeborene in zweiter Ehe
beispielsweise auch dann als Erstgeborene bezeichnet, wenn aus
einer früheren Verbindung bereits Kinder existieren. Vor dem
Hintergrund, dass die Zahl der nicht ehelichen Kinder regional
sehr unterschiedlich ausgeprägt ist und es immer häufiger
vorkommt, dass Mütter eine zweite oder dritte Ehe eingehen,
können auf der Grundlage der amtlichen Statistik keine
zuverlässigen Angaben darüber gemacht werden, bei welchem Anteil
der 2003 geborenen Kinder mit Müttern über 35 Jahren es sich um
Erstgeborene handelt.
Auswertungen zur Kinderlosigkeit lassen im Vergleich der
Altersgruppen der Kinderlosen zwar Rückschlüsse auf das Alter
der Mutter bei der Geburt des ersten Kindes zu, sind aber
ungenau, da unterschiedliche Geburtenjahrgänge zugrunde gelegt
werden und so Kohorteneffekte nicht berücksichtigt werden
können."
LACHENMANN geht aber noch
weiter. Sie schildert den Fall einer Mathematikprofessorin, die
bei ihrem ersten Kind eine schwere Geburt erlebte. Die
Fallschilderung und der Artikel endet mit folgenden Sätzen:
"Wären nicht die
gesellschaftlichen und finanziellen Zwänge, hätte sie gerne
fünf Kinder gehabt. Nun reicht die Zeit wahrscheinlich nicht
mal mehr für ein zweites."
Von der LEYEN lässt
grüßen...
HAMMERL, Elfriede (2006): Mimi,
kinderlos.
Warum sucht sie sich keinen bekehrten Greis,
der die Vaterfreuden entdecken will?
in: Profil Nr.16 v. 15.04.
MARTENSTEIN, Harald (2006): Rentenkinder.
Harald Martenstein löst ein paar gesellschaftliche Probleme,
in: Die ZEIT Nr.17 v. 20.04.
Harald MARTENSTEIN entdeckt den späten Vater. 35
Jahre nachdem der US-amerikanische Trendforscher Alvin TOFFLER die
"Ruhestandsfamilie" als
Problemlösung für die beschleunigte Gesellschaft propagiert hat, sieht MARTENSTEIN nun die
Kombination von Greisenvater und junger Karrieremutter als ideale
Zwischenlösung. Elfriede
HAMMERL hat ihre Meinung zu diesem Thema bereits im österreichischen
Magazin Profil kundgetan.
BERTH, Felix
(2006): Späte Mütter.
Immer mehr Frauen bekommen erst mit 40 Jahren Kinder. Warum
eigentlich?
in: Süddeutsche Zeitung v. 20.05.
Felix BERTH meldet, dass 2004
der Anteil der Spätgebärenden über 20 % betragen hat. In
Großstädten wie München nähert sich der Anteil der 30 %-Marke. "Wer
über Kinderlosigkeit spricht, sollte die späten Mütter also
nicht aus dem Blick verlieren",
rät BERTH. Bereits
vor 3 Jahren hat single-generation.de aufgezeigt, dass
bei der Debatte um den Fruchtbarkeitsrückgang das Phänomen der
Spätgebärenden nicht ausreichend berücksichtigt wird
.
PFEIFER, David (2006): "Die
biologische Uhr tickt auch für Männer".
Männer haben die gleichen Probleme wie Frauen. Die Lösung für
beide: Man sollte einfach seinem Wunsch folgen, Kinder bekommen und
die Konsequenzen trage,
in: emotion, Juli
ZITTLAU, Jörg (2006): Wenn Oma noch einmal Mutter wird.
Die Eizellenspende und
künstliche Befruchtung machen's möglich: Die Mütter werden immer
älter, und der Fortpflanzungstourismus boomt,
in: TAZ v. 21.07.
BRISCOE, Daren (2006): Put Those Eggs on
Ice.
Fertility
Treatments: Most Couples without children wait too long to have
them. But Technology may have an answer,
in: Newsweek v. 04.09.
KULKE, Ulli
(2006): Alter schafft keine Probleme für Schwangere.
In England ist die älteste Mutter 62. In der Türkei hat ein
Frau mit 65 Jahren ihre letztes Kinde bekommen. Abgesehen von
diesen Extremfällen - der Trend geht zur späten Geburt. Eine
Studie weist nach: Ältere Mütter sind physisch und psychisch
genauso gesund wie junge Mütter,
in: Welt v. 24.10.
