TA (2001): Eine Liebe für den Sonntag.
Mobilität, Flexibilität,
das wünschen sich viele Firmen von ihren
Mitarbeitern. Rund 80.000 Thüringer pendeln zur
Arbeit in Nachbar-Bundesländer. Manchmal ziehen
sie der Arbeit auch weit hinterher. Dann muss die
Liebe, muss die Familie warten - meist bis zum
Wochenende,
in: Thüringer Allgemeine
v. 18.06.
WILHELM,
Ulrike (2001): Flieg in meine Arme.
Wieviel Nähe braucht die
Liebe? Wie viel Distanz kann sie ertragen? Vier
Paare, die zwischen 15 und 6500 Kilometer
auseinander leben, erzählen von Sehnsucht,
Leidenschaft - und warum es (trotzdem) klappt,
in: Cosmopolitan Nr.11,
November
Ulrike WILHELM hat
Ergebnisse der Studie von
Norbert F.
SCHNEIDER in ihren
Bericht über
Distanzbeziehungen (Living
apart together/LAT)
einfließen lassen und einige
besser verdienende Paare befragt. Mehr
Erfahrungsberichte finden sich bei
Karin
FREYMEYER & Manfred OTZELBERGER sowie bei
Franziska
PFEIFFER.
Wilhelm
sieht in diesen LAT-Beziehungen keinen Ausdruck von
Karrieresucht und Egoismus der
Generation
Golf (davon abgesehen ist
das auch gar keine Erfindung dieser Generation, sondern eine
Folge der Bildungsreform in den 1960er Jahren, von der in
erster Linie Frauen - und nicht die Arbeiterschicht -
profitierten).
WILHELM
stimmt mit
Michael
MARY damit überein,
dass LAT-Paare dem romantischen
Liebesideal folgen. MARY sieht in der
Distanz eine Voraussetzung für
Leidenschaft. Nähe ist dagegen ein
Leidenschaftskiller. Die
Nähe-Distanz-Thematik ist aber nur eine
von vielen Faktoren, die solche
Beziehungen bestimmen.
JAUER, Marcus (2003): Gang raus und
rollen lassen.
Pendeln zwischen Ost und West, des Lebens wegen: "Es klingt
vielleicht blöd, aber irgendwie vergeht die Zeit".
Armes Deutschland (VII): Das Schicksal einer ostdeutschen Familie: Er
arbeitet in München unter seinen Fähigkeiten, und sie wartet in
Kodersdorf auf das Wirtschaftswunder,
in: Süddeutsche Zeitung v. 26.02.
In den
1980er Jahren kamen die "Aristokraten der
Liebe". Living apart together wurde zum Schicki-Micki-Lifestyle. Mit dem
Umzug der Regierung nach Berlin flossen sogar Forschungsgelder für
wissenschaftliche Untersuchungen über mobile Lebensformen. Das
Ergebnis liegt nun seit letztem Jahr vor.
Mobil, flexibel, gebunden heißt das Werk und Marcus JAUER
hätte es vor der Reportage lesen sollen, dann hätte er die mobile
Lebensform seiner Fallgeschichte besser einordnen können und es
hieße nicht lapidar:
"Er
ist ein Pendler. Einer von 300000 Ostdeutschen, die jeden Tag, jede
Woche oder jeden Monat zur Arbeit in den Westen fahren".
Norbert F. SCHNEIDER und seine Mitarbeiter haben
die mobilen Lebensformen, die JAUER unter dem Begriff "Pendler"
abhandelt, genauer unterschieden.
Den Fall, den JAUER präsentiert, bezeichnet
SCHNEIDER als "Shuttle" (Wochenendpendler). Wenn die beschriebene
Person plant, seine Frau nachzuholen, dann würde er in die Kategorie
"Umzugmobile" fallen. Davon zu unterscheiden sind Fernbeziehungen,
Fernpendler, Varimobile oder Auslandstätige. Jede mobile Lebensform ist durch spezifische Vor-
und Nachteile gekennzeichnet, die SCHNEIDER herausgearbeitet hat.
Als SCHNEIDER seine Untersuchungen durchführte,
da zeichnete sich zwar schon ab, dass mobile Lebensformen keine
Schicki-Micki-Lifestyle-Optionen sind, sondern immer mehr Menschen
unfreiwillig zu "Aristokraten der Liebe" werden. Einen Einfluss auf
die Buchveröffentlichung hatte das jedoch nicht. Den neuen
Realitäten gerecht zu werden, das bleibt anderen Büchern
vorbehalten.