"Vor
20 Jahren war etwa jede 30. Mutter eines Erstgeborenen älter als
35 Jahre, heute hat jede achte Mutter diese Grenze
überschritten. Tendenz: Noch älter, berichtet KULKE anlässlich
einer Studie der Universität von Südkalifornien (USC), die zum
Ergebnis kommt, dass Alter keine Probleme für Schwangere
schafft. Untersucht wurde der "Schwangerschaftsverlauf von 49
Frauen, die mit 50 Jahren oder noch älter ihr Kind bekamen - ein
Ereignis, das in Deutschland pro Jahr nur 20 bis 30 Mal
vorkommt, bei einer halben Million Geburten".
JOA, Norbert (2006): "Ich genieße, was
ich ihm jetzt alles geben kann".
Generationenfragen: Die 50-Jährigen (7) - Die Psychotherapeutin
Wilhelmine Rauscher-Gföhler aus Wien über die Vorzüge der späten
Mutterschaft,
in: Die ZEIT Nr.45 v. 09.11.
2007
FOSEN-SCHLICHTINGER, Petra (2007): ...da fängt das Leben an!
Sehr späte Mutterschaft sollte durchaus hinterfragt werden,
es gibt aber wohl keinen Grund, sie per se abzulehnen,
in: Die Presse v. 07.04.
"Es
ist derzeit noch eine überschaubare Zahl, die im siebenten
Lebensjahrzehnt ganz von vorne beginnt und (wieder) eine Familie
gründet, sie wird aber stetig wachsen. Wir werden uns an ihr
Auftreten gewöhnen und unsere Vorstellungen von dem, welche
Eigenschaften eine Mutter idealerweise haben soll, revidieren.
Spätestens in einigen Jahren, so meine Prognose, sind Frauen,
die ihre Kinder mit 66 Jahren bekommen, keine Aufregung mehr
wert!"
meint Petra FOSEN-SCHLICHTINGER.
BRIGITTE-Dossier:
Ich wollte immer ein
Kind |
MARCUS, Dorothea
(2007): "Thomas. 40 Jahre, verheiratet, kinderlos mit
Kinderwunsch. Ehefrau gibt mich frei".
So stand
es in einer Mail an ein Single-Forum im Internet. Eva schrieb
diesem Thomas. Sie probierten es aus: kein Paar zu sein,
gemeinsam Eltern zu werden,
in: Brigitte Nr.9 v. 11.04.
PROFIL-Titelgeschichte: Späte Mütter.
Immer mehr ältere Menschen entscheiden
sich für das erste Kind. Wie hoch ist das medizinische Risiko -
und wie verändert sich unsere Gesellschaft dadurch? |
HAGER, Angelika/HOFER,
Sebastian/STANZL, Eva (2007): Späte Mütter: Midlife-Mamas.
Die Zahl der Erstgebärenden 40+ hat sich verdoppelt. Immer
mehr ältere Frauen entscheiden sich für das erste Kind. Wie hoch
ist das medizinische Risiko?
in: Profil Nr.21 v. 21.05.
Bereits vor über 3
Jahren schrieb single-generation.de über die
Spätgebärenden als Trendsetter einer
Gesellschaft der Langlebigen
und stellte die
Utopie der Ruhestandsfamilie
vor, die nun auch im österreichischen Nachrichtenmagazin
Profil angekommen ist:
"Mutterschaft als
Beschäftigungstherapie für die Pension erscheint derzeit
noch als eine durchgeknallte oder beklemmende Orwell-Utopie,
aber angesichts der Forschungsprognosen für das 21.
Jahrhundert liegt sie durchaus im Bereich des Möglichen. Die
Soziologie hat für das gesellschaftliche Novum bereits einen
Begriff geprägt: die »Ruhestandsfamilie«.
(...).
Die Vorbehalte, dass Kinder mit älteren Müttern verwöhnt,
verweichlicht und Hänseleien seitens der Kindergartenfreunde
ausgesetzt würden, werden von Familien- und Seelenexperten
unisono vom Tisch gewischt. »Ich halte das Kriterium des
Alters für problematisch«, so der Kinderpsychotherapeut
Helmut Figdor. »Eine Mutter mit 45 kann genauso gut und
schlecht wie eine 25-Jährige sein.«
Eine gestiegene Lebenserwartung von 82 Jahren für die Frau
entkräftet auch das Argument vom allzu frühen Waisenkind.