Die
verschärften Zumutbarkeitskriterien für Menschen, die der
Single-Kategorie zugeordnet werden, obgleich sie vielfach gebunden
sind, wird die Verbreitung dieser mobilen Lebensformen fördern.
FOCUS-Titelgeschichte: Die Single-Partner.
Lust und Frust von Fernbeziehungen. Und wie sie überhaupt
funktionieren können |
SACHSE, Katrin (2003): Pakt mit der Sehnsucht.
Fernbeziehungen fördern die Karriere, belasten aber die Liebe. In
Deutschland lebt bereits jedes achte Paar auf Distanz - Tendenz
steigend,
in: Focus Nr.17 v. 19.04.
STOLDT,
Till-R. & Sonja BANZE (2004): Die
Trolley-Gesellschaft: Pendeln als Lebensform.
WAMS-Thema:
Deutschland ist in Bewegung.
Millionen Menschen arbeiten weit entfernt von dem
Ort, an dem sie leben. Am Wochenende oder sogar
täglich reisen die Pendler durch das Land.
Experten erwarten, dass der Trend stark zunimmt -
mit großen Folgen für die gesamte Gesellschaft,
vor allem aber für die Liebe,
in: Welt am Sonntag v. 15.08.
Paare ohne gemeinsamen Haushalt
werden von Konservativen genauso angefeindet wie Singles.
Eigentliche Zielscheibe ist Ihnen
der Feminismus, der dafür verantwortlich gemacht wird, dass
Frauen nicht mehr ihrem Ehemann nachziehen und den Haushalt
führen, wie es der
katholische Sozialstaat
vorsieht.
In dem Artikel wird
ein privilegiertes Paar vorgestellt.
Im Rahmen der Hartz-Reformen sind es
jedoch mehr und mehr Geringverdiener, die
zu Fernbeziehungen verdammt werden. Das
interessiert die WamS jedoch nicht.
Klaus ZIMMERMANN sieht zwar im
zunehmenden Druck des Wirtschaftssystems
und des Sozialstaats auf Arbeitnehmer die
Ursache für die Zunahme von
Fernbeziehungen und ein Personalberater
nennt räumliche Mobilität als
Grundvoraussetzungen für Karrieren.
Dagegen wird Norbert F. SCHNEIDER, der
bisher die einzigste repräsentative Studie zum Thema
Lebensform und Mobilität
durchgeführt hat, mit dem
"Verbindlichkeitsverlust
traditioneller Lebensmodelle" zitiert.
Selbstverwirklichung im Beruf, statt Dienen der Frau wie es unlängst
der Vatikan
gefordert hat.
STOLDT,
Till-R. (2004): Einmaleins der
"Distanzbeziehungsführer": Wo bin ich
gerade?
WAMS-Thema:
Erstmals
werden in Deutschland therapeutische Kurse für
Fernbeziehungen angeboten,
in: Welt am Sonntag v. 15.08.
Die Probleme von
Fernliebenden sind kein Politikum,
sondern Psychologen wie Joachim LASK,
Leiter des Mühltaler Worklife-Instituts,
erhoffen sich mit "Kursen für
Fernliebende" einen lukrativen
Markt. Für 1700 Euro (Einzelkurs) oder
600 Euro (Gruppenkurs) sollen
Besserverdienende ihre Probleme (in der WamS steht natürlich der Kinderwunsch im
Mittelpunkt) bearbeiten.
ZEKRI, Sonja (2005): Tausend Tage unterwegs.
Aufzeichnungen einer Wochenend-Pendlerin. Montage sind
Mitchum-Tage. Oder: München vs Berlin - ein Leben zwischen zwei
Welten,
in: Süddeutsche Zeitung v. 06.08.
DECKER, Kerstin (2005): zu mir zu dir? oder.
Sie sind ein Paar, aber in der Wohnung wollen sie alleine sein. Ein
Essay über die Kunst der distanzierten Liebe,
in: Tagesspiegel v. 07.08.
HAARHOFF, Heike (2006): Hin und Weg.
Bei den Wochenendpendlern von Philippsreut: Hier lebt in jedem
zweiten Haushalt mindestens ein Pendler. Einer, der nur am Wochenende
daheim ist, der sich in seinem eigenen Haus fühlt wie ein Besucher.
Denn Philippsreut in Bayern ist malerisch, das macht sesshaft. Aber
Philippsreut ist auch arm, und das macht zwangsläufig mobil,
in: TAZ v. 10.01.
GARBERS, Sandra & Felix MÜLLER (2006): "Evolutionsbiologie ist Comedy".
TV-Entertainer Jürgen von der Lippe über die Vorzüge des
Singledaseins, den männlichen Jagdtrieb und die Frage, wie ein guter
Witz entsteht,
in: Welt v. 31.01.
SCHRÖDER, Alena (2006): Zurückbleiben, bitte!
Dossier: Montag früh, Berlin Ostbahnhof. Der ICE 1618, Abfahrt 7.30 Uhr
von Gleis 3 Richtung Hamburg fährt ein. Über das Reisen in
Deutschlands beliebtestem Beziehungspendlerzug,
in: Brigitte Nr.5 v. 15.02.
NEON-Titelgeschichte:
Holst du mich ab?
Wie man Fernbeziehungen aushält - und wann
Liebe auf Distanz sogar das Beste ist |
KIENLE, Dela (2006): P.S. Ich vermisse dich!
Jedes zehnte Paar liebt aus der Ferne - ohne normalen Alltag,
dafür mit Reisestress und ewiger Sehnsucht. "Na und?", sagen viele.
"Unser Happy End, das kommt schon noch." Bis dahin leben sie Die
FERNBEZIEHUNG mit allen Tiefen - und mit allen Vorteilen. Die gibt
es nämlich auch,
in: Neon, Mai
LOLL, Anna (2006): Der getrennte Alltag hat auch Vorteile.
Karriere und Partnerschaft,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 10.06.
DECKERT, Marc (2006): Auf dem Sprung.
"HOCHMOBILE" Menschen leben und arbeiten heute hier, morgen dort.
Ihr Leben klingt verlockend. Aber wie gehen sie mit den ständigen
Ortswechseln um? Und können sie jemals Wurzeln schlagen?
in:
Neon, August
"Das Recht auf Heimat scheint weltweit in Gefahr zu
sein: Und manchmal lässt sich kaum noch sagen, wie freiwillig oder
unfreiwillig jemand auf Achse ist. Auch den jungen Deutschen geht es
so: Dauerpraktikanten, die nach Abschluss ihres Studiums durch die
Büros oder Agenturen sämtlicher Großstädte tingeln.
Fernbeziehungspaare, die sich jeden Freitagabend auf einem anderen
deutschen Bahnsteig umarmen. Die vagabundische Existenz verspricht
längst keine Karrierevorteile mehr, sondern ist oft die einzige
Chance, überhaupt den Einstieg zu schaffen. Aber dann gibt es ja
auch noch die echten Freiwilligen: Kreative, oft in Medien- oder
künstlerischen Berufen", schreibt Marc DECKERT über die Situation
hochmobiler Menschen.
ZITTY-Titelgeschichte:
Neue Liebe...
Heute arbeiten wir überall. Deshalb
werden Fernbeziehungen immer normaler. Und so funktionieren sie |
SENNA, Marco (2006): Fernbeziehungen sucht man sich nicht aus. Sie
kommen. Und immer öfter bleiben sie sogar.
Ist die Liebe auf Distanz besser? Sicher ist nur eines: Sie ist
ganz anders,
in: zitty Nr.23 v. 09.11.
"Lange galt die Fernbeziehung eher als etwas für
Privilegierte. Manager pendelten oder Geschäftsführer, eben all
die Leute, die Business Class fliegen. Mehr und mehr ist nun das
Pendeln zur Arbeit immer weniger eine verfügbare Option, vielmehr
gibt es oft einfach keine andere Möglichkeit.
Man muss woanders eine Ausbildung, Stelle oder einen Studienplatz
annehmen, weil man in der eigenen Stadt keinen findet. Die Reise
zur Arbeit ist der Kampf gegen den Abstieg",
schreibt Mereceds
BUNZ im Editorial. Bereits
im März 2002 war von single-dasein.de anlässlich der
Präsentation der
ersten repräsentativen Studie zum Phänomen
"Berufliche Mobilität und Lebensform" bemängelt worden,
dass die politisch korrekte Studie dem aktuellen Strukturwandel
der Wirtschaft nicht Rechnung trägt:
"Berufsbedingte
Mobilität als eine geplante und zeitlich begrenzte Lebensphase ist
auch nicht das Hauptproblem. Problematisch werden
Lebenssituationen, die sich aufgrund äusserer Umstände
verfestigen. Mobile Lebensformen können sich im Kampf
gegen den sozialen Abstieg zur langandauernden Lebenssituation
wandeln, die sich einer befriedigenden Partnerschaft
genauso entgegenstellen wie einer Familiengründung."