Der renommierte Bildungspsychologe
Wassilios Fthenakis
befürwortet sogar die späte Mutterschaft, »weil in dieser
Phase Kinder meist viel besser sich in die berufliche
Biografie einordnen lassen und Mütter ihr Kind bewusster
erleben«. Die Weichen für die gesellschaftliche Akzeptanz
der späten Mutterschaft wären also gestellt."
Im Buch
Die Single-Lüge
wird aufgezeigt, wie Nationalkonservative und ihre
Sympathisanten den Trend zur späten Mutterschaft zum Anstieg
der lebenslangen Kinderlosigkeit umdeuten. Frühe Mutterschaft
wird als Königsweg zum Geburtenanstieg gepriesen, ungeachtet
der Tatsache, dass sowohl das Bildungssystem, der Arbeitsmarkt
als auch die Norm der verantwortungsvollen Mutterschaft den
Trend zu älteren Müttern fördern. Der Soziologe Karl Otto
HONDRICH bezeichnet deshalb in seinem Buch
Weniger sind mehr
die späte Mutterschaft zu Recht als moderne Mutterschaft. Im
Buch
Ein Leben ohne Kinder
wird Kinderlosigkeit zwar im Zusammenhang mit dem Aufschub von
Geburten diskutiert. Im Gegensatz zum nationalkonservativen
Argumentationsmuster wird dafür jedoch nicht der Egoismus der
Kinderlosen verantwortlich gemacht, sondern gesellschaftliche
Strukturen (z.B. fehlende Kinderbetreuungsangebote) oder Werte
(Rabenmutter-Klischee).
Inwieweit von einem
bereits erfolgten bzw. zukünftigen Anstieg der Kinderlosigkeit
ausgegangen werden kann, ist durchaus umstritten. Die
lebenslange Kinderlosigkeit könnte bei den jüngeren
Frauenjahrgängen niedriger ausfallen als dies von
Nationalkonservativen um Herwig BIRG prognostiziert wurde.
DEGEN, Marieke
(2007): Mit Risiko zum späten Mutterglück.
Reproduktionsmediziner Klaus Diedrich sieht späte künstliche
Schwangerschaft kritisch,
in: DeutschlandRadio v. 03.12.
AKYOL, Cigdem (2007): Zu den Dritten das Erste.
Eine 64-jährige Rentnerin hat
nach künstlicher Befruchtung in Aschaffenburg ihr erstes Kind
geboren. Beide sind wohlauf. Aber ist, was technisch machbar
ist, auch moralisch wünschenswert?
in: TAZ v. 04.12.
BARTENS, Werner
(2007): Die Last der späten Mutterschaft.
Der Fall
der 64-Jährigen, die in Aschaffenburg ein Kind bekommen hat,
bringt die herkömmliche Vorstellungen von Familie und
Generationenfolge durcheinander,
in: Süddeutsche Zeitung v. 04.12.
CHARISIUS, Hanno
(2007): Eine "egoistische Lösung".
Dass eine
64-jährige Frau ein Kind zur Welt gebracht hat, wird von
Berufsverbänden und Fachärzten kritisiert,
in: Süddeutsche Zeitung v. 04.12.
GASEROW, Vera
(2007): Oma im Baby-Glück,
in:
Frankfurter Rundschau v. 04.12.
HETRODT, Ewald
(2007): Nur die Eltern sind glücklich,
in:
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 04.12.
KAST, Bas (2007): Mutterschaft auf Eis gelegt.
Frauen bekommen immer später Kinder -
eine Herausforderung für Mediziner,
in: Tagesspiegel v. 06.12.
MARTENSTEIN, Harald (2007): Über die Natur des Menschen,
in: Tagesspiegel v. 09.12.
"Ich plädiere nicht dafür,
dass die 60-jährige Mutter zum Normalfall wird. Aber als
Ausnahme, so, wie es hin und wieder das Phänomen 60-jähriger
Väter gibt, warum nicht?" schreibt Harald MARTENSTEIN.
SIEMS, Dorothea (2007): Der Anteil kinderloser Frauen steigt
dramatisch.