In
einer
Rezension des Buches
Global Players von
Sascha LEHNARTZ hat
single-generation.de dann im Oktober 2005 resümiert:
"LEHNARTZ
hat die Problematik von Fernbeziehungen in Zeiten der
Globalisierung aufgezeigt.
Was
für die globale Klasse das Flugzeug ist, das wird in Zukunft für
die Normalos Bahn und Auto sein. Wer das Glück hat, zu den
Globalisierungsgewinnern zu gehören, den unterstützt in Zukunft
die Firma.
Die
Normalos dagegen haben mit dem sozialen Abstieg zu kämpfen. Sie
haben dann nur noch die Wahl auszusteigen oder die Kosten selber
zu zahlen. Es handelt sich dabei nicht allein um finanzielle
Kosten, sondern auch um physische, soziale und psychische.
Eine
individuelle Therapie, die den Schaden begrenzt, werden sich
Normalos nicht leisten können. In der Hartz-Gesellschaft werden
die Ausstiege aus dem gesellschaftlichen
Verpflichtungszusammenhang erschwert. (...).
Was
bleibt für jene, die nicht zur Erbengeneration gehören, ist die
politische Organisation von Singleinteressen.
Es
geht darum die singlefeindliche Medienberichterstattung zu
bekämpfen, die uns eine
Single-Lüge
auftischt."
Im
Thema des Monats April über Fernbeziehungen
hat single-generation.de dieses Jahr beschrieben wie der
veränderte Arbeitsmarkt unsere Liebesbeziehungen prägt.
Es
hat also ca. 4 1/2 Jahre gedauert, bis das Thema Fernbeziehung als
Kampf gegen den Abstieg, das erstmals in Deutschland auf
single-dasein.de thematisiert wurde, im Hauptstadtmagazin
angekommen ist...
MÜLLER, Falko/HÖRMANN, Rainer/TUCKER, River (2006): Warum in die
Nähe schweifen...
...wenn das Gute liegt so fern? Fünf Fernbeziehungen, fünf
Protokolle,
in: zitty Nr.23 v. 09.11.
MUTH, Miriam (2006): "Nicht am Wochenende heile Welt spielen".
Die Journalistin und Buchautorin Christine Koller über 18 Jahre
dauernde Fernbeziehungen, ihren Mann auf Mallorca und die Essentials
für eine gelungene Fernliebe,
in: zitty Nr.23 v. 09.11.
DEMMER, Christine (2007): Ich will keine Fernbeziehung.
Jobcoach,
in: Süddeutsche Zeitung v. 14.04.
Christiane DEMMER rät einer Akademikerin sich lieber auf
eine Fernbeziehung einzulassen als den Job vom Arbeitsort ihres
Partners abhängig zu machen:
"Potentiell gefährlich für Ihre »employability«,
also für Ihre Kompatibilität mit dem Arbeitsmarkt, ist (...) Ihr
Vorsatz, den Arbeitsort - und das heißt: Ihren künftigen Job - so
bereitwillig von dem Ihres Lebensgefährten abhängig zu machen. Das
lässt sich in einem Bewerbungsgespräch nicht gut vermitteln".
DAS
MAGAZIN-Titelgeschichte:
Neuzeitnomaden.
Liebe, Arbeit,
Studium: Vom Glück & Unglück der Weltenwechsler
|
PUSCHMANN, Thomas (2008): NeuzeitNomaden.
Auslandssemester, Jobangebote jenseits der Grenze, eine ferne
Liebe - junge Leute kurven heute international viel herum. Welche
Rituale helfen ihnen klarzukommen, wo fühlen sie sich zu Hause?
Eifrige und vorsichtige Weltenwechsler erzählen,
in: Das Magazin, April
SPIEß, Martin (2008): Glück auf Raten.
Daniel und Sara führen seit neuen Jahren eine Fernbeziehung. Er
lebt in Kiel, sie in Atlanta. Wie funktioniert das?
in: Das Magazin, April
PUPPEL, Catharina (2008): Kleiner Mann auf großem Flug,
in: faz.net v. 14.04.
Catharina PUPPEL berichtet über
"Unaccompanied Minors",
d.h. allein reisende Kinder, die
mit dem Flugzeug unterwegs sind. Die Zunahme dieser Passage erklärt
sie folgendermaßen:
"An den Wochenenden
fliegen viele Jungen und Mädchen vor allem zwischen Mutter und
Vater hin und her. Die Tatsache, dass pro Jahr etwa
zweihunderttausend deutsche Ehen geschieden werden, trägt
erheblich dazu bei, dass immer mehr Kinder zu dem Elternteil
reisen müssen, bei dem sie nicht ständig leben. Kinder, deren
Eltern aus beruflichen Gründen mobil sein müssen, sitzen
ebenfalls häufig im Flugzeug. So gingen bei Lufthansa in
Frankfurt und München im Jahr 2007 schon mehr als achtzigtausend
allein reisende Jungen und Mädchen an Bord. Bei Air Berlin
stiegen im vergangenen Jahr knapp fünfunddreißigtausend kleine
Passagiere zu"
BÖNISCH, Julia (2008): "Akademiker pendeln, um nicht abzusteigen".
Die Deutschen sind erstaunlich mobil - erzwungenermaßen: Denn
Firmen verlangen, dass ihre Angestellten beweglich und flexibel sind.
Der Soziologe Detlev Lück über Arbeit, Reisen und soziale Belastungen,
in: sueddeutsche.de v. 30.05.
Der Soziologe Norbert F. SCHNEIDER berichtet
über neue Erkenntnisse zur berufsbedingten Mobilität. Der Tenor des
Interviews entspricht dem
gestrigen Oline-Interview
mit seinem Assistenten Detlev LÜCK.
SEIBT, Gustav (2008): Heimat existiert.
Das überraschende Resultat einer Umfrage zum Wohnverhalten der
Deutschen zeigt: Die Bürger sind auffallend standortfest,
in: Süddeutsche Zeitung v. 19.07.
Was
Gustav SEIBT als Überraschung
präsentiert, ist nichts als eine Binsenweisheit. Jede
wissenschaftliche Studie der letzten
Jahrzehnte hat ergeben, dass die Deutschen nicht so mobil
sind, wie es die Wirtschaft, die Politik (Moblitätszwang durch die
Hartz-Reform) und die Demografen (Nesthocker gründen keine Familien)
fordern. Statt umzuziehen, pendeln die Deutschen lieber. Dies als "Gekräusel
an der Oberfläche" abzutun, verharmlost die Tatsache, dass dieser
Spagat der Vereinbarkeit von Beruf und
Partnerschaft/Familie mit erheblichen Kosten verbunden
ist.
NIENHAUS, Lisa &
Bettina WEIGUNY (2008): Das teure Leben der Pendler.
In Köln wohnen - in Frankfurt arbeiten. Den Liebsten in Lausanne -
den Job in Berlin. Der Anteil der Menschen, die weite Strecken zur
Arbeit fahren oder fliegen, wächst. Nicht nur, weil sie in der Heimat
keinen Job finden. Fünf Pendler erzählen,
in: faz.net v. 21.07.
GESTERKAMP, Thomas (2008): Fernpendeln gefährdet die Gesundheit.
Immer mehr Deutsche arbeiten so weit weg von ihren Wohnorten, dass
sie nur am Wochenende dorthin zurückkehren. Die ständige Mobilität
erzeugt Stress, macht krank und belastet die Partnerschaft. Das zeigt
eine neue Studie,
in: TAZ v. 19.08.
BOPP, Lena (2008):
Wenn 48 Stunden genügen müssen.
Eine
grenzenlose Liebe gegen die paar hundert Kilometer: Wie leben
Paare in einer Fernbeziehung? Mit Ritualen, Zweifeln,
Sehnsucht. Wichtig ist: Distanz selbst in der Nähe,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v.
12.10.
WEISKE,
Christine/PETZOLD, Knut/ZIEROLD, Diana (2009): Multilokale Haushalte -
mobile Gemeinschaften.
Entwurf einer Typologie multilokaler Lebensführung,
in:
Sozialer
Sinn, Heft 1
BÄUERLEIN, Theresa (2009): Liebe ohne Alltag.
Sie sind ein Paar - aber um gemeinsam zu essen, müssen sie die
Webcams einschalten. Wie liebt es sich in einer extremen
Fernbeziehung?
in: Tagesspiegel v. 05.04.
RIFFLER, Konstantin (2009): So nah und doch so fern - die digitale
Fernbeziehung.
Trotz der Distanz Nähe schaffen, Vertrauen aufbauen und
Perspektiven entwickeln - das sind die Voraussetzungen für eine
erfolgreiche Fernbeziehung. Ein Liebesprojekt, dass heute viele junge
Paare angehen und das dank diverser Kommunikationsmittel funktionieren
kann,
in:
Stuttgarter Zeitung
v. 27.05.