Vor allem westdeutsche Akademikerinnen
verzichten auf Nachwuchs. Das ist ein
Ergebnis einer Sonderuntersuchung des Statistischen Bundesamtes.
Bundesweit gilt, dass gut ausgebildete Frauen selten eine große
Familie haben. Festgestellt wurde außerdem ein Trend zur späteren
Mutterschaft,
in: Welt v. 19.12.
2008
WELTWOCHE-Titelgeschichte:
Die nächste Revolution |
MEILI, Matthias (2008): Die nächste
sexuelle Revolution.
Die erste sexuelle Revolution befreite
die Frauen von den Folgen des Geschlechtsverkehrs. Die nächste
sexuelle Revolution gibt ihnen die Freiheit, auch im
vorgerückten Alter Kinder zu bekommen. Der medizinische
Fortschritt könnte unsere Gesellschaft nachhaltig verändern,
in: Weltwoche Nr.11 v. 13.03.
SPIEGEL
-Titelgeschichte: Tausendmal probiert ... und nie ist was
passiert.
Das Geschäft mit der
Sehnsucht nach dem Kind |
DEMMER, Ulrike & Udo LUDWIG (2008): Geschäft mit der Hoffnung.
Viele
hunderttausend Paare bleiben in Deutschland ungewollt
kinderlos - und es werden immer mehr. Die verhinderten Mütter
und Väter fühlen sich von den Nachbarn mitleidig beäugt, von
den Ärzten ausgenommen und von der Politik im Stich gelassen,
in: Spiegel Nr.22 v. 26.05.
SCHRIMM, Eike (2008): "Ach, das ist bestimmt Ihre Enkelin"
Wie fühlen sich Kinder, wenn ihre
Eltern mit den Großeltern verwechselt werden? Eine Tochter,
deren Mutter bei ihrer Geburt 49 Jahre alt war, berichtet,
in: sueddeutsche.de v. 14.06
SCHLAG, Beatrice
(2008): Das Ei aus dem Eis.
Wissenschaftler reden von einer "Revolution": Schon jetzt
könnten junge Frauen ihre nicht befruchteten Eier einfrieren
lassen,
in: Emma, Nr.4, Juli/August
ROST, Christian (2008): Immer mehr wollen ein Münchner Kindl.
Babyboom in der Landeshauptstadt: Die
Geburtskliniken melden Rekordzahlen - die Mütter werden aber
zusehends später schwanger,
in: Süddeutsche Zeitung v. 11.08.
WIR-Titelgeschichte:
Endlich Vater.
Warum
Familienmenschen wie Lukas Podolski mehr vom Leben haben |
BAUMANN, Marc (2008): Der kleine Prinz.
Es gibt Wichtigeres als König
Fußball: Lukas Podolski ist erst 23, schon Vater und völlig
verzaubert von seinem sieben Monate alten Sohn Louis. Ein
Gespräch über Stolz, Liebe und Erziehung,
in: Wir, Heft 1 v. 05.11.
2009
SCHMIDT, Katja (2009): Kinderwunsch bleibt für
alte Paare teuer.
Das Bundessozialgericht bestätigt, dass
Frauen über 40 für ihre künstliche Befruchtung selbst bezahlen
müssen. Die CDU schlägt nun eine bundesweite Stiftung vor, die
Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch finanziell unter die Arme
greifen soll,
in:
TAZ v. 04.03.
STATISTISCHES LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG
(2009): "Späte Elternschaft" liegt in Baden-Württemberg im
Trend.
Bereits bei jeder vierten Geburt ist
die Mutter 35 Jahre oder älter, bei jeder sechsten Geburt der
Vater mindestens 40 Jahre alt,
in:
Pressemeldung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg
v. 10.03.
KUPFERSCHMIDT, Kai (2009): Wie hoch ist das
Risiko für Kinder älterer Väter?
Forscher haben herausgefunden, dass
Kinder älterer Männer bei Intelligenztests schlechter
abschneiden. Auch für psychische Krankheiten sind sie
anfälliger. Wie hoch ist das Risiko älterer Väter?
in:
Tagesspiegel v. 10.03.
STOCKER, Lisa (2009): Die Muttersucher.
Wollen Männer nur schnellen Sex? Nein,
sie wollen nur schnell Kinder. Über die Torschlusspanik einer
Generation, die sich plötzlich sehr, sehr alt fühlt,
in:
SZ-Magazin Nr.11 v. 13.03.