STOLZ, Matthias (2009): Die Skype-Liebe.
Das Videotelefon hat die Fernbeziehung revolutioniert - macht es
sie tatsächlicher einfacher?
in:
ZEIT-Magazin Nr.23
v. 28.05.
KALS, Ursula (2009): Ein Paar, zwei Orte.
Die Arbeit läuft gut, die Liebe hat das Nachsehen. Aus beruflichen
Gründen lebt heute jedes siebte Paar in einer Fernbeziehung. Und die
Zahl steigt,
in:
Frankfurter
Allgemeine Zeitung v. 30.05.
SCHEIB, Katrin (2009): Eine Fernbeziehung ist lästig und
schmerzhaft,
in: WAZ Online v. 22.07.
BUTTJER, Mareeke (2009): Im Namen der Liebe.
Unverheiratete Pendler dürfen sich freuen: Der Fiskus zahlt bei
einer Zweitwohnung am Arbeitsort künftig mit - zwei Urteile machen
es möglich,
in: Financial Times Deutschland
v. 05.08.
OPPERMANN, Nicole (2009): Pendlerin zwischen Heimat und Einsamkeit.
Putzjobs:
In Berlin
hat Bascha Arbeit. Keine legale, aber immerhin. Und in Sagan wohnt
ihre Familie. Bascha pendelt zwischen Einsamkeit und Heimat,
in: Berliner Morgenpost v. 24.08.
SCHNEIDER, Carola
(2009): Rückzugsort und Wohlstandsphänomen.
Weshalb
sich Menschen Zweitwohnsitze zulegen,
in: Neue Zürcher Zeitung v. 17.10.
REUSCHKE,
Darja (2010): Multilokales Wohnen. Raum-zeitliche Muster
multilokaler Wohnarrangements von Shuttles und Personen in
einer Fernbeziehung, Verlag für Sozialwissenschaften
Multilokales Wohnen
"In dem Buch wird das multilokale
Leben und Wohnen von Personen mit einem beruflich
genutzten Zweitwohnsitz (Shuttles) und von Personen
in einer Partnerschaft mit getrennten Haushalten
über große Distanzen (Fernbeziehungen) im Kontext
beruflicher Mobilitätsanforderungen und des sozialen
Wandels empirisch untersucht. Die Ergebnisse der
Arbeit beruhen auf einer standardisierten Befragung
von zufällig ausgewählten Zugezogenen in vier
deutschen Großstädten und vertiefenden qualitativen
Interviews. Besonderheiten multilokaler Lebens- und
Wohnformen werden in Bezug auf sozialstrukturelle
Merkmale, Wohnbedingungen und Wohnbedürfnisse
mittels Vergleichsgruppenanalysen untersucht. In der
Arbeit werden die Entstehungszusammenhänge sowie die
Dauer und Perspektiven eines multilokalen Lebens,
die Wohnsituation und das Mobilitätsverhalten von
Personen mit einem beruflich genutzten Zweitwohnsitz
(Shuttles) und von Personen in einer Partnerschaft
mit getrennten Haushalten über große Distanzen
(Fernbeziehungen) empirisch untersucht. Die
Ergebnisse der Arbeit beruhen auf einer
standardisierten Befragung von zufällig ausgewählten
Zugezogenen in vier deutschen Metropolen.
Besonderheiten multilokaler Lebens- und Wohnformen
werden in Bezug auf sozialstrukturelle Merkmale,
Wohnbedingungen und Wohnbedürfnisse mittels
Vergleichsgruppenanalysen untersucht."
(Klappentext) |
DORBRITZ, Jürgen & Robert NADERI (2013): Getrennt leben und eine
intime Beziehung führen.
Bilokale Paarbeziehungen in
Deutschland,
in:
beziehungsweise, November
DIDERO, Maike & Carmella
PFAFFENBACH (2014):
Multilokalität und
Translokalität.
Konzepte und Perspektiven eines
Forschungsfelds,
in: Geographische
Rundschau,
November
DIDERO & PFAFFENBACH beschreiben
Multilokalität als ein Konzept europäischer Mobilitätsforschung, was
insbesondere für die soziologische Forschung zu kurz gegriffen ist.
So stützte sich die soziologische Multilokalitätsforschung der 1990er Jahre und selbst
noch Anfang des Jahrtausends auf nationale Erhebungen, sodass
staatenübergreifende Paar- und Elternbeziehungen unberücksichtigt
blieben. Der Beitrag geht den Ursachen der Multilokalität nach,
wobei es zum Unterschiede zwischen erzwungenen und freiwilligen
Formen der Multilokalität gibt, was die Autorinnen in dem Kapitel
Multilokale Lebensarrangements zwischen Beruf und Lebensstil
beschreiben. Dabei machen es sich die Autorinnen zu einfach, wenn
sie zwischen dem globalen Norden und Süden dahingehend
unterscheiden, dass in ersterem Multilokalität ein
Wohlstandsindikator sei, während sie im globalen Süden erzwungen
sei. Mit dem Anwachsen der sozialen Ungleichheit innerhalb der
Länder des globalen Norden und dem Aufstieg der Mittelschichten
jenseits der westlichen Industrienationen, ist diese Zweiteilung zu
simpel. Gerade Deutschland ist mit seiner Hartz-Gesetzgebung ein
Beispiel für die Zunahme erzwungener Multilokalitä. (Darja REUSCHKE
sieht insbesondere das
Ost-West-Pendeln als erzwungene Multilokalität. Das mag für
Länder, in denen der internationale Tourismus ein großer
Wirtschaftsfaktor ist, anders sein:
"Oftmals ist Multilokalität auch
ein Wohlstandsindikator oder Ausdruck eines sozialen
»Prestige-
und Aufstiegsbedürfnisses«
(Rolshoven 2006, S.192), denn jeder Freizeitwohnsitz im In-
oder Ausland, der regelmäßig aufgesucht wird, ist ebenfalls ein
Indikator für Multilokalität. In manchen Ländern wie der Schweiz und
Österreich sind es sogar häufiger freizeitbezogene als
berufsbezogene Aspekte, die zu multilokalen Lebensformen führen".
(2014, S.5)
Unberücksichtigt bleibt in dem
Beitrag vor allem, dass die
Forschung zur Multilokalität eine andere Perspektive auf die
Einpersonenhaushalte ermöglicht, wobei dieser Aspekt
unterbelichtet ist. Aus Sicht der Multilokalitätsforschung kann dann
nicht mehr einfach von "Single-Gesellschaft" gesprochen werden,
sondern die "Paar-Gesellschaft" wird sichtbarer. Eine solche
Sichtweise könnte den grassierenden Sozialpopulismus relativieren,
der sozial- bzw. bevölkerungspolitisch motiviert ist.
SCHIER, Michaela (2014):
Multilokalität von
Familie in Deutschland,
in: Geographische
Rundschau,
November
Michaela SCHIER grenzt den
Begriff der Multilokalität von Familien gegen den Begriff der
"multilokalen Mehrgenerationenfamilie" des Soziologen Hans BERTRAM
ab:
"Der Begriff
»multilokale Mehrgenerationenfamilie« (Bertram 2002) bezieht
sich auf das getrennte Wohnen von Eltern und ihren erwachsenen
Kindern. »Multilokalität von Familie in frühen Familienphasen« (Schier
2013) meint hingegen eine familiale Lebensführung, bei der Eltern
und ihre minderjährigen Kinder periodisch voneinander getrennt leben
und mindestens ein Mitglied der Familie im Wechsel mehrere
Behausungen bewohnt."
(2014, S.10)
SCHIER unterscheidet zwei Typen
solcher multilokalen Familien:
"Familien nach Trennung und
Scheidung sowie erwerbsbedingt multilokale Familien." (2014, S.10)
SCHIER verwendet einen sehr
weiten Begriff von Multilokalität, wenn sie solche Familien
definiert als
"Familien, bei denen ein
Elternteil mindestens 15 Mal im letzten Jahr beruflich bedingt
auswärts übernachtet hat". (2014, S.11)
In ihrem Beitrag widmet sich
SCHIER drei Typen eines multilokalen Familienalltags:
1) Intrakommunal multilokale
Familien
2) Transregional multilokale Familien
3) Transnational multilokale Familien
Die Fälle entsprechen
sorgerechtlich gesehen dem Wechselmodell bei Nachtrennungs- bzw.
scheidungsfamilien, wobei in ersterem Fall die getrennten Eltern
innerhalb einer Gemeinde wohnen, während sie im zweiten Fall in
unterschiedlichen deutschen Gemeinden (im Beispiel sind es Gemeinden
in unterschiedlichen Bundesländern) wohnen. Im letzten Fall leben
die Eltern in unterschiedlichen Staaten.