War "vierzig
nicht gerade noch das neue dreißig? Hatte nicht Claudius
Seidl, Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung, noch 2005 in seinem Buch
Schöne junge Welt die ewige
Jugend ausgerufen? Das Ende der »Macht der Altersstrukturen
und der Herrschaft der alten Lebensblaupausen«? – Familie?
Kommt später. Das starr-bürgerliche Lebenslaufdiktat: völlig
überholt.
Nur wenige Jahre später
klingt das vollkommen anders. Bei einer Erhebung des Deutschen
Jugendinstituts 2008 sagte der allergrößte Teil (90 Prozent)
der befragten Männer zwischen 15 und 42 Jahren, dass sie gern
Väter werden wollen. Wie viele es tatsächlich erreicht haben?
Ein Drittel der 25- bis 59-Jährigen.
Irgendwann
erwischt auch die Letzten die Angst, dass die Zeit abläuft,
inzwischen gilt der
unerbittliche Lauf der Natur nicht mehr nur für Frauen.
So meldete die britische Tageszeitung The Guardian:
»Die biologische Uhr beeinträchtigt die Zeugungsfähigkeit.«
Und die Daily Mail legte nach: »Risiko für Fehlgeburten
bei Männern jenseits der 35 wächst.«"
meint Lisa STOCKER.
Die SZ hat gerade
ihr neues Familienmagazin Wir zu Grabe getragen.
Auf dem Cover ein
stolzer Vater.
Und Felix BERTH musste zusammen mit Ursula von der LEYEN
zurückrudern: die Trendwende bei den Geburten wurde erst
einmal auf Eis gelegt (vgl. SZ 10.03.2009).
Offenbar muss noch etwas
Überzeugungsarbeit bei den kinderlosen Männern geleistet
werden. Ob das mit solchen Geschichten klappt?
BELKIN, Lisa (2009): Your Old Man.
The Way We Live Now: Men might have biological clocks, too. What
happens when they hear them tick?
in: New York Times Magazine v. 05.04.
Die Postfeministin Lisa BELKIN, die im Jahr
2003 bereits die Opt-Out-Revolution (Kind statt Karriere)
ausgerufen hat, berichtet nun über die "biologische Uhr" des Mannes.
Auch in den deutschen Medien ist
dieses Thema bereits angekommen.
ECKARDT, Ann-Kathrin (2009): Die Last-Minute-Mütter.
Vor allem gebildete Frauen verlegen den
Kinderwunsch immer weiter nach hinten - Ärzte sehen das mit
Skepsis,
in: Süddeutsche Zeitung v. 14.04
DAHMS, Martin (2009): Der Tod einer besonderen Mutter,
Zweieinhalb Jahre nach der Geburt von Zwillingen ist die älteste
Gebärende der Welt gestorben. Ihr Tod hat in Spanien eine
heftige Debatte über Moral und Medizin ausgelöst,
in: Frankfurter Rundschau v. 18.07
"»Die Leute können denken,
was sie wollen. Aber niemand hat das Recht, über mich zu
urteilen«, sagte María del Carmen Bousada de Lara in einem
Interview kurz nach der Geburt ihrer Zwillinge am 29. Dezember
2006. Sie war damals 67 Jahre alt und damit die älteste
Gebärende der Welt. Vor wenigen Tagen ist sie gestorben, und
viele fühlen sich nun im Recht, über sie zu urteilen", berichtet
DAHMS.
BERTH, Felix (2009): Späte Kinder,
in: Süddeutsche Zeitung v. 30.07
SIEMS, Dorothea (2009): Bei den Geburten liegen die ostdeutschen
Frauen vorn.
Nach wie vor ist der Anteil der Kinderlosen
in den alten Bundesländern höher - Einwanderinnen sind häufiger
kinderreich,
in: Welt v. 30.07.
STATISTISCHES LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG
(2009): "Späte Mutterschaft" - bereits jede vierte Frau in
Baden-Württemberg ist bei der Geburt ihres Kindes 35 Jahre oder
älter.
Stadtkreis Heidelberg hat mit 32
Prozent den höchsten Anteil »später Mütter«, im
Schwarzwald-Baar-Kreis ist er mit 19 Prozent am geringsten,
in: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg v.
24.08.
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