SCHIER unterscheidet 5
Anforderungen an eine multilokale familiale Lebensführung:
1) Gestaltung des gemeinsamen
Alltags
2) Gestaltung der Übergänge zwischen An- und Abwesenheiten
3) Gestaltung des getrennten Alltags
4) Gestaltung der wiederkehrenden räumlichen Mobilität
5) Aneignung der verschiedenen Lebensorte
BRODMERKEL, Anke
(2014): Ein Paar, zwei Wohnungen.
Zusammensein in einer festen
Partnerschaft, aber getrennt wohnen: Immer mehr Paare sehen darin
keinen Widerspruch. Vor allem im mittleren Alter wächst die Zahl
derer, die zwar ihr Leben, nicht aber Küche und Schlafzimmer mit dem
Partner teilen. Was sind die Vorteile dieser Beziehungsform – und was
die Stolpersteine?
in: Psychologie
Heute,
Dezember
Paare ohne gemeinsame Wohnung
gelten amtsstatistisch als zwei Alleinlebende. Die Forschung versucht
in diesem Sinne nachzuweisen, dass dies berechtigt ist und solche
Paare gar keine richtigen Paare sind. Der französische Soziologe
Jean-Claude KAUFMANN spricht z.B. in seinem Buch
Schmutzige Wäsche von "Quasi-Paaren". In dieser Tradition
steht auch der Artikel von Anke BRODMERKEL, der Untersuchungen von
Jens ASENDORPF, Robert NADERI und Alexander NOYON & Tanja KOCK in
diesem Sinne interpretiert.
Paare mit zwei Wohnungen werden
danach unterschieden, ob sie das freiwillig tun oder gezwungenermaßen.
Als Indikator dient dazu die Entfernung der beiden Wohnungen.
Fernbeziehungen gelten demnach als unfreiwillig, während Wohnungen
in der gleichen Stadt bzw. im gleichen Haus als freiwillig gelten. Der
Begriff Living apart together wird inzwischen häufiger nur noch für die
freiwillig gewählte Form verwendet.
Der Artikel widmet sich den
freiwilligen Paaren mit zwei Wohnungen. Diese finden sich vorwiegend
im mittleren Lebensalter. Dabei werden auch Alleinerziehende
betrachtet, die amtsstatistisch nicht zu den Alleinlebenden zählen. Im
Artikel wird hinsichtlich des Living apart together auch von "bilokaler
Partnerschaft" gesprochen.
Leider beziehen sich die im Artikel
präsentierten Daten zu solchen Partnerschaften nur auf den Zeitraum
zwischen 1992 und 2006, obwohl sich die gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen seitdem offenbar entscheidend geändert haben. Die
Autorin zitiert aus einer noch unveröffentlichten Studie von Jens
ASENDORPF über deren Repräsentativität nichts gesagt wird.
"Häufig sehen die Menschen, die
eine LAT-Beziehung führen, in dem dem anderen einfach nicht den
Partner fürs Leben",
wird der Psychologe zitiert. Kann
man jedoch solche Beziehungen über einen Kamm scheren oder müsste
nicht zwischen verschiedenen Typen unterschieden werden? Und warum
sollen sich Paare mit zwei Wohnungen von zusammenwohnenden Paaren
unterscheiden. Was, wenn einfach die Lebensumstände unterschiedliche
Formen des Zusammenlebens erforderlich machen bzw. eine
unterschiedliche Lebensphase wiederspiegeln? Statt irgendwelche
Persönlichkeitsunterschiede zu suchen, wäre dann eine Unterscheidung
der Lebensumstände notwendig.
Paare mit zwei Wohnungen werden
offenbar weniger empirisch als ideologisch betrachtet. Da es sich
quantitativ betrachtet um ein relativ neues Phänomen handelt, das den
veränderten Bildungs- bzw. Ausbildungsbedingungen,
Arbeitsmarktbedingungen (Globalisierung), technologischen
Entwicklungen (Skype, Hochgeschwindigkeitszügen, Veralltäglichung von
Flügen usw.) und der Zunahme berufstätiger Frauen geschuldet ist,
dürften sich Persönlichkeitsunterschiede mit der weiteren Verbreitung
multilokaler Lebensformen als wenig ergiebig zeigen.
Dass solche bilokale
Partnerschaften häufig kinderlos sind, ist auch wenig verwunderlich,
da bilokale Familien gewöhnlich durch eine gemeinsame Haupt- und eine
Nebenwohnung gekennzeichnet sind. Zudem müssen Kinderlose
gezwungenermaßen flexibler sein als Eltern.